Der faule Paul und die Zeitpiraten - Bruder Lustig - E-Book

Der faule Paul und die Zeitpiraten E-Book

Bruder Lustig

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Beschreibung

Abenteuer erlebt der faule Paul am liebsten auf dem Sofa. Er liest für sein Leben gerne. Vor allem Piratengeschichten. Doch plötzlich wird er in eines der Piraten-Abenteuer hineingezogen. Und dann heißt es: selbst Abenteuer erleben. Zusammen mit den Zeitpiraten kämpft er gegen den fiesen Piraten-Kapitän Killerich und seine Mannschaft!

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Der faule Paul 

und die Zeitpiraten

 

 

Das Buch für Lese-Piraten

 

 

von

 

Bruderlustig

 

 

 

Impressum

 

 

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-203-3

MOBI ISBN 978-3-95865-204-0

 

 

 

 

Urheberrechtshinweis:

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency” reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

Inhalt

Abenteuer erlebt der faule Paul am liebsten auf dem Sofa. Er liest für sein Leben gerne. Vor allem Piratengeschichten. Doch plötzlich wird er in eines der Piraten-Abenteuer hineingezogen. Und dann heißt es: selbst Abenteuer erleben.

Für meine Söhne

Das bin ich

Hallo. Ich bin der faule Paul. Alle nennen mich so. Meine Mutter, mein Vater, meine Schwester Marlene. Und nur, weil ich am liebsten faul auf dem Sofa liege, lese und träume. Haltet mich für verrückt – aber ein Buch ist mir lieber als jedes Computerspiel. Wenn ich lese, verschwinde ich richtig in meiner Geschichte. Ich bin dann – Hokus Pokus – weg aus unserer Welt. Und denke im Leben nicht dran, Hausaufgaben zu machen oder das Zimmer aufzuräumen. Das ist ziemlich praktisch.

Ich lese überall. Auf dem Bett, unter dem Bett, auf dem Klo, neben dem Klo, vor dem Schrank, im Schrank, auf dem Schrank. Und jeder muss mich mindestens drei Mal ansprechen, bis ich ihn überhaupt höre.

Warum das so ist? Nun ja, die ganze Sache fing vor einem Jahr an. Es war die Zeit, als mein Vater aus meinem Leben verschwand. Jedenfalls fast ganz.

Kapitel 1

Es war, so wie jetzt, kurz vor Weihnachten. Meine Eltern hatten schon die ganze Zeit die Köpfe zusammengesteckt und getuschelt. Ihr kennt das vielleicht – es ist das Tuscheln, das sie haben, wenn wir Kinder nichts mitbekommen sollen. Und das sofort aufhört, wenn wir in die Nähe kommen. Merkt natürlich gleich jeder, dass da was im Busch ist.

Und was war im Busch? Meine Eltern wollten sich trennen. Sie haben sich ja nie gut verstanden, aber ich sage euch, lieber zwei Eltern, die sich zanken, als nur eine Mutter. Wie dem auch war, meine Eltern fanden eine „weise“ Lösung, wie sie es nannten. Ganz trennen wollten sie sich nicht, wegen der Kinder, also wegen mir und meiner Schwester Marlene. Aber Papa sollte einen Job weit weg im Hauptstadtbüro seiner Zeitung annehmen. Und so oft zu Besuch kommen, wie es ging. Pustekuchen!

Kurz vor Weihnachten vor einem Jahr ist er verschwunden. Wir wollten die Osterferien miteinander verbringen, die Pfingstferien, die Sommerferien.

Und was ist passiert? Nichts. Immer kam etwas dazwischen. Ich rate euch, sucht euch nie Journalisten als Eltern aus, die sind ständig beschäftigt und haben nie Zeit. Seitdem mein Vater verschwunden ist, vergrabe ich mich fast nur noch in meinem Zimmer und lese. Denn alles sonst erinnert mich an ihn, selbst meine Freunde. Weil die nämlich einen Papa haben. Und ich – fast – nicht mehr. Ich habe einen unsichtbaren Papa.

Das einzige, das ich von ihm habe: Wir schreiben uns jeden Tag eine E-Mail.

