Das Schicksal der Anne Boleyn - Walter Brendel - E-Book

Das Schicksal der Anne Boleyn E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

König Heinrich VIII. ist hauptsächlich bekannt als mörderischer Ehemann, der zwei seiner sechs Ehefrauen hinrichten ließ. Einer der widersprüchlichen Monarchen. Aber im Mittelpunkt dieses Romans soll eine Frau stehen, eine Königin von 1000 Tagen, Anne Boleyn. In vier Teilen rekapitulieren wir die letzten schicksalhaften Spuren Anne Boleyns, der zweiten Ehefrau Heinrichs des VIII. die Struktur des Tudor-Rechtssystems und die Rolle der Familie Seymour waren wichtige Faktoren, die zu Annes Untergang führten. Erforscht wird die unglaubliche Geschichte des Sturzes von Anne Boleyn, im Mai 1536. In nur 17 Tagen wurde aus der Königin von England eine Frau, die am Schafott auf ihr Schicksal wartete.

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Walter Brendel

Das Schicksal der Anne Boleyn

Das Schicksal der Anne Boleyn

Zweite Ehefrau Heinrichs VIII.

Walter Brendel

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch, 2024

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Einführung

1. Teil: Die Verhaftung

2. Teil: Der Prozess

3. Teil: Die Hinrichtung

4. Teil: Heinrich VIII.

Quellen

Einführung

König Heinrich VIII. ist hauptsächlich bekannt als mörderischer Ehemann, der zwei seiner sechs Ehefrauen hinrichten ließ. Einer der widersprüchlichen Monarchen. Aber im Mittelpunkt dieses Romans soll eine Frau stehen, eine Königin von 1000 Tagen, Anne Boleyn.

In vier Teilen rekapitulieren wir die letzten schicksalhaften Spuren Anne Boleyns, der zweiten Ehefrau Heinrichs des VIII. Der erste Teil erzählt ihre letzten Tage in Freiheit, ihre Beziehungen zu den Männern, mit denen sie Ehebruch begangen haben soll (einschließlich ihres Bruders), ihren letzten Brief an ihren Ehemann (oder eine ausgeklügelte Fälschung), das Geständnis des Musikers Mark Smeaton, das zu ihrer Verhaftung führte, und wie ihr einstiger Verbündeter Thomas Cromwell den Prozess gegen sie führte.

Der zweite Teil untersucht die gegen Anne Boleyn erhobenen Anklagen im Detail: Ehebruch, Inzest und Verschwörung zur Ermordung des Königs. Die Voreingenommenheit der Geschworenen, die Struktur des Tudor-Rechtssystems und die Rolle der Familie Seymour waren wichtige Faktoren, die zu Annes Untergang führten. Erforscht wird die unglaubliche Geschichte des Sturzes von Anne Boleyn, im Mai 1536. In nur 17 Tagen wurde aus der Königin von England eine Frau, die am Schafott auf ihr Schicksal wartete.

Es dämmert im Tower von London und Anne ist wach; ihre Stimmung schwankt zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Ihre Ehe ist gescheitert, sie hat Macht und Ansehen verloren, und sie wurde des Ehebruchs, des Inzests und des Verrats für schuldig befunden. Doch noch lebt sie in der Hoffnung, dass der König eingreift und sie rettet. Die Strafe lautet entweder Verbrennen auf dem Scheiterhaufen oder Hängen, Ziehen und Vierteilen. Doch im Nationalarchiv gibt es ein Dokument, aus dem hervorgeht, dass für Anne eine andere Hinrichtungsmethode gewählt wurde: die Enthauptung durch das Schwert. Das geht schneller und ist weniger schmerzhaft. Zeigt also ihr Mann Heinrich VIII. eine gewisse Gnade?

Um den Akt durchzuführen, hatte Heinrich einen Schwertkämpfer aus Frankreich herbeiholen lassen. Es hatte mehr als sechs Tage gedauert, um den Mann, der gut mit dem Schwert umgehen kann, herbeizurufen - die Verhandlung war aber erst fünf Tage her. Wurde er also vor der Urteilsverkündung gerufen? Wenn ja, beweist dies, dass der Schuldspruch von vornherein feststand. Um 9 Uhr morgens wird Anne zum Schafott geführt, wo sie hingerichtet werden soll. Verzweifelt blickt sie über ihre Schultern, um nach einem Boten mit einer Begnadigung des Königs Ausschau zu halten. Erfolglos.

König Heinrich VIII. versucht anschließend, alle Spuren von Anne zu verwischen. Einzig seiner gemeinsamen Tochter mit Anne Boleyn, der zukünftigen Königin Elizabeth I., kann er sich nicht entledigen. Sie trägt die Erinnerung an ihre Mutter weiter.

