Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger - Kathryn Lasky - E-Book + Hörbuch

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger Hörbuch

Kathryn Lasky

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Beschreibung

Faolan wird vom Osthangrudel aufgenommen und ist von nun an "Knochennager", wie sich der unterste Rang in der Wolfsgesellschaft nennt. Will ein Knochennager aufsteigen, muss er den Knochenwolf-Wettkampf gewinnen. Faolans Chancen stehen gut, denn er kann schneller rennen und kunstvollere Knochen nagen als alle anderen. Doch der arglistige Wolf Heep ist neidisch auf Faolans Können und versucht, seinen Konkurrenten loszuwerden. Band 2 der abenteuerlichen Tierfantasy-Reihe von Bestseller-Autorin Kathryn Lasky!

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Zeit:3 Std. 55 min

Sprecher:Stefan Kaminski

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2014Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH© Ravensburger Verlag GmbHAlle Rechte dieses E-Books vorbehalten durchRavensburger Verlag GmbHPostfach 2460, D-88194 RavensburgDie Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel Wolves of the Beyond. Shadow Wolf bei Scholastic Press.Copyright © 2010 by Kathryn Lasky. All rights reserved. Published by Arrangement with Scholastic Inc., 557 Broadway, New York, NY 10012 USA. Dieses Werk wurde vermittelt durchdie Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kompanie Werbeagentur, Zürich.Verwendete Fotos von Straublund/Getty Images und Jorgen Larsson/Getty Images.Vorsatzkarte: Wahed KhakdanDeutsch von Ilse RothfussLektorat: Franziska JaekelISBN 978-3-473-47529-2www.ravensburger.de

Für Mary Alice Kier und Anna Cottle –die Fengos meiner GardeK.L.

Es war der Grasgeruch – der Geruch nach Spätsommergras, Nelkenwurz und Gelbem Enzian, gemischt mit einem leichten Aschehauch. Wie ein Fluss durchströmte Faolan der würzige Duft und weckte verlorene Erinnerungen in ihm. Das ist mein Rudel, das Rudel vom Osthang. Mein Clan, der Clan der MacDuncan. Jeder einzelne dieser Gerüche bestätigte ihm, dass er endlich zu Hause war.

Der Geruch eines Wolfsrudels veränderte sich geringfügig, je nach Jahreszeit oder der Nahrung, die die Wölfe zu sich nahmen. Hinter diesen leichten Abweichungen verbarg sich jedoch ein ganz elementarer Geruch, der das innerste Wesen der Wölfe verkörperte. Im Schlaf war Faolan eingehüllt in diese vertrauten, lang ersehnten Gerüche wie in einen schützenden Kokon. Durch den Geruch war er fest mit seinem Clan verbunden.

Dabei schlief Faolan gar nicht in einem Rudelbau, im warmen, feuchten Atemdunst seiner Wolfsbrüder. Nein, Faolan schlief allein. Als Knochennager lebte er am Rand des Rudels und musste sich seinen Unterschlupf selbst suchen. Die restliche Meute hauste in zwei geräumigen Höhlen, die sie im letzten Sommer am Krummrücken gegraben hatten. Die Höhlen waren weit entfernt, aber ihr Geruch hing noch in der Luft.

Faolan zitterte. Winzige Risse durchzogen seinen Schlaf und namenlose Schrecken schlichen sich ein, finsterer als die mondlose Nacht. Plötzlich stand die Schwärze in Flammen. Aufwachen! Aufwachen!, schrie er in seinem Traum. Aber es war kein Traum, sondern eine Erinnerung. Bis in den Schlaf hinein verfolgte Faolan das Grauen, das ihn erfasst hatte, als er von einem halben Dutzend Wölfen aus mehreren Clans gejagt worden war. Verfolgt von seinen eigenen Wolfsbrüdern, die ihn wegen seiner gespreizten Pfote ins Feuer hatten treiben wollen. Noch jetzt spürte er die Hitze der Flammen, die unter ihm gelodert hatten, als er in hohem Bogen über die Feuerwand gesprungen war. In seiner Panik schlug er mit der Pfote auf den Boden der Höhle, die er sich als Nachtlager gegraben hatte. Ein kleiner Erdschauer rieselte vom Dach und weckte ihn endlich auf.

Faolan richtete sich auf, soweit das enge Erdloch es zuließ. Nur in der tiefsten Finsternis, in den Nächten, in denen der Mond verschwand, nahm dieser Albtraum Gestalt an. Zu diesen Zeiten heulten selten Wölfe und es kam ihm so vor, als klafften Löcher in der Stille, durch die die Angst hereinschlüpfen konnte.

