Der Ex-Polizist und die Sklavin - Marlisa Linde - E-Book

Der Ex-Polizist und die Sklavin E-Book

Marlisa Linde

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Beschreibung

Der Polizeibeamte Frank Reichelt wird pensioniert. Doch sein letzter Fall lässt ihm keine Ruhe. Der Serienmörder A. Ehrlichmann, der die Stadt mit einer Mordserie an jungen Frauen überzogen hat, ist zwar gefasst. Aber Frank ist überzeugt, dass eine Komplizin, ein "Engel in Ketten" immer noch auf freiem Fuß ist. Er setzt sich noch einmal an die verschlüsselten Botschaften des bei der Festnahme getöteten Mörders - und findet prompt die Adresse einer gewissen Elena. Ist Elena eine Komplizin? Ein Opfer? Oder beides? Elena spannt den Ex-Polizisten in einen Reigen aus hartem SM ein. Ergibt sich ihm als Sklavin. Ein Angebot, dem er nicht widerstehen kann. Die Ereignisse überschlagen sich, als Frank und Elena ein SM-Studio aufsuchen. Alsbald entwickelt sich mit Lucy, einer extrem devoten jungen Frau, eine dynamische Dreiecksbeziehung zwischen der devoten Lucy, der untwerwürfigen Elena, die allerdings ihre dominante Seite neu entdeckt - und Frank. Alles läuft auf ein abgründiges Finale zu. Marlisa Lindes Roman ist ein hartes SM-Trommelfeuer, verbunden mit einer dreifachen Top/Bottom Beziehungskiste vor dem Hintergrund eines dunklen Kriminalfalls

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Rätsel

Überraschung

Herr und Sklavin

Ring Me Up!

Zwei Sklavinnen

Alles wird anders

Spätes Morgengrauen

RÄTSEL

Frank Reichelt schließt seine Wohnungstür auf. Einer der drei letzten Tage als Polizist kurz vor seiner Pensionierung. Genervt lässt er sich auf sein Sofa fallen. Beschämt fällt sein Blick auf ein aufgeschlagenes Bondage-Magazin. Die lateinamerikanisch wirkende, nackte Schöne liegt zu einem sogenannten Hogtie gefesselt auf dem Sofa, hat also Hand- und Fußgelenke miteinander verbunden und guckt mit großen Augen über ihrem roten Gummiball-Knebel in die Kamera. Er schüttelt über sich selbst den Kopf und räumt das Magazin weg. Steckt es unter die Fernsehzeitschriften. Kommt ja sowieso niemand je in seine Bude. Er schaltet den Fernseher ein. Und stöhnt. „… ist gefasst worden“, erklärt die Nachrichtensprecherin gerade. „Der sogenannte Blondinenkiller, wie ihn die Medien leider genannt haben, ist bei einem Polizeizugriff letzte Woche erschossen worden“, erklärt die Nachrichtensprecherin und ein paar Aufnahmen von einem Mietshaus mit zahlreichen Streifen- und Mannschaftswagen der Polizei davor sind zu sehen. Genervt schaltet Frank wieder ab und geht in die Küche, wo er sich eine kalte Cola aus dem Kühlschrank holt. Erst das Schäumen im Glas und der Geschmack des kalten, süßen Prickelgetränks auf der Zunge bringt ihn wieder in bessere Laune. „Und da steckt doch mehr dahinter“, murmelt er zu sich selbst und setzt sich im Nebenzimmer an seinen Schreibtisch. Er klappt sein Notebook hoch und klickt auf die Datei. Das Worddokument erscheint auf seinem Schirm.

Wo-der-Fluss-ganz-unten-ist muss der-dicke-Krieger zweimal-ficken keine-gute-Gesundheit Hufenarbeiter

Das steht dort im Dokument. Denn immer wieder hat der Serienmörder Anton Ehrlichmann, 38 Jahre alt, irgendwelche Schmähnachrichten in verschlüsselter Form an die Presse geschickt, welche die Polizei verhöhnt haben. Ein Bibelzitat wurde alsbald mit Hilfe eines Computers vom LKA als Schlüssel entlarvt und wenn man die Buchstaben des Zitats richtig gegen den Originaltext ausgetauscht hatte, ergab sich eine Klartextnachricht. Das waren einfach Beschimpfungen, die Polizei sei unfähig. Manchmal waren allerdings auch Hinweise auf den Täter enthalten – was letztlich zu seiner Festnahme beigetragen hatte. Nur dass er eine Waffe gezogen und auf die Polizisten gefeuert hatte. Die Erwiderung des Feuers hatte er nicht überlebt.

