Das Mind-Workout - Mark Freeman - E-Book

Das Mind-Workout E-Book

Mark Freeman

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Beschreibung

Wenn wir körperlich fit und gesund bleiben und Krankheiten vorbeugen wollen, müssen wir etwas dafür tun. Völlig klar! Doch warum gilt diese Regel nicht für die Erhaltung unserer mentalen Gesundheit? Mit Das Mind-Workout stellt Mark Freeman sein innovatives Übungsprogramm vor. Nachdem er selbst zahlreiche Angst- und Zwangsstörungen überwunden hatte, wurde ihm klar, dass mentale Gesundheit und emotionale Stabilität trainierbar sind. In seinem Programm kombiniert er Achtsamkeitsübungen mit Elementen aus der Kognitiven Verhaltenstherapie und der Akzeptanz- und Commitment-Therapie. Er zeigt, wie wir unseren Geist von Ängsten und Blockaden befreien können, und macht uns fit für die Bewältigung unseres komplexen Alltags.

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Seitenzahl: 365

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MARK FREEMAN

DAS MIND-WORKOUT

MARK FREEMAN

DAS MIND-WORKOUT

In 20 Schritten Zu mentaler Stärke

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2018

© 2018 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchhner Verlagsgruppe GmbH, Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© der Originalausgabe: 2017 by Mark Freeman

Die englische Originalausgabe erschien 2017 bei Piatkus, Little, Brown Book Group unter dem Titel The Mind Workout.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Alfons Winkelmann

Umschlaggestaltung: Manuela Amode

Umschlagabbildung: © Mark Freeman; Alted Studio/shutterstock;

Magnia/shutterstock; Olga_C/shutterstock

Satz: Röser MEDIA. Karlsruhe

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-86882-860-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-105-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-106-7

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.

INHALT

Einführung

Teil Eins: Die Grundlagen

Schritt 1: Verstehen Sie, dass Sie kein Felsbrocken sind

Schritt 2: Ihre Probleme erkennen

Schritt 3: Achtsamkeit üben

Schritt 4: Meditieren

Schritt 5: Folgen Sie Ihren Wertvorstellungen

Schritt 6: Konzentration auf Veränderung von Handlungen, nicht von Gedanken oder Gefühlen

Schritt 7: Stellen Sie das Bewältigen ein

Schritt 8: Durchbrechen Sie Ihr ›Wenn X, dann Y‹-Denkmuster

Schritt 9: Das Überprüfen einstellen

Schritt 10: Ihre Ängste verstehen

Schritt 11: Kontrolle einstellen

Schritt 12: Zähme das Ungeheuer

Teil Zwei: Die Transformation

Schritt 13: Ein neuer Treibstoff fürs Leben

Schritt 14: Durchbrechen Sie Ihre Motivationsabhängigkeit

Schritt 15: Werfen Sie wenig hilfreiche Überzeugungen und Wünsche über Bord

Schritt 16: Üben Sie Nicht-Beurteilen

Schritt 17: Praktizieren Sie Glück!

Schritt 18: Schließen Sie Unsicherheit (symbolisch) in die Arme

Schritt 19: Planung Ihrer Abenteuer-Expedition in die Wildnis

Schritt 20: Weitergehen

EINFÜHRUNG

Wenn Sie nicht laufen, ist es nicht sonderbar, dass Sie nicht laufen können

In diesem Buch geht es um Alltagshandlungen, mit denen Sie Ihren psychischen Gesundheitszustand bewahren und verbessern können. Wir alle befinden uns auf einem verschiedenen Stand an ausbaufähiger psychischer Gesundheit, und wir verbessern psychische Gesundheit genauso, wie wir körperliche Fitness verbessern: Indem wir uns durch schwierige Erfahrungen hindurcharbeiten und unsere Fähigkeiten und unser Geschick steigern, mit diesen Erfahrungen umzugehen.

Wenn ich sage, dass die Verbesserung Ihres psychischen Gesundheitszustands genau dasselbe ist wie die Verbesserung Ihrer körperlichen Fitness, so meine ich damit nicht, dass psychische Krankheiten nicht echte biologische Erfahrungen sind. Körperliche Fitness ist reine Biologie.

Stellen wir uns einen zufällig ausgewählten Dreißigjährigen vor, der nicht trainiert. Seit der Schule hat er nicht mehr trainiert. Er sagt, er sei gegen Training allergisch. Er hasst es. Aber das Leben hat so seine Methode, ihn in Situationen zu bringen, wo er gezwungen ist, sich anzustrengen. Neulich war er gerade in seinem Bürogebäude angekommen, bereits ein paar Minuten zu spät für eine Besprechung, da war der Aufzug ausgefallen. Also musste er seine Taschen dreißig Etagen bis zum Büro die Treppe hinauftragen. Aber schon in der dritten Etage schlug sein Herz heftig, und er rang nach Atem. Er spürte bereits, dass sein Hemd durchgeschwitzt war.

Er hatte keinerlei Zweifel, was er tun wollte, aber wie sehr er auch mit sich haderte, er solle diese Treppen so schnell wie möglich hinaufkommen, so musste er doch häufig innehalten, um wieder zu Atem zu kommen. Seine Muskeln brannten. Bei jedem Schritt spürte er einen stechenden Schmerz in den Knien. Für ihn bestand keinerlei Hoffnung, die dreißig Etagen leicht hinter sich zu bringen. Es war keine bewusste Wahl. Er konnte es sich nicht einfach aussuchen, genügend Kraft, Flexibilität und Ausdauer zu haben, die er genau in diesem Augenblick benötigt hätte. Keine Menge an positivem Denken hätte ihm die Fähigkeit oder Geschwindigkeit verleihen können, um diese Treppen irgendwie schneller hinaufzukommen.

Wenn wir in diesem Augenblick den Spiegel von Cortisol, Adrenalin und Blutsauerstoff hätten messen können, wären wir zum Ergebnis gekommen, bei ihm hätte ein ›chemisches Ungleichgewicht‹ vorgelegen. Seine Hormon- und Neurotransmitterspiegel wären völlig durcheinander. Hätten wir einen Gehirnscan bei ihm durchführen und mit den Scans von Leuten vergleichen können, die regelmäßig trainieren, so hätten wir höchstwahrscheinlich Unterschiede in der Gehirnaktivität und –strukur festgestellt. Aber keiner dieser biologischen Indikatoren hätte bedeutet, dass er krank war. Sie wären kein Hinweis darauf gewesen, dass er außerstande war, das Geschick und die körperlichen Fähigkeiten zu entwickeln, um mit dieser Erfahrung zurechtzukommen. Wir hätten diesem Mann keine hyperkinetische Störung zugeschrieben. Selbst wenn er gezwungen gewesen wäre, diese Treppen eine Woche lang jeden Tag hinaufzurennen, und es wäre ihm nicht gelungen, ohne unterwegs innezuhalten, wäre das kein Hinweis auf eine chronische Störung gewesen. Ein Monat schweißtreibendes, anstrengendes Training, während er zugleich seine ganze Lebensführung umstellt, und er könnte den Aufstieg bewältigen, ohne innezuhalten.

Das ist bei jeder Herausforderung an die Fitness so. Wenn Sie nicht laufen, ist es nicht sonderbar, dass Sie nicht laufen können. Aber Sie können es lernen.

