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Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. »Hallo, Herr Kollege«, begrüßte Dr. Leon Laurin den jungen Arzt Dr. Karlheinz Hinz. »Nett, daß Sie vorbeischauen. Sie wollen sich sicher nach Frau Reinberg erkundigen.« Dr. Hinz lächelte verlegen. Erst vor ein paar Wochen hatte er die Praxis seines Vaters übernommen. Gleich die erste Patientin, bei der er sich in der Diagnose nicht sicher war, hatte er zur fachärztlichen Untersuchung in die Prof. -Kayser-Klinik geschickt. Dr. Laurin war sehr angetan von der Gewissenhaftigkeit des jungen Kollegen, obgleich er sich bald überzeugen konnte, daß dessen Diagnose stimmte. »Sie haben recht gehabt. Es ist eine Zyste, die schleunigst operiert werden muß.« Er konnte sehen, wie Dr. Hinz aufatmete. »Ich dachte schon, Sie würden mich auslachen«, sagte der Jüngere erleichtert. »Wieso?
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2014
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»Hallo, Herr Kollege«, begrüßte Dr. Leon Laurin den jungen Arzt Dr. Karlheinz Hinz. »Nett, daß Sie vorbeischauen. Sie wollen sich sicher nach Frau Reinberg erkundigen.«
Dr. Hinz lächelte verlegen. Erst vor ein paar Wochen hatte er die Praxis seines Vaters übernommen. Gleich die erste Patientin, bei der er sich in der Diagnose nicht sicher war, hatte er zur fachärztlichen Untersuchung in die Prof.-Kayser-Klinik geschickt.
Dr. Laurin war sehr angetan von der Gewissenhaftigkeit des jungen Kollegen, obgleich er sich bald überzeugen konnte, daß dessen Diagnose stimmte.
»Sie haben recht gehabt. Es ist eine Zyste, die schleunigst operiert werden muß.«
Er konnte sehen, wie Dr. Hinz aufatmete.
»Ich dachte schon, Sie würden mich auslachen«, sagte der Jüngere erleichtert.
»Wieso? Weil Sie lieber ganz sichergehen wollten? Sie haben genau das Richtige getan, und so können wir Frau Reinberg vor Schlimmerem bewahren.«
»Es ist immer ein bißchen schwierig, wenn man erst Erfahrungen sammeln muß. Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie Frau Reinberg so bereitwillig aufgenommen haben.«
Dr. Laurin lächelte. »Das ist nun mal meine Pflicht und auch mein Geschäft. Manchem älteren Kollegen wäre solche Gewissenhaftigkeit zu wünschen, bevor lange herumgedoktert wird. Wollen Sie bei der Operation zugegen sein?«
Flüchtige Röte stieg dem jungen Arzt in die Wangen. »Ich kann nur dazulernen.«
»Wer muß das nicht?« fragte Dr. Laurin. »Also, dann übermorgen früh, acht Uhr. Wir sind fertig, wenn Ihre Sprechstunde beginnt.«
Dr. Hinz war dem Chef der Prof.-Kayser-Klinik dankbar. Der plötzliche Tod seines Vaters hatte ihn weit schneller dazu gezwungen, Verantwortung zu tragen, als er angenommen hatte. Viele der treuen Patienten seines Vaters betrachteten ihn, den noch jungenhaften Mann, mit Mißtrauen, und er wollte doch so gern genauso werden, wie sein Vater gewesen war. Ein verständnisvoller Arzt, immer bereit zu helfen und zu heilen.
Dr. Leon Laurin fühlte, wie nötig dieser junge Mann des Zuspruchs bedurfte. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sie gehen schon Ihren Weg«, sagte er. »Da ist mir nicht bange. Wenn ich Ihnen dann und wann helfen kann, tue ich es gern.«
Keiner von beiden ahnte, wie bald das schon wieder der Fall sein sollte!
*
Bettina Grooten hielt die kalte Hand ihrer Schwester Rosmarie. »Du darfst dich nicht aufregen, Rosmarie«, sagte sie weich. »Es lohnt sich doch nicht um ihn.«
Sie meinte damit Rosmaries Mann Horst Brendel, der vor ein paar Tagen einfach seine Sachen gepackt und aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war.
»Ich kann mich doch nicht scheiden lassen, wenn ich jetzt
ein Kind bekommen werde«, schluchzte Rosmarie. »Das Kind braucht einen Vater.«
Aber nicht so einen, dachte Bettina, doch das sagte sie nicht, um Rosmarie nicht noch mehr zu erregen. Sie war einem Nervenzusammenbruch nahe.
