Der entfesselte Prometheus - Percy Bysshe Shelley - E-Book

Der entfesselte Prometheus E-Book

Percy Bysshe Shelley

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Beschreibung

Ein lyrisches Drama in vier Akten. Hintergrund ist die Sage des Titanen Prometheus, Freund und Kulturstifter der Menschheit. Im allgemeinen gilt dieses Drama auch als Vorlage für den Klassiker "Frankenstein".

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Der entfesselte Prometheus

Percy Bysshe Shelley

Inhalt:

Percy Bysshe Shelley – Biografie und Bibliografie

Der entfesselte Prometheus

Vorrede des Dichters

Personen.

Erster Akt.

Zweiter Akt.

Dritter Akt.

Vierter Akt.

Der entfesselte Prometheus, Percy Bysshe Shelley

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849636210

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Percy Bysshe Shelley – Biografie und Bibliografie

Engl. Dichter, geb. 4. Aug. 1792 zu Fieldplace in der Grafschaft Sussex, gest. 8. Juli 1822, war Sprössling einer altadligen, reichbegüterten Familie, verlebte seine Kindheit auf dem Landsitz seines Vaters Sir Timothy S. und besuchte später die Schule zu Eton, wo sich seine Neigung zur Poesie, zugleich aber auch ein mystisch-elegischer Zug entwickelte, sehr fühlbar in einem epischen Jugendversuch über den ewigen Juden, in der Schaudergeschichte »Zastrozzi« und in einem Bändchen Gedichte »Victor and Cazire«. Im Jahre 1810 bezog er die Universität Oxford, bereits erfüllt von Abscheu gegen die Grausamkeit und Bigotterie, die, wie er meinte, die herrschenden Kreise erfüllte. Er studierte Spinoza, Hume, Godwin und bekannte ohne Scheu seine freigeistigen Ansichten, legte sie auch nieder in dem Büchlein: »The necessity of atheism«, infolgedessen er 1811 von der Universität verwiesen ward. Auf poetischem Gebiete schrieb er in Oxford eine faustische Prosageschichte »St. Irvyne«, die vom Lebenselixier handelt. Ein Roman in Wirklichkeit folgte: S. verliebte sich in London in die Tochter eines früheren Kaffeewirts und Wucherers, Harriet Westbrook, einer Schulfreundin seiner Schwester, entführte sie nach Schottland und machte sie zu seiner Frau. Alsbald suchte er in Keswick Fühlung mit den Romantikern Southey und Coleridge und glaubte in Irland durch Flugschriften das Volk zu einem Freiheitskampf aufstacheln zu können. Dann fasste er seine poetische Kraft und revolutionäre Begeisterung zusammen zu dem visionären Epos »Queen Mab« (1812), das die Befreiung der Welt von Königtum und Christentum schildert. Inzwischen war seine Ehe mit Harriet, von der er ein Töchterchen, Jantha, bekam, so unglücklich geworden, dass er sich von ihr trennte und mit Mary, der Tochter des Kommunisten Godwin und der Frauenrechtlerin Wollstonecraft, eine Gewissensehe einging (1814), bis ihm Harriets Selbstmord 1816 erlaubte, sich mit ihr trauen zu lassen. Mit Mary fuhr er nach der Schweiz, in deren Eindrucke die philosophische Dichtung »Alastor or the spirit of solitude« wurzelte (gedruckt 1815). Durch das Ableben seines Großvaters kam er in den Genuss einer stattlichen Jahresrente, die ihn aller materiellen Sorgen enthob. In die nächste Londoner Zeit fallen mehrere Prosaschriften für Revolution und gegen Christentum. Aber 1816 wurde sich S. über seinen Dichterberuf klar (»Hymn to intellectual beauty«), nahm seinen Wohnsitz zunächst am Genfer See, wo er viel mit Byron verkehrte, und dann seit 1818 ständig in Italien, dessen Schönheit und antike Ruinen ihn tief anzogen. Die Entrüstung darüber, dass ihm als erklärten Atheisten die Kinder erster Ehe vom englischen Gerichte vorenthalten wurden, veranlasste sein Anklagegedicht gegen den Lord-Kanzler; die Furcht, auch die Kinder zweiter Ehe ähnlich verlieren zu können, empfahl ihm den Aufenthalt fern von England, dem er mit dem allegorisch-autobiographischen Epos »Laon and Cythna« absagte (gedruckt 1817 u. d. T. »The revolt of Islam«). Sein fruchtbarstes Jahr war 1818, in dem er zum zweiten Male mit Byron zusammenlebte, diesmal in Venedig. Jetzt entstanden: »Lines