„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“ - Anne Mey - E-Book

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Anne Mey

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Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Pädagogik - Wissenschaftstheorie, Anthropologie, Note: 2,3, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Institut für Erziehungswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Pierre Félix Bourdieu wurde am 1. August 1930 in Denguin geboren und starb am 23. Januar 2002 in Paris. Er war ein französischer Philosoph und Soziologe. Eines seiner Hauptwerke ist das Buch „Die feinen Unterschiede“ aus dem Jahre 1979. In diesem Werk bezeichnet er die französische Gesellschaft als Klassengesellschaft und macht klar, dass dies auch für alle anderen westlichen Industriegesellschaften der Fall ist. Im Grunde ist Bourdieus Theorie „eine Weiterführung der Theorien sozialer Ungleichheit“. Wäre das gesellschaftliche Leben mit einem Glücksspiel vergleichbar, so hätte jeder Mensch jederzeit die Chance, einen neuen, höheren Status innerhalb kürzester Zeit zu erlangen. Oder anders gesagt, es bestünde auch immer die Gefahr, von einem sehr hohen Status in einen sehr niedrigen zu fallen. Das Glücksspiel ist zufällig und absolut unabhängig von der Vergangenheit, ein Paradebeispiel an Chancengleichheit. Keiner hätte einen Vorteil durch seine Eltern und ihre Arbeit, ebenso wenig hätte keiner einen Nachteil aus seiner Herkunft zu befürchten. Dies ist aber in unserer Gesellschaft nicht der Fall. PISA und andere Studien zeigen, dass in Deutschland keine Chancengleichheit, sondern soziale Ungleichheit herrscht. Bourdieu hat mit seiner Theorie die Mechanismen der Reproduktion von sozialer Ungleichheit aufgedeckt. Daher wird diese Arbeit zunächst seine Habitus-Theorie aufgreifen und die wesentlichen Begriffe erklären. Was ist die Kapitaltheorie? Wie äußert sich der Habitus und was sind die verschiedenen Geschmäcker, die Bourdieu beschreibt? Diese Fragen werden in den Mittelpunkt des größeren, theoretischen Teils gerückt. Als Einstieg dient zunächst eine kurze Explikation des Begriffes „soziale Ungleichheit“. Im zweiten Teil soll Bezug auf die aktuelle Lage in Deutschland und die Reproduktion sozialer Ungleichheit durch das Bildungssystem genommen werden. Im Mittelpunkt werden dabei die Bildungsexpansion und ihre Folgen für die Reproduktionsmechanismen, der durch das Elternhaus bestimmte Schul- und Universitätserfolg und die Einflussnahme des Habitus bei der Vergabe von Spitzenpositionen im Beruf stehen.

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
3 Die Kapitaltheorie
3.1 Ökonomisches Kapital
3.2 Kulturelles Kapital
3.2.1 Inkorporiertes Kulturkapital
3.2.2 Objektiviertes Kulturkapital
3.2.3 Institutionalisiertes Kulturkapital
3.3 Soziales Kapital.
3.4 Symbolisches Kapital.
3.5 Transformation des Kapitals
4 Habitus, Klassen und Geschmack
4.1 Der Habitus
4.2 Die Geschmackssorten
4.2.1 Der legitime Geschmack.
4.2.2 Der mittlere Geschmack
4.2.3 Der populäre Geschmack.
5.1.1 Überblick der Bildungsexpansion.
5.3 Die Erben - Studenten und der Habitus.
6 Fazit und Ausblick.
7 Literaturverzeichnis

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1 Einleitung

Pierre Félix Bourdieu wurde am 1. August 1930 in Denguin geboren und starb am 23. Januar 2002 in Paris. Er war ein französischer Philosoph und Soziologe. Eines seiner Hauptwerke ist das Buch „Die feinen Unterschiede“ aus dem Jahre 1979. In diesem Werk bezeichnet er die französische Gesellschaft als Klassengesellschaft und macht klar, dass dies auch für alle anderen westlichen Industriegesellschaften der Fall ist. Im Grunde ist Bourdieus Theorie „eine Weiterführung der Theorien sozialer Ungleichheit“.1

Wäre das gesellschaftliche Leben mit einem Glücksspiel vergleichbar, so hätte jeder Mensch jederzeit die Chance, einen neuen, höheren Status innerhalb kürzester Zeit zu erlangen. Oder anders gesagt, es bestünde auch immer die Gefahr, von einem sehr hohen Status in einen sehr niedrigen zu fallen. Das Glücksspiel ist zufällig und absolut unabhängig von der Vergangenheit, ein Paradebeispiel an Chancengleichheit.2Keiner hätte einen Vorteil durch seine Eltern und ihre Arbeit, ebenso wenig hätte keiner einen Nachteil aus seiner Herkunft zu befürchten. Dies ist aber in unserer Gesellschaft nicht der Fall.

