Das Rennpferd, das nicht galoppieren wollte - Clare Balding - E-Book

Das Rennpferd, das nicht galoppieren wollte E-Book

Clare Balding

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Beschreibung

Ein Rennpferd für die Folly Farm

Ein eigenes Pferd — das ist der größte Wunsch der zehnjährige Charlie! Aber leider gibt es auf der Folly-Farm von Charlies Familie nur Hühner, Schweine, jede Menge Kühe — und viel zu wenig Geld. Bis Charlie auf dem Pferdemarkt zum Spottpreis ein echtes Rennpferd ersteigert. Ihr genialer Plan: Wenn Rennpferd Noddy das große Derby gewinnt, dann könnten sie mit dem Preisgeld endlich die Farm sanieren! Dumm nur, dass Noddy nichts mehr fürchtet als Galopprennen ... Doch jetzt kommt das freche Pony Percy, Noddys bester Freund, ins Spiel. Wird es Charlie und Percy gelingen, aus Noddy einen echten Champion zu machen und die Folly Farm zu retten?

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Clare BALDING

Das

Rennpferd,

das nicht

galoppieren

wollte

Aus dem Englischen von Sabine Rahn

Zeichnungen von Tony Ross

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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1. Auflage 2018

© 2018 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Text © 2016 Clare Balding.

Die englische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel:

»The Racehorse who wouldn’t gallop«

bei Puffin Books, Penguin Random House UK, London

Übersetzung: Sabine Rahn

Umschlagillustration: Tony Ross

Umschlagkonzeption: Suse Kopp

CK · Herstellung: UK

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-23864-3V001

www.cbj-verlag.de

Für Jonno, Toby und Flora

Kapitel 1

Charlie Bass wurde früh wach – zum einen, weil sie keine Vorhänge vor ihrem Fenster hatte, zum anderen, weil Boris, der Border Terrier, ihr übers Gesicht leckte.

Boris durfte eigentlich gar nicht bei Charlie im Bett schlafen. Jeden Abend legte er sich brav zusammengerollt auf eine alte Decke in eine Ecke ihres Zimmers – nicht weit von dem Topf, der die Tropfen auffing, wenn es durch das Dach regnete. Doch jeden Abend, sobald ihre Mutter die Tür hinter sich schloss, nachdem sie Charlie einen Gutenachtkuss gegeben hatte, erhob Boris sich von seiner Decke, hüpfte geräuschlos aufs Bett und kuschelte sich ganz eng an Charlie. So blieb er liegen, bis er morgens fand, dass es an der Zeit war, Charlie das Gesicht zu waschen.

»Boris, weg mit dir!«, rief Charlie mit gespielt strenger Stimme und schob seinen Kopf zur Seite.

Boris wedelte so begeistert mit dem Schwanz, als ob sie gerade »Boris, du bist der Größte!« gesagt hätte.

Charlie setzte sich auf, starrte aus dem Fenster und versuchte, sich an Einzelheiten ihres Traumes zu erinnern. Sie war wieder geritten – so schnell, dass ihre Augen getränt hatten. In den Wolken erkannte sie die Umrisse von Pferden, eine ganze Herde wilder, grauer Camargue-Ponys, die an einem Strand entlanggaloppierten.

Die Wände in Charlies Zimmer waren mit Pferdepostern geradezu tapeziert: mit einem Bild von dem auf der Stelle trabenden Dressurreitpferd Valegro, das olympisches Gold gewonnen hatte, dem Springpferd Hello Sanctos, wie es gerade über eine unglaublich hohe Mauer springt, und einem großen grauen Vielseitigkeitspferd, das sich im Rennen von Badminton über eine Hecke-Wassergraben-Kombination streckte.

Über ihrer klapprigen Kommode (bei einigen Schubladen fehlten die Knöpfe, und einer war mit Kaugummi festgemacht) hing das Bild eines Palomino-Ponys aus einem Kalender, den sie vor zwei Jahren zu Weihnachten bekommen hatte. Charlie wusste weder, wie das Pony hieß, noch, wo es herkam, doch sie betrachtete es jeden Tag und stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie ein solches Pony besitzen würde. Ein Pony, das ihr ganz alleine gehörte. Ein Pony, zu dem sie eine Beziehung aufbauen könnte und das ihr Freund werden würde. Ein Pony, das nur sie verstehen und das mit der Zeit auch sie verstehen würde.

Charlie war sich sicher, dass sie eine erstklassige Reiterin werden könnte, wenn sie die Gelegenheit dazu bekäme. Doch bislang war sie immer nur auf einer Kuh geritten. Ihr Vater hatte behauptet, das sei genau dasselbe – aber sie wusste, dass das nicht stimmte. Charlie konnte sich ein Leben ohne Kühe, Hühner, Schweine und die riesigen schlammigen Felder einfach nicht vorstellen. Ihre Familie lebte auf einem Bauernhof am Ende eines langen und holprigen Feldwegs am Ende der Welt. Es waren genau acht Kilometer bis zum nächsten Dorf, zweiunddreißig Kilometer bis zur nächsten Stadt, und nachts war es auf ihrem Hof so dunkel, dass die Sterne hell und klar leuchteten.