Vorsichtig hob er den Kopf und schnüffelte. Keine Spur von Rauch oder Feuer. Nur ein schwacher Hauch des vertrauten Rudelgeruchs wehte ihn im Dunkeln an. Meine Nase sagt mir, dass ich zu Hause bin. Ich gehöre hierher, dies ist meine Familie, mein Clan. Und doch … Tief in Faolans Innerem lauerte ein Schmerz, gegen den kein Geruch der Welt ankam.

Zu einer bestimmten Zeit im Frühherbst zerschnitt der Mond die Nacht wie die schmale Sichel eines Rentiergeweihs. In dieser Zeit zogen die Herden langsam in Richtung Süden, zuerst die Kühe mit ihren Kälbern, dann die Bullen. Die Wölfe setzten sich auf ihre Fährten und folgten dieser Vorhut der großen Wanderung, um alte Kühe oder schwache Kälber zu reißen. Gesunde Kälber durften nicht getötet werden, das verboten die Jagdregeln. Außerdem begann die wahre Jagdzeit erst mit der Ankunft der Bullen.

Als an diesem Morgen die Sonne am Horizont hervorbrach, erfüllte ein Heulen die Luft. Es war die Stimme von Greer, der Skrielin des MacDuncan-Flussrudels, die die Wölfe zur Jagd rief. Aber nicht zur Rentierjagd. In der Nähe des Flusses war gerade die Fährte eines Elchbullen aufgespürt worden. Das Rudel hatte sofort Kundschafter ausgesandt, die seine Fährte aufnehmen sollten. In ihrer Abwesenheit bildete sich ein Byrrgis, die Jagdformation der Wölfe.

Elchbullen waren oft unberechenbar und trotz ihrer Masse erstaunlich wendig. Um eine solche Beute zur Strecke zu bringen, musste ein großer Byrrgis auf die Beine gestellt werden. Die Jagd war gefährlich, besonders jetzt, in der Paarungszeit der Elche. Selbst Faolans zweite Milchmutter, die Grizzlybärin Donnerherz, hatte in der Zeit des Rentiermondes einen großen Bogen um Elche gemacht. Faolan versuchte seine Aufregung zu bezähmen, als die Rudel sich versammelten und auf die Rückkehr der Kundschafter warteten. Der Lärm des Begrüßungspalavers, das sogenannte Gaddergladder, das einer Jagd auf Großwild wie diesen Elchbullen vorausging, drang an sein Ohr. Faolan spürte, wie das Blut schneller durch seine Adern rauschte, und scharrte mit den Pfoten.

Das hier war seine Chance. Er würde mit dem Rudel jagen und versuchen, alles richtig zu machen – was gar nicht so einfach war, bei den vielen Regeln und Bräuchen, die es zu beachten galt. Für alles gab es bestimmte Rudel- und Clanwörter, besondere Ausdrücke, die ihm fremd waren, denn Faolan war in seinem ersten Lebensjahr als Einzelgänger umhergestreift. Er war ein rudelloser Wolf gewesen, ein Clanloser. Wegen seiner gespreizten Pfote war er als Neugeborener zum Malcadh erklärt worden. Malcadh bedeutete „verflucht“ und nach den starren Regeln, die das Leben der Wolfsclans in den Hinterlanden beherrschten, wurden alle Malcadh von der Obea eines Clans an einem abgelegenen Ort ausgesetzt. Dort verhungerten sie oder wurden von Eulen oder anderen Räubern verschlungen. Die Eltern der Malcadh wurden ebenfalls aus dem Clan verbannt und durften sich nie wieder miteinander paaren. Durch diese Maßnahme wurden die Blutlinien der Rudel gesund erhalten. Wenn ein Malcadh überlebte, was selten vorkam, konnte es in den Clan zurückkehren, aber nur als verachteter Knochennager, der von allen anderen Wölfen misshandelt wurde.

Faolan war nicht gestorben. Eine Grizzlybärin namens Donnerherz hatte ihn gerettet. Fast ein Jahr lang war Faolan bei seiner zweiten Milchmutter geblieben. Doch am Ende des Winters war sie bei einem Erdbeben ums Leben gekommen. Den ganzen Frühling und den größten Teil des Sommers über hatte Faolan allein gelebt, bis er vor einem knappen Mondzyklus zu den Wölfen zurückgekehrt war, weil er die Einsamkeit nicht mehr ertragen konnte. „Zurückgekehrt“ klang seltsam in seinen Ohren, denn er hatte nie lange genug unter Wölfen gelebt, um sich wirklich heimisch im Rudel zu fühlen. Und das bekam er jetzt jeden Tag zu spüren. Sogar die frechen kleinen Welpen machten sich über ihn lustig. „Faolan, sag mal ‚Rentier‘“, neckten sie ihn. Und wenn er das Wort aussprach, japsten sie vor Vergnügen und riefen: „Der redet ja wie ein Bär!“ Niemand wies sie zurecht. Selbst der winzigste Welpe durfte ihn verspotten, so viel er wollte, weil Faolan ein Knochennager war.

