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Machtgier und Gewalt lassen eine mächtige interplanetare Hochkultur langsam ins Chaos verfallen. Der Mord am Ersten Magistrat versetzt die Interstellare Vereinigung Unabhängiger Systeme (IVUS) in Schock. Während der aufstrebende Jungpolitiker David Benston seine Chance wittert, nimmt Ermittler Carrell Ryunis eine Reise in die Weite des Alls auf sich, um Licht ins Dunkel zu bringen. Hinter verschlossenen Türen schwört das alte Königshaus Malicher auf Rache. Und sie sind nicht die einzigen, die sich sicher sind: Solch einer Tat muss Krieg folgen.
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Seitenzahl: 744
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Prolog
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
Kapitel XXIV
Kapitel XXV
Kapitel XXVI
Kapitel XXVII
Kapitel XXVIII
Kapitel XXIX
Kapitel XXX
Kapitel XXXI
Kapitel XXXII
Kapitel XXXIII
Kapitel XXXIV
Kapitel XXXV
Kapitel XXXVI
Kapitel XXXVII
Kapitel XXXVIII
Kapitel XIX
Kapitel XL
Kapitel XLI
Kapitel XLII
Kapitel XXXIII
Kapitel XLIV
Kapitel XLV
Kapitel XLVI
Kapitel XLVII
Kapitel XLVIII
Kapitel XLIX
Kapitel L
Kapitel LI
Kapitel LII
Kapitel LIII
Kapitel LIV
Kapitel LV
Kapitel LVI
Kapitel LVII
Kapitel LVIII
Kapitel LIX
Kapitel LX
Kapitel LXI
Kapitel LXII
Epilog
„Wir Menschen sind von Natur aus grausam, auf eine wunderschöne Art und Weise.“ sinnierte die Gefangene. „Wir sind kaltblütig, aber irrational, und wir können bloß so sehr lieben, wie wir hassen werden. Uns wurden einzig zwei Fähigkeiten gegeben: Den Aufbau und die Zerstörung. Und so bleiben wir, gefangen in einem endlosen Kreislauf des Bauens und Zerstörens. Auf unserem Heimatplaneten bauten wir Maschinen und Städte, so groß und mächtig wie die Unseren. Doch die Maschinen brauchten Energie und die Städte Nahrung, und so zerstörten wir unser e Erde für sie. Wir flohen ins All und begannen zu bauen, Kolonien in der ganzen Galaxie, nur damit eine Kolonie alle anderen zerstören konnte. Sie zerstörten unsere Armeen, unser e Häuser, unsere Familien, unser e Götter. Sie zerstörten alles was wir liebten, was wir wahrten, alles woran wir glauben konnten. So unmenschlich, dass es wieder zutiefst menschlich war. Und sie bauten ein gigantisches Reich, das Reich Asaria, und seine Einwohner wurden durch ihre Wissenschaft zu den perfekten Menschen. Wir hatten alles erreicht. Also blieb nur eins: Die Zerstörung. Wir bauten die Helden, neue Götter, bessere, nur um die Tyrannei zu beenden und sie und unsere gesamte Zivilisation dabei zu zerstören. Wir hatten nichts, waren Ratten in der Asche dessen, was wir einmal waren und hätten sein können, also konnten wir nur eins tun: Bauen. Weswegen wir nun hier stehen, im neuen Glanz der Menschheit. In welche Richtung, glauben Sie, wird es nun gehen?“
Stabsdirektor Anton Delarin teilte ihre Auffassung nicht. „Ich glaube nicht, dass unser Staat wieder ins Chaos verfallen wird, auch wenn Richard Tudyn das gerne hätte. Sie haben doch für ihn gearbeitet, oder etwa nicht? “ Die Gefangene hörte auf den Namen Rybeka Davy und war in der kriminellen Unterwelt zu zweifelhaftem Ruhm gekommen, wie viele von Tudyns ehemaligen Vertrauten.
„Chaos, mein Freund, hat uns längst ergriffen. Es war nie weg. Es ist Teil des tiefsten Punktes unser er Seele, seit dem Anfang, damals, auf der Erde. Zerstörung ist es , wovor Sie sich fürchten sollten. Zerstörung all dessen was Ihnen wertvoll er scheint. Sie ist so unausweichlich wie die Geburt, das Aufwachsen und der Tod. So mächtig wie jeder Gott, den es gibt oder gegeben hat. So einzigartig wie die Musterung eines Auges, und so normal wie das Gehirn, was dahinter liegt. Es gibt kein Entrinnen.“ Dem Stabsdirektor war offensichtlich, sie wollte auf Zeit spielen. Der Drogenhandel war in der Stadt gut vernetzt, und schon oft war früher oder später ein renommierter Anwalt aufgekreuzt, der sich als Verteidiger vorstellte.
„Ich habe das alles schon einmal gehört.“ sagte Anton. Er wusste, dass er nicht so ungeduldig sein sollte, aber Davy machte es nicht leicht. „Ich versichere Ihnen: Die IVUS ist der stärkste und gerechteste menschliche Staat, den es je gegeben hat, es herrscht seit Jahrzehnten Frieden, und der gesetzlose Prinz sitzt bis ans Ende seines Lebens im schwarzen Berg fest, und verrottet da, wenn es sein muss. Es ist ein unausweichliches Schicksal, von dem es auch für Sie kein Entrinnen geben wird, wenn Sie nicht langsam beginnen, uns Informationen zu geben.“
„Es gibt kein Schicksal. Nur Menschlichkeit. Informationen, hm?
Meinetwegen: Im Cai lian Hotel in der Unterstadt, Suite 9887, Raum 14. Dort werden sie etwas bezeugen, was Ihre Welt inklusive Ihres heiß geliebten Staatenbundes mehr als nur zerstören wird. Kommen Sie nicht zu spät.“
Bevor Anton Delarin sich eine Meinung über diesen Hinweis geben konnte, ging alles schnell. Rybeka Davy spuckte eine kleine Kapsel aus, die sich unter ihrer Zunge vor den Wachen verborgen haben musste. Sie brach sie auf und schluckte ihren Inhalt. Delarin war zu langsam, und kam nicht mehr rechtzeitig hinter dem Verhörtisch an.
Die Gefangene begann zu würgen, ihre Augen quollen rot auf. Hart schlug Delarin ihr auf den Rücken, aber ohne Erfolg. Sie verkrampfte, ihr Gesicht hochrot und voller Tränen, und dann sackte sie leblos in sich zusammen. Delarin stockte nur eine Sekunde, und war dann voll da. Ohne einen Blick zurück zu werfen, rannte er aus dem Raum. „Ich brauche einen Einsatztrupp, jetzt. Unsere Zeugin ist tot in Verhörzimmer 12.“
Er stürmte durch die hell erleuchteten Gänge des Hauptquartiers, auf den Hangar für Einsatztrupps zu. Anton Delarin war schon seit vierundzwanzig Jahren Agent für den Geheimdienst CAPITOL, der sich auf politische Verbrechen und zwischenplanetare Kriminalität spezialisiert hatte. Sie waren eine absolute Eliteeinheit, die nur für die wichtigsten Zwecke gebraucht wurden, und die Abläufe waren perfektioniert. Als er im Hangar ankam, wartete bereits ein Vehikel auf ihn, und sechs Agenten des Berei tsschaftsdienst erwarteten ihn in schwarzen Einsatzanzügen und Helmen. Die Kleidung war kaum schwerer als eine herkömmliche Uniform, aber am ganzen Körper gepanzert. Die Helme umfassten den gesamten Hinterkopf, Gesicht und Kinn waren durch ein Kugelsicheres, von außen nicht durchsichtiges Glasvisier geschützt. Als Anton sich seinen aufsetzte, blickte er hinaus in die Dunkelheit. Es war beinahe Mitternacht.
Sie nahmen ihre Plätze im bauchigen, aber spitz zulaufenden Vehikel ein, welches umgehend los raste. Die Wände waren durchsichtig, sodass Einsatztrupps immer wussten, was außen geschah, und jetzt leuchteten in der Nacht die Lichter der Stadt durch die Scheiben. Ithryas war die Hauptstadt der Inter stellaren Vereinigung Unabhängiger Systeme, und bei weitem seine größte Metropole.
Unter ihnen leuchteten Fensterscheiben, Straßenfeste und andere Vehikel. CAPITOL war nicht an die Verkehrsregeln gebunden, und so schnitt ihr Vehikel hoch über dem Rest der Vehikel durch die Luft, mit einem Ziel: Der Unterstadt.
Die Unterstadt war ein Ort, der, fernab von Sonnenlicht und Überwachung, all das beheimatete, was im Verborgenen geschah.
Selbst für CAPITOL war es schwer, sich bei der Kontrolle des Bezirks gegen die Banden durchzusetzen. Das Vehikel raste an hohen, leuchtenden Häusern mit Reklamen vorbei, über Menschenmassen hinweg, zwischen Luftstraßen hindurch, bi s es über der Unterstadt angekommen war, und senkte sich dann langsam hinab. Von vielen Ebenen war das Cai lian Hotel auf der obersten, denn es war allem Schund zum Trotz ein luxuriöser Ort, den sich nur sehr wohlhabende Menschen leisten konnten.
Mit Anton im Vehikel war ein Trupp aus erfahrenen, ihm zum Großteil bekannten Agenten. Agentin Jolis Bedadar war sogar länger bei CAPITOL als er, eine furcht einflößende Zweikämpferin, und stolzes Mitglied der konservativen Partei . Dass sie in den Rängen der Organisation nicht höher aufgestiegen war, lag daran, ihr in Gewaltsituationen oftmals die Sicherungen durchbrannten.
