Der Fisch der Schwarzen Grete - Riko und Hauke Eichner - E-Book

Der Fisch der Schwarzen Grete E-Book

Riko und Hauke Eichner

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Beschreibung

Rikos Eltern haben in den Sommerferien keine Zeit und schicken ihren Sohn Riko in ein Zeltlager an der Schlei. Sein geliebter Hund darf nicht mitkommen. Im Zeltlager lernt Riko dann Lasse kennen. Die beiden werden schnell gute Freunde und beschließen, Rikos Hund zu holen. Sie hauen aus dem Zeltlager ab und machen sich auf den Weg. Als sie in einer Scheune übernachten, treffen Sie auf Räuber, die den "Fisch der Schwarzen Grete" aus dem Museum Schloss Gottorf stehlen wollen. Er besteht aus Gold und Diamanten. Nun entschließen sich die Beiden Freunde, den Dieben das Handwerk zu legen und erleben ein spannendes und manchmal auch lustiges Abenteuer an der Schlei. Die "Schwarzen Grete" ist eine alte Sage aus der Schleiregion. Sie bildet die Grundlage dieser Geschichte.

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2014

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In Erinnerung an meinen Vater und Rikos Opa, der immer ein Buch schreiben wollte…

für Kinder von 6 bis 10 Jahren

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 1

Riko ging von der Schule nach Hause. Wie immer tat er das alleine. Eigentlich war dieser Tag für alle Kinder in Schleswig-Holstein ein sehr toller Tag, denn heute war der letzte Schultag des Schuljahres. Die Sommerferien begannen. Das Wetter war in den letzten Tagen immer besser geworden. Vor einer Woche zog einer der schlimmsten Stürme über das Land, die es je gegeben hatte. Nun aber war es richtig superwarm geworden. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel. Von überall her hörte man fröhliche Kinderstimmen, nur Riko war etwas traurig. Er hatte ein sehr gutes Zeugnis bekommen. Daran konnte seine schlechte Laune also nicht liegen. Als er um die nächste Straßenecke ging traf er auf Frau Tormann. Sie war die Postbotin in Schaalby. In diesem kleinen Dorf in der Nähe von Schleswig lebte Riko seit etwa zwei Jahren mit seinen Eltern. Frau Tormann kannte Riko aber schon sehr gut, denn Riko nahm ihr fast immer die Post und Pakete ab. Frau Tormann war stets sehr nett und so fragte sie Riko nun auch:

„Hallo Riko! Na? Hast Du jetzt endlich Ferien?“

„Ja, leider…“ antwortete Riko.

„Wieso leider? Ferien zu haben ist doch super. Erst recht bei so schönem Wetter. Warum freust Du dich denn nicht?“

„Ach Frau Tormann, meine Eltern hatten die blödeste Idee, die es geben kann.“

„Was denn für eine blöde Idee?“ fragte sie mit einem überraschten Gesichtsausdruck.

„Meine Eltern haben vor, mich für drei Wochen in ein Zeltlager zu bringen.“

„Aber das ist doch super. Da sind doch so viele andere Kinder, mit denen man spielen kann. Außerdem wird dort viel gebastelt und tolle Ausflüge in die Natur gibt es auch. Das ist doch spannend.“

„Ist es eben nicht!“ rief Riko „Ich habe da keine Lust drauf. Erwachsene können so doof sein. Nur weil die Beiden keinen Urlaub in ihrer Firma bekommen, soll ich in so ein beklopptes Zeltlager. Das allerschlimmste ist noch, dass ichFofftein nicht mitnehmen darf. Hunde sind dort nicht erlaubt. Nun soll das arme Tier in der Zwischenzeit zu Tante Nora- die mag Fofftein nicht wirklich.“

Fofftein war der allerbeste Freund von Riko. Er war ein kleiner, braunweißer Kerl, der an den kurzen Schlappohren etwas längere schwarze Haare hatte, typisch für die Rasse. Fofftein war ein Kooikerhondje. Das ist eine seltene holländische Hundeart, die fast niemand kennt. Erst recht nicht in Schaalby. Aber weil er eben etwas anders aussah, fiel er überall im Dorf auf. So kannten fast alle Fofftein und sein Herrchen, denn sie waren nachmittags immer zusammen unterwegs.

