2,99 €
Emma ist jung, klug – und idealistisch genug, um als Bewährungshelferin dort zu arbeiten, wo andere längst aufgegeben haben. Doch ihr erster Fall ist alles andere als Routine: Wladan, Ex-Dealer, Ex-Häftling, Ex-Mensch in einer Welt, die ihn längst abgeschrieben hat. Doch unter seiner rauen Schale brodelt etwas, das Emma nicht erwartet hat – Wahrheit. Schmerz. Und eine Sehnsucht, die ihre Prinzipien Stück für Stück verbrennt. Als ein brutaler Übergriff alles verändert, muss Emma eine Entscheidung treffen: Geht sie den sicheren Weg – oder springt sie in ein Leben, das sie alles kosten könnte? Verbotene Gefühle. Eine Liebe gegen jede Regel. Und zwei verlorene Seelen, die einander retten – oder zerstören. Band 1 der unabhängig voneinander lesbaren Reihe „Dein Fehler war –“
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 84
Veröffentlichungsjahr: 2025
Kyra Sophos
Dein Fehler war
Kyra Sophos
Dein Fehler war -
mich freizulassen
© 2025 Kyra Sophos
Überarbeitet mit chatgpt
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig.
Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH,
Abteilung „Impressumservice“, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]
Kyra Sophos: [email protected]
Triggerwarnungen
Dieses Buch enthält Inhalte, die emotional herausfordernd sein können. Bitte lies achtsam.
Physische und psychische Gewalt
Trauma und Missbrauchserfahrungen
Themen wie Schuld, Verlust, Einsamkeit und seelische Belastung
Sexuell aufgeladene Szenen mit emotionaler Intensität
Machtgefälle in einer professionellen Beziehung
Ein Todesfall im Rahmen eines Übergriffs
Playlist
„Control“ – Halsey
„No Time to Die“ – Billie Eilish
„Somebody Else“ – The 1975
„Shatter Me“ – Lindsey Stirling feat. Lzzy Hale
„Sober“ – Demi Lovato
„Skillet – Not Gonna Die“
„In the End“ – Linkin Park
„I Am Not a Robot“ – Marina
„Mad World“ – Jasmine Thompson (Cover)
„Love Me Like You Do“ – Ellie Goulding
„Unsteady“ – X Ambassadors
Inhaltsverzeichnis
Neue Regeln
Lügen und dunkle Augen
Keine Fragen, keine Antworten
Kontrollverlust
Eine Grenze bricht
Spiel mit dem Feuer
Splitter der Wahrheit
Nähe ist gefährlich
Geständnisse ohne Worte
Dein Fehler war – mich freizulassen
Die Lücke zwischen uns
Wahrheit in Narben
Echt
Wenn Monster Namen haben
Zerbrechliche Nähe
Angriff
Blut auf der Haut
Ruhiger als Schuld
Alles kann zerbrechen
Das Ende
Emma
Ich hatte mir vorgenommen, heute niemanden zu verurteilen. Nein, heute nicht. Kein einziges Vorurteil zuzulassen. Neutral bleiben, professionell, sachlich. So, wie man das im Seminar immer gesagt hatte.
Aber das war, bevor er den Raum betrat.
Wladan Markovic.
Sein Name stand in der Akte, fettgedruckt.Ex-Dealer. Totschlag. Neun Jahre Haft.Nach drei Jahren vorzeitig entlassen, wegen guter Führung. Ich fragte mich, wie viel davon echt war und wie viel einfach ein besonders gut gespielter Trick.
Mein erster Fall. Da war er jetzt also.
„Sie sind jung“, hatte mein Vorgesetzter gesagt, als er mir die Akte überreichte. Und dann, mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte: „Vielleicht zu jung für ihn.“
Ich hatte genickt. Nicht gezuckt. Nicht gezeigt, dass mein Herz raste wie bei einem plötzlichen Feueralarm.
Ich wollte diesen Fall. Ich brauchte ihn.Vielleicht nicht wegen ihm, aber wegen jemand anderem.
Wegen Elyas.
Mein Bruder war aus der Bahn geraten, als ich noch zu klein war, um ihn zu verstehen.Als ich endlich alt genug gewesen wäre, war er schon verschwunden, ein Eintrag in der Polizeiakte, ein letzter Brief aus der JVA, ein Geist in meinem Leben.
Niemand hatte sich um ihn gekümmert.Kein Gespräch. Kein Mitgefühl. Kein rettender Anker.
Jetzt war ich dieser Anker für andere. Und ich war entschlossen, das besser zu machen. Ich würde für sie da sein, koste es was es wolle.
