Das süße Gift der Lüge - Lena Lou - E-Book

Das süße Gift der Lüge E-Book

Lou Lena

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Beschreibung

Wenn Liebe zur Waffe wird und die Wahrheit tödlich ist …
Lena Winter ist eine erfahrene Ermittlerin, spezialisiert auf organisierte Kriminalität. Als in Berlin eine Reihe von mysteriösen Vermisstenfällen junger Frauen aufgedeckt wird, stößt sie auf ein skrupelloses Netzwerk, das die perfide Loverboy-Methode nutzt, um Frauen in die Abhängigkeit zu treiben – und sie dann spurlos verschwinden zu lassen. Doch als sie tiefer in die Ermittlungen eintaucht, erkennt sie, dass hinter diesen Fällen mehr steckt als nur Menschenhandel.
Ein Name taucht immer wieder auf: Ludwig Schwarz – ein Phantom, das im Schatten agiert und mächtige Verbindungen in die höchsten Kreise der Politik und Wirtschaft hat.
Gemeinsam mit Jan Bergmann, einem Journalisten, der einer brisanten Story auf der Spur ist, und Krüger, einem Ex-Agenten mit dunkler Vergangenheit, folgt Lena der Spur von Berlin nach Wien, Paris und schließlich nach London. Dabei stoßen sie auf ein Netz aus Korruption, Erpressung und Manipulation, das bis in die höchsten Etagen der Macht reicht.
Doch Schwarz ist ihnen immer einen Schritt voraus. Und die größte Lüge von allen könnte die sein, die Lena sich selbst erzählt.
Ein packender Thriller über Vertrauen, Verrat und die dunkle Seite der Liebe – voller Spannung, Wendungen und tödlicher Abgründe.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Lena Lou

Das süße Gift der Lüge

UUID: 459360a5-7de4-4839-af37-8f1f5e4f2dbc
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Der perfekte Traum

Kapitel 2 – Das Netz zieht sich zusammen

Kapitel 3 – Gefangen im Spiel

Kapitel 4 – Der goldene Käfig

Kapitel 5 – Der Blick durch den Spiegel

Kapitel 6 – Das Netz zieht sich zu

Kapitel 7 – Im Schatten der Nacht

Kapitel 8 – Alles auf eine Karte

Kapitel 9 – Schatten der Vergangenheit

Kapitel 10 – Keine Rettung in Sicht

Kapitel 11 – Eine Warnung aus dem Dunkel

Kapitel 12 – Ein tödlicher Handel

Kapitel 13 – Ein Attentat im Dunkeln

Kapitel 14 – In den Fängen der Dunkelheit

Kapitel 15 – Die Falle schnappt zu

Kapitel 16 – Die Wahrheit im Dunkeln

Kapitel 17 – Das tödliche Netz

Kapitel 18 – Die Jagd beginnt

Kapitel 19 – Kein Zurück

Kapitel 20 – Der Punkt ohne Wiederkehr

Kapitel 21 – Die Spur des Geistes

Kapitel 22 – Jäger und Gejagte

Kapitel 23 – Die Spur des Schattens

Kapitel 24 – Gefangen im Dunkel

Kapitel 25 – Schatten der Vergangenheit

Kapitel 26 – Das Hotel der Schatten

Kapitel 27 – Der Feind in den eigenen Reihen

Kapitel 28 – In der Falle

Kapitel 29 – Der Wettlauf gegen die Zeit

Kapitel 30 – Hafen der Verlorenen

Kapitel 31 – Die Schatten der Vergangenheit

Kapitel 32 – Die Finsternis hinter der Fassade

Kapitel 33 – Die Schatten der Vergangenheit

Kapitel 34 – Ein gefährlicher Handel

Kapitel 35 – Verrat im Hafen

Kapitel 36 – Der Schatten der Vergangenheit

Kapitel 37 – Hetzjagd durch Budapest

Kapitel 38 – Die Wahrheit hinter den Schatten

Kapitel 39 – Wiener Blut

Kapitel 40 – Das letzte Spiel

Ein Thriller von

Lena Lou

Kapitel 1 – Der perfekte Traum

Die Nacht hing schwer über Berlin, als der Regen in feinen, kalten Nadeln auf das Pflaster der Oranienstraße fiel. Straßenlaternen warfen fahle Lichtkegel auf den nassen Asphalt, in denen sich die Silhouetten der wenigen Nachtschwärmer verzerrten. Hinter den Fenstern der Bars und Clubs pulsierte das Leben – gedämpftes Lachen, der dumpfe Bass elektronischer Musik, das Klirren von Gläsern. Ein Ort voller Verlockungen, aber auch voller Schatten.

