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Die junge Stella lebt auf Sylt. Sie fühlt sich magisch vom Wasser angezogen und verbringt jede freie Minute am Strand. Durch einen unglaublichen Zufall erfährt sie, dass sie adoptiert wurde. Plötzlich taucht ein mysteriöser Fremder in dem Souvenirladen ihrer Eltern auf, in dem sie arbeitet. Als sie am dann noch am Strand den attraktiven Laurion kennenlernt, erfährt sie Dinge über sich und ihre geheimnisvolle Herkunft, die alles, was sie bisher kannte, infrage stellen. Sie ist die Tochter einer Meerjungfrau und eines Menschen und soll sich, einer Sage nach, an ihrem 17ten Geburtstag in das Lächeln der Meere. Zwei sich rivalisierende Stämme der Unterwasserwelt Lumaaria, versuchen sie für sich zu gewinnen. Stella verliebt sich in Laurion, der sie eigentlich beschützen soll, aber plötzlich wieder zurück nach Lumaaria muss. So bleibt nur Romen, der Fremde aus dem Souvenirladen, um ihr zu helfen, sich auf das Bevorstehende vorzubereiten und sie vor den Sectatoren, die sie entführen wollen, zu beschützen. Am Tag ihrer Verwandlung muss Stella ihn und ihre Freundin Selina zurücklassen, als sie sich verwandelt und in die Unterwasserwelt eintaucht, in der Hoffnung Laurion wiederzusehen.
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Kapitel EINS
Kapitel ZWEI
Kapitel DREI
Kapitel VIER
Kapitel FÜNF
Kapitel SECHS
Kapitel SIEBEN
Kapitel ACHT
Kapitel NEUN
Kapitel ZEHN
Kapitel ELF
Kapitel ZWÖLF
Kapitel DREIZEHN
Kapitel VIERZEHN
Kapitel FÜNFZEHN
Kapitel SECHZEHN
Kapitel SIEBZEHN
Kapitel ACHTZEHN
Kapitel NEUNZEHN
Kapitel ZWANZIG
Gesehn, gehofft, gefunden, gestanden und geliebt – drauf eine Zahl von Stunden durch keinen Schmerz getrübt.
Gequält, getrennt, geschieden durch feindliches Bemühn – dahin der Seele Frieden, die süße Ruh dahin…
Sich liebend treu geblieben, geklagt, gesehnt, geweint und dann, im bessern Drüben auf ewig doch vereint.
(Rainer Maria Rilke)
Gelangweilt sah Stella aus dem Fenster des kleinen Souvenirladens ihrer Eltern.
Es regnete leicht und die Straßen waren menschenleer.
Kein Wunder, denn die Ferienzeit war vorbei und die Touristen hatten Sylt verlassen.
Es war Samstag, eine Woche nach Ende der Sommerferien, und Stella arbeitete immer samstags im Laden ihrer Eltern in Westerland. Unter der Woche besuchte sie die zehnte Klasse der dortigen Realschule.
Ihre Eltern betrieben den kleinen Laden und gleichzeitig noch eine Pension.
In den Herbst- und Wintermonaten war es ruhig, dafür verdienten sie ihr Geld im Frühling und Sommer.
Da die Sommerferien nun vorbei waren und das Wetter die letzten Tage etwas kühler geworden war, hatte Stella nicht viel zu tun, außer aus dem Fenster zu starren. Sie mochte das Wasser, egal in welcher Form, auch als Regen. Das war auch der Grund, warum sie beinahe all ihre Freizeit am Strand verbrachte, egal zu welcher Jahreszeit.
Von ihren Freunden hatte sie schon oft ungläubige Blicke und Kopfschütteln geerntet, wenn sie an Regentagen lieber am Strand saß, als einen gemütlichen DVD-Abend auf der Couch zu verbringen.
Immer wenn sie mit ihren Eltern im Urlaub auf dem Festland war, was Gott sei Dank selten vorkam, spürte sie schnell die Sehnsucht nach dem Wasser und nach ihrem Strand. Diese Sehnsucht konnte so stark werden, dass sie sich richtig unwohl, ja fast krank, fühlte.
Überhaupt hatte Stella oft das Gefühl, anders zu sein. Sie war eine hervorragende Schwimmerin und Rettungsschwimmerin und hatte etliche Medaillen bei Wettbewerben gewonnen.
