Das Leuchten unserer Träume - Dani Atkins - E-Book
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Das Leuchten unserer Träume E-Book

Dani Atkins

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Beschreibung

Spiegel-Bestseller-Autorin Dani Atkins (»Die Achse meiner Welt«, »Sieben Tage voller Wunder«) mit einem neuen, schicksalhaften Liebesroman: emotional, dramatisch, mitreißend! Sophie ist 15 Jahre alt, als ihr geliebter großer Bruder bei einem Motorradunfall ums Leben kommt. Alles hat sich seither geändert: Aus dem fröhlichen Mädchen ist eine einsame junge Frau geworden, die ihr Herz fest verschlossen hält. Als eines nachts in ihrer Wohnung ein Feuer ausbricht, wird Sophie in letzter Sekunde von einem Passanten gerettet. Danach weicht Ben ihr praktisch nicht mehr von der Seite. Sophie ist dankbar, gerührt – und macht mit Bens Hilfe erste, langsame Schritte zurück ins Leben. Sie kann nicht ahnen, dass ihr Retter mehr als eine erschütternde Wahrheit vor ihr verbirgt. Dani Atkins neuester Liebesroman überzeugt mit ganz viel Gefühl: Trauer, Schmerz, Verlust, Hoffnung und Liebe. Die Geschichte einer jungen Frau, die trotz schwerer Schicksalsschläge zurück ins Leben findet. »Zutiefst bewegend – bis zum überraschenden Ende.« Petra über »Die Achse meiner Welt«

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Seitenzahl: 619

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Dani Atkins

Das Leuchten unserer Träume

Roman

Aus dem Englischen von Sonja Rebernik-Heidegger

Knaur e-books

 

 

Über dieses Buch

Sophie ist 15 Jahre alt, als ihr geliebter großer Bruder bei einem Motorradunfall ums Leben kommt. Alles hat sich seither geändert: Aus dem fröhlichen Mädchen ist eine einsame junge Frau geworden, die ihr Herz fest verschlossen hält. Als eines nachts in ihrer Wohnung ein Feuer ausbricht, wird Sophie in letzter Sekunde von einem Passanten gerettet. Danach weicht Ben ihr praktisch nicht mehr von der Seite. Sophie ist dankbar, gerührt – und macht mit Bens Hilfe erste, langsame Schritte zurück ins Leben. Sie kann nicht ahnen, dass ihr Retter mehr als eine erschütternde Wahrheit vor ihr verbirgt.

Inhaltsübersicht

WidmungPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20DanachDanksagungLeseprobe »Wohin der Himmel uns führt«
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Für Kimberley.

Die einmal einen Phönix in einer Weinbar traf

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Prolog

Es war das handgeschriebene Schild an der Tür, das meine Aufmerksamkeit erregte. Hätte die Aufschrift »Secondhand« oder »Gebraucht« gelautet, wäre ich einfach weitergegangen. Selbst die nostalgische Bezeichnung »Vintage« hätte mich nicht davon abgehalten, meinen Weg fortzusetzen. Doch die Worte »Damals heiß geliebte Designerkleider« zogen mich in ihren Bann. Ich hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, mir etwas zu kaufen, aber das »damals heiß geliebt« ließ mich an ausgesetzte Katzen und Hunde denken, die sich nach einem neuen, liebevollen Besitzer sehnten.

Ich ließ mich schnell von dem Schild im Schaufenster des Secondhandladens überzeugen, was ziemlich leichtsinnig war, wenn man bedachte, wie wenig Geld ich auf dem Konto hatte. Aber mittlerweile war es ohnehin zu spät, um sich darüber Gedanken zu machen, denn die Frau hinter dem Ladentisch hatte sich bereits zu mir umgedreht.

»Kann ich Ihnen behilflich sein?«

Ich lächelte und deutete auf das Schild, das mit Klebeband am Schaufenster befestigt war. »Damals heiß geliebte Designerkleider?«

Die Frau deutete auf einen runden Kleiderständer in der Ecke. »Suchen Sie etwas Bestimmtes? Es sind gerade einige sehr schöne Abendkleider hereingekommen.«

Ich schüttelte den Kopf und spürte das ungewohnte Kitzeln meiner Haare im Nacken. Es fühlte sich immer noch seltsam an, dass sie so weit oben und nicht irgendwo in der Mitte meines Rückens endeten. »Eigentlich suche ich nach einem einfachen schwarzen Kleid.«

»Es geht doch nichts über ein kleines Schwarzes«, erwiderte die Frau und lächelte mich verschwörerisch an. Ich lächelte schwach zurück und machte mich auf den Weg zu dem Kleiderständer.

Trotz des Schilds über der Tür kam ich mir vor wie in einer exklusiven Boutique. Ich befand mich hier in einem ziemlich wohlhabenden Teil der Stadt. Hier standen hauptsächlich Einfamilienhäuser, die Mütter waren chic zurechtgemacht, und fast alle holten ihre Kinder mit einem SUV von der Schule ab.

Ein großer Teil der Kleider auf dem Ständer war schwarz. Es gab Kleider mit langen Ärmeln, mit kurzen Ärmeln, aus dickerem Stoff für den Winter und aus einem herrlich leichten Gewebe, bei dem es sich sicher um reine Seide handelte. Ich fand vier Kleider in meiner Größe und zog sie heraus. Die Frau hinter dem Ladentisch beobachtete mich.

»Da haben Sie ein paar wirklich hübsche Designerstücke gefunden«, sagte sie. »Möchten Sie sie anprobieren?«

»Ja, bitte«, erwiderte ich und machte mich auf den Weg zu der kleinen Umkleidekabine, die sich hinter einem geschmacklosen bunten Vorhang verbarg. Sie war etwa so groß wie eine Toilettenkabine in der Economyclass im Flugzeug, und dadurch war es ziemlich kompliziert, die Jeans und den Pullover auszuziehen. Doch dann konnte ich endlich das erste Kleid vom Haken nehmen und hineinschlüpfen. Der Reißverschluss ließ sich mühelos schließen, obwohl ich mir sicher gewesen war, dass das Kleid zu eng sein würde. Ich strich den Stoff über meinen Hüften glatt und fragte mich, wie lange ich wohl noch überrascht reagieren würde, wenn etwas in dieser Größe mir wie angegossen passte.

Ich zog den bunten Vorhang beiseite, um mich in dem großen Spiegel zu betrachten, der gleich gegenüber der Umkleidekabine angebracht war. Die Verkäuferin war gerade mit einer anderen Kundin beschäftigt, sodass ich mich ungestört nach links und rechts drehen und das Kleid zurechtrücken konnte. An dieser Stelle lächelte ich meinem Spiegelbild normalerweise zu. Hallo, das ist mein neues Kleid. Was hältst du davon? Aber heute schien das irgendwie unpassend.

Ich probierte auch noch die anderen Kleider und hätte nicht gedacht, dass sie mir alle so gut passen und auch noch gleich gut aussehen würden. Ich warf einen Blick auf die Preisschilder. Selbst alle vier Kleider zusammen waren immer noch billiger, als es ein neues Kleid in einem anderen Laden gewesen wäre. Ich redete mir ein, dass ich bei diesem Einkauf sogar noch Geld sparen würde, und fühlte mich gleich viel besser. Ich schlüpfte wieder in meine eigenen Klamotten und machte mich auf den Weg zur Kasse.

»Hat denn eines davon gepasst?«, fragte die Verkäuferin höflich.

»Ja, alle vier«, erwiderte ich. »Es fällt mir echt schwer, mich zu entscheiden. Ich hatte keine Ahnung, dass die Auswahl so groß sein würde.«

Die Frau hob den Blick und ließ ihn durch den Laden wandern, um sicherzugehen, dass wir allein waren. Das waren wir, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die andere Kundin gegangen war. »Ehrlich gesagt, haben wir immer mehr als genug schwarze Kleider.« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern und beugte sich etwas näher zu mir. »Viele Stücke wurden nur ein einziges Mal getragen. Wissen Sie, die Leute kaufen sich oft ein neues Kleid für eine Beerdigung, aber danach wollen sie es nicht mehr anziehen.« Sie richtete sich ruckartig auf, als sei ihr mit einem Mal bewusst geworden, dass ihre Worte nicht gerade verkaufsfördernd waren. »Aber ich bin mir sicher, dass Sie nicht abergläubisch sind«, erklärte sie, obwohl wir uns erst seit fünfzehn Minuten kannten. »Es ist ja nicht so, als wären die Kleider weniger wert, bloß weil sie zu einer Beerdigung getragen wurden, und es kommt mir ziemlich verschwenderisch vor, sie gleich danach zu entsorgen.«

Ich griff in meine Tasche, um das Portemonnaie herauszuholen, und war froh, dass ich vorhin am Geldausgabeautomaten gewesen war und somit genug dabeihatte. Auch wenn das Geld eigentlich für meinen wöchentlichen Lebensmitteleinkauf gedacht gewesen war. »Ehrlich gesagt, habe ich kein Problem mit der Vorgeschichte der Kleider, denn genau aus diesem Grund suche ich ja nach einem schwarzen Kleid.«

»Oh, Sie müssen auch zu einer Beerdigung?«, fragte die Frau betroffen. »Das tut mir sehr leid.«

Ich zog eilig zwei Geldscheine heraus. Ich wollte unbedingt verschwinden, bevor sie nachhakte.