»Laß es dir doch erst einmal von Dr. Hinz bestätigen, ob du wirklich ein Kind erwartest«, sagte sie eindringlich.
Es war ihr nicht beizukommen. Sie war voller Abwehr und fast hysterisch. Bettina machte sich große Sorgen um sie. Rosmarie war ihre Schwester, die einzige Verwandte, die sie überhaupt besaß. Sie hatten immer sehr aneinander gehangen.
»Dr. Hinz wird bald kommen und dir ein Beruhigungsmittel geben«, sagte Bettina nun tröstend, weil sie gar nicht mehr wußte, was sie sonst noch sagen sollte.
»Bitte, geh zu Horst, Bettina. Sag ihm, wie schlecht es mir geht. Laß mich doch nicht auch noch im Stich.«
In Bettina sträubte sich alles, diesem Wunsch nachzukommen. Sie hatte eine heftige Abneigung gegen ihren Schwager.
»Ich muß jetzt warten, bis Dr. Hinz kommt«, sagte sie.
»Das brauchst du nicht. Ich kann ihm selbst öffnen. Horst soll kommen. Ich muß mit ihm sprechen.«
Bettina wußte, warum er gegangen war, aber vielleicht ließ er sich doch zur Rückkehr bewegen, wenn sie ihm eindringlich klar machte, in welchem Zustand sich Rosmarie befand.
»Gut, ich gehe«, sagte sie müde.
»Danke, Bettina. Du bist doch der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann.«
*
Als Bettina auf die Straße trat, hielt sie nach Dr. Hinz Ausschau. Sie mochte den jungen Arzt, der von Rosmarie so schlecht behandelt worden war, daß es begreiflich wäre, wenn er eine weitere Behandlung ablehnte. Sie hätte ihm gern erklärt, warum ihre Schwester so aggressiv und exzentrisch war. Dazu hatte sie neulich keine Gelegenheit gehabt.
Ohne Hoffnung, bei ihrem Schwager Gehör zu finden, eilte Bettina die Straße entlang. Gar nicht weit von ihrem Haus hatte Horst Brendel ein komfortables Apartment bezogen, in dem er ohne jede Hemmung die Nächte mit der reichen Delia Brink verbrachte, die ebenfalls verheiratet war.
Geklatscht wurde genug darüber. Rosmarie hatte lange die Augen vor Horsts Schwächen verschlossen. Sie hatte nicht einmal zur Kenntnis nehmen wollen, daß er sogar Bettina nicht in Ruhe lassen konnte.
Bettina fröstelte bei diesem Gedanken, und nun wurde sie von Rosmarie auch noch zu diesem Mann geschickt, den sie verabscheute. Aber vielleicht hatte er doch ein kleines bißchen Menschlichkeit in sich, mit der Rosmarie noch vor dem völligen Zusammenbruch gerettet werden konnte.
Ich muß es versuchen, dachte Bettina, während sie das Haus betrat. Sie trat schnell zurück, als der Lift herabkam, und drückte sich in die dunkle Nische. Es sollte sie niemand sehen. Ihre Vorsicht war gut, denn aus dem Lift stieg jene Delia Brink.
Bettina sah, daß ihr Gesicht verzerrt war, zornig und bleich. Sie war eine attraktive Frau, reich, verwöhnt, umschwärmt. Ihr Mann war nicht mehr der Jüngste, aber er hatte einen guten Ruf in der Geschäftswelt, und außerdem hatten sie zwei Kinder.
Was finden die Frauen nur an Horst, überlegte Bettina, bevor sie sich dazu aufraffte, in das sechste Stockwerk hinaufzufahren.
Ihr Herz flatterte, als sie auf die Türglocke drückte. Sie mußte ziemlich lange warten, bis ihr geöffnet wurde. Mit einem Bademantel bekleidet, stand dann Horst Brendel vor ihr.
»Du?« fragte er gedehnt, aber in seinen Augen glomm es auf, und am liebsten wäre Bettina wieder auf der Stelle umgekehrt.
Erfahren war Bettina, knapp zwanzig Jahre jung, nicht, aber sie kannte ihren Schwager zur Genüge. Sie kannte seine Launen, seine Unbeherrschtheit, seine Frivolität und seine Hemmungslosigkeit.
»Ich muß dich sprechen. Rosmarie geht es schlecht«, stieß Bettina hervor.
»Komm doch herein«, sagte er leichthin.
»Sie ist krank, und außerdem erwartet sie ein Kind«, sagte Bettina.
Er lachte schallend auf. »Ist das ihre neueste Masche? Von wem kriegt sie denn eins?«
Bettina war außer sich vor Zorn, aber sie beherrschte sich.