In einer dieser Bars, einem unscheinbaren Laden mit dem Namen „Noir“, saß sie. Lena Bertram, 19 Jahre alt, mit dunklen Locken und großen, unschuldigen Augen. Sie war hübsch, aber nicht auf die auffällige Weise, die Blicke provozierte – eher auf eine Art, die Männer glauben ließ, sie hätten eine seltene Perle entdeckt. Und genau so fühlte sie sich auch jetzt, während sie dem Mann gegenüber saß, der ihre Welt in den letzten Wochen auf den Kopf gestellt hatte.

„ Du bist wunderschön, weißt du das?“ Seine Stimme war weich, fast hypnotisch. Jasper Lehmann, Mitte zwanzig, blond, markantes Gesicht, charmantes Lächeln. Er sah nicht aus wie die Sorte Mann, vor der ihre Mutter sie immer gewarnt hatte. Ganz im Gegenteil – er wirkte wie der Protagonist einer romantischen Liebesgeschichte. Der perfekte Schwarm.

Lena lächelte verlegen und senkte den Blick auf ihr Glas. Ein sanfter Schauer lief ihr über den Rücken, als Jasper ihre Hand nahm, mit dem Daumen sanft über ihre Haut strich.

„ Was denkst du gerade?“, fragte er leise.

Lena zögerte. Sie war nicht naiv. Sie wusste, dass Männer Komplimente machten, um etwas zu bekommen. Aber bei Jasper fühlte es sich anders an. Echtheit schwang in seiner Stimme mit. Als hätte er wirklich Interesse an ihr, als wäre sie mehr als nur eine flüchtige Bekanntschaft.

„ Ich denke … dass du mich wirklich um den Finger wickelst“, sagte sie und lachte leise.

Jasper grinste. „Das hoffe ich doch. Sonst wäre ich ein schlechter Verführer.“

Seine Worte waren spielerisch, doch in seinem Blick lag etwas anderes. Etwas, das Lena nicht ganz greifen konnte.

Zwei Monate zuvor.

Die ersten Nachrichten von Jasper waren harmlos gewesen. Ein Like auf einem ihrer Instagram-Bilder, ein Kommentar unter einer Story, in der sie mit ihrer besten Freundin durch Berlin zog. Dann eine Direktnachricht:

„ Du hast ein unglaubliches Lächeln. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“

So begann es.

Zuerst schrieb sie nur zögerlich zurück. Wer war er? Ein Fremder aus dem Nichts, der plötzlich Interesse an ihr zeigte? Doch mit jeder Nachricht, jedem charmanten Satz, jedem Kompliment, das genau die richtige Mischung aus Wertschätzung und Unschuld besaß, ließ sie sich ein wenig mehr darauf ein.

Nach ein paar Tagen tauschten sie Nummern aus. Die Nachrichten wurden länger, persönlicher. Er fragte nach ihren Träumen, ihren Ängsten. Er schien wirklich wissen zu wollen, wer sie war.

Und dann das erste Treffen.

Sie hatte sich aufgeregt vor dem Spiegel gedreht, sich gefragt, ob ihr Kleid zu viel oder zu wenig war. Doch Jasper hatte sie mit einem breiten Lächeln begrüßt, ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen und gesagt:

„ Ich bin so froh, dass du gekommen bist.“

Es waren diese Kleinigkeiten, die ihn so unwiderstehlich machten.

Zurück in der Gegenwart.

