Denkt mit! - Harald Lesch - E-Book
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Harald Lesch

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Beschreibung

Wie politisch darf Wissenschaft sein?

Coronapandemie, Klimakrise – wir leben in einer Zeit vielschichtiger Probleme. Täglich neue Erkenntnisse erschweren uns die Antwort auf die Frage: „Was sollen wir tun?“ Hier sind vor allem auch die Naturwissenschaften gefragt: Sie können erklären, Fakten liefern, Orientierung geben, Lösungen bieten. Doch gerade sie stehen neuerdings fundamental in der Kritik. Von Anmaßung der Forscher und Ideologie ist die Rede. Der bekannte Physiker Harald Lesch und Klaus Kamphausen appellieren an uns alle: Es ist wichtig, dass wir begreifen, wie Wissenschaften arbeiten, worin ihre Kompetenzen liegen und wo ihre Grenzen. Nur dann können wir Missverständnisse und Vorurteile hinter uns lassen. »Denkt mit!« ist aber auch ein Appell, die Grenzen zwischen den Disziplinen zu überwinden, alte Denkmuster aufzugeben und zu einem neuen, ganzheitlichen Wissenschaftsverständnis zu finden, das uns hilft, die enormen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gemeinsam zu bewältigen.

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Das neue Buch der Bestsellerautoren Lesch und Kamphausen: Was Wissenschaft leistet und warum wir sie gerade jetzt brauchen

Coronapandemie, Klimakrise – wir leben in einer Zeit vielschichtiger Probleme. Täglich neue Erkenntnisse erschweren uns die Antwort auf die Frage: »Was sollen wir tun?« Hier sind vor allem auch die Naturwissenschaften gefragt: Sie können erklären, Fakten liefern, Orientierung geben, Lösungen bieten. Doch gerade sie stehen neuerdings fundamental in der Kritik. Von Anmaßung der Forscher und Ideologie ist die Rede.

Der bekannte Physiker Harald Lesch und Klaus Kamphausen appellieren an uns alle: Es ist wichtig, dass wir begreifen, wie Wissenschaften arbeiten, worin ihre Kompetenzen liegen und wo ihre Grenzen. Nur dann können wir Missverständnisse und Vorurteile hinter uns lassen. »Denkt mit!« ist aber auch ein Appell, die Grenzen zwischen den Disziplinen zu überwinden, alte Denkmuster aufzugeben und zu einem neuen, ganzheitlichen Wissenschaftsverständnis zu finden, das uns hilft, die enormen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gemeinsam zu bewältigen.

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HARALD LESCH

KLAUS KAMPHAUSEN

DENKTMIT!

Wie uns Wissenschaft in Krisenzeiten helfen kann

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Copyright © 2021 Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Lektorat: Anne Tucholski

Covergestaltung: Büro Jorge Schmidt, München

Satz: Andrea Mogwitz

E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN978-3-641-28545-6V001

www.penguin-verlag.de

»Eine Öffentlichkeit, die nicht versteht, wie Wissenschaft funktioniert, kann allzu schnell den Unwissenden und Blendern verfallen, die sich über das lustig machen, was sie nicht verstehen, oder den Demagogen, die Wissenschaftler als die Söldner unserer Tage bezeichnen. Der Unterschied zwischen Verstehen und Unverständnis gleicht dem Unterschied zwischen Respekt und Bewunderung auf der einen Seite und Hass und Angst auf der anderen.«

Isaac Asimov

Inhalt

Vorwort

Ein Plädoyer

Was ist da?

Handeln und sich emporirren

Das offene Gespräch

Absolute Kontrolle?

Monotonie der Modelle

Eine verzerrte Sicht

Eine Stimme zur Entscheidungsfindung

Der Mensch kommt auf die Welt …

Aufruf zum Gespräch

Ethik in komplexen Zeiten

Wie kann die Gesellschaft Wissenschaft verstehen lernen?