Lord Breac, der Anführer des Osthangrudels, näherte sich jetzt mit seinen Leutnants. Faolan nahm schnell die Unterwerfungshaltung ein, die von ihm erwartet wurde, sobald sich ein Rudelmitglied näherte. Das galt besonders für hochrangige Wölfe wie den Rudellord.

Noch bevor sein Bauch den Boden berührte, spürte Faolan einen stechenden Schmerz in der Flanke. Er war nicht schnell genug gewesen, wie üblich. Flint, einer der Leutnants, hatte ihn gebissen und in den Dreck geschleudert. Jetzt kam er zurück und packte Faolan an der Schnauze. Das war eine der schlimmsten und schmerzhaftesten Demütigungen, die einem Knochennager zugefügt werden konnte.

„Vergeude nicht deine Energie, Flint“, bellte Lord Breac. „Lass ihn in Ruhe. Du brauchst deine Kräfte noch für den Byrrgis.“

Und ich?, dachte Faolan. Brauche ich meine Kräfte etwa nicht? Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er bald nicht mehr unsichtbar sein würde, wenn sie ihn im Byrrgis laufen sahen.

Lord Breac hielt inne und drehte sich zu Faolon um. Er wollte sich überzeugen, ob der Knochennager ihm folgte, und zwar mit eingeklemmtem Schwanz und in geduckter Haltung, wie es sich für einen Wolf seines Ranges gehörte. „Denk daran: Die Knochen werden groß sein, sodass wir sehen können, wie gut du das Schnitzen gelernt hast!“

Ja, das Schnitzen – aber was ist mit dem Jagen?, fragte sich Faolan. Er konnte viel mehr, als nur Knochen benagen, von denen die höherrangigen Wölfe das Fleisch abgefressen hatten. Beim Byrrgis würde er ihnen zeigen, was in ihm steckte. Die Weibchen galten als schnellste Läuferinnen und ließen sogar die Rüden hinter sich. Aber ich bin noch schneller, dachte Faolan im Stillen. Und welcher andere Wolf konnte auf den Hinterbeinen gehen, wie Donnerherz, die Grizzlybärin, es ihm beigebracht hatte? Er hatte diese Fähigkeit noch keinem Rudelmitglied gezeigt. Er wusste auch nicht, ob er sie in einem Byrrgis einsetzen konnte. Aber wenn, würden den anderen Wölfen sicher die Augen aus dem Kopf fallen.

Knochennager dienten dem Rudel als Sündenböcke und durften von allen ungestraft verhöhnt und misshandelt werden. So war es seit jeher der Brauch. Da alle Knochennager irgendwelche Missbildungen hatten, galten sie als wandelndes Beispiel für die Gefahren, die schlechtes Blut mit sich brachte. Der Clan wusch sich von diesem Makel rein, indem er die Knochennager quälte und demütigte. Diese Wölfe mussten nicht nur viel einstecken, es wurde auch viel von ihnen verlangt. Vor allem mussten sie lernen, Knochen kunstvoll zu benagen, um die Chronik der Rudel und Clans der Hinterlande darin zu verewigen, wie es kein gewöhnlicher Wolf vermochte.

Während Faolan Lord Breac folgte, fiel ihm eine Wölfin auf, die den Bauch voller Junge hatte.

„Sie ist spät dran mit ihrem Wurf, was, Flint?“, knurrte Lord Breac.

„Allerdings. Und jeder weiß, dass diese Welpen oft zu früh auf die Welt kommen. Hoffentlich geht sie nicht abseits, aus Angst, dass ein Malcadh darunter sein könnte.“

Faolan bremste die Schritte und drehte sich nach der Wölfin um. Ihre Augen flackerten ängstlich und er beobachtete, wie eine andere Wölfin mit zwei Jungen zurückwich und einen großen Bogen um die werdende Mutter machte. Eines der Jungen wollte zu ihr hinlaufen, aber die Mutter versetzte ihm einen scharfen Biss und knurrte: „Bleib weg von ihr.“

Faolans Herz krampfte sich vor Mitleid mit der Wölfin zusammen. Hoffentlich hat sie es nicht gehört, dachte er. Aber so wie sie den Kopf hängen ließ, war ihr die böse Bemerkung bestimmt nicht entgangen. Wen wunderte es, wenn sie „abseits“ oder „auf Abwege“ ging. So nannten es die Wölfe, wenn eine Wolfsmutter sich heimlich entfernte, um ihre Jungen weit weg vom Rudel zur Welt zu bringen, weil sie fürchtete, es könnte ein Malcadh darunter sein. Ein Malcadh, wie ich eins war, dachte Faolan. Und noch bin! War seine erste Milchmutter auch abseits gegangen? War sie weggelaufen, um ihr Ungeborenes vor den Gesetzen des Clans zu beschützen?