„ Komm mit mir nach Hause.“

Jaspers Worte klangen nicht wie eine plumpe Einladung. Eher wie ein leises Versprechen. Lena biss sich auf die Lippe. Sie war noch nie mit einem Mann mitgegangen, den sie erst seit so kurzer Zeit kannte. Doch Jasper war nicht irgendjemand. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, besonders zu sein.

„ Ich weiß nicht …“, murmelte sie und spürte, wie ihr Herz schneller schlug.

Jasper lächelte. Kein Drängen, keine Ungeduld – nur dieses Lächeln, das ihr das Gefühl gab, sicher zu sein. „Keine Sorge. Ich will nichts überstürzen. Ich will einfach nur Zeit mit dir verbringen.“

Das süße Gift der Lüge tropfte unmerklich in ihr Bewusstsein.

Und so stand sie kurz darauf neben ihm in einem dunklen Treppenhaus in Kreuzberg, während er die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. Ihr Inneres war ein wilder Mix aus Nervosität und Vorfreude.

Jasper schaltete das Licht ein. Die Wohnung war modern, stilvoll eingerichtet – nicht das typische Chaos einer Junggesellenbude. Ein Leder-Sofa, ein dunkler Holztisch, Bilder an den Wänden, die nicht wahllos wirkten.

„ Setz dich“, sagte er sanft und verschwand in der Küche.

Lena ließ sich aufs Sofa sinken und beobachtete, wie er zwei Gläser mit Rotwein füllte.

„ Auf uns“, sagte er und hielt ihr eines hin.

Sie stießen an. Der Wein war schwer, fruchtig, ein wenig zu süß.

„ Ich bin froh, dass wir uns getroffen haben, Lena. Du bist … etwas ganz Besonderes.“

Seine Stimme war ein warmer Hauch in der kühlen Nacht. Lena nahm einen tiefen Schluck.

Sie wusste nicht, dass dies der Moment war, in dem sie den ersten Schritt in eine Welt tat, aus der es kaum ein Entkommen gab.

Kapitel 2 – Das Netz zieht sich zusammen

Lena erwachte in einem Bett, das nicht ihres war.

Die Luft im Raum war schwer, der Duft von teurem Parfüm und Rotwein lag noch in der Luft. Die Dunkelheit war beinahe vollkommen, nur ein schmaler Streifen Licht drang durch die halb geschlossenen Jalousien und warf ein mattes Muster auf die Decke. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie war. Ihr Herz schlug schneller, als sie die ungewohnte Umgebung registrierte – das elegante Kopfteil aus schwarzem Leder, die minimalistische Einrichtung, die ihr fremd vorkam.

Dann fiel es ihr ein. Jaspers Wohnung.

Ihr Blick glitt zur Seite. Jasper lag neben ihr, entspannt, mit einer Hand unter dem Kopf, seine gleichmäßige Atmung kaum hörbar. Sein Gesicht lag im Schatten, nur die Konturen seines Kiefers hoben sich schwach vom Lichtschein ab.

Lena sog scharf die Luft ein. Sie erinnerte sich an den Abend – das Gespräch, die Vertrautheit, das Glas Rotwein, das sie getrunken hatte. Aber … mehr? Sie konnte sich an keine Grenze erinnern, die sie überschritten hatten. War sie einfach nur eingeschlafen?

Ein leises Geräusch ließ sie zusammenzucken. Schritte, irgendwo in der Wohnung. Oder war es das Holz des Parketts, das knisterte?

Ihre Finger griffen automatisch nach ihrem Handy auf dem Nachttisch. Sie wollte auf die Uhr schauen, doch der Bildschirm blieb schwarz. Akku leer.

Verdammt.

Sie schob vorsichtig die Bettdecke zur Seite. Ihr Körper fühlte sich schwer an, ein merkwürdiger Nebel hing in ihrem Kopf. Vielleicht war es der Wein? Oder die Müdigkeit? Ein Teil von ihr wollte sich einfach wieder hinlegen, doch ein anderer Teil, ein wachsender Unruhefaktor in ihr, trieb sie dazu, sich aufzusetzen.