»Von wem schon? Hat es für sie je einen anderen Mann gegeben als dich? Wenn ich es auch nicht begreifen kann.«
Er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest, als sie zurückweichen wollte.
»Du kannst es nicht begreifen, Bettina? Es muß doch schon etwas an mir sein, das die Frauen verrückt macht. Du müßtest es nur mal kennenlernen.«
»Du widerlicher Kerl!« begehrte sie auf, aber damit reizte sie ihn nur um so mehr. Immer hatte sie ihn gereizt mit ihrer Abwehr, weil sie die einzige war, bei der er nichts, absolut nichts erreicht hatte.
Sein Griff wurde noch fester. Er riß sie an sich und hielt sie so fest, daß sie kaum noch Luft bekam. Mit verzweifelter Kraft wehrte sie sich und trat ihn gegen das Schienbein, worauf sein Griff sich lockerte. Aber für Bettina reichte der Augenblick, um sich zu befreien. Sie stürzte zur Tür und riß sie auf. Als er ihr folgte, gelang es ihr gerade noch, in dem Lift zu entkommen.
Was sollte sie Rosmarie sagen? Niemals wieder würde sie diese Wohnung betreten.
Sie wußte nicht, wie sie auf die Straße gelangte. Und da rief von oben seine Stimme: »Bettina, so warte doch!«
Sie schaute nicht rechts, nicht links, sie stürzte vorwärts und vernahm nicht das Nahen des Autos, das sie erfaßte und durch die Luft wirbelte, bevor die Bremsen es zum Stillstand brachten.
Während im sechsten Stock ein Fenster zugeschlagen wurde, blieb sie blutüberströmt liegen.
*
Dr. Hinz war zu Rosmarie Brendel gefahren, aber niemand hatte ihm geöffnet. Was tat man in solch einem Fall?
Er blickte zu den Fenstern des Einfamilienhauses empor. Es war ihm, als würde sich eine Gardine bewegen. Bettina Grooten hätte ihm doch sicher geöffnet, oder wurde sie von ihrer exzentrischen Schwester daran gehindert?
Ja, er war geneigt, Rosmarie Brendel auch in die Kategorie exzentrischen Frauen einzustufen. Er wußte, daß ihr Mann ein recht bekannter und vermögender Architekt war, über den viele Gerüchte im Umlauf waren. Er wußte, daß manche Männer von ihren Frauen buchstäblich aus dem Hause getrieben wurden, und Rosmarie Brendel schien eine Frau zu sein, die ihrem Mann das Leben schwermachen konnte. Er kannte sie viel zu flüchtig, um sich ein Urteil erlauben zu können, aber die zierliche Bettina Grooten mit ihrem schüchternen Lächeln war ihm in guter Erinnerung geblieben seit seinem ersten und bisher einzigen Besuch in diesem Haus.
Er setzte sich wieder in seinen Wagen. So viel Zeit hatte er auch nicht, daß er hier warten konnte, bis man ihn vielleicht doch einließ. Er fuhr langsam los.
Plötzlich hörte er die Sirenen eines Funkstreifenwagens heulen. Dann sah er vor sich auf der Straße auch schon einen Menschenauflauf.
Er hielt an und stieg schnell aus. Er griff nach seinem Arztkoffer und bahnte sich einen Weg durch die Gaffenden.
»Kann ich helfen? Ich bin Arzt«, sagte er zu irgend jemand, und dann machte man ihm Platz.
Voller Entsetzen blickte er gleich darauf auf die leblose Gestalt in zerfetzter Kleidung. Er erkannte sie trotz der Blutspuren.
Er wußte nicht, wie er es dennoch fertigbrachte, einem Mann die Telefonnummer der Prof.-Kayser-Klinik zu nennen. »Sie sollen sofort einen Ambulanzwagen schicken«, murmelte er.
*
»Warum ißt du nicht, Konstantin?« fragte Dr. Laurin seinen Sohn.
»Mag nicht«, brummelte der männliche Teil der Laurinschen Zwillinge.
»Weil die Kälbchen doch so süß sind«, wisperte Kaja, das bildhübsche Pendant ihres Zwillingsbruders.
»Das ist ein Rindersteak«, sagte Leon, nachdem er schnell einen Blick mit seiner Frau Antonia getauscht hatte.
»Rinder waren auch mal Kälbchen«, sagte Konstantin anklagend.
»Dann werden wir wohl Vegetarier werden müssen«, meinte Leon, »aber Gemüse und Salate mögt ihr doch auch nicht.«
»Waren auch mal süße kleine Pflänzchen«, erklärte Kaja. »Essen wir Pudding.«
»I mag aber Fleisch«, sagte Kevin, der dritte Sprößling. »A Haxen mag i.«
»Der ist halt ein Bayer«, stellte Kaja fest.
