Das LEGO®-Kugelbahn-Handbuch - Christoph Ruge - E-Book

Das LEGO®-Kugelbahn-Handbuch E-Book

Christoph Ruge

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Beschreibung

Let it roll: LEGO-Maschinen zum Kugeln - Schritt-Schritt-Anleitungen zum Nachbau von Modulen - Alle Infos zu Regeln, Antriebsarten, Bauweisen vereint in einem Praxisbuch - Vorstellung einiger der besten internationalen GBC-Profis"Great Ball Contraption" hat sich zu einem weltweiten Phänomen in der LEGO-Fan-Gemeinschaft entwickelt. Mehr denn je fasziniert sie Jung wie Alt mit bestechend einfachen oder auch unnötig komplizierten Mechanismen, die letztlich alle nur eines tun: Kleine LEGO-Bälle von einer Stelle zur anderen zu transportieren. Doch das tun sie nach allen Regeln der Kunst, die die Fördertechnik hergibt. Und meist weit darüber hinaus. Den kaum eine Idee ist zu absurd um nicht in einem GBC-Modul umgesetzt zu werden. Die Modulbauweise erlaubt es Konstrukteurinnen und Konstrukteuren, ihre Kreationen auf GBC-Events zu Riesen-Kugelbahnen zu verbinden und in den sozialen Netzwerken zu feiern. Dieses Buch gibt einen Einblick in die Welt der bewegten Bälle. Dabei geht es um die Geschichte, die Technik und natürlich die praktische Anwendung. Wenn du dich für GBC interessierst, sei dir gewiss, du bist nicht alleine! Im Laufe dieses Buchs stellen wir dir einige Gesichter vor, die hinter dem weltweiten Phänomen stehen und mit dazu beigetragen haben, dass es zu einem solchen werden konnte.

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Christoph Ruge, ist ein LEGO-Enthusiast, wie er im Buche steht. Der Ingenieur entwickelt, baut und programmiert seit gut zehn Jahren auf Profi-Niveau mit den bunten Steinen aus Dänemark und zählt heute zu den erfolgreichsten Fan-Designern im deutschsprachigen Raum. Er hat zahlreiche Modelle aus den Bereichen Raumfahrt, Architektur, Eisenbahn und Kunst entworfen und ist bei vielen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. 2020 kam sein LEGO-Ideas-Modell der Internationalen Raumstation in den Handel. Besonders am Herzen liegt ihm, seine Begeisterung für Technik und LEGO zu verbreiten. 2020 hat er am Buch zum Thema »Eigene LEGO®-Modelle programmieren« mitgewirkt, und mit dem hier vorliegenden Buch lädt er nun auf eine faszinierende Reise in die Welt der mechanischen Automaten im Allgemeinen und der Great Ball Contraption im Besonderen ein.

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Christoph Ruge

Das LEGO®-Kugelbahn-Handbuch

Ideen und Techniken für eigene GBC-Module

Christoph Ruge

Lektorat: Gabriel Neumann

Lektoratsbüro: Anja Ehrlich, Julia Griebel

Copy-Editing: Annette Schwarz, Ditzingen

Fotografie: Veronika Schnabel, onifotografie.de; Christoph Ruge

Satz: Ulrich Borstelmann, Dortmund

Herstellung: Stefanie Weidner, Frank Heidt

Umschlaggestaltung: Eva Hepper, Silke Braun

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Print

978-3-86490-952-8

PDF

978-3-98890-002-9

ePub

978-3-98890-003-6

mobi

978-3-98890-004-3

1. Auflage 2023

Copyright © 2023 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

Hinweis:

Dieses Buch wurde mit mineralölfreien Farben auf PEFC-zertifiziertem Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft gedruckt. Der Umwelt zuliebe verzichten wir zusätzlich auf die Einschweißfolie. Hergestellt in Deutschland.

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Dieses Buch ist von der LEGO-Gruppe weder unterstützt noch autorisiert worden.

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten.

Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar.

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Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Soft- und Hardware-Bezeichnungen sowie Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen.

Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die im Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

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Vorwort

Wenn wir von »LEGO Kugelbahnen« sprechen, meinen wir in erster Linie die sogenannte »Great Ball Contraption« (kurz GBC), wörtlich »Große Ball-Apparatur« oder freier »Große Kugelbahn«. Es handelt sich dabei um eine mitunter sehr große Anlage, die kleine LEGO-Bälle endlos im Kreis befördert.

GBC hat sich über die Jahre zu einem weltweiten Phänomen in der LEGO-Fangemeinschaft entwickelt. Mehr denn je fasziniert sie Jung wie Alt mit bestechend einfachen oder auch unnötig komplizierten Mechanismen, die letztlich alle nur eines tun: kleine LEGO-Bälle von links nach rechts transportieren. Dies tun sie nach allen Regeln der Kunst, die die industrielle Fördertechnik hergibt, und meist weit darüber hinaus. Denn kaum eine Idee ist zu absurd, um nicht in einem GBC-Modul umgesetzt zu werden.

Dieses Buch soll einen Einblick in die Welt der bewegten Bälle geben. Dabei geht es um die Geschichte, die Technik und natürlich die praktische Anwendung. Wenn du dich für GBC interessierst, sei dir gewiss, du bist nicht alleine! Im Laufe dieses Buchs lernst du einige Gesichter kennen, die Teil des weltweiten Phänomens sind und mit dazu beigetragen haben, dass es zu einem solchen werden konnte.

Zuvor noch ein Wort der Warnung: Das intensive Betreiben von GBC-Modulen kann LEGO-Teile beschädigen. Wenn du deine Module auf Ausstellungen stundenlang in Betrieb hast, musst du damit rechnen, dass dabei Verschleiß auftritt. Es gibt Abrieb bei mechanischen Bewegungen, Zahnräder können brechen und auch Motoren haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Schließlich ist LEGO als Spielzeug konzipiert. Aber beim Entwurf von GBC-Modulen lässt sich auch darauf achten, dass möglichst wenig Verschleiß auftritt.

GBC ist was für Leute, die gerne ausprobieren. Wundere dich also nicht, wenn deine neuen Kreationen nicht auf Anhieb so funktionieren, wie du dir das gedacht hast. Irgendwo verhakt sich etwas, oder ein Mechanismus hat mehr Spiel als erwartet. Hier heißt es: probieren und verbessern! Mitunter werden die Module dann am Ende ganz anders als ursprünglich gedacht. Meine erste Modellidee ist bis heute nicht zu einem funktionsfähigen Modul geworden. Dafür habe ich jetzt zahlreiche andere Module …

