Das Rätsel des Pilzgeflechts, das uns manchmal, hoffentlich, auffängt, wenn wir fallen - Sara Gran - kostenlos E-Book

Das Rätsel des Pilzgeflechts, das uns manchmal, hoffentlich, auffängt, wenn wir fallen E-Book

Sara Gran

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Beschreibung

Der Assistent der besten Detektivin der Welt

Der besten Detektivin der Welt als Assistent zur Seite zu stehen, ist Fluch und Segen zugleich. Nach der Aufklärung von sechsundvierzig Fällen unter der Ägide von Claire DeWitt ist es Zeit für Claude, seinen ersten eigenen Fall zu lösen. Gut, dass seine Patentante Helena just ein Anliegen hat und um ein Gespräch bittet. Die Literaturprofessorin wird nach einem Fehltritt erpresst und fürchtet nun, ihren Mann und ihr Ansehen zu verlieren. Aus Helenas Augen spricht die pure Verzweiflung, und Claude ist sofort bereit, ihr zur helfen. Doch hätte er gewusst, auf was er sich einlässt, hättet er vielleicht ein zweites Mal überlegt.

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Seitenzahl: 64

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Zum Buch

Der besten Detektivin der Welt als Assistent zur Seite zu stehen, ist Fluch und Segen zugleich. Nach der Aufklärung von sechsundvierzig Fällen unter der Ägide von Claire DeWitt ist es Zeit für Claude, seinen ersten eigenen Fall zu lösen. Gut, dass seine Patentante Helena just ein Anliegen hat und um ein Gespräch bittet. Die Literaturprofessorin wird nach einem Fehltritt erpresst und fürchtet nun, ihren Mann und ihr Ansehen zu verlieren. Aus Helenas Augen spricht die pure Verzweiflung, und Claude ist sofort bereit, ihr zur helfen. Doch hätte er gewusst, auf was er sich einlässt, hättet er vielleicht ein zweites Mal überlegt.

Zur Autorin

Sara Gran schreibt Romane, Drehbücher und gelegentlich auch Essays. Sie lebt im kalifornischen Los Angeles. Bislang hat sie fünf Romane veröffentlicht, darunter mit »Die Stadt der Toten« und »Das Ende der Welt« zwei Romane um die Ermittlerin Claire DeWitt. »Die Stadt der Toten« wurde mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet.

Sara Gran

Das Rätsel des Pilzgeflechts, das uns manchmal, hoffentlich, auffängt, wenn wir fallen

von Claude

Erzählung

Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Bonné

Wilhelm Heyne Verlag

München

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Copyright © 2018 by Sara GranCopyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenRedaktion: Claudia FritzscheUmschlaggestaltung: Johannes Wiebel / punchdesign, München, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com (alexblacksea, Chinnapong, alexblacksea)Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN: 978-3-641-25207-6V002
www.heyne-hardcore.de

Kapitel 1

Gegen Ende meines Studiums begann ich, für Claire DeWitt zu arbeiten, die beste Detektivin der Welt. Ich werde wohl nie erfahren, ob es das Beste war oder das Schlimmste, was mir je passiert ist. Vielleicht war es das Interessanteste. Mit interessant ist es immer so eine Sache.

Angefangen hatte es natürlich mit dem Buch. Als ich Claire kennenlernte, studierte ich Mediävistik und schrieb gerade an meiner Doktorarbeit. Eines Tages, als ich in Berkeley in der Bibliothek saß, fiel ein kleines Taschenbuch mit dem Titel Détection aus dem Regal und fast auf meinen Kopf. Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm, fühlte es sich an, als hätte ich mein Leben lang mit dem falschen Schlüssel in einem Schloss herumgestochert, doch nun passte der Schlüssel perfekt und öffnete jedes Schloss mit einem satten, leisen Klick. Je länger ich in dem Buch las, desto intensiver wurde das Gefühl. Schlösser schnappten, Türen öffneten sich, und Millionen von Kleinteilen rutschten an den richtigen Platz, gemächlich und unaufhaltsam, wie in einer zauberhaften Weltmaschine.

Nachdem ich mich mit dem Buch beschäftigt hatte, unterbrach ich das Studium eine Weile. Nach einer gewissen Zeit mit Claire kehrte ich an die Uni zurück, bloß dass ich die Doktorarbeit jetzt nicht mehr in Mediävistik schreiben wollte, sondern in Semiotik. Ich wusste nicht mehr genau, was ich überhaupt an der Uni wollte. Ich hatte nie vor, später als Dozent zu arbeiten, und obwohl ich hier und da publizierte, trug ich keinen großen Roman mit mir herum, der endlich aufgeschrieben werden wollte. Ich hatte jede Menge Ideen, aber kein gesteigertes Bedürfnis, mich als Intellektuellen in Szene zu setzen, was eine der Voraussetzungen für akademischen Erfolg gewesen wäre. Auf dem Arbeitsmarkt sah es so oder so düster aus. Aber ich mochte meine Arbeit, hielt mich gern in der Uni auf und kannte nichts anderes. Irgendwie fühlte ich mich dort zu Hause.