Endlich näherten sie sich der Senge, dem Ort, an dem über zwei Dutzend Mitglieder der vereinten Rudel versammelt waren. Faolan spürte die Blicke der anderen Wölfe auf sich und hörte ihr betroffenes Murmeln.

„Viel zu groß für einen Knochennager.“

„Zu gut genährt.“

„Der wird sich nach der Jagd heimlich Fleisch nehmen, statt abzuwarten, was für ihn übrig bleibt.“

„Unsinn, das würde kein Rudelwolf zulassen.“

„Nein, der ist einfach nur groß.“

„Nimm dir ein Beispiel an Heep dort drüben“, sagte Lord Breac zu Faolan. „Der ist ein musterhafter Knochennager.“ Faolan hatte bis zu diesem Moment noch mit keinem der anderen Knochennager zu tun gehabt. Vielleicht konnte er wirklich etwas von Heep lernen? Die absolute Unterwürfigkeit zum Beispiel, die von einem Knochennager verlangt wurde und die ihm noch immer so schwerfiel. Neugierig drängte er sich bis zur Hügelkuppe der Senge vor. Mitten in all dem Schwanzwedeln, Heulen und Buckeln entdeckte er einen gelben Wolf, der sich hingebungsvoll im Dreck wälzte.

Faolans Unterwerfungshaltung ließ einiges zu wünschen übrig. Seine Knie wollten einfach nicht einknicken und auch seine Schultern duckten sich nicht tief genug, dass sein Bauch den Boden streifte. Am schwersten fiel ihm jedoch, den Hals so zu verdrehen, dass er sein Gesicht in die Erde pressen konnte.

Angewidert starrte er auf den gelben Wolf. Das war der Musterknabe, an dem er sich ein Beispiel nehmen sollte? Noch nie hatte er einen Wolf gesehen, der sich so tief in die Erde wühlte. Heeps Schnauze war ganz im Staub verschwunden. Wie konnte er überhaupt noch atmen? Und seine Augen – mehr gelb als grün – hatte er so weit nach hinten verdreht, dass nur noch das Weiße darin zu sehen war. Trotzdem entging Faolan nicht, dass Heep alle paar Sekunden umherspähte, ob seine Darbietung auch gebührend gewürdigt wurde. Und die ganze Zeit zuckte sein Hinterteil, als wollte er den Schwanz zwischen die Beine klemmen. Aber da war kein Schwanz, den Heep unterwürfig einziehen, mit dem er fröhlich wedeln oder den er herausfordernd steif halten konnte.

Er trägt diese Demütigung wie einen zweiten Pelz, dachte Faolan, dem es fast den Magen umdrehte. Aber egal – dieser Heep galt als Musterknochennager. Vielleicht konnte er ihm etwas über den Byrrgis und die Jagd erzählen.

„Und wann dürfen wir in das Heulen einstimmen?“, fragte Faolan und ließ sich neben Heep sinken.

„Was?“, keuchte der gelbe Wolf.

„Ich sagte, wann dürfen …“

„Ich habe genau gehört, was du gesagt hast, Knochennager. Ich bin nur erstaunt über deine Frage. Du weißt wohl gar nichts?“

„Es war doch nur eine Frage. Ich kenne noch nicht alle Bräuche.“

„Und wenn du so weitermachst, wirst du sie auch nie kennenlernen“, murrte Heep. „Knochennager heulen nicht bei einem Gaddergladder. Und auch bei keiner anderen Rudel- oder Clan-Versammlung.“

Faolan hätte gern nach dem Grund gefragt, hielt aber den Mund. Das Heulen war nicht so wichtig. Hauptsache, er konnte mehr über diesen Byrrgis in Erfahrung bringen. „Kannst du mir etwas über den Byrrgis erzählen? Ich kann …“ Er zögerte. Genauso schnell laufen wie die Weibchen, hätte er fast gesagt. Aber er schluckte es hinunter, weil er keinen Ärger wollte. Stattdessen fuhr er fort: „Ich bin stark. Ich kann lange und schnell laufen.“

Heep nahm seine Schnauze aus der Erde und warf ihm einen abfälligen Blick zu. „Das ist unerheblich für den Byrrgis.“

„Warum?“, fragte Faolan verwundert. „Warum soll das unerheblich sein?“

Im selben Moment stolzierte Lord Claren vorbei. Er blieb direkt vor Heep stehen, der sich sofort wieder zu wälzen begann. Der Lord starrte mit undurchdringlicher Miene auf ihn hinunter, was Heep so beflügelte, dass er vor lauter Unterwürfigkeit fast ganz im Boden verschwand.