Nur diese letzte Nachricht, sie bereitet Frank Kopfzerbrechen. Der alte Schlüssel, der letztlich aus dem Austausch von Buchstaben aus dem Bibelzitat bestand, ergibt den auf dem Bildschirm flimmernden Text vom Fluss, der ganz unten ist und dem dicken Krieger. Aber im Gegensatz zu den anderen Botschaften macht der entschlüsselte Text einfach keinen Sinn. Es scheint nur dummes Gerede zu sein, von einem „fickenden“ Krieger. War der Täter betrunken, als er diese letzte Nachricht verfasst hatte?

Noch etwas gibt es, das Frank keine Ruhe gelassen hat. Die Hinweise auf einen Komplizen. Eine ältere Nachricht, verständlich wie alle bis auf die letzte, hatte im Klartext gelautet

Ihr kriegt uns nie, ihr Idioten. Mir hilft sogar ein Engel, die weinenden Mädels ihrem Schicksal zuzuführen.

Diese Nachricht hat ihn immer vermuten lassen, der „Engel“ müsse eine Komplizin sein. Auch wenn sein Vorgesetzter, Dr. Karlstadt, das rundheraus abgelehnt und gesagt hatte, der Engel sei eine Metapher. Aber was, so denkt Frank immer wieder, wenn Täter diesmal noch eine weitere Ebene der Verschlüsselung eingeführt hat? Oder keine Verschlüsselung, sondern eine Verschleierung. Dass man den Klartext noch interpretieren muss. Der Klartext vom dicken Krieger und dem Fluss ist auch der erste, der überhaupt Bindestriche hat. So, als würden die Bindestrichsequenzen erst noch durch einen neuen Begriff ersetzt werden.

Er seufzt und sieht sich den Text an. Diese neuen KI-Programme, die es überall im Internet gibt, hat er schon erfolglos drauf angesetzt. Die haben schlichtweg kapituliert.

Wo-der-Fluss-ganz-unten-ist. Das muss also eine Art Flusstal sein. Manchmal schneiden sich Flüsse ja ein sehr tiefes Bett. Somit wäre der Fluss dort unten. Wo ist so etwas der Fall? Wo gibt es… so ein … hohes Ufer! Da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Hannover hat eine Gegend, da gibt es ein Hohes Ufer. Dort, wo die Stadt in der Steinzeit erstmalig besiedelt wurde, wenn er sich recht erinnert. Stehen die ersten Worte also für Hannover oder tatsächlich ein Hohes Ufer? Oder eben das Hohe Ufer in Hannover in der Altstadt nahe des Landtags?

Gut, hat der Killer seine Adresse oder einen Tatort verraten wollen? Das Haus, wo der Killer gewohnt und gemordet hat ist natürlich längst bekannt und nicht mal in Hannover. In Hannovers Altstadt, dort wo das „Hohe Ufer“ als Promenade zu finden ist, ist jedenfalls nichts polizeilich bekannt geworden im Zusammenhang mit dem Killer. Der kam ja auch aus Hildesheim und hat dort in der Altstadt gewohnt. Frank wird unruhig. Hat er etwa in Hannover auch gemordet und die Leiche ist nie gefunden worden? Aber wenn es eine Adresse ist, bräuchte er noch eine Straße. Denn „Hohes-Ufer“ könnte auch für Hannover allgemein stehen. Schließlich soll sich das Wort Hannover über das alte „Hannovre“ direkt von jenem „Hohen Ufer“ ableiten.