„Oh!“ sagte Frau Tormann mitfühlend „Das hört sich wirklich nicht besonders gut an. Ich kann es mir ja schon kaum vorstellen, dass du drei Wochen ohne deinen Hund auskommen kannst. Wie soll es dir dann erst gehen?“

„Natürlich nicht so gut!“ meinte Riko „Aber es ist meinen Eltern wohl egal. Ich habe immer wieder versucht, sie davon zu überzeugen, dass ich auch gut alleine mit Fofftein zu Hause bleiben kann. Die glauben mir das aber nicht.“

Riko blickte zu Boden. Man konnte ihm genau ansehen, wie enttäuscht er war. Frau Tormann war etwas ratlos. Aber dann hatte sie eine Idee, die Riko vielleicht trösten könnte:

„Riko, ich habe einen Plan.“

„Welchen denn?“

„Ich bringe doch auch die Post zu Deiner Tante Nora. Wie wäre es, wenn ich dort die Post in den nächsten Wochen nicht in den Briefkasten werfe, sondern direkt übergebe? Dann würde ich Fofftein immer sehen und würde dir einen Brief ins Zeltlager schicken, um dir zu erzählen, wie es ihm geht.“

Riko musste das erste Mal an diesem Tag lächeln, er hatte so ein mitreißendes Lächeln mit seiner kleinen Zahnlücke. Er bekam mit seinen acht Jahren die letzten neuen Zähne.

Voller Hoffnung fragte er:

„Das würden Sie machen Frau Tormann? Jeden Tag? Das wäre supernett von Ihnen.“ Er hatte eine Idee: „Ich bringe Ihnen ganz bestimmt etwas Tolles mit, wenn ich wieder da bin.“

„Naja“ sagte Frau Tormann „Jeden Tag geht das sicherlich nicht, aber ein- oder zweimal pro Woche schaffe ich das sicher.“

„Das wäre schon besser, als nichts. Vielen Dank. Ich muss jetzt aber langsam weiter, sonst bekomme ich noch Ärger zu Hause.“

„Halt!“ rief Frau Tormann Riko hinterher „In welches Zeltlager fährst du denn? Wann geht es los? Ich muss doch wissen, wann ich die Briefe wohin schicken soll!“

„Ich muss schon morgen los. Es geht nach Weseby auf der anderen Seite der Schlei.“

Die Schlei ist nicht etwa ein Fluss oder ein Berg. Es ist der einzige Fjord in Deutschland. Diese schmale Bucht beginnt an der Ostsee und endet in Schleswig. An manchen Stellen ist die Schlei breiter und an anderen wieder sehr schmal. Es gibt ein paar Inseln, die man aber wegen des Naturschutzes nicht betreten darf. Im Sommer fahren immer ungeheuer viele Boote von der Ostsee bis nach Schleswig und zurück. Es sind aber keine großen Schiffe sondern nur Segeljachten und private kleine Motorboote. Riko liebte diese Gegend. Es gibt einige Hügel, die nicht sehr hoch sind, aber im Winter zum Rodeln völlig ausreichen und viele Felder und kleine Wälder. Hier konnte man prima Fahrradfahren oder Wikinger spielen. Die gab es hier nämlich früher wirklich. An der Schlei war damals die größte Wikingersiedlung, der Welt. Sie hieß Haithabu und man kann dort noch heute nachgebaute Wikingerhäuser besichtigen.

Er ging langsam nach Hause. Als er in die Mühlengasse einbog konnte er schon das Haus sehen, in dem er wohnte. An der Einfahrt erkannte er schon Fofftein. Er lag dort jeden Tag zu dieser Zeit unter einem kleinen Busch. Er wusste scheinbar genau, wann sein Herrchen aus der Schule kam. Er lief aber nie vom Grundstück herunter, obwohl er es nicht erwarten konnte, dass er Riko begrüßen konnte. Je näher Riko kam, desto unruhiger wurde er. Obwohl er sonst ein äußerst ruhiger Hund war, konnte er sich dann nicht zurückhalten und fing freudig an zu bellen. Der weiße buschige Schwanz wedelte so stark, dass man ihn auch als Ventilator hätte nutzen können. Riko freute sich natürlich auch riesig, seinen kleinen Freund wiederzusehen. Die letzten Meter zum Grundstück rannte er auf ihn zu. Sofort fingen sie an zu spielen. Sie rannten hintereinander her und ab und zu warf Riko einen Ball weg, der immer irgendwo auf dem Rasen lag.

Als sich beide etwas beruhigt hatten, gingen sie durch die Hintertür ins Haus. Da roch Riko sofort, dass es wohl Pfannkuchen geben würde. Den Geruch kannte er genau, denn Pfannkuchen waren sein Lieblingsgericht und seine Mama machte die Besten, die es gab.