 

Anmerkungen

Über die Autoren

Vorwort

Naturwissenschaften beschreiben die Natur. Sie forschen, sammeln Daten, erbringen faktenbasierte Beschreibungen, stellen Thesen auf, überprüfen sie im Experiment, verwerfen sie oder befinden sie dann für richtig. Sie finden irgendwann heraus, dass die Spaltung eines Atomkerns Unmengen an Energie freisetzt oder kommen zu der Erkenntnis, dass zu hohe Mengen an Treibhausgasen das Klima erwärmen, so sehr, dass es für alle, Mensch und Natur, schlimme Folgen haben könnte.

Die Verantwortung der Wissenschaft ist die Aufklärung, die Information, der Diskurs mit der Politik und mit der Gesellschaft. Je krisenhafter eine Situation ist, ob jetzt der Klimawandel oder die COVID-19-Pandemie, desto bedeutender, desto gewichtiger sind Handlungsempfehlungen basierend auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Manche aber sehen eben das als ein Hoheitsgebiet der Geisteswissenschaften und, weiter gefasst, der Künste an, nämlich ethische Leitlinien und Handlungsempfehlungen zu geben, die auf der grundlegenden Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, zwischen Frei und Unfrei in allen Facetten beruhen. Aus diesen existenziellen Fragen sollen sich Naturwissenschaftler bitte heraushalten. Was wissen denn die über das Leben, das Gute, das Böse, das Richtige, das Falsche, über Freiheit und Unfreiheit.

Naturwissenschaftlern wird so von Geisteswissenschaftlern manchmal mangelndes dialektisches Denken vorgehalten. Aber Naturwissenschaften funktionieren nicht nach Hegels These-Antithese-Synthese-Prinzip, sondern nach einem empirischen, axiomatischen Prinzip.

Philosophen können über Freiheit philosophieren, können Thesen darüber aufstellen, wann der Mensch frei ist oder wie er sich innerlich selbst befreien kann. Auf Basis naturwissenschaftlicher Erkenntnisse dagegen kann die Technologie Autos oder Flugzeuge oder Telefone oder Computer oder Häuser bauen und den Menschen so Handlungsmöglichkeiten eröffnen, also ein direktes Freiheitsgefühl verschaffen.

Philosophen können über das Licht, über Hell und Dunkel philosophieren, aber Naturwissenschaftler können elektrischen Strom entdecken und Glühbirnen erfinden, damit die Philosophen auch nachts weiterlesen und schreiben können.

Naturwissenschaften haben vielleicht viel mehr und andere Freiheitsräume geschaffen als die Geisteswissenschaften, nämlich Wohnen, Mobilität, Kommunikation und last, but not least auch gesünderes und damit längeres Leben.

Die Freiheiten der Naturwissenschaften sind dabei im Gegensatz zu den Freiheiten der Geisteswissenschaften und, noch deutlicher, den Freiheiten der Künste, immer begrenzt. Beispiel: Die Erde ist eine Kugel. Dies lässt sich durch Messungen mit präzisen optischen Instrumenten und der Anwendung mathematisch formulierter Gesetze zweifelsfrei bestätigen.

Wieso gilt es inzwischen als selbstverständlich, dass die Erde eine Kugel ist und keine Scheibe, dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht die Sonne um die Erde? Ansichten übrigens, für die man noch vor 500 Jahren auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre. Und nein, das Coronavirus ist keine Strafe eines zürnenden Gottes, sondern eine Zoonose.

Erkenntnisse dieser Art haben wir der Neugier, dem Forschen der Naturwissenschaften zu verdanken. Und obwohl wir aufgeklärte Menschen mit einem naturwissenschaftlichen Grunddenken sind, hält uns das nicht davon ab, Literatur aus einer Zeit zu lesen, als die Autorin oder der Autor noch in einem vollkommen anderen Weltverständnis lebten, zum Beispiel eben, dass sich die Sonne um die Erdscheibe dreht.