1. Teil: Die Verhaftung

Am 19. Mai 1536 neigte sich eine von Niedertracht geprägte Episode in Englands Geschichte dem Ende zu. Anne Boleyn, Königin und zweite Ehefrau Heinrich VIII. wurde im Tower von London mit einem einzigen Schwerthieb enthauptet. Der Todestag einer Königin. Jedes Jahr schickte ein anonymer Absender einen Rosenstrauch in die Kapelle des Tower von London. Er bittet nur um eines, dass die Rosen auf dem Begräbnisplatz von Anne Boleyn gelegt werden, die an diesem Tag 1536 starb.

Wie kam es, dass diese schöne Frau in Ungnade fiel? Alles ereignete sich innerhalb von nur 17 Tagen. Innerhalb von drei entscheidenden Tagen wurde Anne von einer Königin zu einer Geächteten. Begeben wir uns auf die Spuren von Ännes letzten Tag in Freiheit. Alle Ereignisse dieses Tages finden in London statt. Es wird das erste Mal sein, dass eine Königin von England verhaftet und im Tower von London eingesperrt wird. Ihre Ankläger fordern die Todesstrafe.

Dienstag, den 2. Mai 1536, 8 Uhr. Auf den Straßen von London herrscht geschäftiges Treiben, zahlreiche Händler preisen ihre Waren an. Auf der Themse fahren Boote, die Menschen und Handelsgüter befördern und in Whitehall wird ein Komplott geschmiedet. Whitehal ist einer von den fast 60 Palästen des Königs und die Diener bereiten dort gerade das Frühstück für ihn vor. Alles scheint wie immer. 1536 ist Heinrich noch nicht der wohlbeleibte König, an denen wir denken, wenn wir seine Bilder betrachten. Er ist noch fit, normalgewichtig und aktiv. An diesen Morgen ist er bereits an der Arbeit. Er schickt eine Botschaft an einen seiner anderen Paläste. Und sie kann den Lauf der Geschichte für immer verändern.

Der Bote begibt sich von Whitehall der Themse entlang in Richtung Osten. Er will zu Heinrichs Frau, Anne Boleyn. Diese befindet sich in Greenwich, im prächtigen Palace von Placentia. Es ist ihr bevorzugter Aufenthaltsort. Der Name bedeutet, „Angenehmer Palast“ und dort wird es für sie bald mehr ans nur unangenehm zu werden.

9 Uhr ist es dort, als Anne ein Tennisspiel verfolgt. Das ist ihr Lieblingssport, aber auch der ihres Mannes Heinrich, der ihn regelmäßig spielt. Anne gilt am Hofe als modebewusst, gebildet und charismatisch. Sie hat in ihren 35 Jahren bereits schon viel erlebt. Geboren wird sie in England, ausgebildet in Frankreich. Später wird sie Hofdame bei der ersten Frau Heinrichs des VIII., Katharina von Aragon. Sobald Heinrich sie sieht, beginnt er sie zu umwerben. Sie verlieben sich und er annulliert seine erste Ehe. Nun sind sie seit drei Jahren verheiratet und haben eine kleine Tochter, die spätere Königin Elisabeth I.

Ungewöhnlicher Weise ist Anne heute die einzige Zuschauerin beim Tennis, das ist ein schlechtes Omen, nach den Ereignissen des Vortages. König Heinrich erhielte eine Nachricht, die ihm in Rage brachte. Er begab sich sofort in den Palast von Whitehall und ließ Anne in Greenwich zurück. Mitten im Tennisspiel trifft für Anne ein Nachricht ein mir unheilvollen Inhalt. Die Nachricht wurde per Boot nach Greenwich gebracht. Die Anweisung darin lässt nichts Gutes erahnen.

Anne Boleyn habe auf Befehl des Königs vor dem Kronrat in Greenwich zu erscheinen. Sie muss unheimlich erschrocken gewesen sein, denn der Kronrat ist das wichtigste Beratergremium des Königreiches. Die Lage war also ernst. Die Welt in der sich Anne bewegt ist voller Intrigen. Alle buhlen um die Aufmerksamkeit des Königs. Anne hat es bis ganz nach oben geschafft, doch viele würden nur zu gerne stürzen. Am Königshof blühte der Klatsch, an dem sich auch aktiv der spanische Botschafter Eustace Chapuys. Er bezeichnet Anne in seinen Schreiben nur als Konkubine oder Hure. Das ist typisch für diese Zeit. Anne gilt als Frau die dem König von richtigem Weg abgebracht hat. In einer seiner bissigsten Kommentare berichtete er, dass Anne für Heinrich überdrüssig geworden ist und eine Jüngere suche. „Es ist nur zu verständlich dass er den alten Gaul gegen ein edleres und jüngeres eintauschen will“, schrieb Chapuys nach Spanien.