»Welches der Kleider möchten Sie denn nun?«, fragte sie und griff nach einer gebrauchten Einkaufstasche eines teuren Markenherstellers. Hier wurden scheinbar sogar die Einkaufstaschen wiederverwendet.

»Alle bitte«, antwortete ich und legte das Geld auf den gläsernen Ladentisch.

»Alle vier?«

»Ja, bitte.«

Die Augen hinter ihrer flügelförmigen Brille blitzten fragend auf. Ich wusste genau, was sie sich nur aus reiner Höflichkeit nicht zu fragen traute: Aber Sie müssen doch sicher nicht zu vier Beerdigungen? Doch nicht vier hintereinander! Oder etwa doch?

Ich fragte mich, wie sie wohl reagieren würde, wenn ich als Antwort bloß zustimmend nicken würde. Wäre sie fassungslos, weil mir ein derart kolossales Unglück zugestoßen war, oder würde sie denken, dass ich nicht gut genug auf die Menschen in meiner Nähe aufgepasst hatte? Ich konnte ihr ihre Überraschung jedenfalls nicht verübeln. Vier Beerdigungen waren wirklich ein wenig übertrieben.

In einer Welt, in der es noch Wunder gab, hätte ich diese Kleider nie benötigt. Dort hätte nicht ständig die Trauer im Schatten auf mich gelauert und nur darauf gewartet, alles in tiefes Grau zu tauchen. Und zwar immer und immer wieder. Vielleicht war ich einfach unnötig pessimistisch. Vielleicht würde den Menschen, die ich liebte, gar nichts zustoßen. Vielleicht reichte meine Liebe dieses Mal aus, um sie zu retten.

Vielleicht wurde es aber auch langsam Zeit, endlich erwachsen zu werden.

[home]

Kapitel 1

Letzte Nacht träumte ich wieder von dem Feuer. Doch dieses Mal schrie ich nicht. Dieses Mal polterte niemand die Treppe herunter, um nachzusehen, was los war. Dieses Mal riss ich nur mich selbst aus dem Schlaf.

Ich fuhr keuchend hoch und bemerkte, dass ich mich wie ein Burrito in meine schweißnasse Decke gewickelt hatte. Ich griff nach der Uhr auf dem Nachttisch und war nur wenig überrascht, als mein Blick auf die Digitalanzeige fiel. Es war zehn Minuten nach zwei. Wieder einmal. Seit Jahren weckte mich mein Unterbewusstsein um diese Uhrzeit und erinnerte mich an etwas, woran ich gar nicht erinnert werden musste. Ich hatte gedacht, die Erinnerungen würden mittlerweile der Vergangenheit angehören, doch nach dem großen Feuer kehrten sie heftiger als zuvor zurück, und seit dem wusste ich, dass sie mich für immer begleiten würden, genauso wie die kleine Narbe, die die Flammen hinterlassen hatten. Ich drehte meinen Arm herum und betrachtete im Mondlicht den fünf Zentimeter langen Streifen über meinem Handgelenk. Die Haut würde dort für den Rest meines Lebens rot und leicht verdickt sein. Ich war allerdings nicht die Einzige, die noch immer die Narben jener Nacht trug. Auch er hatte eine Narbe, die mit meiner identisch war. Und dieses Wissen belastete mich sehr viel mehr als meine eigene Verletzung.

Mittlerweile zünde ich keine Kerzen mehr an. Wenn ich es gemütlich haben möchte, dimme ich das Licht. Außerdem werden Halloweenkürbisse für immer ein ungutes Gefühl in mir auslösen – und das hat nichts mit ihrem unheimlichen Grinsen oder den spitzen Zähnen zu tun. Es liegt vielmehr daran, dass mit ihnen alles angefangen hat. Zumindest kamen die Brandermittler am Ende zu diesem Schluss.

Vier Monate früherOktober

Ich war überrascht, dass man mich zu der Party eingeladen hatte. Trotzdem blieb ich nur siebenundzwanzig Minuten, bevor ich mich durch den von Partygästen überfüllten Flur zur Eingangstür drängte. Ich sah zwei Vampire, einen Zombie und einen Mann, der sich als Marilyn Monroe verkleidet hatte (wobei mir der Grund dafür vollkommen schleierhaft war), und sie alle versuchten, mich am Gehen zu hindern. Doch ehrlich gesagt, hatte ich schon nach zwei Minuten genug gehabt. Die restlichen fünfundzwanzig Minuten war ich nur geblieben, um nicht unhöflich zu sein.

Ich kannte die Kerle in der Wohnung unter mir nicht wirklich gut. Oder besser gesagt, gar nicht. Ich meine, wir sprachen freundliche, belanglose Worte miteinander, wenn wir uns im Aufzug begegneten, und nickten höflich lächelnd, wenn wir uns an den Postfächern im Flur trafen, aber ich wusste nichts über sie. Außer, dass sie irgendwo arbeiteten, wo sie jeden Tag einen Anzug tragen mussten, dass sie Musik mit dumpfen, dröhnenden Bässen mochten, die meinen Fußboden und die Wände zum Beben brachten, und dass sie den Altglascontainer im Keller mit einer solchen Regelmäßigkeit füllten, dass ich mir Sorgen um ihre Leber machte.

Ich nahm an, dass sie mich vor allem eingeladen hatten, damit ich mich nicht über den Partylärm beschwerte. Die Truppe erinnerte mich an Studenten, die noch nicht mitbekommen haben, dass sie bereits Mitte zwanzig sind und die wilden Jahre langsam dem Ende zugehen.

Meine eigenen Partyjahre waren schon seit zehn Jahren vorüber. Mittlerweile war ich einunddreißig, und das Beste, was von meiner Zeit an der Universität übrig geblieben war, war meine Freundschaft mit Julia (und natürlich ein Abschluss in modernen Fremdsprachen, der es mir ermöglichte, meinen Lebensunterhalt als Übersetzerin zu verdienen). Ich glaube nicht, dass seit unserem Kennenlernen ein Tag vergangen ist, an dem ich der Uni-Verwaltung nicht im Stillen gedankt habe, dass sie uns im ersten Jahr zufällig zwei nebeneinanderliegende Zimmer gab. Ich erinnere mich kaum noch an die Rede des Rektors am ersten Tag in der Uni, aber ich weiß noch, dass er dem überfüllten Auditorium erklärte, dass wir alle in diesem Augenblick mit den Freunden zusammensaßen, die uns ein Leben lang erhalten bleiben würden. Er hat sich ein wenig verschätzt, denn ich lernte nur eine Freundin kennen, von der ich allerdings wusste, dass sie mir in allem beistehen würde, was vor mir lag. Und manchmal ist ein außergewöhnlicher Freund tatsächlich alles, was man im Leben braucht, auch wenn dieser Freund später einen vollkommen anderen Weg einschlägt als man selbst.

Julia war einer der Gründe, warum ich nach dem Abschluss nicht in meine Heimatstadt zurückkehrte. Obwohl, ehrlich gesagt, nicht viel Überredungskunst notwendig war, vor Ort zu bleiben und mir eine Wohnung mit ihr zu teilen. Bereits an dem Tag, als ich damals die Poster von den Wänden meines Zimmers genommen und schließlich den Kleiderschrank geleert hatte, war mir irgendwie klar gewesen, dass das Haus, in dem ich aufgewachsen war, vermutlich nie wieder mein Zuhause werden würde.

Jedenfalls war Julia der einzige Grund, warum ich die Einladung zu der Party in jener Nacht, in der das Feuer ausbrach, annahm. »Wie willst du denn den Samstagabend sonst verbringen?«

»Ähm, ich sehe mir Strictly Come Dancing an?«, fragte ich hoffnungsvoll, denn das klang doch wirklich sehr viel angenehmer, als Small Talk mit Leuten zu machen, die ich nicht mal kannte.

»Sophie Winter, du wirst nie jemanden kennenlernen, wenn du ständig in deiner Wohnung hockst und fernsiehst. Du wirst nächstes Jahr zweiunddreißig. Hörst du denn gar nicht das ohrenbetäubende Ticken deiner biologischen Uhr?«

Ich drückte Julia liebevoll und beschloss, sie nicht darauf aufmerksam zu machen, dass es noch elf Monate dauerte, bis ich wieder Geburtstag hatte. »Ehrlich gesagt nein, und es reicht doch, wenn deine Hormone verrücktspielen«, erwiderte ich und sah lächelnd auf Noah hinunter. Julias zweites Kind – und nebenbei bemerkt mein zwei Monate alter Patensohn – schlief tief und fest in seinem Stubenwagen.