Nebenbei jobbte ich als Privatdetektiv. Ich kann nicht behaupten, ich hätte einen Fall gelöst, wohl aber, dass ich bei der Aufklärung von sechsundvierzig Fällen assistiert hatte. Manche waren eher banal, wie die Spur des Verlegten Vermögens. Im Grunde ging es da nur um ziemlich wertvollen Goldschmuck, den Claire als Honorar nach einem Fall erhalten und dann verlegt hatte. Wir fanden ihn in der Damentoilette eines Pokerclubs in San Mateo wieder. Andere Fälle waren groß, beispielsweise der Fall des Durchbohrten Herzens, der fünf Menschenleben gekostet hatte und uns nächtelang nicht schlafen ließ. Danach hätte ich fast das Handtuch geworfen. Aber nach einer Pause von einigen Wochen lud Claire mich auf einen Tagesausflug nach Bodega Bay ein, kaufte mir Austern und Fischsuppe – mein Leibgericht – und machte mit mir eine lange Wanderung durch das Vogelschutzgebiet, und da spürte ich irgendwie, dass ich bei ihr und in diesem Job eine neue Art Heimat gefunden hatte. Ehrlich gesagt erinnerten mich Claires hoffnungslose Labilität und Unzuverlässigkeit an meine Herkunftsfamilie. Meine Eltern waren intelligente, unberechenbare, charmante Narzissten. Ich liebte sie trotzdem, wie Claire. Wenn ich alle meine menschlichen Beziehungen zusammenrechnete, ergab sich unter dem Strich eine halbwegs normale Familie. Zu dem Netzwerk gehörten auch meine Cousine Elena, mein Onkel Jerome und meine Patentante Helena.

Helena wurde meine erste Mandantin.

Als sie mich um Hilfe bat, ging ich sofort zu Claire.

„Wie viele Fälle hast du bearbeitet?“, fragte sie. Sie lag auf dem Sofa und schaute sich auf dem Laptop Videoclips von Paul Stamets an. Zu der Zeit hatte sie es mit den Pilzen. In der Küche wuchsen Shiitake und Rosenseitlinge, auf der Feuertreppe Glänzende Lackporlinge und im Schlafzimmer Magic Mushrooms.

„Sechsundvierzig“, sagte ich.

„Es ist an der Zeit, deinen eigenen Fall zu lösen“, sagte Claire. „Seit wann arbeitest du für mich? Seit ein paar Jahren, mindestens.“

„Länger“, sagte ich. „Viel länger.“

„Du bist … was, Mitte dreißig?“, fragte sie.

„Ja“, sagte ich, „ziemlich genau.“

„Okay“, sagte sie, „du bist bereit.“

Ich saß ihr gegenüber. Sie sah mich nicht an. Ich war mir nicht sicher, ob es sich um Claire in Hochform handelte, die mich mit Erkenntnissen bezüglich meiner Reife und der Notwendigkeit neuer Herausforderungen konfrontierte, oder um Claire in einem Formtief, die mich einfach nur loswerden und sich wieder ihren Pilzen zuwenden wollte.

Claire stoppte das Video, klappte den Laptop zu und sah mich an.

„Claude“, sagte sie, „ich rate dir das nicht aus einer Laune heraus, und die Pilze haben nichts damit zu tun. Also, haben sie natürlich, sie haben mit allem zu tun, aber das zählt gerade nicht. Du bist bereit. Du kennst die Frau. Du kennst die Welt. Es ist dein Fall, geh und löse ihn. Das Geld kannst du behalten.“

Ich nickte und blieb sitzen.

„Du bist immer noch mein Assistent“, sagte sie. „Ich brauche dich. Du orientierst dich nicht um, noch nicht. Es ist nur eine Nebentätigkeit. Und wenn es gut läuft, kannst du es irgendwann wiederholen.“

„Okay“, sagte ich und stand auf.

„Jetzt geh und lös deinen Fall“, sagte sie. „Und wenn du das nächste Mal herkommst, bringst du mir Maitake-Sporen mit.“

Zu Collegezeiten war Helena die beste Freundin meiner Mutter gewesen. Sie sah aus wie eine Anwältin; meistens trug sie konservative Kostüme, Seidenblusen mit ausgefallenem Kragen und halbhohe Pumps. Doch sie war keine Anwältin, sondern Literaturprofessorin in Stanford und ein sehr netter Mensch. Meine Detektivarbeit sah sie – wie meine Eltern – eher kritisch, deswegen hatte ich, als sie mich anschrieb und ein gemeinsames Mittagessen vorschlug, nicht gedacht, es könnte um einen Fall gehen. Ich dachte mir gar nichts dabei. Wir verabredeten uns regelmäßig zum Mittag- oder Abendessen, und wenn meine Eltern wieder mal über Feiertage verreist waren, lud Helena mich zu sich nach Hause ein.

Wir trafen uns im Chez Panisse