Der Aufstand der Kobolde - Gila Steuber-Faust - E-Book

Der Aufstand der Kobolde E-Book

Gila Steuber-Faust

0,0

Beschreibung

Im Waldreich herrscht Chaos. Nicht nur die Feen sind über die Ereignisse im Wald beunruhigt. Was steckt hinter dem Aufstand der Kobolde? Hille, das Oberhaupt der Waldwesen, scheint verschwunden zu sein und dann stellt sich auch noch heraus, dass der Stein der Weisen gestohlen wurde. Hat Leod etwas mit dieser Sache zu tun? Die Menschen beginnen im Alten Wald Bäume zu fällen, die Elfen werden bestohlen und Dwalin, der Zwergenkönig, spielt eine zwielichtige Rolle. Als Feolan, der Wächter des Steines der Weisen, nicht mehr auftaucht, verzweifelt Hille. Doch dann bekommt sie ganz überraschend Hilfe von den Menschen. Lotte, die Tochter des Revierförsters Hubert Seiler, und ihr Freund Tim erkennen, dass der Alte Wald in Gefahr ist. Sie kämpfen zusammen mit ihren Klassenkameraden für den Schutz des Waldes und entdecken dabei seine Geheimnisse.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2015

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Im Waldreich herrscht Chaos. Nicht nur die Feen sind über die Ereignisse im Wald beunruhigt. Was steckt hinter dem Aufstand der Kobolde? Hille, das Oberhaupt der Waldwesen, scheint verschwunden zu sein und dann stellt sich auch noch heraus, dass der Stein der Weisen gestohlen wurde. Hat Leod etwas mit dieser Sache zu tun? Die Menschen beginnen im Alten Wald Bäume zu fällen, die Elfen werden bestohlen und Dwalin, der Zwergenkönig, spielt eine zwielichtige Rolle. Als Feolan, der Wächter des Steines der Weisen, nicht mehr auftaucht, verzweifelt Hille. Doch dann bekommt sie ganz überraschend Hilfe von den Menschen. Lotte, die Tochter des Revierförsters Hubert Seiler, und ihr Freund Tim erkennen, dass der Alte Wald in Gefahr ist. Sie kämpfen zusammen mit ihren Klassenkameraden für den Schutz des Waldes und entdecken dabei seine Geheimnisse.

Die Autorin

Gila Steuber-Faust wurde 1959 in Öhringen (Hohenlohe) geboren und hat dort ihre Kindheit und Jugend verbracht. Nach über 30 Jahren in Hamburg und Schleswig-Holstein ist die Autorin vor 2 Jahren in den Schwarzwald gezogen. Die dortige Diskussion um den „Nationalpark Schwarzwald“ und die Liebe zum Wald und zur Natur haben sie zu diesem Buch inspiriert.

Glaube mir, denn ich habe es erfahren,

du wirst mehr in den Wäldern finden

als in den Büchern;

Bäume und Steine werden dich lehren,

was du von keinem Lehrmeister hörst.