written among the Euganean Hills«, eine farbensatte Schilderung dieser Gegend und Venedigs, ausklingend in die Hoffnung auf eine verjüngte Welt; die dialogische Dichtung »Julian and Maddalo«, worin er der skeptischen Lebensanschauung Byrons den eignen Optimismus gegenüberstellte; »Prometheus unbound«. ein Gegenstück zum »Gefesselten Prometheus« des Äschylos, von Zuversicht auf die Wiederkehr des goldenen Zeitalters durch den Sieg der Menschenliebe; »Stanzas written in dejection near Naples«, eine Elegie, worin er sich selbst ahnungsvoll den Tod im Meere wünschte, u. a. Unter den Dichtungen von 1819 ragt das mehr realistische Trauerspiel »The Cenci« hervor; unter denen von 1820 besonders die »Ode to the westwind« und »To the skylark«, wie denn überhaupt in kürzerer Lyrik sein Genie glücklicher zum Ausdruck gelangte als in umfänglichen Werken, in denen er sich zu leicht der lehrhaften Absicht und seiner überfließenden Bilderpracht anheimgab. Die naturphilosophische Dichtung »The witch of Atlas«, die Tyrannensatire »Oedipus Swellfoot« und die Schilderung eines platonischen Freundschaftsverhältnisses, betitelt »Epipsychedeon«, alle 1820 in Pisa entstanden, leiden unter solcher Zerflossenheit, während er in »Adonais«, der Klage um den Mitdichter Keats, der 1821 angeblich infolge einer boshaften Rezension starb, schon durch den Stoff gezwungen war, sich fester und glücklicher zusammenzuhalten. Sein letztes namhaftes Werk war eine Bearbeitung von Petrarcas »Trionfi«, die unvollendet blieb. Viel Entzückendes enthalten seine Fragmente. Er fand den Tod auf einer einsamen Segelfahrt bei Spezzia durch einen plötzlichen Gewittersturm. Der Leichnam, bald aus Land gespült, wurde im Beisein Byrons und des Kapitäns Trelawney verbrannt, wie die Gesetze zur Abwehr der Pest vorschrieben; der Zufall dieser antikisierenden Bestattung auf antikem Boden aber entsprach seiner ganzen dichterischen Art, die, wie bei Byron und Keats, auf eine Verbindung romantischer und klassischer Schönheit hinauslief. Nachdem er bei seinen Landsleuten durch Jahrzehnte wegen seiner religiösen und politischen Überzeugungen in Mißkredit gestanden hatte, errang sich sein ernstes Wollen allmählich Anerkennung; Staatsmänner und Geistliche halfen 1892 ihm ein Denkmal in seinem Geburtsort errichten; ein zweites wurde ihm 1894 zu Viareggio durch Engländer und Italiener gesetzt. Die erste Gesamtausgabe seiner »Poetical works« besorgte seine Witwe (1839, 4 Bde., u. ö.; dazu Briefe und Essays, 1854); es folgten die von Rossetti (mit Anmerkungen, 1878, 3 Bde.; neue Ausg. 1894), von Forman (1880, 4 Bde., dazu 4 Bde. »Prose works«), von Dowden (1890, 1 Bd.), die »Centenary edition« (Boston 1892, 6 Bde.), zuletzt die von Hutchinson (1904, 1 Bd.). Ins Deutsche wurden die Dichtungen übersetzt von Seybt (Leipz. 1844), in Auswahl von Strodtmann (Hildburghaus. 1866, 2 Bde.); die »Cenci« von Adolphi (Stuttg. 1837); »Prometheus« von G. Richter (Leipz. 1895). Shelleys Biographie schrieben Medwin (1847, 2 Bde.), Middleton (1858, 2 Bde.), sein Studienfreund Hogg (1858, 2 Bde.), McCarthy (»Early life«, 1872), G. B. Smith (1877), Symonds (2. Aufl. 1887), Cordy Jeaffreson (»The real S.«, 1885, 2 Bde.), E. Dowden (1886, 2 Bde., mit viel neuem Material; neue Ausg. 1896), Sharp (1887), Fel. Rabbe (1888, 2 Bde.), H. Richter (Weimar 1898), R. Ackermann (Dortm. 1906). Vgl. Medwin, The S. papers etc.(Lond. 1833); »S.-Memorials, from authentic sources, by Lady S.« (1859, 3. Aufl. 1874); Trelawney, Recollections of the last days of S. and Byron (1858 u. ö., zuletzt 1906); Brandes, Hauptströmungen der Literatur des 19.Jahrhunderts, Bd. 4; Calvert, Coleridge, S, Goethe (Boston 1880); H. Druskowitz, Percy Bysshe S. (Berl. 1884); R. Ackermann, Quellen, Vorbilder, Stoffe zu Shelleys poetischen Werken (Leipz. 1890); A. Droop, Die Belesenheit Shelleys (Berl. 1906); P. Elsner, Shelleys Abhängigkeit von W. Godwins political justice (das. 1906); endlich die »Publications« der 1885 gegründeten, aber bald eingeschlafenen Shelley Society.