Eine radikale Vorstellung

Ich habe das alles erwähnt, um etwas Radikales vorzuschlagen, das wir im gesamten Buch erforschen werden. Es ist nicht sonderbar, dass Sie mit Ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen haben, wenn Sie nicht regelmäßig etwas tun, um sie aufrechtzuerhalten und zu verbessern.

In der Gesellschaft ist uns diese Vorstellung anscheinend nicht fremd, wenn es um körperliche Fitness geht. Körperliche Fitness können Sie nicht einfach so voraussetzen. Wenn Sie nichts dafür tun, werden Sie nicht fit sein. Dasselbe gilt für psychische Gesundheit. Aus irgendeinem Grund erwarten wir jedoch, psychisch großartig in Form zu bleiben, ohne Arbeit hineinzustecken oder gewisse Fertigkeiten zu erlernen. Und wenn wir bemerken, dass wir mit ihr zu kämpfen haben, suchen wir nach einer raschen und leichten Reparaturmöglichkeit.

Gegenwärtig verficht unsere Gesellschaft den Ansatz: Erst die psychische Krankheit, dann die Hilfe. Hilfe ist erst erhältlich, wenn man betrunken und nackt im eigenen Erbrochenen mitten auf der Straße liegt und mit unsichtbaren Affen spricht. Wir tun so, als hätte niemand Probleme mit der psychischen Gesundheit, der nicht offensichtlich schmerzvoll durchs Leben stolpert und beständig daran scheitert. Aber alle haben ein Gehirn, also haben alle einen gewissen psychischen Gesundheitszustand. Das habe ich auf die harte Tour gelernt ...

Ich habe ein Gehirn

Wenn Sie mir vor zehn Jahren gesagt hätten, dass ich ein Buch zum Thema ›Überwindung einer psychischen Krankheit und Aufbau einer besseren psychischen Gesundheit‹ schreiben würde, so hätte ich Sie für verrückt erklärt. Ich wusste nichts über psychische Gesundheit, und ich hatte ganz bestimmt keine psychische Krankheit. Aber da hatte ich mich sehr geirrt.

Mit Ende zwanzig hatte ich zunehmend mit der Realität zu kämpfen. Jedes Mal, wenn ich meine Wohnung verließ, vollführte ich eine Reihe an Ritualen, um zu überprüfen, ob der Herd ausgeschaltet war, ob Haushaltsgeräte ausgeschaltet waren, ob sie sich nicht warm anfühlten. Ich trennte alles von der Steckdose, was sich trennen ließ, überprüfte, ob die Fenster verschlossen waren, und verließ dann endlich die Wohnung. Danach schloss ich die Eingangstüre ab, überprüfte, ob die Eingangstüre abgeschlossen war, dann lag ich mit mir selbst im Zwiespalt, ob meine Erinnerung, den Herd überprüft zu haben, tatsächlich von gerade eben stammte oder vom Tag zuvor. Ich ging weg und kehrte dann zurück, um nachzusehen, ob mein Laptop unter meinem Bett versteckt war, sodass Einbrecher ihn nicht finden würden, und dann bemerkte ich, dass die Vorhänge offen waren und zog sie zu, weil die Einbrecher vielleicht gesehen hatten, wo ich meinen Laptop versteckt hatte. Dann holte ich ihn unterm Bett hervor und legte ihn in meinen Kleiderschrank unter einige meiner Kleidungsstücke, bevor ich das Gebäude durch eine andere Tür verließ als die, durch die ich hereingekommen war (um die Einbrecher auszutricksen, die mich beobachteten). Aber dann musste ich zurück und erneut das Schloss überprüfen, weil ich so konzentriert auf meine Fluchtroute gewesen war, dass ich vergessen hatte, ob ich die Wohnungstür abgeschlossen hatte, und da ich sowieso zurück in der Wohnung war, konnte ich doch genauso gut den Herd noch einmal überprüfen, den Hintereingang, vielleicht den Toaster und ob etwas in der Nähe der Steckdosen lag, das vielleicht Feuer fangen konnte, und dann rüttelte ich auf dem Weg nach draußen erneut an der Tür, weil ich sie beim ersten Mal vielleicht aufgeschlossen hatte. Schließlich riss ich mich los, beschäftigt mit imaginären Gesprächen in meinem Kopf zwischen mir und Leuten, über die ich mich wegen etwas geärgert hatte, das tags zuvor beinahe geschehen wäre.

Wenn ich die Treppe hinaufstieg, sah ich mich hinfallen, sodass ich mir das Kinn an den Stufen aufschlug und die Zähne überall herumflogen. Meine Gesichtsknochen schmerzten so, als wäre das tatsächlich geschehen. An einer Kreuzung sah ich vor mir, wie die Autos die Fußgänger überfuhren, wobei Eingeweide und Knochen über die Fahrbahn spritzten. Ich stand kurz davor, mich zu übergeben.

Die ganze Zeit über sah ich, wie anderen Menschen oder mir Gewalt widerfuhr, und an der Gewalt war oftmals ich selbst Schuld. Ich hatte Angst davor, in Anwesenheit Dritter in der Küche mit einem Messer umherzugehen, weil ich mich selbst sah, wie ich auf sie einstach. Ich konnte in der Küche kein Messer in die Hand nehmen, wenn die Katze, Glick, meines Wohnungsgenossen anwesend war, weil ich vor mir sah, wie das Messer durch Glicks Kopf fuhr. Wenn ich Gemüse schnitt, spürte ich, wie meine Finger abgeschnitten wurden.

Die Realität war eine subjektive, tief sitzende schmerzvolle Erfahrung. Ich entwickelte die stereotypen Symptome einer Zwangsneurose, wie zum Beispiel wiederholtes Händewaschen unter brühend heißem Wasser, dazu weniger bekannte Symptome wie wiederholte Überprüfung meines Personalausweises, wobei ich mich fragte, ob die darauf abgebildete Person tatsächlich ich selbst war. Ich war davon überzeugt, dass ich eines Tages den Ausweis einem Polizisten reichen und ins Gefängnis wandern würde, weil ich die Persönlichkeit eines anderen angenommen hatte. Das ist eine kleine Auswahl vom extremen Ende der Symptome, mit denen ich zu kämpfen hatte. Die meiste Zeit ertrank ich geradezu völlig grundlos in Angst. Ich verbrachte meine ganze Zeit und Energie entweder mit Grübeln oder mit dem Versuch, jemanden zu finden, mit dem ich mich treffen konnte (dann jedoch, ohne ihn tatsächlich zu treffen, und zwar wegen meiner Unsicherheiten und meiner Ängste um meine Gesundheit).

Aber mir kam mein Verhalten nicht merkwürdig vor. Als ich zum ersten Mal zu einer Therapeutin ging, sagte ich ihr lediglich, dass ich ein wenig an Depressionen litt und Probleme mit dem Sex hatte. Das waren die einzigen Probleme in meinem Leben. Ich war sehr clever. Ich war nicht verrückt.

Während ich so durch das Therapiesystem stolperte, hing mir am Ende eine Wagenladung psychischer Krankheiten an: Zwangsneurose, generalisierte Angststörung, Depression und Abhängigkeit. Diese Etikettierungen hatten ebenso viel mit dem Fachgebiet eines jeden Therapeuten zu tun wie mit dem, wessen ich mir bewusst war oder was ich mitteilen wollte.

