Der Fluch auf Carminca - Stefanie Handl - E-Book

Der Fluch auf Carminca E-Book

Stefanie Handl

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Beschreibung

„Gefahr droht im Elfenland Carminca, tief verborgen hinter Berg und Wald, oh helfe doch, nur du es kannst, du hast das Buch gefunden: schau tief hinein, dick an dünn, fester Glauben – glücklich und frei, kommst aber nur mit Glück wieder zurück.“ Als Emilia erfährt, dass sie dieses Schuljahr nicht bestanden hat, ist sie total verzweifelt. Doch dann fällt ihr ein, dass sie in der Bücherei ein magisches Elfenbuch gefunden hat. Das Elfenland steckt in Schwierigkeiten und nur ein Mensch könne es retten. Zunächst will Emilia nichts damit zu tun haben. Doch als auch noch ein Brief auf seltsame Weise auf ihrem Nachtkästchen erscheint, gibt sie nach. Sie wird in das Elfenland reisen! Wird sie es schaffen, den Fluch zu brechen und gelingt es ihr, je wieder nach Hause zurückzukehren? Ein spannendes und packendes Buch für alle Fantasy-Fans ab 8 Jahren. Viel Spaß! Emeukulum venit!

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Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Stefanie Handl wurde im Jahr 2000 in München geboren. Schon in der Grundschule schrieb sie gerne kleine Geschichten. Sie liebt Fantasiegeschichten mit Elfen, Drachen und anderen ungewöhnlichen Lebewesen. Im Alter von 14 Jahren schrieb sie ihr erstes Buch „Der Fluch auf Carminca“.

Für meine Familie

Die Personen des Romans:

Emilia:14-jähriges Mädchen mit blonden Haaren, sie liebt FantasiebücherFlora:aktive und manchmal aufgedrehte Steinelfin mit grün-lila Flügeln und langen HaarenLucia:Lichtelfin mit feuerfarbenen Flügeln, ist sehr ruhig, jedoch leicht verletzbarBella:temperamentvolle Wetterelfin mit dunkelblauen FlügelnValina:Heilerelfin mit zartrosa Flügeln, ist häufig gedankenversunkenRuben:Kampfelf, selbstsicher und schlau, mit dunkelroten FlügelnVincent:Sprachenelf mit braunen Flügeln, eifersüchtig und eigenwilligPrimus:Anführer von Carminca, seltener Mondelf mit hellblauen FlügelnAlica:geheimnisvolle Sprachenelfin mit goldenen Flügeln, lebt in einer großen BlumeThalus:Steinelf, treuer Mentor mit viel GeduldMineralus:Steinelf mit grün-grauen Flügeln, bodenständigCristaluna:Mondelfin mit silbernen Flügeln und kristallblauen Augen, gedankenversunken und geheimnisvoll

Inhaltsverzeichnis

Das magische Buch

Das Elfenland in Gefahr

Keine Ruhe

Flug ins Elfenland

Die Reise ins Unbekannte

In Gefahr

Knappe Flucht

Das Elfenland

In Primus‘ Haus

Der Fluch

Die Reise zum Schwert

Käferfrühstück

Das Özidem

Der Todesigel

Bei den Socanern

Beobachtet

Unglückliches Zusammentreffen

Die rettende Idee

Feuer!

Auf der Suche nach den Elfen

Entsetzte Elfen

Schillernde Eierschalen

In der Höhle des Drachen

Ignoptus

Das Schwert im Visier

Das Schwert

Strahlender Himmel und Sonne

Djaras Botschaft

Entsetzen

Am Bau der Goblinge

Angriff von hinten

Ein verstrickter Plan

Die Macht des Schwertes

Die Reise zum Silberfluss

Die Rückkehr ins Elfenland

Der geheimnisvolle Raum

Unendliche Reise

Mückenplage

Nicht aufgeben!

Der Mondstein

Die rettende Quelle

Die Zehn

Verwandlung

Das Gefühl als Elfin

Mein neues Zuhause

Das besondere Geschenk

Fliegen!