Sie war sehr groß für ein 16-jähriges Mädchen und überragte all ihre Freundinnen und auch einige ihrer männlichen Klassenkameraden.
Ihre Haare waren dicht und blond, ihre Augen türkisblau. Sie hatte sehr weibliche Rundungen und war nicht zierlich. Man mochte sie für hübsch halten, aber für die jungen Männer ihrer Altersklasse wirkte sie wohl eher einschüchternd. Mit ihrer selbstbewussten Ausstrahlung, hatte sie nicht diesen Niedlichkeitsfaktor, der bei den Jungs den Beschützerinstinkt weckte.
Die Kombination aus all dem führte dazu, dass sie bisher noch keine wirkliche Beziehung zu einem Jungen hatte aufbauen können. Manchmal war das ganz schön frustrierend und sie bewunderte ihre beste Freundin Selina, die so klein und zierlich war und immer eine Reihe offensichtlicher Verehrer hatte, die ihr die Tür aufhielten oder ihre Tasche trugen.
Mit ihren großen, unschuldigen, braunen Augen wickelte sie die Jungs reihenweise um den Finger. Aber für Stella war sie die beste Freundin der Welt, schon seit dem Kindergarten, die sie so nahm und mochte, wie sie war.
Stella sah auf die Uhr, es war halb zwei. In einer halben Stunde konnte sie den Laden endlich schließen. Seufzend setzte sie sich auf den Hocker hinter dem Tresen und blätterte in einer Zeitschrift.
Die Türglocke riss sie aus ihren Gedanken. Als sie aufsah, lächelte ihr Selina ins Gesicht.
„Hey, was guckst du denn so geknickt?“, fragte Selina fröhlich.
„Ich gucke gar nicht geknickt, ich war nur in Gedanken. Bist du gekommen, um mir noch ein bisschen die Zeit zu vertreiben?“, antwortete Stella und lächelte ihre Freundin an.
„Ich bin gekommen, um dich zu fragen, ob du heute Abend mit mir zur Sommerabschiedsparty am Strand kommst. Ich habe gerade gesehen, dass sie Zelte aufgebaut haben wegen des Wetters. Das wird bestimmt ziemlich cool!“, erzählte Selina engagiert.
Stella überlegte kurz. Strand war immer ein guter Platz für sie. Der Regen machte ihr nichts aus und es waren immer noch über 20 Grad draußen. Ihre Eltern würden nichts dagegen haben. Die waren meist selbst so sehr beschäftigt, dass ihnen gar nicht auffiel, wenn Stella nicht da war. Als sie dann in die leuchtenden Augen ihrer Freundin blickte, konnte sie nicht Nein sagen.
„Okay, lass uns hingehen. Kommst du zu mir und wir laufen zusammen hin?“
Stella strahlte: „Na klar, ich hole dich um acht ab!“
Dann hüpfte ihre Freundin gut gelaunt von dannen und Stella musste grinsen.
Der Regen hatte aufgehört und ein paar Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Wolken. Langsam wagten sich auch wieder ein paar Fußgänger vor die Tür. Hunde wurden ausgeführt und Kinderwagen geschoben.
Stella versuchte, die Zeit damit zu vertreiben, ein paar Regale aufzuräumen und abzustauben.
Sie war gerade mittendrin, als die kleine Türglocke erneut klingelte und ihr damit sagte, dass jemand den Laden betreten hatte.
Stella stand mit dem Rücken zur Tür. Als sie sich umdrehte, erschrak sie fast beim Anblick des außergewöhnlich attraktiven jungen Mannes, der im Laden stand. Dunkle Augen funkelten sie neugierig an. Ein markantes Gesicht, dass fast aussah wie gemalt, und dichtes schwarzes Haar, das bis zu den Ohren reichte.
Stella starrte den Fremden an und dieser starrte forsch zurück. Irgendetwas Bedrohliches und dennoch Faszinierendes ging von ihm aus.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dem Mann nun gegenüberstand und sie sich wortlos ansahen, bis die Laden klingel noch einmal ertönte. Hinter dem Fremden kam Angelo, der Sohn des Eisladenbesitzers gegenüber, in den Laden geschlurft.