Die spezifischen Symptome, mit denen ich zu kämpfen hatte, würden vielleicht großartigen Stoff für einen Leidensbericht oder Krankheitsporno darstellen – schließlich betätigt sich jeder gern als Gaffer bei Verkehrsunfällen, während er auf der Autobahn im Schleichtempo vorbeifährt –, aber glauben Sie mir, die weitaus interessantere Reise ist die einer Genesung. Ich habe nicht mehr mit einer dieser Diagnosen zu kämpfen, die mir angeheftet worden waren. Dieses Buch handelt nicht von meiner Vergangenheit. Auch nicht davon, an einer psychischen Krankheit zu leiden. Wir werden noch tiefer in einige weitere Symptome einsteigen, mit denen ich zu kämpfen hatte – weil sie ein Licht auf die Stufen werfen, die wir alle nehmen können, um unseren psychischen Gesundheitszustand zu verbessern –, aber wenn Sie auf der Suche nach einer Beichte sind, wie es ist, an psychischer Krankheit zu leiden, dann ist das hier das falsche Buch.

Für wen dieses Buch ist

Für Sie, Ihre Freunde, Ihren Partner ... Jeder mit einem Gehirn kann für sich einigen Gewinn aus diesem Buch ziehen, weil es darum geht, prächtige psychische Gesundheit und Fitness zu praktizieren – und darin kann sich jeder verbessern. Es geht darum zu lernen, wie man Gedanken, Emotionen und Bedürfnisse erfahren, akzeptieren und das Leben weiterführen kann. Es geht darum zu lernen, wie Sie heftige Emotionen aufgreifen und mit sich tragen können, während Sie das tun, was Sie gern tun, und zwar mit den Menschen, die Sie lieben.

Ich habe eine Reise unternommen, die ihren Anfang in schwerer Krankheit und ihr Ende in großartiger Gesundheit hatte, ähnlich wie jemand, der gefährlich außer Form war und schließlich Marathonläufe absolvierte. Vielleicht war es eine extreme Reise, aber was ich gelernt habe, kann jedem helfen, der daran interessiert ist, auf seine psychische Gesundheit zu achten, und die Tiefen meiden möchte, denen ich mich gegenüber gesehen hatte.

Ich biete keine sofortigen mythischen Geheimnisse, wie man Herausforderungen an die psychische Gesundheit überwinden kann. Psychische Fitness ist harte Arbeit, genau wie beim physischen Gegenstück. Die Veränderungen des Gehirns erfordern Zeit und Mühe, wie die Veränderungen bei jedem anderen Teil Ihres Körpers. Ich habe nie Medikamente für meine psychische Gesundheit eingenommen, also kann ich auch keine perfekte Chemikalie verteilen oder ein Gen benennen, dem Sie die Schuld an Ihren Problemen in die Schuhe schieben können. Ich werbe nicht für irgendwelche magischen Ergänzungsmittel oder spezielle Mantras. Und ich werde Ihnen gewiss nicht sagen, Sie sollen all Ihre Besitztümer verbrennen und in einem Lendentuch in den Urwald ziehen, um irgendwelche Wurzeln zu kauen, während Sie sich mit einem Leguan über die Stirn reiben. In diesem Buch geht es einzig und allein um Handlungen. Wenn Sie bereit sind, Praktiken für Ihr Leben zu entwickeln, die Ihnen dabei helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen, während Sie etwas tun, das Ihnen etwas bedeutet, dann ist dieses Buch richtig für Sie.

Wie dieses Buch vorgeht

Dieses Buch umfasst zwei Teile. Im ersten Teil geht es nur darum, die grundlegenden Fähigkeiten für bessere psychische Gesundheit zu erlernen und die Denk- und Verhaltensweisen zu verlernen, die in unserem Leben Herausforderungen an unsere psychische Gesundheit darstellen. Im zweiten Teil erhalten Sie Hilfestellungen, wie Sie von einem furchterfüllten, angstgetriebenen Leben in ein Leben umschalten können, das auf Ihren Wertvorstellungen beruht und darauf konzentriert ist, das zu erschaffen und aufzubauen, was Sie für Ihr Leben wollen, anstelle zu meiden und zu kontrollieren, was Sie nicht wollen.

Am Ende sämtlicher Kapitel, vom letzten abgesehen, finden Sie eine Übung. Absolvieren Sie sie – lesen Sie sie nicht bloß. Wenn Sie die Übungen in diesem Buch tatsächlich absolvieren, werden sie Ihnen nicht nur mehr Nutzen bringen, sondern Sie werden sich ebenfalls mehr auf den Inhalt des Buchs einlassen können, weil Sie den Herausforderungen entgegengetreten sind, die ich bespreche.

Einige der Übungen sind dazu gedacht, Veränderungen zu unterstützen, die Sie vornehmen müssen, um Ihr Leben zu meistern. Es sind aus der Geschäftswelt übernommene Übungen in Human Centered Design und Change Management (Veränderungsmanagement). Psychische Gesundheit und Fitness zu verbessern und beizubehalten, ist ein gewaltiger, komplizierter Prozess, aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Er gleicht den komplizierten Veränderungen, die jede Firma immer wieder vornehmen muss, um sich erfolgreich zu erneuern. Wir können dieselben Werkzeuge anwenden, um unser eigenes Leben zu erneuern.

Probieren Sie also die Übungen aus: Spielen Sie mit ihnen herum, bringen Sie sie in Ihren Alltag ein. Konzentrieren Sie sich darauf, was Ihnen bei den Herausforderungen hilft, die Sie im Alltag zu überwinden haben. Entdecken Sie Ihre Grenzen und stoßen Sie mithilfe dieser Übungen weiter in das vor, was schwierig erscheint. Modifizieren Sie sie. Sprechen Sie darüber.

Bevor Sie jetzt in Versuchung geraten, sogleich zu Kapitel 1 vorzupreschen, ertragen Sie mich noch ein wenig – der folgende Abschnitt ist wichtig.

Die grundlegende Übung zur emotionalen Fitness

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Ihre kardiovaskuläre Fitness zu verbessern. Sie können laufen, Fahrrad fahren, schwimmen, Tischtennis spielen, Intervalltrainig absolvieren, Gewichte heben, Jazzaerobics machen und so weiter und so fort. Jede Übung für die kardiovaskuläre Gesundheit weist etwas Spezifisches auf: Ihre Pulsfrequenz erhöht sich. Beim Gewichtheben geht es auch auf verschiedene Art und Weise um dieselbe simple Sache: Ihre Muskeln anspannen. Sie tun das so lange, bis es Ihnen schwerfällt, weiterzumachen. Und dann gehen Sie ein wenig darüber hinaus.

Es gibt fundamentale Prinzipien, wie Sie Ihre körperliche Fitness verbessern, ungeachtet der jeweiligen Übung. Bei körperlicher Fitness geht es darum, diesen bestimmten Augenblick des Unbehagens zu finden, ihn zu spüren, zu glauben, dass Sie nun nicht mehr weitermachen können und aufhören müssen, sich dann aber aufzuraffen und weiterzumachen. Behalten Sie das hinsichtlich emotionaler Fitness im Sinn.