Es werden gegen Anne nur Anschuldigungen vorgebracht, nichts spricht für sie. Anscheinend wollte sie niemand verteidigen. Die Dokumente in Nationalarchiv belegen, was anschließend im Palast in Greenwich geschieht.

Es ist 9.30 Uhr. Anne wird vom Tennisplatz, der sich in dem weitläufigen Gebäude befindet, zu einer Ratskammer am anderen Ende des Palastes gebracht. Sie begibt sich von den Augen Aller über den Innenhof zum Kronrat. Anne zermartert sich den Kopf, was man von ihr will. Wills sich Heinrich wie bei seiner ersten Frau von ihr scheiden lassen? Was könnte sie falsch gemacht haben?

9.45 Uhr. In der Ratskammer wird sie von drei Männern mit ernster Miene erwartet, die sich bei ihren Anblick erheben. Einer davon ist ihr Onkel, Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk. Man sollte meinen. Er würde ihr helfen, doch die beiden können sich nicht ausstehen.

***

Was ist dem vorausgegangen? 1534 endete eine Schwangerschaft der Königin mit einer Totgeburt im achten Monat. Andere Versionen berichten, dass sie die Schwangerschaft nur vorgetäuscht habe oder so verzweifelt gewesen sei, dass sie sich eine Schwangerschaft einbildete. Sicher ist, dass Anne Boleyn in den Jahren 1534 und 1536 jeweils eine Fehlgeburt hatte, sie brach nervlich völlig zusammen und soll auf die zweite Totgeburt hysterisch reagiert haben. Sie muss damals schon geahnt haben, dass Heinrich ihr langsam entglitt und dass ihr Temperament, ihr Witz, ihre Diskutierfreudigkeit, die ihn vor Jahren fasziniert hatten, Heinrich nun zunehmend von ihr entfernten. Im Sommer schrieb der venezianische Gesandte, der König von England sei „dieser neuen Königin schon müde bis zum Überdruss“. Anders als Königin Katharina von Aragón sah Anne nicht über Heinrichs Seitensprünge hinweg. Auch aus Angst vor Konkurrenz beobachtete sie eifersüchtig ihre Hofdamen und machte dem König Vorwürfe, er würde sie vernachlässigen, wenn er seine Aufmerksamkeit anderen Personen widmete. Das Verhalten der Königin zeigt sehr stark ihre Angst. Solange sie Heinrich keinen Sohn geboren hatte, war ihre Position angreifbar und schwach. Solange Katharina von Aragón am Leben war, war Anne nicht die einzige Königin in England, und solange Maria lebte, war Elisabeth nicht die einzige potenzielle Thronerbin. Mit der zweiten Fehlgeburt verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Heinrich und Anne. Sie hatte die Hoffnungen des Königs zum zweiten Mal enttäuscht und war bei Hofe umgeben von Menschen, die auf jedes Zeichen warteten, dass das Interesse des Königs an Anne nachlassen würde.

Anne Boleyn

Selbst die königlichen Botschafter aus Frankreich hofierten Maria und Anne, wobei sie Maria als inoffizielle Prinzessin vorzogen, zuerst besuchten und Königin Anne damit offen düpierten. Die einzigen Menschen, denen Anne vertraute, waren ihre engste Freundin und Hofdame Lady Margaret Lee, die Schwester Thomas Wyatts, und ihr Bruder George Boleyn, Viscount Rochford. Dessen Frau, Lady Jane Rochford, machte später während ihres Verhörs eine Aussage, die Anne und George schwer belastete. Lady Rochford sagte allerdings nicht im Prozess gegen ihren Ehemann und ihre Schwägerin aus.

Mit Jane Seymour hatte Heinrich zu dieser Zeit bereits die nächste Ehekandidatin ins Auge gefasst. Ironischerweise war Annes größter Schutz, dass Katharina von Aragón noch lebte, denn Heinrich befürchtete, wenn er die Ehe mit Anne für ungültig erklärte, wäre die Ehe mit Katharina automatisch wieder gültig. Daher wurde durch den Tod Katharinas von Aragón im Januar 1536 Annes Schicksal besiegelt. Annes Fehlgeburt ereignete sich einige Tage vor Katharinas Tod.

Der König fühlte sich durch Annes Totgeburten von ihr betrogen und verfiel in Selbstmitleid. Wie bei Katharina versuchte er sich herauszureden, er sei von Anne verhext worden. Dies sei auch der Grund, wieso ihm Gott einen Sohn versagte. Heinrich versuchte Argumente gegen Anne zu finden, die ihn normalerweise zu seiner Frau Katharina (hätte sie weiter gelebt) zurückgeführt hätten.

