Das Lachen des Tigers - Malte Leyhausen - E-Book

Das Lachen des Tigers E-Book

Malte Leyhausen

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Beschreibung

Alex Zimmermann lebt mit seiner Frau Barbara und den beiden Kindern in einem Eigenheim, das auf Kredit finanziert ist. Seine Event-Firma ist plötzlich pleite. Er will das Haus nicht verlieren und vor seiner Familie nicht als Versager gelten. In seiner Not muss Alex als Comedian auf einem Kreuzfahrtschiff anheuern. Er bekommt die Stelle unter der Bedingung, dass sich das Publikum nach der Probezeit von drei Monaten zwischen ihm und einem anderen Bewerber entscheiden muss. Der Konkurrent Tim Taff arbeitet mit unsauberen Mitteln, klaut Alex die besten Pointen und platziert Buhrufer im Publikum. Wird Alex es trotzdem schaffen, als lachender Sieger aus dem Kampf der Komiker hervorzugehen? Findet er am Ende einen Weg, um Kinder, Kunst und Karriere unter einen Hut bringen? Der Anhang bietet ein Personenregister und Materialien für den Unterricht.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Malte Leyhausen

Das Lachen des Tigers

Roman

Für alle Humorhandwerker*innen zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, kommt darin um.

Hanns Dieter Hüsch

Inhalt

Cover

Titelblatt

Widmung

ALEX

1. SEETAG

2. SEETAG

3. SEETAG

CELINE

BARBARA

TIM

ALEX – 4. SEETAG

9. SEETAG

CONNY

Alex – 10. Seetag

19. SEETAG

25. TAG – LANDGANG

26. SEETAG

SCHLUSS MIT LUSTIG

ALEX – 36. SEETAG

45. SEETAG

66. SEETAG

CELINE

SUSANN

ALEX

Eine Seefahrt, die ist lustig?

SUSANN

AUS DEM POLIZEIBERICHT

AKTENNOTIZ

ALEX – 83. SEETAG

90. TAG – LANDGANG

CONNY

ALEX

FINALE

EPILOG

PERSONEN-REGISTER

DER AUTOR

UNTERRICHTS-MATERIAL

A) Was darf Satire?

B) Theorien des Humors

C) Die Grenzen künstlicher Intelligenz

D) Die Geschichte des deutschen Kabaretts

E) Wie bereitet man eine Stand up Comedy vor?

F) Wie lernt man luzides Träumen?

Urheberrechte

Das Lachen des Tigers

Cover

Titelblatt

Widmung

ALEX

UNTERRICHTS-MATERIAL

Urheberrechte

Das Lachen des Tigers

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ALEX

»Sie müssen Ihre Firma sofort schließen«, sagt mein Steuerberater, als würde er sagen, Ihr Schuh ist offen.

»Und wenn nicht?«, stutze ich.

»Dann riskieren Sie eine Anzeige wegen Insolvenzverschleppung«, setzt er nach. »Sie fahren seit Monaten nur Verluste ein. Wenn Sie jetzt die Reißleine ziehen, kommen Sie mit einem blauen Auge davon.«

»Und wovon soll ich leben? Meine Familie ernähren? Mein Haus abbezahlen?« Zur Illustration schmeiße ich drei leere Kaffeekapseln in die alberne Tasse mit den lachenden Steuerparagrafen.

»An Ihrer Stelle würde ich keine unnötigen Kosten mehr produzieren. Kündigen Sie den Mietvertrag für Ihre Geschäftsräume und alle anderen Verbindlichkeiten …«

»Gute Idee. Als erstes kündige ich Ihnen!«

Ich verlasse das Steuerbüro und stehe um kurz nach Zwölf wieder auf der Straße. Wäre ich Raucher, würde ich mir jetzt eine anstecken. Was für ein Triumph für meine Frau Barbara. Sie hat nie an meine Event-Firma geglaubt.

