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Das Leben eines Dukes kann ganz schön einsam sein. Doch dann tritt plötzlich Philippa in das Leben des Distillery-Besitzers Andrew Murray, der als einer der begehrtesten Junggesellen Schottlands gilt. Er weiß nichts über sie und lässt sie trotzdem einen ganzen Sommer in seinem Anwesen wohnen. Die beiden verbindet die Liebe zur Natur und zu Büchern. Doch so plötzlich Philippa aufgetaucht ist, so plötzlich verschwindet sie wieder. Was hat das alles zu bedeuten?
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Kurzgeschichte
von
Eireen McGowan
Kapitel 1
Obwohl die Sonne noch schwach war, schaffte sie es, eine angenehme Wärme in das antike Gewächshaus im Garten zu zaubern. Wie ein Baby wiegte ich den Tontopf mit der blühenden Geranie und eine plötzliche Melancholie überkam mich. Die Blüten waren kräftig. Lachsfarben. Ein Farbton, den ich bisher nicht gekannt hatte. Ein Farbton, den ich erst kannte, seit Philippa in mein Leben getreten war. Philippa. Wehmut überkam mich plötzlich. Nachdenklich betrachtete ich den Topf mit der Geranie. Philippa war so unerwartet aufgetaucht. Und genauso unerwartet war sie auch wieder verschwunden. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich solche Gedanken auch nur ansatzweise hegen könnte. Aber seit sie weg war, vermisste ich sie. Und ich hatte keine Ahnung, ob ich sie wieder sehen würde.
Bis heute wusste ich nicht, warum ich Phili einfach in meinen Bentley einsteigen ließ. Ich hatte bis zu diesem Tag noch nie einen Anhalter am Straßenrand mitgenommen. Schon allein deshalb, weil ich kein besonders geselliger Mensch war. Es war spät geworden. Normale Arbeitstage hatte ich selten. Ich führte in vierter Generation eine Whisky-Distillery am Rand der Highlands. Eigentlich nicht gerade das, was ein Duke üblicherweise so machte. Doch mein Urgroßvater hatte mit dem Erwerb der Distillery eine Familientradition geschaffen, aus der man nur schwer entkam. Zumal sie meiner Familie seit Jahrzehnten ein finanziell sorgenfreies Leben beschert hatte. Und dann kam dieser Abend. Es dämmerte schon und der Regen fiel in Schnüren vom Himmel. Geistesabwesend schaute ich aus dem Fenster meines Wagens, als plötzlich ein Schatten am Rand der Straße vorbeihuschte. Bis zum nächsten Ort waren es noch fünf Meilen.
„Halten Sie an, David“, befahl ich meinem Chauffeur, der daraufhin unsanft in die Bremsen stieg.
Ich sah den Schatten auf uns zueilen und ließ die Scheibe herunter. Unter einem dünnen Regencape schaute das hübsche jedoch eigenwillige Gesicht einer jungen Frau hervor.
„Wollen Sie mitfahren?“, fragte ich sie.
„Sehr gerne“, nahm sie mein Angebot unbefangen an und ich öffnete ihr die Tür.
Sie war patschnass. Wortlos setzte sie sich neben mich, schnallte sich an und schob ihre Kapuze vom Kopf. Sie hatte halblanges braunes Haar und als sich kurz unsere Blicke trafen, schaute ich in zwei leuchtend grüne Augen. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Was sollte ich mit einer völlig unbekannten Anhalterin sprechen? Ich grübelte und schaute dabei weiter aus dem Fenster, während David den Bentley gemächlich über die nassen Straßen fuhr.
„Wo wollen Sie eigentlich hin?“, fragte ich nach einer Weile.
Dösend lehnte sie in der Ecke des Wagens und reagierte nicht auf meine Frage. Also ließ ich David den Wagen zu mir nach Hause fahren. Als wir in der großen Auffahrt vor dem Anwesen parkten, versuchte ich sie sanft zu wecken. Verschlafen öffnete sie die Augen.
„David fährt Sie, wohin Sie möchten“, bot ich ihr an.
„Ich habe kein Ziel“, antwortete sie mit leiser Stimme.
„Aber ich kann Sie doch jetzt nicht einfach in die Nacht entlassen“, entgegnete ich ihr. „So durchgeweicht wie Sie sind, holen Sie sich noch den Tod. Sie können diese Nacht bei mir im Haus verbringen. Ich lasse Ihnen eines der Gästezimmer herrichten.“
„Danke“, sagte sie mit einem schüchternen Lächeln.
Ich half ihr aus dem Wagen und ergriff dabei für einen kurzen Moment ihre Hand. Sie war kalt und trotzdem strahlte sie eine Wärme aus, die ich bis dahin noch nie bei jemandem wahrgenommen hatte. Wir betraten die große Eingangshalle mit dem Marmorboden.
„Mrs. Wilson!“, rief ich sofort nach meiner Haushälterin, die in der Eingangshalle erschien, als hätte sie bereits geahnt, dass ich sie brauchte. „Guten Abend, Mrs. Wilson. Diese junge Dame...“
Ich stockte plötzlich. Ich wusste noch nicht mal ihren Namen.
„Philippa“, antwortete sie. „Für Freunde auch Phili.“
Sie lächelte.
„Mrs. Wilson, können Sie Philippa bitte eines der Gästezimmer herrichten? Und zeigen Sie ihr, wo sie ein warmes Bad nehmen kann“, trug ich meiner Haushälterin auf, die sofort eifrig nickte.
„Sehr gerne, Mr. Murray.“
Ich sah ihr noch kurz nach, wie sie Philippa über die breite Eichenholztreppe hinaufführte in den Gästetrakt.