»Hm …«, stimmte sie mir zu und schenkte mir ein zufriedenes Lächeln, das viele verschiedene Emotionen in mir hervorrief. »Ich bin einfach so glücklich und zufrieden, dass ich unbedingt will, dass du auch all das bekommst, was ich habe.«

»Du willst Gary mit mir teilen?«, neckte ich sie. »Wow, du bist ja wirklich eine sehr gute Freundin.«

»Nein. Aber ich will nicht, dass du die Hoffnung aufgibst, eines Tages deinen eigenen Gary zu finden. Es gibt ihn bestimmt irgendwo. Vielleicht ist er sogar auf der Party.«

»Das bezweifle ich«, erwiderte ich. »Und fürs Protokoll: Man kann auch als Single uneingeschränkt glücklich sein. Das Leben ist kein Memory-Spiel, bei dem es darum geht, Paare zu bilden, um zu gewinnen.«

Julia lächelte und steckte sich eine Strähne ihrer kastanienbraunen Haare hinters Ohr, bevor sie sich nach unten beugte, um ihr plötzlich unruhig gewordenes Baby hochzunehmen. »Aber es geht auch nicht darum, dass man als Schwarzer Peter übrig bleibt«, erklärte sie, und dagegen konnte ich nichts einwenden. »Abgesehen davon, bist du es doch nicht, oder?«

»Was?«, fragte ich leise.

»Uneingeschränkt glücklich.«

Ich drehte mich auf meinem Stuhl herum und sah durch das Fenster hinaus auf ihren makellosen Garten, bis das Brennen in meinen Augen nachgelassen hatte. Dann wandte ich mich wieder zu ihr um. »Nein, das bin ich nicht. Aber das ist schon okay. Nicht jede Geschichte hat ein Happy End.«

Irgendwie ist es nicht richtig, wenn sich deine beste Freundin um dich sorgt. Du kommst dir egoistisch vor und hast ein schlechtes Gewissen. Und das bringt dich schließlich dazu, eine Party zu besuchen, auf die du eigentlich gar nicht gehen wolltest.

 

Ich hatte mich mittlerweile an den letzten Gästen vorbeigezwängt, und eine Dunstwolke drängte sich mit mir durch die Tür und in den Flur hinaus. Es war eine widerliche Mischung aus Alkohol, Zigaretten und dem Geruch brennender Kerzen. Letzteres war nicht überraschend, denn ich hatte mindestens ein Dutzend Kürbisse mit rot flackernden Kerzen gesehen. Sie nahmen praktisch jede ebene Fläche in der Wohnung ein, die nicht bereits von den zahllosen Bierflaschen in Beschlag genommen wurde.

Ich stieg die Treppe hoch in meine Dachgeschosswohnung und streifte mir bereits meine unbequemen Stöckelschuhe ab, während ich die Tür öffnete. Ein Schuh traf beinahe das kleine, rauchgraue Fellknäuel, das auf mich zustürzte und sofort begann, sich um meine Knöchel zu winden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er mich mal zu Fall bringt, dachte ich, während ich mich bückte, um den Kater hochzuheben.

»Hallo, Fred«, begrüßte ich ihn und vergrub mein Gesicht in dem dicken Fell an seinem Nacken. »Hast du mich vermisst?« Als Antwort drang ein lautes Schnurren aus seiner Kehle, was ich als »Ja« deutete. Fred war das Haustier, nach dem ich mich als Kind immer gesehnt, das ich aber nie bekommen hatte. Ich besprach sämtliche Entscheidungen mit ihm, und er hatte selten etwas gegen meine Entschlüsse einzuwenden. Nicht einmal gegen die wirklich miesen.

Ich hatte ihn mir selbst zum dreißigsten Geburtstag geschenkt, und als Julia scherzte, dass das der erste Schritt sei, um aus mir eine verrückte alte Jungfer zu machen, die Katzen hortet, war ich nicht im Geringsten beleidigt. Die Tatsache, dass mein Vermieter ein Auge zudrückte, was Haustiere betraf, war einer der entscheidenden Gründe, warum ich mich für die Dachgeschosswohnung entschied. Seine einzige Bedingung war, dass »er mir nicht auf den Teppichboden pinkelt.« Und das war durchaus nachvollziehbar.

Ich wanderte von Zimmer zu Zimmer, machte das Licht aus, zog die Vorhänge zu und hatte dabei das Gefühl, die Party noch gar nicht verlassen zu haben. Die Musik aus den übergroßen Lautsprechern dröhnte durch den Fußboden, während die geöffneten Fenster der Wohnung unter mir die halbe Straße einluden, doch auch noch schnell vorbeizukommen.

Ich zog einen alten bequemen Pyjama an, bestrich ein paar Toastscheiben mit Butter und schlüpfte in meine übergroßen, mit Schaffell gefütterten Hausschuhe, die ich letzte Weihnachten von Julias Tochter Lacey bekommen hatte. Ich fühlte mich irgendwie niedergeschlagen und zappte durch die Fernsehkanäle, bis ich einen Sender gefunden hatte, der alte Friends-Folgen in Endlosschleife spielte. Ich legte meine Beine aufs Sofa und mied dabei die Stelle, an der eine der Federn langsam durch den Bezug drängte. Danach breitete ich meine Häkeldecke über mich und wartete, bis der Kater sich sechs Mal im Kreis gedreht hatte, bevor er sich schließlich auf meinem Schoß niederließ. Ich lehnte mich zurück und sah den Freunden zu, die scheinbar keine Ahnung hatten, dass es nicht immer für jeden jemanden gab, der – laut Titelsong I’ll be there for you – immer für sie da war.

Das Piepen des Feueralarms weckte mich, doch ich hatte keine Angst. Na ja, zumindest noch nicht. In meinen Studentenjahren war der Feueralarm andauernd mitten in der Nacht losgegangen, sodass ich mir riskanterweise angewöhnt hatte, das eindringliche Piepen zu ignorieren. Deshalb geriet ich auch jetzt nicht sofort in Panik, als es wie eine spitze Nadel in mein Unterbewusstsein drang und mich aus dem Schlaf riss. Ich setzte mich auf, rieb mir verschlafen die Augen und warf automatisch einen Blick auf die Uhr. Vermutlich, weil ich genaue Angaben machen wollte, wenn ich die Geschichte am nächsten Tag zu Protokoll geben musste: »Und dann hat irgendein Idiot den Feueralarm ausgelöst. Es war kurz vor Mitternacht.«

Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich brauchte, um zu erkennen, dass das schrille Piepen nicht daher kam, weil sich jemand mitten in der Nacht Toast gemacht und diesen verbrannt hatte. Ich hatte es zumindest noch nicht erkannt, als ich in die Küche tappte, um sicherzustellen, dass dieser Idiot nicht vielleicht ich selbst gewesen war.

Von der Party unter mir drang immer noch wahnsinniger Lärm nach oben. Tatsächlich klang es so, als wäre es gerade zu einem kleinen Tumult gekommen. Ich blieb auf halbem Weg in meine winzige Küche stehen und lauschte genauer. Der Lärm klang irgendwie nicht wie betrunkenes Gelächter. Es klang eher so, als würden Menschen panisch herumbrüllen. In diesem Moment kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass der Schleier, durch den ich alles um mich herum wahrnahm, vielleicht doch nicht von meinen schlaftrunkenen Augen kam. Ich atmete tief ein – und da roch ich es. Ein scharfer, beißender Geruch lag in der Luft.

Ich hastete zur Eingangstür und versuchte mit zitternden Fingern so schnell wie möglich die Sicherheitskette zu lösen. Hier war der Rauchmelder, der an der Decke im Flur montiert war, noch besser zu hören. Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit, und im nächsten Moment stimmte auch der Rauchmelder in meiner Wohnung in das warnende Piepen mit ein. Auch wenn es vollkommen unnötig war, denn ich sah mit eigenen Augen, was los war. Der Flur war voller Rauch. Dicke graue Wolken stiegen das Treppenhaus empor, und immer wieder blitzten orangerote Flammen durch sie hindurch. Das Haus brannte lichterloh.

Ich warf die Tür zu, doch eine Rauchwolke war bereits in die Wohnung gewabert, und als ich entsetzt nach Luft schnappte, bekam ich sofort einen Hustenanfall. Ich musste aus der Wohnung raus. Und zwar sofort.

Es gibt eine Frage, die sich Leute ziemlich oft stellen: Was würde ich mitnehmen, wenn mein Haus in Flammen stünde? Mittlerweile weiß ich die Antwort darauf: Nichts. Absolut gar nichts. Sollen sich die Flammen doch alles holen. Solange alle sicher aus dem Haus kommen, ist es vollkommen egal, ob das Feuer den Rest zunichtemacht oder nicht.

Ich brauchte nur wenige Sekunden, um Fred zu finden. Ich musste lediglich dem seltsamen Heulen folgen, das ich noch nie von ihm gehört hatte. Sein kleiner Körper zitterte, als ich ihn in einen dicken Mantel wickelte. Das Bündel zuckte und wand sich, als wäre es vom Teufel besessen, doch ich hielt es fest umklammert. Ich hoffte bloß, dass der Stoff dick genug war, um die scharfen Krallen abzuwehren, bis Fred und ich es aus dem Haus geschafft hatten.

Ich habe keine Ahnung, wie ich auf die Idee kam, dass es möglich wäre, durch die Eingangstür zu fliehen. Ich hatte doch das Feuer gesehen, das sich im Treppenhaus emporfraß. Wie hatte ich mir das vorgestellt? Wollte ich durch die Flammen sprinten wie ein Stuntman in einem Actionfilm?