Trotzdem … als Wladan den Raum betrat, wünschte ich mir für einen Moment, jemand anderes hätte diese Akte bekommen.
Er kam drei Minuten zu spät.Kein nervöses Klopfen, kein Unsicherheitsflackern in den Augen, nur das selbstverständliche Geräusch schwerer Schritte auf Linoleum, dann öffnete sich die Tür.
Ich hatte ihn mir kleiner vorgestellt.Nicht so… eindringlich. Nicht so ruhig.Nicht so verdammt präsent.
Schwarze Hose, dunkles Shirt, Lederjacke, schlicht, aber markant. Der Blick? Kein Flackern, kein Zögern. Er sah mich an, als wüsste er längst alles, was es über mich zu wissen gab. Als hätte er mich bereits in Kategorien eingeordnet, analysiert, abgehakt.
„Bewährungshelferin Schäfer?“ Seine Stimme war tief, rau, mit einem kaum spürbaren osteuropäischen Einschlag. Ich nickte. „Emma Schäfer. Setzen Sie sich.“
Er setzte sich nicht.
Er ließ den Blick durch den Raum gleiten, langsam, mit der ruhigen Wachsamkeit eines Mannes, der gelernt hatte, nichts dem Zufall zu überlassen. Seine Augen verweilten an der Tür. Am Notfallknopf hinter meinem Stuhl. Dann an mir.
Er musterte mich nicht. Er sezierte mich.
„Sie sind nicht, was ich erwartet habe.“
„Sie auch nicht.“
Ein kurzes Zucken um seine Mundwinkel. Kein echtes Lächeln, eher ein Schatten davon.
Er setzte sich. Langsam, kontrolliert. Streckte die Beine aus, verschränkte die Arme. Die Haltung eines Mannes, der sich nicht unterordnet. Nicht mal der Realität.
Seine Finger klopften leise auf die Tischkante. Tätowiert, kräftig. Die Hände eines Mannes, der Gewalt kannte. Nicht impulsiv, sondern präzise.Und genau das machte mir mehr Angst als rohe Wut. Ich versuchte, nicht zu schlucken.
„Ich bin nicht hier, um Sie zu beeindrucken, Herr Markovic.“
„Ich weiß. Sie sind hier, um mich zu retten.“
Sein Tonfall war nicht zynisch. Nicht belustigt.Eher… resigniert. Als hätte er diesen Satz schon zu oft gehört. Oder zu oft nicht geglaubt.
Ich schlug die Akte auf. Fotos, Protokolle, Diagnosen. Alles, was man über ihn wissen konnte, ohne ihn zu kennen. Aber keine dieser Seiten sagte mir, warum mein Herz schneller schlug, wenn er mich ansah.
„Ich bin nicht hier, um Sie zu retten“, sagte ich ruhig. „Ich bin hier, um sicherzustellen, dass Sie Ihre Auflagen einhalten. Die Regeln.“
Er nickte langsam. „Das Spiel kenne ich.“
„Wöchentliches Gespräch. Immer montags, neun Uhr. Kein Drogenkonsum.
Kein Kontakt zu kriminellen Netzwerken. Keine Gewalt. Kein Alkohol. Keine neuen Anzeigen. Sie kennen das Prozedere.“
„Besser als Sie.“
Ich hielt seinem Blick stand.
„Ich nehme meinen Job ernst.“
„Das sieht man.“
„Ich werde nicht weggucken.“
„Noch nicht.“
Ich atmete langsam durch. „Und ich lasse mich nicht einschüchtern.“
„Das wäre schlecht. Sie brauchen das.“
„Was?“
„Diese Überzeugung. Damit man nicht verbrennt.“
Ich hasste es, wie seine Stimme unter die Haut kroch.Wie sie Dinge in mir berührte, die ich längst verschlossen glaubte. Wie er Sätze sagte, die Elyas hätte sagen können. Oder ich selbst.
Wladan lehnte sich zurück. „Ich schätze, Sie wollen noch wissen, ob ich Reue zeige. Ob ich meine Lektion gelernt hab. Ob ich mich ändern will.“Er lächelte schief. „Ist das nicht der Punkt dieser ganzen Nummer?“
Ich erwiderte den Blick. „Ich will wissen, ob Sie lügen.“
„Natürlich lüge ich. Jeder lügt. Auch Sie, Frau Schäfer.“
„Womit habe ich gelogen?“
Er lehnte sich vor, plötzlich sehr nah.Nicht körperlich, aber seelisch. „Mit dem, was Sie fühlen, wenn Sie mich ansehen.“
Ich spürte, wie mein Herz stolperte. Nur für einen winzigen Moment. Dann zwang ich meine Gesichtsmuskeln zur Ruhe. „Das ist nicht relevant.“
„Vielleicht nicht. Aber es ist echt.“
Ich stand auf. „Das war's für heute.“
Er blieb sitzen. Ruhig. „Sie haben Angst vor mir.“
Ich hielt inne. Drehte mich langsam zu ihm um.„Nein. Ich habe Angst vor dem, was Menschen in anderen auslösen können.“ Ein kurzer Blickkontakt. Ein Kribbeln unter der Haut. Dann wandte ich mich ab.
