Denn du gehörst zu mir - Jules Bennett - E-Book

Denn du gehörst zu mir E-Book

Jules Bennett

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Beschreibung

Wie ein verliebter Teenager starrt Eli sie an – dabei liegt die Jugendzeit lange zurück! Doch kaum sieht er seine wunderhübsche Nora wieder, will Eli sie nur stürmisch küssen. Warum versteht sein Herz nicht, was sein Kopf schon lange weiß: Die Frau seines Lebens gehört einem anderen!

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IMPRESSUM

Denn du gehörst zu mir erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Jules Bennett Originaltitel: „Dr. Daddy’s Perfekt Christmas“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 25 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Rainer Nolden

Umschlagsmotive: Hryshchyshen Serhii / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2022.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751520980

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Sieh nicht hin. Geh einfach weiter!

Dr. Eli St. John lief über den vom Schnee befreiten Gehweg, der zum Haus seiner Eltern führte, und vermied es tunlichst, einen Blick zum Nachbarhaus zu werfen.

Dessen Bewohnerin würde er in der nächsten Zeit zweifellos öfter sehen, als ihm lieb war, denn in den kommenden Monaten lebte er wieder in Stonerock, Tennessee. Da war sie wieder ganz in seiner Nähe. Doch gleich am ersten Tag wollte er ihr nicht unbedingt begegnen.

Was war er bloß für ein Feigling!

Bei dem Gedanken, seine einstige Liebe wiederzusehen – die Frau, die er niemals vergessen und die seinen besten Freund geheiratet hatte –, wurde ihm ganz schwer ums Herz.

Eli trat sich den Schnee von den Stiefeln. Als er klingeln wollte, wurde die Tür aufgerissen, und der Kranz, mit dem sie geschmückt war, schaukelte hin und her.

„Wie schön, dass du hier bist. Ich wusste, dass wir auf dich zählen können.“

Eli ließ sich von seiner Mutter umarmen. Bev strahlte übers ganze Gesicht – wie immer, wenn er nach längerer Zeit nach Hause zurückkam.

„Was ist denn das?“ Prüfend musterte sie ihn und strich mit dem rechten Zeigefinger über eine frische Narbe.

„Bei der Army geht’s manchmal rau zu“, antwortete er ausweichend. Und das war nicht einmal gelogen. Er wollte nicht über das unerfreuliche letzte Zusammentreffen mit seinem besten Freund reden.

Als er Todd zum letzten Mal lebend gesehen hatte, waren sie – beide betrunken – in einen heftigen Streit geraten. Eli hatte deswegen keine Gewissensbisse, im Gegenteil: Er würde jederzeit wieder so reagieren, denn er war noch immer überzeugt, im Recht gewesen zu sein.

Seine Mutter umarmte ihn erneut. „Ich bin stolz auf dich, dass du bei der Army warst. Aber jetzt bin ich heilfroh, dass du alles gut überstanden hast.“ Sie ließ ihn los, und Eli betrat das Haus.

„Wie geht’s Dad?“

„Den Umständen entsprechend.“ Verschwörerisch fügte sie hinzu: „Du solltest doch wissen, dass Ärzte die schlimmsten Patienten sind.“

Eli lachte und stellte seinen Koffer im Flur ab. Er war froh, wieder zu Hause zu sein, und gleichzeitig besorgt, wenn er an das Wiedersehen mit seinem Vater dachte. Der Mann war immer so vital und voller Lebensfreude gewesen. Sein ganzes Leben lang hatte er sich um andere Menschen gekümmert. Aber vor Kurzem hatte man bei einer Untersuchung festgestellt, dass seine Arterien verstopft waren.

Als Notfallmediziner in Atlanta hatte Eli manchen Herzanfall hautnah miterlebt. Schmerzen in der Brust sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er war dankbar, dass die Ärzte seinen Vater am nächsten Tag operieren wollten. Auf der Fahrt von Georgia nach Hause hatte er sich mit dem Gedanken vertraut machen können.

Und auch mit der Vorstellung, Nora wiederzusehen. Warum dachte er überhaupt darüber nach? Sollten die Zeit und die Entfernung nicht längst alle Wunden geheilt haben? Sie hatten sich beide inzwischen verändert, und die Gefühle von damals waren gestorben, als Eli sich dazu durchgerungen hatte, sie zu verlassen.