„Meinen alleruntertänigsten Dank, Herr, dass ich mich auf meine bescheidene Weise bei diesem Byrrgis nützlich machen kann. Lasst mich den edleren Wölfen, dem Hauptmann und den Feldwebeln, als niedriger Fährtenputzer dienen, indem ich den Kot und den Urin der Beute beschnüffle. Es ist mir eine Ehre, genauestens über die Losung Bericht zu erstatten, wenn es dem größeren Ruhm des Byrrgis dient.“

Losung? Kot und Urin? Wovon in aller Welt redete dieser Wolf? War es etwa ihre Aufgabe, die Exkremente der Beute zu beschnüffeln? Faolan traute seinen Ohren nicht. Damit hatte er nicht gerechnet, auch nicht als Knochennager. Die prickelnde Vorfreude, die ihn die ganze Zeit begleitet hatte, flackerte ein letztes Mal auf wie eine Kerzenflamme und erlosch.

Heep warf Faolan einen verstohlen Blick zu und wisperte: „Ja, ganz recht, das ist unsere Aufgabe, Knochennager. Laufen kannst du vergessen. Wir sind auch nicht beim Todessprint am Ende dabei. Wir schnüffeln nur am Kot und Urin“, fügte er genüsslich hinzu und drehte sich zu Lord Claren um, der seine Erklärungen mit einem Kopfnicken bestätigte.

„Und ich würde es Euch auch nicht als Hochmut auslegen, Lord Claren“, fuhr Heep fort, „wenn Ihr mich nach dieser geschätzten Jagd eine Weile zu meiden geruhtet – des Gestanks wegen, den ich mir in Erfüllung meiner bescheidenen Pflichten erworben habe.“ Der gelbe Wolf hielt einen Augenblick in seiner hündischen Selbsterniedrigung inne und fügte mit geziertem Winden hinzu: „Und seid gewiss, Herr, dass ich die Pflicht des Kotschnüffelns voll tiefer Dankbarkeit und Demut erfüllen werde. Den Gestank, der mir danach anhaftet, werde ich mit Stolz tragen, wie einen Orden für meine bescheidenen Dienste.“

Wortlos stolzierte Lord Claren davon. Sobald er außer Hörweite war, sagte Faolan: „Heep!“

„Was gibt’s, Knochennager?“

„Warum nennst du mich nicht bei meinem Namen?“

„Weil du ihn dir noch nicht verdient hast“, sagte Heep mit unverhohlener Verachtung.

„Das ist der Name, den mir meine zweite Milchmutter gegeben hat“, wandte Faolan ein.

„Oh!“, schnaubte Heep. „Dieser Bär.“

„Ja, dieser Bär, die Grizzlybärin Donnerherz.“

Heep trat einen Schritt näher. „Ich will dir mal was sagen, Knochennager. Für einen Malcadh gibt es keine Milchmutter – weder eine erste noch eine zweite oder eine dritte. Es beweist nur, wie dumm und eingebildet du bist, wenn du anders darüber denkst.“

Faolan ging knurrend auf Heep zu, der überrascht zurückwich. Als älterer Knochennager mit mehr Erfahrung war er zugleich der Ranghöhere. Mit einer so dreisten Herausforderung hatte er nicht gerechnet.

„Urskadamus!“, murrte Faolan. Das war ein alter Bärenfluch, den er von Donnerherz gelernt hatte. Ein paar Wölfinnen kicherten, aber er beachtete sie nicht und kehrte Heep den Rücken zu.

Als er sich umdrehte, fiel sein Blick auf eine Wölfin, die ihn von der anderen Wegseite aus beobachtete. Sie hatte lohfarbenes Fell und war etwa in seinem Alter, aber kleiner und eindeutig keine Knochennagerin. Dazu war sie zu gut genährt. Faolan konnte auch keine Missbildungen an ihr erkennen.

Neugierig schaute die Wölfin ihn an, aber er konnte ihren Blick nicht erwidern. Ein Knochennager durfte einem anderen Wolf nicht direkt in die Augen sehen, selbst wenn es ein gleichaltriges Tier war. Doch aus dem Augenwinkel bemerkte Faolan, wie die Wölfin vorsichtig näher kam. Er duckte sich, legte die Ohren an und verdrehte den Hals, so gut er konnte, um sein Gesicht in den Boden zu pressen. Dann trafen ihn ihre Worte, leise und unerwartet.

