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Was für ein Traummann! Sexy und ein bisschen verwegen findet die junge Kellnerin Freddie den Gast in der Hotelbar. Zwar ist sie nicht auf der Suche nach Liebe, aber ein einziges Date mit diesem Zac Da Rocha kann ja nicht schaden, oder? Erst da erfährt sie, wen sie vor sich hat: den Besitzer des Hotels - der ihr ein sündiges Angebot macht. Sie soll ihm einen Erben schenken! Dafür verspricht er ihr ein Vermögen, das für sie und die beiden verwaisten Kinder ihrer Schwester die Rettung wäre. Aber was, wenn ihr Herz der Preis dafür ist?
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IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2018 by Lynne Graham Originaltitel: „Da Rocha’s Convenient Heir“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 2384 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Ivonne Senn
Abbildungen: Harlequin Books, S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733712136
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Mit großen Schritten marschierte Zac Da Rocha in das Büro seines Vaters. Er war immer noch überrascht, weil sein steifer, förmlicher Halbbruder Vitale, der Kronprinz von Lerovia, gerade auf seine scherzhaft gemeinte Wette eingegangen war. Zac liebte es, Vitale zu provozieren, aber mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Ungeduldig fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, die ihm bis auf die Schultern fielen, und grinste dann. Vielleicht war Vitale doch nicht so ein Langweiler, und er, Zac, hatte mehr mit seinem Halbbruder gemein, als er vermutet hatte.
Doch er verwarf den spontanen Gedanken rasch wieder. Schließlich war er nicht auf der Suche nach familiären Bindungen. Zac hatte nie eine Familie gehabt. Seinen leiblichen Vater hatte er nur aus Neugierde gesucht und, nachdem er ihn gefunden hatte, aus reiner Bosheit den Kontakt zur Familie aufrechterhalten. Die Feindseligkeit seiner beiden Halbbrüder hatte ihn amüsiert. Das Auftauchen eines dritten Sohnes hatte Vitale und Angel verstört, und Zac gab sich nur wenig Mühe, eine brüderliche Beziehung zu den beiden aufzubauen. Was wusste er auch schon über Blutsbande? Er hatte nie Geschwister gehabt, sondern lediglich eine Mutter, die er meist nur einmal im Jahr gesehen hatte, einen Stiefvater, der ihn hasste, und einen biologischen Vater, dessen Identität er erst vor einem Jahr herausgefunden hatte, als seine Mutter ihm auf dem Sterbebett endlich die Wahrheit gesagt hatte.
Was seinen leiblichen Vater anging, hatte Zac das erste Mal in seinem Leben Glück gehabt, wie er widerstrebend eingestehen musste. Er mochte Charles Russell wirklich. Zac war an Leute gewöhnt, die versuchten, ihn auszunutzen, deshalb traute er nur sehr wenigen Menschen. Er spürte, wie sein Blick hart wurde. Von Geburt an unermesslich reich und von den Angestellten verhätschelt wie ein kleiner Prinz, war Zac zu einem sehr zynischen Mann herangewachsen. Doch Charles hatte von Anfang an aufrichtiges Interesse an seinem drittgeborenen Sohn bekundet, obwohl der bei ihrem ersten Treffen bereits ein achtundzwanzigjähriger, knapp einen Meter neunzig großer Mann gewesen war.
Nach nur wenigen Stunden in der Gesellschaft des älteren Mannes hatte Zac erkannt, wie viel besser sein Leben hätte verlaufen können, wenn seine Mutter Antonella sich entschieden hätte, bei Charles zu bleiben, anstatt einen Playboy zu heiraten, der nur auf ihr Vermögen aus war. Afonso Oliveira, die große Liebe seiner Mutter. Während er mit Antonella verlobt gewesen war, hatte er kalte Füße bekommen und sie verlassen. Mit gebrochenem Herzen hatte Antonella sich in eine Affäre mit Charles gestürzt, der gerade in einem schmutzigen Scheidungskrieg mit einer Adeligen steckte, die ihn während ihrer Ehe die ganze Zeit mit einer Frau betrogen hatte. Doch dann war Afonso zurückgekommen und hatte um Vergebung gebeten. Und Antonella hatte auf die Stimme ihres Herzens gehört. Kurz nach der Hochzeit hatte sie gemerkt, dass sie schwanger war, und fieberhaft gehofft, Afonsos Kind auszutragen. Doch zu ihrer aller Leidwesen war Zacs sehr seltene Blutgruppe in der Ehe seiner Mutter zu einer tickenden Zeitbombe geworden.