Er bekommt vor Aufregung feuchte Hände. „Der Dicke Krieger“ könnte dann für eine Straße stehen und „zweimal ficken“ für eine Zahl? Für welche? 66 oder 12, vermutet er. Eine Hausnummer? Doch welche Straße passt zu einem dicken Krieger? Er schenkt sich Cola nach und surft im Internet, bis er eine Adressdatenbank von Hannover gefunden hat. Am Ende bleiben die Siegfriedstraße und die Große-Hermannstraße übrig. Siegried war nicht als dick überliefert, sondern der Nibelungenheld wird meist als schlanker Krieger dargestellt. Und wie sollte gerade der Name Herrmann… Doch! Hermann der Cherusker! Ob er dick war, weiß Frank nicht. Aber er ist eine sehr kompakte und kräftige Gestalt auf dem Hermannsdenkmal, unten an der Porta Westfalica an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Sollte es so einfach sein? Aufgeregt geht Frank hin und her. Die Große-Hermannstraße 12 oder 66. Schnell hat er herausgefunden, dass es keine Nummer 66 in der Straße gibt, eine Nummer 12 aber sehr wohl. Nur was ist dort vor sich gegangen?

Er will schon aufstehen, da merkt er, dass er noch nicht fertig ist. „Ach richtig“, murmelt er. „keine-gute-Gesundheit“ und „Hufenarbeiter“. Er stutzt. Ein Hufenarbeiter, kein Hafenarbeiter. Was ist der Name dafür. Ein Schmied? Schmitt? Gibt es unter der Adresse eine Frau Schmitt oder Schmidt oder irgendwas in der Art? Er sucht in den Online-Adressverzeichnissen. Und wird fündig. Eine Elena Schmidt wohnt in der Große-Hermannstraße 12. Elena klingt ja fast wie „elend“, will sagen, „keine gute Gesundheit“. Er steht auf und haut vor Begeisterung auf die Tischplatte. Das muss es sein! Entweder ist diese Elena Schmidt ein Opfer und dann vermutlich vermisst, oder ist sie… vielleicht der gesuchte Engel? Er vermutet, sie wird ein Opfer sein. Aber ob eine Elena Schmidt vermisst wird, kann er morgen im Büro schnell herausfinden. Ein paar Tage hat er noch.

Am nächsten Tag im Büro merkt er, dass er schon nicht mehr richtig dazugehört. Alles mögliche Dienstgeschehen in der Mordkommission spielt sich ohne ihn ab. „Na, immer noch Rätselraten über Ehrlichmann?“, fragt ihn sein Kollege Thorsten. Frank öffnet den Mund und hätte fast mit seiner Engeltheorie angefangen, lässt es dann aber. Schnell hat er sich eingeloggt in seinen Computer und greift auf die Vermisstendatenbank zu. Sein Kollege Thorsten steht butterbrotkauend hinter ihm. „Immer noch der Ehrlichmann-Fall?“ Der Kollege klopft ihm auf die Schulter. „Der ist doch geschlossen. Überleg dir lieber, wo wir deine Abschiedsparty machen. Restaurant oder was Verwegenes?“ Frank grinst, mehr aus Pflichtgefühl heraus, um mitzuspielen. „Restaurant reicht.“ Er tippt „Elena Schmidt“ in allen Variationen wie Doppel-T, DT oder T am Ende ein und sieht, dass keine Person dieses Namens vermisst wird. Thorsten schüttelt den Kopf und setzt sich wieder an seinen eigenen Schreibtisch.

„Ich gehe mal was überprüfen“, sagt Frank und steht auf. Sein Kollege Karl, bekannt als so etwas wie der Abteilungsclown, lacht laut auf. „Das würde ich auch sagen auf meinen letzten Tagen und irgendwo eine Bratwurst essen gehen.“

Frank hält vor der gesuchten Adresse an. Große-Hermannstraße Nummer Zwölf. Ein einfaches Mehrfamilienhaus. Eine einfache, graue Fassade. Schlichter, schmutzig gewordener Putz. Sechs Wohnungen. Er steht auf und sieht auf die Klingelschilder. „Schmidt“, da steht es. Eine kleine Gegensprechanlage ist neben den Klingen zu finden. Er drückt den Klingelknopf von Frau Schmidt. Zu seiner Verblüffung ist kurz darauf der Türsummer zu hören, ohne dass jemand Fragen stellt. Er öffnet die Tür. Im Flur vor den Treppen sieht er die Briefkästen. Der mit „Schmidt“ beschriftete quillt über. Werbesendungen finden kaum noch Platz in dem Ding. Er geht die Treppen hoch und sieht auf die Türschilder. Schnaufend kommt er im zweiten Obergeschoss an, wo Schmidt an der Wohnungstür steht. Er klingelt und die Tür geht sofort auf. Eine Frau sieht ihn nervös durch die nur wenig geöffnete Tür an. Eine Sperrkette hat sie nicht, wie ihm auffällt.