Inhaltsverzeichnis

1Einleitung

Geschichte

Gemeinschaft

Einstieg

Fallbeispiel: Das Ballkirk Wheel

2Grundlagen

Regeln

Aufgabe

Bälle

3Antriebssysteme

Power Functions

MINDSTORMS EV3

Powered UP und BOOST

CONTROL+

SPIKE/MINDSTORMS Robot Inventor

Pneumatik

4Getriebearten

Koppelgetriebe

Viergelenkgetriebe

Räderkoppelgetriebe

Raumgetriebe

Kurvengetriebe

Scheibenkurvengetriebe

Schubkurvengetriebe

Zylinderkurvengetriebe

Rädergetriebe

Zahnradgetriebe

Reibradgetriebe

Rollengetriebe

Kettengetriebe

Riemengetriebe

Schraubengetriebe

Schneckengetriebe

Schraubgetriebe

Schrittgetriebe

Malteserkreuzgetriebe

Sternradgetriebe

5Fördertechniken

Aufzüge

Fahrzeuge

Eisenbahnen

Baumaschinen

Förderbänder

Bandförderer

Gliederbandförderer

Transportbänder

Becherwerke

Kratzkettenförderer

Förderräder

Schöpfräder

Speichenräder

Rotoren

Hubarme

Hebelarme

Cardan Lift

Katapulte

Pumpen

Roboter

Einarmroboter

Pick-and-Place-Maschinen

Schneckenförderer

Trogschneckenförderer

Senkrechtschneckenförderer

Schneckenrohrförderer

Schrittförderer

Schubschrittförderer

Hubschrittförderer

Eimerkette

Schwerkraftförderer

Rampen

Achterbahnen

Kardanisch aufgehängte Platten

Stufenförderer

Stepper

Sweeper

Hebebühnen

Fahrkunst

Umlaufförderer

Kreisförderer

Hängebahnen

Gondelbahnen

Riesenräder

Wellenförderer

6Modulaufbau

Förderung

Leichtgängigkeit

Belastung

Durchsatz

Zuführung

Eingangskorb

Vereinzeler

Abstimmung

Weiterleitung

Ablauframpe

Flexible Rampe

Weiche

Tragstruktur

Stabilität

Sicherheit

Modularität

Antrieb

Antriebslast

Motorschutz

Getriebeschutz

Gestaltung

Farben

Themen

Funktionen

7Ausstellungen

Planung und Aufbau

Anordnung

Stromversorgung

Ballzaun

Betrieb und Betreuung

Ballbehälter

Reihenfolge

Beschriftungen

Reparatur und Wartung

Ersatzteile

Werkzeug

Reinigung

8Modul: Dragon’s Neck

Stückliste

Bauanleitung: Dragon’s Neck

Inbetriebnahme

9Modul: High Speed Pursuit

Stückliste

Bauanleitung: High Speed Pursuit

Inbetriebnahme

10Modul: The Ring

Stückliste

Bauanleitung: The Ring

Inbetriebnahme

Anhang

Hubs programmieren

Projektstart

Benutzeroberfläche

Programmbaustein

Hauptprogramm

Nützliche Helfer

Ballbehälter

Ballpicker

Drehrichtungsgleichrichter

Einzelteile bestellen

LEGO Pick a Brick

BrickHunter

Bricklink

BrickOwl

Bildnachweis

Danksagungen

Index

1Einleitung

»Es kann wirklich einfach oder teuflisch komplex sein, je nachdem, was deine Zeit hergibt!«

Steve Hassenplug

Geschichte

Die LEGO-Gruppe beweist eine Vorliebe für Versalien. Die Schreibweise in diesem Buch folgt dieser bei der Nennung des Firmen-Markennamens. Wenn bestimmte Modellreihen wie MINDSTORMS oder Powered UP genannt werden, übernimmt der Text solche speziellen Schreibweisen nur in Überschriften. Im Fließtext orientieren wir uns der besseren Lesbarkeit zuliebe an der gültigen Rechtschreibung.

Die Great Ball Contraption wurde im Jahr 2005 federführend von Steve Hassenplug ins Leben gerufen. Damals wollte er für die Ausstellung BrickFest in den USA auch für die Fans von LEGO Technic und LEGO Mindstorms eine Gemeinschaftsanlage anbieten. Gemeinschaftsanlagen, an denen mehrere LEGO-Fans mitbauen, hatten sich für andere Themenbereiche wie Städte und Eisenbahn, Burgen und Ritter oder Moonbase bereits etabliert. Steve fand, dass es an der Zeit war, dass es so etwas auch für Technic und Mindstorms gibt.

Seine Idee sah vor, dass die Gemeinschaftsanlage eine große Endloskugelbahn bildet, die aus einzelnen hintereinandergestellten Modulen besteht. Die Aufgabe jedes einzelnen Moduls sollte es sein, die Bälle vom Vorgängermodul in Empfang zu nehmen und an das Nachfolgemodul zu übergeben. Damit das funktionieren kann, formulierte er ein Regelwerk, das die Übergabe der Bälle von einem auf das nächste Modul regelt. Wie das Modul selbst die Bälle transportiert, ist nicht festgelegt und steht somit den Modul-Entwicklern frei.