Zu Fofftein sagte er: „Riechst Du das? Ich wette, Mama will mit dem Essen gute Laune verbreiten.“

Als er in die Küche kam, war seine Mutter schon fertig und auch sein Vater war bereits zu Hause und saß am Küchentisch. Natürlich hatten die Beiden Riko kommen hören, bei dem Radau, den er mit Fofftein gemacht hatte.

„Hallo Riko!“ sagte Hauke (so hieß der Papa von Riko).

„Hallo Papa, hallo Mama.“ sagte Riko leise.

„Warum bist du so traurig?“ fragte Hauke „Ist Dein Zeugnis nicht so gut?“

Da wurde Riko richtig wütend.

„Mein Zeugnis ist super! Ihr seid nicht so gut!“

„Nun ist aber Schluss“ meinte Karen, die Mama von Riko „Wir haben dir doch erklärt, warum du ab morgen ins Zeltlager musst. Papa muss auf eine Geschäftsreise nach München und kann nicht zu Hause sein und ich bin auch jeden Tag lange auf Arbeit, weil ich eine Kollegin vertreten muss, die krank geworden ist. Und wir sind so froh, dass wir noch auf die Schnelle einen Platz im Zeltlager für dich bekommen haben.“

„Ja, ja, ja“ sagte Riko „Das habt ihr erklärt. Aber ich habe auch erklärt, dass ich super mit Fofftein alleine zu Hause bleiben kann. Aber das ist euch wohl piep-egal.“

„Ach Riko, fange doch nicht immer wieder von vorne an. Wir meinen es doch nicht böse. Wir wollen doch nur, dass du etwas Spaß in den Ferien hast, wenn wir schon nicht zusammen in den Urlaub fahren können.“ meinte Hauke

„Aber mein Fofftein darf da nicht mit! Das ist gemein! Und Tante Nora ist irgendwie immer doof zu Fofftein. Die hat keine Ahnung, was er mag, und wie man richtig mit ihm spielt!“ Er konnte seine Tränen nur mit Mühe zurückhalten.

Karen meinte: „Das stimmt doch gar nicht. Fofftein ist schon oft bei ihr gewesen, wenn wir mal einen Tag irgendwo hingefahren sind. Und immer haben die Beiden sich gut vertragen.“

„Ach, es ist euch doch sowieso egal! Und Pfannkuchen will ich heute nicht! Ich habe keinen Hunger!“ Riko fing an vor Wut zu weinen. „Hier!“ Er schleuderte sein Zeugnis auf den Küchentisch. „Falls es euch noch nicht ganz egal ist, was ich mache.“

Er rannte aus der Küche, knallte die Tür hinter sich zu, rief seinen Hund und lief in den Garten. Dort hatte er eine kleine Spielhütte. Auf dem Boden lag dort eine alte Matratze. Er sprang darauf und lag mit dem Gesicht nach unten. Er weinte immer noch. Fofftein war ganz verunsichert. So traurig hatte er sein Herrchen noch nie erlebt. Er lief auch auf die Matratze und beschnüffelte Riko überall. Dann stupste er mit seiner feuchten Nase an Rikos Ohr. Als Riko darauf nicht wirklich reagierte fing er an, den Hals von Riko abzuschlecken. Das kitzelte fürchterlich. Egal wie traurig Riko war, er musste anfangen zu lachen. Das gefiel Fofftein natürlich schon viel besser und er hörte nicht auf, Riko überall abzuschlecken. Riko lachte immer mehr darüber.

In der Küche hörten seine Eltern das Lachen aus der Hütte. Jetzt wussten sie nicht mehr was los war: Erst weinte ihr Sohn und jetzt lachte er sich kaputt. Hauke und Karen sahen sich verwirrt an. Danach warfen sie einen Blick auf das Zeugnis. Es war wirklich klasse! Riko hatte fast nur „gut“ und in Mathe und Schwimmen sogar ein „sehr gut“. Da bekamen Karen und Hauke ein schlechtes Gewissen, denn sie wussten, dass es für Riko eine Strafe war drei Wochen ohne Fofftein zu sein. Dabei hätte Riko eher eine saftige Belohnung verdient. Aber sie konnten es wirklich nicht ändern. Beide wurden auch etwas traurig. Das wusste Riko aber nicht

Nach einiger Zeit ging Karen zum Spielhaus. Sie hatte zwei große Schalen mit Erdbeereis dabei. Als sie an die Tür klopfte, sagte Riko: „Herein!“ Er hatte sich wieder etwas abgeregt. Außerdem war er nun doch hungrig geworden. Als er seine Mama mit dem Erdbeereis sah, freute er sich.