Die Frau ist klein, vielleicht 1,50 Meter groß, schätzt er. Sie hat kurze, braune Haare und kleine, feste Brüste, die von einem blauen Spitzen-BH bedeckt sind. Den man sehr gut sehen kann, weil sie eine durchsichtige schwarze Bluse darüber trägt. Untenrum trägt sie eine schwarze Strumpfhose, die ebenfalls einen blauen Slip erkennen lässt. Einen Minislip, wie er sieht. Die Frau ist barfuß, die Füße nur vom Strumpfhosenstoff bekleidet. Ihr Gesicht wirkt unscheinbar, aber durchaus attraktiv, hat falsche Augenbrauen und Makeup angelegt. Ihr Mund ist zu einem roten Kussmund geformt. Sie wirkt wie eine durchschnittlich bis attraktiv aussehende Prostituierte. Solche hat er in seinem Berufsleben schon genug zu Gesicht bekommen. Auf Anfang 40 schätzt er die Frau, bei der sich ein paar Linien um die Augen eingegraben haben. „Ja?“, fragt sie ihn, so als ob ihre Aufmachung das Normalste von der Welt wäre. „Eine Frage“, sagt er nur. „Sind Sie mit einem gewissen Herrn Ehrlichmann bekannt?“ Er sieht, dass die Frau bleich wird und schlucken muss. Es verblüfft ihn, dass sie einen Knicks andeutet und sichtlich erschüttert ist. Ihre Stimme klingt belegt, als sie eine Frage herausstottert.

„S-Sind Sie ein Freund von Anton?“

Instinktiv erkennt Frank die Gunst der Stunde. Jetzt zögerlich zu sein und überkorrekt vorzugehen, wird nur zum Zuschlagen der Tür führen, folgert er.

„Machen Sie schon auf!“

Bleich tritt sie einen Schritt zurück und er betritt die Wohnung. Auf welch dünnem Eis er sich jetzt juristisch bewegt, ist ihm klar. Denn er hat sich im Prinzip unter Vorspielung falscher Tatsachen Zutritt verschafft.

Mit seiner bloßen körperlichen Präsenz schiebt er sie tiefer in den Flur hinein. Links sieht er eine offene Tür ins Wohnzimmer. Es riecht nach Zigarettenrauch. Sanfte Musik klingt aus den Lautsprechern einer Stereoanlage in einem altmodischem Wohnzimmerschrank mit diversen CDs daneben. Was aber seine Aufmerksamkeit erregt, sind die zahlreichen Fotografien von jüngeren Frauen an den Wänden, deren Gesichter Qual und Erschrecken zeigen. Die Augen oft geweitet, manchmal zugekniffen, oft voller Tränen. Nicht selten sind die Gesichter rot oder sehen aus, als hätten die Frauen gerade eine Ohrfeige bekommen. Einer der Mundwinkel, zu einer drall wirkenden Blonden gehörend, lässt etwas Blut erkennen. Wer, fragt er sich, hängt sich solche Bilder in etwa 50 x 60 Zentimetern ins Wohnzimmer? Das passt alles zu Ehrlichmann. Was hat diese Frau mit ihm zu tun? Sie wird in dem Fall drinhängen, das ist ihm klar. Ist sie eine Freundin, eine Mitwisserin? Oder gar eine Komplizin? Ist sie der mysteriöse Engel?

„Sind das Opfer von Anton?“, fragt er rundheraus und deutet auf die Fotos an den Wänden.

„Was? Nein“, antwortet sie entschlossen. Das sind… gekaufte Drucke aus dem Internet.“ Sie tritt verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Soll Kunst sein“, fügt sie mit rotem Kopf dazu.

Dieser Schuss ins Blaue ging schief, gesteht Frank sich selbst ein. Doch einen Versuch hat er noch.

