Das verschwundene Haus - Karl Ettlinger - E-Book

Das verschwundene Haus E-Book

Karl Ettlinger

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Beschreibung

Erstmals seit den 1920er Jahren neu aufgelegt: In »Das verschwundene Haus – oder: Der Maharadscha von Breckendorf« erzählt der deutsch-jüdische Journalist und Schriftsteller Karl Ettlinger mit Humor und satirischem Scharfsinn eine provinzielle Kriminalgeschichte mit internationalem Flair. Eduard Bohnkraut – ein gutmütiger Polterer mit Bärenstimme und Inhaber eine Schnapskneipe in Philadelphia – kehrt nach zwanzig Jahren in den USA in seine alte Heimat zurück: Dank der guten Luft ist das verschlafene Breckendorf im Harz inzwischen zu einer Großstadt mit Kurbetrieb avanciert – mit edlen Hotels, eigenem Theater und Gästen aus aller Welt. Bohnkraut möchte in das Haus seines verstorbenen Vaters einziehen, doch anstelle der »Villa Sonnenstrahl« erwartet ihn eine leere Baugrube. Und der Rechtsanwalt »Meier III«, der Bohnkraut brieflich über das Erbe informiert hat, ist in der Stadt noch nie gesehen worden. Als bei einer Theaterpremiere mit Stromausfall neben vielen anderen auch der berühmteste aller Kurgäste – der Maharadscha von Bengusi – beklaut wird, deutet sich ein Zusammenhang mit Bohnkrauts verschwundenem Haus an: Die »Villa Sonnenstrahl«-Bande versetzt die Stadt in Ausnahmezustand. Amerika-Rückkehrer Bohnkraut hält die lokale Polizei für unfähig und ermittelt auf eigene Faust. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel voller Überraschungen … In Zukunft werden bei www.krimischaetze.de regelmäßig weitere Titel erscheinen - überarbeitet, in neuer Rechtschreibung und mit erklärenden Fußnoten versehen. krimischaetze.de Null Papier Verlag

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Karl Ettlinger

Das verschwundene Haus

Oder: Der Maharadscha von Breckendorf

Karl Ettlinger

Das verschwundene Haus

Oder: Der Maharadscha von Breckendorf

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] EV: Georg Müller, München, 1922 2. Auflage, ISBN 978-3-954185-33-7

null-papier.de/angebote

Inhaltsverzeichnis

Über kri­mis­chaet­ze.de

Über den Au­tor

Über die­ses Buch

Han­deln­de Per­so­nen

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

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Der Drachen­teich

Fräu­lein Ban­dit

Die blaue Spur – Mau­ri­ce Wal­li­on er­mit­telt

Das ver­schwun­de­ne Haus

Der Tod im Ka­si­no

Der Mann vom Meer

Auf der Flucht

Die wei­ße Nel­ke

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Über krimischaetze.de

Kri­mi­nal­ro­ma­ne sind heut­zu­ta­ge er­folg­reich wie nie. Kri­mi-Klas­si­ker? Da den­ken die meis­ten so­fort an Aga­tha Chris­tie (1890-1976) oder Ed­gar Wal­lace (1875-1932). Tat­säch­lich ge­hör­ten die bri­ti­schen Au­to­ren zu den ers­ten, die in den »wil­den« 1920er Jah­ren ins Deut­sche über­setzt wur­den. Kri­mi-Fans ken­nen oft auch den Schwei­zer Fried­rich Glau­ser (1896-1938), den Na­mens­ge­ber des Glau­ser-Prei­ses -- eine der wich­tigs­ten Aus­zeich­nun­gen für deutsch­spra­chi­ge Kri­mi-Au­to­ren. Wie viel­fäl­tig die Kri­mi-Sze­ne in der Wei­ma­rer Re­pu­blik war, ist in der brei­ten Öf­fent­lich­keit je­doch voll­kom­men in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten. Für kri­mis­chaet­ze.de ha­ben sich Jür­gen Schul­ze, Ver­le­ger des Null Pa­pier-Ver­la­ges, und Se­bas­ti­an Brück, Au­tor und Jour­na­list, zu­sam­men­ge­tan, um alte Kri­mi-Best­sel­ler neu zu ent­de­cken und als E-Book ver­füg­bar zu ma­chen -- über­ar­bei­tet, in neu­er Recht­schrei­bung und mit er­klä­ren­den Fuß­no­ten ver­se­hen.