Boris leckte ihr wieder über das Gesicht und Charlie wuschelte ihm über den Kopf. Sie schnüffelte. Er hatte sich ganz eindeutig schon wieder in einem Dreckhaufen gewälzt.

»Komm schon, Boris, du kleines Stinktier«, sagte sie, »wir müssen Eier einsammeln und Schweine füttern!«

Charlie war auf den Namen Charlotte Elisabeth Bass getauft worden, doch ihr Vater fand, das klänge ein wenig zu formell, also hatte er sie vom ersten Tag an Charlie genannt.

Zusammen mit ihren beiden älteren Brüdern Harry und Larry half Charlie vor und nach der Schule auf dem Hof.

Caroline, Charlies Mutter, arbeitete als Lektorin für einen großen Verlag. Das bedeutete, dass sie die ersten Fassungen von Sachbüchern las und die Rechtschreibung, Grammatik sowie sachliche Fehler verbesserte. Sie las mindestens ein Buch pro Tag, manchmal sogar zwei, wobei sie sich ein riesiges Sammelsurium an Informationen über alle möglichen Sachgebiete einverleibte: von Bienenzucht bis Buddhismus, von Tannen bis zu Traktoren und von antiker Mythologie bis zu moderner Kunst.

Sie hatte sich auf einer Landwirtschaftsausstellung in Bill Bass, Charlies Vater, verliebt. Er hatte dort eine Kuh vorgeführt, die leider nicht den Hauptpreis gewonnen hatte (um die Wahrheit zu sagen, sie wurde Letzte). Und als Charlies Mutter ihm nachher ihr Bedauern darüber aussprechen wollte, fegte sein Charme sie glatt von den Füßen.

»Mir war sofort klar, dass dein Vater den ersten Preis verdient gehabt hätte. Er war einfach umwerfend!«, hatte Charlies Mutter ihrer Tochter einmal erzählt.

Charlies Vater begann mit der Arbeit, sobald die Sonne aufging, und arbeitete noch etliche weitere Stunden, wenn sie nicht mehr schien. Jeden Tag um fünf Uhr morgens und dann wieder um fünf Uhr abends melkte er die Kühe. Sie mussten in einer ganz bestimmten Reihenfolge gemolken werden, denn Kühe mögen ihre gewohnten Abläufe, und jede von ihnen hatte eine eigene Persönlichkeit und ganz eigene Schrullen. Bill sprach gerne mit ihnen, während er sie an die Melkmaschine anschloss, und nannte jede bei ihrem Namen. Er hatte einfache Namen für sie ausgesucht, die man sich gut merken konnte, seine Frau hatte einige nach bekannten Figuren aus Büchern benannt, und Charlie und ihre Brüder hatten noch ein paar Namen von Stars hinzugefügt, sodass die Herde jetzt eine ziemlich bunte Mischung war.

Prinzessin Anne wurde morgens immer zuerst gemolken, dann kamen Pups-Po, Sahneschnittchen und Hermine Granger. Madonna wartete immer geduldig, bis sie so ziemlich als Letzte an die Reihe kam, während Jane Eyre und Lady Gaga immer unglaubliche Mengen Milch gaben. Eigentlich hätten Harry und Larry beim Melken helfen sollen, aber sie waren nicht besonders gut darin, sodass Mrs Bass ihren Mann überredet hatte, einen Jungen namens Joe einzustellen. Er war in die Gegend gezogen, nachdem sein Vater, ein bekannter Jockey, bei einem schweren Sturz ums Leben gekommen war. Die Familie Bass hatte Joe mit offenen Armen aufgenommen und schnell bemerkt, dass er sehr hart arbeiten konnte. Schon bald gehörte er zur Familie.

Charlie sah ihn durch das Küchenfenster, als er aus dem Melkstall trat, um kurz frische Luft zu schnappen. Sie lief hinaus und brachte ihm eine Tasse Tee.

»Oh, genau, was ich jetzt brauche! Danke Charlie!«, sagte er, erfreut, sie zu sehen.

Charlie schlang ihre Arme um seine Taille und drückte ihn. »Joe … ich weiß, heute ist der Jahrestag vom Unfall deines Vaters. Mom lässt dir ausrichten, dass es heute dein Lieblingsfrühstück gibt und dass du reinkommen sollst, sobald du mit dem Melken fertig bist.«

Joe sah auf Charlie hinab und blinzelte. Sie fand immer die richtigen Worte.