Der entfesselte Prometheus

Vorrede des Dichters

Audisne haec Amphiarae, sub terram abdite?

Die griechischen Tragiker, die ihren Vorwurf der nationalen Geschichte oder Mythologie entlehnten, pflegten denselben mit einer gewissen Freiheit zu behandeln. Sie erachteten sich weder an die gewöhnliche Auffassungsweise gebunden, noch glaubten sie ihren Mitbewerbern und Vorgängern in Titel und Handlung ihrer Dramen folgen zu müssen. Solch' ein Verfahren wäre in der That einem Verzichte auf das Streben, die Mitbewerber zu überflügeln gleichgekommen – ein Streben, welches ja die Production hervorrief. So wurde denn die Geschichte des Agamemnon auf der atheniensischen Bühne in ebenso viel Variationen als Dramen dargestellt.

Ich habe mich einer ähnlichen Freiheit bedienen zu dürfen geglaubt. In Aeschylos' »Entfesseltem Prometheus« kommt die Versöhnung des Zeus mit seinem Opfer um den Preis der Entdeckung zu Stande, welche dem olympischen Thron aus der Vermälung mit Thetis zu erwachsen droht. Dieser Auffassung gemäß wird Thetis mit Peleus vermält und Zeus läßt den Titanen durch Herakles entfesseln. Hätte ich mein Drama diesem Vorbilde nachgebildet, so würde ich damit nur einen Versuch gemacht haben, das verloren gegangene Drama des Aeschylos wieder herzustellen – ein Ehrgeiz, welchen – wenn ihn auch meine Vorliebe für diese Behandlungsweise des Stoffes erregt hätte – wohl der Gedanke an den hohen Vergleich herabgestimmt haben würde, den ein solcher Versuch nothwendig herausfordern mußte. – In Wahrheit aber war ich einer Katastrophe abgeneigt, die schwächlich genug ist, den Vorkämpfer der Menschheit mit ihrem Unterdrücker zu versöhnen. Das sittliche Interesse an der Handlung, welches durch die Leiden und die Standhaftigkeit des Titanen so mächtig erregt wird, müßte vernichtet werden, wenn wir uns ihn denken könnten, wie er seine hohen Worte zurücknimmt und sich vor seinem siegreichen und meineidigen Gegner beugt. Das einzige Geschöpf der Phantasie, welches bis zu einem gewissen Grade dem Prometheus gleicht, ist Satan, und Prometheus ist meines Erachtens ein weit poetischerer Charakter als Satan; denn abgesehen davon, daß Muth und Majestät, standhafter und ausdauernder Widerstand gegen eine allmächtige Gewalt nothwendige Seiten seines Charakters sind, zeigt er sich auch frei von den Flecken der Ehrsucht, des Neides, der Rache und des Herrschgelüstes, welche das Interesse an dem Helden des »Verlorenen Paradieses« beeinträchtigen. Der Charakter des Satan erzeugt in unserem Geiste eine gefährliche Casuistik, die uns verleitet, seine Fehler gegen seine Leiden abzuwägen und die ersteren zu entschuldigen, weil die letzteren alles Maß überstiegen hatten. In den Gemüthern Jener, die dieses herrliche Phantasiegebilde mit religiösen Gefühlen betrachten, erzeugt es noch etwas viel Schlimmeres. Aber Prometheus ist gleichsam der Typus der höchsten Vollkommenheit des Gemüthes und des Geistes, von den wahrsten und reinsten Motiven nach den besten und edelsten Zielen getrieben.