Meine Mutter schickt mich immer wieder raus. Ich soll mit meinen Freunden spielen. Aber das ist langweilig. Die Abenteuer in den Büchern sind besser. Vor allem die in einem bestimmten Buch. Und davon will ich euch erzählen.

Das Buch kam vor einer Woche. Mit einem Brief von Papa. Darin schrieb er, dass er zu Weihnachten nicht kommen kann. Die Arbeit, wir wüssten das ja. Aber zum Trost bekam ich das Buch mit den Zeitpiraten.

„Ein Buch!“, stöhnte Mama. Ich habe ja immer viel gelesen. Also freute ich mich. Und wie ich mich erst freute, als ich es las. Seither lese ich, wo immer ich kann. Fast ohne Pause. Und manchmal träume ich auch. Deshalb bin ich der faule Paul.

In meinen Träumen bin ich der größte aller Piraten und treibe die Flotte der Königin von England vor mir her über die sieben Weltmeere. Ich liebe die raue Seeluft in meinem wettergegerbten Gesicht, das Knarzen der Holzplanken unter mir, das Knattern der Segel über mir. Dazu den Geruch von Seetang und Meerwasser. Wenn wir Piraten ein spanisches Handelsschiff jagen und kapern, schlägt mir das Herz vor Aufregung bis zum Hals.

Meine Träume. Welche Wirklichkeit kommt da schon mit? Dachte ich immer. Denn echte Piraten gibt es ja nicht mehr. Pustekuchen – klar gibt es sie! Das lernte ich, als ich in die Geschichte mit den Zeitpiraten geriet.

Ich verrate euch ein Geheimnis: Die Sache mit meinen Abenteuerbüchern hat nämlich einen klitzekleinen Haken: So schön das Lesen und das Träumen auch sind – irgendjemand da draußen muss die Abenteuer erleben. Und sie aufschreiben. Sonst kämen sie nicht in die Bücher. Daran hatte ich nie gedacht, bis ich mit der Nase darauf gestoßen wurde. Jetzt weiß ich es. Soll ich euch verraten, wer die Geschichten in die Bücher bringt?

Gut, euch kann ich‘s ja verraten: Die Zeitpiraten. Die erleben Abenteuer und Kapitän Holzfuß schreibt sie auf. Damit die Eisprinzessin nicht zu Eis erstarrt. Die Geschichten halten sie nämlich am Leben. Vielleicht schreiben noch ein paar andere Leute Bücher – aber die sind längst nicht so wichtig wie die Zeitpiraten.

Warum ich das weiß? Na ja, ich war dabei. Ich war plötzlich in einem Abenteuer der Zeitpiraten drin und seitdem erlebe ich alles hautnah mit. Ich habe gemerkt: Abenteuer selbst zu erleben, ist mindestens genauso spannend wie von ihnen zu lesen.

Das Lesen mag ich trotzdem: Wenn ich gerade mal in kein Abenteuer verwickelt bin, nehme ich ein Buch und träume davon. Wenn ich meine Ruhe haben will, dann lege ich das Buch einfach weg. Das geht bei einem richtigen Abenteuer natürlich nicht. Da bist du mittendrin und musst bis zum Ende durchhalten – ob du müde bist oder Angst hast, ist dann egal.

Beides ist gut: aufregende Abenteuer erleben und gemütlich davon lesen. Beides hält einen von so unsinnigen Tätigkeiten ab wie Zimmer aufräumen oder Hausaufgaben machen.

Wenn ihr mich nicht verratet, erzähle ich euch meine Abenteuer. Braucht ja keiner zu wissen, dass der Paul gar nicht so faul ist wie alle denken. Schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren. Also, immer schön gemütlich bleiben …

Kapitel 2

Ihr werdet euch fragen: Wer ist der Paul überhaupt? Recht habt ihr. Denn bevor ihr eure Zeit mit irgendeinem Kerl und seinen Abenteuern vergeudet, solltet ihr ihn kennenlernen. Ich hab ne Idee. Kommt doch mal mit vor meinen großen Spiegel. Da stellt ihr euch so hinter mich, dass ihr nur mein Spiegelbild seht – und nicht euch selbst.