Ganz anders war Anders Gramad, der sich Antons Wissens nach noch nie einen Fehltritt geleistet hatte. Er war zuverlässig, schien aber wenig höhere Ambitionen zu haben. Cimar Matar kannte Ithryas als Einheimischer wie seine Westentasche, und Neza Kardigis war ein aufstrebendes Talent in den Reihen von CAPITOL. Nur eine Mitglied kannte er nicht. „Ich brauche Ihren Namen, Agent.“ sagte er durch das Mikrofon in seinem Helm. Eine schwache Stimme meldete sich zurück. „Agent Z’Nodi, Direktor .“
„Z’Nodi.“ Agentin Bedadar lachte. „Ein Mardy bei CAPITOL, das ist auch was neues.“
„Lassen Sie das.“ disziplinierte Anton sie. Religiöse Konflikte waren bei Einsätzen nicht zu gebrauchen. „Sind Sie neu, Agent Z’Nodi?“ Dieser sagte bloß: „Ja. “
Dann landete das Vehikel vor dem Cai lian Hotel und sie stürmte, mit Rüstung und Waffen, hinein. Die Eingangshalle war vollständig golden eingerichtet, mit wertvollem, schwarzen Holz für die Möbel.
Eine Opernsängerin sang, verstummte aber bei ihrem Anblick. Als sie hereinstürmten, verfielen die Leute in hektisches Geschrei, hoben ihre Hände. Ein kleiner, bleicher Concierge trat, leicht eingeschüchtert, vor Sie. „W-was brauchen Sie?“ fragte er .
„Wir sind von CAPITOL. Wir müssen in Suite 9887.“ Der Mann nickte, und leitete sie durch goldene Gänge über violette Teppiche auf eine breite Marmortreppe, über die sie durch weitere Gänge vor das weite, verriegelte Tor der Suite traten. Der Concierge schloss es mit einem Metallsignaturschlüssel auf, und automatisch flogen die Türen auf. Innen war die Hölle los. Eine Blaskapelle spielte laut Musik, und hunderte Menschen tanzten, tranken, nahmen Drogen und vergnügten sich miteinander. Der Concierge schaltete mit einer Fernbedienung das Licht an. „CAPTIOL! Keiner bewegt sich!“ schrie Anton. Der Raum erstarrte. „Raum 14!“ befahl Anton. „Wir müssen zu Raum 14!“ Die Drogen und offensichtliche Prostitution musste er vorerst ignorieren. Schon als sie, mit gezückten Waffen, in die Suite vordrangen, begannen hinter ihnen einige, die Flucht zu ergreifen.
Raum 14 war einer von den kleinen Räumen, in denen, diejenigen, die es wünschten, etwas Privatsphäre haben konnten. Anton ging voran und trat die Tür an.
Innen stand auf engem Raum ein weißes Himmelbett, ein kleiner Tisch mit Weinflaschen und nichts mehr. Zwei Menschen standen hektisch vom Bett auf, beide nackt und im Versuch, sich zu bedecken.
Eine war eine junge Frau, die nicht nur überrascht, sondern regelrecht verängstigt war. Der andere war Anton bekannter, als ihm lieb war. Er war, so stellte sich heraus, als er aufgestanden und klar erkennbar war, ihnen allen äußerst bekannt.
Sein schon schütteres graues Haar fiel ihm bi s auf Kinnhöhe herab, auch wenn Anton es nie so zerzaust gesehen hatte. Seine Augenbrauen waren dunkel und markant, und sein Gesicht zerknittert von Jahrzehnten der Verantwortung. Dieser Mann, den sie hier auf Hinweis der nun toten Zeugen ausfindig gemacht hatten, war niemand anders als Wylfryd Pax, der Erste Magistrat der IVUS, ein seit Jahren beliebter und respektierter Regent.
Für eine Sekunde war es ganz still. Alle Beteiligten waren starr vor dem Schreck dieser Zusammenkunft. Agent Z’Nodi war der der er ste, der reagierte, auf verheerende Weise. Er schrie auf, und machte einen Satz nach vorne, entsicherte seine Maschinenpistole und schoss.
Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Sowohl Pax als auch das Mädchen gingen zu Boden, schrieen. Blut spritzte durch den ganzen Raum, und Z’Nodi schoss weiter. Fünfmal. Sechsmal. Siebenmal.
Es war Agent Gramad, der als nächster reagierte. Er warf sich auf Z’Nodi und trennte diesen von seiner Waffe. Aber anstatt ihn festzunehmen und die Lage zu entschärfen, prügelte er auf Z’Nodi ein, zerschmetter te seinen Helm, der zur Sei te rollte, und beschimpfte ihn wüst. Er nahm seine Maschinenpistole und schaffte es , eine Kugel im Gesicht Z’Nodis zu platz ieren, bi s Anton und Cimar Matar ihn überwältigt hatten. Doch sie waren zu spät gekommen.
Das harte Klopfen erweckte sie aus ihren Träumen, lange nachdem die brennende Sonne über Pyteg untergegangen war. Cynti a hatte erneut geträumt, lebhaft und fiebrig. Sie hatte geträumt, dass sie wieder zuhause war, auf Alexandor, sie hatte von Wasser geträumt und von der Luft, sie hatte geträumt, dass die Wärter sie mitnehmen würden, in einen anderen Kerker, und wieder in einen anderen, und wieder in einen anderen. Sie hatte von Schatten geträumt, die ihr wahres Gesicht verhüllten und von tapferen Sold aten, die im Boden versanken und starben. Vielleicht hatte Cynti a diese Dinge auch wirklich er lebt, vielleicht waren sie Träume der vergangenen Nächte, vielleicht längst verblasste Erinnerungen an eine andere Zeit. Das Fieber hatte ihr den Verstand geraubt, und damit den Mut, Traum von Realität zu unterscheiden.
Vier Monate war sie nun bereits eine Geisel des Kartells, und Ragnar Yggarran machte kein Anstalten, sie den Wächtern abzukaufen. Die Drogenhändler hatten gehofft, dass ihre Gefangenen Teil eines Handels mit der IVUS sein würden, doch an so einem Handel schien der Herrscher in keiner Weise interessiert zu sein. Ein Schnäppchen jedoch gönnten sie ihm auch nicht; also mussten Cynti a und die anderen in ihrem Kerker bleiben.
In der zweiten Woche hatte sie das weiße Fieber gepackt, welches selbst die braun gebrannten Bauern Pytegs erbleichen ließ, und ohne medizinische Hilfe hatte es sie nicht mehr losgelassen. Die anderen allerdings sahen auch nicht besser aus: Der einst wohlgenährte Handelsvorsteher Nehrin war stark abgemagert und nun kaum stärker als seine sechzehnjährige Schwester Mahra, deren einst volles, lockiges schwarzes Haar dünn und strohig geworden und an einigen Stellen ausgefallen war. Die Missionarin, Kanit, war schon am Anfang eine ältere Dame gewesen, nun mutete sie beinahe greisenhaft an. Eds braune Augen strahlten immer noch dieselbe Entschlossenheit aus wie am er sten Tag, aber sein einst penibel getrimmter schwarzer Bart war lang und verfilzt und wurde von Tag zu Tag grauer.
„Was ist das für ein Geräusch?“ kämpfte Cyntia gegen ihre kratz ige Kehle an. „Viellei cht wollen die jetzt die Steine als Drogen verkaufen.“ erwiderte Kanit. „Wenn die schon nicht in der Lage sind, Geiseln zu verkaufen, dann vielleicht immerhin Steine. “
„Viellei cht ist die Regierung gekommen, um das hier zu beenden.“ äußerte Mahra, in den Armen ihres Bruders liegend. Cyntia hätte bitter gelacht, wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre. Ragnar Yggarran hatte kein Interesse an einem kleinen Drogenkartell fernab seiner Machtzentren, solange es ihm nicht in die Quere kam.
Das Klopfen hielt immer noch an. Cynti a versuchte, es zu lokalisieren, aber scheiterte. „Wir sollten auf der Hut sein.“ sagte Nehrin, ohne seine Schwester für ihre naive Idee zu tadeln oder zu unterstützen. „Es gibt hier genug Leute, die das Karte ll loswerden wollen und vielleicht ergibt sich eine Chance.“
„Lasst und beten zu den Helden.“ sagte Kanit, wie jeden Tag. „Zu Athon und Cilla, den Ersten Helden, den Schutzhelden von Alexandor. Mögen sie uns den Willen geben unsere schwere Situation zu überstehen. Zu Ker a, dem großen Krieger, dem Schutzhelden von Ithryas und Dolus. Möge er uns die Kraft geben, für einander zu kämpfen. Zu Vessa, seiner Geliebten, der Schutzheldin von Gustavia.
Möge sie uns die Güte geben, unseren Feinden zu vergeben. Zu Notheth, der stillen Heldin, der Schutzheldin von Klement und Urbasa. Möge sie uns die Disziplin geben, niemals aufzugeben. Zu Eskmyr, der Lehrerin, Schutzheilige von Bil Wellem. Möge sie uns die Weisheit geben, alle Aufgaben, denen wir uns stellen werden, zu lösen. Zu Vhara, dem Schutzheiligen von Herman. Möge er uns die Liebe geben, die uns alle er lösen wi rd.“
Liebe. Cynti a schämte sich, dass sie unvermittelt an Arnold denken musste. Als er sie verlassen hatte, war ihre Idee, nach Pyteg zu reisen wahr geworden und der ganze Alptraum Realität. Eigentlich wollte sie Neues erfahren, als Person wachsen, aber alles, was sie erreicht hatte waren ein Kerker und die Tatsache, dass sie noch immer an ihn dachte.