„Das ist hart für dich, was?“, sagte die Wölfin. Faolan wusste sofort, wovon sie redete. „Du kannst dich nicht verstellen, hab ich Recht? Du kannst nicht so heucheln wie Heep.“

„Nein, das kann niemand. Für mich ist Heep gar kein richtiger Wolf.“

„Ja, vielleicht. Aber manchmal muss man einfach mitspielen. Das ist leichter, verglichen mit …“

„Psst! Da kommt er!“

Heep rutschte auf dem Bauch zu ihnen herüber. „Ist es zu fassen?“, schleimte er. „Eine stolze und edle Jungwölfin wie Ihr lässt sich herab, mit niedrigen Kreaturen wie uns zu sprechen. Eine so begabte junge Läuferin aus dem vornehmen Carreg-Gaer-Rudel ist sich nicht zu schade, das Wort an uns Nichtswürdige zu richten!“

Carreg Gaer! Dann gehörte sie also nicht zum Flussrudel. Carreg Gaer war das Rudel des Oberhaupts Duncan MacDuncan. Aber warum war sie hier? Die Unterwürfigkeit, die Heep zur Schau stellte, in der er sich regelrecht suhlte, war ihr sichtlich zuwider. Wortlos machte sie kehrt, um zum Jagdpalaver zurückzugehen. Bald darauf ertönte die schrille Stimme der Skrielin. Sie rief die Wölfe ein letztes Mal zur Jagd.

„Mark und Knochen!“

Die beiden Rudel hetzten in Richtung Norden davon.

Eine Jagdformation bestand immer aus zwei Flanken: einer Ost- und Westflanke oder einer Nord- und Südflanke. Lief nur ein Knochennager mit, musste er beide Flanken abdecken. Da Heep und Faolan aber zu zweit waren, wurde Faolan die Ostflanke zugewiesen, die einem alten Aberglauben nach als minderwertig galt, während Heep die Westflanke übernahm. Gemeinsam bildeten sie die Schlusslichter des Byrrgis, in dem zweiunddreißig Wölfe mitliefen.

Der Byrrgis fächerte über einen halben Kilometer aus, als die Wölfe quälend langsam einen Steilhang erklommen. Faolan wusste, dass er an seinem Platz bleiben musste. Bald stieß er auf den ersten Kothaufen und beschnüffelte ihn. Dann lief er nach vorn, um dem Unterleutnant, einem großen Wolf namens Donegal, den Geruch zu beschreiben. Plötzlich tauchte Heep neben ihm auf. „Ich übernehme das, wenn du nichts dagegen hast.“

„Wieso? Ich habe doch den Geruch aufgenommen!“ Faolan beäugte Heep vorsichtig, bevor er weitersprach. „Ich weiß, dass ich als neuer Knochennager unter dir stehe, Heep. Aber ich glaube, es würde als äußerst … ähm … unbescheiden angesehen werden, wenn du den Geruch an meiner Stelle melden und dann auch noch einen zweiten Bericht von der Westflanke liefern würdest …“

Heep hob die gelben Augen. Das leuchtende Grün, das die Augen der Hinterlandwölfe kennzeichnete, war kaum darin zu erkennen.

„Egal, du berichtest ihm nichts“, erwiderte Heep mit unterdrückter Wut.

„Doch, natürlich! Du könntest den Unterleutnant erzürnen, weil deine Nase nicht feucht vom dampfenden Elchkot ist.“

Der gelbe Wolf machte kehrt und trottete davon. Dann drehte er sich noch einmal um und warf Faolan einen finsteren Blick zu.

Nachdem Faolan dem Unterleutnant Bericht erstattet hatte, kamen er und Heep als Letzte auf der Hügelkuppe an. Von dort konnten sie den ganzen Byrrgis überblicken. Die Wölfe waren schneller geworden und unten in der Ebene in den sogenannten Presspfotenlauf übergegangen. Eine gewaltige Welle lief durch den Byrrgis. Die fast drei Dutzend Wölfe bewegten sich mit vollkommener Einmütigkeit. Ihr Geist, ihr Verstand, ihre Muskeln verschmolzen nahtlos miteinander. Sie mussten nicht überlegen, nicht bellen. Sie gehörten zusammen – ein Silberstreif, der zwischen Himmel und Erde dem Horizont entgegenjagte.

Plötzlich schoss die lohfarbene Wölfin hinter einer Außenflankerin hervor. Faolan blinzelte verwirrt. Solange die Beute nicht in Reichweite war, hielten sich die Außenflankerinnen zurück. Erst wenn der Spitzenwolf das Signal gab, dass die Beute allmählich ermüdete, scherten die Läuferinnen aus und rannten los.

Wie Faolan sie beneidete, diese junge Wölfin aus dem Carreg-Gaer-Rudel! Er spürte geradezu, wie sich die Muskeln in ihrem lohfarbenen Körper streckten und ihr Hals sich dehnte. Speichelfäden troffen ihr vom Maul. Dennoch wirkte ihr Lauf wunderbar mühelos. Wenn er doch nur mit ihr rennen könnte! Er war schnell genug. Noch vor wenigen Monaten hatte er ganz allein ein Rentier von seiner Herde getrennt und zur Strecke gebracht.

Aus dem Augenwinkel sah Faolan Heep vorwärtshuschen. Wahrscheinlich hatte der gelbe Wolf ein paar Kothaufen oder eine Urinpfütze entdeckt. Na wenn schon! Er überließ ihm gern die „Ehre“, dem Unterleutnant Bericht zu erstatten.