Ich machte bloß zwei Schritte in den Flur hinaus, ehe mir klar wurde, dass ich es auf diesem Weg nicht ins Freie schaffen würde. Ich zog mich eilig in die scheinbare Sicherheit meiner mittlerweile ziemlich verrauchten Wohnung zurück, knallte die Tür erneut hinter mir zu und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Fred hatte die Flucht ergriffen, sobald ich den Mantel abgelegt hatte, und so begann ich, ihn eilig unter die Tür zu stopfen, wobei ich mir mehrere Fingernägel abbrach, ohne es überhaupt zu bemerken. Doch der Rauch drang weithin durch den Spalt. Ich riss einen zweiten Mantel so heftig von der Garderobe, dass sich gleich der ganze Haken aus der Gipskartonplatte löste. Normalerweise hätte ich mir über den Schaden Gedanken gemacht, doch in diesem Moment fiel es mir nicht einmal richtig auf.

Ich hastete zurück ins Wohnzimmer. Hier lag das einzige Fenster, das auf die Hauptstraße hinausführte. Aus den geöffneten Fenstern der Wohnung unter mir loderten bereits die Flammen. Ich sah einen zuckenden Schatten im Feuer, und einen schrecklichen Moment lang dachte ich, es sei ein Mensch. Doch dann erkannte ich, dass es sich nur um die Vorhänge handelte, die im Fenster tanzten, während das Feuer in dem Raum hinter ihnen wütete. Die Straße, die drei Stockwerke unter mir lag, verschwand immer wieder aus dem Sichtfeld, wenn neuerlich dicker Rauch vorüberzog. Durch die Lücken im Qualm sah ich, dass Menschen aus dem Gebäude strömten. Sie sprinteten über die Straße und liefen einfach weiter, als wären die Flammen immer noch hinter ihnen her. Ich sah, wie Leute auf der Straße in die Knie gingen. Vielleicht war es der Schock, vielleicht waren sie aber auch einfach nur dankbar, dass sie es lebend aus dem Haus geschafft hatten. Einige mussten sich übergeben. Galle stieg meine Kehle hoch, und plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde ich mich ihnen jeden Moment anschließen.

Ich mühte mich mit dem Messingriegel des Schiebefensters ab und versuchte dabei nicht an die spitzen Zacken der beiden Eisengeländer zu denken, die die Treppe zur Wohnung im Erdgeschoss begrenzten. Denn wenn ich auch nur eine Sekunde lang innehielt und darüber nachdachte, sah ich garantiert vor mir, wie sie mich durchbohrten.

Ich stemmte meine Arme gegen den unteren Teil des Schiebefensters und drückte es mit aller Kraft nach oben, doch es bewegte sich nicht. Es knackte nicht einmal. Es fühlte sich so fest verschlossen an, als hätte es jemand zugenagelt – was durchaus möglich war, wie mir mit einem Mal klar wurde. Ich ließ meinen Finger entsetzt über die dicke Farbschicht gleiten, die das Fenster mehr oder weniger versiegelte. Ich erinnerte mich daran, wie mir mein neuer Vermieter stolz verkündet hatte, dass »die ganze Wohnung von Grund auf renoviert wurde«. Ich erinnerte mich, dass das der ausschlaggebende Punkt gewesen war, warum ich die Wohnung genommen hatte. Und nun waren die Fenster also versiegelt … und mein Schicksal war besiegelt.

Es war natürlich auch vollkommen sinnlos, gegen das Glas zu hämmern und zu versuchen, die Aufmerksamkeit der Menschen auf der Straße zu erregen, aber ich verschwendete trotzdem mehrere Minuten damit. Auf dem Bürgersteig vor dem Haus herrschten Chaos und Verwirrung. Ich wirbelte herum und sah mich mit panischem Blick nach einem Gegenstand um, mit dem ich das Fenster einschlagen konnte. Ich nahm vollkommen ungeeignete Gegenstände zur Hand – die Fernbedienung des Fernsehers, den Teller, auf dem meine Toastscheiben gelegen hatten, und sogar das Sofakissen – und legte sie anschließend wieder beiseite.

Denk nach. Denk nach. Schalte dein Gehirn ein, ermahnte mich eine Stimme, die ich schon eine ganze Weile nicht mehr gehört hatte. Die Panik machte mich langsam und unvernünftig, und ich konnte mir keines von beidem leisten. Versuch es bei einem anderen Fenster, schlug die Stimme in meinem Kopf vor.

Die Fenster in der Küche und im Badezimmer waren mit einem Sicherheitsgitter versehen, das mich immer an eine Gefängniszelle erinnert hatte. Es war ein erschreckender Gedanke, dass meine Wohnung tatsächlich zu einer solchen Zelle geworden war. Das Schlafzimmerfenster führte hingegen nach hinten auf eine schmale Straße hinaus, und direkt darunter befand sich ein Anbau mit einem Flachdach. Das würde also mein Fluchtweg werden.

Fred saß bereits heulend vor dem Fenster, und ich zog die Vorhänge mit solcher Wucht auseinander, dass sie rissen. Vor dem Fenster und in der Seitenstraße befand sich kaum Rauch, da der Wind scheinbar in die andere Richtung blies. Trotzdem war es unerheblich, dass ich nun endlich auch von der Straße aus zu sehen war, denn diese war menschenleer. Alle schienen sich auf die Vorderseite des in Flammen stehenden Gebäudes zu konzentrieren.

Ich schloss die Augen und versuchte, ein Bild des Anbaus heraufzubeschwören. Jedes Mal, wenn ich um die Ecke zu den großen Müllcontainern ging, kam ich an einem versperrten Lager vorbei, das zu der Reinigung nebenan gehörte. Das Flachdach, auf das ich gelangen musste, gehörte vermutlich zu diesem Lager. Ich warf einen Blick auf die moosbewachsene Fläche hinunter, die zwei Stockwerke unter mir lag.

Der Gedanke zu springen jagte mir höllische Angst ein, doch die Erkenntnis, dass ich dazu gar nicht in der Lage sein würde, war noch tausendmal schlimmer. Wäre ich eine Frischluftfanatikerin gewesen oder hätte zu den Menschen gehört, die nur bei offenem Fenster schlafen können, hätte ich bereits sehr viel früher gewusst, dass mein Fluchtplan zum Scheitern verurteilt war. Mein Schlafzimmerfenster ließ sich, abgesehen von dem schmalen Oberlicht, nicht öffnen.

Ich schlug frustriert mit der Faust auf den verstärkten Rahmen des Doppelglasfensters und suchte verzweifelt nach einem Riegel, obwohl ich ganz genau wusste, dass es keinen gab. Ein weiterer Panikanfall ergriff mich. Ich öffnete das Oberlicht, so weit ich konnte, was allerdings nicht wirklich weit war. Ich konnte zwar den Kopf hindurchstecken, aber ich passte unmöglich ganz hindurch. Aber eine Katze. Eine Katze konnte durchaus auf diese Weise entkommen.

Die kalte Oktoberluft strich über mein Gesicht. Ich spürte die Freiheit, aber ich konnte sie nicht erreichen.

»Hilfe!«, brüllte ich, und mir wurde klar, dass ich gerade zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben gebrüllt hatte. Es fühlte sich seltsam an. Als wäre nichts von alldem real. Aus der Richtung, in der meine Eingangstür lag, hörte ich ein eigenartiges Knacken und Krachen. »Hilfe! Hilfe! Hilfe!«, brüllte ich in die Nacht hinaus.

Doch es kam niemand. Keine Menschenseele.

Im nächsten Moment begann das Licht zu flackern und ging anschließend aus, und als mich die Dunkelheit umfing, begann ich erneut zu schreien. Ich lief zur Schlafzimmertür und riss sie auf, um sie im nächsten Moment entsetzt wieder zuzuschlagen. Jetzt wusste ich, warum meine Eingangstür so seltsame Geräusche von sich gegeben hatte. Sie stand in Flammen. Der Rahmen und die Tür leuchteten orangerot, sodass der Eingang meiner Wohnung aussah wie das Tor zur Hölle.

Manchmal weiß man ganz genau, dass etwas nicht funktionieren wird – aber man versucht es trotzdem. Ich packte den niedrigen Hocker, der vor meiner Frisierkommode stand, schwang ihn nach hinten und zielte genau auf die Mitte des Fensters.

Mir war klar, dass ein Doppelglasfenster nicht so einfach zu Bruch gehen würde. Aber ich dachte, es würde zumindest springen oder sich in irgendeiner Form bewegen. Ich hätte jedenfalls nicht erwartet, dass der Hocker nur von dem Glas abprallte. Die Wucht des Rückschlages brachte mich zu Fall. Ich rappelte mich hoch, nahm den Hocker erneut und schwang ihn noch einmal Richtung Fenster. Und dann noch einmal. Und noch einmal. Das Glas blieb unbeschädigt, doch nach dem vierten Schlag zerbrach der Hocker in Tausende Einzelteile.

Nach dem Erlebnis mit dem Mantel war es kein Wunder, dass Fred sich mit aller Kraft wehrte, als ich ihn hochhob und zum Fenster trug. Er war eine Hauskatze. Er benutzte eine Katzentoilette und hatte keine Ahnung von den Gefahren, die in der Welt da draußen lauerten. Doch die wirkliche Bedrohung befand sich im Moment in der Wohnung. Ich drehte ihn zu mir herum und sah ihm einen Moment lang tief in die Augen. Das Einzige, worauf ich noch hoffen konnte, war, dass nur einer von uns in der verrauchten Wohnung zurückblieb. Ich drückte meinem Kater einen Kuss auf die Stirn und hob seinen zappelnden Körper zu dem Oberlicht hoch. Er saß einen Moment lang schwankend auf dem schmalen Rahmen und sah mich an, als würde er mein Urteilsvermögen infrage stellen. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Doch gerade als ich meine Meinung ändern wollte, spürte ich, wie er seine Muskeln anspannte. Kurz darauf flog er durch die Nacht und war im nächsten Augenblick verschwunden.