Die anderen schwiegen, und Cynti a wusste nicht, ob das Schweigen stilles Beten oder Ablehnung war. Wahrscheinlich bloße Erschöpfung. Nehrin und Mahra waren als Pytegi Mardaer, glaubten also an einen einzigen Gott, und bei Ed wusste Cyntia es nicht. Sie selbst war einst durchaus gläubiger Tei l des Heldenkultes gewesen, doch nach vier Monaten des Elends waren ihre Zweifel daran, dass ein gütiges, höheres Wesen ihr Schicksal beherrschte, ihrem Glauben erhaben gewesen.
Die alte Frau bot dagegen ein anderes Bild. Hatte sich für sie alles, was möglich war, im letzten Jahr zerschlagen: Ihr Tempel, ihre Gemeinde, ihr kleines Frauenkloster, welches sie aufgebaut hatte, und letztlich ihre Freiheit, so war ihr Vertrauen in die Helden eher größer geworden.
Wenn sie etwas sagte, war es nicht heiser und unsicher wie bei Cynti a, Nehrin oder dem Kind Mahra, sondern fest und klar, als stünden Athon und Cilla persönlich hinter ihrem Rücken.
Dann ganz plötzlich, realisierte Cynti a, dass das Klopfen aufgehört hatte. Schritte. Das Abendessen, wollte man es denn so nennen, war mehrere Stunden her, und nachts gab es normalerweise nur einen Wärter der vor der Tür der Baracke, in denen das Karte ll sie fest hielt, saß. Nachts kam niemand zu ihnen.
Dann traten die Männer die Tür auf. „Kommt. Alle. Wir haben nicht viel Zeit.“ sagte einer der beiden. Kanit und Ed waren zuerst auf den Beinen, halfen Nehrin und Mahra auf. Kein Wort wurde gesprochen, alle wussten bescheid, was hier passierte. Kanit wies auf Cynita. „Sie fiebert. Wir müssen sie stützen.“ Für einen Moment fürchtete sie, man würde sie als Belastung bewerten und zurücklassen. Doch einer der Männer und Ed hoben sie hoch, und der Eindringling nahm sie über seine Schultern. Auch wenn er nicht besonders groß oder stark wirkte, schien sie ihm eine Leichtigkeit zu sein.
Nun wurde Cyntia klar, was das Klopfen gewesen war. Die beiden Männer hatten ein vergittertes Fenster neben der Zelle aufgeschlagen und waren so eingestiegen.
Der andere Mann stieg erneut hindurch, und der andere hob Cyntia gemeinsam mit ihm auf die andere Sei te. Mithilfe von Ed konnten auch Kanit, Nehrin und Mahra in die Freiheit steigen.
Zum ersten Mal in Wochen stand Cynti a. Das bisschen Blut, welches in ihrem Kopf gewesen war, floß herunter und beinahe fiel sie in Ohnmacht, doch einer ihrer Retter stützte sie. Ihre Gesichter konnte sie nicht sehen, da die Finsternis sie umschloss. Der andere Mann deutete über das Feld hinweg zu einem Wald. „Wir müssen Deckung gewinnen. Wenn wi r dort ankommen, bemerken sie vielleicht er st morgen, dass ihr weg seid. Könnt ihr bis dort laufen?“
Kanit nickte stumm, und Nehrin antwortete: „Wir ja wohl nötig sein.“ Die Blicke landeten auf Cynti a. Sie schluckte, und blickte auf den Wald, der sich etwas dunkler als als Himmel und Feld in der Ferne abzeichnete. Unmöglich. „Ich kann es schaffen.“ sagte sie dennoch.
Sie musste bloß unauffällig im Feld versinken sobald ihre Kräfte schwanden, um die anderen fliehen zu lassen. Vielleicht sterbe ich ja auf diesem Feld. Mir wäre es egal, und den anderen eine Entlastung. Die Retter nickten. „Dann los .“ sagte einer.
Einer von beiden übernahm die Spitze, der andere wartete, bis sich die gesamte Gruppe in Bewegung gesetzt hatte. Cyntia lief, und begann sofort, schwer zu atmen. Welche Kräfte sollen überhaupt schwinden? Der Weg war eine Tortur schlimmer als alles, was sie im Kerker er lebt hatte. Da einer ihrer Retter hinter ihr blieb, konnte sie sich nicht zurück fallen lassen, und drängte sich, weiterhin zu laufen.
Das Gras kitzelte, kratz te und Biss ihre nackten Füße, mal willkommene Natur, mal unbarmherzige Wildnis. Als sie immer langsamer wurde, war der Mann hinter ihr und fing sie auf.
„Los, nicht stehen bleiben!“ rief er , und Cynti a war unfähig, etwas zu entgegnen. Sie biss die Zähne zusammen und rannte weiter. Es war, als würde sie mit jedem Schritt in ein Messer treten. Ihre Ohren waren durch den kühlen Nachtwind angeschwollen und schmerzten mehr als je zuvor, und ihr Schädel brummte. Nicht stehen bleiben. Die anderen hatten die abgehängt, aber der Mann hinter ihr ließ sie nicht im Stich.
Sie bekam durch die Nase nicht mehr genügend Luft, und zog mit einem kräftigen Atemzug Luft durch den Mund ein. Ihre Kehle brannte.
Cyntia wollte ihr Leben verlieren. Nicht stehen bleiben. In keiner Weise wusste sie, wie sie den Lauf überleben würde. Selbst das Denken fiel ihr schwer. Sie dachte an Alexandor , an ihre Familie, an ihre Heimat in den Bergen, die frische Luft und die endlosen Fahrstuhlsysteme in den 40 Bergen. Sie dachte an alle, die sie zurückgelassen hatte und von denen sie sich innerlich bereits für immer verabschiedet hatte. An Arnold. Sie hatte einen Hoffnungsschimmer gesehen, alles wieder zu bekommen. Aber war dieser kaum sichtbare Silberstreif am Horizont diese Tortur wert?
Dann fiel sie. Stolperte. Ihr Fuß hakte sich am Boden fest, sie erschrak, dann stürzte sie zu Boden, fühlte einen dumpfen Schmerz im Kopf. Es war vorbei.
Der Mann rannte an ihr vorbei, dann drehte er sich um, beugte sich hinab und zog. Schleifte sie einfach über den dreckigen, erdigen Boden. Hier war kein Feld mehr, bemerkte Cyntia. Dann wurde alles dunkel. Das war es . Dann spürte sie die Blätter. Die Wurzeln. Den saftigen, erdigen Geruch des Waldes. Für Cyntia war es in diesem Moment der Geruch des Lebens. Sie war in Sicherheit - vorerst.
Um einen hohen Baum herum am Rande einer Lichtung, immer noch gut geschützt vom Gebüsch, hatten sich die anderen auf den Boden gesetzt. Ed und Nehrin hatten die Flucht scheinbar gut überstanden, beide saßen aufrecht, wenn auch etwas blass, mit ihrem Helfer da. Mahra lag zitternd in den Armen ihres Bruders. Die alte Pries terin schien den ganzen Weg selbst gelaufen zu sein, und lag deswegen erschöpft, aber ruhig auf dem Mantel des anderen Mannes.
„Ich bin Agent Devon Nudir, und das ist mein Kollege Wil Rolira.“ sagte der Mann, der vorausgelaufen war. Cynti a sah nun, dass er einen kurzen, blonden Bart und Glatze trug. „Wir sind Gesandte der IVUS, der Andeya Handelsgesellschaft und des urbasischen Geheimdienste s, um euch nach Hause zu bringen.“
Rolira, ebenfalls glatzköpfig aber in seiner Haut- und Haarfarbe deutlich dunkler, fügte hinzu: „Mehr Informationen können wir euch auch nicht geben. Also bitte, kooperiert, und stellt keine Fragen.“ Devon Nudir ergänzte: „Wir werden nach einem kurzen Waldstück die Stadt Calione erreichen, wo wir sicher unterkommen werden, bis Vertreter der Andeya uns dann zu ihrem Raumstützpunkt bringen, wo ein Schiff zurück nach Hause auf uns alle wartet. Macht euch keine Sorgen. Bald seid ihr erlöst.“
Agent Rolira hatte Cynti a an einen Baum gelehnt, und auch wenn der Schmerz langsam nachließ, war sie noch immer nicht bei klarem Verstand. Der dunkle Wald war vor ihren Augen erhellt von bunten Flammen und Sternen, die das Fieber in ihr Hirn projizierte. Dann hörte sie das Vehikel.
Wil Rolira stand sofort, während Devon Nudir Kanit klarmachte, dass sie aufstehen musste. Mahra, Nehrin und Ed standen sofort, und auch Cyntia war soweit es ging aufgesprungen. Ein grelles, weißes Licht erhellte das Feld hinter ihnen, und irgendwo wurde das Brummen eines Vehikels lauter. Es war eine surreale Szenerie, die Finsternis des Nacht, die mit der Erbarmungslosigkeit des Flutlichts verschmolz. „Sie haben es bemerkt. Wir müssen uns bewegen.“ sagte Agent Wil Rolira. Nudir nickte.