Ich definiere emotionale Fitness als Ihre Fähigkeit, Emotionen zu erfahren, während Sie sich weiterhin anhand Ihrer Wertvorstellungen für etwas entscheiden. Das entspricht der kardiovaskulären Fitness und ist ein Indikator Ihrer Fähigkeit, weiterhin auf die Ziele in Ihrem Leben zuzugehen, während Sie zugleich irgendwelche Emotionen erfahren. Es geht nicht darum, Gefühle zu vermeiden oder zu kontrollieren. Es geht im Grunde darum, viel mehr zu fühlen.

Wenn wir an unserer emotionalen Fitness arbeiten, besteht die grundlegende Übung darin, bei der jeweiligen internen oder externen Erfahrung zu bleiben und sie dann weiter zu verfolgen, indem Sie etwas tun, das Ihnen etwas bedeutet. Im Wesentlichen bedeutet dies, in Erfahrungsbereiche vorzudringen, die Ihnen nicht leicht fallen, während Sie sich darin üben, zugleich Sie selbst zu bleiben. Um die Übungsanalogie fortzuführen: Statt Ihre Pulsfrequenz zu steigern, während Sie eine Übung fortführen, steigern Sie Ihre Gefühle, während Sie nach wie vor funktionieren.

Wenn Sie die Fähigkeiten und Konzepte aus diesem Buch an Ihr eigenes Leben anpassen, sollten Sie diese grundlegende Übung immer im Sinn behalten.

Fehlschläge

Wie bei körperlicher Fitness sind Fehlschläge Teil der Verbesserung Ihrer emotionalen Fitness. Wenn Sie die Übungen in diesem Buch schwierig finden, ist das wunderbar! Wenn sie Ihnen misslingen, umso besser! Bleiben Sie dran. Jene Augenblicke, die sich unmöglich anfühlen, sind eigentlich diejenigen, in denen die Veränderung erfolgt. In gewissem Sinn ist die Annahme jeglicher Herausforderung an die Fitness mit dem vorhandenen Gehirn oder Körper eigentlich unmöglich, aber diese Herausforderung auf gesunde Art und Weise zu meistern, verändert uns, und wir entwickeln Körper und Gehirn, die nötig sind, um solche Herausforderungen tatsächlich zu meistern.

Haben Sie je einen Liegestützsprung vollführt? Dazu werfen Sie sich mit der Brust auf den Boden, gehen in den Unterarmstütz, springen mit den Füßen nach vorn zu Ihren Händen, springen in die Luft, klatschen über dem Kopf in die Hände, fallen wieder in den Unterarmstütz und bringen die Brust zurück auf den Boden. In dem Sportkurs, an dem ich teilgenommen hatte, bestand die Aufwärmübung des Tages manchmal unter anderem in fünfzig Liegestützsprüngen.1 Wir machten jeweils zehn hintereinander, dazwischen gab es eine Pause von dreißig Sekunden.

Für mich hörten sich fünfzig Liegestützsprünge wie eine komplette Trainingseinheit an, nicht wie eine Aufwärmübung. Wenn ich fünfzig Liegestützsprünge versucht hätte, hätte ich versagt. Ich hätte am Ende mit dem Kopf zwischen den Knien dagesessen, nach Atem gerungen und versucht, mich nicht zu übergeben. Jetzt jedoch gelingen sie mir, weil sie mir in vielen Trainingseinheiten mit Liegestützsprüngen nicht gelungen waren. Sämtliche Fehlschläge haben mir dabei geholfen, einen Punkt zu erreichen, wo fünfzig Liegestützsprünge eine Aufwärmübung sind. Das ist ebenso relevant für psychische Gesundheit und emotionale Fitness wie für körperliche Fitness. Selbst wenn Sie Fähigkeiten wie Meditation oder Achtsamkeit trainieren, wozu wir im ersten Teil des Buchs gelangen, sollten Sie sich darauf vorbereiten, dass Ihnen häufig etwas misslingt, wenn Sie neu auf diesem Gebiet sind. Die Fähigkeit, etwas zu tun, liegt auf der anderen Seite des Fehlschlags.

Jene angsterfüllten Erfahrungen mit Fehlschlägen können zu Möglichkeiten werden, den Fortschritt zu bemessen, und zwar nicht dadurch, dass Sie ihre Zahl verringern, sondern dadurch, dass Sie sie steigern. Statt sich durch Angst und Unsicherheit aus Ihrem Leben vertreiben zu lassen, können beide zu Wegweisern werden, die Ihnen die Richtung zeigen, in die Sie sich wenden sollen, um das zu tun, was Ihnen wirklich wichtig ist.

Wenn Sie vermeiden, Schweiß zu vergießen, wird schließlich alles Sie ins Schwitzen bringen. Wenn Sie Angst vermeiden, wird Ihnen schließlich alles Angst einjagen.

Unterstützung Ihrer emotionalen Fitnessübungen

Wenn Sie Fortschritte bei komplizierten Veränderungen erzielen wollen, ist es wichtig, sich auf dieser Reise Unterstützung zu suchen. Im Folgenden beschreibe ich einige Möglichkeiten, wie Sie Unterstützung finden, die Ihnen dabei hilft, die Veränderungen zu erreichen, die wir erreichen wollen:

Peer Support – Unterstützung durch Gleichgesinnte

Tun Sie sich mit Menschen zusammen, die sich auf einer ähnlichen Reise befinden wie Sie. Sie haben die Reise vielleicht zu einer anderen Zeit angetreten oder eine etwas andere Route genommen, aber sie haben Einsichten in die Ihnen bevorstehenden Herausforderungen und, was das Wichtigste ist, wie man sie meistert.

Gleich, für wie einzigartig Sie Ihren Kampf auch halten, viele Menschen haben genau dieselben Probleme bewältigt, und viele Menschen sind gerade im Augenblick dabei, sie zu bewältigen, überall um Sie herum. Treten Sie mit ihnen in Verbindung.

Nahrung

Ohne Energie geht gar nichts. Ob Sie ein Mensch, ein Roboter oder eine Tomatenpflanze sind, Sie benötigen Energie, um etwas zu tun. Wenn Sie etwas Anstrengendes unternehmen, benötigen Sie mehr Energie. Veränderungen in Ihrem Leben zu erreichen, ist eine unglaublich anstrengende Tätigkeit. Geben Sie dieser Übung also Brennstoff. Ohne Nahrung gibt es keine psychische Gesundheit.

An dieser Stelle ist es wichtig anzumerken, dass Nahrung leicht das I-Tüpfelchen auf den Verhaltensweisen sein kann, die den psychischen Gesundheitszustand verschlechtern. Während wir im gesamten Buch solche Verhaltensweisen erkunden, überlegen Sie, wie sie zu Ihrem Essverhalten passen. Passen Sie auf, dass Sie Nahrung nicht als magische Pille einsetzen, um Herausforderungen an die psychische Gesundheit zu überwinden. Wenn Sie glauben, eine Diät entdeckt zu haben, die allzu gut ist, um wahr zu sein, und verspricht, Angst und Depression zum Verschwinden zu bringen, ist es viel wahrscheinlicher, dass Sie lediglich eine mögliche Essstörung entdeckt haben, die sich auf Ihre bestehenden Probleme draufsetzt.

Essen Sie, um Ihr Selbst mit Brennstoff zu versorgen und das zu tun, was Sie gern tun.