Ich warf einen Blick auf das Flachdach hinunter und war mir sicher, dass ich einen kleinen zerschmetterten Körper entdecken würde, doch Fred war nirgendwo zu sehen.

Der Rauch im Zimmer wurde immer dichter, und obwohl ich alles, was ich finden konnte, in den Spalt unter der Tür stopfte, war mir klar, dass ich dadurch nur wenige Minuten gewann. Ich dachte sehnsüchtig an mein Telefon, das im Wohnzimmer auf dem Schreibtisch lag, weil ich es aufladen wollte. Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ich sofort die Feuerwehr gerufen und ihnen gesagt hätte, dass ich in meiner Wohnung eingeschlossen war? Vermutlich wäre dieses Vorgehen nur unwesentlich erfolgreicher gewesen, als darauf zu hoffen, dass meine Katze für mich Hilfe holte. Ich schluckte einen hysterischen Aufschrei hinunter.

Im nächsten Moment sah ich ein sich näherndes Auto. Es wurde langsamer, als er auf das in Flammen stehende Gebäude zufuhr. Ich schnappte mir den mit Perlen und Pailletten bestickten Schal, den ich auf der Party getragen hatte, und ließ ihn aus dem Fenster hängen wie Rapunzel ihr Haar aus ihrem Turm. Die Pailletten glitzerten im Licht der Straßenlaterne. Sie würden dem Fahrer sicher auffallen. Doch das Auto fuhr einfach weiter.

Ich schlug frustriert mit der Stirn gegen die Fensterscheibe. Es war hoffnungslos. Es brauchte schon ein Wunder, dass ich noch gefunden wurde, bevor die Flammen mich ergriffen.

Und dann geschah genau dieses Wunder.

Das Dröhnen eines Motors drang durch das Oberlicht, weil das Auto tatsächlich zurückkam, und zwar mit höllischem Tempo. Der Fahrer hielt auf der Mittellinie und sprang aus dem Wagen. Er war etwa in meinem Alter, und es gibt nur eine Art, seinen Gesichtsausdruck zu beschreiben, als er zum Fenster hochsah und mich entdeckte: Er war zu Tode erschrocken.

»Helfen Sie mir!«, schrie ich, und meine Stimme brach, weil ich erleichtert zu schluchzen begann, obwohl es dafür noch viel zu früh war. Zuerst dachte ich, er hätte mich gar nicht gehört, denn er rührte sich nicht von der Stelle, sondern starrte bloß zu mir hoch. Schließlich fuhr sein Kopf herum, und er sah in Richtung Straßenecke. Er lief zwei Schritte darauf zu, dann blieb er erneut stehen und brüllte: »Warten Sie da oben!«

Als hätte ich eine andere Wahl, dachte ich, aber ich nickte trotzdem wie eine Irre. »Bitte beeilen Sie sich!«, schrie ich ihm durch das schmale Fenster zu.

Er war beinahe an der Ecke angelangt, als eine laute Explosion das ganze Gebäude erschütterte. Ich hörte Glas splittern und Menschen schreien. Ich wusste nicht, was die Explosion ausgelöst hatte, aber ich nahm an, dass die ohnehin bereits extrem brenzlige Situation gerade noch brenzliger geworden war.

Mein Retter schien dasselbe zu denken, denn er blieb ruckartig stehen, machte kehrt und rannte wieder auf mein Haus zu. Er trug praktische Sportschuhe, und unter anderen Umständen hätte ich vielleicht seine körperliche Fitness bewundert, die es ihm ermöglichte, mühelos auf einen der Müllcontainer und von dort aus weiter auf das Flachdach zu springen. Er bezog genau unter mir Stellung.

»Können Sie das Fenster öffnen?«, rief er zu mir hoch.

Ich war bereit gewesen, über das »Warten Sie da oben« hinwegzusehen, aber jetzt mal ehrlich: Wenn es möglich gewesen wäre, das Fenster zu öffnen, hätte ich es dann nicht schon längst getan? War es undankbar, dass ich mir einen Retter wünschte, der die Lage etwas besser einschätzen konnte?

»Nein!«, brüllte ich zurück und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich so wütend war. Immerhin war das alles nicht seine Schuld. Er versuchte doch nur zu helfen. »Es ist ein Doppelglasfenster. Das geht nicht kaputt. Ich hab es schon versucht!«

Er runzelte die Stirn und musterte mich – oder vielleicht auch den Fensterrahmen – blinzelnd. Im nächsten Augenblick wirbelte er herum und schien auf der Suche nach … ja, wonach eigentlich? Nach einem magischen Fensterzerstörer vielleicht. Nachdem er nichts gefunden hatte, sah er wieder zu mir hoch.

»Wo haben Sie es denn versucht?«, fragte er eindringlich.

Mir war nicht ganz klar, warum das wichtig war, aber ich deutete trotzdem auf die Mitte der Glasscheibe.

Er schüttelte den Kopf. »Das nutzt nichts! Die Schwachpunkte liegen in den beiden unteren Ecken. Versuchen Sie es da noch mal!«

Warum ist mir das nicht selbst eingefallen?, dachte ich und warf einen Blick auf den Mann hinunter, der sich in weniger als fünf Sekunden von einem Idioten in ein Genie verwandelt hatte. »Sie brauchen etwas aus Metall! Und es sollte scharf sein!«, rief er.

»Eine Schere vielleicht?« Dieses Mal sah er mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank.

»Etwas Schweres.«

Ich schüttelte den Kopf. Ich weiß nicht, welche Art Frauen er sonst kannte – ich hatte jedenfalls kein Brecheisen unter der Matratze versteckt. Er sagte noch etwas, doch ich hörte ihn nicht, denn in diesem Moment begann die Wand neben mir zu zischen. Ich zog meinen Kopf aus dem Fenster und starrte erschrocken darauf. Es klang, als wären unzählige Schlangen in dem Gips gefangen. Er begann, kleine weiße Blasen zu werfen, die Sekunden später aufplatzten. Die Farbe an der Wand schmolz. Ich sah entsetzt und gleichzeitig fasziniert zu, wie sich immer mehr Blasen bildeten.

Unter meinem Fenster hörte ich erneut die Stimme des Mannes. Ich riss meinen Blick von der Wand los und konzentrierte mich wieder darauf, was er sagte.

»Ein Bügeleisen. Das müsste gehen. Versuchen Sie es mit der Spitze eines Bügeleisens.«

Mein Kopf fuhr so ruckartig herum, dass mein Nacken schmerzhaft protestierte. Da! In der Ecke des Schlafzimmers stand das Bügelbrett, das ich vergessen hatte wegzuräumen. Und mitten auf dem Bügelbrett stand das Gerät, das vielleicht meine Rettung sein würde.

Ich brauchte etwa vier oder fünf Versuche, bis sich an der Stelle, an der die Spitze auf das Glas aufgeschlagen war, endlich ein kleines Loch bildete. Es sah aus wie ein Einschussloch, doch ringsherum entstand ein feines Spinnennetz, wo das Glas brach. Von unten drangen die aufmunternden Rufe des Mannes zu mir hoch, dann schrie er: »Versuchen Sie es noch einmal!«

Das Loch wurde größer und größer, bis schließlich eine Bowlingkugel durchgepasst hätte. Ich schlug noch einige Male zu, und im nächsten Moment löste sich die Scheibe auf, und Scherben regneten zu Boden. Ich wollte triumphierend losjubeln, doch mittlerweile fiel mir das Atmen schwer. Nachdem die erste Scheibe gebrochen war, stellte die zweite kein großes Hindernis mehr da. Ich hörte, wie die Scherben auf das Flachdach unter mir prasselten, und hoffte, dass mein Retter nicht gerade in diesem Moment nach oben gesehen hatte.

Ich packte den Fensterrahmen und sah zu dem Mann hinunter, der mich die ganze Zeit angefeuert hatte.

»Legen Sie etwas über den Rahmen, bevor Sie rausklettern«, riet er mir, und als mein Blick auf die scharfkantigen Scherben fiel, die aus dem Rahmen ragten, empfand ich erneut eine tiefe Dankbarkeit.

Ich zog hastig die Decke vom Bett und warf sie über den Rahmen. Es dauerte nur wenige Sekunden, aber es schien, als hätte das Feuer nur auf den richtigen Augenblick gewartet, um mich doch noch zu kriegen. Ich kletterte durchs Fenster und setzte mich vorsichtig auf das Fensterbrett. In diesem Moment explodierte die Wand neben mir.

Ich hörte, wie meine hüftlangen Haare Feuer fingen.

Ich spürte das Brennen der Flammen im Nacken.

Und dann sprang ich.

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Kapitel 2

Er erzählte mir später, dass ich aussah wie ein in Flammen stehender Engel, der vom Himmel fiel, und damit hatte er eine ziemlich romantische Beschreibung für den furchteinflößendsten Moment meines Lebens gefunden. Meine Haare umgaben mich tatsächlich wie ein flammender Umhang, doch meine Landung war nicht gerade engelsgleich. Ich krachte in meinen Retter, der mit ausgebreiteten Armen dastand und scheinbar gehofft hatte, mich auffangen zu können.