Als Zac nun das Büro seines leiblichen Vaters betrat, wurde er sofort mit einem warmen Lächeln willkommen geheißen. Er mochte ein tätowierter Kerl in Jeans und Motorradstiefeln sein und einen Diamanten im Ohr tragen, aber Charles, der grauhaarige Mann im tadellosen Anzug, behandelte ihn genauso wie seine anderen Söhne.
„Ich hatte überlegt, mir einen Anzug anzuziehen, um meine Brüder zu überraschen“, murmelte Zac und grinste. „Aber ich wollte nicht, dass sie glauben, ich würde mich auf einmal den Konventionen unterwerfen oder mit ihnen konkurrieren wollen.“
„Die Gefahr besteht wohl nicht“, sagte Charles lachend. Er zog seinen Sohn in eine herzliche Umarmung, bevor er einen Schritt zurücktrat. „Irgendwelche Neuigkeiten von deinen Anwälten bezüglich der Auflösung des Treuhandfonds?“
Die international bekannten Quintel-Da-Rocha-Diamantminen waren von Zacs Ururgroßvater in einen Treuhandfonds übergeben worden, um das Familienerbe zu schützen. Nach dem Tod seiner Mutter besaß Zac zwar das Einkommen aus den Minen, hatte aber keinerlei Kontrolle über das Da-Rocha-Imperium, bis er einen Erben hervorbrachte. Dieses ungerechte Arrangement hatte die vorhergehenden Generationen in zutiefst unglückliche Familien gestürzt. Zac war schon seit Langem entschlossen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Leider waren die Ergebnisse seines Anwaltsteams nicht so ausgefallen, wie er es sich erhofft hatte.
Solange er die Bedingungen des Fonds nicht erfüllt hatte, konnte er nicht wirklich frei oder unabhängig sein. Während seiner Kindheit und Jugend hatte er sich eingeengt gefühlt, und als er wirklich verstanden hatte, was der Treuhandfonds bedeutete, hatte er sich lautstark gegen ihn aufgelehnt. Er war der letzte Da Rocha und verfügte über enormen Reichtum, aber nicht über das Recht, die Diamantminen und das Firmenimperium zu führen. Seine derzeitige geschwächte Position gab ihm das Gefühl, hilflos zu sein, und er war bereit, beinahe alles zu tun, um sich von den Fesseln des Fonds zu befreien.
„Meine Anwälte sagten mir, wenn ich heirate und es mir nicht gelingt, innerhalb einer gewissen Zeit ein Kind zu zeugen, wäre es wohl möglich, die Bedingungen des Fonds auszuhebeln“, erklärte Zac grimmig. „Aber das würde Jahre dauern, und ich bin nicht gewillt, so lange darauf zu warten, das zu leiten, was mir von Rechts wegen gehört.“
Charles stieß langsam den Atem aus. „Also wirst du heiraten“, sagte er.
Zac runzelte die Stirn. „Ich muss nicht heiraten“, konterte er. „Laut den Bedingungen ist es egal, ob der Erbe ein Junge oder ein Mädchen, ehelich oder unehelich ist.“
„Ehelich wäre besser“, warf Charles leise ein.