Stella zuckte zusammen, als die Klingel sie aus ihrer Trance riss. Der Fremde zuckte ebenfalls, löste seinen Blick aber nicht von ihr.
„Hey Stella, stör‘ ich?“, fragte Angelo und blickte den Fremden argwöhnisch von der Seite an.
Ohne ihre Antwort abzuwarten, sprach er weiter.
„Ich wollte dich nur kurz fragen, ob du zufälligerweise ein Verlängerungskabel hast. Das von meinem Vater ist irgendwie verschwunden.“
Der Fremde blickte kurz zu Angelo, dann drehte er sich um und verließ den Laden wieder.
Stella starrte ihm hinterher.
„Hallo, Erde an Stella, was war das denn für ein komischer Kauz?“
Stella besann sich und blickte Angelo an.
„Keine Ahnung, ich hab ihn noch nie gesehen und er hat keinen Ton gesagt“, antwortete sie, immer noch etwas verklärt.
„Hast du jetzt ein Verlängerungskabel oder nicht?“, fragte Angelo ungeduldig.
„Warte, ich schau mal nach. Ich glaube schon“, sagte Stella und ging in das kleine Lager hinter der Laden theke. Sie wühlte in ein paar Kisten und fand tatsächlich ein Verlängerungskabel.
„Hier, geht das?“, fragte sie und hielt es Angelo hin.
„Ja, danke, das geht! Ich bring‘s dir wieder, sobald mein Vater fertig ist“, sagte Angelo und wandte sich zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um und fragte: „Gehst du heute auch zu der Party am Strand?“
„Äh, ja, ich werde wohl hingehen“, antwortete Stella lässig.
„Cool, dann sehen wir uns ja“, grinste Angelo und verließ den Laden.
Stella setzte sich einen Moment auf den Stuhl hinter der Ladentheke. Der Fremde ging ihr nicht aus dem Kopf. Was hatte er gewollt? Irgendetwas an ihm war seltsam, beängstigend und faszinierend zugleich. Sie sah aus dem Fenster, aber sie konnte ihn nirgends mehr entdecken.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass es 14 Uhr war und sie den Laden schließen konnte. Sie nahm ihre Sachen, schloss den Laden ab und lief gedankenverloren die wenigen Schritte bis zu ihrem Elternhaus. Es war natürlich wieder einmal niemand zu Hause, auch ihre beiden Geschwister nicht. Deshalb ging sie in ihr Zimmer, um noch ein wenig zu lesen, bevor sie sich für die Party fertigmachen musste.
Pünktlich um acht Uhr stand Selina auf der Matte, um Stella abzuholen. Mittlerweile waren ihre beiden jüngeren Geschwister auch wieder zu Hause. Nur Stellas Eltern noch nicht. Aber da diese sich nie darum scherten, was Stella trieb, sagte sie ihrem 14-jährigen Bruder Milo Bescheid, wo sie war und dass sie pünktlich um Mitternacht zu Hause sein werde.
Stella und Selina liefen eingehakt den Weg zum Strand und plauderten vergnügt. Schon von Weitem konnte man die Musik hören und je näher sie dem Strand kamen, um so lauter wurde es. Es war schon viel los und Stella erkannte einige ihrer Mitschüler und Freunde in der Menge.
Es hatte aufgehört zu regnen und war mild, sodass auch viele Grüppchen außerhalb der Zelte am Strand saßen. Im Zelt spielte eine Band.
Selina lief schnurstracks auf eine Gruppe Mädels zu, die an einer der Bars außerhalb des Zeltes standen. Es waren alles Mädels aus ihrem Jahrgang und man begrüßte sich fröhlich.
„Hey Selina, Stella! Cool, dass ihr auch hier seid“, sagte Mara, ein Mädel aus ihrer Klasse, vergnügt. Stella bestellte zwei Cocktails und blieb noch eine Weile stehen. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch.
Selina hatte recht schnell ihren Schwarm Tim, aus der Parallelklasse in der Menge entdeckt und flirtete von Weitem mit ihm. Das war typisch für Selina, sie ließ nie etwas anbrennen. Stella musste schmunzeln. Wie gerne hätte sie auch einen Schwarm gehabt, den sie anflirten konnte, aber irgendwie musste der richtige Flirtpartner für sie erst noch erfunden werden. Sie war noch nie wirklich verliebt gewesen.