Er nahm Kanit auf seiner Schultern, und Agent Rolira und Ed stützten Cynti a. Nehrin und Mahra schienen allein zurecht zu kommen. Devon Nudir ging vor, suchte den verborgensten Pfad aus, den er finden konnte. Nun mussten sie nicht mehr rennen, und Cyntia beruhigte sich weiter. Langsam wurde die Bewegung normal, langsam verschwand die Belastung. Der Wald, die Nacht und die Flucht rückten in den Hintergrund, und das Fieber nahm wieder Überhand über sie. Sie meinte, dass sie trotzdem weiter laufen konnte, aber genau wusste sie es auch nicht mehr.
Sie sah einen Abgrund vor sich, eine Brücke, die sie retten konnte, doch sie konnte nicht dorthin gelangen. Je weiter sie auf die Brücke zuli ef, desto ferner schien sie. Sie versuchte zu schreien, aber bekam keinen Ton heraus und der Abgrund rückte immer näher. Dann fiel sie, und stand im nächsten Moment wieder zwischen Ed und Wil. Schweißgebadet blickte sie sich um, und sah in der Ferne die suchenden Lichter des Kartells. Sie hatten sie ein Stück abgehängt, die Agenten schienen den Wald zu kennen. Schnell war sie wieder entglitten.
Nun war ihr Bewusstsein vollständig verschwunden, und sie verfing sich in wilden Träumen über zuhause und die Vergangenhei t.
Die schrillen Farben, hellen Lichter und ekstatischen Töne der Nacht im Schundviertel von Ithryas verstummten für eine Sekunde, als Agent Carr ell Ryuni s den Raum endlich betreten durfte. Da lag Wylfryd Pax, dieser mächtige Staatsmann, ein Leben lang über alle Zweifel erhaben, nackt und tot, entblößt und zerfetzt. Sein Gesicht war nur noch halb zu erkennen, was Carrell nicht unbedingt schlimm fand, und dennoch hatte der Leichnam etwas irreales. Zwölf Jahre war Wylfryd Pax der mächtigste Mann in der IVUS und darüber hinaus gewesen, zwölft Jahre lang ein respektierter und beliebter Herrscher, um nun das unwürdigste aller Enden zu finden. Gemeuchelt in einem Hurenhaus, von einem Mann, dem er sein Leben anvertraut hätte . Pax war bereits auf die siebzig zugegangen, dem gewitzten Redner und charismatischen Anführer hatte man sein Alter doch niemals angesehen. Nun sah Carrell es ganz genau. Das lichte graue Haar, die faltige nackte Haut, auch kleiner wirkte Pax jetzt, da er hilflos am Boden zusammengeklappt war. Carr ell hoffte, dass das Volk dieses Bild niemals sehen müssen würde.
Der Mörder war kein CAPITOL-Agent gewesen, das hatte die Leitende Direktor in ihm bereits bestätigt. Jemand hatte ihn eingeschleust, um ein Attentat zu verüben, jemand aus den höchsten Kreisen des Geheimdienste s, doch dass hatte Pax in seinen letzten Atemzügen nicht gewusst. Nur den Helm der Sondereinsatztrupps von CAPITOL hatte er gesehen, sich in Sicherheit gewähnt und war dann getötet worden. Sein Peiniger lag neben ihm, sein Blut hatte den luxuriösen Fellteppich des Bordells ruiniert. Einer der wahren Agenten hatte eine Kurzschlussreaktion gezeigt und den falschen Kameraden kurzerhand mit ins Verderben gerissen, hatte man ihm gesagt. Wer das etwa achtzehn Jahre alte Mädchen er schossen hatte, wusste er noch nicht genau. Jedenfalls lag auch sie schlaff auf der weißen Bettwäsche, welche sich nun flächendeckend rot gefärbt hatte. Der Rest des Raumes schien weitgehend unversehrt geblieben zu sein, die golden lackierten Stuckverzierungen, der Tisch voll mit allerlei teuren Weinen aus den entferntesten Ländern, der mit einem stilvoll goldenen Muster bestickte Baldachin, alles wirkte nobel und heimelig wie vom Inhaber des Etablissements geplant. Ellis trat durch die Tür. „Und hier? “
„Wir haben ein totes Opfer, einen toten Täter, den Leichnam der letzten Person zu dem das Opfer Kontakt hatte und in der Zentrale eine tote Informantin. Wird eine ganz einfach Beweisführung. Bei dir?“ erwiderte Carrell. Die Eduaranerin hatte einen Moment inne gehalten, ihre hellblauen Augen zusammengekniffen. Auch sie traf Pax’ Anblick. „Ich hab den Zuhälter festgenommen. Pax scheint hier Stammgast gewesen zu sein. Hab ihm angeboten dass wenn er ein wenig erzählt, er nicht auf das Geschäft angesprochen wird. Vielleicht wird das uns weiterbringen.“ Carrell seufzte. Seine Ermittlungen schienen ihn ins Rotlichtmilieu zu führen, aber angesichts der Zeugensituation stand ihnen eher ein internes Disziplinarverfahren bevor.
„Wir müssen zuerst mit Direktor in Boluara sprechen. Sie hat schon einige leitende Magistrate festgesetzt.“ befand er. Ellis grinste schwach. „Dass so ein Fall ihrem Kleinkrieg mal nützlich sein würde, hätte ich nicht gedacht. Aber man nimmt ja was kommt. Wen hat sie denn zu sich bestellt um diese späte Stunde?“
„Elkiner natürlich. Der muss unseren Täter ja angesetzt haben. Aber auch Kurbold und Vaesera und das halbe Direktor ium. Jeder soll aussagen, aber keiner darf plappern.“ Ellis nickte. Es klopfte.
Assistentin Milavi stand im Türrahmen. „Die Wachen haben alle Unbeteiligten weggeschafft, die Assistenten den Tatort weiträumig sterilisiert und alles, was annähernd ein Hinweis sein mochte mitgenommen.“ berichtete sie. „Können wi r jetzt hier rein?“ Carrell tauschte einen kurzen Blick mit Ellis aus, dann nickten beide. Die Ermittlungsassistentin ließ sich nicht zweimal bitten und machte den Weg frei für einen Schwall an Mitarbeiter n, die sich daran machten, den Tatort zu dokumentieren und zu räumen. Carr ell und Ellis wandten sich zum Gehen. „Milavia, Sie haben jetzt das Kommando hier. Ich lasse Ihnen die Sicherheitsleute da falls was ist, wir müssen jetzt Boluara Bericht erstatten.“ sagte Ellis, ohne eine Antwort zu erwarten.
Die Straße hatte sich geleert. Trotz Alkohol und Drogen war den Leuten wohl aufgefallen, dass etwas passiert war und dank des CAPITOL-Abzei chens war ihnen das Gaffen aus dem Sinn gekommen. Normalerweise war sie voller Menschen, die Ithryas’ Nacht zum Tag machten. Der Boden war bröckelig und dreckig und voller Pfützen aus Treibstoff, Wein Erbrochenem und Blut, und die Leuchtanzeigen und Hologramme waren seit fünfzig Jahren nicht verbessert oder repariert worden, da sie in diesem Teil der Stadt den Zustand ohnehin nicht lange halten konnten. Ellis und Carr ell stiegen in ein Vehikel und machten sich auf den Weg. Je weiter sie sich vom Tatort entfernten, desto ruhiger wurde es ums sie. Sei t Mitternacht waren einige Stunden vergangen, und außer in der Unterstadt, wo das Nachtleben keinen Feierabend kannte, schliefen die Menschen tief und fest.
Vor ihnen erhob sich in den letzten Atemzügen der endenden Dunkelheit monolithisch das Regierungsviertel in all seiner altehrwürdigen Düsterhei t. Carrell fühlte sich immer noch nicht heimisch hier, sein Beruf war angesehener und besser bezahlt, doch sehnte sich etwas in ihm noch immer nach einer anderen Aufgabe, einer anderen Stadt, einer anderen Zeit. Einer glücklicheren Zeit. Mit einem tiefen Atemzug wischte Carrell die Gedanken beiseite und konzentrierte sich aufs Hier und Jetzt. „Welche Strategie sollen wir ihr vorstellen, wenn sie fragt?“
„Was sollen wir da schon groß machen? Wir fragen alle, die da was mit zu tun hatten warum sie das gemacht haben, ob sie jemanden kennen und so weiter, gucken mal ob wir herausfinden wo der kleine Pytegi herkommt und finden raus ob jemand unsere selige Informantin kennt.“ Carr ell schluckte. Sie waren wohl auf einen Glücksfall angewiesen. „Die Frau zu kennen sagt doch gar nichts aus. Aber in ihre Ecke stellen lassen wird sich wohl niemand. Immerhin hat sie für Richard Tudyn gearbeitet.“ Sie hatte recht. Jahrzehntelang hatte der Verbrecherboss sich den Behörden entzogen und nicht nur immense Macht innegehabt, sondern sich zudem als Wohltäter und Unterstützer der Armen stilisiert. Vor einigen Jahren war es CAPITOL erst gelungen, ihn festzunehmen und lebenslänglich im Hochsicherheitsgefängnis Schwarzer Berg einzusperren, doch sein Geist in Form des Personenkult um ihn und der Angst vor seinen Handlangern schwebte noch immer über der IVUS. Wer sich offen zu ihm bekannte, würde es schwer haben, nicht lebenslang hinter Gitter zu kommen.
„Glaubst du, er hat was damit zu tun?“ fragte Ellis.