Das LUGNET (LEGO Users Group Network) ist eine der größten und ältesten LEGO-Fangemeinschaften im Internet. Sie wurde 1998 von Todd Lehman und Suzanne Rich gegründet. Du findest sie unter https://lugnet.com. Der ursprüngliche GBC-Post von Steve ist dort noch zu finden: https://news.lugnet.com/robotics/?n=23244

Am 7. Januar 2005 postete er im LUGNET seine Idee und veröffentlichte bei der Gelegenheit sein GBC-Regelwerk. Da er das modulbasierte Konzept bereits im Kreise seines lokalen LEGO-Vereins (der Lafayette LEGO Robotics Club, kurz LafLRC) ausprobiert hatte, konnte die Gemeinschaft sich über die mitgelieferten Bilder und Videos einen Eindruck verschaffen, wie seine Idee in der Praxis aussehen könnte. Wie du in dem Post heute noch nachlesen kannst, stieß die Idee sofort auf sehr große Begeisterung. Es wurde ausgiebig diskutiert, denn offenbar gingen einige der Anwesenden direkt an die Planung und Umsetzung eigener GBC-Module. Und so kam es, dass auf der Ausstellung im August des gleichen Jahres schon 43 Module von 18 verschiedenen Entwicklern zu sehen waren.

Der YouTube-Kanal »Beyond the Brick« berichtet von vielen großen Ausstellungen und bietet dabei einen ausführlichen Rundgang durch die GBC-Anlagen. Die Kommentierung ist in englischer Sprache, aber die Bilder verstehst du auch so. Im deutschsprachigen Raum bietet u. a. Henry auf seinem Kanal »Klemmbausteinlyrik« auch immer wieder Rundgänge von GBC-Anlagen an.

Die Great Ball Contraption hat sich – auch über Durststrecken hinweg – gehalten und ist inzwischen fest in der LEGO-Fan-Szene etabliert. Auf großen Fan-Ausstellungen darf eine solche Anlage eigentlich nicht mehr fehlen. Bei den Zuschauern erfreut sie sich immer großer Beliebtheit. Dabei werden sowohl zahlreiche Module bekannter GBC-Entwickler nachgebaut als auch neue Entwicklungen gezeigt. Eine GBC-Anlage wird immer wieder auch als »Rube-Goldberg-Maschine« – im Deutschen auch als »Was-passiert-dann-Maschine« – bezeichnet. Kennzeichnend dabei ist, dass eine eigentlich einfache Aufgabe – »Bälle von links nach rechts transportieren« – mitunter völlig unnötig kompliziert erledigt wird. Dies macht den Reiz der Anlagen aus, da sich die Entwickler konstruktiv und kreativ austoben können und dem Zuschauer somit viel Abwechslung geboten wird. Von komplexen mechanischen Konstruktionen über vollautomatisierte Anlagen bis hin zu liebevoll gestalteten Modellen ist alles dabei.

Aktuell ist kein Ende dieser Begeisterung in Sicht. Und auch, wenn man manchmal denken mag, jetzt wären doch alle Möglichkeiten ausgereizt, wie man Bälle von links nach rechts befördern kann, so reicht ein kurzer Blick ins Internet, um eines Besseren belehrt zu werden: Irgendjemand ist dann doch wieder mit einer neuen Idee um die Ecke gekommen.

Gemeinschaft

Beispiele für allgemeine LEGO-Foren im Internet sind »1000 Steine« und »Dr. Brick« in deutscher Sprache sowie »Eurobricks« in englischer Sprache. Spezielle GBC-Foren sind zum Beispiel »Planet GBC« und »The Great Ball Pit«, beide international und damit in englischer Sprache.