Kapitel 1

Das magische Buch

„Emilia, Tom, Essen!“ rief meine Mutter aus der Küche.

„Ich komme!“ rief ich und sprang von meinem Schreibtisch auf.

Ich musste meine Mathe-Strafarbeit machen. Wie ich diesen Lehrer doch hasste. Drei Seiten im Buch abschreiben! Er mag mich nicht, weil ich in der Mathe Klausur irgendetwas Blödes aufs Blatt geschrieben hatte. Ich weiß auch nicht wieso, vielleicht weil ich einfach nicht genug gelernt hatte.

Natürlich bekam ich null Punkte und einen Brief an meine Eltern nach Hause. Daraufhin durfte ich einen Monat nicht an den Computer und mich eine Woche lang nicht mit meinen Freunden treffen. Das war aber eigentlich gar nicht so schlimm, da ich nur eine Freundin hatte und die wohnte direkt über mir. Und meine Eltern waren eh kaum zu Hause.

Zum Essen gab es mal wieder Nudeln mit Spinat und Spiegelei, denn meine Mutter meinte, es sei das Beste, was man mal so schnell machen könnte.

Meine Mutter war Naturwissenschaftlerin und oft sehr verplant und beschäftigt.

Mein Vater war Polizist.

Meine Mutter wollte mir immer zeigen, wie toll die Natur ist und was für viele Blumen und Pflanzen es gibt, obwohl sie mir das schon tausendmal gesagt hatte und sie immer wieder darüber erzählte. Sie liebte ihren Job einfach.

Mein Vater hatte letztens einen besonderen Fall gehabt. Ein richtiger Mord, wie in einem Krimi. Einmal durfte ich sogar mit ihm in die Arbeit kommen.

Krimis sind eigentlich nicht mein Ding. Ich lese viel lieber Fantasy und so. Ich bin vierzehn Jahre alt und eigentlich hatten die Mädchen in meinem Alter ganz andere Interessen als ich. Ich dagegen liebte Elfen!

Nach dem Essen wollte ich unbedingt in die Bücherei, um mir den nächsten Band „Das Geheimnis des verborgenen Elfenlands“ auszuleihen, wurde jedoch von meiner Mutter zurückgehalten.

„Zuerst machst du deine Hausaufgaben“, warnte sie und streckte ihren Finger auf mich.

Seufzend ging ich die Treppe hoch und verkroch mich in meinem Zimmer.

Später, in der Bücherei, suchte ich nach dem dritten Band, aber dort standen nur Band 1 und Band 2. Ich suchte weiter in sämtlichen Regalen, aber nirgendwo fand ich den nächsten Band. Als ich schon fast aufgeben wollte, fand ich das Buch auf einmal in dem Regal, in dem auch Band 1 und 2 standen. „Hab ich wohl übersehen“, dachte ich mir laut. „Wie kann man es auch finden, wenn es in einen Lederumschlag eingebunden ist?“

Kopfschüttelnd nahm ich das Buch, lieh es aus und ging damit nach Hause.

Zu Hause schloss ich meine Zimmertür und legte mich gemütlich mit dem Buch auf mein Bett. Ich wollte nicht gestört werden, denn alles andere war mir nun egal. Natürlich glaubte ich nicht an Fantasiewesen. Aber diese Bücher waren einfach so spannend, dass man sie alle lesen musste. Mitten im Buch hatte man manchmal das Gefühl, es könnte alles echt sein.

Vorsichtig öffnete ich den Lederband und schlug das Buch auf. Als ich es jedoch aufschlug, traute ich meinen Augen kaum. Auf der ersten Seite bewegten sich die Buchstaben, die Seite glänzte wie Gold.

Ich rieb mir die Augen und schaute nochmals hin, doch ich sah es immer noch. Wahrscheinlich bin ich müde, dachte ich mir und machte die Augen zu, doch ich kam nicht zur Ruhe.

Ich dachte an das Buch.

Ich setzte mich wieder auf und klappte es erneut auf.

In undeutlicher Schrift standen dort in einer mir unbekannten Sprache seltsame Zeichen.