„Tudyn?“ Carr ell zog eine Augenbraue hoch. „Wie soll er denn aus dem Schwarzen Berg heraus- ..“
„Wenn einer das könnte, dann wohl er .“ Seine Partnerin zuckte mit den Achseln. „Und ein Attentat auf den Ersten Magistrats der IVUS ist definitiv seine Größenordnung. Wenngleich Cayne sagen wird, dass es Yggarran war. “
„Immerhin ist der Mörder Pytegi, und Mardaer dazu. Ein Zufall kann das wohl kaum sein. Wenn überhaupt einer, der Cayne und seinen Leuten entgegenkommt. Passt ins Feindbild wie Haartönung auf seinen Kopf.“ Ellis lachte. Das Vehikel hatte den Hangar der CAPITOL-Zentral erreicht, und senkte sich leise und unauffällig auf den Landeplattform ab. Das Sicherheitssystem durchleuchtete sie akribisch, prüfte ihre Dienstausweise und inspizierte ihre Netzhäute, um den Eintritt zu verifizieren. Mit einem gläsernen Fahrstuhl, dem einzigen Weg, wie man in der Zentrale ins Direktoriat kam, wurden sie ins höchste Stockwerk gebracht. Carrell sah in der Ferne, den gigantischen Bergen Ithryas', die Sonne aufgehen.
Im Direktor iat waren erwartungsgemäß die Lichter aus, nur im Büro der Leitenden Direktorin war alles hell erleuchtet.
Anna Boluara saß aufrecht in ihrem Lehnstuhl, die Uniform voll aufgezogen, und ihre schwarzen Haare sahen nicht danach aus, als wäre sie mitten in der Nacht alarmiert worden. „Leitende Direktorin, danke für Ihre Hilfe. Haben Sie jemanden, der sich um die Kinder kümmert?“ begrüßte Ellis sie verbindlich. Ein schmales Lächeln war auf dem Gesicht der Geheimdienstchefin zu erkennen. „Danke der Nachfrage. Mein Hausmädchen ist Tag und Nacht da, sie sind in guten Händen.“ Mehr Freundlichkeit schien sie sich nicht zu gönnen, und fiel zurück in den geschäftlichen Modus. „Erste Erkenntnisse?“ Beide zuckten mit den Achseln. „Pax scheint Stammgast in diesem Bordell gewesen zu sein.“ begann Carrell. „Seine Liebschaft dieser Nacht ist genauso tot wie der Mörder, also wird es eine Herausforderung, überhaupt Zeugen außerhalb unserer Organisation zu finden.“
„Keiner wird mehr erfahren.“ sagte Boluara knapp. „Wir können uns einen Skandal in dem Ausmaß nicht erlauben. Auch die weiteren Umstände müssen verdeckt werden, bi s alles geklärt ist. Niemand wird erfahren, dass Pax als Gast in diesem Bordell war. Niemand wird erfahren, dass der Mörder bei CAPITOL eingeschleust werden konnte. Niemand wird er fahren, dass einer unserer Agenten ihn zum Schweigen gebracht hat. Alle Beteiligten befinden sich bereits in Gewahrsam, und können in den nächsten drei Tagen befragt werden.
Danach sollten sie wissen, was an die Öffentlichkeit zu dringen hat und was nicht. Agent Melelar, Agent Ryuni s, da ich niemand weiteres da reinziehen will, werden Sie den Fall übernehmen. Selbstverständlich auch, weil ich Ihnen vertraue. Wie auch immer, bitte sprechen Sie nur mit denen bei uns befindlichen Zeugen über die Sache, und nichts extraordinäres. Wenn Sie nicht weiterkommen und weitere Befugnisse benötigen, wenden Sie sich an mich und nur an mich. Verstanden?“ Ellis und Carr ell nickten bloß, jedes Wort wäre wohl zu viel gewesen.
„Das kann die ganze Organisation auseinanderreißen. Also genau das, was die wollen.“ fuhr die Leitende Direktor in fort. Die Hermanerin Anna Boluara war seit knapp mehr als einem Jahr im Amt, und innerhalb CAPITOLs nicht unumstritten. Traditionell wurde der Posten des „Ersten Bürokraten“ durch einen Agenten, dessen Tätigkeitsfeld sich im Einsatz befindet, einen Soldaten, ausgeübt.
Nach dem Ausscheiden der alten Leitenden Direktor in Louisa von Wyl war als dieser Soldat Yalma Boluara, ihr Ehemann, eingeplant gewesen, welcher allerdings im Einsatz auf Octavia ums Leben kam. Im sich danach ausbreitenden Machtkampf hatte Boluara sich entschieden, das Erbe ihres Mannes in die eigene Hand zu nehmen und den Rat der Alten durch ihre Stärke als Agentin und Mutter im Tod ihres Mannes von sich überzeugt, obwohl sie seit Jahren Bürokratin war. Dies war vielen Soldaten übel aufgestoßen, selbst als Boluara zwei Soldaten als Ausgleich ins Direktorium berief. Carr ell konnte sich gut vorstellen, dass sie nur auf eine Krise warteten, um sie zu stürzen. Eine Krise, die sie jetzt bekommen.
Carr ell und Ellis blieben sitzen, da sie erwarteten, dass die Leitende Direktor in weiter sprechen würde, aber sie schüttelte bloß den Kopf und beendete die Sitzung. „Ich will diesen Fall so schnell wie möglich aufgeklärt haben. Ich muss mich jetzt darauf vorbereiten, gleich auf der Pressekonferenz ins Haifi schbecken zu springen. An die Arbeit.
In drei Tagen müssen wir Ergebnisse haben.“ Carrell und Ellis verließen das Büro.
Roman Elkiner war der Einsatzkoordinator von CAPITOL, er war einer der wenigen Angestellten, der einen Überblick über alle einsatzfähigen Agenten hatte. Der Attentäter musste ihm durch die Finger gegli tten sein, außer es war sein eigener Plan. Er empfing Ellis und Carr ell in einer der bequemeren Zellen, was natürlich ein schwacher Trost für seine Situation. Carr ell verstand, dass er mit funkelnden Augen unter seinen buschigen Brauen hervorstier te, als sich die Tür öffnete. „Was passiert hier?“ wollte er mit brüchiger Stimme wissen. Sein Stolz war offensichtlich mehr als verletzt. „Sie sitzen in der Scheiße, Elkiner.“ sagte Ellis knapp. „Wir alle sitzen in der Scheiße. “ fügte Carr ell moderat hinzu.
Seine leicht bärtigen Lippen bebten. „Anna Boluara soll ihre Zickereien an jemand anderem auslassen. Ich habe nichts damit zu tun. Warum halten Sie mich fest? Was haben Sie beide damit zu tun?“ Mit einer kurzen Bewegung seines Augapfels öffnete Carr ell die Bilddatei, und auf dem Verhörtisch erschien das totenbleiche Gesicht des pytegischen Mörders. „Haben Sie diesen Mann jemals gesehen?“ fragte Ellis ohne jede Emotion. Elkiner zögerte und schüttelte dann den Kopf. „Bin ich jetzt Mordverdächtiger?“ fragte er bitter. „Nein.“ erwiderte Carrell und wies auf das Bild. „Er allerdings schon. Einer unser er Agenten hat ihn erwischt, bevor er noch mehr interstellare Spitzenpolitiker abmurksen konnte.“ Elkiner erblasste.
„Noch mehr?“ fragte er. Ellis wollte ihn zurechtweisen, aber Carr ell war schneller. „Wylfryd Pax ist tot. Ermordet von einem unregistrierten Attentäter, mit einer Waffe von CAPITOL.“
„In einer CAPITOL-Uniform, auf einer CAPITOL-Mission. Sie müssen ihn dort angesetzt haben, oder etwa nicht?“ ergänzte Ellis.
Elkiner schluckte. „Völlig unmöglich. Ich war gestern Abend nicht im Haus. Es waren keine kürzeren Missionen geplant. Die Agenten auf Abruf wurden vom System angesetz t.“
„Und wer hat ihn ins System eingesetzt? Wer hat dafür gesorgt, dass er ins Gebäude kommt, Zugriff auf die Ausrüstung hat?
Hat das System das ganz alleine getan? Nein. Sie haben ihn dort hineingeschleust.“ sagte Ellis. Carrell übernahm. „Elkiner, niemand kann Ihre Rechtschaffenheit bestreiten. Alle s, was Sie jetzt tun müssen, ist uns einen Hinweis geben, wie das passieren konnte.
Irgendwelche Anhaltspunkte, irgendwelche Anomalien, die Ihnen in letzter Zeit aufgefallen sind?“
Elkiner schütte lte den Kopf. „Sie holen mich nachts zuhause ab, Sie setzen mich in meiner eigenen Behörde fest, und nun unterstellen Sie mir auch noch solche Dinge? Ich habe keine Ahnung, ob irgendwas, was Sie mir hier auftischen überhaupt stimmt! Bei allem, was in letzter Zeit hier vorgefallen ist, glaube ich eher dass irgendein besonders ambitionierter Kollege meinen Kopf sehen will und mich zu einem Fehler verleiten will.“ Er zeigte mit dem Finger auf Ellis.