Es war eine schwere Entscheidung gewesen. Die schwerste seines Lebens.

Die Narbe in seinem Gesicht war der Beweis dafür, dass er immer noch nicht über Nora hinweg war.

Er versuchte diese Gedanken zu verdrängen, als er seiner Mutter ins Wohnzimmer folgte. In erster Linie war er wegen seines Vaters gekommen … und nicht, um irgendwelche alten Gefühle aufzuwärmen. Inzwischen hatte er sein eigenes Leben, in das er gern zurückkehren würde, wenn es seinem Vater wieder besser ging.

Eli hatte viele Patienten mit Herzproblemen behandelt. Aber bei seinem Vater war es doch etwas ganz anderes. Deshalb war er auch ohne zu zögern sofort nach Hause gefahren, zumal er ihn nach der Operation ein paar Wochen in seiner Praxis vertreten sollte.

Im Grunde kam er gern nach Hause. Doch genauso sehr freute er sich nach wenigen Tagen darauf, wieder nach Atlanta zurückzukehren. Glücklicherweise war es ihm bei all seinen Besuchen immer gelungen, Nora so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Und wenn sie sich zufällig begegneten, hatten sie nur ein paar Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht.

Jetzt sah es allerdings so aus, als würde er den ganzen Winter und möglicherweise sogar bis zum Frühling bleiben müssen.

Mit fünfunddreißig Jahren wieder bei Mommy und Daddy wohnen. Toll! Natürlich würde Eli alles für seine Eltern tun, denn die Familie hatte für ihn immer an erster Stelle gestanden. Wenigstens konnte er in dem Apartment über der Garage wohnen – das garantierte ihm ein bisschen mehr Privatsphäre.

Eli betrat das Wohnzimmer, wo sein Vater in dem alten, zerschlissenen Sessel saß, den sie vor fünf Jahren schon in den Sperrmüll geben wollten. Warum hatten sie es bloß nicht getan? Der Mann war Arzt; er konnte sich doch neue Möbel leisten!

Den Christbaumschmuck am Tannenbaum, der in einer Ecke des Wohnzimmers stand, erkannte Eli sofort wieder. Seine Mutter hängte außerdem jedes Jahr die Strümpfe an den Kamin, obwohl Eli und seine Brüder längst nicht mehr zu Hause wohnten. Wenigstens half ihm die vertraute Atmosphäre ein bisschen über die Nervosität hinweg, die er spürte, wenn er an die unvermeidlichen Begegnungen mit Nora dachte.

Dabei hatte er weniger Angst vor den alten Gefühlen, sondern vor der Wahrheit, die Nora niemals erfahren durfte. Konnte er ihr unter diesen Umständen überhaupt in die Augen sehen?

Elis Blick wanderte vom Fernseher zu seinem Vater. Mit der Fernbedienung in der Hand winkte Dr. Mac St. John seinem Sohn zur Begrüßung zu.

Natürlich hatte sein Vater den Sportkanal eingeschaltet. Jetzt erhob er sich aus seinem Sessel und schloss seinen Sohn voller Zuneigung in die Arme. Es hatte Zeiten gegeben, da hatten Eli und seine Brüder den Zorn des Vaters gefürchtet. Erst später war ihnen klar geworden, dass er sich nur um sie gesorgt hatte. Eli dachte lieber nicht daran zurück, was seine Eltern ihrer Söhne wegen durchgemacht hatten.

Seine Mutter hatte einmal gesagt, Teenager großzuziehen sei nichts für Feiglinge. Eli war sich nicht sicher, ob er diese Erfahrung jemals selbst machen wollte. Nach der Schule war er sofort zur Uni gegangen, hatte sich voller Eifer in sein Studium gestürzt, keine Zeit für Beziehungen gehabt – ganz zu schweigen davon, eine Frau zu finden, mit der er Kinder haben konnte.