Das kri­mis­chaet­ze.de-Pro­gramm star­tet zu­nächst mit sechs Ti­teln -- so­wohl Über­set­zun­gen aus dem Eng­li­schen (S.S. Van Dine) und Schwe­di­schen (Ju­li­us Re­gis), als auch deutsch­spra­chi­ge Ori­gi­na­le: In je zwei Fäl­len er­mit­teln Phi­lo Van­ce, der »ame­ri­ka­ni­sche Sher­lock Hol­mes«, und Mau­ri­ce Wal­li­on, der »De­tek­tivre­por­ter« und »Ur­va­ter« von Stieg Lars­sons »Mil­le­ni­um«-Pro­tago­nist Mi­kael Blom­qvist. Eben­falls ver­tre­ten sind die ver­ges­se­nen Wer­ke zwei­er jü­di­scher Au­to­ren: Die in Bu­da­pest, Pa­ris und San Se­bas­tián spie­len­de Kri­mi­ko­mö­die »Fräu­lein Ban­dit« des Ös­ter­rei­chers Jo­seph Del­mont so­wie der hu­mor­vol­le Kri­mi­nal­ro­man »Das ver­schwun­de­ne Haus -- oder: Der Ma­ha­ra­dscha von Bre­cken­dorf« des Frank­fur­ters Karl Ett­lin­ger.

In Zu­kunft wer­den bei www.krimischaetze.de re­gel­mä­ßig wei­te­re Ti­tel er­schei­nen.

Über den Autor

Karl Ett­lin­ger, ge­bo­ren 1881 in Frank­furt am Main, stammt aus ei­ner jü­di­schen Kauf­manns­fa­mi­lie. Im Al­ter von 23 Jah­ren ver­öf­fent­lich­te er erst­mals Tex­te in der Mün­che­ner Wo­chen­zeit­schrift »Die Ju­gend«, bei der er kurz dar­auf vom Re­dak­ti­ons­se­kre­tär zum Re­dak­teur auf­steigt. Von pa­trio­ti­scher Be­geis­te­rung ge­trie­ben zieht er in den Ers­ten Welt­krieg, wo er 1916 schwer ver­wun­det wird. In die­ser Zeit ent­ste­hen »Karl­chens Kriegs­be­rich­te« -- sa­ti­ri­sche An­ek­do­ten, die eine Auf­la­ge von rund 150.000 Exem­pla­ren er­rei­chen. Das Pseud­onym »Karl­chen« be­hält Ett­lin­ger auch nach dem Krieg bei: Er geht mit ka­ba­ret­tis­ti­schen »Karl­chen­aben­den« auf Tour durch deut­sche Groß­städ­te und Ba­de­or­te.

Au­ßer­dem schreibt er meh­re­re Ge­dicht­bän­de so­wie No­vel­len und hu­mo­ris­ti­sche Ro­ma­ne.

Nach der Macht­über­nah­me durch die Na­zis er­hält er ab 1933 ers­te Ar­beits­ver­bo­te -- bis ihm kurz vor sei­nem Tod das Schrei­ben kom­plett ver­bo­ten wird. Zwi­schen­zeit­lich am Te­gern­see an­säs­sig, be­schließt Ett­lin­ger zu sei­nem Bru­der in die USA aus­zu­rei­sen. Vor­her -- im Mai 1939 -- wird er in Ber­lin an der Gal­le ope­riert und verstirbt da­bei an Herz­ver­sa­gen.

