Das Spiel der Anderen - Carlo Feber - E-Book

Das Spiel der Anderen E-Book

Carlo Feber

4,3

Beschreibung

Malu, Sanctus, Habibi und Leon haben große Ideale, auf die sie harte Taten folgen lassen. Mithilfe erpresster Insidergeständnisse wollen die vier Politaktivisten die schmutzigen Geschäfte einer international tätigen Bank aufdecken und so einen Sinneswandel in der Gesellschaft bewirken. Die Entführung von Vorstand Harald Lengsfeld verläuft problemlos. Doch zeitgleich wird die Leiche seines Kollegen Fokker gefunden. Der stand als Nächstes auf der Liste der vier Freunde - offensichtlich hat irgendjemand sich ihrer Pläne bedient, um an den Banker heranzukommen. Dadurch haben sie nicht nur viel früher als einkalkuliert die Polizei auf den Fersen - sondern auch einen weiteren Feind. Überdies hat die hauseigene Security der Bank den Auftrag erhalten, die Entführer zu finden und auszuschalten, koste es, was es wolle. Bald entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem alle Beteiligten den eigenen Kopf riskieren - und sich das Überleben des Entführten immer mehr zum strategischen Problem für alle entwickelt.

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Carlo Feber

Das Spiel der Anderen

Thriller

©2016 by GRAFIT Verlag GmbH

Chemnitzer Str.31, 44139 Dortmund

Internet: http://www.grafit.de

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Agentur Editio Dialog, Dr.Michael Wenzel, Lille.

Umschlagmotive: Pan Xunbin/shutterstock.com

eBook-Produktion: CPI books GmbH, Leck

Der Autor

Prolog

Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

Doch, man kann. Die Scheißindianer irren sich. Ich knie mich in die Ecke und stecke wie ein Hund die Fresse in den Napf, auf den ihr diesen blöden Spruch geklebt habt. Der Berg zerknüllter Scheine riecht nicht und kitzelt mir bloß die Nase. Aber ihr beschissenes Pack wollt eine Show.

Ich reiße den Mund weit auf, werfe den Kopf zurück und hacke mit den Zähnen in den Geldhaufen. Ein roter Zehner rutscht von meinen Lippen. Aber ein Zwanziger bleibt mir an der Zunge kleben. Langsam zerbeiße ich den Schein. Hört ihr das Papier knistern? Fetzen haften an meinem Gaumen wie fades Knäckebrot, das nicht rutschen will. Wie alter Rauch hängt mir beim Runterwürgen der pappige Scheißgeschmack auf der Zunge. Immer noch auf den Knien richte ich den Oberkörper auf und fische einen Zweihunderter aus dem Napf.

»Soll ich den auch noch fressen?«

Ich rutsche rückwärts über das Bodenblech. Mit dem Schein wedele ich zur Neonröhre weit über mir hinauf. Ihr haltet mich wohl für blöd. Irgendwo da oben steckt eure Cam. Oder warum lasst ihr sonst Dauerlicht brennen, ihr Arschlöcher, wenn ihr mich nicht überwacht?

Ich rappele mich hoch, drehe mich vor den grauen Wänden im Kreis.

Diese Entführungsnummer macht mir keine Angst. Ich habe schon in schlimmeren Dreckslöchern gesteckt als in diesem cleanen Ding.

»Fuck you.« Glaubt bloß nicht, dass ich eure Spielchen lange mitmache.

Mit dem Zweihunderter stopfe ich mir den Mund voll und zeige euch den Mittelfinger. Der große Schein kaut sich zäh und schmeckt nach muffiger Socke. Muss würgen, scheiße. Aber den Gefallen tue ich euch nicht, dass ich mir selbst auf die nackten Füße kotze. Ich balle die Fäuste – und kriege den Papierklumpen doch noch runter.

Ich grinse zum toten Bildschirm am schmalen Ende des Panic Rooms. Verbergt ihr euch hinter dieser Mattscheibe?

»Jetzt seid ihr dran.«

Ich war immer gut beim Pokern: in der Bank, im Business, im Bett.

Na, wo bleibt die Drohung per Lautsprecher?

Ich deute auf den Napf. »Das Indianergeschwätz ist also schon alles. Ich soll wohl glauben, dass nicht ihr es wart, die mich hier eingekerkert haben. Aber so einen Scheiß denkst nur du dir aus, Sergej. So ein billiges Theater habe ich nicht verdient, nach allem, was ich für dich getan habe.«

Ich warte. Wer weiß wie lange. Ich spüre noch Nachwirkungen von diesem Scheißzeug, das ihr mir gespritzt habt. Komme mir vor wie in einer winzigen Flugkabine vor lauter grauer Farbe überall. Die Wandelemente vibrieren aber nicht, sperren mich bloß ein. Je drei längs, eines quer, macht rundherum acht. Eines davon muss die Tür sein. Panic Rooms sind alle so konstruiert, habe selbst einen.