„Lass dich anschauen.“ Sein Vater sank in den Sessel zurück und legte die Hände auf die Knie. „Du siehst gut aus, Sohn. Wirklich gut. Und du weißt nicht, was es mir bedeutet, dass du mich vertrittst.“

Blieb nur zu hoffen, dass die Patienten auch den Sohn ihres Hausarztes akzeptierten. Die hatten ihn schließlich nur als wilden und widerspenstigen Teenager gekannt – und wahrscheinlich so in Erinnerung behalten. Er und seine Brüder waren nicht gerade Musterknaben gewesen. Sie genossen sogar einen gewissen Ruf in der Stadt … nachdem sie ein paar Mal Straßenschilder geklaut und Häuser mit farbenprächtigen Graffiti besprüht hatten. Allerdings waren sie so geschickt gewesen, sich nie erwischen zu lassen.

Eli seufzte. In einer kleinen Stadt vergaßen die Leute nie, wie man mal war und was man angestellt hatte. Schlimmer noch: Sie erinnerten dich ständig an deine Jugendsünden. Er war gespannt, wie man ihn nun als Arzt willkommen heißen würde.

Wenigstens würden sie erkennen, dass er sich geändert hatte. Wie auch immer – in hoffentlich drei Monaten wollte er wieder in Atlanta sein. Spätestens.

Demnächst ging der Chef der Unfallklinik in den Ruhestand. Ein ehemaliger Kumpel von der Army hatte Eli darauf hingewiesen. Eli hatte zwar noch nicht lange in der Notfallambulanz gearbeitet, aber da er bereits zum Team gehörte, hätte er mit seiner Bewerbung ganz gute Chancen.

Das war im Moment allerdings nicht so wichtig.

„Wann wirst du denn morgen operiert?“, wollte er von seinem Vater wissen. Er setzte sich neben seine Mutter auf das alte Sofa, das ebenfalls längst auf dem Sperrmüll hätte landen sollen.

„Um sieben Uhr“, antwortete seine Mutter für ihn. „Aber sie wollen ihn heute Abend schon aufnehmen. Wir haben nur noch auf dich gewartet.“

Eli warf einen Blick auf seine Uhr und wandte sich an seinen Vater. „Na, dann sollten wir mal los. Oder willst du erst das Spiel zu Ende sehen?“

Sein Vater griff zur Fernbedienung und schaltete den Apparat aus. „Meinetwegen können wir fahren. Und ich sage dir gleich: Es passt mir überhaupt nicht, selbst Patient zu sein.“

Eli lachte. „Schon klar. Aber wir sind heilfroh, dass du dich operieren lässt. So haben wir dich noch ein paar Jahre länger.“

Es klingelte an der Haustür.

Eli stand sofort auf. „Ich sehe nach. Packt ihr doch schon mal den Koffer fürs Krankenhaus.“

Er öffnete die Haustür, ohne durch den Spion zu schauen.

Das war ein Fehler.

Nora Parker stand vor ihm. Sie sah noch immer so jung und hübsch und umwerfend aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Wegen der Kälte trug sie einen leuchtend roten Mantel, eine gestreifte Mütze und einen ebenfalls gestreiften Schal.

Seine Eltern hatten das Mädchen ins Herz geschlossen, als sein jüngster Bruder Drake sie ihnen vorgestellt hatte. Kurz danach hatte sie Elis Herz gestohlen, und ein paar Jahre später hatten sie sich getrennt – er, um seine Träume zu verwirklichen; sie, um an dem einzigen Ort zu leben, an dem sie sich wirklich zu Hause fühlte.

Und nun stand sie vor ihm.

„Eli.“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Man hat mir gesagt, dass du nach Hause kommst. Aber heute Abend hatte ich noch nicht mit dir gerechnet. Mac und Bev sind doch noch da, oder?“

„Ähm … ja.“ Himmel, er starrte sie an wie ein liebeskranker Teenager. Fast hätte er vergessen, sie ins Haus zu bitten. „Ja, sie sind noch da. Komm rein.“ Er öffnete die Tür ein Stück weiter. „Es ist verdammt kalt.“

Der Duft ihres süßen Parfüms stieg ihm in die Nase, als Nora an ihm vorbeiging. Das war das Mädchen, das ihm mit sechzehn Jahren den Kopf verdreht hatte. Und die Frau, die ihn vor vier Jahren wegen seines besten Freundes verlassen hatte.