An sei­nem Grab auf dem Jü­di­schen Fried­hof in Frank­furt er­in­nert eine Ge­denk­plat­te an Karl Ett­lin­ger. An­fang der 1990er Jah­re wur­den ei­ni­ge sei­ner in Frank­fur­ter Mund­art ge­schrie­be­nen Ge­dich­te bei ei­nem Ver­lag neu her­aus­ge­ge­ben. Als Au­tor ist er au­ßer­halb sei­ner Hei­mat­stadt in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten.

Über dieses Buch

Erst­mals seit den 1920er Jah­ren neu auf­ge­legt: In »Das ver­schwun­de­ne Haus --oder: Der Ma­ha­ra­dscha von Bre­cken­dorf« er­zählt der deutsch-jü­di­sche Jour­na­list und Schrift­stel­ler Karl Ett­lin­ger mit Hu­mor und sa­ti­ri­schem Scharf­sinn eine pro­vin­zi­el­le Kri­mi­nal­ge­schich­te mit in­ter­na­tio­na­lem Flair.

Eduard Bohn­kraut -- ein gut­mü­ti­ger Pol­te­rer mit Bä­ren­stim­me und In­ha­ber eine Schnaps­knei­pe in Phil­adel­phia -- kehrt nach zwan­zig Jah­ren in den USA in sei­ne alte Hei­mat zu­rück: Dank der gu­ten Luft ist das ver­schla­fe­ne Bre­cken­dorf im Harz in­zwi­schen zu ei­ner Groß­stadt mit Kur­be­trieb avan­ciert -- mit ed­len Ho­tels, ei­ge­nem Thea­ter und Gäs­ten aus al­ler Welt. Bohn­kraut möch­te in das Haus sei­nes ver­stor­be­nen Va­ters ein­zie­hen, doch an­stel­le der »Vil­la Son­nen­strahl« er­war­tet ihn eine lee­re Bau­gru­be. Und der Rechts­an­walt »Mei­er III«, der Bohn­kraut brief­lich über das Erbe in­for­miert hat, ist in der Stadt noch nie ge­se­hen wor­den. Als bei ei­ner Thea­ter­pre­mie­re mit Strom­aus­fall ne­ben vie­len an­de­ren auch der be­rühm­tes­te al­ler Kur­gäs­te -- der Ma­ha­ra­dscha von Ben­gu­si -- be­klaut wird, deu­tet sich ein Zu­sam­men­hang mit Bohn­krauts ver­schwun­de­nem Haus an: Die »Vil­la Son­nen­strahl«-Ban­de ver­setzt die Stadt in Aus­nah­me­zu­stand. Ame­ri­ka-Rück­keh­rer Bohn­kraut hält die lo­ka­le Po­li­zei für un­fä­hig und er­mit­telt auf ei­ge­ne Faust. Es be­ginnt ein Katz-und-Maus-Spiel vol­ler Über­ra­schun­gen ...

Handelnde Personen

E­duard Bohn­kraut: Ame­ri­ka-Rück­keh­rer mit Bre­cken­dorf-Ver­gan­gen­heit

Po­li­zei­as­ses­sor Fun­ke: Er­mitt­ler im Fall von Eduard Bohn­krauts ver­schwun­de­nem Haus. Ist we­gen zahl­rei­cher Frau­en­ge­schich­ten von der Lan­des­haupt­stadt nach Bre­cken­dorf ver­setzt wor­den.

Mei­er III: Mys­te­ri­öser Rechts­an­walt, zu­stän­dig für das Erbe von Eduard Bohn­kraut.

Ajax: Fox­ter­ri­er von Mei­er III

A­de­le Can­tel­li: Berühm­te Tän­ze­rin und Sän­ge­rin.

Bür­ger­meis­ter / Po­li­zei­prä­si­dent / Kurdi­rek­tor: Sind vor­nehm­lich am gu­ten Ruf Bre­cken­dorfs als Ner­ven­kur­ort in­ter­es­siert -- kos­te es, was es wol­le.

Schutz­mann Win­kel: Ei­ner von Fun­kes As­sis­ten­ten

I.