»Bin a Laurin«, sagte Kevin ungehalten.
Er dachte sich nichts dabei, wenn ihm etwas schmeckte. Konstantin und Kaja waren auch erst so kritisch, seit sie einmal ein neugeborenes Kälbchen gesehen hatten. Ganz plötzlich hatten sie da ihre Abneigung gegen Fleisch und ihre Vorliebe für Süßspeisen entdeckt, die ihr Vater jedoch nicht teilte.
Der Disput darüber wurde unterbrochen, als das Telefon läutete, was Antonia Laurin mit dem üblichen Seufzer zur Kenntnis nahm.
»Ein schwerer Unfall, Leon!« rief sie ihrem Mann zu.
»Dafür ist Eckart zuständig.«
»Marie sagt, daß Dr. Hinz die Verletzte gebracht hat.«
»Na dann«, sagte Leon und sprang auf.
Antonia wunderte sich. Der Name war ihr nur flüchtig bekannt. Sie mußte ihren Mann wohl doch mal fragen. Jetzt aber war keine Zeit dafür.
So schnell war Dr. Laurin aus dem Haus, daß es die Kinder gar nicht richtig mitbekamen.
»Kriegt wer ein Baby?« fragte Kaja interessiert.
»Hast doch gehört, daß ein Unfall ist«, sagte Konstantin.
»Mami, kann Babykriegen auch Unfall sein?« fragte Kaja.
»Manchmal«, erwiderte Antonia geistesabwesend. »Wollt ihr nicht doch essen?«
»Smeckt pima«, sagte Kevin. »Mag kein Baby mehr sein und bloß Flaschi trinken.«
Wie auf Kommando meldete sich ein Stimmchen, das Antonia daran erinnerte, daß ihre Jüngste auch Hunger hatte.
»Kyra kann kein Fleisch essen«, sagte Kevin. »Hat noch keine Zähnchen. Ihr seid doof.«
»Möchte wissen, wer hier doof ist«, bemerkte Konstantin erzürnt. »Du Zwerg!«
*
Dr. Karlheinz Hinz war weiß wie die Wand. »Es ist die Schwester einer Patientin«, murmelte er. »Ich bin gerade dazugekommen, als der Unfall passiert war. Sie ist in ein Auto gelaufen.«
»Ist Dr. Sternberg verständigt?« fragte Dr. Laurin über die Schulter hinweg Schwester Marie.
»Es ist alles vorbereitet«, erwiderte sie. »Dr. Sternberg ist gerade gekommen.«
»Das ist ein Fall für den Chirurgen«, sagte Dr. Laurin zu seinem jungen Kollegen.
Dr. Hinz senkte den Kopf. »Sie heißt Bettina Grooten. Über ihre Schwester wollte ich mit Ihnen sprechen, Herr Chefarzt.«
»Ich weiß schon, wie einem zumute ist, wenn man jemand, den man kennt, so sieht. Dr. Sternberg ist ein erstklassiger Chirurg und außerdem mein Freund, wenn Sie das beruhigt. Die junge Dame steht Ihnen nahe?«
»Nein, so ist das nicht. Frau Brendel, die Schwester von Fräulein Grooten, ist meine Patientin. Das heißt, sie wäre es, wenn sie es wollte. Das ist auch so ein Fall, wo ich nicht weiter weiß. Sie braucht einen Arzt, aber man kann gar nicht an sie herankommen. Fräulein Grooten hatte um meinen Besuch gebeten, aber als ich kam, öffnete mir niemand, und dann fand ich sie auf der Straße liegend.«
»Sie brauchen ein dickeres Fell, Kollege«, sagte Dr. Laurin gutmütig.
Dr. Hinz preßte die Lippen aufeinander. »Jemand müßte Frau Brendel benachrichtigen, daß ihre Schwester einen Unfall hatte. Ich kann es nicht. Sie würde mich vor die Tür setzen.«
»Man könnte sie telefonisch verständigen«, sagte Dr. Laurin. »Oder die Polizei wird es tun. Wenn Sie keine persönliche Bindung haben, sollten Sie sich wirklich nicht so viele Gedanken machen.«
»Ich weiß, daß Fräulein Grooten sich große Sorgen um ihre Schwester macht, in deren Ehe manches nicht zu stimmen scheint. Ich kenne meine Patienten noch viel zu wenig.«
Dennoch macht er sich ihre Anliegen bereits zu seinen eigenen, dachte Dr. Laurin. Dem Jungen mußte man wirklich helfen.