Bernhard von Clairvaux

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Auf der Suche

Kapitel 2: Die Verschwörung

Kapitel 3: Im Elfenpalast

Kapitel 4: Die alte Eiche

Kapitel 5: Im Alten Wald

Kapitel 6: Die Kobolde

Kapitel 7: Der Streit

Kapitel 8: Der Diebstahl

Kapitel 9: Leod

Kapitel 10: Auf verbotenen Pfaden

Kapitel 11: Der Stein der Weisen

Kapitel 12: Das Unwetter

Kapitel 13: Ein seltsamer Fund

Kapitel 14: Der große Rat

Kapitel 15: Spuren

Kapitel 16: Die Dienerin des Auges

Kapitel 17: Der Beweis

Kapitel 18: Unruhe

Kapitel 19: Bei Karlchen

Kapitel 20: Die Widersacher

Kapitel 21: Die Einladung

Kapitel 22: Die Beichte

Kapitel 23: Winter

Kapitel 24: Der Nationalpark

Kapitel 25: Trügerische Ruhe

Kapitel 26: Die Überraschung

Kapitel 27: Das Machtwort

Anhang

Quellenhinweis

Kapitel 1Auf der Suche

Die letzten Vogelstimmen waren verstummt und die Nacht hüllte den Wald in ein dunkles Tuch. Ein müdes Reh suchte seinen Schlafplatz auf, um nach einem langen heißen Sommertag auszuruhen. Doch kaum hatte es die Augen geschlossen, schreckte es gleich wieder hoch. Schon wieder solch ein Tumult. Konnte man nicht ein einziges Mal in Ruhe schlafen? Immer diese Kobolde - es war zum Verrücktwerden. Das ging nun schon seit Tagen, genauer gesagt Nächten, so. Kaum hatte man sich in die Blätter gekuschelt, da fingen sie schon an herum zu kichern, auf irgendwelchen Holzstämmen zu trommeln und laut zu singen. – Das Reh schüttelte den Kopf und stopfte sich Gras in die Ohren.

Auch die Feen auf der anderen Seite des Waldes waren so langsam aber sicher sauer. Das will etwas heißen, denn Feen sind die liebenswürdigsten und geduldigsten Geschöpfe im Wald. Doch nun hatten sie die Nase voll von diesen ungezogenen Kobolden. Was war denn bloß los? Das hatte es noch nie gegeben. Hier im Wald herrschte Ruhe und Frieden. Dafür sorgte schon Hille. Sie war sozusagen das Oberhaupt aller Waldgeschöpfe. Die Menschen würden vielleicht sagen, sie sei eine Hexe, aber das ist ganz und gar nicht richtig. Hexen sind ja meistens böse, haben Warzen auf der Nase und sehen zum Fürchten aus. Hille dagegen war ganz anders. Auf ihrer Nase tummelten sich unzählige Sommersprossen und ihre blauen Augen blitzten spitzbübisch. Nun gut, ihre Nase war vielleicht etwas zu lang und zu spitz, was ihr keckes Aussehen aber eher noch unterstrich. Ihr Gesicht war eingerahmt von einer wilden Mähne roter Locken, die bis an ihre Hüften reichte. Meistens hatte sie die Haare zu einem ganz dicken Zopf geflochten. Sie sah also keineswegs aus wie eine Hexe. Und dennoch war sie die mächtigste Zauberin hier im Wald. Sie genoss große Achtung und Respekt fast aller Waldwesen und manch einer fürchtete sie sogar. Sie kannte alle Pflanzen und Heilkräuter und die Lebewesen im Wald mit ihren Namen. Sie half den verletzten Tieren und sprach mit ihnen. Sie unterhielt sich mit den Bäumen und Blumen und sie wusste über alle Dinge Bescheid, die im Wald vor sich gingen. Im Waldreich war man überzeugt davon, dass sie Gedanken lesen konnte.

Umso verwunderlicher war es nun, dass sie nichts unternahm und seit Nächten diesen Lärm duldete. Irgendetwas stimmte nicht. Nur was? Die Feen wohnten versteckt im Herzen des „Alten Waldes“ auf einer Lichtung, die von hohen Bäumen und dichtem Unterholz umgeben war. Niemand außer ihnen lebte sonst so tief im Wald, denn man erzählte sich schaurige Geschichten vom Alten Wald und dass es dort dunkel und unheimlich sei - die Luft feucht und neblig. Die Feen lebten aber auf einer sonnigen Lichtung in der Nähe einer fröhlich plätschernden Quelle. Das Wasser sammelte sich in einem natürlichen Steinbecken wie in einer Wasserschale. Sie wohnten unter filigranen Blätterdächern und tranken morgens den Tau aus den Blütenkelchen der zahlreichen bunten Blumen, die am Rande eines Baches wuchsen. Nachts tanzten sie auf der Lichtung im Mondschein. Doch seit einigen Nächten war weder an Tanzen, noch an Schlafen zu denken. Der Radau, den die Kobolde veranstalteten, war nicht auszuhalten.