„Wir sehen uns nächsten Montag.“
„Ich freu mich drauf.“
Seine Stimme war leise, aber sie hallte nach.Wie ein dunkles Versprechen. Oder eine Warnung.
Als er ging, blieb der Geruch von Kälte zurück.Und das Gefühl, dass ich eben den ersten Schritt auf einem verdammt schmalen Grat gemacht hatte.
Ich blieb lange sitzen, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. Meine Hände waren ruhig, mein Blick klar, zumindest äußerlich. Innerlich aber flackerte etwas. Etwas, das ich lange nicht gespürt hatte.
Faszination. Angst. Und das Gefühl, dass dieser Fall nicht nur mein erster war. Sondern vielleicht auch mein letzter.
Denn Wladan Markovic war kein normaler Klient. Er war ein Mann, der Grenzen kannte und sie mit einem Blick verschieben konnte.
Und ich? Ich hatte gerade meine erste eigene gesetzt. Ich hoffte nur, dass sie halten würde.
Emma
Ich hatte schlecht geschlafen.
Zu viele Gedanken. Zu viele unbeantwortete Fragen. Und mitten darin: sein Blick. Wladan Markovic war mehr als nur ein Akteneintrag. Mehr als der Fehler eines Systems. Er war… gefährlich ruhig.
Und genau das war das Problem.
Denn ich hatte gelernt, dass die lautesten Männer nicht die gefährlichsten waren. Die gefährlichen waren die stillen. Die, die sich nicht erklären mussten. Die, die alles schon einmal gesehen hatten und dabei nicht gebrochen waren.
Wladan war keiner, der gebrochen aussah.
Er wirkte, als hätte er gelernt, wie man mit zerbrochenen Dingen lebt. Und als könnte er andere dazu bringen, sich selbst zu zerbrechen.
Montag. 09:00 Uhr.
Er war pünktlich. Natürlich war er pünktlich.
Er trat ohne ein Wort ein, ließ die Tür lautlos hinter sich zufallen. Trug dieselbe Jacke wie letzte Woche. Aber heute hatte er einen dunklen Schal locker um den Hals gelegt. Die Hände frei, keine Tasche, kein Papier. Nur dieser Blick.
Ich hatte extra eine Wasserflasche bereitgestellt.Für mich. Ich wusste, dass ich wieder trocken im Hals werden würde.
„Guten Morgen, Herr Markovic.“
Er setzte sich, ohne dass ich es sagen musste.Ein kleines, fast amüsiertes Nicken.
„Emma.“Sein Ton war tief, schmeichelnd. Zu vertraulich.
„Bewährungshelferin Schäfer“, korrigierte ich kühl.
Er zuckte nur mit den Schultern.„Ist das Teil des Spiels? Oder nur Selbstschutz?“
Ich ignorierte die Provokation. „Wie war Ihre Woche?“
„Unauffällig.“
Ich notierte das. „Das heißt: keine Polizeikontakte, keine Drogen, keine Probleme?“
„Das heißt: Ich war sehr brav.“ Ein süffisanter Unterton schlich sich in seine Stimme.
„Wenn Sie möchten, unterschreibe ich Ihnen das auch.“
Ich sah ihn über den Rand meiner Lesebrille hinweg an.
„Ich bewerte keine Haltung, Herr Markovic. Ich dokumentiere Verhalten.“
„Und das machen Sie gut.“ Ein kurzes Nicken auf meinen Notizblock.
Ich spürte, wie meine Stirn sich leicht spannte. Es war kein offener Angriff, was er tat. Es war… kontrollierte Demontage.
Ein Spiel mit Erwartung und Reaktion.
„Ich möchte heute ein wenig über Ihr soziales Umfeld sprechen“, sagte ich, den Blick wieder auf meine Notizen gerichtet. „Wer hat Sie in der Zeit nach der Entlassung unterstützt?“
„Niemand.“
„Familie? Freunde?“
„Tot oder irrelevant.“
Ich sah auf. „Das ist eine ungewöhnlich harte Formulierung.“
„Sie wollten Ehrlichkeit, oder?“