Neben ihr regte sich Jasper.

„ Morgen“, murmelte er, seine Stimme rau vom Schlaf.

Lena drehte sich zu ihm um. „Ich bin … einfach eingeschlafen, oder?“

Er lächelte. „Ja. Du warst müde. Ich hab dich nicht wecken wollen.“

Er klang aufrichtig, und doch blieb das Gefühl, dass etwas nicht ganz stimmte.

„ Wie spät ist es?“ fragte sie.

Jasper drehte sich zur Seite, griff nach seinem Handy. „Kurz nach sieben.“

Lena rieb sich die Augen. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, konnte aber nicht genau benennen, warum. Sie versuchte sich zu entspannen. Vielleicht war es nur die Tatsache, dass sie zum ersten Mal bei einem Mann übernachtet hatte, den sie eigentlich noch gar nicht so lange kannte.

„ Ich mach uns Kaffee“, sagte Jasper, stand auf und zog sich ein T-Shirt über. „Bleib noch liegen.“

Sie nickte, während er den Raum verließ. Doch als sie allein war, konnte sie nicht einfach liegen bleiben.

Langsam stand sie auf. Ihr Blick fiel auf ihre Kleidung, die ordentlich über die Rückenlehne eines Stuhls gelegt war. Eine kleine Aufmerksamkeit, die ihr Sicherheit geben sollte – doch stattdessen verstärkte es das seltsame Gefühl in ihrer Magengrube.

Barfuß ging sie zur Tür.

Im Flur war es still. Nur das leise Rauschen der Kaffeemaschine aus der Küche war zu hören. Sie überlegte, ins Bad zu gehen, entschied sich dann aber für etwas anderes: einen Blick in die Wohnung zu werfen.

Sie trat in den offenen Wohnbereich. Alles war so makellos, so perfekt aufgeräumt, als wäre es ein Ausstellungsraum. Auf dem Tisch lagen keine achtlos abgelegten Zeitschriften, keine herumliegenden Gegenstände. Die Möbel waren teuer, aber ohne jegliche persönliche Note.

Ihr Blick blieb an einer Tür hängen, die halb offen stand. Ein Arbeitszimmer?

Lena zögerte. Dann machte sie vorsichtig einen Schritt darauf zu.

Das Zimmer war schlicht eingerichtet – ein großer Schreibtisch, ein Regal mit wenigen Büchern, ein Laptop, der geschlossen auf der glatten Oberfläche lag. Und daneben: ein Notizbuch.

Lena wusste, dass es falsch war, aber ihre Finger bewegten sich fast von selbst. Sie schlug es auf.

Die erste Seite war mit Namen gefüllt. Frauennamen.

Lenas Magen zog sich zusammen. Manche Namen waren durchgestrichen, andere nicht. Neben manchen standen Zahlen, Daten, Vermerke. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

War das eine Art Tagebuch? Oder … eine Liste?

Ihre Hände zitterten, als sie die nächste Seite umblätterte. Wieder Namen. Und dann, weiter unten, ein Name, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Lena Bertram.

Jemand atmete hinter ihr.

Sie fuhr herum.

Jasper stand in der Tür. Seine Augen waren ruhig, fast amüsiert, aber in den Tiefen lauerte etwas anderes.

„ Neugierig, was?“ Seine Stimme war sanft, aber da war ein Unterton, der sie erstarren ließ.

„ Was ist das?“ Ihre Stimme klang schwächer, als sie wollte.

Jasper trat näher. „Nur ein kleines Spiel. Eine Art … Statistik.“

Lena wich zurück. „Was bedeutet das?“

Er lächelte. Doch diesmal war es nicht das warme, charmante Lächeln, das sie kannte. Es war kalt, berechnend.

„ Es bedeutet, dass du genau da bist, wo du sein sollst.“

Lena spürte, wie ihr Herz raste. Ihr Verstand schrie, dass sie fliehen musste. Doch ihre Beine fühlten sich schwer an, als wären sie in Beton gegossen.

Jasper machte einen Schritt auf sie zu.