„Aber die folgende Scheidung würde mich ein Vermögen kosten“, erwiderte Zac. „Warum heiraten, wenn es nicht sein muss?“
„Um des Kindes willen“, erwiderte Charles. „Um es davor zu bewahren, so aufzuwachsen wie du und deine Mutter – isoliert vom normalen Leben.“
Zac wollte etwas sagen, überlegte es sich aber anders. Sein Großvater war mit einer unfruchtbaren Frau verheiratet gewesen. Er hatte dann eine Hausangestellte geschwängert, die Zacs Mutter zur Welt gebracht hatte. Antonella war sofort weggebracht worden und auf einer entfernt gelegenen Farm aufgewachsen, ohne ihre Mutter, ohne von ihrem aristokratischen Vater anerkannt zu werden, nachdem ihre Ankunft seinen wohlhabenden Lebensstil gesichert hatte. Sie war eine Erbin gewesen, aber mit dem bescheidenen Hintergrund, auf den die Reichen und Weltgewandten so gern herabschauten.
Anfangs war Zacs Stiefvater Afonso davon ausgegangen, Zac wäre sein Sohn. Er war gewillt gewesen, Antonella zu heiraten und ihren peinlichen Hintergrund zu übersehen, wenn er dafür ihren Reichtum teilen konnte. Als Zac drei Jahre alt war und eine Bluttransfusion benötigte, wurde Afonso misstrauisch, was seine Vaterschaft anging, und die Wahrheit kam ans Licht. Zac erinnerte sich noch daran, dass Afonso ihn angeschrien hatte, er wäre nicht sein Kind, sondern ein „dreckiger Bastard“. Nach diesem Vorfall war Zac auf die Ranch gebracht worden, wo er von Angestellten aufgezogen wurde, während Antonella daran arbeitete, ihre Ehe zu retten, an der ihr so viel lag.
„Er ist mein Mann und kommt an erster Stelle“, hatte Antonella zu Zac gesagt, als er nach einem ihrer flüchtigen Besuche gefragt hatte, ob sie ihn mit nach Hause nehmen könne.
„Ich liebe ihn. Du kannst nicht mit nach Rio kommen. Dann kriegt Afonso nur schlechte Laune“, hatte sie später mit Tränen in ihren wunderschönen Augen erklärt.
Und doch hatte Afonso unzählige Affären gehabt, während Antonella sich bemühte, ihm ein Kind zu schenken. Nach mehreren Fehlgeburten war sie schließlich in einem Alter, in dem sie schon als Hochrisikoschwangere galt, bei einer Frühgeburt gestorben. Afonso war nicht mal zur Beerdigung gekommen, und Zac hatte seine schwache, aber liebevolle Mutter allein begraben. Er hatte sein Herz vollkommen verschlossen und sich geschworen, niemals zu heiraten oder sich zu verlieben, denn die Liebe hatte nur dazu geführt, dass seine Mutter ihr einziges Kind abgelehnt und vernachlässigt hatte.
„Ich war mit zwei wunderschönen Frauen verheiratet, die beide nicht im Geringsten mütterlich waren“, erklärte Charles und holte Zac damit in die Gegenwart zurück. „Angel und Vitale haben den Preis mit einem unglücklichen Familienleben gezahlt. Im Moment stehst du an einem Scheideweg, und du hast eine Wahl, Zac. Gib der Ehe eine Chance. Such dir eine Frau, die ein Kind will, und schenke ihr die Gelegenheit, mit deiner Unterstützung eine normale Mutter zu sein. Ein Kind braucht beide Elternteile, denn es aufzuziehen ist schwer. Ich habe nach den Scheidungen mein Bestes gegeben, aber ich war nicht oft genug da, um wirklich Einfluss auf das Leben meiner Söhne zu nehmen.“
Es war eine ruhige Ansprache, die von Herzen kam. Beinahe hätte Zac laut aufgestöhnt, weil er genau wusste, was sein Vater meinte. Auch wenn ihn eine Ehe Millionen kosten würde, wenn sie unweigerlich zerbrach, würde der legale Rahmen dem Kind tatsächlich eine gewisse Stabilität geben. Eine Stabilität, die er selbst nie kennengelernt hatte, aber anders als sein Großvater wollte er am Leben seines Kindes teilhaben. Doch wenn er mit dessen Mutter nicht verheiratet war, würde sie bestimmen, bis zu welchem Grad er das täte. Mit seinen Anwälten hatte er bereits alle Optionen besprochen und zog es vor, nicht über diese Fakten nachzudenken, weil sie ihn nur deprimierten. Immerhin standen die Chancen, dass er eine gute Beziehung zur Mutter seines Kindes führen würde, seiner Erfahrung nach mehr als schlecht.