Vor sech­zig Jah­ren noch war Bre­cken­dorf ein idyl­li­sches Nest, das nur we­ni­ge Harz­wan­de­rer auf­such­ten. Heu­te wid­men die Rei­sehand­bü­cher dem Ku­r­ort Bre­cken­dorf vier gan­ze Sei­ten. Häu­ser, die man ehe­dem pie­tät­los alte Ba­ra­cken nann­te, wer­den heu­te ob ih­res Bau­stils von den Kur­gäs­ten ehr­fürch­tig be­wun­dert, und vor dem Rat­haus wird den Schau­lus­ti­gen von den Frem­den­füh­rern mehr Ge­schei­tes vor­ge­schwätzt, als je in dem Rat­haus ge­re­det wur­de.

Der jet­zi­ge Bür­ger­meis­ter emp­fängt sei­ne Schutz­be­foh­le­nen nicht mehr in Hem­d­är­meln, er re­det sei­nen Schrei­ber nicht mehr mit »du« an und un­ter­bricht nicht mehr die Ge­mein­de­sit­zung, wenn sei­ne Kuh kalbt -- nein, heu­te ist der Herr Bür­ger­meis­ter ein wohl­fri­sier­ter, ju­ris­tisch ge­bil­de­ter Herr, der zu sei­nen Amts­stun­den in schwar­zem An­zug er­scheint, eine statt­li­che An­zahl Or­den be­sitzt und, je nach­dem es die Rat­haus­mehr­heit ver­langt, kon­ser­va­ti­ve, li­be­ra­le, streng kirch­li­che und frei­den­ke­ri­sche Re­den hal­ten kann.

Ja, Bre­cken­dorf ist Groß­stadt ge­wor­den. Sei­ne herr­li­che Lage in ei­nem der schöns­ten wal­di­gen Harz­tä­ler wur­de ihm zum Ver­häng­nis. Zu­erst sie­del­ten sich in Bre­cken­dorf nur ver­ein­zelt pen­sio­nier­te alte Her­ren an, harm­lo­se Ren­ten­fres­ser, die die Ruhe lieb­ten, und die hier vor über­mä­ßi­gen Aus­ga­ben si­cher wa­ren.

Die Urein­woh­ner be­trach­te­ten die­se An­kömm­lin­ge mit Gleich­gül­tig­keit, wa­ren wohl er­staunt, dass die­se Fremd­lin­ge sich Häu­ser ohne Kuh- und Schwei­ne­stäl­le bau­ten, küm­mer­ten sich aber mit der Duld­sam­keit der Land­be­woh­ner, die je­den nach sei­ner Fas­son när­risch wer­den las­sen, nicht wei­ter um sie. Der Bür­ger­meis­ter sorg­te da­für, dass die Zu­ge­zo­ge­nen pünkt­lich Steu­er­zet­tel be­ka­men, und be­schränk­te sich im Üb­ri­gen dar­auf, die Bau­ern zu be­leh­ren, dass es ihre va­ter­län­di­sche Pf­licht sei, den frem­den Herr­schaf­ten die Grund­stücke nicht zu bil­lig zu ver­kau­fen. Aber in die­ser Hin­sicht wa­ren die Bre­cken­dor­fer schon von selbst gute Pa­trio­ten ge­we­sen.

Es ent­stand am Hü­gel öst­lich des Dor­fes eine klei­ne Vil­len­ko­lo­nie mit schö­nen Gär­ten, mit be­hag­li­chen Häu­schen, auf de­ren Bal­ko­nen und Ve­ran­den bei gu­tem Wet­ter be­schlafrock­te Her­ren und ver­ein­zelt auch halb­fri­sier­te Frau­en ih­ren zur Ruhe ge­setz­ten Geist mit Kaf­fee­trin­ken und un­ge­fähr­li­cher Lek­tü­re ein­bal­sa­mier­ten. Ein an­ge­neh­mer Hauch von Pen­si­ons­be­rech­ti­gung lag über die­sem Vil­len­vier­tel. Na­men wie »Vil­la Son­nen­strahl«, »Mein Ru­he­plätz­chen«, »Land­haus Au­ro­ra« zeug­ten von der Fried­fer­tig­keit der Be­woh­ner.