Alrun, die Königin der Feen, beschloss ihren Rat einzuberufen. Diese Kobolde heckten anscheinend wieder eine Dummheit aus. Vor langer Zeit schon hatten die Kobolde mit ihrem Unsinn, den sie stets anstellten, das halbe Waldreich in Aufruhr versetzt. Hille musste damals hart durchgreifen und die Kobolde wurden bestraft. Seither war es wieder friedlich im Wald – bis vor wenigen Tagen. Es braute sich etwas zusammen, das konnte Alrun deutlich spüren. Irgendetwas stimmte nicht. Was war nur mit Hille los? Die Feen waren sich einig, sie mussten der Sache auf den Grund gehen. Sie verließen ihre Lichtung selten und mieden den Kontakt zu den meisten anderen Waldwesen, aber vielleicht war Hille etwas zugestoßen und sie brauchte Hilfe.

Alrun und ihr Rat beschlossen nach langem Hin und Her, eine kleine Gruppe auf die Suche nach Hille zu schicken. Sie wählten die drei Mutigsten unter ihnen aus. Sie sollten sich auf den weiten Weg auf die andere Seite des Waldes machen. Sicherheitshalber sollten sie aber nicht allein gehen. Wie man sich vorstellen kann, gibt es im Wald nicht nur Feen und Kobolde. Es gibt auch noch Zwerge, Trolle, die aus dem Norden zugewandert sind, und jede Menge Tiere und Zauberwesen, von denen die Menschen glauben, sie gäbe es nur im Märchen. Manche von ihnen waren gar nicht freundlich und man musste sich vor ihnen in Acht nehmen. Die Zwerge sperrten Störenfriede manchmal tagelang in einer Höhle ein und über die Taten der Trolle erzählte man sich auch ganz gruselige Geschichten. Andere Wesen wiederum waren ausgesprochen hilfsbereit und freundlich und pflegten freundschaftliche Kontakte miteinander. So waren die Feen sehr eng mit den Einhörnern befreundet. Sie feierten oft zusammen und die Feen durften die silbernen Mähnen der Einhörner mit goldenen Bürsten kämmen. Die silbernen Haare, die in der Bürste hängen blieben, wurden in einer großen Truhe, die mit Flussperlen verziert war, aufbewahrt. Sie waren kostbar. Alrun entschied, dass die drei ausgewählten Feen, Elfgar, Kyla und Aila von ihren Freunden, den drei Einhörnern Gwyn, Rowena und Vanora, begleitet werden sollten. Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan. Sie wollten auf möglichst direktem Weg zu Hille‘s Hütte an der Mühle wandern. Vielleicht war sie zu Hause und sie machten sich unnötig Sorgen und für das nächtliche Treiben der Kobolde gab es eine einfache Erklärung. Falls Alrun aber recht hatte und Hille Hilfe brauchte, durften sie keine Zeit verlieren. Schon gleich am nächsten Morgen brach die kleine Gruppe auf. Die Tautropfen hingen noch an den Walderdbeeren und die meisten Waldbewohner schliefen noch ganz fest.