Frauen wollten immer mehr von Zac, als er bereit war, zu geben … mehr Zeit, mehr Geld, mehr Aufmerksamkeit. Er hingegen wollte immer nur eines von einer Frau: Sex. Und wenn er den bekommen hatte, war er mit ihr fertig. Er war ein schamloser Spieler, der nie eine echte Beziehung gehabt und nie Treue geschworen hatte. Und der es nicht ertrug, sich eingesperrt zu fühlen, egal, von wem oder was. Auf gewisse Weise war er sein ganzes Leben lang eingesperrt gewesen – erst auf der abgelegenen Ranch, dann in dem erstickend strengen Internat, das von Ordensmännern geführt worden war und in dem er unzählige Regeln hatte befolgen müssen. Erst auf der Universität hatte er das erste Mal in seinem Leben Freiheit empfunden, und es war kaum überraschend, dass er eine Zeit lang über die Stränge geschlagen hatte. Es hatte einige Jahre gedauert, bis er wieder in der Spur gewesen war und seinen Abschluss in Betriebswissenschaft gemacht hatte.
Und was hatte ihn zur Vernunft gebracht? Die Erkenntnis, dass er im Herzen ein Da Rocha war und vor seinem Geburtsrecht nicht davonlaufen konnte. Ein Streik der Arbeiter hatte ihm gezeigt, wie hilflos er war. Er hatte nicht zu ihren Gunsten eingreifen können und daraufhin beschlossen, allen geschäftlichen Terminen in der Firma beizuwohnen. Und obwohl er juristisch noch nicht derjenige war, der das Sagen hatte, war ihm aufgefallen, dass die Direktoren und Vorstände erpicht darauf waren, ihn sich nicht zum Feind zu machen. Wie Zac schauten auch sie in die Zukunft.
„Wie lange wirst du weg sein?“, fragte Charles, der wusste, dass Zac London verlassen würde, um nach den Diamantminen in Südafrika und Russland zu sehen.
Zac zuckte mit den Schultern. „Drei, vielleicht vier Wochen. Aber ich bleibe mit dir in Kontakt.“
Nachdem er das Büro seines Vaters verlassen hatte, kehrte Zac ins The Palm Tree zurück, ein kleines, exklusives Hotel, das er sich anstelle eines Apartments gekauft hatte. Sofort schlugen seine Gedanken eine frivolere Richtung ein. Er hatte mit seinem Bruder gewettet, dass es ihm nicht gelingen würde, eine normale Frau auf dem königlichen Ball, zu dem auch Zac eingeladen war, als seine Partnerin auszugeben. Anfangs war Vitale von der Wette nicht sonderlich amüsiert gewesen – was kein Wunder war. Dieser Mann hatte keinen Funken Humor. Aber als Vitale aus dem Büro seines Vaters gekommen war, hatte er Zac damit überrascht, dass er die Wette nicht nur angenommen, sondern mit einer Gegenwette beantwortet hatte. Und diese Herausforderung hatte sich für Zac verdächtig nach einem Eigentor angefühlt …
Erinnerst du dich noch an die blonde Kellnerin, die letzte Woche nichts von dir wissen wollte und dich der Belästigung beschuldigt hat? Bring sie mit zum Ball, und sorge dafür, dass sie sich ganz verliebt und anschmiegsam verhält. Dann gehe ich die Wette ein.