»Danke, Charlie. Und sag deiner Mom auch Danke. Ich bin in zehn Minuten da. Ich muss nur noch Mary Poppins und Taylor Swift melken.«

»Erzähl, was war das beste Pferd, das du je gesehen hast?«, fragte Charlie, als die gesamte Familie um den Küchentisch saß und sich ein ausgiebiges englisches Frühstück schmecken ließ. Es gab: Orangensaft, schwarzen Tee mit Milch, Müsli, Haferbrei, weiße Bohnen in Tomatensoße, gebratene Würstchen, Rührei, gegrillte Tomaten, gebratenen Frühstücksspeck, gesalzene Räucherheringe, Toast, Butter und Orangenmarmelade und arme Ritter.

Ihre Mutter war nicht die allerbeste Köchin, aber was ihr an Können fehlte, machte sie durch Begeisterung wett.

»Na ja, als mein Dad in Newmarket gearbeitet hat«, antwortete Joe und schnitt vorsichtig die verkohlten Stellen von seinen Würstchen, »gab es da ein Pferd, das hieß Blitz, das war so schnell, dass sie zwei Pferde einsetzen mussten, um auf der Rennbahn mit ihm mitzuhalten. Das erste Pferd auf der ersten Hälfte, dann wurde ein zweites Pferd eingewechselt, das ihn beim Training auf den letzten vier Furlongs1 begleitete, denn kein Pferd war auch nur annähernd schnell genug, um eine ganze Meile mit ihm zu rennen.«

Charlie tat nichts lieber, als mit Joe über Pferde zu reden. Seitdem sein Vater verunglückt war, war er nicht mehr geritten. Aber er hatte lange in der Nähe des Rennstalls in Newmarket gewohnt, wo sein Vater die rechte Hand des Trainers gewesen war.

Aufgrund ihrer drängenden Bitten hatte Joe Charlie schließlich geholfen, auf einer nachsichtigen Milchkuh namens Ermintrude reiten zu lernen. Es ist nicht einfach, auf einer Kuh zu reiten – ganz besonders ohne Sattel und Zaumzeug. Doch Charlie hatte ein natürliches Gefühl für Gleichgewicht, und sie hatte kräftige Beine, sodass sie sich stundenlang oben halten konnte. Joe war sehr beeindruckt.

»Okay, genug von Pferden!«, bestimmte Charlies Mutter. »Zeit für die Schule!«

»Ach, Mom!«, maulte Charlie. »Muss ich da hin?«

»Du brauchst schließlich eine ordentliche Ausbildung!«, erwiderte Mrs Bass, während sie frische Milch in eine angeschlagene Tasse goss und sie über den Küchentisch schob.

»Wozu? Es gibt keine Prüfungen, die mir bei dem helfen, was ich machen will!«

»Auch Profi-Reiter haben ihre Prüfungen gemacht!«, beharrte Mrs Bass. »Und wenn du gute Noten hast, können wir eventuell überlegen, nach einem Pony zu suchen, auf dem du reiten kannst.«

Charlie grinste. »Na gut!«

Es war nicht das erste Mal, dass ihre Mutter die Möglichkeit erwähnt hatte, ein Pony zu kaufen. Und dieses vage Versprechen reichte in der Regel, um Charlie in die Schule zu lotsen. Doch ganz tief drinnen war es Charlie klar, dass es völlig egal war, wie viele Prüfungen sie schrieb, ob sie sie bestand oder durchfiel. Ein Pony kostete Geld – nicht nur, um es zu kaufen, sondern auch, um es zu unterhalten. Und falls sie nicht demnächst im Lotto gewännen, hatten ihre Eltern einfach keinen Cent übrig. Charlie war vielleicht nicht gut in Mathe, aber so weit konnte sie mit geschlossenen Augen rechnen.

Die Haltestelle für ihren Schulbus war am Ende der zerfurchten, schlammigen Zufahrt, die zur Folly Farm führte. Harry und Larry rempelten und schubsten sich den ganzen Weg über, kickten Kieselsteine hin und her und stritten sich, wer von ihnen dabei das beste Tor für England schoss. Am Ende der Straße schoss Larry den Stein zu Charlie, die ihn ignorierte.

»Hey, komm schon, Schraubstockbeinchen!«, rief Harry seiner Schwester zu. »Das kriegst du doch hin!«

»Jaa! Mit deinen Beinen könntest du ein superguter Fußballer werden!«, spottete Larry.

»Oder ein Rugby-Spieler!«

»Oder ein Baum!«

Die beiden Jungs brachen in hysterisches Gelächter aus.