Und diese Frau hatte keine Ahnung, dass ihre Ehe auf einer Lüge aufgebaut war und ihr verstorbener Mann sie hintergangen hatte. Eli konnte es ihr unmöglich erzählen. Er hatte sich vorgenommen, Nora nie mehr zu verletzen.

Nora sah sich um. „Wo sind die beiden denn?“

„Im Wohnzimmer. Wir wollten gerade fahren. Soll ich deinen Mantel nehmen?“

„Nein, ich kann nicht lange bleiben.“

Er folgte ihr und verfluchte sich für die Gefühle, die bei ihrem Anblick in ihm aufstiegen. Dieses Ziehen in seinen Lenden war nun wirklich nicht angebracht! Jedenfalls nicht mehr.

Eli, Nora und Todd, ihr verstorbener Ehemann, waren in dieselbe Schule gegangen und in derselben Kleinstadt aufgewachsen. Eli und Todd hatten sogar in derselben Einheit gedient. Doch während Eli nach einigen Jahren entlassen worden war, hatte Todd sich für eine Verlängerung seines Dienstes entschieden – und war vor sechs Monaten bei einem Einsatz ums Leben gekommen.

Eli räusperte sich. „Das mit Todd tut mir furchtbar leid“, begann er. „Leider konnte ich nicht zur Beisetzung kommen. Aber ich habe die ganze Zeit an dich gedacht.“

Das entsprach der Wahrheit. Er dachte ständig an sie. Auch nachdem sie sich entschieden hatten, ihre Beziehung zu beenden. Doch er konnte ihr nicht vorwerfen, dass sie geheiratet hatte, um eine Familie zu gründen.

Mit achtzehn war er noch so optimistisch gewesen, zu glauben, an der Seite von Nora die Welt verbessern und ihre gemeinsamen Träume verwirklichen zu können. Aber sie hatte bleiben wollen, und ihn hatte es in die Welt hinausgezogen. Und da beide nicht von ihren Wünschen und Zielen lassen wollten, hatten sie sich getrennt.

Noras Blick verschleierte sich. „Danke. Es war … eine harte Zeit. Aber inzwischen geht’s mir wieder besser.“

Eli bemerkte, dass sie seine Narbe betrachtete. Die Narbe, die von seiner Augenbraue über seine Stirn bis fast zum Ohr reichte. Nora berührte sie mit der Fingerspitze, und Eli erstarrte. Doch ehe sie eine Frage stellen oder Eli eine Erklärung abgeben konnte, betrat seine Mutter den Flur.

„Nora.“ Sie breitete die Arme aus. „Geht’s dir gut?“

„Danke“, antwortete Nora ausweichend. „Ich wollte euch nur alles Gute wünschen.“

„Das ist lieb von dir.“

Schweigend betrachtete Eli die beiden Frauen. Beinahe hatte er das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Aber das war sie nicht, im Gegenteil: Sie hatte beide in unterschiedliche Richtungen geführt, und auf dem Weg hatte es viel Herzschmerz und viele Lügen gegeben. Und nun waren sie weiter voneinander entfernt als jemals zuvor. Trotzdem hätte Eli am liebsten die Arme ausgestreckt und Nora an sich gedrückt. Als Freund, wohlgemerkt. Tiefere Gefühle wollte er nicht zulassen – und auch nicht von ihr erwarten.

Es sah ganz danach aus, als müsste er nun seine Strafe dafür zahlen, dass er sie so leichtfertig aufgegeben hatte.

Nora war verwirrt. Die Begegnung mit Eli hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Während Eli seinen Militärdienst absolvierte, hatte sie seine Eltern regelmäßig besucht. Nach ihren Eltern waren Bev und Mac ihre wichtigsten Bezugspersonen geworden – und das schon seit ihrer Teenagerzeit.

Jetzt versuchte Nora sich auf Bevs Worte zu konzentrieren, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder zu dem Mann ab, der ganz in ihrer Nähe stand. Der Mann, von dem sie einst geglaubt hatte, dass er der Mann ihres Lebens wäre. Aber Eli hatte von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass er nach seiner Militärzeit nicht in seine Heimatstadt zurückkehren würde.