Er stieß einen Laut aus, der wie eine Mischung aus einem Grunzen und einem asthmatischen Keuchen klang, als ich ihn zu Boden schleuderte und direkt auf seinem Zwerchfell landete. Es war ein Wunder, dass ich den Vier-Meter-Sprung überstanden hatte, ohne mir – und auch ihm – einen einzigen Knochen zu brechen. Doch uns blieb keine Zeit, uns darüber zu freuen, denn es gab noch eine andere unmittelbare Gefahr: meine Haare.

Ich kenne mich mit Erster Hilfe eigentlich ganz gut aus. Ich glaube, ich habe als Kind bei den Pfadfindern sogar einmal ein Abzeichen bekommen, aber das Wissen, was eigentlich zu tun wäre, und die Fähigkeit, seinen unter Schock stehenden Körper dazu zu bringen, es tatsächlich zu tun, sind zwei vollkommen verschiedene Dinge.

»Halten Sie still!«, brüllte mein Retter, während ich meinen Kopf hektisch von einer Seite zur anderen drehte und die Sache damit nur noch schlimmer machte. Er drückte mich auf das feuchte, moosbewachsene Flachdach, fixierte mich und begann, die Flammen mit der bloßen Hand auszuschlagen. Das Zischen und der furchtbare Gestank verfolgen mich bis heute in meinen Albträumen.

Ein Teil des Gestanks war auf meine brennenden Haare zurückzuführen, der andere Teil kam daher, dass sich mein tapferer Retter ein großes Stück Haut an seinem Handgelenk verbrannte. Ich begann ebenfalls, mit der bloßen Hand auf die Flammen einzuschlagen. Es widerspricht natürlich sämtlichen menschlichen Instinkten, die Hand absichtlich ins Feuer zu halten. Doch der verzweifelte Wunsch, meine Haut zu retten – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes –, brachte mich dazu, den Schmerz zu ignorieren und weiterzumachen, bis das Feuer erloschen war.

Das Adrenalin, das anschließend durch unsere Adern schoss, bewirkte, dass wir keine Schmerzen verspürten und nicht bemerkten, welche schwerwiegenden Verbrennungen wir uns zugezogen hatten. Diese Erkenntnis stand uns noch bevor.

»Alles in Ordnung?« Obwohl sich sein Gesicht nur wenige Zentimeter über meinem befand, musste er brüllen, um das Heulen der herannahenden Sirenen zu übertönen. Ich nickte meinem Retter zu.

»Es wird alles wieder gut«, versicherte er mir. »Nicht weinen. Sie sind jetzt in Sicherheit.«

Ich wollte widersprechen, dass ich doch gar nicht weinte, doch dann spürte ich, wie mir die Tränen in die Ohren liefen, also weinte ich offenbar doch. Ich versuchte, etwas zu sagen, doch es kam bloß ein ersticktes Keuchen heraus.

Im nächsten Moment sah ich die Funken, die auf uns herabregneten, und als mein Retter bemerkte, wie sich meine Augen weiteten, richtete er den Blick ebenfalls nach oben. Ein ziemlich großes Stück brennender Stoff, das wohl vor Kurzem noch mein Schlafzimmervorhang gewesen war, schwebte träge auf uns zu.

Im nächsten Moment zerrte mich mein Retter zur Seite, und kurz darauf landete der in Flammen stehende Vorhang genau an der Stelle, an der sich gerade noch mein Kopf befunden hatte.

»Wir müssen vom Dach runter!«, rief der Mann eindringlich und zog mich auf die Beine. Ich folgte ihm ängstlich bis an den Rand, während ich immer wieder wie gebannt zu dem Fenster hochstarrte, wo sich das Feuer gerade hungrig über meine Besitztümer hermachte.

Er kletterte mühelos vom Dach, auch wenn mir auffiel, dass er seine verbrannte Hand schützend an den Körper presste. Meine eigene Verletzung machte sich mittlerweile ebenfalls schmerzhaft bemerkbar, und ich wusste, dass ich es niemals schaffen würde, mich vom Dach nach unten gleiten zu lassen, wie er es getan hatte.

»Springen Sie! Ich fange Sie auf!«, rief mein Retter. Es schien mir undankbar, ihn daran zu erinnern, dass das schon beim ersten Mal nicht gut funktioniert hatte. Ich schloss die Augen und kratzte meinen letzten Mut zusammen.

»Ich lasse Sie nicht fallen«, versprach er.

Ich sah zu dem Mann hinunter, der mir seinen unverletzten Arm entgegenstreckte.

»Vertrauen Sie mir«, bat er, als ich noch immer zögerte. Ein brennender Balken fiel von oben herab und landete direkt hinter mir, sodass die glühenden Funken mich umfingen. Es brannte wie Tausende Bienenstiche. Ich ging in die Hocke und schob mich auf dem kalten, feuchten Dach zum Rand vor.

Mein Retter wischte sich eine Strähne seiner schwarzen Haare aus der Stirn, fing meinen verzweifelten Blick auf und sagte aufmunternd: »Nur weiter so, ich fange Sie auf.«

Der Schmerz muss unglaublich gewesen sein, als ich auf seinem verbrannten Arm landete, doch er zuckte bloß zusammen und hielt mich fest umklammert. Anschließend trug er mich bis zum Ende der Straße, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich auch hätte gehen können.

»Ich brauche Hilfe!«, brüllte er, als wir um die Ecke bogen. Im nächsten Moment traten mehrere Personen aus der Dunkelheit auf uns zu, und zahllose Hände griffen nach mir. Ein stämmiger Feuerwehrmann in einer dunklen Uniform mit gelben Streifen übernahm mich aus den Armen meines Retters und trug mich zu einer niedrigen Mauer, auf der bereits andere benommene Brandopfer saßen. Mein Retter wurde von einem anderen Feuerwehrmann davongeführt, und ich verlor ihn kurz darauf aus den Augen.

Vor dem Haus standen bereits zwei Feuerwehrwagen, und während ich zusah, wie das Wasser aus vier dicken Schläuchen in das Feuer spritzte, wurde mir plötzlich bewusst, wie unwahrscheinlich es war, dass ich jemals wieder in dieses Haus einziehen würde. Zehn Minuten später brach ein Teil des Dachstuhls ein, und ich war offiziell obdachlos. Ich hatte nichts mehr außer den Kleidern, die ich am Leib trug. Und das waren ein Pyjama mit Pinguinen darauf und ein Paar flauschige Hausschuhe.

Ich hatte keine Ahnung, ob Fred es geschafft hatte, und ihn zu finden war mir sehr viel wichtiger als der Feuerwehrmann, der gerade ein Gel auf meine Verbrennung auftrug. Doch er hatte mir eine Hand auf die Schulter gelegt und drückte mich bestimmt nieder, während er mir klarmachte, was er von meiner Idee hielt, mich auf die Suche nach meinem verschwundenen Kater zu machen.

»Ich will doch nur schnell –«

Er schüttelte den Kopf. »Ich habe schon oft gesehen, dass Katzen aus brennenden Gebäuden geflohen sind, und deshalb bin ich mir sicher, dass Ihr Kater mittlerweile schon weit weg ist. Geben Sie ihm Zeit, sich zu beruhigen, dann wird er bestimmt wieder nach Hause kommen.«

Anschließend wandte er sich ab, um sich um die Person neben mir zu kümmern – das Drama um meine verloren gegangene Katze stand offensichtlich sehr weit unten auf seiner Prioritätenliste.

Ich blickte zu den verbrannten Balken des Dachstuhls hoch, deren Silhouette sich wie ein Dinosaurierskelett vor den Flammen abzeichnete. Vielleicht kam Fred tatsächlich wieder, aber diese verbrannte Ruine würde nie wieder unser Zuhause sein.

Ich erschauerte und wickelte die Decke, die mir jemand über die Schultern gelegt hatte, enger um mich, doch die Kälte kam aus meinem Inneren. Überall waren Menschen, doch ich saß auf der niedrigen Mauer und fühlte mich vollkommen verlassen. Ich konnte nicht einmal mehr den Mann entdecken, der mich gerettet hatte. Überall telefonierte jemand mit seinen Angehörigen und versicherte ihnen, dass alles in Ordnung war. Es gab zwar auch Leute, die ich hätte anrufen sollen, aber ich hatte ja aus bekannten Gründen kein Telefon, deshalb musste das noch warten.

Ich fand in einem der ersten Krankenwagen Platz, die die Verletzten ins Krankenhaus brachten. Glücklicherweise hatten es alle aus dem Gebäude geschafft, und die meisten Verletzungen glichen meinen eigenen. Es handelte sich hauptsächlich um Verbrennungen ersten und zweiten Grades und Rauchgasvergiftungen. Wir hatten alle großes Glück gehabt.

Kurz bevor der Wagen losfuhr, erhaschte ich plötzlich doch noch einen Blick auf den Mann, der mich gerettet hatte. Er drängte sich durch die Menschenmenge, als würde er jemanden suchen. Doch bevor ich die Chance hatte, ihm etwas zuzurufen, wurde die Tür des Krankenwagens zugeschlagen, und wenig später rasten wir mit Blaulicht davon.