»Mit anspruchsvoller Kunst kannst du kein Geld verdienen! Das zahlende Publikum will leichte Unterhaltung!« Wie oft haben wir diese Diskussion geführt. Das letzte Mal warf ich ein Lachsbrötchen aus dem Fenster, als sie den bewährten Vergleich brachte:

Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Okay, das Festival mit den koreanischen Filmen mit finnischen Untertiteln würde ich heute anders machen.

Die Hosentasche vibriert. Terminerinnerung. 13.00 Uhr, Paartherapie. Ausgerechnet heute. Vielleicht kann ich Barbara mit dem Therapeuten verkuppeln und mich ins Ausland absetzen. Ich sehe in unserer Beziehung keinen Spielraum mehr. Wir kennen uns 20 Jahre. Wir kennen unsere wunden Punkte. Für mich geht es nur noch darum, die wunden Punkte zu umschiffen. Fertig. Eine Ehe ist keine Ruderregatta mit Trainingslager, Startschuss und Siegerehrung. Wir haben zwei stinknormale Kinder in der klassischen Mischung Junge (15) und Mädchen (17) mit den hippen Vornamen Vincent und Nele. Ich bekenne mich schuldig, dass Barbara ihre Karriere als Journalistin der Familie geopfert hat, weil wir glaubten, dass ich uns besser ernähren könnte. Letztes Jahr haben wir zusammen unseren fünfzigsten Geburtstag gefeiert und alle gratulierten uns zum Hundertsten. Wie originell. Die Praxis des Paartherapeuten befindet sich in der Hafenstraße 101.

***

Barbara kommt auf die letzte Minute. Dabei hat sie sich lange um diesen Termin bemüht. Vielleicht ahnt sie, dass es heute Neuigkeiten gibt, die sie lieber aufgeschoben hätte. Diplom-Psychologe Matthias Junker wippt ungeduldig auf einem knallgrünen Gymnastikball mit angedeuteter Stuhllehne. Wir dürfen gegenüber auf einer weitläufigen Couch Platz nehmen. Nach dem Begrüßungsgeplänkel greift Junker tief in die Beziehungskiste.

»Was glauben Sie, Frau Zimmermann, was Ihrem Mann gerade durch den Kopf geht?«

»Mein Mann würde gerne eine halbautomatische Waffe nehmen und Ihnen den Ball unterm Hintern wegschießen.«

»Herr Zimmermann, jetzt dürfen Sie auflösen. Was denken Sie wirklich?«

»Ich würde nicht schießen, weil ich Ihnen weder den Ball ersetzen noch diese Sitzung bezahlen kann. Meine Firma ist pleite und ich brauche keinen Paarberater, sondern einen Berufsberater.«

Barbaras Gesicht wechselt die Farbe.

»Und was bedeutet das für mich? Ich habe dich immer gewarnt, dass uns deine Luftschlösser auf die Füße fallen werden … Du …«

»Moment!«, grätscht Junker dazwischen. »Bevor wir die Situation mit Vorwürfen zementieren, sollten wir versuchen, die Krise als Chance zu sehen. Herr Zimmermann, wenn Sie jetzt Ihren Traumberuf ergreifen könnten, welcher Beruf wäre das?«

Mittlerweile bereue ich meine höfliche Antwort und entwickle Fantasien, was ich mit einer halbautomatischen Waffe in Wirklichkeit anstellen würde. Barbara übernimmt das Ruder und fordert mich auf, die Familie endlich mit einer gewinnbringenden Tätigkeit abzusichern. Für Traumberufe sei kein Geld mehr da. Und für Herrn Junker auch nicht. Wir verlassen die Praxis und stehen um kurz nach 13.00 Uhr wieder auf der Hafenstraße.

»Reicht unser Geld noch für einen Kaffee?«, fragt Barbara spöttisch.

»Nein«, belle ich und laufe los. Von der nächsten Straßenecke rufe ich: »Es reicht für zwei Kaffee.«

Mit Blick auf die Containerschiffe rühren wir im kleinsten Café am Ort, wie in dem Gedicht von Erich Kästner, ratlos in unseren Tassen.