Der Anblick der Wölfe beflügelte Faolan, bis er sich kaum noch bezähmen konnte. Er schnellte vorwärts, dass der Staub nur so aufwirbelte. Die ganze Ostflanke hatte sich zusammengezogen und bildete eine feste Einheit, die plötzlich Tempo gewann. Faolan wusste nicht genau, was die Wölfe vorhatten, aber er wollte dazugehören. Niemand würde etwas merken, wenn er ebenfalls beschleunigte und einfach mitzog.

Dann lief ein Signal durch den Byrrgis und Faolan spürte den Druck der Wölfe, die ihn umgaben. Er war jetzt einer von ihnen, ein Gedanke, der ihn bis ins Mark erschauern ließ. Wie Metall in der Glut des Schmiedeofens verwandelte er sich. Sein Schritt verschmolz mit ihrem, seine Muskeln wurden Teil von etwas Größerem. Sein Herz pumpte, vereinigte sich mit dem einen, gewaltigen Rhythmus des Herzschlags all dieser Wölfe. Endlich gehörte er dazu. Er war ein Mitglied des Byrrgis! Ein tiefer Rausch erfasste ihn.

Aber Moment mal … was war das? Faolan spürte einen abrupten Richtungswechsel. Der Elchbulle drehte scharf nach Norden ab. Das konnte nicht richtig sein. Auf diese Weise trieben sie den Elch ins Felsgelände, das voller Spalten und Schluchten war, durch die das Tier entkommen konnte. Faolan wurde noch schneller. Das war seine Chance. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, auf die Hinterbeine zu gehen, dachte er in wildem Überschwang. Entschlossen scherte er aus dem dicht gedrängten Pulk aus, um der Beute den Weg abzuschneiden.

Heep sah nur einen Staubwirbel, als Faolan aus dem Rudel ausbrach. In Lupus’ Namen, was soll das jetzt wieder?, knurrte er vor sich hin und ließ sich ein Stück zurückfallen. So konnte er hinüberhuschen und sich einen besseren Überblick über die Ostflanke verschaffen. Verwirrt kniff er die Augen zusammen. Was er da zu sehen bekam, war einfach unglaublich. Dieser Faolan begriff überhaupt nichts. Er hatte offenbar keine Ahnung, dass der Byrrgis den Elch in die Zange nehmen und zum Umkehren zwingen wollte. Mit ausgestrecktem Schwanz, der wie eine silberne Feder hinter ihm herwehte, schoss Faolan vorwärts und nahm die Zangenmanövrierer seinerseits in die Zange. Das war unerhört – ein schwerer Verstoß gegen die Byrrgnock-Gesetze, ein Vergehen ersten Ranges!

Tiefe Schadenfreude erfüllte Heep. Beim Mond der Singenden Gräser, der fremde Wolf würde aus dem Rudel und aus dem Clan verjagt werden und in der Dunkelwelt enden. Er, Heep, brauchte kein Wort zu sagen und keine Pfote zu rühren. Der Knochennager Faolan riss sich gerade selbst das Fleisch von den Knochen.

In vollem Lauf jagte Faolan dahin. Er streckte sich, spürte den Wind in seinem Fell und den Boden, den seine Füße kaum noch berührten. Ja, dafür war er gemacht – den Wind zu fangen und die Sonne zu beißen, die gerade hinter dem Horizont versank. Plötzlich schob sich die lohfarbene Flanke der jungen Wölfin in sein Blickfeld. Faolan konnte es selbst kaum glauben, dass er sie so schnell eingeholt hatte. Eine wilde Freude stieg in ihm auf, als er die Kraft in seinen Muskeln spürte.

Faolan überholte die lohfarbene Wölfin und zog schon fast mit den Vorläufern gleich. Dann fing er plötzlich Signale auf, die zwischen den Feldwebeln und Hauptleuten hin- und herflogen. Unmerkliche Gesten und Bewegungen – ein leichtes Ohrenschnellen, ein plötzliches Schwanzaufrichten. Er nahm die Signale wahr, verstand jedoch ihre Bedeutung nicht. Und als er sich vor das Rudel setzte, noch vor die Außenflankerinnen und die Spitzenwölfe, hörte er nicht, was im Byrrgis vor sich ging. Er merkte nicht, wie die Formation ins Stocken geriet und aus dem Tritt kam, fing nicht das ratlose, tiefe Knurren der Rudelmitglieder hinter ihm auf. Nein, Faolan hatte nur einen Gedanken im Kopf – den riesigen Elchbullen vor ihm aufhalten. Er schoss an dem Bullen vorbei und bremste scharf ab, weit genug von ihm entfernt, um herumzuwirbeln und auf die Hinterbeine zu gehen. Es war, als ob der Geist der Grizzlybärin Donnerherz von ihm Besitz ergriff, als er sich aufrichtete. Er hielt die Vorderpfoten, wie er es bei Donnerherz gesehen hatte, und spürte geradezu, wie seine Klauen länger und schärfer wurden. Ich bin beides – Wolf und Bär. Ein Grizzlybär. Sein Heulen grollte wie Donner durch die Luft.