„ Lena …“

Seine Stimme war ein Flüstern, ein Hauch von falscher Zärtlichkeit.

Dann, bevor sie reagieren konnte, schob er die Tür zu – und das Schloss klickte.

Kapitel 3 – Gefangen im Spiel

Lena hörte das Klicken der Tür so laut, als wäre es ein Pistolenschuss gewesen.

Ihr ganzer Körper spannte sich an. Das Zimmer, das eben noch wie ein normaler Arbeitsraum gewirkt hatte, kam ihr plötzlich vor wie ein Käfig. Ein klaustrophobischer, stiller Ort, aus dem es kein Entkommen gab.

Jasper lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür, als würde er ihr jeden möglichen Fluchtweg versperren. Sein Blick war unverändert – dieses undurchdringliche Gemisch aus Belustigung und Berechnung.

Lena zwang sich, ruhig zu atmen. Sie durfte keine Panik zeigen. Keine Schwäche.

„ Mach die Tür auf“, sagte sie langsam, bemüht, ihre Stimme fest klingen zu lassen.

Jasper lächelte. „Warum so nervös? Ich dachte, wir haben keine Geheimnisse voreinander.“

Seine Worte klangen spielerisch, doch das war ein Spiel, das sie nicht spielen wollte.

Lena kämpfte gegen das Zittern ihrer Hände an. Sie ließ den Notizblock auf den Schreibtisch fallen, als hätte sie sich verbrannt.

„ Was bedeutet diese Liste?“

Jasper betrachtete sie für einen Moment, dann trat er näher. Sein Gang war lässig, kontrolliert. Er wusste, dass er die Oberhand hatte.

„ Es bedeutet, dass ich ein Mann bin, der gerne Dinge im Blick behält.“

Lena schluckte hart. Das war keine Antwort. Es war eine Ausweichstrategie.

„ Warum steht mein Name da drauf?“

Jasper schüttelte leicht den Kopf, als wäre sie ein störrisches Kind, das eine unnötige Szene machte. „Lena … du denkst zu viel nach. Das ist einfach eine Liste von Leuten, mit denen ich zu tun hatte. Mehr nicht.“

„ Leute, mit denen du zu tun hattest? Oder Frauen, die du manipuliert hast?“

Sein Blick verengte sich. Nur ein Hauch. Aber sie hatte es bemerkt.

Lena atmete flach. Ihr Körper war auf Flucht programmiert, doch ihr Verstand wusste, dass es keine Option war – nicht solange er vor der Tür stand.

Sie musste klug sein.

„ Weißt du was?“ Sie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen, obwohl ihr Inneres schrie. „Vergiss es. Ich … ich hab überreagiert. Ich bin einfach nur überrascht gewesen.“

Jasper beobachtete sie.

Er war nicht dumm.

Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, zuckte er mit den Schultern. „Schon gut.“

Er trat zurück, öffnete die Tür und machte eine einladende Geste. „Komm. Ich habe Kaffee gemacht.“

Lena stand für einen Moment reglos da. War das eine Falle? War es eine Art Test?

Dann zwang sie sich, sich zu bewegen. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als sei alles normal, und ging mit ruhigen Schritten an ihm vorbei.

Doch ihr Inneres brannte.

Während Jasper in der Küche mit den Tassen hantierte, glitt Lenas Blick über die Wohnung. Die Haustür war in Sichtweite. Es war nicht weit. Sie könnte es schaffen – wenn sie schnell genug war.

Doch ihr Handy war tot. Kein Kontakt zur Außenwelt.

„ Du siehst angespannt aus“, sagte Jasper, während er ihr eine Tasse reichte.

„ Ich bin einfach noch müde.“

Er musterte sie. „Vielleicht brauchst du etwas Zeit für dich. Kein Problem. Ich kann dich nach Hause fahren.“

Lena hatte das Gefühl, dass sich ihr Magen verkrampfte. Er wollte sie fahren? Das bedeutete, dass er die Kontrolle behalten wollte.

Sie musste es anders anstellen.