So, hier sind wir. Was seht ihr? Wie, dick? Ich bin nicht dick! Ich bin wohlgenährt und habe schwere Knochen. Habe ich von meiner Oma geerbt. Die ist auch zu klein für ihr Gewicht. Also wirklich, dick!

Wisst ihr Naseweise eigentlich, dass ich der beste Sprinter meiner Klasse bin? Echt. Ich laufe die 75 Meter wie ein Blitz. Da kommt keiner mit. Mein zweiter Name ist Kugelblitz. Zufrieden? Lasst euch nicht täuschen – wenn ich erstmal in Schwung komme, stoppt mich niemand mehr. Da kann ich so kompakt aussehen, wie ich will. Echt.

Gut. Weiter. Was sehr ihr? Klein? Naja, ich bin erst 11 Jahre alt, da muss man nicht groß sein. Das kommt noch. Weiter!

Aha, ihr haltet mich für ordentlich. Sehr interessant. Sehr schön. Ihr findet meine Haare ordentlich gekämmt. Ja, darauf lege ich Wert. Mein Zimmer darf ruhig kreativ aussehen. Und meinen Schulranzen räume ich nicht gerne auf. Zugegeben.

Meine Mama findet immer furchtbar gammelige Sachen, wenn sie drin stöbert. Aber bei meinen Haaren bin ich eigen. Ich kämme mich mindestens sieben Mal am Tag. So viel Luxus muss sein.

Wie? Wer das ist, den ich da im Arm habe? Ach, das ist Alexander, mein Hase. Mein Angsthase, um genau zu sein. Alexander ist mein wichtigster Begleiter. Aber sein Geheimnis verrate ich nicht. Jedenfalls noch nicht. Habt ihr genug von mir gesehen? Gut, ich leg mich wieder auf mein Sofa. Und erzähle euch meine Geschichte.

Kapitel 3

Die Geschichte beginnt am vergangenen Dienstag. Ich liege wieder mal auf dem Sofa und lese. Eigentlich muss ich dringend meinen Deutschaufsatz schreiben. Mein schönstes Ferien-Abenteuer. Genau, damit quälen die Lehrer einen gerne. Damit man ja nicht auf den Gedanken kommt, die Ferien zu genießen. Unsere Deutsch-Lehrerin, Frau Posemuckl-Klapperbrot, hat uns jetzt sogar einen fetten Aufsatz über die Winterferien mitgegeben.

„Die sind diesmal drei Wochen lang. Schreibt so viel ihr wollt – damit ihr euch nicht langweilt“, sagt sie am letzten Tag vor den Weihnachtsferien und grinst. Ich glaube, Lehrer werden nur Menschen, die ausgesprochen gerne Kinder quälen.

Seit Tagen nervt meine Mutter: „Paul, denk an den Aufsatz!“

Und: „Paul, hast Du schon angefangen?“

Aber mir fällt nix ein. Es sind doofe Ferien. Mein Freund Max ist im Skiurlaub, auf die anderen habe ich keine Lust – und meine Mutter hockt am Computer und schreibt irgendwelche Artikel für bescheuerte Zeitschriften.

„Schatz, ich habe keine Zeit, der Redaktionsschluss steht vor der Tür“, stöhnt sie immer, wenn ich sie frage, ob sie mit uns im Park Schlitten fährt. So versuche ich es alleine – rutsche drei Mal den Hügel runter. Es liegt wenig Schnee, ich rumpele mit dem Schlitten über eine Wiese voller Maulwurfshügel. Schon nach der ersten Fahrt tut mir der Popo weh.

Der Spaß hat bald ein Ende. Ich lande ständig auf dem Hinterteil, Julia aus der Parallelklasse und ihre doofen Freundinnen lachen mich aus, sie gackern, wenn sie mich nur sehen. Ich bin durchgefroren, nass und habe eine miese Laune. Also gehe ich nach Hause. Ist wärmer und bequemer da. Vom Lesen schmerzt auch das Hinterteil nicht so. Immerhin habe ich ein neues Abenteuerbuch.