 

Das Klemmbrett auf meinen Knien bebte, und der Stift, der mit einer Schnur daran befestigt war, rollte von einer Seite zur anderen, sprang über die Kante und schlug dann baumelnd gegen mein zitterndes Bein. Natürlich stand ich unter Schock, und ich schätze, dass niemand abstreiten wird, dass ein Sprung aus einem brennenden Gebäude zu den schockierendsten Erlebnissen gehört, die man sich vorstellen kann. Es war auf jeden Fall die zweitschlimmste Nacht meines Lebens.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf das Formular. Die Fragen waren eigentlich nicht schwer zu beantworten, aber ich hatte trotzdem Schwierigkeiten, alles auszufüllen, ohne einen Roman neben meine Antworten zu kritzeln. Name. Okay, das ging gerade noch. Aber wie lautete meine Adresse? War damit die Wohnung gemeint, die bis vor ein paar Stunden mein Zuhause gewesen war, die es mittlerweile aber nicht mehr gab? Oder sollte ich die Adresse meiner Eltern angeben, obwohl diese über dreihundert Kilometer weit entfernt lebten und ich seit zwölf Jahren nicht mehr bei ihnen wohnte? Oder sollte ich vielleicht aufschreiben, wo ich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus wohnen würde? Denn wenn das gemeint war, dann hatte ich absolut keine Ahnung, was ich notieren sollte.

Auch die Sache mit der Telefonnummer war nicht ganz einfach. Ich hatte natürlich eine Telefonnummer, doch das Telefon, zu dem sie gehörte, war vermutlich nur noch ein schwarzer, geschmolzener Klumpen.

Ich wandte mich der Frage nach den Angehörigen zu, die einfacher zu beantworten war. Ich schrieb die Namen meiner Eltern auf die gepunktete Linie, doch die Buchstaben wirkten irgendwie wackelig und sahen ganz und gar nicht so aus wie sonst. Aber ich hoffte ohnehin, dass das Krankenhaus nicht versuchen würde, Kontakt zu meinen Eltern aufzunehmen, die beide bereits in Rente waren. Sie gönnten sich nämlich gerade ihren ersten Urlaub, seit mein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte, und ein Anruf mit schlechten Nachrichten war ein viel zu großes Risiko.

Ich setzte gerade den Stift ab, als ein Paar Füße in rußgeschwärzten Turnschuhen vor meinem Stuhl haltmachte. Ich hob langsam den Blick und ließ ihn über die Füße und Beine hochwandern, bis er kurz an dem ausgefransten Loch in der Jeans hängen blieb. Das Hemd war vermutlich einmal weiß gewesen. Es dauerte ewig, bis ich endlich bei dem Gesicht des Mannes angekommen war – allerdings hatte ich aufgrund der Nikes von Anfang an gewusst, wer da vor mir stand.

»Da sind Sie ja«, sagte er erleichtert. »Ich dachte schon, man hätte Sie in ein anderes Krankenhaus gebracht.«

Ich starrte in das Gesicht des Mannes, der so viel dafür getan hatte, dass ich überlebte, doch alles, was ich ihm sagen wollte, blieb mir im Hals stecken. Ich kann mich in mindestens sechs Sprachen bei jemandem bedanken, doch keines dieser Worte hätte das vermittelt, was ich gerade empfand.

»Wie fühlen Sie sich? Wurden Sie bereits von einem Arzt untersucht?« Ich schüttelte den Kopf, und mir fiel auf, dass er denselben Notverband trug, den die Krankenschwester auch mir angelegt hatte.

»Kann ich etwas für Sie tun? Brauchen Sie etwas?« Er wirkte besorgt … und das war meine Schuld. Sein Gesicht war rußverschmiert … meine Schuld. Seine Klamotten waren zerrissen und sein Arm verbrannt … alles meine Schuld. Und trotzdem schien er sich einzig und allein um mein Wohlergehen zu sorgen – und nicht um sein eigenes.

Seine Sorge löste eine Reaktion aus, die ich eigentlich unterdrücken wollte, bis ich irgendwann allein war: Ich brach in lautes Schluchzen aus.

Man sollte Menschen nicht danach beurteilen, wie sie auf den Schmerz anderer reagieren. Manche Männer halten es nun mal nicht aus, wenn eine Frau weint. Sie sind einfach so gepolt. Glücklicherweise gehörte der Mann, der vor mir stand, nicht dazu. Er glitt auf den orangefarbenen Plastikstuhl neben mir und schloss mich in die Arme. Er fragte nicht nach, ob es mir überhaupt recht war, von einem Fremden gehalten zu werden – und ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich in diesem Fall geantwortet hätte. So aber drückte ich mein Gesicht dankbar an seine Brust, atmete den Geruch nach Rauch, Waschpulver, Schweiß und Duschgel ein und ließ zu, dass sein warmer Körper mein Schluchzen dämpfte.

Als ich endlich den Kopf hob, hatte ich einen riesigen feuchten Tränenfleck auf seinem Hemd hinterlassen. Er nahm die Taschentuchbox, die auf den Zeitschriften auf dem Tischchen neben ihm stand, und reichte sie mir.

Er bedrängte mich nicht. Er überhäufte mich nicht mit Fragen. Er wartete einfach ab.

»Besser?«, fragte er irgendwann, als die feuchten, zusammengeknüllten Taschentücher in meinen Händen bereits die Größe eines Tennisballs angenommen hatten.

»Ja. Tut mir leid … auch wegen des Hemdes«, fügte ich schnell hinzu und warf einen Blick auf den Fleck. »Und Ihrer Jeans, und …«

»Das ist doch alles unwichtig«, versicherte er mir.

Ich schüttelte den Kopf, und mir stieg der unangenehme Geruch verbrannter Haare in die Nase. Ich nahm eine Strähne, die noch vor wenigen Stunden bis zu meinen Hüften gereicht hatte und die jetzt irgendwo über meiner Schulter endete.

»Und das ist auch unwichtig«, ergänzte er. »Das ist ja das Tolle an Haaren – sie wachsen wieder.«

Ich ließ die Strähne los, denn meine Haare waren im Moment tatsächlich nicht wichtig. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken –«

»Dann tun Sie es erst gar nicht«, unterbrach er mich.

Mir fiel auf, dass seine Augen dieselbe Farbe hatten wie flüssiges Karamell. Und wenn es nach allem, was in dieser Nacht passiert war, nicht albern gewesen wäre, hätte ich ihn gefragt, ob er Kontaktlinsen trug, denn ich hatte eine solche Farbe noch nie gesehen.

»Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen.«

»Ich –«

»Ben Stevens?«, rief eine Krankenschwester, die ein Klemmbrett in der Hand hielt und den Blick über die versammelten Patienten schweifen ließ. Der Mann neben mir stand auf und schaute lächelnd zu mir herunter. »Ja, das ist mein Name«, sagte er leise, bevor er sich an die Schwester wandte. »Hier!« Er machte einen Schritt auf sie zu, und ich sah, wie er schmerzerfüllt das Gesicht verzog, doch gleich darauf war der Ausdruck verschwunden, und er lächelte mir noch einmal zu.

»Ich bin Sophie. Sophie Winter«, erklärte ich und zögerte einen Moment lang, bevor ich ihm verlegen die Hand entgegenstreckte. Er nahm sie, doch anstatt sie zu schütteln, drückte er sie freundlich.

»Ich weiß«, sagte er leise, bevor er meine Hand losließ und langsam auf die Krankenschwester zuging.

 

Mir war nicht sofort klar, dass er auf mich gewartet hatte. Ich dachte, es sei reiner Zufall, dass er der Erste war, auf den mein Blick fiel, als ich schließlich mit einem steifen weißen Verband aus dem Behandlungszimmer trat.

»Wie ist es gelaufen?«, fragte Ben und löste sich von der Wand, an der er gelehnt hatte.

Ich schnitt eine Grimasse und zuckte mit den Schultern. »Ganz okay. Ich muss noch mal zur Kontrolle herkommen. Und zwar am …« Ich warf einen schnellen Blick auf die Karte, die ich bekommen hatte. »… am Dienstag.«

Er hielt eine identische Karte hoch. »Ich auch.«

Ich biss mir auf die Lippe, und das schlechte Gewissen packte mich erneut. »Es tut mir so leid, dass Sie sich verletzt haben, weil Sie mir helfen wollten. Sie waren ein richtiger Held, wissen Sie? Sie sollten einen Orden oder einen Preis oder so etwas bekommen.«

Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht, und ich erkannte, dass er nicht der Typ Mann war, der eine derartige Bestätigung brauchte. »Das hätte doch jeder getan«, entgegnete er. »Absolut jeder.«

Ich wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte, also sagte ich nichts mehr. Wir sahen uns einen Augenblick lang verlegen an. Ich spürte, dass unsere kurze Begegnung langsam auf ihr Ende zusteuerte, und ich fragte mich, warum sich das so falsch anfühlte. Gerade so, als wäre noch gar nicht alles gesagt.