Die GBC-Gemeinschaft, die über die Jahre entstanden ist, trifft sich nicht nur bei Ausstellungen, sondern tauscht sich auch ganzjährig in Internetforen aus. Zum einen haben die größeren LEGO-Foren auch einen GBC-Bereich, zum anderen gibt es spezielle Foren nur für GBC. Die Gemeinschaft hilft sich gegenseitig bei konstruktiven Problemen, sie berät sich über neu erschienene Teile und wie diese für GBC nutzbar wären. Ein wesentlicher Teil ist die gegenseitige Inspiration. In der GBC-Gemeinschaft ist es daher üblich, Modelle von anderen nachzubauen und auch weiterzuentwickeln. Viele Entwickler veröffentlichen dazu Bauanleitungen (z. B. auf »Planet GBC« oder »Rebrickable«) – manche gegen Bezahlung, andere kostenfrei. So kommt es, dass du bestimmte Modelle bei Ausstellungen rund um die Welt immer wieder siehst, auch wenn der jeweilige Entwickler des Modells gar nicht vor Ort ist.

Manche dieser Modelle haben sich dabei langjährig im Einsatz bewährt, andere werden in einem frühen Entwicklungsstadium veröffentlicht. Stell dich also darauf ein, dass du vielleicht noch das ein oder andere an den Modellen verbessern musst, wenn du Bauanleitungen aus dem Internet nachbaust. Abgesehen davon möchtest du vielleicht das Modell sogar etwas anders bauen, um deine persönlichen Vorlieben mit einzubringen. So sieht man besonders häufig, dass Modelle in anderen und auch gleich in mehreren Farbversionen nachgebaut werden.

Noch ein Wort zum Urheberrecht: Grundsätzlich hast du das Urheberrecht an den von dir entworfenen Modulen. Es ist also auch deine Entscheidung, ob du Bauanleitungen dafür anbietest und ob du dafür Geld verlangen möchtest. Es war ja auch deine Arbeit, sie zu entwickeln. Allerdings musst du damit rechnen, dass andere deine Module auch ohne Bauanleitung nachbauen, allein durch Betrachten der Bilder, die du veröffentlichst. Fairerweise werden jene dann dazusagen, dass das Modul ursprünglich von dir kam. Sobald das Modul aber abgewandelt wird, ist es irgendwann vielleicht nur noch die Idee, die von dir kam. Die Grenzen sind dabei fließend.

Absolut nicht in Ordnung ist es, wenn du Module von anderen nachbaust und sie dann ohne Rücksprache selbst zum Kauf anbietest – egal ob nur als Bauanleitung oder gleich als ganzes Set. LEGO bietet bisher keine GBC-Sets an, es gibt aber andere Klemmbausteinhersteller, die das tun. Teilweise sind diese Modelle von den Entwicklern autorisiert, teilweise aber auch nicht. So wird zum Beispiel das Modul »Glass Gondola« (5-68) von Tomáš Ullrich (juggleman) ohne sein Einverständnis als komplettes Set zum Kauf angeboten. Im Zweifel höre dich in der GBC-Gemeinschaft um, ob es sich um ein autorisiertes oder nicht autorisiertes Angebot handelt.

Einstieg

Für deinen Einstieg in die faszinierende Welt der Great Ball Contraption schlage ich dir folgende drei Stufen vor. Dabei spielt es keine Rolle, ob du alle drei gleich am ersten Tag durchläufst ober ob du dir mehr Zeit lässt. Wenn dich das Thema erst einmal gepackt hat, wird es dich ohnehin nicht so schnell wieder loslassen.

Phase 1: »Beobachte und lerne« – Gerade bei GBC passt diese Redensart besonders. Es ist erstaunlich, wie viel du nur durch Beobachten anderer GBC-Module lernen kannst. Schau dir Ausstellungen (in echt oder im Internet) an und beobachte, wie die einzelnen Module aufgebaut sind und welche Mechanismen sie verwenden. Du wirst schon beim Zuschauen merken, dass einige zuverlässiger funktionieren als andere. Auf die Weise kannst du auch von der Erfahrung anderer profitieren. Zu sagen, du würdest aus deren Fehlern lernen, wäre etwas zu hoch gegriffen, da es die wirklichen Fehler üblicherweise nicht bis auf die Ausstellungen schaffen.