Dieses Gedicht wurde größtentheils auf den Ruinenhügeln der Bäder des Caracalla geschrieben, inmitten der Blumenwildnisse und Dickichte blühender und duftender Bäume, welche sich in weitgewundenen Labyrinthen über ihre ungeheueren Plattformen und schwindelhoch in die Luft ragenden Bogen verbreiten. Der klar blaue Himmel Roms, der Eindruck des kräftigen Erwachens des Frühlings in jenem himmlischen Klima und das neue Leben, mit dem es die Seele fast bis zur Berauschung erfüllt, haben mich zu diesem Drama begeistert.

Man wird häufig finden, daß die Bilder, die ich angewandt, den Operationen des menschlichen Geistes, oder den äußeren Handlungen, durch welche jene zum Ausdruck gelangen, entlehnt sind. Dies ist ungewöhnlich in der modernen Poesie, wiewohl Dante und Shakespeare uns eine Fülle von Bildern derselben Art bieten: Dante in der That mehr und mit größerem Erfolge als irgend ein anderer Poet. Aber die griechischen Dichter, denen kein Hilfsmittel, die Sympathie ihrer Zeitgenossen zu erwecken unbekannt war, waren gewohnt, von dieser Macht Gebrauch zu machen und dem Studium ihrer Werke (da mir ein höheres Verdienst wahrscheinlich abgesprochen werden würde) diese Eigenthümlichkeit zuzuschreiben, möchte ich meine Leser hiemit gebeten haben.

Ein aufrichtiges Wort über den Grad, bis zu welchem das Studium zeitgenössischer Werke mein Dichtung beeinflußt haben möchte, halte ich noch für nöthig; denn dies war ein Gegenstand des Tadels für so manche Dichtungen, die eine weit größere Popularität besitzen und verdienen als die meinen. – Es ist für Jemanden, der in einem Zeitalter mit solchen Schriftstellern lebt, wie sie jetzt in den vordersten Reihen des unseren stehen, geradezu unmöglich, gewissenhaft zu versichern, daß sich seine Sprech- und Denkweise nicht durch das Studium der Werke dieser außerordentlichen Geister modificirt habe. Es ist wahr: Nicht der Kern ihres Genies, wohl aber die Formen, in welchen es sich manifestirt, rühren weniger von der Originalität ihres eigenen Geistes her, als von den Eigenthümlichkeiten der moralischen und intellectuellen Zustände der Geister, inmitten welcher sie hervorgebracht wurden. So besitzt denn eine Menge von Schriftstellern die Form, aber nicht den Geist Desjenigen, welchem nachgeahmt zu haben sie beschuldigt werden; denn die erstere ist eine Gabe des Zeitalters, in welchem sie leben, während der letztere der ursprüngliche Blitz ihres eigenen Geistes sein muß.