Freddie? Verliebt und anschmiegsam? Das war die Herausforderung aller Herausforderungen, denn er hatte es nicht einmal geschafft, dass sie sich von ihm auf einen Drink hatte einladen lassen! So eine offensichtliche Abfuhr hatte Zac noch nie erlebt, und es hatte seinen angeborenen Ehrgeiz nur noch mehr angestachelt, sodass er es weiter versucht hatte. Doch Freddie hatte seine Beharrlichkeit als Belästigung ausgelegt und war in Vitales Gegenwart in Tränen ausgebrochen. Peinlich berührt hatte Zac wie erstarrt mit angesehen, was er da in aller Öffentlichkeit ausgelöst hatte. Noch schlimmer war nur, dass Vitale sofort die richtigen Worte gefunden hatte, um die Frau zu trösten, bis eine andere Kellnerin zu ihrer Rettung geeilt war. Aber das war typisch für Vitale – aalglatt und auf eine Weise gebildet, die Zac definitiv fehlte. Die prägendsten Jahre in Zacs Leben waren die gewesen, in denen er einem Biker-Club angehört hatte, während Vitale sich mit den Reichen und Mächtigen umgeben hatte.
Seit dem Moment, in dem Freddie auf das Angebot von Zac eingegangen war, bedauerte sie es. Ihre größte Schwäche war ihre Impulsivität. Was, wenn er sich ihr gegenüber gemein benahm? Aus seiner Sicht vergeudete sie nur seine Zeit, und vermutlich würde er sich am Ende weigern, das zugesagte Geld herauszurücken, also lief es wohl darauf hinaus, dass sie sich selbst demütigen und ihn wütend machen würde. War das klug, wo er doch ihr Arbeitgeber war?
Reue und Unsicherheit zerrten an ihren Nerven. Sie hatte versucht, ihr Treffen zu verschieben, aber Zac hatte ihr keinerlei Spielraum gelassen und auf ihre Textnachricht geantwortet, dass er sich darauf freue, sie zu sehen. Das hatte beinahe nach einem Date geklungen, aber so verträumt war selbst Freddie nicht, dass sie das glauben würde.
Und doch gab sie sich mit ihrem Äußeren mehr Mühe als sonst. Ihre Haare waren frisch gewaschen, und sie hatte ihre beste Jeans und das neueste Oberteil angezogen und auch dafür gesorgt, dass die Kinder vorzeigbar aussahen. Eloise tanzte neben dem Buggy her, weil sie den Park einfach liebte, denn dort konnte sie herumlaufen und schaukeln. Freddie näherte sich der Bank am Springbrunnen, wo sie sich mit Zac treffen wollte.
„Wen treffen wir?“, wollte Eloise erneut wissen.
„Einen Mann. Einen … Freund“, log Freddie.
„Wie heißt der?“, hakte das Mädchen nach.
„Zac“, antwortete Freddie widerstrebend. Sie war sich ziemlich sicher, dass Zac keine fünf Minuten durchhalten würde, sobald er merkte, dass sie ihn ausgetrickst hatte. Ob er wohl Sinn für Humor besaß?
Als sie Zac in der Ferne auftauchen sah, stand Freddie auf. Jack quengelte, und Freddie holte ihn aus dem Buggy und hoffte, dass sie ihn vom Wasser fernhalten konnte, denn sie hatte für ihn keine Kleidung zum Wechseln mitgenommen. Mit zehn Monaten hatte Jack sie alle überrascht, indem er einfach aufgestanden und losgelaufen war, ohne vorher je gekrabbelt zu sein. Deshalb musste Freddie nun ständig ein Auge auf ihn haben, denn er war auf seinen kleinen Beinchen ganz schön schnell.
Eloise schob den leeren Buggy über den Weg, Jack an ihrer Seite. Freddie konzentrierte sich auf Zac. Ihr Herz schlug immer schneller, bis ihr schließlich sogar das Atmen schwerfiel. Das sind nur die Nerven, redete sie sich ein. Zac hatte den geschmeidigen Gang eines Raubtieres, und sie war sich seiner Anwesenheit aufs Äußerste bewusst: die schwarzen Haare, die der Wind ihm aus dem gebräunten Gesicht blies. Die hellen Augen, von denen sie immer noch nicht sagen konnte, welche Farbe sie genau hatten, und das charismatische Lächeln. Guter Gott, er wird mich hassen, dachte sie mit einem scharfen Stich des Bedauerns, der sie überraschte.