Kapitel 2Die Verschwörung

Hille rieb sich die Augen. Was war das nur für ein Lärm? Meine Güte, natürlich - die Kobolde! Doch wo war sie? Ach ja, so ganz langsam erinnerte sie sich wieder. Hille war gleich zu den Kobolden gegangen, nachdem sie diesen schrecklichen Lärm gehört hatte und hatte Karlchen, den Hauptmann der Kobolde, aufgefordert sofort mit diesem Unsinn aufzuhören. Es hatte eine ziemlich heftige Auseinandersetzung gegeben. Er meinte, sie seien jetzt frei und könnten machen, was sie wollen. Hille hätte ihnen gar nichts mehr zu sagen. Sie hätten nun einen neuen Zauberer, der sie beschützt und der wäre längst nicht so streng und ordentlich wie Hille. Sie solle sich doch in ihr Hexenhaus begeben und sich einen Zaubertrank kochen. Dabei hatte er laut und hämisch gelacht. Hille war fassungslos. Das Benehmen dieses Kobolds war ungeheuerlich. Wer der tolle Zauberer denn sei, wollte sie wissen. Doch Karlchen lachte noch lauter und klopfte sich dabei auf die Schenkel. Das würde sie noch früh genug erfahren. Und die eingebildeten Feen sollten sich schon mal auf etwas gefasst machen. Die würden ja wohl meinen, sie seien etwas Besseres – sie und ihre albernen Einhörner. Pah, silberne Haare. Die würden ihnen ohnehin bald alle ausfallen und dann würden sie mit einer Glatze herumlaufen! Er lachte sich halbtot bei dieser Vorstellung. Es war nicht zu fassen. Hille konnte sich kaum noch beherrschen. Am liebsten hätte sie Karlchen in eine glitschige Kröte verzaubert, doch dann hätte sie nie erfahren, wer der geheimnisvolle neue Zauberer im Wald war. Sie versuchte noch herauszufinden, was das alles bedeutet, aber nachdem sie von Karlchen keine vernünftigen Antworten mehr bekam, beschloss sie, sich auf den Rückweg zu machen. Sie war beunruhigt über das Verhalten von Karlchen. Wie konnte es sein, dass es einen neuen Zauberer im Wald gab. Ihr Zauberkristall hatte nichts gezeigt. Gab es eine neue Macht, die stärker war als ihre? Wieso hatte sie nichts davon bemerkt? Vielleicht wussten die Feen etwas darüber? Vollkommen in Gedanken, stolperte sie über die langen Baumwurzeln. Sie kannte den Wald, selbst im tiefsten Unterholz kannte sie sich aus und sie verlief sich niemals, sogar in mondlosen dunklen Nächten fand sie ihren Weg. Durch ein Geräusch im Baum über ihr, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Erschreckt schaute sie nach oben. Es war aber nur Bubu, der König der Uhus im Wald. Er zwinkerte verschlafen mit einem Auge, denn es war mitten am Tag und er pflegte zu dieser Uhrzeit zu schlafen. Doch irgendwie war er mit einem Bein vom Ast gerutscht und wäre beinahe vom Baum gefallen. Als er Hille sah, war es ihm etwas peinlich. Aber sie tat so, als hätte sie es nicht bemerkt. Sie hatte es eilig, also grüßte sie ihn nur ganz kurz und ging mit großen Schritten weiter auf ihrem holperigen Weg durch den dunklen Wald. Es war ein langer Weg zu der Waldlichtung der Feen. Die Mittagszeit war längst vorbei und sie hatte erst die Hälfte des Weges geschafft. Der Wald war hier besonders dicht und dunkel. Die Bäume standen eng nebeneinander. Es war der älteste Teil des Waldes. Die Tannen waren von üppigen Flechten überzogen. Es sah aus, als hätten sie lange Bärte und geheimnisvolle Gesichter. Hille hatte aber keine Angst vor ihnen. Sie kannte jeden der Bäume und dem einen oder anderen nickte sie im Vorübergehen zu. Doch sie bekam nur ein unmutiges Grummeln oder gar keinen Gruß zurück. Bevor sie sich darüber wundern konnte, stand sie direkt vor einem großen düster aussehenden Mann. Sie wusste sofort, wer das war.

„Hallo Leod“, sagte Hille überrascht. Es war Ewigkeiten her, dass sie sich gesehen hatten. Das letzte Mal waren sie sich bei einer Zusammenkunft der Zauberer begegnet. Es gab nämlich außer Hille noch weitere Zauberer, die über den Wald wachten und seine Grenzen beschützten. Leod war aber kein Zauberer, er war ein Waldmensch. Wie alle anderen Waldmenschen war er ein Einzelgänger. Seine hagere Gestalt überragte Hille um Einiges. Sein Gesicht war von der Sonne gebräunt und war, genau wie seine Kleidung, von einer dicken Schmutzschicht überzogen. Er lebte im oberen Teil des Waldes, der direkt an die Siedlungen der Menschen angrenzte. Einen festen Wohnsitz hatte er nicht. Im Winter schlief er im Heu in irgendwelchen Scheunen und im Sommer suchte er sich einen geschützten Platz in Baumhöhlen oder in einem der Unterstände, die die Menschen für die Wanderer und Holzarbeiter im Wald errichtet hatten. Leod sprach die Sprache der Menschen und war deshalb von den Zauberern als Wild- und Waldhüter auserwählt worden. Seine Aufgabe bestand darin, Bäume, Pflanzen und Tiere vor den Menschen zu schützen. In der Vergangenheit hatten die Menschen immer wieder uralte Bäume gefällt, seltene Pflanzen herausgerissen und waren immer tiefer in den Wald eingedrungen. Irgendwann bot der kahlgeschlagene Wald den menschlichen Siedlungen keinen Schutz mehr vor Wind und Wetter. Schwere Stürme hatten die Dächer von den Häusern gerissen und kleine Bäche waren als tosende Wildwasser die kahlen Hänge herabgeschossen und Erdrutsche hatten ganze Dörfer unter sich begraben. Die Menschen, die die Katastrophe überlebt hatten, waren an den Waldrand gezogen und hatten dort neue Siedlungen gebaut. Die Hänge wurden neu aufgeforstet und der Wald wuchs nach und nach wieder zum Schutzwald heran. Doch die Menschen hatten durch ihr rücksichtsloses Verhalten auch den Lebensraum der Waldwesen in Gefahr gebracht. Viele von ihnen hatten ihr Zuhause verloren und mussten sich tief im Wald ein neues Heim suchen. Zum Schutz der Waldwesen hatten Hille‘s Vorfahren mit den Menschen einen Vertrag geschlossen, der den Menschen untersagte, zukünftig diesen Teil des Waldes zu betreten. Leod sollte darauf achten, dass die Menschen den Vertrag einhielten und den neu gewachsenen Wald als Schutz- und Lebensraum der Pflanzen und Wildtiere respektierten. Die Menschen nannten ihn irgendwann „Alten Wald“ und kümmerten sich nicht mehr darum.