PISA und andere Studien zeigen, dass in Deutschland keine Chancengleichheit, sondern soziale Ungleichheit herrscht. Bourdieu hat mit seiner Theorie die Mechanismen der Reproduktion von sozialer Ungleichheit aufgedeckt. Daher wird diese Arbeit zunächst seine Habitus-Theorie aufgreifen und die wesentlichen Begriffe erklären. Was ist die Kapitaltheorie? Wie äußert sich der Habitus und was sind die verschiedenen Geschmäcker, die Bourdieu beschreibt? Diese Fragen werden in den Mittelpunkt des größeren, theoretischen Teils gerückt. Als Einstieg dient zunächst eine kurze Explikation des Begriffes „soziale Ungleichheit“. Im zweiten Teil soll Bezug auf die aktuelle Lage in Deutschland und die Reproduktion sozialer Ungleichheit durch das Bildungssystem genommen werden. Im Mittelpunkt werden dabei die Bildungsexpansion und ihre

1Abels 2007a, S. 309.

Hradil sieht dies anders: „Aber im Hinblick auf soziale Ungleichheiten sind Bourdieus An-

nahmen offenkundig überzogen.“ (Hradil 1999, S. 139.) Dennoch werde ich Bourdieus Theorie

im weiteren Verlauf der Arbeit als eine Theorie der sozialen Ungleichheit behandeln.

2Vgl. Bourdieu 2005, S. 49f.

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Folgen für die Reproduktionsmechanismen, der durch das Elternhaus bestimmte Schul- und Universitätserfolg und die Einflussnahme des Habitus bei der Vergabe von Spitzenpositionen im Beruf stehen.

2 Was verbirgt sich hinter dem Begriff „soziale Un-

gleichheit“? - Begriffsexplikation

Die Bevölkerung in modernen Gesellschaften gliedert sich in verschiedene Gruppierungen. Man kann die Personen beispielsweise nach Beruf, Alter, Geschlecht, Familienstand, Religion oder Wohnortgröße einteilen. Je nachdem zu welcher sozialen Kategorie man gehört, hat man gemeinsame (mit den Mitgliedern derselben Kategorie) oder unterschiedliche Lebensumstände. So unterscheiden sich beispielsweise die Lebensbedingungen eines Chefarztes von denen eines Krankenpflegers. Auch die Lebensbedingungen eines 15-jährigen Jungen sind vollkommen anders als die seines 75-jährigen Großvaters. Allein durch diese objektiven Merkmale werden die Mitglieder einer Gesellschaft unterschieden.3

Der Begriff der sozialen Ungleichheit impliziert jedoch, dass es Einteilungen in soziale Kategorien in einem Verhältnis von besser-schlechter oder höher-tiefer gibt. So bezieht sich die Bedeutung zunächst einmal auf bestimmteGüter,„die im Rahmen einer Gesellschaft als 'wertvoll' gelten“.4Je mehr jemand von diesen wertvollen Gütern besitzt, desto besser sind seine Lebensbedingungen in der Gesellschaft. Diese wertvollen Güter verschaffen ihren Besitzern Vorteile, wodurch der Eindruck entsteht, dass jene Personen besser oder höhergestellt sind als andere, die weniger oder kaum wertvolle Güter besitzen. Der Wert von Gütern ist historisch gesehen jedoch nicht konstant, sondern verschiebt sich mit der Zeit. So ist ein hoher Bildungsabschluss heute als äußerst wertvolles Gut anzusehen, während Bildung im Mittelalter für den Großteil der Bevölkerung keine Rolle spielte. „Insofern bestimmte 'Güter' also (wie z.B. Geld oder eine unkündbare Berufsstellung) Lebens- und Handlungsbedingungen darstellen, die zur Erlangung von allgemein verbreiteten Zielvorstellungen einer Gesell-

3Hradil1999, S. 23.

4Hradil, 1999, S. 24.

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schaft dienen, kommen sie als Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit in Frage.“5

Zudem impliziert der Begriff der sozialen Ungleichheit eine gewisse Vorstellung darüber, wie die Verteilung der wertvollen Güter aussehen muss, damit man vonungleichsprechen kann. Zu unterscheiden sind dabei dierelativeund dieabsoluteUngleichheit. Von einer absoluten Ungleichheit spricht man, wenn jemand mehr wertvolle Güter einer Gesellschaft in seinem Besitz hat als je-mand anderer. Absolut ungleich ist es also, wenn jemand höherwertige Bildungsabschlüsse besitzt als beispielsweise sein Nachbar. Von relativer Ungleichheit spricht man dagegen, wenn die Verteilungskriterien unterschiedlich sind. So ist zum Beispiel das Einkommen je nach Beruf unterschiedlich hoch. Demnach verdient ein erfolgreicher Unternehmer mehr als sein Hausmeister. Diese Differenz der Löhne ist Ausdruck der sozialen Ungleichheit. Soziologisch verwendet beinhaltet der Begriff also nicht zwangsläufig, dass die Ungleichheit mit Ungerechtigkeit gleichzusetzen ist.6