Als ich weiterblätterte, sah ich Elfen herumschweben, die sich unverständlich unterhielten. Ich blätterte weiter und sah überall tanzende Buchstaben, Glitzerstaub und bewegte Bilder.

Auf der letzten Seite im Buch stand etwas in deutscher Sprache.

Zitternd begann ich zu lesen:

Kapitel 2

Das Elfenland in Gefahr

„Gefahr droht im Elfenland Carminca, tief verborgen hinter Berg und Wald.

Oh helfe doch, nur du es kannst, du hast das Buch gefunden:

Schau tief hinein, dick an dünn, fester Glauben – glücklich und frei, kommst aber nur mit Glück wieder zurück.“

Staunend starrte ich die letzte Seite an.

Unten auf der Seite saß ein Elfenjunge traurig auf einem Hügel.

Als er mich anblickte, musste ich wegschauen, aber meine Neugierde siegte. Er sah sehr besorgt aus. Flehend schaute er mich an.

Ich konnte ihn nicht länger ansehen und klappte das Buch wieder zu. Ich wollte es nicht glauben, aber ich konnte es mir nicht anders erklären.

Was könnte bitte „dick an dünn“ heißen, fragte ich mich. Und wohin sollte ich schauen? Ins Buch? Oder in meine Mathe-Strafarbeit, damit sie endlich gelöst wäre? Das wäre schön, erschien mir aber unmöglich.

Ich schüttelte den Kopf und sagte zu mir, Fantasiewesen gibt es nicht, auch wenn die Buchstaben noch so sehr herumhüpfen.

Ganz überzeugen konnte ich mich jedoch selber nicht. Ich stellte das Buch in den Bücherschrank zurück und versuchte zu schlafen. Vielleicht war ja morgen alles ganz anders.

Am nächsten Tag, nach der Schule, traf ich mich mit meiner Freundin Lena im Freibad. Es hatte 30 Grad und da brauchte man eine kleine Abkühlung. Auf der Wiese breiteten wir unsere Handtücher aus und zogen unsere Kleider aus. Wir hatten unsere Badeanzüge schon an, weshalb wir nicht lange brauchten, um uns umzuziehen. Doch ich hatte nur meinen alten pinken Badeanzug dabei, weil ich meinen anderen nicht gefunden hatte.

Lena fand das nicht schlimm, aber mir war es echt peinlich. Dafür hatte ich meine neue blaue Schwimmbrille dabei, weil ich bei meiner alten ein Teil verloren hatte. Ich zog sie mir über mein blondes Haar und schaute zu Lena. Auch sie war bereit für das Wasser.

Als wir jedoch ins Wasser gehen wollten, stießen wir leider auf Nick und Joe. Die waren aus unserer Klasse und waren ziemlich fies. Sie wollten immer, dass wir uns in der Schule vor den Lehrern blamierten, oder sie lachen uns aus. Sie hatten eine ganze Clique. Hoffentlich waren die nicht auch irgendwo, aber das war eigentlich eh‘ auch schon egal.

„Hey Klodrine! Was macht ihr denn hier? Ist es euch im Katzenkörbchen zu heiß geworden, oder hat euch eure Mutter zum Plantschen geschickt?“, fragte Joe herausfordernd und beide bekamen einen riesigen Lachanfall.

Lena legte einen Arm auf meine Schulter, die ich wütend abschüttelte.

„Ach übrigens: schicker Badeanzug“, prustete Nick mir ins Gesicht, als die beiden sich erneut vor Lachen fast kugelten.

Klodrine war mein zweiter Name und ich hasste ihn. Nick und Joe nannten mich immer so, damit ich mich ärgerte. Sie taten es, seitdem mein blöder Mathelehrer es verraten hatte. Ich wollte nie, dass jemand meinen zweiten Namen kennt. Nur Lena hatte ich ihn erzählt.

Doch Herr Krambach, unser Mathelehrer, hatte vor zwei Jahren beim Austeilen des Zeugnisses meinen kompletten Namen laut vorgelesen. Das war mir total unangenehm und ich hätte ihn am liebsten umgebracht. Ich werde es ihm nie verzeihen, da ich weiß, dass es pure Absicht von ihm war.