Wenn aber in Krisenzeiten die Naturwissenschaftler als die neuen Klerikalen, als engstirnige Ideologen kritisiert werden, dann wird es brenzlig. Denn diese Kritik leistet indirekt Verschwörungstheoretikern Vorschub, und dann wundert es nicht, wenn Virologen am Telefon, im Internet oder ganz öffentlich auf Demonstrationen mit dem Tod bedroht werden, wenn gefordert wird, dass sie eingesperrt werden und mit ihnen zusammen unsere Regierung, allen voran unser Gesundheitsminister. Das ist unerträglich.

Ein Plädoyer

»Die ökologische Krise, vor allem der Klimawandel, ist keine Übertreibung oder Phantasie von jemandem, der sich den Spaß macht, die Stabilität zu schwächen. Die wissenschaftlichen Analysen sind zu lange ignoriert oder abfällig-ironisch kommentiert worden.«

Papst Franziskus, »Das grüne Alphabet von Papst Franziskus«

»Wir werden in ein paar Monaten einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen.«

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu den Maßnahmen der Politik in der Coronapandemie, April 2020

Der Welt offenbart sich wie lange nicht mehr die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung. Das Virus SARS-CoV-2 macht es möglich. Das ist vielleicht eine der wenigen guten Nachrichten in der aktuellen Krise.

Die Naturwissenschaften sind im Laufe der Pandemie fundamental unter Beschuss geraten – von Populisten, von Ideologen, von Schwätzern. Ein 100 Nanometer großes Virus zeigt uns aber mit aller Gewalt: Sachfragen über die Natur lassen sich nicht durch Tradition, Ideologie, Träume, Visionen, Parteiprogramme oder irgendwelche anderen menschlichen Interessen beantworten, sondern nur durch Fakten, Fakten aus der Forschung.

Eine der grundlegenden Erkenntnisse der Naturwissenschaften ist es, dass wir mit der Natur, in welcher Form auch immer, weder kommunizieren noch verhandeln können, weder mit Viren noch mit Klimasystemen. Hier gibt es keine demokratischen Abstimmungen, keine Diskussionen oder Debatten. Wir können mit der Natur keine Deals machen. Wir können ihr durch Experimente und Beobachtungen quantitative Fragen stellen. Wir können also zählen: Phänomene, Teilchen, Viren oder anderes. Die gezählten Mengen können wir in mathematische Verhältnisse setzen und auf diese Weise Prognosen für die Zukunft erstellen. Diese können dann Diskussionsstoff für die Medien, vor allem aber Arbeitsmaterial für die Politik sein.

Wunderbarerweise gibt die Natur nämlich quantitative Antworten, wenn wir die richtigen Fragen stellen. Wenn! Denn was dabei zählt, ist allein das Experiment. Nicht Meinung, Religion oder Hoffnungen. Bei Sachfragen geht es um Messwerte und nicht um politische Programme. Kein Generalsekretär, keine Generalsekretärin und kein noch so lauter Wunsch von irgendwem wird an der exponentiellen Verbreitung eines Virus oder an der Klimakatastrophe etwas ändern. Und diese Härte des empirischen Arguments wird jetzt auch politisch, weil sie für die Polis, die Gesellschaft, Relevanz gewinnt. Umso wichtiger ist es, echte von Scheinexperten unterscheiden zu können.