In meinem Zimmer ist es gemütlich. Durch das Dachfenster beobachte ich, wie es schneit. Dicke, weiße Flocken taumeln auf das Fenster, decken es zu. Irgendwann sind die Schneeflocken so dicht, dass sie das ganze Fenster bedecken. Duster wird es auch. Ich schalte das Licht an meinem Sofa ein und lese. An den Wänden meines Zimmers hängt eine Piratenflagge, ein Poster von Sir Francis Drake, dem großen englischen Freibeuter und ein Kinoplakat vom „Fluch der Karibik“ mit Käpt‘n Jack Sparrow. Mein Bett ist wie eine Koje auf einem Piratenschiff gebaut. Hat mein Papa gemacht; echt klasse.

Das Buch, das ich lese, handelt von Piraten auf besonderer Mission – den drei Zeitpiraten nämlich. Echt spannend, sage ich euch. So spannend, dass ich glatt jemanden überhöre: meine Mama.

Plötzlich steht sie im Zimmer.

„Paul, du hast ja immer noch nicht aufgeräumt!“, sagt sie.

„Hier sieht es ja aus wie nach der Seeschlacht von Trafalgar!“ Stimmt, wenn ich mich so umschaue. Obwohl: Es sieht aus wie immer. Es ist wirklich gemütlich. All die Spielsachen auf dem Boden. Da kann ich einfach mit den Autos oder den Plastikrittern spielen, wenn ich Lust habe, ohne dass ich sie erst mühsam aus dem Regal herausholen muss. Alles liegt griffbereit beieinander. Aber Mama ist das zu unordentlich. Das sehe ich ihr an.

Mama hat die Stirn in Falten gelegt und die Augenbrauen gerunzelt. Selbst wenn sie wütend ist, schaut Mama immer noch niedlich aus mit ihrer Stupsnase und den braunen Locken – aber unterschätzen darf man sie nicht. Sie kann ganz schön biestig werden.

Ich nehme mir ein Stück Schokolade vom Couchtisch, um meine Nerven zu beruhigen.

„Woher hast Du die Schokolade?“, fragt Mama scharf.

„Von der Oma“, antworte ich trotzig.

„So, von der Oma. Na, mit der rede ich auch mal ein Wörtchen.“ Mama hat heute ausgesprochen schlechte Laune.

„Der Paul darf nur am Sonntag Schokolade essen!“, kräht meine kleine Schwester Marlene, die um Mama herumschaut. Immer gut in Sicherheit – hinter Mamas Bein. Mama blickt sich nochmal im Zimmer um:

„In zehn Minuten komme ich wieder. Dann hast du aufgeräumt. Und anschließend gehst du mal raus. Spielen. Mit deinen Freunden. Immer nur lesen, das ist nichts für einen Jungen. Wenn du nur auf dem Sofa liegst, wirst du nie ein Piratenabenteuer erleben!“, ruft Mama. „Spiel doch mal mit Deinen Freunden Piraten.“

„Keine Lust, Mama“, antworte ich. „Und draußen war ich heute schon.“

Mama gibt sich ja Mühe. Aber sie hat wieder mal keine Ahnung.

„Unsinn! Du bist ein Faulpelz! Wenn du nicht spielen willst, räume wenigstens dein Zimmer auf. Und schreib endlich Deinen Aufsatz, Paul!“

Mama dreht sich um und rauscht aus dem Zimmer. Puh, was für ein Auftritt! Meine Schwester Marlene, die jetzt einen kurzen Moment lang alleine in meinem Zimmer steht, kräht: „Der Paul ist faul, der Paul ist faul!“

Ich werfe ein Kissen nach ihr, treffe sie aber nicht. Marlene rennt weg.

Kapitel 4

Ich lese erstmal weiter. So viel Zeit muss sein. Außerdem ist die Geschichte mit den drei Piraten in meinem Abenteuerbuch ziemlich spannend. Sie sind in geheimer Mission unterwegs, so viel weiß ich schon. Nur welche es ist, weiß ich noch nicht.

Plötzlich bewegt sich etwas. Ich erstarre. Der Pirat, der eigentlich ein Bild ist, verzieht langsam seinen Mund. Er grinst mir kackfrech ins Gesicht. Wenn das alle Bilder täten, wären die Bücher voller feixender, schmutziger Piraten, die fies grinsen. Ich bitte euch – das gibt es doch nicht.