Training

Training ist, ähnlich der Nahrungsaufnahme, eine weitere Hilfe, die Sie so einsetzen können, dass sie Ihrer psychischen Gesundheit entweder nutzt oder schadet. Training ist kein Ersatz für die Veränderungen, die Sie vornehmen müssen. Sie können körperlich erstaunlich gut in Form sein, während Sie zugleich mit ernsthaften Herauforderungen an Ihre psychische Gesundheit zu kämpfen haben. Wenn wir glauben, dass einfach mehr Training die Probleme in unserem Leben beheben würde, rutschen wir in die Falle zurück, eine magische Pille zu suchen, die sämtliche unserer Probleme löst.

Schlaf

Sie brauchen ausreichend Schlaf. Schlaf ist nicht bloß nötig, damit das Alltagsleben funktioniert. Insbesondere dann, wenn Sie so etwas tun wie Ihr Gehirn verändern – was Sie tun werden –, müssen Sie schlafen. Im Schlaf kann Ihr Gehirn sämtliche Giftstoffe ausspülen, die sich im Lauf des Tags angesammelt haben. Dadurch kann es neue Verbindungen aufbauen und die Dinge absorbieren, die Sie lernen. Schlaf verhilft Ihnen zu einem besseren Umgang mit Ihren Emotionen. Sie reagieren weniger heftig auf Dinge, die Sie normalerweise bedrücken, und Sie lassen sich weniger von ihnen beeinflussen2. Wenn wir zu den Übungen kommen, wie Sie Gefühle oder Gedanken akzeptieren, um die Sie in der Vergangenheit einen Bogen geschlagen haben, wird ausreichend Schlaf Sie dabei unterstützen, diese Dinge etwas leichter zu nehmen.

Ihre Atmung

Sie ist die wichtigste Stütze auf dieser Reise. Ihre Atmung ist Ihre unzerreißbare Verbindung zum Jetzt. Sie vergessen oft ihr Vorhandensein, aber Sie können sie immer wiederfinden, und zwar genau dort, wo Sie sie zurückgelassen haben. Kehren Sie zu Ihrer Atmung zurück, wenn Sie vor einer Herausforderung stehen oder wenn Ihnen etwas Wunderschönes begegnet oder wenn Sie einen Schritt tun. Wenn Sie bemerken, dass Sie in die Vergangenheit oder in die Zukunft davon treiben, folgen Sie Ihrer Atmung zurück auf den Weg.

Ein Therapeut, der auf Heilung konzentriert ist

Es ist ungeheuer wichtig, dass ein Therapeut, mit dem Sie arbeiten, sich nicht nur auf Genesung konzentriert, sondern Sie auch dabei unterstützt, die Dinge zu tun, die Sie im Leben tun wollen. Wenn Sie zu einem Therapeuten gehen, der Ihnen sagt, Sie hätten eine chronische Krankheit und dass Sie nichts weiter tun könnten, als damit umzugehen, ist das so, als würden Sie einen Trainer darum bitten, Sie beim Training für einen Marathonlauf zu unterstützen, und er würde Ihnen sagen, das sei unmöglich, Sie würden das nie hinbekommen, und Sie könnten äußerstenfalls darauf hoffen, mit dem Symptom zurechtzukommen, dass Sie nicht in Form sind – haben Sie es mit Diätpillen probiert?

Ich persönlich würde einen solchen Trainer nicht empfehlen. Ebenso wenig würde ich die Zusammenarbeit mit einem ähnlich negativ eingestellten Mediziner empfehlen. Wenn Sie mit einem Profi an Ihrer Fitness arbeiten – ganz gleich, in welcher Hinsicht –, achten Sie darauf, dass dieser Profi nachweisbare Empfehlungen hat, seinen Patienten dabei geholfen zu haben, die Ziele zu erreichen, die sie erreichen wollen.

Seien Sie ermächtigt

Übernehmen Sie die Verantwortung dafür, Veränderungen zu vollziehen, und ermächtigen Sie sich, sie tatsächlich zu vollziehen. Die Erkenntnis, dass Sie Veränderungen vollziehen können, um Ihre psychische Gesundheit zu verbessern und beizubehalten, hat nichts damit zu tun, sich die Schuld an den Herausforderungen an Ihre psychische Gesundheit zu geben, die Sie erfahren. Es geht darum, die Macht über sich selbst zurückzugewinnen, die Angst und Furcht uns geraubt haben.

Ich habe viel Glück gehabt, als ich schließlich Hilfe bei der Arbeit mit Dr. Maureen Whittal und einem ihrer Studenten gefunden habe. Sie haben nie angedeutet, dass ich die Probleme nicht meistern könnte, mit denen ich zu kämpfen hatte. Sie sind von einer Genesung ausgegangen, und sie haben mir die Werkzeuge zur Genesung zur Verfügung gestellt.

Wenn ich Menschen sagen höre, psychische Krankheit sei eine chronische Angelegenheit, so kommt mir das ebenso seltsam vor, wie wenn diese Menschen draußen vor einer Turnhalle stehen und rufen würden: »Training ist Schwindel! Sie werden immer außer Form sein! Sie sind nicht fit, weil Sie ein chemisches Ungleichgewicht haben!«

Wir wissen, wie wir Menschen dabei unterstützen können, körperlich richtig in Form zu kommen. In jedem Fitnessstudio sehen Sie Menschen, die über die Fähigkeit und Kenntnis verfügen, genau das zu erreichen. Wir sind bereits am selben Punkt bei der Genesung von psychischen Krankheiten. Menschen genesen von Zwangsneurosen, Schizophrenie3, sie genesen von Borderline-Persönlichkeitsstörungen4, sie genesen von Essstörungen5, sie genesen von Depressionen6, sie genesen von Abhängigkeit7. Aber genauso wenig wie bei körperlicher Fitness erfolgt die Genesung hier durch Magie. Sie müssen daran arbeiten. Nicht allen gelingt das, weswegen ich dieses Buch mit Ihnen teile, sodass Sie besser darauf vorbereitet sind, die Herausforderung anzunehmen. Natürlich hat nicht jeder eine psychische ›Krankheit‹, aber das Prinzip bleibt sich gleich: Selbst wenn wir einfach die Fähigkeit erwerben wollen, mit Angst in unserem Leben umzugehen, erfordert es Anstrengung.

Das Gefühl, ermächtigt zu sein, eine Veränderung vorzunehmen, kann nach wie vor abschreckend erscheinen. Aber eine der Lektionen, die ich auf meiner eigenen Reise gelernt habe und die mir am meisten eingebracht hat, war die, dass ich überall Veränderungen vornehmen konnte, sogar bei scheinbar normalen Alltagsangelegenheiten. Mit der ersten Übung, in die wir eintauchen (unten), werden Sie sehen, wie eine Handlung, die Sie vielmals am Tag unternehmen (wahrscheinlich über hundert Mal am Tag), eine Gelegenheit sein kann, Veränderungen vorzunehmen, die Ihre psychische Gesundheit unterstützen. Diese Übung umfasst viele der grundlegenden Techniken, auf die wir in den kommenden Kapiteln aufbauen werden.