Gehörten diese Kinder zu ihr? Sicher nicht, dachte Zac. Sie war noch viel zu jung für diese Rolle. Hoffnungsvoll schaute er sich nach anderen Erwachsenen um, konnte aber niemanden in der Nähe entdecken. Waren das wirklich ihre Kinder? Und dann gleich zwei? Himmel, worauf hatte er sich da nur eingelassen? Doch Zac war schon immer schnell im Kopf gewesen, und so bemühte er sich, sein Unbehagen zu kaschieren, während er seine Aufmerksamkeit auf die schlanke Blondine am Springbrunnen richtete. Es ist ihr Körper, sagte er sich. Irgendetwas an dieser scheinbar zerbrechlichen Statur und den dezenten Kurven machte ihn unglaublich an. Vielleicht waren es auch ihre Haare, dick und in vielen Blondnuancen und seiner Meinung nach definitiv natürlich. Oder war es das Gesicht, die unerwartet dunklen Augen, die bei dieser Haarfarbe so viel seltener waren als das übliche Blau? Vielleicht war es aber auch ihr unglaublich voller rosiger Mund, der ihn so schmerzhaft antörnte?
Meu Deus, endlich lächelte sie ihn an, und ihr Gesicht strahlte wie die Sonne. Sicher, das Lächeln war ein wenig unsicher und steif, was es auch sein sollte, schließlich hatte sie zwei weitere Personen zu ihrem Treffen mitgebracht. Zac war ungewollt amüsiert, weil keine Frau je versucht hatte, ihn mithilfe von Kindern auf Distanz zu halten. Wenn er vorher gewusst hätte, warum sie ihm gegenüber so reserviert war, wäre er sofort weggelaufen, denn die beiden Kleinen und die Freiheit, die ihm so wichtig war, passten nicht zusammen. Und wie zum Teufel sollte sie die Wette erfüllen, die er mit Vitale eingegangen war, wenn sie sich um zwei Kinder kümmern musste? Genervt stellte er fest, dass die Wahrscheinlichkeit, seinen geliebten Sportwagen zu behalten, in immer weitere Ferne rückte.
„Tja, Sie haben gesagt, Sie wollen mich kennenlernen“, erinnerte Freddie ihn ein wenig verzweifelt, als das Schweigen zwischen ihnen sich unangenehm in die Länge zog. „Und das hier ist so ziemlich mein Leben – die Kinder.“
Zac sah zu, wie sie sich auf die Bank setzte, während das kleine Mädchen mit den großen dunklen Augen unter dem blonden Lockenschopf sich an sie drängte und der kleine Junge sich an ihre Beine klammerte. „Wie heißen die beiden?“, fragte er.
„Ich bin Eloise“, informierte das Mädchen ihn und hob sein Kleid, um ihm seine Unterwäsche zu zeigen.
„Eloise, lass dein Kleid unten“, ermahnte Freddie sie.
„Und du bist Tante Freddies Freund Zac“, fügte Eloise an und hüpfte zu ihm hinüber, um seinen Arm zu berühren, auf dem sich ein tätowierter Drache wand. „Was ist das?“, fragte sie.
„Ein Drache.“
„So wie in meinem Märchenbuch?“ Eloise stieß einen aufgeregten Schrei aus.
„Und das ist Jack“, stellte Freddie den kleinen Jungen vor.
„‚Tante‘ Freddie?“, hakte Zac nach. Seine Hoffnung stieg, während das kleine Mädchen uneingeladen auf seinen Schoß kletterte, um sein Tattoo besser betrachten zu können.
„Runter da, Eloise“, wies Freddie sie an.
Eloise ignorierte sie. Zac setzte das Mädchen auf die Bank zwischen sie und streckte ihm seinen Arm hin, in der Hoffnung, es dadurch ablenken zu können.
„In Gegenwart der beiden kann ich nicht wirklich darüber sprechen“, gab Freddie unbehaglich zu. „Aber meine Schwester … sie ist letztes Jahr verstorben.“
„Und sonst gibt es niemanden?“ Zac war sich sehr wohl bewusst, dass die Augen des Mädchens neugierig auf ihn gerichtet waren.