„Hört mir mal zu“, sagte Joe und hielt mein Handgelenk mit festem Griff. „Wenn ihr uns nur noch ein einziges Mal begegnet, dann gibt’s was, ich sag´s dir!“, sagte er und blies mir seinen Atem, der nach Pommes mit Mayonnaise roch, ins Gesicht.

Beide lachten erneut auf und hörten gar nicht mehr damit auf.

Der feste Griff um mein Handgelenk lockerte sich und die Jungs gingen.

Wütend sah ich den beiden hinterher. Nick und Joe hatten mir den Tag ruiniert. Lena konnte mich nicht mehr trösten.

Ich zog meinen Kleider an und fuhr mit dem Fahrrad so schnell nach Hause, wie ich konnte.

Kapitel 3

Eine unruhige Nacht

Mitten in der Nacht wurde ich von seltsamen Geräuschen geweckt.

Hundemüde machte ich meine Taschenlampe an und leuchtete in meinem Zimmer umher. Vielleicht konnte Tommy nicht schlafen und wollte zu mir kommen.

„Hallo?“, flüsterte ich. „Tommy?“

Keine Antwort.

Ich sah nichts und ging leise aus meinem Zimmer in den Flur. Erneut machte es dieses Geräusch. Ich schreckte zusammen und wollte wieder ins Bett, blieb aber stehen. War das etwa ein Einbrecher?

Nein, das Geräusch kam bestimmt aus Tommys Zimmer, dachte ich mir. Doch als ich zu seiner Tür hineinging, war das Licht aus und mein Bruder schien zu schlafen.

Beunruhigt ging ich wieder ins Bett und versuchte das Geräusch zu vergessen, doch nach kurzer Zeit machte es wieder „Bumm“. Diesmal etwas lauter. Und dann noch einmal lauter!

Mein Herz pochte.

Ich wollte nicht noch einmal nachsehen, knipste jedoch meine Taschenlampe an und suchte in meinem Zimmer. Ich schaute aus meinem Fenster, unter meinen Schreibtisch, unter mein Bett und suchte im Kleiderschrank. Bumm. Ich ging zu meinem Bücherschrank.

Der Bücherschrank vibrierte richtig und dann sah ich die Ursache: Es war das Elfenbuch, das den ganzen Lärm machte! Bumm. Ich erschrak wieder. War es wirklich das Elfenbuch, das mich nach Carminca schicken wollte?

Ich nahm das Buch in die Hand, das sich daraufhin ein wenig beruhigte. Zitternd öffnete ich den Lederumschlag. Ich schlug erneut die letzte Seite des Buches auf. Was bedeutet bloß dieser Satz, überlegte ich mir.

Als ich noch einmal das Buch durchblätterte, sah ich, wie auf einer Seite an einem See zwei Elfen Fingerspiele spielten und dabei freudig lachten.

„Natürlich sind mit „dick an dünn“ die Finger gemeint! Daumen an den kleinen Finger, das hätte ich mir ja denken können“, sagte ich laut zu mir.

Erschrocken stellte ich fest, dass ich meinen Bruder geweckt haben könnte, weil ich so laut gesprochen hatte, aber die Tür war geschlossen und man hörte ihn laut schnarchen.

„´Schau tief hinein´ müsste also bedeuten, dass ich in das Buch schauen müsste und fester Glauben, ist ja klar“, sagte ich etwas leiser zu mir selbst. Doch dann stutzte ich.

„Du kommst nur mit Glück zurück“. Ich starrte die Wörter an, als wäre ich eine alte Oma, die ihre Brille vergessen hatte.

„Nein danke, ich bleibe in der Menschenwelt und reise nicht in die Fantasiewelt, denn die gibt es sowieso nicht“, redete ich mir immer wieder ein. „Außerdem wäre es doch viel zu gefährlich, wenn Elfen schon in Gefahr sind, dann möchte ich mich auch nicht in solche Gefahr begeben“. Ich würde möglicherweise nie mehr in meinem weichen Bett schlafen oder, noch schlimmer, nie mehr meine Familie und Lena sehen.