Phase 2: »Probieren geht über Studieren« – Wenn du vor lauter Zuschauen den Eindruck bekommen hast, es gibt ja schon alles und du kannst da gar nichts Neues mehr erfinden, kann ich dich beruhigen: Musst du erst mal auch gar nicht. Die nächste Stufe des Lernens ist, es einfach selbst auszuprobieren. Du kannst dabei problemlos zunächst Modelle anderer – wie zum Beispiel die in diesem Buch – nachbauen. Du wirst merken, dass die praktische Anwendung weitere Synapsen in deinem Gehirn verbindet und dich inspirieren wird, in die dritte Phase einzusteigen.

Phase 3: »Selbst ist der GBCler« – Wenn du beim Nachbauen mehr und mehr eigene Ideen eingebracht hast, bist du bereit für die nächste Stufe. Jetzt kannst du deine eigenen Module entwickeln. Auch dabei wirst du immer wieder auf Probleme stoßen, die du nicht auf Anhieb lösen kannst. Dann ist es wieder sehr hilfreich, zu schauen, wie andere solche Probleme gelöst oder vielleicht auch umgangen haben. Spätestens jetzt kann es sich für dich lohnen, dich bei einem der möglichen Foren anzumelden und dich dort mit anderen GBClern auszutauschen.

Fallbeispiel: Das Ballkirk Wheel

Dies ist die Geschichte des »Ballkirk Wheel«. Es ist ein GBC-Modul, das einem Schiffshebewerk nachempfunden ist. Schiffshebewerke sind besondere Aufzüge, von denen es weltweit nur wenige gibt. Sie heben oder senken ganze Schiffe – meist in einem mit Wasser gefüllten Trog. Sie werden immer dann eingesetzt, wenn im Verlauf eines Kanals besonders große Höhenunterschiede zu überwinden sind, sodass Schleusen nicht ausreichen oder zu viele Schleusen hintereinander benötigt würden. Ein ganz besonderes Exemplar steht in Schottland in der Nähe des Ortes Falkirk: Beim »Falkirk Wheel« werden die Tröge nicht einfach nur nach oben gezogen, sondern wie bei einem Riesenrad im Kreis bewegt. Das ist zum einen spektakulärer anzuschauen und zum anderen sehr energieeffizient: Weil sich die Tröge immer im Gleichgewicht befinden, muss lediglich Energie für die Drehbewegung des Rades aufgebracht werden. So vereint das Falkirk Wheel technische Raffinesse mit einzigartiger Gestaltung auf eindrucksvolle Weise.

Abb. 1–1 // Das schottische Schiffshebewerk »Falkirk Wheel«

Im Jahr 2017 hatte der Niederländer Bram Fokke die Idee, das Falkirk Wheel aus LEGO-Steinen nachzubauen und nicht mit Schiffen, sondern mit GBC-Bällen zu beladen. Für Teile des Mechanismus ließ er sich dabei vom Japaner Akiyuki und vom Dänen Lasse Deleuran inspirieren. Darüber berichtete er ausführlich in einem Beitrag im Eurobricks-Forum. Insbesondere beschrieb er, welche Versuche er unternommen hatte, den Antriebsmechanismus so umzusetzen, dass das Modul von einem einzelnen sich dauerhaft drehenden Motor angetrieben werden könnte. Im Forum bekam er viele Reaktionen, und gemeinsam wurden Ideen entwickelt und ausprobiert, wie sich solch ein Mechanismus umsetzen ließe. Letztlich entschied Bram sich dann dazu, das Modul mit Mindstorms NXT zu betreiben. Damit konnte er die durch Pausen unterbrochene Drehbewegung, die er benötigte, einfach programmieren. Und so wurde aus dem »Falkirk Wheel« das »Ballkirk Wheel«.

Abb. 1–2 // Modul »Ballkirk Wheel« von Bram

Der Deutsche Daniel Schmidt (dunes) baute das Modell 2021 nach, verfeinerte es optisch und setzte den Antrieb mit Control+ und Pybricks um.