„Nun, es gibt noch meine Tante Claire, die dreißig und die Pflegemutter ist, aber meine Vereinbarung mit ihr sieht vor, dass sie die offizielle Rolle einnimmt, ich mich jedoch um die beiden kümmere.“ Die Worte strömten nur so aus Freddie heraus, was ihr sichtlich peinlich war. „Wie Sie wissen, arbeite ich abends, also gibt es in meinem Leben kaum Platz für irgendetwas anderes.“
„Ich versuche nicht mehr … Ich habe es aufgegeben“, log Zac.
Es ist so einfach, zu erkennen, wenn er lügt, dachte Freddie. Da war das leichte Senken seiner unglaublich langen schwarzen Wimpern. Der ausweichende Blick. Das Ballen der Hand auf seinem muskulösen Oberschenkel. Ja, er war immer noch an ihr interessiert, tat aber aus irgendeinem Grund so, als wäre er es nicht.
„Warum wollten Sie sich dann mit mir treffen?“ Sie bemühte sich, nicht sarkastisch zu klingen, denn er hatte die Anwesenheit der Kinder wie ein Gentleman aufgenommen, auch wenn Freddie davon überzeugt war, dass er alles andere als das war.
Jack wackelte zu Zac hinüber und hielt sich an seinen Knien fest. Dabei strahlte er ihn mit seinem sonnigen Lächeln an. Zac stand auf. „Gehen wir ein Stück“, schlug er vor. „Das lenkt die Kinder ab.“
Ein guter Vorschlag, denn Eloise und Jack betrachteten ihn wie ein wunderbares neues Spielzeug. Ihr hätte klar sein müssen, dass die beiden von Zac fasziniert sein würden, denn sie hatten kaum Kontakt zu Männern. Claire beschwerte sich immer bitterlich darüber, wie die zwei ihren Freund in Beschlag nahmen, wenn er sie besuchte.
„Gehen wir zum Spielplatz“, sagte sie und setzte Jack in den Buggy.
Eloise ergriff Zacs Hand, und gemeinsam gingen sie unter den Bäumen entlang zum Spielplatz. Auf dem Weg begann Zac, Freddie von der Wette mit seinem Bruder zu erzählen.
„Mein Gott, das ist so kindisch … wie alt sind Sie denn bitte?“
„Achtundzwanzig.“
„Wirklich?“ Sie sah ihn fragend an. „Vielleicht ist das so eine Jungssache, aber ich kann mir nicht vorstellen, eine so verrückte Wette einzugehen und aus lauter Stolz etwas zu riskieren, was mir wichtig ist.“
Zac schien den wenig schmeichelhaften Kommentar erst einmal verdauen zu müssen, denn er atmete einmal tief durch, bevor er fortfuhr: „Vitale ist der Mann, der bei mir war, als Sie Ihre … Episode hatten“, sagte er und warf ihr einen Seitenblick zu.
„Oh, Sie meinen, als ich geheult und Sie angeschrien habe?“, sagte Freddie amüsiert. „Ja, das war ein harter Tag nach zu vielen vorherigen harten Tagen. Tut mir leid. Dieser nette Mann war also Ihr Bruder?“
Zac nickte, aber sie merkte, dass ihre Einschätzung seines Bruders ihm nicht gefiel. „Und der ‚nette Mann‘, der bei Ihrem Zusammenbruch anwesend war“, erklärte Zac ein wenig bissig, „hat mit mir gewettet, dass ich es nicht schaffe, Sie dazu zu bringen, sich auf dem königlichen Ball am Ende des Monats ganz ‚verliebt und anschmiegsam‘ zu benehmen, wie er es ausgedrückt hat.“
Im selben Moment, in dem Eloise die Hand von Zac losließ, um zu den Schaukeln zu laufen, blieb Freddie abrupt mit dem Buggy stehen und sah Zac schockiert an. „Mich?“
„Ja. Und natürlich müssen Sie den königlichen Standards entsprechend zurechtgemacht sein“, führte Zac die Bedingungen weiter aus.