»Ich kann deine hohen Erwartungen nicht erfüllen. Wenn ich tatsächlich meinen Traumjob ergreife, bist du die erste, die es mir schlecht redet!«, platzt es aus mir heraus.

»Wenn du mit deinem Traumberuf die Familie ernähren kannst, hast du meine volle Unterstützung!«

»Versprochen? Egal, was es ist?«

»Versprochen. Egal, was es ist. Verrätst du mir deinen Traumberuf?«

»Noch nicht.«

***

Da stehe ich nun. Ohne Traum. Und ohne Beruf. Aber ich habe etwas viel Besseres. Die Absolution von Barbara, mir einen völlig neuen Job aussuchen zu dürfen. Ich laufe allein zum Hafen, wo gerade die Ladung eines Containerschiffs gelöscht wird. Wenn jeder Container eine Eigenschaft von mir wäre, welchen würde ich behalten und welchen abladen? Ich kann Menschen zum Lachen bringen. Das Talent muss an Bord bleiben. Ich habe Angst, Menschen zu enttäuschen. Der Ballast kann weg. Ich würde gerne als Comedian auf der Bühne stehen, so wie ich es als Student gemacht habe. Der Container bleibt. Es fällt mir schwer, für meine Arbeit Geld zu verlangen. Der Kasten fliegt runter …

So geht die seelische Mülltrennung immer weiter, bis am Ende ein Kahn voller Kreativität, Komik und Kommerz übrigbleibt. Jetzt muss dazu die passende Stellenanzeige gefunden werden:

Lustiger Mann gesucht, der Menschen zum Lachen bringt und dafür viel Geld verlangt.

Wer gibt so eine Anzeige auf? Mein Blick schweift über das Hafengelände und bleibt auf einer Plakatwand stehen: Werbefläche zu vermieten. Das ist es! Sören! Er schuldet mir noch eine Unsumme für Veranstaltungen und verfügt über Werbeflächen in der ganzen Stadt. Mehr noch. Ihm gehören ein paar Werbeblöcke im Privatfernsehen, die in tiefster Nacht unsittliche Dienste anpreisen …

***

»Findest du das komisch?« Barbara hält mir ihr Handy vor die Nase mit einem Bild von mir, das die Elbphilharmonie verhüllt:

»Liebe Veranstalter! Sie buchen mich sowieso nicht. Kein Wunder, dass Ihre Zuschauer nichts zu lachen haben!«

Wie zum Duell ziehe ich mein Handy.

»Das hier finde ich noch komischer.« Ich spiele ihr den Fernsehspot vor, der schon seit einer Woche auf den Privaten läuft: Man sieht die Titanic dramatisch auf den Eisberg zusteuern. Schnitt. Dann sieht man mich mit einem Whiskeyglas an der Bar der Titanic sitzen. Beim Aufprall sage ich: Hoppla, soviel Eis hatte ich gar nicht bestellt. Schlussbild: Alex Zimmermann – der Witz kommt immer an!

»Apropos Eis.« Barbara schluckt. »Der Kühlschrank ist kaputt und die Bank droht mit Zwangsversteigerung, wenn die nächste Rate fürs Haus wieder nicht kommt, Herr Kapitän!«

Verlegen schalte ich das Radio ein, in dem zufällig mein Spot läuft: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir mit jedem Lachen einen Tag länger leben. Nach einer Show von Alex Zimmermann haben Sie sich entweder totgelacht oder Sie leben länger als Ihre Rente reicht!

