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Phil traut seinen Augen nicht, als er in der Bücherei ein leeres Buch vorfindet, welches sich durch Räuspern bemerkbar macht. Gespannt nimmt er es mit nach Hause und versucht das Geheimnis des Buches zu lüften. Dieses stellt sich jedoch nicht so einfach heraus. Doch plötzlich erwacht das Buch zum Leben und Phil ist nicht mehr dort, wo er vorher war. Begleite Phil auf ein gefährliches Abenteuer in die Vergangenheit.
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Seitenzahl: 47
Veröffentlichungsjahr: 2019
Für meinen Sohn Felipe
Die Bücherei
Der leuchtende Bernstein
Wo bin ich?
Das Schloss
Der Gewölbekeller
Die verschlossene Tür
Die Falltür
Die Kisten
Eingesperrt
Die Puzzleteile
Der Schacht
Tilly
Die Zerstörung
Der Brief
„Mir ist langweilig“, sagte Phil.
Es war wieder einmal ein regnerischer Tag im November. Einer dieser Tage, an denen Phil nicht wusste, was er mit sich anfangen sollte.
Zum Fußballspielen war es eindeutig zu kalt und zu nass.
„Phil, im Wohnzimmer steht eine riesige Truhe mit Legosteinen, lass deiner Fantasie freien Lauf!“, rief seine Mutter.
Legosteine, besser gesagt monströse Bausteine für Kleinkinder. Damit konnte man Fensterscheiben einschmeißen oder seine Kinderzimmertür zumauern.
Aber Phil war schon zehn Jahre alt, ihm waren anspruchsvollere Sachen lieber.
„Ich gehe dann mal in die Bücherei und schaue nach, ob es etwas Neues gibt“, antwortete er seiner Mutter. Die Bücherei war einer seiner Lieblingsorte. Dorthin gingen Kinder, die neugierig waren, denn Lesen war nicht nur, Worte entziffern und Sätze erkennen. Richtig lesen bedeutete: Verstehen, Begreifen und kreativ Weiterdenken. Phil liebte Bücher. Dass seine Klassenkameraden kaum welche besaßen, war für ihn schwer zu verstehen.
Da müsste der Bibliothekar schon Merlin persönlich sein und die Bücher mit seinem Zauberstab aus dem Regal holen, damit mehr Kinder einen
Fuß in die Bücherei setzten.
Die Bücherei war nur zwei Häuserblocks entfernt. Sie war klein und übersichtlich.
Die Bibliothekarin begrüßte Phil: „Hallo Phil, bist du wieder auf der Suche nach einem Buch?“
„Ja, ich schaue mich mal um, vielleicht entdecke ich ja etwas Spannendes“, sagte Phil.
Er schlenderte durch die Gänge. Sofort hatte er den Duft des Papiers und den der Bücherei vernommen, vermischt mit altem Staub und einer ganz besonderen Magie. Plötzlich hatte er das Gefühl ein Rascheln zu hören. Wo kam das Geräusch her?
Außer ihm und der Bibliothekarin war niemand hier. Wie angewurzelt blieb er stehen und lauschte.
Da war es wieder: Ein Rascheln … ein Flüstern.
Angestrengt versuchte sich Phil auf das Flüstern zu konzentrieren.
„Lies mich!“, wisperte eine Stimme.
Das Geräusch kam ganz aus der Nähe. Mit zitternden Händen durchwühlte er das Regal, das sich direkt vor ihm befand. Irgendetwas berührte ihn. Waren es Buchseiten, die seine Hände streiften? Konnten sich Buchseiten bewegen? Ohne Luftzug und ohne eine Menschenhand? Was lag da, versteckt hinter all den anderen Büchern? Langsam zog er einen dicken Wälzer hervor - einen braunen Einband aus Leder, ohne einen Titel. Und wieder zischte das Buch:
„Lies mich!“
Aufgeregt schlug Phil das Buch auf. Was war das? Die Buchseiten waren leer. Nichts, aber auch gar nichts stand darin geschrieben.