„Sie vielleicht, Agent Melelar? Wenn Sie so frei mit irgendwelchen unbegründeten Anschuldigungen sind, wieso sollte nicht auch ich es sein?“ Ellis ignorierte ihn. „Sie können sich weigern wie Sie wollen, das macht Ihre Situation nur noch schlimmer. Schon jetzt ist mehr als sicher, dass Sie sich schädigend verhalten haben. Sie haben nur noch in der Hand, ob es ein Disziplinarverfahren gibt oder sie gleich ins Gefängnis dürfen.“
Das System benachrichtigte Ellis und Carr ell, dass jemand herein wollte. Boluara? Carrell wusste nicht, wer es sonst sein konnte. Ellis und er tauschten einen kurzen Blick aus und öffneten dann die Tür. An der Hand eines Assistenten stand ein kleines Mädchen dahinter . Elkiner schnappte er leichtert nach Luft. „Opa!“ rief die Kleine, die blass und ausgehunger t aussah. Mit Erlaubnis von Carr ell und Ellis lief sie zu Elkiner und nahm ihn in den Arm. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“ sagte er , und seine gesamte Anspannung schien verschwunden. Mit einem Wangenkuss schon er sie wieder weg. „Geh bitte mit dem Mann mit, er kann dir sicher was zu Essen geben. Ich muss kurz ein wenig Arbeit erledigen, aber gleich sehen wir uns.“ Der Assistent nahm wieder ihre Hand, und wiederwillig verließ sie den Raum wieder.
„Mein Verhalten tut mir aufrichtig leid.“ sagte er dann, ruhig. „Ich übernehme die Verantwortung für alles, was passiert ist, und sobald ich hier herauskomme, werde ich zur Leitenden Direktor in und meinen Posten zur Verfügung stellen. Aber meine Familie geht vor.“ Verdutzt blickten sich Ellis und Carr ell an. Elkiner seufzte. „Vor Wochen habe ich einen Informanten bekommen, der nur mit mir reden wollte. Sagte irgendwas über die Erben des gesetzlosen Prinzen, und wollte sich treffen. In einer kleinen Bar in der Unterstadt.
Gestern Mittag. Als ich ankam, hat man mir ein Video von meiner Enk lin gezeigt, wie sie in einem Bordell spielte, sagte dass sie nicht mehr lange leben würde wenn ich nicht genau mache was sie sagen.
Also hab ich das gemacht. Ich musste abwarten, bis sie wieder sicher ist, bevor ich auspacken konnte.“
„Was gemacht?“ wollte Carrell wissen. „Den Jungen hier eingeschleust.“ gab Elkiner zurück. „Ganz alleine, das verspreche ich.
Ich hab dafür gesorgt, dass er heute Nacht unbemerkt beim Abrufdienst sein konnte und vom System eingeteilt wurde. Es war ein Alleingang, und jetzt bin ich verantwortlich und kann mich leise zurückziehen, wenn Boluara das wollen sollte. Hauptsache, meiner Rianna passiert nichts.“ Wylfryd Pax wird dadurch allerdings nicht wieder auferstehen. Carr ell verstand Elkiners selbstgerechte Logik durchaus, das änderte allerdings nichts daran, dass er dadurch jeglicher Amtseignung entbehrte. Über den Vorruhestand würde er sich bei seinen Kenntnissen freuen können. Ellis dachte schon weiter.
„Welche Bar, und mit wem haben Sie geredet?“ wollte sie wissen.
„Die er ste Kontaktaufnahme war durch virtuelle Sprachnachricht, von einer Adresse, die sofort danach unkenntlich gelöscht wurde. Die Nachricht hat sich auch gelöscht. “ Carr ell stellte eine Zwischenfrage:
„Warum haben Sie nicht die Informationstechnologieabteilung eingeschaltet? Sicher hätten die da was machen können.“ Elkiner schütte lte den Kopf. „Er hat gesagt, niemand darf das er fahren. Ich wollte kein Risiko eingehen. Die Bar war in der Unterstadt, vierte Ebene, zwölfte Querstraße hinter der neunten Kreuzung, ein kleiner unbeleuchteter Eingang zwischen zwei Nachtklubs. Da hat mich ein Typ beiseite gezogen, der war doppelt so groß wie wir. Hat nix gesagt, und hatte eine Maske auf, und sonst einen schwarzen Umhang. Im Hinterzimmer dann das Video gezeigt. Dann hat er mir ganz ruhig und freundlich erklärt, was ich zu tun habe.“
„Haben Sie sein Gesicht gesehen? Irgendwelche verwertbaren Informationen zur Stimme?“ Elkiner schluckte. „Es ging alles sehr schnell. Ich hab nur an Rianna gedacht. Nein, gesehen hab nichts gesehen. Die Stimme… nichts besonderes. Ganz angenehm sogar.
Sehr überzeugend auf jeden Fall. Vom Tonfall absolut normal, generell sehr glatt. Aber, die Maske..“ Carrell fragte sich, ob das nun eine Information sein sollte oder nicht. „Wie sah die Maske aus?“ Abermals zuckte Elkiner mit den Schultern. „Ich hab nicht wirklich drauf geachtet. Irgendwie… massiv. Sie war aus spiegelnd glänzendem, hellen Metall, und hatte nur zwei große, schwarze Sichtgläser. Schon einschüchternd, wenn man so drüber nachdenkt.
Aber sprechen konnte er weniger gut durch das Ding.“ Carrell war weiterhin unbefriedigt. Jedenfalls mussten sie sich die Bar anschauen, so viel war klar. Er blickte seine Partnerin an. „Dann kommen wir ja doch noch wieder hier raus.“
Die weiche Stimme des Mädchens er füllte seine Ohren und der süßliche Geschmack des wellemanischen Weins seine Kehle, aber Prinz Devon Malicher war viel zu sehr damit beschäftigt, die Aussicht seines Hauses zu genießen. Die Sonne war dem Zenit bereits sehr nahe gekommen, und so waren die steilen Felsenküsten in ein warmes Licht getaucht. Der Bergsee glitzerte tiefblau, weit unter ihm, und um ihn herum ragten Wolkenumrankte Bergspitzen hervor.
Immer wenn Devon eins seiner Häuser besuchte, nahm er sich vor, es öfter zu tun. Aber so schön und hochwertig sie auch waren, sie alle waren in abgeschiedenen Gebieten er richtet. Gebieten, wo man die ganze Schönheit der Natur Bil Wellems bewundern konnte, aber dies allein tun musste. In der Natur gab es keine Spielhallen, keine Nachtklubs oder Salons. Und keine schönen Mädchen. „Würdest du mir nicht zustimmen, wenn ich sage, dass das System der Monarchie im Gegensatz zu den Systemen auf anderen Planeten überholt und rückständig ist?“ fragte sie.
Devon lächelte und nickte. Sie war eine Rednerin, und Devon hatte kein Problem damit, sie reden zu hören. Wahrscheinlich wollte sie gar keine Antwort hören. Das, was sie sagte, interessierte ihn weniger, aber er war froh, sie dabei zu haben. Sie hatten eine schöne Nacht miteinander verbracht, er st in einem noblen Nachtklub in der Palaststadt, später im Palast in Devons Gemächern, und als sie ihn früh geweckt hatte, waren sie mit seinem Luftschiff in die Berge geflogen, um zu frühstücken.
„Ich meine, sicherlich ist das bei uns übliche System seit einigen Jahrunderten festgewachsen und es wäre schwierig, das Volk und die Machthaber daraus zu befreien, aber im Sinne der Flexibilität unserer Politik stelle ich mir einen Wandel schon sinnvoll vor. Nichts gegen deine Mutter, versteht sich.“ Sie lachte. Ein hübsches Lachen. Devon fand das Mädchen hübsch. Sie besaß nicht den außergewöhnlichen Habitus, den die adlige Gesellschaft pflegte, aber sie hatte einen nicht zu verachtenden, mondänen und pragmatischen Charme: Klein, was dem ebenfalls nicht großen Devon ein Vorteil erschien, mit muskulösen Schenkeln und Armen, einer schmalen Taille und großen Brüsten erschien sie ihm genau richtig.
Vielleicht war sie eine Bauerntochter, die die meiste Zeit auf dem Feld arbeitete , und deswegen so kräftig war. Ihre Haare, die humorlos zu einem Zopf gebunden waren, sprachen definitiv auch dafür.
„Gefällt di r die Aussicht?“ unterbrach er ihr Gerede, woraufhin sie wiederum lachte. „Es ist nett. Wenn man da hoch klettert, “ sie zeigte auf einen der höchsten Berge, die um den See standen, „ist es noch deutlich eindrucksvoller.“ Devon lachte, und erwiderte: „Dazu müsste man klettern können.“ Das Mädchen lachte nicht, starrte nur auf den See hinaus. Devon sah auf die tausend kleinen Speisen, die das Haussystem ihnen zum Frühstück zur Verfügung gestellt hatte. Sie konnte dergleichen noch nie in ihrem Leben gesehen haben. Prinz Devon Malicher, der Prinz der Unterhaltung hübscher Mädchen. Er musste kichern. „Was gibts zu lachen?“ fragte das Mädchen, ausdruckslos. „Ah..“ Devon wusste nicht, was er sagen sollte. „Hat nichts mit di r zu tun.“
Sie legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. „Erzähl es mir.“ Devon wollte ihr nicht erzählen, wie er sie in wenigen Stunden loswerden, und am nächsten morgen mit einem neuen hübschen Mädchen von niederer Geburt frühstücken würde. „Nein. Das… ähm, das geht dich nichts an.“ Nun lachte sie wieder. „Das große Königsfamiliengeheimnis. Wie spannend.“
Devon wollte das Thema schnell hinter sich lassen. „Magst du das Essen? Möchtest noch etwas?“ fragte er. „Mir ist langweilig.“ entgegnete sie. Devon wusste, was sie damit meinte.
„Dami t kann ich behilflich sein.“ grinste er .