Der Elch kam schlitternd zum Stehen. Ein wildes Licht flackerte in seinen dunklen Augen auf. Dann bellte der Elch, wirbelte herum – und griff den Byrrgis an! Wie ein Berg krachte er in die Wölfe und im nächsten Moment erfüllte panisches Heulen und Schreien die Luft.

Großer Ursus, was habe ich getan?

Aber Faolan brauchte keine Erklärung. Er hatte die Ordnung zerstört. Ein Knochennager hatte es gewagt, aus dem Byrrgis auszuscheren und sich vor die Außenflankerinnen zu setzen, vorbei an der Vorhut und den Spitzenwölfen! Der Byrrgis hatte sich aufgelöst. Der Elch war entkommen.

Die Strafe würde nicht auf sich warten lassen. Knochennager wurden weggebissen, wenn sie sich ungebührlich früh an einen Kadaver heranwagten. Sie wurden misshandelt, oft mit einem Hieb auf die Schnauze bestraft und mussten als Zielscheibe für Hohn und Spott herhalten. All das konnte Faolan ertragen. Aber dass ausgerechnet Heep den Knochen schnitzen sollte, auf dem sein Verbrechen verewigt wurde, und dass der gelbe Wolf ihm zudem den gefürchteten Knochenbiss versetzen sollte, war zu viel für ihn. Es drehte ihm den Magen um.

Faolan hatte die Jagd vermasselt und den schwersten Verstoß gegen die Regeln begangen. Er hatte den Byrrgis gesprengt. Selbst wenn die Wölfe in der Lage gewesen wären, sich wieder zu sammeln, hätten sie den Elch nicht weiter gejagt. Fleisch, das durch einen Verstoß gegen die Ordnung erbeutet wurde, galt als nicht morrin. Es wurde für cag mag erklärt, ein altes Wolfswort für „beflecktes Fleisch“. Weil man durch „beflecktes Fleisch“ den Verstand verlieren konnte, bedeutete der Ausdruck auch „verrückt werden“.

Aber nicht nur das Fleisch, auch Faolan selbst galt nun als cag mag, wie er an den scheelen Blicken der anderen Wölfe ablesen konnte. Auch ihr Getuschel blieb ihm nicht verborgen. „Dieser Knochennager ist mehr Bär als Wolf“, hörte er ein Rudelmitglied zu seiner Gefährtin sagen.

„Und wir müssen jetzt seinetwegen hungern“, erwiderte die Wölfin.

Doch diese Worte waren harmlos im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte. Faolan stockte das Blut in den Adern, als er Mairie, die lohfarbene Außenflankerin, auf sich zukommen sah. Er duckte sich hastig und diesmal berührte sein Bauch den Boden schneller als je zuvor. Er presste das Gesicht in die Erde, aber noch ehe er den ersten Laut der Zerknirschung von sich geben konnte, trafen ihn Mairies Worte wie ein stechwütiger Bienenschwarm.

„Was in Lupus’ Namen hast du dir dabei gedacht? Du hast mir eine einmalige Chance geraubt! Weißt du überhaupt, wie viele Wölfinnen in meinem Alter als Außenflankerin in einem Byrrgis mitlaufen dürfen?“ Mairie wartete nicht auf eine Antwort. „Nein, natürlich nicht. Du weißt überhaupt nichts. Du bist ein Idiot!“

„Ich weiß, ich weiß“, sagte Faolan. Seine Stimme war heiser vor Verzweiflung.

„Jetzt müssen wir hungern. Und wir können froh sein, dass niemand getötet wurde, als der Elch in den Byrrgis gekracht ist.“

„Was soll ich sagen? Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich fortgehe. Ich werde sowieso verbannt und dann …“

Aber Mairie schnitt ihm das Wort ab. „Das entscheidet allein Duncan MacDuncan, nicht du!“, fauchte sie ihn an.

„Ja, gut … aber was soll ich denn noch hier?“

„Was du hier sollst? Zum Carreg-Gaer-Rudel gehen und vor den Raghnaid treten, du hasenherziges Stück Elchkot. Du gehst vor einem Elchbullen auf deine blöden Hinterbeine, aber du hast nicht den Mumm, vor einem Gerichtshof Rede und Antwort zu stehen? Und außerdem, wo willst du überhaupt hin?“

„Ähm …“ Faolan zögerte.
„Na los, sag schon! Nach Ga’Hoole, oder was?“