„Ich habe dir etwas mitgebracht“ sagte Karen.

„Danke.“

„Sag mal Riko“ fing Karen an „kannst du uns nicht ein bisschen verstehen? Du bist einfach noch ein bisschen zu jung, um hier tagelang alleine zu bleiben. Und wir können die Sache einfach nicht ändern. Wir wissen, dass du eigentlich eine richtige Belohnung verdient hast.“

„Ich verstehe euch ja. Aber es gefällt mir trotzdem nicht. Ich war noch nie so lange von euch weg und von Fofftein sowieso nicht. Ich kenne auch niemanden im Zeltlager. Das kann nur doof werden.“

„Wo würdest du denn lieber bleiben?“

Darauf hatte Riko keine Antwort. Er überlegte kurz, aber eine bessere Lösung hatte er auch nicht.

„Weiß nicht!“ meinte er „Kann ich nicht mit zu Tante Nora? Dann wäre ich wenigstens bei meinem Hund?“

Er sah seine Mama fragend an. Dabei fing er an sein Eis zu essen. Es schmeckte herrlich!

„Du weißt doch, dass Tante Nora in einer Woche selbst in Urlaub fährt. Sie will doch mit Fofftein einen Wanderurlaub in den Bergen machen. Willst du da wirklich mit?“

Wenn es etwas gab, was Riko überhaupt nicht leiden konnte, dann war es Wandern. Wandern war totlangweilig und dann auch noch anstrengend. Er konnte nicht begreifen, dass es Menschen gab, die sowas freiwillig machten.

„Nee, lieber doch nicht…“

„Aber Fofftein wird es lieben“ sagte Karen „Den ganzen Tag wird er an der frischen Luft sein und ordentlich in der Natur herumtollen. Das hört sich doch nach einem Hundetraum an, oder?“

Das stimmte natürlich. Und Riko gönnte seinem Hundefreund diese tolle Zeit auch.

„Ja, natürlich“ meinte er.

Nach und nach wurde ihm klar, dass der Hund wohl nicht so ein großes Problem mit der Trennung von Riko haben würde. Und es war irgendwie auch gut zu wissen, dass es seinem Hund wohl nicht langweilig werden würde. Sicherlich würde Tante Nora nicht wirklich mit Fofftein spielen, aber den ganzen Tag draußen sein, fände er sicher super.

„Und das Zeltlager“ fing Rikos Mama an „haben wir deshalb gewählt, weil dort ganz viele Kinder in deinem Alter sind und da wirklich den ganzen Tag etwas los ist, denn es werden nur Sachen für Kinder und keine für Erwachsene gemacht.“

„Was denn für Sachen?“ fragte Riko

„Naja, dort gibt es Schatzsuchen, Detektivspiele, Bastelnachmittage, jeden Abend Lagerfeuer mit Gespenstergeschichten und Liedern und noch viele andere Sachen, die natürlich nicht alle verraten werden. Es soll ja spannend bleiben.“

Dann schaute Karen ihrem Sohn tief in die Augen, wie sie es immer tat, wenn sie eine Überraschung für Riko hatte.

„Ich habe eine Idee!“

„Welche denn?“ Riko tat so gelangweilt wie er nur konnte, obwohl er gespannt war, wie ein Flitzebogen.

„Ich dachte mir, Fofftein könnte heute Nacht ja ausnahmsweise mit in deinem Zimmer schlafen. So als Abschiedsabend, dachte ich mir.“

Rikos Augen fingen plötzlich an zu leuchten. Das hatte es noch nie gegeben. Seine Eltern hatten verboten, dass der Hund die Treppe zu den Schlafzimmern hochging. Sie meinten immer: „Hund muss Hund bleiben! Der hat unten im Flur sein Körbchen mit Decke. Das reicht dem Tier.“ Riko hatte schon oft versucht, Fofftein mit in sein Zimmer zu schmuggeln, wurde aber jedes Mal erwischt und bekam dafür Ärger. So hatte er irgendwann damit aufgehört, es zu versuchen.

„Meinst du das ernst?“ fragte er ungläubig

„Ja, das meine ich. Weißt du, Dein Zeugnis ist wirklich super und du hast dir eine Belohnung verdient. Papa ahnt zwar noch nichts davon, aber das regle ich schon.“

„Super! Danke schön“ Riko rannte aus dem Spielhaus ins Haus. Auf dem Weg rief er noch seiner Mutterzu: „Ich bringe schon ´mal das Körbchen und Foffteins Spielzeug hoch. Er soll es ja auch schön bei mir haben.“