Sie begaben sich von der Terrasse zurück ins Haus , und von dort wieder auf das Luftschiff, wo Devon ihrer Langeweile ein Ende setzte. Die Berge waren weit vom Palast entfernt, fast eine halbe Umdrehung des Planeten, und so hatten sie vie l Zeit. Aus dem Luftschiff konnte Devon aus der Luft die Ländereien seiner Mutter, Königin Cassandra der Dritten, begutachten. Weit unter ihm er streckten sich Felder, Wälder, und Städte, Berge und Seen, Flüsse und Täler, und irgendwann, am Horizont, erhob sich der Palast der Königin.
Der Palast war vor hunderten Jahren gebaut worden, vom ersten König, und seine Nachfahren regierten Bi l Wellem noch immer von dort aus. Eine hohe, weiße Mauer umringte viele kleine und große, runde Türme, gebaut aus grauen und weißen Steinen und Glas, alle gekrönt von einer goldenen Kuppel, die aus der ferne im Sonnenlicht strahlte. Devon war außerhalb des Palastes bei aufgewachsen, und so erfüllte ihn das Bauwerk immer mit Aufregung.
Das Mädchen, sie hatte sich immer noch nicht wieder angezogen, kuschelte sich an seinen Rücken. „Wie ist mein Name?“ fragte sie.
Devon stockte. Woher sollte er ihren Namen wissen? Sie hatte sich wahrscheinlich letzte Nacht vorgestellt, aber der Rausch hatte ihn zu dem Zeitpunkt bereits derartig in Gefangenschaft genommen, dass er sich das wohl kaum merken konnte. „Ähm.“ brachte er nur heraus, und sie ließ ihn los . „Hm. Unangenehm.“ sagte sie, als sie sich wieder anzog.
Devon war die Frage tatsächlich erstaunlich unangenehmer gewesen, als er anfangs erwartet hätte. Normalerweise sind sie froh mit einer Nacht mit einem Prinzen und halten ansonsten die Schnauze. Sie brach die peinliche Stille. „Du bist ein Dummkopf, Prinz Devon Malicher. Ein hübscher Dummkopf, aber ein Dummkopf.“ Devon, immer noch peinlich berührt, entschied sich, dass Angriff die beste Verteidigung war. „Du solltest nicht so mit mir reden. Ich könnte dich jetzt sofort aus dem Schiff werfen, wenn ich wi ll.“
Sie lachte. „Aber du willst nicht. Du hältst dich für den arrogantesten, kaltherzigsten Frauenheld, den es gibt, aber eigentlich bist du ein netter kleiner Junge, der nur spielen will, hab ich Recht?“ Devon ver schlug es die Sprache. Er wusste nicht einmal, ob ihre Aussage nett oder böse gemeint war. Das Mädchen lachte. Ein hübsches Lachen. Ein gefährliches. Devon wollte den Spaß an diesem Mädchen verlieren, sie wegbringen lassen, sobald er den Palast betrat, aber aus unerfindlichen Gründen war er zu interessiert an ihr. Er war nicht einmal in der Lage, ihre Anmaßungen zu beenden.
Das Luftschiff raste auf seine Heimat zu, auf die goldenen Kuppeln, als Devon bemerkte, dass sich etwas verändert hstte. Noch vor den weißen Mauern befand sich die Kaserne der Palastwache, einer stationär aufgestellten Hundertschaft der königlichen Armee, die mit dem Schutz des Palastes betraut war. Die Kaserne war ein schäbiger, unscheinbarer Bau mit dicken, klobigen grauen Wänden und Säulen, wie ein zu groß geratener Kieselstein am weißgoldenen Sandstrand.
Heute war die Kaserne umringt von Zelten und Panzern, von Vehikeln und Raumschiffen. Auch Menschen schien Devon ausmachen zu können. Je näher sie kamen, desto größer erschien der Rummel an den Mauern. Wer steht da? Die königliche Armee konnte es kaum sein, sie hatten all ihre Verteidigungsmechanismen innerhalb des Palastes gestellt. Eine fremde Streitmacht hingegen würde die Königin wohl kaum in direkte Nähe ihres Palastes lassen. Vielleicht wurde der Palast erobert. Der Gedanke er schien Devon ulkig; in seinem zwanzig Jahre dauernden Leben hatte er noch keinen Krieg miterlebt, Bi l Wellem war seit Gründung der IVUS nicht mehr Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen gewesen.
Das Mädchen war nun auch auf die Vorgänge aufmerksam geworden, auch sie starrte aus dem Fenster, auch ihr schien es die Sprache verschlagen zu haben. Ein Moment, indem ich mir nicht von ihr den Schneid abkaufen lassen muss.
Das Luftschiff begann seinen Landeanflug, und sofort stiegen zwei schwarze Luftschiffe auf, um es zu begleiten. „Königspalast, Anflugbereich, bitte identi fi zieren Sie sich.“ Devon kann die die Stimme, die ihn anfunkte, nicht. Die Luftschiffe waren ebenfalls nicht bekannt, das wellemani sche Militär nutzte andere Typen. „Ich… ich bin Devon Malicher. Prinz Devon Malicher.“ Er hatte kaum nachgedacht, bevor er gesprochen hatte. Wenn dies tatsächlich eine Invasion ist, war das ein Fehler. „Positiv. Lasst uns Euch sicher zum Boden begleiten, mein Prinz.“ antwortete die Stimme nach eine Weile. Devon atmete er leichtert auf und tauschte einen verwirrten Blick mit dem Mädchen aus.
Als sie dem Boden näherkamen, sahen sie, dass der Palast mit Sold aten bevölkert war. Keinen wellemanischen Soldaten jedoch: Die Männer und Frauen trugen vollständig schwarze Uniformen, keine Orden, Schärpen, Hüte oder sonstige Rangesabzeichen, und hatten eine uneinheitliche Auswahl veralteter Schusswaffen an sich. Die Panzer sahen ähnlich aus: Mehrere verschiedene alte, ausgemusterte, Modelle, teilweise gut in Schuss, teilweise halb verrostet. Wenn die wirklich versuchen würden, so Bil Wellem zu erobern, wären sie immense Narren. Das Schiff landete, die Tür ging auf, und Devon und das Mädchen wurden von einer Truppe aus fünf Bewaffneten begrüßt.
Diejenige, welche die Ranghöchste zu sein schien, eine grauhaarige Frau in ihren Fünfzigern, verneigte sich gar nicht erst, sondern gab direkt Befehle. „Cotter, Lorenz, nehmt das Mädchen und bringt sie hier weg. Ich kümmere mich um den Prinzen.“ Devon erwiderte:
„Nein. Sie kann hier bleiben.“ Niemand schien ihm zuzuhören.
Unwirsch packten der dünne Junge und die drahtige Frau, die Cotter und Lorenz zu sein schienen, das Mädchen und schleiften sie davon. Sie wehrte sich gar nicht erst. Devon wollte etwas zum Abschied sagen, doch ihm fiel nichts ein. „Kylia.“ sagte sie. „Mein Name ist Kylia.“ Dann war sie weg.
„Wilkommen zu Hause, Prinz Devon. Ich bin Offizierin Anisa Freser , meine Kompanie wurde von Eurer Hohen Mutter zum Schutz des Palastes beauftragt. Erlauben Sie mir, Sie zu Ihrer Familie zu geleiten.“ sagte die Frau, bevor Devon weiter über Kylia nachdenken konnte. Kompanie. Söldner?
„Was ist passiert?“ fragte Devon, und bekam keine Antwort. „Warum sind Sie hier? Was ist los? Was-…“
„-Ich bin mir sicher, dass Eure Mutter Euch mit allen nötigen Informationen versorgen wird. Bitte folgt mir nun.“
Die zwei anderen Söldner nahmen nun Devon, wenngleich etwas sanfter als Kylia, und leiteten ihn in den Palast. Der Wohntei l der Palastes war tot. Wo der Hof geschäftig und überfüllt mit schwarz gekleideten Söldnern war, waren die mit Stuck und allerlei Kunst sowie feinem grün-goldenen Teppich bestückten Gänge, die sonst heimisch und lebendig waren, leer und still. Die Schritte der schweren Stiefel der Söldner hallten weit durch den Palast. Nach drei Treppen und fünfzehn Biegungen standen sie vor der goldverzierten Tür der Gemächer der Königin. Devon bemerkte, dass hier keinesfalls schwarze Söldner, sondern traditionelle royale Gardisten mit Metallhelmen und Hellebarden standen.
Anisa Freser erklärte, wer sie waren, und ohne ein Wort öffneten die Wachen die Tür. Die Szenerie, die sich innen bot, war er staunlich: Das Schlafgemach von Devons Mutter war weitläufig, von der Fensterfront, die auf die Terasse führte, bis zur Wand samt Tür, die Porträts aller Könige des Hauses Mali cher zeigte, hatte ein ganzes Raumschiff Platz, und dennoch erschien Devon der riesige Raum überfüllt. Neben dem Bett der Königin stand Devons zweitältester Bruder Ar is, seine Schwester Juno, die Zwillinge, Romyna und Iqaia.
Auch die Premierministerin, Devons Tante Latic ia Mali cher, sowie ihre Staatsminister Graf Gereon Danivel und Jak Nehr mit einem schwarz gekleideten Söldner mit heller Haut und zurückgegeltem, straßenköterblondem Haar.