„ Das wäre nett“, sagte sie sanft. „Aber ich könnte auch ein bisschen spazieren gehen. Frische Luft schnappen.“

Jasper legte den Kopf leicht schief. „Spazieren?“

„ Ja.“

Ein winziger Moment des Zögerns. Dann nickte er. „Natürlich. Ich bring dich runter.“

Lena atmete flach. Die Haustür war zum Greifen nah.

Sie musste einfach nur ruhig bleiben.

Als sie das Treppenhaus betraten, wurde ihr bewusst, dass sie beobachtet wurde. Nicht nur von Jasper, sondern auch von zwei anderen Männern, die weiter unten am Eingang standen.

Sie waren unauffällig gekleidet – Jeans, Jacken, nichts Auffälliges. Doch sie standen nicht einfach nur dort. Sie standen da, weil sie auf etwas warteten.

Oder auf jemanden.

Lena erstarrte innerlich.

Jasper bemerkte ihren Blick. Sein Griff um ihre Schulter wurde einen Hauch fester.

„ Lena“, sagte er leise, beinahe zärtlich. „Vertrau mir.“

Sie drehte sich zu ihm, und in diesem Moment wusste sie es.

Sie war in etwas hineingeraten, das viel größer war als sie selbst.

Und sie musste einen Plan haben, um zu überleben.

Kapitel 4 – Der goldene Käfig

Die Kälte der Morgenluft schlug ihr ins Gesicht, als sie das Treppenhaus verließen. Lena spürte, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte, als würde ihr Instinkt sie dazu bringen wollen, einfach loszurennen.

Doch sie tat es nicht.

Nicht hier. Nicht jetzt.

Die beiden Männer am Ausgang standen immer noch dort. Sie taten so, als wären sie in ein Gespräch vertieft, aber Lena bemerkte, dass einer von ihnen den Blick kurz zu Jasper wandte – eine fast unsichtbare Geste, ein kaum merkliches Nicken.

Sie gehörten zu ihm.

Der Gedanke jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.

Jasper legte sanft eine Hand auf ihren Rücken, als wäre es eine liebevolle Geste, doch Lena spürte die unausgesprochene Warnung darin.

Bleib ruhig. Versuch nichts Dummes.

Ihr Herz pochte in ihrer Brust, während sie auf die Haustür zugingen. Draußen wirkte die Welt ganz normal – Autos, Fußgänger, ein paar Leute mit Coffee-to-go-Bechern, die ihren Tag begannen. Nichts deutete darauf hin, dass sie in Gefahr war.

Doch sie war es.

Jasper öffnete die Tür für sie. „Na los, frische Luft wird dir guttun.“

Lena zwang sich zu einem Lächeln. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie einen Schritt nach draußen machte. Die beiden Männer blieben an ihrem Platz, bewegten sich nicht – aber sie wusste, dass sie jederzeit eingreifen konnten.

„ Ich könnte von hier aus einfach allein gehen“, versuchte sie beiläufig. „Es ist doch nicht weit bis zu meiner Wohnung.“

Jasper lächelte. „Natürlich könntest du das. Aber ich will sicherstellen, dass du gut nach Hause kommst.“

Mit anderen Worten: Ich lasse dich nicht aus den Augen.

Lena wusste, dass sie jetzt keine Szene machen durfte. Wenn sie einfach losrannte, würde sie es vielleicht bis zur nächsten Straßenecke schaffen – aber dann? Würden die beiden Männer hinter ihr her sein? Würde Jasper sie einholen?

Nein. Sie musste klug sein.

Sie setzte sich in Bewegung, langsam, kontrolliert. Jasper ging neben ihr, als wäre es der natürlichste Spaziergang der Welt.

„ Weißt du, was ich an dir mag?“ fragte er plötzlich.

Lena sah ihn an. „Was denn?“

„ Du bist schlau. Anders als die anderen.“

Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

Die anderen.

Sie dachte an die Liste in seinem Notizbuch, an die Namen, die durchgestrichen waren. Wer waren sie gewesen? Und was war mit ihnen passiert?

Sie zwang sich, nicht an das Schlimmste zu denken.