Dabei hätte es auch viele Vorteile: Ich hätte nicht mehr Nick und Joe am Kragen, müsste keine Strafarbeiten von meinem blöden Mathelehrer mehr machen, hätte keine Schule mehr, müsste nicht mehr lernen, müsste keine Küsschen mehr von Oma kassieren und wäre kein Streber mehr, obwohl ich ja eigentlich eh nicht gut in der Schule war.

Natürlich waren manche Sachen nicht so schlimm, dass es sich lohnen würde, ins Elfenland zu reisen. Aber das mit dem Mathelehrer und der Clique nervte mich am meisten.

Trotzdem wäre es für mich unvorstellbar.

Das Elfenland kann sich doch bestimmt selbst retten!

Ich schüttelte den Kopf, verwundert darüber, dass ich mir überhaupt Gedanken über solche Dinge gemacht hatte, und fiel zurück in tiefen Schlaf.

Kapitel 4

Keine Ruhe

„DRINGELINELINGELING!!!“ weckte mich der Wecker um viertel nach sechs.

So gerne würde ich weiterschlafen, doch die Schule rief. Müde setzte ich mich auf. Beim Öffnen des Vorhangs erinnerte ich mich wieder an letzte Nacht. Ich war über meinen Karton mit altem Spielzeug, das ich nicht mehr brauchte, gestolpert. Nun war alles am Boden verstreut.

Doch während ich mich anzog, entdeckte ich noch etwas, das fast schlimmer war, als das unordentliche Zimmer. Auf meinem Nachtkästchen lag ein schimmernder Umschlag mit einem goldenen Wachssiegel darauf.

Vorsichtig nahm ich den Umschlag und öffnete ihn. Darin befand sich, auf seltsamem Pergament geschrieben, ein Brief. Am liebsten hätte ich ihn zerrissen. Doch es würde mir ja nicht schaden, den Brief zu lesen.

Als ich gerade damit anfangen wollte, rief mich meine Mutter aus der Küche zum Frühstück. Seufzend schob ich den Brief unter meine Bettdecke und ging nach unten.

Meine Mutter schien gleich gemerkt zu haben, dass ich heute nicht sehr gut geschlafen hatte: „Du siehst aber heute müde aus. Bist du gestern nicht gleich ins Bett gegangen, um für die Mathe-Schulaufgabe fit zu sein?“, fragte sie leicht besorgt.

„Hatte einen Albtraum“, grummelte ich. Dabei schaute ich nach unten, in der Hoffnung, dass meine Mutter nicht merkte, dass ich lügen würde. Sie wusste bestimmt, dass das nicht das Einzige war, was mich bedrückte.

Nach dem Frühstück rannte ich gleich die Treppe zu meinem Zimmer hoch, um den Brief zu lesen. Es war zwar nicht das beste Deutsch, aber man konnte es trotzdem verstehen:

„Salut lieber Retter aus Menschenwelt.

Wir Hilfe brauchen, Gefahr uns drohen.

Mächtiger Fluch unser Land belasten.

Nur Mensch ihn kann beheben. Schicksal dich getroffen hat uns zu helfen bei diesem Fluch. Komm zu uns, werden dir auf ewig dankbar sein, Leben wird dich bereichern mit Dank und Gabe, du wirst es nicht bereuen…“

„Emilia! Schule!“ rief meine Mutter von der Küche.

„Ich komme gleich“, rief ich.

Ich wollte unbedingt noch den Brief fertig lesen, doch der war lang und ich wollte den Bus nicht verpassen. Sonst käme ich am Ende noch zu spät zur Matheschulaufgabe.

Ok, eigentlich würde ich mich gerne krank melden lassen, aber letztes Mal hatte das nicht geklappt. Ich hatte versucht, im Sekretariat anzurufen und wie meine Mutter zu klingen, aber das Sekretariat kannte meine Mutter sehr gut und hatte gleich erkannt, dass sie es nicht sein konnte. Ich musste zugeben, dass es wirklich ein blöder Versuch war, denn mein Mathelehrer bekam davon mit und mochte mich daraufhin überhaupt nicht mehr.