»Hören Sie, ich habe mir gerade ein Taxi gerufen, das mich zu meinem Auto bringt. Werden Sie abgeholt, oder soll ich Sie irgendwohin mitnehmen? Was machen Sie denn jetzt?«

Ich sah ihn nachdenklich an und warf dann einen Blick auf die Uhr an der Wand. Es war beinahe drei Uhr morgens. Ich hatte keine Klamotten, kein Geld fürs Taxi, und ich konnte nirgendwohin, aber irgendwie weigerte ich mich, all diese Dinge gegenüber diesem heldenhaften und charmanten Fremden zuzugeben.

»Ich … ich werde bei guten Freunden anrufen und fragen, ob sie mich abholen können.«

Er holte sein Telefon mit einer so fließenden und schnellen Bewegung aus der Hosentasche und hielt es mir entgegen, dass ich mich fragte, ob er vielleicht als Zauberer arbeitete. Oder als Taschendieb. Ich war normalerweise ziemlich gut darin, den Beruf eines Menschen zu erraten, doch bei ihm gab es keinerlei Hinweise. Ich konnte ihn mir in einem schicken Anzug vorstellen, wie er eine Aufsichtsratssitzung leitete, aber es wäre genauso möglich gewesen, dass er mit Stiefeln und Jeans irgendwo im Freien herumstapfte. Ich brauchte mehr Anhaltspunkte als eine gebildete Ausdrucksweise und einen muskulösen Körper.

»Hier, Sie können mein Telefon haben, um ihn anzurufen … oder sie.« In seinem Angebot klang eine kaum merkliche Frage mit, doch ich fühlte mich nicht verpflichtet, darauf einzugehen.

»Danke«, murmelte ich und machte mich auf den Weg zu den leeren Stühlen im Wartebereich, um zu telefonieren. Ich wartete, bis er sich zu dem Snackautomaten umgewandt hatte, bevor ich zu wählen begann. Abgesehen von meinen Eltern, gab es nur eine Person, die ich um diese Uhrzeit anrufen konnte. Das Telefon war dasselbe Modell wie meines, deshalb wusste ich genau, welches Icon ich aufrufen musste, um zum Ziffernblock zu gelangen. Mein Zeigefinger verharrte über den Ziffern, doch bereits als ich ihn langsam senkte, war mir klar, dass es nicht funktionieren würde.

Ich schloss die Augen, um mich besser konzentrieren zu können. Ich kannte Julias Nummer doch! Vielleicht sogar besser als meine eigene. Sie hatte schon seit Jahren dieselbe Telefonnummer, und ich telefonierte praktisch jeden Tag mit ihr. Die elf Ziffern sollten sich also so tief in mein Gedächtnis eingegraben haben, dass ich sie wählen konnte, ohne auch nur darüber nachzudenken. Vielleicht war das das Problem. Vielleicht dachte ich zu viel nach. Deshalb versuchte ich es einfach.

Ich verwählte mich zwei Mal und hörte jedes Mal bloß ein Grunzen und Murmeln, bevor die Person am anderen Ende der Leitung auflegte und hoffentlich gleich wieder einschlief. Der Kerl, der beim dritten Versuch abhob, begann jedoch sofort, mich zu beschimpfen. Ich hätte ihm gern die Umstände erklärt, wenn er mir die Gelegenheit dazu gegeben hätte, aber bei dem Schwall an Flüchen, die er ausstieß, war es unmöglich, zu Wort zu kommen.

Ben wirkte entsetzt, als er mit zwei Styroporbechern auf mich zukam und sah, dass ich erneut weinte. Ich ließ sein Telefon langsam von einer Hand zur anderen gleiten, als wollte ich damit jonglieren.

»Kommt Ihr Freund nicht?«, fragte er und klang ein wenig verärgert.

»Nein, das ist es nicht. Es ist bloß …«

Mittlerweile hatte er auf einem der Plastikstühle gegenüber Platz genommen und lehnte sich aufmunternd nach vorn.

»Es ist bloß … ich kann mich nicht an Julias Nummer erinnern. Sie ist einfach weg. Dabei kannte ich sie wirklich gut. Wie meinen eigenen Namen. Aber wenn ich versuche, mich daran zu erinnern, ist es, als wäre sie in ein schwarzes Loch gesaugt worden.«

»Das ist der Schock, der jetzt erst seine Wirkung zeigt«, erklärte Ben und nahm mir das Telefon ab, bevor es noch zu Boden fiel. »Lassen Sie sich einen Moment Zeit, denken Sie an etwas anderes, dann wird Ihnen alles wieder einfallen.«

Ich wollte ihm gern glauben – und zwar nicht nur, weil ich sonst nirgendwohin konnte –, aber ich war mir nicht sicher.

»Hier, nehmen Sie einen«, schlug Ben vor und reichte mir einen der Becher, die er inzwischen auf dem kleinen Tischchen abgestellt hatte. »Es könnte Tee sein oder auch Kaffee. Vielleicht ist es aber auch eine seltsame Mischung aus beidem«, erklärte er entschuldigend, als er mir die undefinierbare braune Brühe in die Hand drückte. Sie war heiß, und normalerweise trank ich meinen Tee oder Kaffee mit viel weniger Zucker, aber vermutlich hatte er mit Absicht welchen hineingetan.

»Was ist mit Ihrer Familie? Könnten Sie Ihre Eltern anrufen?«, fragte er.

Ich nahm vorsichtig einen Schluck Kaffee, bevor ich antwortete. Ich war bereits in einem Alter, in dem es nicht mehr selbstverständlich war, dass beide Elternteile noch lebten, und ich fragte mich, ob er mich jünger schätzte, als ich tatsächlich war.

»Sie machen Urlaub, und die Sache würde sie bloß in Panik versetzen.« Ich hörte selbst, wie besorgt ich klang, und ich nahm an, dass er es ebenfalls bemerkte. »Meinem Dad ging es in letzter Zeit nicht so gut … und deshalb ist es besser, sie erfahren erst davon, wenn alles vorüber ist.«

»Verstehe.«

Wir saßen uns schweigend gegenüber und nippten an dem kaum genießbaren Tee-Kaffee. Die Notaufnahme hatte sich mit der Zeit langsam geleert, und abgesehen von der einen oder anderen Krankenschwester und einem Pfleger, waren wir allein.

»Haben Sie schon lange in der Wohnung gewohnt?«

»Nein. Fred und ich sind erst vor ein paar Monaten eingezogen.«

»Fred? Ich dachte, Sie wären die Einzige in der Wohnung gewesen. Hat er es denn auch herausgeschafft?«

Der Schmerz packte mich mit voller Wucht, und ich verzog das Gesicht und grub meine Fingernägel in die Handfläche, sodass kleine Halbmonde zurückblieben. Ich war fest entschlossen, nicht noch einmal in Bens Gegenwart zu weinen.

»Ich habe ihn aus dem Fenster geworfen«, erklärte ich leise. Ben sah mich so erschrocken an, dass ich hinzufügte: »Fred ist meine Katze.« Ich beobachtete ihn genau und hätte meine Meinung über ihn sofort geändert, falls er jetzt falsch reagierte.

»Dann haben Sie ihm mit Sicherheit das Leben gerettet«, erklärte Ben und erreichte damit zehn von zehn möglichen Punkten. »Katzen sind unverwüstlich. Wenn Sie den Sprung geschafft haben, hat er es sicher auch geschafft.«

»Ich hoffe es«, erwiderte ich und senkte den Kopf, sodass die verbliebenen Haare wie ein Vorhang vor mein Gesicht fielen.

Ich schätze, Ben wollte meinem Unterbewusstsein einen Streich spielen, als er mir ohne Vorwarnung das Telefon in die Hand drückte und sagte: »Okay, dann versuchen Sie es doch noch mal mit der Nummer Ihrer Freundin.«

Zehn frustrierende Minuten später musste ich mir meine Niederlage endgültig eingestehen. Julias Nummer war mir immer noch nicht eingefallen.

»Das ist doch lächerlich«, erklärte ich und gab das Telefon zurück. »Ich rate nur noch. Sie sollten jetzt Ihr Auto holen und nach Hause fahren. Sie müssen wirklich nicht hier mit mir warten.«

»Ich habe kein gutes Gefühl dabei, wenn ich Sie einfach hierlasse«, protestierte Ben.

»Machen Sie sich keine Gedanken. Sie haben heute Nacht eine großartige Tat vollbracht, aber das bedeutet nicht, dass Sie von nun an immer auf mich aufpassen müssen.«

Er betrachtete mich eine Zeit lang, bevor er erwiderte: »Und was, wenn doch?«

Das Krankenhaus war überheizt, doch mir lief trotzdem ein Schauer über den Rücken. »Ehrlich. Ich komme schon zurecht. Sie haben ganz sicher recht: Julias Nummer wird mir bald wieder einfallen.« Ich warf einen Blick auf die Uhr. »Sobald es hell und halbwegs okay ist, wenn ich im Pyjama vor ihrer Haustür auftauche, nehme ich mir ein Taxi und fahre hin.«

Mir gefiel die Art, wie er lächelte. Es kam so plötzlich, als hätten seine Lippen den natürlichen Drang, sich nach oben zu ziehen. Sein Mund war wie zum Lächeln geschaffen. »Ihr Outfit wäre zu jeder Zeit okay«, scherzte er und wirkte zufrieden, als er meine Reaktion sah. Er stand auf, holte sein Portemonnaie und einen Stift heraus und kritzelte etwas auf eine alte Rechnung.