Abb. 1–3 // Modul »Ballkirk Wheel« in der Version von Daniel

Im Jahr 2022 habe ich die Idee dann aufgegriffen und, basierend auf der ursprünglichen Vorlage von Bram und der Idee von Daniel, Control+ zu verwenden, das Modell weiterentwickelt. Jetzt sind zwei Motoren integriert, die die Zuführung der Bälle und die Drehung des großen Rades unabhängig voneinander steuern können. Außerdem sieht das Modul optisch dem originalen Bauwerk noch ähnlicher und es hat dazu noch ein Stück des Viadukts bekommen, das sich dem Original anschließt.

Abb. 1–4 // Modul »Ballkirk Wheel 2.0« von Christoph

Somit waren im Laufe der Zeit zahlreiche Leute aus verschiedenen Ländern daran beteiligt, dass das »Ballkirk Wheel 2.0« zu dem werden konnte, was es heute ist. Die ganze GBC-Gemeinschaft kann sich nun am Ergebnis erfreuen – oder sagen wir lieber »am derzeitigen Entwicklungsstand«, denn wer weiß, wer die Idee als Nächstes aufgreift und welche Weiterentwicklungen dann noch kommen werden …

2Grundlagen

»Halte dich beim Bauen deiner Module an den GBC-Standard. Er besteht aus nur sechs Regeln, aber er ermöglicht es dir, einfach und überall an Ausstellungen teilzunehmen.«

Lawrie George

Fangen wir zunächst mit einigen Grundlagen an. Die Great Ball Contraption ist sicherlich auch deshalb so erfolgreich geworden, weil es von Anfang an auf einem einfachen Regelwerk basiert, das so universell formuliert war, dass es seitdem nicht geändert werden musste. Ebenso haben sich die verwendeten Bälle nicht grundlegend geändert, auch wenn sie nicht immer leicht oder günstig zu bekommen waren.

Regeln

Das Regelwerk im Original findest du auf der Homepage von Steve Hassenplug: http://www.teamhassenplug.org/GBC/

Um dein eigenes Modul zu entwickeln, ist es wichtig, dich zunächst mit den GBC-Regeln vertraut zu machen. Abbildung 2–1 zeigt die Regeln bildlich dargestellt.

Jedes Modul hat einen Eingangskorb, in den das Vorgängermodul seine Bälle abgeben kann, und es übergibt seinerseits die Bälle in den Eingangskorb des Nachfolgemoduls. Alle Eingangskörbe sind in einer Linie angeordnet.

Der Eingangskorb hat Außenmaße von 10 × 10 Noppen, eine 8 × 8 Noppen große Öffnung und ist 10 Steine hoch.

Die vordere Kante des Eingangskorbs darf nicht weiter als 32 Noppen von der hinteren Kante des Moduls entfernt sein. Dadurch können alle Module mit dem Rücken an einer Wand aufgereiht werden. Der Eingangskorb darf näher an der hinteren Kante liegen, aber nicht weiter weg.

Der Eingangskorb befindet sich auf der linken Seite des Moduls. Die Bälle werden auf der rechten Seite an das Folgemodul abgegeben.

Es gibt keine weiteren Größenbeschränkungen.

Jedes Modul muss in der Lage sein, Bälle mit der Geschwindigkeit von 1 Ball pro Sekunde zu verarbeiten. Die Bälle dürfen kontinuierlich oder in Schüben an das Nachfolgemodul übergeben werden. Jeder Schub darf jedoch nicht größer als 30 Bälle sein. Daraus ergibt sich: Jedes Modul sollte mit einer Lieferung von 30 Bällen im Eingangskorb zurechtkommen.

Abb. 2–1 // Die GBC-Regeln bildlich dargestellt

Bei den Regeln 1 und 4 geht es um den grundsätzlichen Aufbau eines Moduls: Links werden die Bälle in einem Eingangskorb (im Bild rot) in Empfang genommen und nach rechts gibst du die Bälle wieder ab (im Bild an den grauen Eingangskorb des nächsten Moduls). Die Regel 2 beschreibt, wie groß der Eingangskorb sein soll, und Regel 3, wo er innerhalb deines Moduls angeordnet sein muss. Regel 5 besagt, dass du ansonsten frei bist in der Größe deines Moduls. Regel 6 beschreibt, für welchen Durchfluss an Bällen dein Modul geeignet sein muss, damit es im Zusammenspiel mit den Modulen anderer Entwickler funktioniert.