„Wie haben Sie Anton Ehrlichmann kennengelernt?“

Sie sieht ihn erstaunt an. Er selbst ertappt sich wiederum dabei, auf ihren BH zu starren. Klein ist sie, aber attraktiv. Plötzlich hat sie Tränen in den Augen, schluchzt. „Er war mein erster Mann“, erklärt sie mit tränenerstickter Stimme. „Mein Herr. Nie hat mich jemand angesehen, doch er hat mich gleich gesehen.“ Sie sieht ihn jetzt mit Neugierde an, wischt sich die Tränen aus den Augen. Macht wieder einen tiefen Knicks. „Herr!“, fügt sie an.

Frank wird klar, dass sich hier eine neue Dynamik entwickelt und einiges an Powerplay schlagartig in der Luft liegt. Irgendeine SM-Geschichte zwischen ihr und Ehrlichmann ist da abgelaufen, wird ihm klar. Sie sieht ihn an, wartet. Seine nächsten Worte werden alles entscheiden, glaubt er.

„Sie waren dabei bei den Morden?“

Sie weicht unwillkürlich einen Schritt zurück. „Den Morden?“ fragt sie. Er erkennt, dass er mit juristisch korrekten Begriffen hier nicht weiterkommt. „Den Tötungen“, stößt er widerwillig hervor und bringt es sogar fertig ihr zuzuzwinkern.

„Herr“, beginnt sie. „Ich … ich habe ja nun keinen Herrn mehr. Wenn Ihr ein Freund von Anton, meinem Herrn seid, dann…“, sie lässt das Ende des Satzes im Raum schweben.

„Anton kenne ich nur zu gut“, gibt er mit einem Grinsen von sich.

Gelogen ist das ja nicht, gesteht er sich zu.

Bleich geworden fällt sie auf die Knie. „Getötet hat er sie allein. Nur einmal, da habe ich weit weg gestanden, aber es mitbekommen“, gibt sie zu und sieht wie ein Kind zu ihm auf, so wie sie da auf den Knien vor ihm kauert.

„Du bist der Engel. Der Engel, den er in einer der Botschaften erwähnt hat.“ Sie nickt. „Ja“, haucht sie. „Ich war sein Engel, das hat er einmal zu mir gesagt.“ Sie schluckt. „Sein Engel in Ketten, wie er mich gern genannt hat.“

Frank fühlt, wie ihm gleichzeitig heiß und kalt wird. Er hat es geschafft! Seine These von der Komplizin ist bewiesen. Nur durch sein Eindringen unter Vorspielung falscher Tatsachen wird das Geständnis im Plauderton juristisch wertlos.

„Hast du noch Sachen von Anton? Aufnahmen?“ Das wäre der Jackpot, denkt er. Wer braucht ihr Geständnis, wenn sie Aufnahmen der gefolterten Opfer hätte. Schließlich hat Ehrlichmann die entführten Opfer tagelang gequält, bevor er sie in seinem Keller aufgehängt hat.

„J…ja“, stottert sie. „Anton hat eine Festplatte hiergelassen, USB-Dings oder wie das heißt. Da sind Videos und Fotos drauf. Hat er alles gemacht und ein paar ich.“

Er nickt. Das ist sein später Triumpf. Und das kurz vor der Pensionierung. Zwei Tage vorher, genau gesagt. Morgen muss er schon seine Polizeimarke, Dienstausweis und Waffe abgeben. Und heute ist der Tag, wo er eine Mörderin reinbringt.

Er nimmt sein Smartphone raus. Bleiben Sie wo Sie sind“, sagt er. Knien kann ja nicht schaden. Ich rufe die Polizei. Meine Kollegen. Sie sieht ihn noch bleicher als vorher an. „Polizei? Sie sind… Polizist.“ Er nickt. „Kriminalobermeister Frank Reichelt.“ Er drückt auf die Hörertaste im Smartphone und sieht das Nummernfeld vor sich.

Da geschieht das Unerwartete. Die kniende Frau wirft sich nach vorn, so dass Frank vor Schreck einen Schritt zurücktritt. Doch ein Angriff ist nicht das, was sie machen will. Stattdessen kriecht sie