»Mir reicht es jetzt schon!« Barbara kappt den Stecker des Radios. »Ich ziehe mit den Kindern zu meinen Eltern, bevor man uns das Haus unterm Hintern weg pfändet. Brot kann schimmeln, was kannst du? Wenn du wenigstens Alkoholiker wärst, könnten wir vom Flaschenpfand leben.«

»Warte bitte, ich fange sofort an zu saufen, aber ich muss vorher noch ans Telefon gehen.« Während ich den Anruf annehme, packt meine Frau die Kinder wie Geiseln ins Auto und rauscht davon. Am Hörer fragt mich Conny Carlson, die Unterhaltungschefin des Ferienkreuzers NeuRosa, ob ich als Comedian anheuern möchte. Es gibt eine Besonderheit. Ich trete drei Monate gegen einen Konkurrenten an. Am Ende entscheidet das Publikum, wer den Jahresvertrag gewinnt. Dem Sieger winken 12.000 Euro im Monat. Ich sage sofort zu. Conny schickt mir ein Oneway-Ticket nach Rio, wo ich übermorgen auf die NeuRosa zusteigen soll. Meine erste Comedy Show auf hoher See steigt in wenigen Tagen.

1. SEETAG

WhatsApp an die Familiengruppe Zimmermänner und -frauen: Liebe Barbara, liebe Nele, lieber Vincent, ich habe einen neuen Job auf einem Kreuzfahrtschiff und soll jede Woche die Leute zum Lachen bringen. Ihr könnt zurück nach Hause, denn ich habe mit der Bank vereinbart, dass ich die nächste Rate fürs Haus erst in drei Monaten bezahlen muss. Wenn ich die Probezeit überstehe, verdiene ich genug Geld, um uns alle über Wasser zu halten. Falls ihr einen guten Witz kennt, schreibt ihn mir bitte. Ich brauche jetzt viel Material. Es ist nicht komisch, komisch zu sein. Euer Papa/Alex

WhatsApp von Nele: Geht eine Schwangere in eine Bäckerei und sagt: Ich bekomme ein Brot. Sagt der Bäcker: Also Sachen gibt´s …

WhatsApp von Vincent: Wie nennt man ein weißes Mammut? – Hell-mut.

WhatsApp von Barbara: »Wie nennt man den Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen? – 1 Alex.

Wo stehen auf der NeuRosa die Fettnäpfchen? Ich suche die gigantische Showarena ab. Die Zuschauerränge reichen haushoch über mehrere Decks. Ein schwimmendes Colosseum. Wie im alten Rom werden hier die Bühnenkämpfer vor der johlenden Menge zerfleischt. Aber der hungrige Tiger stürzt sich nicht wie bei den Römern in der Arena auf seine Beute. Der Tiger von heute ist das Publikum.

»Hallo Herr Zimmermann, ich bin Conny Carlson.« Vor mir steht eine spindeldürre Riesin in einer Fantasieuniform für Unterhaltungsoffiziere. Ich erwidere ihren kräftigen Händedruck.

»Gefällt Ihnen unser Atrium? Tausend Plätze. Zweitausend klatschende Hände.«

»Ich stelle mir gerade vor, wie die tausend Kreuzfahrer auf ihren Plüschsitzen die Pfeile spitzen, die sie vom Bogenschießen auf Deck Acht mitgebracht haben. Wenn meine Pointen nicht treffen, treffen mich die Bogenschützen.«

»Warum so ängstlich? Sie können sich heute Abend die Show von Tim Taff ansehen. Dann wissen Sie, was bei unseren Gästen gut ankommt. Und Tim kommt verdammt gut an. Morgen Abend wird sich erweisen, ob Ihre Show mithalten kann.«

»Wozu haben Sie mich als zweiten Comedian angeheuert, wenn Tim so eine Stimmungskanone ist?«

»So sind eben die Qualitätsrichtlinien des Managements. Wir bekommen nur die besten Künstler, wenn wir sie vorher ausgiebig testen. Außerdem lieben unsere Gäste Castingshows. Bei der Sylvester-Gala in Sidney entscheidet sich, welcher Humor-Gladiator als Sieger vom Platz geht. Ihnen bleiben noch knapp neunzig Tage, um sich Ihre Fanbase zu erobern. Am besten probieren Sie die Bühne gleich aus und spielen mir eine Nummer vor. Dann sage ich Ihnen, ob Sie mit Ihrem Humor auf dem richtigen Dampfer sind.«