Die Gruppe Mädels beschloss, sich ein Plätzchen am Strand zu suchen, um sich zu setzen und Selina bewegte sich nur widerwillig von ihrem Flirtposten weg. Stella war es recht, dass sie sich näher ans Wasser setzten, der Geruch stieg ihr in die Nase und sie fühlte sich sogleich geborgen.
Die Stimmung war ausgelassen und es gesellten sich schnell noch ein paar Jungs dazu, die Sekt mitbrachten und die Flasche kreisen ließen. Stella machte sich nicht viel aus Alkohol, aber ein bisschen trank sie doch mit. Sie fühlte, wie ihre Wangen langsam zu glühen anfingen und ihr der Sekt zu Kopf stieg. Es war ein eigenartiges, ulkiges Gefühl. Selina schien es genauso zu gehen, denn sie lehnte sich an Stellas Schulter und kicherte albern.
Sehr zu Selinas Freude gesellte sich nach einer Weile auch Tim in den Kreis und setzte sich neben sie. Für Stella ein Signal, um sich einen Moment abzuseilen und ans Wasser zu gehen. Sie stand am Rande des Ufers und schlüpfte aus ihren Ballerinas, um mit den Füßen ins Wasser zu gehen.
Die See war angenehm und schlagartig machte sich ein gutes, wohliges und sehnsüchtiges Gefühl in ihr breit. Aus dem Zelt drang „The Rose“ von Bette Midler an ihr Ohr. Ein wunderschönes Lied, das sicher viele Schmusepärchen auf die Tanzfläche lockte.
Plötzlich fröstelte es Stella, obwohl es überhaupt nicht kalt war. Vor ihr im Wasser regte sich etwas, und als sie genauer hinsah, erkannte sie eine Silhouette, die ihr seltsam bekannt vorkam.
„Schönes Lied, nicht?“, ertönte plötzlich eine Stimme neben ihr und Stella zuckte zusammen.
Sie drehte den Kopf und sah in große, wasserblaue Augen, die fast schon zu leuchten schienen. Sie gehörten in ein hübsches, männliches Gesicht, mit feinen, fast femininen Zügen, das von wilden Locken umrandet wurde. Unweigerlich fing ihr Herz an zu klopfen. Sie kannte den jungen Mann nicht, aber er sah toll aus und seine Ausstrahlung wärmte sie auf merkwürdige Art und Weise. Ihr Blick ging zurück aufs Wasser, aber die Silhouette war verschwunden.
„Entschuldige, habe ich dich erschreckt?“, fragte der Fremde.
„Nein, ähm ja, doch, ein bisschen“, stotterte Stella verlegen und kam sich sofort ziemlich blöd vor. Der Fremde lächelte sie freundlich an und ließ weiße Zähne aufblitzen. Augenblicklich fühlte Stella sich besser. Sie konnte sich nicht erklären warum, aber er hatte irgendetwas Vertrautes.
„Tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich bin Laurion“, erwiderte der Fremde.
„Stella“, gab Stella zurück und wunderte sich etwas über den außergewöhnlichen Namen des jungen Mannes vor ihr. Sie war sich sicher, dass sie ihn noch nie an ihrer Schule gesehen hatte.
„Du bist nicht von hier, oder?“, fragte sie vorsichtig.
„Sagen wir, ich kenne die See wie niemand anderes hier am Strand“, antwortete Laurion geheimnisvoll.
Irgendwie seltsam, dieser Laurion, dachte Stella. Seltsam und dennoch anziehend. Gleich zwei sonderbare, attraktive Männer, die ihr heute über den Weg liefen. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, das die beiden etwas gemeinsam hatten.
Laurion stand immer noch neben ihr, schwieg und sah übers Wasser. Sie musterte ihn von der Seite. Er war wirklich groß, größer als sie, was bei Männern nicht allzu oft der Fall war. Er trug ein weißes Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte. Starke Unterarme traten daraus hervor. Ihr Blick ging verstohlen nach unten. Er trug Jeans und war barfuß. Langsam wurde ihr bewusst, wie sie ihn anstarrte und es war ihr unangenehm. Was sollte er von ihren Blicken halten? Er stand weiter einfach da und rührte sich nicht.