Seufzend legte ich den Brief zur Seite. Falls ich mich endgültig entscheiden würde, ins Elfenland zu reisen, würde es nicht mehr lange dauern und ich würde zum letzten Mal meine Freunde sehen und in die Schule gehen. Denn je mehr ich darüber nachdachte, gab es nun anscheinend das Elfenland in Wirklichkeit. Dann müsste ich nie mehr in die Schule gehen und nie mehr Hausaufgaben machen. Das wäre ja…

„Emilia könntest du die Aufgabe bitte wiederholen?!“ fragte mich Herr Krambach.

Da war ich natürlich ganz blank. Ich stotterte, wie es mir immer passierte, wenn ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Die ganze Klasse begann zu lachen und besonders laut waren Nick und Joe.

Ich wurde rot wie eine Tomate.

Mathe mochte ich überhaupt nicht. Ich war in der 8b des Sankt-Luisen-Gymnasiums in Forsternburg. Es war Sommer und brennend heiß. Wir hatten nur noch wenige Wochen Schule und dann waren Ferien, auch wenn ich mich gar nicht richtig darauf freuen konnte, da meine Eltern mit mir eh‘ nichts vorhatten.

Herr Krambach war unser Klassenleiter. Er unterrichtete Mathe und Physik. In Mathe war ich bei ihm grottenschlecht. In der letzten Schulaufgabe hatte ich eine fünf minus. In Physik war ich jedoch richtig gut, was erstaunlich war, denn Herr Krambach sah so unheimlich aus, dass man echt Angst haben musste, sich nicht in die Hose zu machen, wenn man aufgerufen wurde. Deswegen meldete sich bei ihm auch kein Schwein. Nicht einmal Nick und Joe.

Er brüllte einen immer mit seinem heißen Mundgeruch voll und man musste hoffen, dass man nicht davon schon in Ohnmacht fiel. Oder man bekam einen bösen Blick zugeworfen und eine lange Zusatzaufgabe.

In der Pause unterhielt ich mich mit Lena über die Mathe- Schulaufgabe. Sie fand die Schulaufgabe total schwer und dem Seufzen der Klasse nach vermutete ich, dass es den anderen auch nicht anders als Lena ergangen war.

Ich dagegen fand die Schulaufgabe überraschend leicht. Dabei hatte ich in der Stunde davor kaum etwas verstanden.

Doch heute ging es, als würde mich der Füller lenken, oder ein kleiner Mathematiker in meinem Ohr sitzen, der mir alle Lösungen zuflüsterte. Ich konnte es kaum fassen. Wie konnte es also sein, dass ich auf einmal so ein gutes Gefühl hatte?

Am Freitag, zwei Wochen später, war dann endlich der letzte Schultag.

Auf den Tag freute ich mich jedoch gar nicht, da ich dann mein Zeugnis bekam. Den ganzen Tag hatte ich Bauchweh, aber wenn ich mich jetzt abmelden würde, wäre das auch komisch.

Die Zeugnisse teilte Herr Krambach aus. Er teilte nach Alphabet aus, und ich war wie immer die Letzte, denn ich heiße Emilia Klodrine Zachis.

Dieses Mal sagte er zum Glück nur Emilia zu mir, doch er lächelte mich hämisch an und ich hätte ihm am liebsten die Zunge rausgestreckt.

Als ich mein Zeugnis in den Händen hielt, stellte ich entsetzt fest, dass ich in Mathe und Latein auf einer fünf stand. In Mathe stand ich trotz der eins in der Schulaufgabe auf mangelhaft!

Ich war bei der letzten Schulaufgabe die Einzige gewesen, die eine eins bekommen hatte und mein Lehrer war total verdutzt und runzelte ständig seine Stirn, anscheinend um besser nachdenken zu können. Er konnte aber nicht einmal Verdacht schöpfen, ich hätte abgeschrieben, da meine Freundin, die neben mir saß, eine vier geschrieben hatte.