Vom ersten Anblick wusste Devon, dass dieser Mann der Oberbefehlshaber der Kompanie war. Er war zwar jung, deutlich jünger als die Offizierin, höchstens vierzig, aber seine dunkelbraunen Augen gaben ihm eine derart befehlende Ausstrahlung, dass selbst Prinz Devon das Gefühl hatte, er würde die Befehle des Söldners befolgen. Auch die Gräfin von Gelear war dort, die Gemahlin Prinz Aris’, und Gordon Wyte r, Devons Bastardbruder. Dazu noch einige stumm wachende Sölnder und Gardisten, mehrere Diener und Dienstmägde, der allgegenwärtige Hofarzt Peter von Heron und, wie meistens thronend auf ihrem vergoldeten, mit einem im grün ihres Wappens gefärbten Himmel versehenen, hochgestellten und aufgerichteten Krankenbett, die Königin. Cassandra die Dritte war eine ältere Dame, die schon seit mehreren Jahren bettlägerig war, da eine Immunschwäche und zahlreiche bereits durchgeführte Knochen- und Gelenkerneuerungen es unmöglich machten, ihren Körper wieder in Schuss zu bekommen.
Der Geist der Königin hingegen gab ein anderes Bild ab: Noch immer führte für die Staatsminister kein Weg an ihr vorbei, noch immer kannte sie jede Nachricht im Königreich, noch immer tat sie alles dafür, dass ihre neun Kinder von drei Ehemännern, die sie allesamt überlebt hatte, an einem Strang ziehend ihre Aufgaben er füllten. Sie war die er ste, die ihren Sohn bemerkte, als er hereingeführt wurde.
Langsam machte sich Stille breit, und die Blicke ruhten auf Devon.
„Das ist er ja.“ sagte Prinz Ar is, hämisch. „Der kleine Prinz Devon, der lieber auf der anderen Sei te des Planeten rumhurt während sich hier eine Staatskrise entfaltet.“ Staatskrise? Mittlerweile traute sich Devon nicht mal mehr zu fragen.
„Es wäre ja nicht schlimm,“ fuhr Ar is fort. Seine langen Haare lagen fettig und ungewaschen an seinen dunklen Schläfen. Die beinahe schwarzen Augen, die alle Kinder Cassandra Mali chers hatten, funkelten wütend darunter hervor. „wenn unser Kleiner sein Spielzeug nicht mit in den Palast gebracht hätte. Jetzt kann die Nutte jedem erzählen, dass der Palast von Kölnern gesichert werden muss.“ Aris sprach das Wort „Söldner“ ähnlich abfällig aus wie „Nutte“, und blickte unsicher zum Söldnerkommandanten, der ihn missbilligend betrachtete.
Devon räusperte sich. „Sie ist keine Nutte, und ich wollte sie hier behalten. Die-…“
„-sie ist keine Nutte? Ich sage dir eins: Bis eben konnten wir sagen, dass alle Verräter tot und alle Verbündeten still sind, und jeder, der von dem Putschversuch weiß, entweder innerhalb dieser Mauern ist oder ein Unterstützer der Verräter, aber nun könnte es sich halt auch um irgendein bürgerliches Mädchen handeln, das meinen Bruder gevögelt hat.“ Er blickte Devon verächtlich an, dann wandte er sich an die milde genervte Königin Cassandra. „Mutter. Ich schlage vor, dass wir ihn erst einmal einsperren, und dann das Mädel festsetzen. Vielleicht hat sie sich ja nur an ihn rangemacht, um-„
Die Königin sprach, leise aber klar. „Wir werden nichts dergleichen tun. Der Putsch ist beendet, wir sind sicher, und niemand glaubt einer jungen Frau, nur, weil sie sich etwas aus ein paar externen Streitkräften zusammen gereimt hat.“
„Mutter, du verstehst nicht. Wenn nur eine Person mitkriegt, dass sie die Palastwache gegen und gewandt hat, die Armee-, wenn das Volk sieht, dass wir angreifbar sind, dann kommen die Bauerntölpel auf dumme Gedanken. Wir-…“
„Genug.“ Devon hatte weder bemerkt, dass die Tür sich erneut geöffnet hatte, noch dass Kronprinzessin Pithra mit vier Gardisten den Raum betreten hatte. „Unser Staat hat genug Probleme, die Streit in der Familie darf nicht auch noch dazu kommen.“ Pithra Malicher überragte Devon um fast einen Kopf, und trug ihren langen, schmalen Körper mit unerschütterlicher Eleganz. Ihre tiefschwarzen Augen froren den wütenden Blick Aris’ sofort ein.
Sie wandte sich Devon zu. „Devon. Gut, dass du in Sicherheit bist. In diesen Tagen ist jeder Bruder und jede Schwester, die in Sicherheit sind, eine er freuli che Nachricht.“ Sie legte ihre langen, dunklen Finger auf seine Schulter. „Was ist passiert?“ fragte er. „Verrat.
Verrat und Mord. Gestern Abend wurde Wylfryd Pax ermordet, heute Nacht die gesamte Parteispitze. Im Morgengrauen sollte die Palastwache einen Putsch ausüben, Mutter töten und uns alle gefangen nehmen. Das ist ihnen dank unserer Leibgarde und der Hilfe von Kapitän Behrang und seiner Kompanie, “ der blonde Söldner nickte grimmig, „nicht gelungen. Nun müssen wir sicherstellen, dass aus diesem Verrat nicht mehr wi rd.“
„Was ist mit den Verrätern passiert? “ Devon hatte ein ungutes Gefühl. Nun meldete sich der Kapitän zu Wort. „Keiner von ihnen hat den Sonnenaufgang überlebt. Jeder, der den Verrat mitbekommen hat, schweigt oder wurde zum Schweigen gebracht.“ Seine Stimme war wie das rhythmische Klacken der Stiefelabsätze marschierender Sold aten. Devon schluckte. Hundert Männer, die seit Jahren die Farben des Hauses Mali cher trugen, einfach ausgelöscht.
„Gefährlich ist nicht der Mann, der einen König töten will,“ erklärte Latic ia Malicher nun. Devons Tante führte die Regierungsgeschäfte ihrer Schwester seit vierzig Jahren, und sah aus wie eine jüngere vitalere Version der Königin. „Gefährlich ist die Idee, dass man den König töten könnte. Das Haus Mali cher herrscht seit Jahrhunderten über Bil Wellem, aber wir können nicht allen helfen. Den Menschen geht es schlecht, und wenn einer beginnt, auf die reiche Familie, die ihre Nation durch Geburtsrecht regiert, zu zeigen, werden sich weitere anschließen. Wir dürfen nicht riskieren, dass unsere Position angreifbar ist. Wir dürfen nicht riskieren, dass der Verrat publik wird.“
„Pax’ Tod und der Mord an seinen Partei freunden sollten die Öffentlichkeit genug von unseren Veränderungen ablenken, aber wir müssen schnell sein.“ Pithra glitt durch den Raum, auf das Fenster zu. Während die dunkle Haut von Devons anderen Geschwistern blass wie die der kränkliche Königin war, war ihr Dunkelbraun so kräftig wie immer. „Die Gefahr muss eliminiert werden, bevor sie öffentlich wird, sonst riskieren wir einen Bürgerkrieg.“
Und ich fragte die Männer: Was tut ihr, wenn ihr streitet, um jenen Streit zu schlichten? Und sie verstanden nicht, denn sie hatten Gott gesehen, und er hatte ihnen Eintracht geschenkt. Und ich fragte sie erneut: Was tut ihr, wenn die Ernte karg ist und die Mägen leer? Und sie verstanden nicht, denn sie hatten Gott gesehen, und er hatte ihnen Genügsamkeit geschenkt. Und ich fragte sie ein weiteres Mal: Was tut ihr, wenn der Feind naht? Und sie verstanden nicht, denn sie hatten Gott gesehen, und er hatte ihnen die Liebe geschenkt.
-Poesien des Equabilus, vierter Teil, siebte Geschichte, Das Dorf am Fuß des Tor zum Himmel
„Also ist es wahr?“ sagte das Mädchen, den Tränen nahe. Tonya sah keinen Grund, sie von der Wahrheit zu verschonen. Letztes Jahr hatte sie ihre Initiation abgelegt, und so wurde von ihr verlangt, wie eine erwachsene Frau behandelt zu werden. „Ja.“ antwortete sie mit belegter Stimme. Sie konnte es selbst noch nicht fassen. „Der Täter war ein Pytegi, nach allem was ich gehört habe, und-…“
„-er war einer von uns.“ antwortete Clera mit einem Schwermut, der auf einem dreizehn Jahre alten Gesicht mehr wehtat als sonst. Tonya wusste, wie wichtig in diesem Moment ihre Worte für sie waren.
„Nein.“ sagte sie bestimmt. „Er war keiner von uns. Lass das niemanden sagen, belehre sie eines Besseren. Wir sind friedfertige Menschen, die dem Herrn ohne Gewalt und Machtstreben dienen. Dieser junge Mann war ein Sklave, verwirrt und gefesselt von einem Zerrbild unseres Gottes, das Menschen er schaffen haben aus einem einzigen Grund: Macht.“
„Also hat Yggarran den Mord in Auftrag gegeben?“ fragte Clera weiter. Ja. Tonya wollte schreien, so sicher war sie sich. Der falsche Prophet von Pyteg war genau die Art von Person, die sich zu solch einer Gräueltat hinreißen würde. Aber sie wusste, so konnte sie es nicht sagen. Die Angst, das Misstrauen gegenüber den Kultlern, aber auch die Liebe für diesen Tyrannen war auch in ihrer Gemeinde zu groß, als dass sie so klar Stellung beziehen würde. „Niemand weiß, wer den Mord in Auftrag gegeben hat. CAPITOL wird das in Erfahrung bringen.“