Eine Zeit lang hatte sie sich eingeredet, er würde sie so sehr vermissen, dass er reumütig zu ihr zurückkehren würde. Sie hatte regelrecht darauf gehofft. Aber irgendwann hatte sie eingesehen, dass er nicht im Traum daran dachte – und deshalb eine Affäre mit Todd begonnen. Denn ihr sehnlichster Wunsch war es, eine Familie und Kinder zu haben. Todd schien ihr diese Wünsche erfüllen zu können. Zu ihrem Bedauern hatte sie feststellen müssen, dass die Ehe mit Todd nicht so glücklich war, wie sie es sich erträumt hatte.

Natürlich war sie bestürzt gewesen, als sie von seinem Tod erfuhr, und sie hatte auch um ihn getrauert. Aber nicht so sehr, wie sie wahrscheinlich um Eli getrauert hätte, wenn ihm dieses Schicksal widerfahren wäre …

Nora wusste, dass sie undankbar war und so etwas nicht einmal denken durfte. Und dennoch …

Unvermittelt wurde ihr bewusst, dass sie nach Hund riechen musste. Sie war direkt von ihrer Tierarztpraxis zu Bev und Mac gegangen, ohne vorher zu duschen. Schließlich hatte sie nicht damit gerechnet, Eli zu begegnen.

Bev sagte etwas zu ihr.

„Wie bitte?“ Verwirrt sah Nora sie an.

„Willst du nicht deinen Mantel ausziehen?“, wiederholte Bev ihre Frage.

„Nein, vielen Dank.“ Unwillkürlich zog Nora den Mantel enger um sich.

Niemand sollte schließlich sehen, wie es um sie stand.

Am allerwenigsten Eli.

Lieber schwitzte sie unter ihrem dicken Mantel, als ihm ihren Zustand zu offenbaren.

Sie war schwanger. Oder wusste Eli es bereits? Auf jeden Fall hatte sie keine Lust, mit ihm darüber zu reden. Und das Letzte, was sie wollte, waren mitleidige Blicke.

„Wie du willst“, sagte Bev nur.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, schaue ich morgen nach der OP auf dem Heimweg im Krankenhaus vorbei“, schlug Nora vor.

„Das wäre ganz lieb von dir“, erwiderte Bev. „Ich weiß allerdings nicht, wie lange der Eingriff dauert und ob Mac schon bereit für Besuche ist …“

„Ich rufe vorher an.“

„Du kannst mich anrufen“, schaltete Eli sich ein.

Nora fuhr herum und sah ihn an. Der Blick seiner dunklen Augen machte sie ganz nervös.

Warum zum Teufel fand sie ihn noch immer so attraktiv? Warum fand sie die Narbe auf seiner Stirn reizvoll – und warum verspürte sie auf einmal den dringenden Wunsch, alles darüber zu erfahren?

Diese verdammten Hormone! Eigentlich hatte sie gar keine Zeit für ein derartiges Gefühlschaos.

„Da ist ja meine beste Freundin!“

Nora drehte sich um.

Mac war an der Wohnzimmertür aufgetaucht und kam auf sie zu. Er strahlte übers ganze Gesicht und schloss sie in die Arme.

Sie liebte ihn ebenso wie Bev, denn die beiden hatten ihr jegliche Unterstützung gegeben, als ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte. Mac hatte ihr einen Teil des Tierarztstudiums finanziert, und beide hatten ihr nach Todds Tod Trost gespendet und waren Tag und Nacht für sie da gewesen.

Der Gedanke, dass Mac am Herzen operiert werden musste, erschreckte sie. Sie wusste zwar, dass der Eingriff nötig war, aber es bestand immer auch die Möglichkeit, dass etwas schiefgehen konnte. Immerhin war sie auch Ärztin – wenn auch „nur“ für Tiere. Nora musste schlucken. „Geht es dir gut?“

„Bestens“, nickte Mac. „Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Unkraut vergeht nicht.“

Nora löste sich aus Macs Umarmung. „Jedenfalls bist du in der Klinik in besten Händen.“

„Ich hätte mir keine bessere Tochter wünschen können“, sagte Mac lächelnd.