Die, die so tun als ob, die Scheinexperten, verstehen sich oft als Rufer in der Wüste, als die Einzigen, die im Besitz der Wahrheit sind. Entscheidend aber ist: Hier geht es nicht um Labormessungen und deren Fehlergrenzen oder die Qualität statistischer Analysen. Sondern es geht um Unterstellungen – und zwar von Beginn an. Scheinexperten verbreiten ihre eigene Agenda und stehen selbst dann zu ihren Irrtümern, wenn diese sich längst als Fehler erwiesen haben. Obschon alle wissen, dass die Erde eine Kugel ist, dass die Amerikaner auf dem Mond gelandet sind und dass die Flugzeuge am Himmel keine bewusstseinsverändernden Substanzen versprühen, bleibt dieser Unsinn in der Welt. Die Homepages und Social-Media-Kanäle werden weiter mit Falschinformationen gefüttert. Der amerikanische Philosoph Harry G. Frankfurt hat es einmal so formuliert: »Bullshit ist immer dann unvermeidbar, wenn die Umstände Menschen dazu zwingen, über Dinge zu reden, von denen sie nichts verstehen.«1 Und so kann jeder, der will, weiter behaupten, dass das neuartige Coronavirus nicht gefährlicher als eine harmlose Grippe sei. Fakten zu leugnen ist gerade in Krisenzeiten populär, aber leider auch gefährlich und pervers, weil es die Krise befeuert, anstatt sie zu bekämpfen.

Die echten Experten sprechen nicht von Wahrheit, sondern von evidenzbasierten Erkenntnissen. Hierbei werden unabhängige, zumeist internationale Untersuchungen verschiedener Gruppen auf Konferenzen und Symposien ausführlich debattiert. Nicht um jemanden mundtot zu machen, sondern um Zweifel auszuräumen, neue Fragen zu stellen und weiterforschen zu können. Die echten Experten sind viel zurückhaltender als die selbst ernannten Experten. Aber wenn sie einmal etwas als richtig erkannt haben, dann stehen sie auch dazu.

Die empirischen Wissenschaften sind das erfolgreichste Erkenntnisunternehmen in der Geschichte der Menschheit. Nie haben wir so viel über die Natur, ihre Systematik und ihre Bausteine gewusst. Die immer wieder aufs Neue überprüften Details von noch so winzigen materiellen Strukturen, belebt oder unbelebt, sind für uns heute kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Und alle Menschen auf der Welt profitieren davon. Das ist der Triumph der Naturwissenschaften.

Die echten Wissenschaftler haben allerdings im Vergleich zu den Scharlatanen der Pseudowissenschaften einen entscheidenden Nachteil: Wissenschaftliche Arbeit bringt selten unmittelbaren Erfolg. Die Experimente und ihre Auswertungen erfordern eine für den Laien oft kaum nachvollziehbare Sorgfalt, Genauigkeit und Zeit. Immer wieder müssen Messungen wiederholt, Fehler identifiziert und ausgemerzt werden. Immer wieder aufs Neue werden alte Hypothesen geprüft und neue Hypothesen aufs Schafott des Experiments gesetzt. Bestätigen sich die Vorhersagen, fällt die Guillotine nicht. Der Philosoph und Physiker Gerhard Vollmer hat diese Art der immerwährenden schärfsten Überprüfung mit dem Bonmot charakterisiert: »Wir irren uns empor.«2 Das bedarf Zeit.

Jetzt irren wir uns also mit den Berichten und Ergebnissen der Messungen, Analysen und Experimente aus der Virologie und Epidemiologie, der Wissenschaft von den Viren und ihren lokalen und globalen Auswirkungen auf Tiere und Menschen, empor. Was für ein Forschungsgebiet!

Dabei vergessen wir immer noch und viel zu oft, dass wir ein Teil der Natur sind und dass wir ohne eine in ihren vernetzten, komplexen Prozessketten funktionierende, natürliche Umwelt als Spezies gar nicht überleben würden. Und deshalb sind diese Wissenschaften von der Natur zwischen Leben und Tod, den Viren, so wichtig. Denn wenn wir Netzwerke und Ökosysteme verändern, ja sogar ganz ruinieren, dann hat das Auswirkungen, auch auf das Reich zwischen Leben und Tod, auf die Viren. Ihre Verwandlungsfähigkeit ist nämlich grandios.