„ Was meinst du damit?“ fragte sie vorsichtig.

Jasper lächelte. „Ich meine, dass du nicht sofort zusammenbrichst. Andere Frauen hätten jetzt vielleicht geweint oder versucht, hysterisch wegzurennen. Aber du … du denkst nach.“

Es klang fast wie ein Kompliment.

Fast.

Lena tat so, als würde sie das Gespräch nicht weiter beunruhigen. Sie ließ ihren Blick über die Umgebung schweifen – suchte nach einer Gelegenheit. Nach einer Möglichkeit.

Ein Bus fuhr an ihnen vorbei. Menschen gingen an ihnen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie waren inmitten von Leben, und doch war sie gefangen.

Dann sah sie die Ampel.

Gerade schaltete sie auf Grün, und eine Gruppe von Fußgängern setzte sich in Bewegung, um die Straße zu überqueren.

Lena atmete tief durch, als würde sie sich entspannen. Sie drehte den Kopf leicht zu Jasper, hielt Augenkontakt.

Dann machte sie es.

Sie wirbelte herum und rannte.

Sie hörte Jaspers überraschten Ausruf hinter sich, doch sie hatte keinen Moment zu verlieren. Ihre Füße trommelten über den Asphalt, während sie sich in die Menge stürzte. Sie schob sich zwischen die Fußgänger, drängte sich durch, während ihr Herz gegen ihre Rippen hämmerte.

Die Ampel sprang auf Rot.

Autos fuhren an.

Lena hetzte weiter, bog in die nächste Seitenstraße, sprintete so schnell sie konnte. Ihr Atem ging keuchend, ihre Beine brannten, aber sie zwang sich, nicht langsamer zu werden.

Sie wusste nicht, wie weit Jasper hinter ihr war. Sie wusste nur, dass sie nicht stehen bleiben durfte.

Die Stadt verschwamm um sie herum. Sie wusste nicht, wohin sie lief – sie wusste nur, dass sie weglaufen musste.

Nach fünf Minuten verlangsamte sie ihr Tempo. Ihr Körper zitterte vor Anstrengung, und ihr Kopf war ein einziger Nebel aus Adrenalin und Panik.

Sie blieb vor einem kleinen Café stehen, atmete tief durch.

Dann zog sie die Kapuze ihrer Jacke über den Kopf und duckte sich ins Innere.

Es war ruhig hier. Menschen saßen an den Tischen, lasen Zeitung, tranken Kaffee. Niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit.

Perfekt.

Sie setzte sich an einen Tisch in der Ecke, versuchte ihre Gedanken zu ordnen.

Was jetzt?

Ihr Handy war immer noch tot. Sie konnte niemanden anrufen. Sie hatte kein Bargeld bei sich, nur ihre Karte. Aber wenn Jasper ihre Daten hatte – konnte er sie damit vielleicht orten?

Verdammt.

Sie brauchte einen Plan.

Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Die Tür des Cafés wurde geöffnet.

Lena sah auf.

Ein Mann trat ein. Groß, dunkel gekleidet, mit einem Handy am Ohr.

Für einen Moment glaubte sie, dass es einer von Jaspers Leuten war.

Doch dann erkannte sie ihn.

Er war Polizist.

Ihr Herz machte einen Sprung.

War das ihre Rettung?

Oder war es schon zu spät?

Kapitel 5 – Der Blick durch den Spiegel

Lena saß versteckt in der Ecke des Cafés, ihr Herz raste. Sie wagte kaum zu atmen, während der Polizist durch die Tür trat.

Er war groß, vielleicht Mitte vierzig, mit einem harten, abwartenden Blick. Seine Haltung war entspannt, aber Lena erkannte die scharfe Aufmerksamkeit in seinen Augen. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, als würde er nach jemandem suchen.

Nach ihr? Oder war das nur Zufall?

Ihr Verstand raste. Sollte sie aufstehen und ihn ansprechen? Um Hilfe bitten? Oder würde sie sich damit noch mehr in Gefahr bringen?

Sie konnte sich nicht sicher sein.

Also beobachtete sie.