Der eigenthümliche Styl kräftiger und umfassender Bilder, der die moderne Literatur Englands auszeichnet, war nicht, als eine allgemeine Kraft, das Product der Nachahmung irgend eines besonderen Schriftstellers. Die Masse der Capacitäten bleibt zu jeder Zeit wesentlich dieselbe, beständig aber wechseln die Umstände, welche sie zum Handeln anregen. Wäre England in vierzig Republiken getheilt, jede an Bevölkerung und Ausdehnung gleich Athen – jede von ihnen würde – wir haben keinen Grund, es anders zu vermuthen – alsdann unter Institutionen, die nicht vollkommner waren als jene von Athen, Philosophen und Dichter gleich jenen hervorbringen, welche, wenn wir Shakespeare ausnehmen, niemals übertroffen worden sind. Wir verdanken die großen Geister des goldenen Zeitalters unserer Literatur dem energischen Erwachen des Volksgeistes, der die älteste und bedrückendste Form der christlichen Religion zu Staub zertrümmerte. Wir verdanken Milton dem Fortschritte und der Entwicklung desselben Geistes; der große Milton war – laßt uns dessen für immer gedenken – ein Republikaner und ein kühner Forscher auf dem Gebiete der Moral und Religion. Die großen Schriftsteller unseres eigenen Zeitalters sind, wie wir annehmen dürfen, die Begleiter und Vorläufer noch ungedachter Veränderungen in unseren socialen Verhältnissen oder in den Meinungen, welche diese zusammenhalten. Die Wolke des Geistes entlädt sich ihrer angesammelten Blitze, und das Gleichgewicht zwischen Institutionen und Meinungen ist nun hergestellt oder im Begriffe, wieder hergestellt zu werden.

Was die Nachahmung betrifft, so ist die Poesie eine darstellende Kunst. Sie schafft, aber sie schafft durch Combinationen und durch Versinnlichung. Poetische Abstractionen sind schön und neu, nicht etwa, weil die Theile, aus denen sie zusammengesetzt sind, nicht schon vorher in der Seele des Menschen oder in der Natur existirten, sondern weil das durch ihre Combination Entstandene eine verständliche und schöne Analogie mit jenen Quellen der Leidenschaften und Gedanken und mit ihrem gleichzeitigen Zustande hat: Ein großer Dichter ist ein Meisterstück der Natur, welches ein Anderer nicht nur studiren sollte, sondern studiren muß. Er könnte ebenso weise und ebenso leicht beschließen, sein Geist solle nicht länger ein Spiegel alles Schönen in der sichtbaren Welt sein, als aus dem Kreise seiner Betrachtung das Schöne bannen, das in den Werken seiner Zeitgenossen enthalten ist. Nur in dem Größten würde der Vorwand, dies zu thun, keine Anmaßung sein – die Wirkung aber wäre selbst bei ihm gezwungen, unnatürlich und wirkungslos. Ein Dichte ist das combinirte Product jener inneren Kräfte, welche das Wesen Anderer verändern, und jener äußeren Einflüsse, welche diese Kräfte erregen und erhalten; er ist nicht eines, sondern beide. Jedes Menschen Seele wird in dieser Hinsicht durch alle Gegenstände der Natur und Kunst modificirt, durch jedes Wort und jeden Gedanken beeinflußt, die er jemals auf sein Bewußtsein einwirken ließ; – sie ist der Spiegel, welcher alle Formen reflectirt und in welchem all nur eine