Übung: Lernen, einen Drang in den Griff zu bekommen

Die grundlegendste Fähigkeit hinsichtlich psychischer Gesundheit besteht darin zu lernen, wie man einen Drang in den Griff bekommt, akzeptiert und dann eine bewusste, überlegte Entscheidung trifft, was Sie tun wollen. Alles, was wir im Anschluss hieran üben, ist lediglich eine Erweiterung dessen, Ihr inneres Erleben zu erfahren und eine gesunde Entscheidung zu treffen. Wenn Sie diese Fähigkeit beherrschen, verbessert sich Ihre Produktivität, Ihre Fähigkeit, auf andere Menschen zu achten, die Ihnen etwas bedeuten, Ihre Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, die Ihre Liebesbeziehungen stärkt, und Ihre Fähigkeit, Ihre Freizeit auf eine Weise zu nutzen, bei der Sie sich wohlfühlen. Sie werden in der Lage sein, mit allem umzugehen, was Ihnen in den Kopf kommt, wie intensiv es auch sein mag, und Entscheidungen zu treffen, die langfristig zur Gesundheit und zum Glück führen, statt impulsiv auf kurzfristiges Unbehagen zu reagieren.

Eine der einfachsten Methoden, diese Übungen durchzuführen, ist mit Ihrem Handy (Sie können sie jedoch auf alles übertragen, was Sie automatisch tun, wie zum Beispiel irgendetwas am Computer nachsehen, automatisch den Fernseher einschalten, wenn Sie nach Hause kommen usw.). So funktioniert es:

Nehmen Sie Ihr Handy immer und überallhin mit. Daran ist nichts weiter falsch. Nur Ihr Umgang damit verursacht die Probleme.

Erfahren Sie den Drang, auf Ihr Handy zu sehen. Vielleicht möchten Sie wissen, ob Sie eine SMS bekommen haben, auf die Sie warten, oder vielleicht wollen Sie nachsehen, ob eine Antwort auf eine wichtige Mail eingetroffen ist, oder Sie möchten die Lottozahlen nachsehen oder was auch immer – versuchen Sie jetzt nicht, den Drang loszuwerden, sehen Sie jedoch auch nicht auf Ihr Handy! Spüren Sie die Verunsicherung. So viel bei der Verbesserung Ihrer psychischen Gesundheit hängt davon ab zu lernen, wie Sie mit Verunsicherung umgehen.

Wählen Sie einen Zeitpunkt, wann Sie auf Ihr Handy sehen wollen. Dadurch erringen Sie die Herrschaft darüber zurück, wie Sie Ihre Zeit und Energie nutzen. Ein Drang muss Ihre Handlungen nicht diktieren. Sie sind kein Hund. Sie müssen nicht jedem Stöckchen nachjagen, das Ihr Gehirn für Sie wirft. Wenn Sie den Drang bemerken, auf Ihrem Handy etwas nachzusehen, akzeptieren Sie ihn – es ist völlig in Ordnung, dass er vorhanden ist –, aber legen Sie eine Zeit und einen Ort fest, wann Sie auf Ihr Handy sehen. Und wenn die Zeit gekommen ist, sehen Sie nach, ob Sie nun den Drang verspüren oder nicht.

Üben Sie. Üben Sie immer wieder, bis Sie nicht mehr in einer automatischen Reaktion auf den Drang hin auf Ihr Handy sehen. Benutzen Sie Ihr Handy nur dann, wenn Sie es benutzen wollen. Sie müssen vielleicht eine oder zwei Wochen üben, bevor Ihnen das zur Normalität wird. Aber kehren Sie nur dann dazu zurück, auf einen Drang zu reagieren, den Ihr Gehirn Ihnen zuwirft, wenn die zwanghafte Reaktion auf einen Drang eine Sache ist, in der Sie hoffen, unglaublich geschickt zu werden.

Wenn Sie nicht das Gefühl haben, dass das Herausholen Ihres Handys für Sie ein Problem ist, oder dass es Ihnen weiter keine Sorgen bereitet, dann ist das großartig. Dann sollte Ihnen das sehr leicht fallen. Aber probieren Sie diese Übung aus, bevor Sie zum Schluss kommen, dass es für Sie keine Anstrengung ist. Wenn Sie den Umgang mit einer schlichten Unsicherheit wie »Habe ich eine Email bekommen?« lernen können, sind Sie wesentlich besser darauf vorbereitet, mit einer großen Unsicherheit wie »Sollte ich diese Beziehung beenden?« oder »Was ist, wenn ich sterben werde?« umzugehen. Wenn Sie sehen, dass es Ihnen merkliches Unbehagen bereitet, nicht auf Ihr Handy zu sehen, oder dass Sie so automatisch darauf sehen, dass es Ihnen nicht rasch genug auffällt, um sich daran zu hindern, dann seien Sie der Möglichkeit gegenüber aufgeschlossen, dass es andere Verhaltensweisen in Ihrem Leben gibt, derer Sie sich nicht bewusst sind und die zu dem schlechten psychischen Gesundheitszustand und der schlechten Fitness beitragen.

TEIL EINS

DIE GRUNDLAGEN

SCHRITT 1

Verstehen Sie, dass Sie kein Felsbrocken sind

Ich möchte Ihnen eine wahre Geschichte erzählen. Es geht um ein paar Felsbrocken, und die Geschichte geht so:

Eines Tages, zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts, lagen hoch oben auf einem Berg in den italienischen Alpen zwei sehr große Felsbrocken. Sie lagen an der Flanke eines Berges über einem Bauernhof an der Straße zwischen Ronchi und Cortaccia, Strada Provinciale 19 (falls Sie eine Tour dorthin planen).

An diesem speziellen Tag beeinflussten externe, kontextabhängige Faktoren die Felsbrocken, Faktoren, über die sie keine Kontrolle hatten. Diese kontextuellen Faktoren verursachten einen Erdrutsch. Und die Felsbrocken fielen vom Berg herab.

Sie stürzten den Hang hinunter auf den Bauernhof zu. Am Fuß des Abhangs führte eine einspurige Landstraße am Bauernhof und an der Scheune daneben vorüber. Einer der Felsbrocken landete auf der Straße und blieb unmittelbar vor dem Eingang des Hofgebäudes liegen. Es war ein massiver Brocken. Er reichte bis zum Dach des Hofgebäudes. Noch ein wenig zusätzlicher Schwung, und er hätte das Haus und alles (und jeden) darin zerstört.

Der andere, ähnliche große Felsbrocken jedoch blieb nicht an der Straße liegen. Er rollte darüber hinweg in die alte Scheune auf der anderen Seite. Die Wucht des Aufpralls zerstörte die Scheune und verstreute die Bretter und ganze Abschnitte des Dachs über den Hof. Der Felsbrocken rollte weiter ins Tal hinab, errang einen wirkungslosen Vorsprung vor dem alljährlichen Weinfest, und kam schließlich neben einem noch größeren Brocken zum Stehen, der viele Jahre zuvor vom Berg herabgerollt war.

Wie hätte sich dieser Felsbrocken Ihrer Meinung nach gefühlt, nachdem er das getan hatte, wenn er denn Gefühle haben könnte? Peinlich berührt? Schuldbewusst? Verzweifelt bemüht, dem Erdrutsch die Schuld zu geben? Wütend auf den anderen Felsbrocken, dass er ihm bei ihrem Plan nicht gefolgt ist? Glauben Sie, dass den anderen Felsbrocken der Gedanke an die Schlächterei gequält hätte, die er angerichtet hätte, wäre er nicht dort stehen geblieben, wo er stehen blieb?