»Weißt du noch, wie wir sie ins Tor gestellt haben, als sie gerade mal laufen konnte?«, fragte Harry. »Eigentlich war sie gar nicht mal schlecht, bis du ihr den Ball mal voll ins Gesicht geschossen hast. Da hat sie geheult.«

»Ja, Dad hat ihr dann den alten Reithelm aufgesetzt, damit ihr nichts passiert. Hey, mit ihren kräftigen Beinchen hat sie doch echt einige Bälle gehalten. Du warst auf jeden Fall besser als gar kein Torhüter, Charlie!«

Charlies Wangen glühten, während sie versuchte, ihre Brüder gar nicht zu beachten. Früher hatte sie immer bei ihnen mitspielen wollen, doch die Jungs hatten behauptet, das ginge nicht, weil sie ein Mädchen war.

Sie hielt ihre Schultasche ganz fest, in der Hoffnung, dass dann niemandem auffallen würde, was sie darin versteckte.

»Morgen, Harry! Morgen, Larry«, sagte Mrs Wheeler, die den Schulbus fuhr. »Morgen Charlie, Herzchen! Wie geht es dir heute?«

»Gut, danke, Mrs Wheeler«, erwiderte Charlie und wollte rasch vorbeigehen.

»Hey, deine Schultasche bewegt sich doch, oder?«, stellte Mrs Wheeler freundlich fest. »Wen hast du denn heute dabei? Kleine Hühner – oder Entchen? Oder wieder mal Boris?«

Widerwillig öffnete Charlie ihre Tasche und Boris’ süßes Hunde-Gesicht kam zum Vorschein.

»Mrs Wheeler, bitte lassen Sie mich Boris mit in die Schule nehmen! Er wird unter meinem Tisch sitzen und sich nicht rühren. Ich schwöre, er wird ganz brav sein. Und wir haben heute eine Doppelstunde Mathe – er ist wirklich gut mit Zahlen! Bitte!«

Mrs Wheeler lächelte. Sie mochte Charlie, und sie hatte eine Schwäche für Border Terrier, doch sie kannte die Regeln.

»Tut mir leid, Liebes, aber du kannst ihn nicht mit zur Schule nehmen – ganz besonders nicht, wenn er sooo riecht! Komm schon, schick ihn nach Hause! Ja, sei ein gutes Mädchen!«

Charlie küsste Boris auf die Stirn, hob ihn aus ihrer Schultasche und setzte ihn zu Boden. »Na los! Geh heim! Wir sehen uns später!«

Mit einem freundlichen Bellen stürmte Boris den Weg entlang zurück zur Farm.

Charlie seufzte. »Na gut. Tja. Dann bringe ich es jetzt wohl am besten hinter mich …«

Charlie war in der sechsten Klasse der Grundschule, die sich direkt neben der »großen Schule« befand, die ihre beiden Brüder besuchten. Sobald der Bus anhielt, stürmte Charlie los, um ihre beste Freundin Polly zu suchen. Die beiden verbrachten ihre erste Unterrichtsstunde im Fach Geschichte damit, Pferde zu zeichnen. Als ihre Lehrerin sie bat, ihr doch bitte zu erklären, was sie da eigentlich machten, sagte Charlie: »Pferde waren unersetzlich im Krieg, ehe es Panzer gab, Mrs Maxwell. Gerade habe ich mit Polly über die unterschiedliche Größe von Pferden gesprochen, und wie sie für ganz verschiedene Aufgaben eingesetzt wurden. Dieses hier springt zum Beispiel über einen Schützengraben, sehen Sie?«

Charlie deutete auf ihre Zeichnung, auf der ein Pferd gerade über einen Wassergraben sprang. Sie hoffte, dass Mrs Maxwell nicht auffallen würde, dass der Reiter ganz eindeutig ein Mädchen war, das auch keine Uniform trug.

»Aha«, sagte Mrs Maxwell. »Sehr gut, Charlie. Aber wenn du dich jetzt bitte auf das Thema konzentrieren würdest, mit dem wir uns heute beschäftigen, nämlich der Pest, fände ich das ganz wunderbar.«

Charlie seufzte. Geschichte könnte so viel interessanter sein, wenn sie zum Beispiel den Einsatz von Pferden im mittelalterlichen England durchnehmen würden, oder ob Pferde immun gegen die Pest gewesen sind, anstatt die ganze Zeit immer nur über Menschen zu reden. Das war ja so langweilig.

Als es klingelte, rannte Charlie nach draußen auf den Pausenhof. In den Pausen blieb sie normalerweise allein. Sie fand die anderen Mädchen – außer Polly – irgendwie unheimlich. Sie hatten alle langes Haar, mit dem sie unentwegt spielten: Sie schlangen es um einen Finger, steckten es hoch, machten es wieder auf, warfen es seitlich über eine Schulter nach hinten oder hielten es oben auf dem Kopf zusammen. Sie redeten über Jungs, Klamotten und Dinge, die Charlie nicht verstand.

ENDE DER LESEPROBE