Seine Worte versetzten ihr einen Stich ins Herz. Er sagte öfter, dass sie die Tochter sei, die er niemals gehabt hatte. Seit sie sich mit Elis jüngerem Bruder Drake angefreundet und kurz darauf mit Eli eine Beziehung angefangen hatte, gehörte sie praktisch zur Familie.

„Ich will euch nicht länger aufhalten.“ Auf dem Weg zur Tür achtete Nora darauf, Eli nicht zu nahe zu kommen. „Ich schließe dich in mein Nachtgebet ein, Mac“, sagte sie lächelnd. „Und morgen werde ich auf jeden Fall nach der Arbeit zum Krankenhaus kommen. Hoffentlich bist du dann wieder so fit, dass du mich empfangen kannst.“

„Ich gebe mir Mühe.“ Mac lächelte.

Auf einmal hatte Nora es sehr eilig, aus dem Haus zu kommen, denn sie befürchtete, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Das musste an der Schwangerschaft liegen. Sagte man nicht immer, dass sie für viele Frauen eine Achterbahn der Gefühle war?

Nora eilte durch die nebeneinanderliegenden Gärten zu ihrem Haus. Auf dem Rasen lag eine dünne Schneeschicht. Sie überlegte, wie sie ihren Heißhunger stillen sollte, der sie in unregelmäßigen Abständen überfiel.

Wahrscheinlich würde sie eine Riesenpizza aus dem Gefrierfach holen, wo sie ihre Notrationen verstaute. Und die Begegnung mit Eli, der hinreißend wie immer aussah, war in der Tat ein Notfall. Jedenfalls war ihre Herzfrequenz in ungeahnte Höhen gestiegen, und auch ihr Puls raste.

Vielleicht würde sie ein heißes Bad vor dem Essen beruhigen? Sie legte eine Hand auf ihren runden Bauch. Noch vier Monate blieben ihr, um sich auf ihr Baby vorzubereiten. Bis dahin musste sie ihr Leben wieder im Griff haben, das nach Todds Tod aus den Bahnen geraten war.

Sie würde ihr Baby eben doppelt lieben müssen, damit es den Vater nicht vermisste.

2. KAPITEL

Bei Macs Herzoperation hatte es keine Komplikationen gegeben, und Eli stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als der Chirurg ihm die Nachricht überbrachte. Gleichzeitig teilte er ihm mit, dass Mac zurzeit noch keine Besucher empfangen könne. „Er braucht jetzt vor allem Ruhe.“

„Und wir müssen dafür sorgen, dass er künftig besser auf sich achtgibt“, meinte Cameron, während er sich auf einen Stuhl im Wartebereich fallen ließ.

Eli nickte seinem jüngeren Bruder zu. „Auf jeden Fall. Aber Ärzte sind schreckliche Patienten.“

Drake lachte, während er sich neben Eli setzte. „Du musst es ja wissen, Dr. St. John.“

„Ich werde dafür sorgen, dass euer Vater sich gesund ernährt“, versprach Bev. „Außerdem sollte er mehr Sport treiben.“

„Für ihn ist es wahrscheinlich schon eine sportliche Betätigung, wenn er die Fernbedienung in die Hand nimmt“, spottete Eli. „Aber ich denke, der Infarkt war ein Warnschuss für Dad. In Zukunft wird er vorsichtiger sein.“

Ein Handy klingelte. Automatisch griffen Cameron und Drake nach ihren Telefonen und schauten aufs Display. Als Polizist war Drake praktisch rund um die Uhr im Dienst, und auch Drake als örtlicher Feuerwehrchef war immer erreichbar.

Erstaunlich, was aus den wilden Teenagern für anständige Bürger geworden waren!

Cameron stand auf. „Ist für mich. Ich bin gleich wieder zurück.“ Er verschwand durch die Flügeltür.

Eli hatte sein Handy ebenfalls hervorgezogen und steckte es zurück in die Tasche. Er war erst seit vierundzwanzig Stunden wieder zu Hause, und er vermisste es bereits, gebraucht zu werden und Menschen unter dramatischen Umständen zu retten.

Das Dramatischste, mit dem er in den nächsten drei Monaten in Stonerock konfrontiert würde, wären vermutlich grippale Infekte, Magenverstimmungen und Allergien – falls der Frühling früh einsetzte.

„Tut mir leid, ich bin spät dran.“