Wie hätten Sie sich gefühlt, wenn Sie einer der beiden Felsbrocken gewesen wären? Haben Sie eine Stunde damit verbracht, über das nachzudenken, was Sie in einer SMS schreiben sollten, weil Sie Angst hatten, das Falsche zu sagen und eine Partnerschaft zu ruinieren? Haben Sie jemals Mails auf der Arbeit erneut gelesen und neu geschrieben, immer wieder, weil Sie Angst hatten, gefeuert oder als inkompetent angesehen zu werden? Erweckt Verantwortung in Ihnen Angst? Verbringen Sie Tage damit, sich mit Fehlern in Ihrer Vergangenheit zu beschäftigen? Möchten Sie diese Erinnerungen loswerden? Hören Sie Menschen im Kopf, die Sie anschreien, weil Sie etwas versaut haben? Verbringen Sie Stunden mit dem Versuch zu begründen, warum nicht Sie Schuld an den Dingen haben, die in Ihrem Leben falsch gelaufen sind?

Worauf ich hinaus will: Das sind alles sehr menschliche Erfahrungen. Besagte Felsbrocken in jenem Tal in Italien werden nie solche Erfahrungen machen. Ich habe gesagt: ›Wenn er denn Gefühle haben könnte.‹ Er kann es nicht, er ist ein Felsbrocken. Sie sind kein Felsbrocken. Sie haben Gefühle.

Seien Sie Mensch

Wahrscheinlich gehen Sie an körperliche Fitness wie ein Mensch heran. Wenn Sie Kraft aufbauen wollen, heben Sie schwere Gewichte, die dafür sorgen, dass Sie sich schwach fühlen. Wenn Sie Ausdauer steigern wollen, laufen Sie, bis Sie schwitzen, bis Ihnen alles wehtut und Sie so weit sind, stehenbleiben zu wollen. Sie laufen trotzdem ein bisschen weiter, damit es beim nächsten Mal nicht mehr so schwerfällt. Wenn Sie beweglicher sein möchten, dehnen Sie sich immer wieder, bis Sie ganz steif sind, und Sie dehnen sich trotz Ihrer Steifheit immer wieder, bis Ihre Beweglichkeit größer wird. Sie versuchen, die Grenzen der vergangenen Woche zu überschreiten. Es misslingt Ihnen immer wieder, und das nennen Sie ›Übung‹. Sie machen Kniebeugen und Kreuzheben, bis Ihre Beine wie aus Pudding sind und am folgenden Tag derart schmerzen, dass Sie kaum aufstehen können, und das nennen Sie ›gutes Training‹.

Durch die paradoxe Übung, eine schwere Sache zu tun, damit die schwere Sache weniger schwer wird, verändern sich Menschen. Das ist eine den meisten Menschen verständliche Vorstellung. Wenn Sie jemandem gesagt haben, dass Sie vorhaben, dadurch stärker zu werden, dass Sie anstrengende Übungen meiden, wissen sogar Menschen, die nicht trainieren, dass das lächerlich ist.

Aber es gibt wahrscheinlich genügend Menschen in Ihrem Umfeld, die Sie dazu ermuntern, auf genau entgegengesetzte Art und Weise an Ihre psychische Gesundheit heranzugehen. Angst meiden, weniger Stress spüren, keine schlimmen Gedanken hegen, auf Auslöser achten, Ungewissheit loswerden, seinen Mann stehen, nicht so emotional sein, sich nicht schlecht fühlen (alles wird in Ordnung kommen). So entwickeln Menschen nicht die Fähigkeit, mit schwierigen Herausforderungen fertigzuwerden. Schwierige Dinge zu meiden, macht schwierige Dinge noch schwieriger.

Das zu verstehen ist so wichtig, weil Sie daran gehen wollen, bessere emotionale Fitness zu erwerben. Sie können Ihre Fähigkeit entwickeln, mit Emotionen umzugehen, indem Sie mehr fühlen und insbesondere mehr der Gefühle spüren, die für Sie eine Herausforderung darstellen. Indem Sie schwere Gefühle anheben, wird das Anheben schwerer Gefühle leichter. Sie können eine größere Spannbreite an Gefühlen empfinden, und Sie können sie tiefer empfinden.

Schlechter psychischer Gesundheitszustand fällt nicht vom Himmel. Psychische Krankheit ist wie eine Herzerkrankung – Sie arbeiten sich über eine komplexe Mischung aus Umwelt, genetischen und erzieherischen Faktoren in Verbindung mit jeder Entscheidung, die Sie zu Hause, auf der Arbeit, in der Schule, in Beziehungen treffen, zu ihr hinauf – wo auch immer Sie sein mögen, in jeder einzelnen Minute des Tages. Das Meiden von Gefühlen, der Versuch, sie zu kontrollieren, sie zu übertünchen oder ihnen nachzujagen, ist in der Welt der psychischen Gesundheit so etwas wie die frittierten Pepperonisticks, dreifachen Cheeseburger und extra großen Pizzas. Gewiss, Sie spüren Verlangen danach, und sie fühlen sich gut an, und Sie sind nie in der Lage, einem bestimmten Junkfood die Schuld an einem Herzinfarkt zuzuschreiben, aber wenn solche Sachen regelmäßiger Teil Ihres Alltagslebens werden, ist das Ergebnis immer ein hässliches.

In diesen ersten beiden Kapiteln bespreche ich zwei Konzepte, die fundamental für den Aufbau einer besseren psychischen Gesundheit und emotionalen Fitness sind. Es ist wichtig, dass wir uns einig darüber sind, wie Übungen für die seelische Gesundheit aussehen und warum wir sie ausführen. Daher sage ich noch einmal:

Sie sind kein Felsbrocken. Sie empfinden Dinge.

Ich wollte ein Felsbrocken sein

Früher habe ich ständig Dinge getan, in meinem Kopf und außerhalb meines Kopfs, um Dinge nicht zu spüren. Ich wollte mich nicht unsicher fühlen, oder gehasst, oder allein, oder zerbrochen, oder gefangen, oder hässlich, oder verletzt, oder unglücklich, oder schuldig, oder ängstlich ... Es gab so viele Gefühle, die ich nicht empfinden wollte! Im Grunde wollte ich ein Felsbrocken sein.

Felsbrocken verfügen nicht über verschiedene Zustände verbesserbarer psychischer Gesundheit. Felsbrocken stellen sich nicht vor, andere Felsbrocken zu erstechen. Felsbrocken werden nicht eifersüchtig oder kämpfen nicht mit ihrer Sexualität oder stellen die Bedeutung ihrer Existenz in Frage. Felsbrocken reden sich nicht ein, dass andere Felsbrocken sie vergiften wollen.

Wenn wir versuchen, Dinge nicht zu empfinden, versuchen wir, Felsbrocken zu sein. Daher ist es nicht überraschend, dass wir in dem Augenblick, wenn wir in Unsicherheit geworfen werden, versinken. Felsbrocken versinken.