Solange du nur daheim für dich selbst baust, kannst du dir natürlich aussuchen, ob und wie weit du dich an diese Regeln halten willst. Auch wirst du im Netz viele »GBC-Module« finden, die die ein oder andere GBC-Regel nicht einhalten. Das ist alles so lange kein Problem, wie du nicht auf Ausstellungen gehen willst. Spätestens dann solltest du dich aber an die Regeln halten, sonst wird dir dein Modul im Zusammenspiel mit den anderen Modulen Probleme bereiten.

Aufgabe

Nach den GBC-Regeln hat dein Modul eigentlich nur eine einfache Aufgabe. Und zwar die Bälle, die es im Eingangskorb geliefert bekommt, über dessen Rand zu heben und sie so in den Eingangskorb des nächsten Moduls zu befördern. Das würde schon reichen. Es gibt immer wieder Module, die genau dies und nicht mehr tun. Das Modul »Ball Bin Stepper« (Abbildung 2–2) von Hubert Rabago (Pinwheel) ist so eines. Es ist zugleich auch das kleinstmögliche GBC-Modul.

Abb. 2–2 // Modul »Ball Bin Stepper« von Hubert

Beim genauen Hinsehen stellen wir allerdings fest, dass es eigentlich doch drei zentrale Aufgaben sind, die jedes Modul erfüllen muss: Bälle entgegennehmen, sie in die Höhe befördern und an das nächste Modul weitergeben. Um diese Aufgaben umzusetzen, kannst du dein Modul gedanklich in drei Hauptkomponenten aufteilen: Eingangskorb, Fördermechanismus und Ablauf (Abbildung 2–3). Der Eingangskorb nimmt die Bälle aus dem Vorgängermodul entgegen und dient als Zwischenspeicher für deinen Fördermechanismus. Dieser wiederum befördert die Bälle auf irgendeine Weise in die Höhe. Der Ablauf hat schließlich die Aufgabe, die geförderten Bälle in den Eingangskorb des nächsten Moduls zu leiten. Dieses 3-Komponenten-Modell ist zwar eine Vereinfachung, es ist aber für viele GBC-Module anwendbar und kann dir helfen, diese Module zu verstehen und deine eigenen zu entwerfen.

Abb. 2–3 // Die drei Hauptkomponenten eines GBC-Moduls

Bälle

Es geht bei der Great Ball Contraption um den Transport von LEGO-Bällen, doch woher bekommst du die überhaupt? Wenn du an einer Ausstellung teilnimmst, kannst du davon ausgehen, dass dort Bälle vorhanden sind. Aber natürlich brauchst du eigene Bälle, um deine Module testen zu können. Oder willst du vielleicht selbst eine Ausstellung organisieren? Dann bist du derjenige, der die Bälle bereitstellen sollte.

Leider sind die Originalbälle von LEGO nur sehr teuer zu bekommen. Es gibt aber andere Hersteller, die passende Bälle zu günstigeren Preisen anbieten. Da sich diese Bälle leicht voneinander unterscheiden, kann es im Einzelfall zu unterschiedlichem Verhalten in deinem GBC-Modul kommen. Auf einer Ausstellung wird in der Regel immer nur eine Sorte von Bällen verwendet, aber bei verschiedenen Ausstellungen können es unterschiedliche Sorten sein. Wenn du also sichergehen willst, erkundige dich im Voraus, welche Bälle zum Einsatz kommen – oder du hast einfach von allen Sorten welche daheim und hast dein Modul schon mit allen getestet. Dann kann es dir auch egal sein, welche auf der Ausstellung verwendet werden.

Der GBC-Standard basiert auf den LEGO-Fußbällen (Design-ID #13067 oder #72824), funktioniert aber ebenso mit den gleich großen LEGO-Basketbällen (#43702 oder #45530).