Ich lehne mich mit der Schulter gegen die Wand, kühl und glatt ist die Fläche. Mit den Fingern fahre ich die Belüftungsfugen über meinem Kopf entlang. Aber selbst wenn ich wüsste, welches von den Paneelen der Ausgang ist, würde mir das nichts nützen. Sergej hat mir bei dem Überfall alles abnehmen lassen – Schlüssel, iPhone, Gürtel, Schuhe–, mit dem ich auch nur irgendwie die Belüftungsfugen hätte aufhebeln können. Nur den verdammten Slip haben sie mir nicht ausgezogen.

Ich sacke auf die Pritsche. Das weiße Spannbetttuch kratzt unter meinen Schenkeln und riecht nach Desinfektionsmittel. Ich will die Beine hochziehen, die Knie umfassen und lass es. Sonst denken die Arschlöcher da draußen noch, sie knacken mich. Ich starre auf meine Füße und wackele mit den Zehen wie in der Badewanne.

In der Bank haben sie die Entführung sicher längst bemerkt. Die Verhandlungen mit den Saudis sind zu wichtig, den Prinzen hätte ich niemals versetzt. Auf die Gschonnek kann ich mich verlassen, die ist die beste Assistentin, die ich je hatte. Sobald in Zürich einer von den Managern bei ihr nachgehakt hat, warum die German Global Credit den Prinzen warten lasse, hat sie bestimmt erst eine plausible Ausrede erfunden und danach den Vorstand alarmiert. Wahrscheinlich wird Schindhelm den Termin übernommen haben, die war in der Bank. Die hat inzwischen den Notfallplan aktiviert.

Cool bleiben.

Die Spezialisten sind längst dran und werden mich finden…

Zeit ist Zeit ist keine Zeit.

Ich schrecke von der Pritsche hoch, setze mich auf. Meine Kehle habe ich wund geschrien. Die Spezialbeschichtung schluckt jeden Ton. Ich kratze an dem grauen Wandpaneel und höre nichts bis auf ein irre hohes Sirren: entweder die Belüftung dieses Panikkäfigs oder meinen Tinnitus. Ansonsten herrscht absolute Stille, nur zerrissen von den Geräuschen in meinem Bauch.

Die Schweine meinen es also wirklich ernst. Nichts. Seit Stunden.

Mir kommen die verdammten Euros hoch. Ich mache einen schnellen Schritt in die Ecke und würge einen blau-gelben Papierbrei in das Chemoklo. Nicht mal die Farbe der Scheine ist verblasst. Ich spucke die letzten Bröckchen sorgsam aus. Der bittere Geschmack bleibt.

Sergej will mich also auf diesen verdammten fünf Quadratmetern verrecken lassen. Und die anderen machen mit.

Denkt bloß nicht, dass ihr davonkommt. Die Bank verzeiht nichts.

Scheiße, wird es warm in diesem Kasten. Sergej grillt mich buchstäblich. Die Vorstellung, dass er jetzt hinter der Mattscheibe hockt, mich aus seinen braunen Falkenaugen anglotzt und sich über sein lächerliches spitzes Leninbärtchen streicht … Ich haue mit der Faust gegen das Wandpaneel, bis ein dumpfer Schmerz in meiner Handkante pocht.

Energieverschwendung. Keep cool. Noch mal ganz von vorn … Dieses ganze Affentheater mit der Entführung aus der Bank, das hat Sergej doch nicht umsonst gemacht. Nicht genau den Freitagabend abgepasst, an dem ich nach Zürich wollte. Den Vorstandsfahrstuhl zur Tiefgarage abfangen, okay, das war keine allzu schwere Operation. Sergej, du mieser Arsch hast irgendetwas vor. Sonst hättest du einfach einen Killer auf mich angesetzt – das leise Plopp eines Schussdämpfers in der Tiefgarage, keiner hätte was gehört. Du hast dir mehr Mühe gemacht. Du hast diesen Typen in eine Anarchokluft gesteckt und ihm eine alberne Maske aufgesetzt, damit es eine Spur für die Polizei gibt. Sonst hättest du mich nicht in diesem beschissenen Panic Room versteckt. Du hast noch was mit mir vor, Sergej.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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