Hille war sehr erstaunt, Leod hier im Alten Wald anzutreffen, denn der obere Wald, in dem Leod lebte, war mehrere Tageswanderungen entfernt von hier. Leod grinste Hille frech an und zeigte dabei seine hässlichen gelben Zähne. „Falls Du Dich über meine Anwesenheit wundern solltest …“, sagte er und hielt mit der einen Hand einen faustgroßen Stein hoch. Hille wurde ganz blass und riss entsetzt die Augen auf, als sie erkannte, dass es der Stein der Weisen war. „Es ist Dir untersagt, ihn zu benutzen“, hauchte sie kraftlos. Doch lachte Leod sie lauthals aus. „Wer will mich denn daran hindern, schöne Zauberin – oh, ich vergaß, ohne diesen Kristall kannst Du ja gar nicht mehr zaubern.“ Hille biss sich auf die Lippe. – natürlich konnte sie auch ohne ihn zaubern, jedenfalls das, was die andern unter „zaubern“ verstanden. Der Stein der Weisen hatte eine ganz andere Kraft. Er war eng mit dem Herzen des Waldes verbunden und zeigte ihr, wenn der Wald und seine Bewohner in Gefahr waren. Nur das Oberhaupt des Waldes konnte seine Zeichen lesen. Leod musste ihn gestohlen haben. Das erklärte natürlich auch, weshalb sie den neuen Zauberer, von dem Karlchen gesprochen hatte, nicht sehen konnte. „Du weißt, dass ich von den Weisen diesen Kristall bekommen habe, mit dem Auftrag, für Recht und Ordnung im Wald zu sorgen“, sagte sie zu Leod und sah ihn dabei streng an. Aber er reagierte überhaupt nicht darauf. Hille fragte sich, wie er den Stein der Weisen gefunden hatte. Er lag an einem sicheren Platz, den nur sie kannte und er wurde bei Tag und Nacht gut bewacht. „Falls Du glaubst, ich erzähle Dir jetzt, wie ich an dieses Prachtstück gekommen bin, bist Du auf dem Holzweg.“ Er sah einfach grässlich aus, wenn er so blöde grinste. „Nun, was mache ich denn jetzt mit Dir?“ Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und sah Hille an, als würde er nachdenken. „Du kannst sicher verstehen, dass ich Deine Anwesenheit bei meinem Vorhaben nicht gebrauchen kann.“ Das klang jetzt nicht so gut. Hille machte sich langsam ernsthafte Sorgen. Was hatte er vor? Die alte Eiche über ihnen knarrte laut. Ehe sich Hille versah, schubste Leod sie in einen Spalt im Stamm des Baumes. Ganz langsam schloss sich dieser, bevor Hille reagieren konnte.

Kapitel 3 Im Elfenpalast

„I