An ei­nem der Gar­ten­git­ter prang­te al­ler­dings ein Schild »Vor dem Hun­de wird ge­warnt«, aber das hat­te der Be­sit­zer nur aus Pie­tät an­ge­bracht, --- der Hund war schon lan­ge vor der Über­sied­lung sei­nes Herrn nach Bre­cken­dorf ge­stor­ben.

So war Bre­cken­dorf eine lieb­li­che No­vel­le in dem großen Buch der Na­tur, bis es ihr lei­der er­ging, wie so man­cher an­de­ren un­schul­di­gen No­vel­le: Sie wur­de plötz­lich Mode. Ir­gend­ein spe­ku­la­tiv ver­an­lag­ter Mensch brach­te her­aus, dass die Luft von Bre­cken­dorf be­deu­tend mehr Stick­stoff ent­hal­te als die Luft des üb­ri­gen Kon­tin­ents, dass Stick­stoff das bes­te Heil­mit­tel ge­gen alle Krank­hei­ten sei, von der Cho­le­ra bis hin­ab zum Hüh­ne­r­au­ge, und er be­eil­te sich, die­se Ent­de­ckung in tau­sen­den von Bro­schü­ren und Zei­tungs­ar­ti­keln der Mensch­heit mit­zu­tei­len.

Dass die­ser Men­schen­freund kurz zu­vor fast den gan­zen Grund um Bre­cken­dorf auf­ge­kauft hat­te, war ein necki­scher Zu­fall.

Die Bau­ern­hö­fe mach­ten drei­stö­cki­gen Häu­sern Platz, Ho­tels schos­sen aus dem Bo­den, die Kirch­stra­ße wur­de in »Haupt­al­lee« um­ge­tauft, und wo frü­her die Kühe und Och­sen ge­lust­wan­delt hat­ten, pro­me­nier­ten als­bald ele­gan­te Her­ren und Da­men. Statt der Kuh­schwän­ze we­del­ten sei­de­ne Schlep­pen, statt der Hör­ner trug die neue Stra­ßen­be­völ­ke­rung Son­nen­schir­me, und statt »Muh« sag­te sie: »Herr­li­ches Wet­ter heu­te, nicht wahr? Oh, die­ser Stick­stoff!«

Die Ei­sen­bahn, die bis­her einen großen Bo­gen um Bre­cken­dorf ge­macht hat­te, gab ihre vor­neh­me Zu­rück­hal­tung auf, leg­te ein großes Ei in Ge­stalt ei­nes Bahn­hofs und ga­cker­te täg­lich drei­mal her­bei, um nach­zu­se­hen, ob das Ei noch da sei. Und je­des Mal leg­te sie da­bei ei­ni­ge Dut­zend Kur­gäs­te.

Ein Park wur­de an­ge­legt, Ra­sen­an­la­gen ge­schaf­fen, da­mit man ihr Be­tre­ten ver­bie­ten konn­te, ein paar Schwä­ne durf­ten sich auf dem Teich phi­lo­so­phi­schen Stu­di­en er­ge­ben, ein Kur­haus und ein Kur­thea­ter wur­den er­baut, eine Krie­ger-Ei­che wur­de ge­pflanzt. Goe­the, Schil­ler und der Lo­kal­poet Aloys Kat­zen­ber­ger be­ka­men ihr Pf­licht­denk­mal, auf die be­nach­bar­te Au­gus­ten­hö­he wur­de eine Draht­seil­bahn ge­hef­tet, an de­ren End­sta­ti­on man zu al­len Ta­ges­zei­ten kuh­war­me Milch, An­sichts­post­kar­ten und an­de­re Frem­den­nah­rung ha­ben konn­te -- kurz: Bre­cken­dorf mach­te sich.