Porträt Heinrichs VIII. (Gemälde nach Hans Holbein)

Der oft vorgebrachte Gedanke, dass eine Syphiliserkrankung des Königs die Ursache für die Fehl- und Totgeburten seiner Frauen sein könnte, gilt unter Historikern als sehr unwahrscheinlich, da keines seiner überlebenden Kinder Symptome der Krankheit zeigte und der König selbst sich nie der damals üblichen sechswöchigen Behandlung mit Quecksilber unterzog. Eine andere Hypothese für die vielen Fehlgeburten lautet, dass bei Anne und Heinrich eine Rhesus-Inkompatibilität vorlag. Bei solchen Paaren verläuft zwar die erste Geburt komplikationslos, alle nachfolgenden Schwangerschaften aber können durch Antikörper im Blut der Mutter zu Fehl- und Frühgeburten führen.

Der englische Hof reagierte schnell auf das nachlassende Interesse an Anne und den steigenden Stern von Jane Seymour. Die genauen Gründe für eine Intrige gegen Anne bei Hofe lassen sich heute nicht mehr genau nachvollziehen und überprüfen. Daher wird von einigen Historikern vermutet, dass die ehrgeizigen Brüder von Jane Seymour zusammen mit Thomas Cromwell schon länger die Absetzung und Anklage von Anne planten und gezielt Gerüchte und Verdächtigungen gegen Anne streuten, sie habe seit längerem Affären mit anderen Männern, zu denen auch ihr eigener Bruder gehöre. Am 1. Mai 1536 begleitete Anne den König zu einem Turnier in Greenwich. In der Pause zwischen den Kämpfen wurde dem König eine dringende Nachricht überbracht, deren Inhalt bis heute unbekannt ist. Daraufhin verließ Heinrich das Turnier. Anne sah ihren Mann nie wieder. Einen Tag später wurde sie in Greenwich verhaftet und vor eine Kommission unter dem Vorsitz ihres Onkels, des Duke of Norfolk, gebracht. Das ging also diesen 2. Mai 1536 bis 9.45 Uhr voraus.

Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk, Onkel von Anne Boleyn (Gemälde von Hans Holbein)

Anne wird später berichten: Man hat mich vor dem Kronrat schrecklich behandelt, nicht die Achtung gezollt, die einer Königin geziemt“. Doch was der Kronrat dann sagt, ist ein Schock. Man bezichtigt sie des Ehebruches mit Sir Henry Norris. Das schlägt ein, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Norris ist langjähriger Vertrauter des Königs und gilt als einer seiner engsteten Verbündeten. Anne wird außerdem noch vorgeworfen, eine Affäre mit dem Musiker Mark Smeaton gehabt zu haben. Ebenso mit einem Dritten, nicht näher benannten Mann. Das wird Anne sichtlich aus der Bahn. Doch sie bewahrt die Fassung und sagt „ich bin die wahre Frau des Königs und kein anderer Mann hat mich je berührt“. Trotz des Schocks beteuert sie immer wieder ihre Unschuld.

Gerüchte verbreiten sich am Hof der Tudors wie ein Lauffeuer. Nach der Befragung wird Anne in ihre Räume zurück eskortiert. Dabei muss sie erneut den Innenhof des Palastes durchqueren vor den Augen alle Höflinge. Es ist 10.00 Uhr. Das ist ein unerhörter Vorgang, keine Königin vor ihr musste so eine Demütigung erfahren. Die Gerüchteküche brodelt bereits. Als Anne sich in ihre Privatgemächer zurückzieht, rasen ihr viele Gedanken durch den Kopf. Was geht hier vor? Ist es der Wille des Königs oder eine Intrige ihrer Feinde, sie zu vernichten? Sie ahnt nicht, in welcher Gefahr sie schwebt. 10.30 Uhr: Anne Boleyn, der zweiten Frau des Königs Heinrich VIII., wird Ehebruch in drei Fällen vorgeworfen. Ann befindet sich in ihren Privatgemächern unter strenger Bewachung. Es ist 11 Uhr geworden. Trotz der Anschuldigungen folgt sie ihrer täglichen Routine und setzt sich zum Mittagessen nieder. Sie versucht den Anschein zu erwecken, dass alles in Ordnung sei. Sie trägt ein prachtvolles Kleid aus roten Samt und Goldstickereien. Sie sitzt unter den Baldachin, der ihre Macht als Königin symbolisiert. Doch genau diese Macht beginnt sich bereits aufzulösen. Die Mitglieder des Hofes verhalten sich eigentümlich. Ihre Hofdamen sind aufgewühlt und den Tränen nah. Der Diener, der ihr vor jedem Mahl im Namen des Königs sagt: „Möge Euch es Gutes tun“, erscheint heute nicht.