Felsbrocken werden immer weniger Angst empfinden als Sie. Sie werden Sie jedes einzelne Mal schlagen, wenn es darum geht, weniger Schuld und Bedauern zu spüren. Kein Felsbrocken wird je so viele Fehler begehen wie Sie. Wie sehr Sie sich auch in Meditation üben, Sie werden immer wesentlich leichter abgelenkt werden und weniger konzentriert sein als der durchschnittlichste Kieselstein in einem verschlammten Graben. Sie werden sich nie so wenig Sorgen machen wie ein Felsbrocken. Sie werden nie so sehr Ihre Begierden unterdrücken können wie ein Felsbrocken. Kein Felsbrocken wird jemals so häufig rückfällig werden wie Sie. Kein Felsbrocken wird jemals so häufig versagen wie Sie.

Wenn Sie die Übungen in diesem Buch durcharbeiten und Ihren Alltag bestreiten, denken Sie an jenen Felsbrocken8 in jenem Weinberg in Italien, der nicht an die Scheune denkt, die er zerstört hat, und auch nichts dabei empfindet. Sie sind nicht wie dieser Felsbrocken. Sie können nicht wie dieser Felsbrocken sein. Sie können Ihr ganzes Leben mit dem Versuch zubringen, wie dieser Felsbrocken zu sein, aber Sie werden lediglich erreichen, dass Sie sich noch erbärmlicher fühlen, und Sie werden wahrscheinlich wesentlich mehr als eine Scheune zerstören.

Sie können keinen besseren seelischen Gesundheitszustand erreichen, wenn Sie vermeiden wollen, ein Mensch zu sein. Wenn Sie Ihren psychischen Gesundheitszustand verbessern wollen, wird das nicht dadurch geschehen, dass Sie Unsicherheit, Angst und all die anderen missliebigen Gefühle vermeiden, sondern dadurch, dass Sie den Umgang mit diesen Erfahrungen erlernen. Wenn Sie menschliche Erfahrungen meiden wollen, ist dies nicht das Buch für Sie. Wenn Sie weiterhin vor diesen Erfahrungen weglaufen wollen, werden Sie nur umso mehr solcher Erfahrungen machen, und zwar in immer größerem Ausmaß an Schwere und Komplexität.

Was ist Ihr Ziel?

Wir setzen uns oft Ziele, die besser für Felsbrocken geeignet sind als für Menschen. Wir möchten weniger Angst empfinden, wir möchten weniger Schuldgefühle haben, weniger Gefühle von Traurigkeit, weniger besessen sein, weniger Zwänge spüren, weniger einsam sein, weniger paranoid ... Aber wir werden nie imstande sein, etwas davon so gut zu tun wie Felsbrocken. Haben Sie jemals einen Felsbrocken erlebt, der nach Drogen oder Spielen süchtig war? Ich auch nicht. Felsbrocken sind so diszipliniert!

Das Verständnis dafür, dass ich kein Felsbrocken bin, umreißt meinen Zugang an jeden Aspekt meiner psychischen Gesundheit im Leben. Als Mensch kann ich empfinden und Dinge denken, die mir nicht gefallen. Dieses Verständnis in Handlung zu übertragen ist eine unglaubliche Unterstützung bei der Überwindung psychischer Krankheit und der ständigen Verbesserung meiner psychischen Gesundheit gewesen. Insbesondere formt es die Ziele, die ich mir setze. Ihnen, mit Ihrer psychischen Gesundheit und sogar mit diesem Buch, empfehle ich wärmstens, dass Sie keine Ziele verfolgen, die Felsbrocken besser als Sie erreichen können.

Das Meiden von Unglücklich-Sein ist nicht dasselbe wie die Erfahrung von Glücklich-Sein. Sie können den Rest Ihres Lebens dem Versuch widmen, nicht ängstlich zu sein und zu verhindern, dass Ihre Sorgen wahr werden, und Sie erreichen damit lediglich, dass Sie Ihre Energie auf Dinge konzentrieren, die nicht geschehen sind und an die Sie nicht einmal denken wollen. Benutzen Sie dieses Buch, um Dinge zu tun, die Felsbrocken nicht besser als Sie tun können. Um Sie dabei zu unterstützen, nutzen Sie die nächste Übung und setzen sich irgendwelche kreativen menschlichen Ziele. Das sind die Ziele, die Sie im Verlauf des restlichen Buchs und auch darüber hinaus im Sinn behalten sollten. Jedes der nachfolgenden Kapitel wird Sie mit dem Wissen ausstatten, wie Sie diese Ziele erreichen können, und wie Sie die Fähigkeit dazu entwickeln. Aber wenn Sie sich auf diese Ziele zu bewegen, behalten Sie stets eine Frage im Auge: Versuche ich, etwas zu tun, das ein Felsbrocken besser als ich tun kann?

Übung: Kreative menschliche Ziele

Felsbrocken können alles weniger gut als Sie. Aber sie können nichts besser als Sie. Statt sich also Ziele rund um das zu setzen, was Sie vermeiden wollen, kann es hilfreich sein, sich Ziele rund um die Dinge zu setzen, die Sie aufbauen und erschaffen wollen. Gesundheit ist kreativ, nicht destruktiv. Was nicht bedeutet, dass wir nicht Grenzzäune abschaffen, wie zum Beispiel zwanghafte Verhaltensweisen, die uns dabei im Weg sind, unsere Ziele zu erreichen. Die Abschaffung von Grenzzäunen ist jedoch nicht das Endstadium. Ungesunde Verhaltensweisen werden einfach zu Dingen, die wir nicht mehr tun, weil wir unsere Zeit und Energie darauf verwenden, Gesundheit und Glück zu schaffen und ein Leben zu führen, das im Einklang mit unseren Wertvorstellung steht.

Also schnappen Sie sich etwas zum Schreiben und artikulieren Sie kreative menschliche Ziele für sich selbst, die Felsbrocken nicht besser als Sie können. Im Folgenden ein paar Ideen, um Ihnen zu helfen:

–Wenn Sie ein alles überragendes Ziel für Ihr gesamtes Leben haben, worin bestünde es? Wenn Sie sich die verschiedenen Bereiche Ihres Lebens ansehen, wie Gesundheit, Beziehungen, Arbeit, Erziehung usw., worin bestünde Ihr Ziel bei jedem einzelnen davon? Was wäre Ihr Ziel für den heutigen Tag? Worin besteht Ihr Ziel für diesen Augenblick? Werfen Sie einen Blick auf die Beispiele unten, die Ziele für Felsbrocken und Ziele für Menschen vergleichen, um einige mögliche Richtungen für Ihre Ziele zu erkennen:

Ziele für Felsbrocken

Ziele für Menschen

Ich benutze dieses Buch, um zu lernen, wie ich Angst loswerde, damit ich endlich Dinge tun kann, die mir etwas bedeuten.

Ich benutze dieses Buch, um zu lernen, wie ich mit mehr Angst umgehen kann, während ich Dinge tue, die mir etwas bedeuten.

Nicht mehr einsam sein.

Mindestens einmal pro Woche sich mit Leuten treffen.

Menschen sollen mich nicht beurteilen.

Andere draußen auf der Straße und im Netz besser akzeptieren.

Aufhören, so viel Schuld und Bedauern zu spüren.

Lernen, wie ich Mitgefühl mit mir selbst und anderen praktiziere.

Diese Unsicherheit loswerden, ob mein Partner mich liebt oder nicht.

Üben, mich in einer Partnerschaft ehrlich auszudrücken, selbst wenn ich Angst davor habe, verletzt zu werden.