Seltsam, das Buch wollte gelesen werden. Aber wie?
Phil nahm das Buch und ging zur Bibliothekarin. „Ich habe etwas gefunden. Dieses hier würde ich gerne ausleihen“, sagte er.
Die Bibliothekarin musterte das Buch. Erstaunt suchte sie auf der Innenseite des Buchdeckels nach der Barcode- Nummer. Aber da war nichts. So konnte sie das Buch nicht zuordnen. „Dieses Buch ist nicht gelistet, es dürfte gar nicht in der Bücherei sein“, antwortete sie.
Wie war das Buch überhaupt an diesen Ort gekommen und wieso hatte es keinen Inhalt?
„Phil, was willst du mit einem leeren Buch?“, fragte die Bibliothekarin. „Das Buch hat zu mir gesprochen, es will gelesen werden“, gab er zur Antwort.
Sie war verwundert. Phil kam ihr schon immer sehr außergewöhnlich vor. Fast täglich kam er und erkundigte sich nach neuen Büchern. Oft verbrachte er Stunden in der Bücherei, streichelte die Buchseiten und sprach mit der Lektüre.
„Du kannst das Buch mitnehmen. Es weiß eh keiner von seiner Existenz“, sagte sie zu Phil.
Begeistert packte Phil das Buch in seinen Rucksack und verschwand.
Phil rannte die Straße entlang. Ein kräftiger Wind blies. Es regnete und regnete. Glücklicherweise war das Buch im Rucksack sicher vor dem Regen.
Er lief über den Hof und ins Haus, direkt in die Küche zu seiner Mutter, die gerade das Abendbrot zubereitete.
„Mama, ich habe ein Buch gefunden!“, rief er aufgeregt. Seine Mutter legte das Buttermesser hin und schaute ihn fragend an.
„Ein seltsames Buch, es erinnert mich an ein uraltes Druckwerk, und das hast du aus der Bücherei?“
„Ja Mama, die Bibliothekarin konnte sich selbst nicht erklären, wie es dorthin gekommen ist. Es hat zu mir gesprochen. Es will gelesen werden. Ich weiß nur nicht wie, weil es leer ist, es besitzt keinen einzigen Buchstaben. Darf ich auf meinem Zimmer essen? Ich möchte das Geheimnis des Buches lüften.“
Seine Mutter wusste, wenn Phil sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnten ihn keine zehn Pferde davon abhalten.
„Geh schon! Aber um acht wird das Licht ausgemacht. Morgen ist Schule“, ermahnte sie ihn.
Phil blätterte durch die Seiten, sie waren immer noch leer. Das Buch hatte etwas von einem Zauberbuch. Vielleicht konnte man die verborgene Schrift durch einen Zauberspruch sichtbar machen. Er holte seinen Zauberstab, den er zum Geburtstag bekommen hatte, aus dem Schrank und murmelte:
„Eulenstein und Rattengift, offenbare mir die Schrift!“, er deutete mit dem Zauberstab auf das Buch.
Nichts passierte, aber auch rein gar nichts.
Er probierte es weiter…
„Hexenkunst und Zauberei, was verschwunden, komm herbei!“
Doch die Seiten blieben leer.
Er überlegte: „Falls das Buch mit einem Geheimstift geschrieben worden ist, würde die Schrift nur unter Beleuchtung mit UV-Licht sichtbar werden.“
Verdammt, wo war noch mal seine UV-Lampe, die er sich letztes Jahr gekauft hatte, um Beschädigungen an seinen Fossilien zu erkennen. Ungeduldig durchwühlte er sämtliche Schubladen.
„Ah, hier ist sie!“, jubelte er. Voller Hoffnung durchleuchtete er Seite für Seite im Buch.
Wieder nichts!
„Buch, was soll ich tun?“, flüsterte er.