Der Frosch, der sitzt im Schuh - Hildegard Hillenbrand - E-Book

Der Frosch, der sitzt im Schuh E-Book

Hildegard Hillenbrand

0,0

Beschreibung

Ein Vorlese-, Spiel- und Praxisbuch für Kinder ab drei Jahren. Wissbegierigen vermittelt eine kurze theoretische Einführung Wissenswertes über Märchen. Märchen und Gedichte entführen in die Märchen-Wunderwelt: Wie kommt der Frosch in den Schuh? Wo befindet sich der Klang des Lebens? Der ärgerliche Rachedrache Diese und andere Texte wurden mit bunten Aquarellmalereien illustriert. Spielvorschläge und ein Erfahrungsbericht aus dem Kita-Alltag laden zum gemeinsamen kreativen Tun mit den Kindern ein.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 69

Veröffentlichungsjahr: 2022

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Hildegard Hillenbrand

Der Frosch, der sitzt im Schuh

Der Frosch, der sitzt im Schuh

Märchenallerlei

Ein Vorlese-, Spiel- und Praxisbuch

für Kinder ab drei Jahren

Hildegard Hillenbrand

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar.

© 2021 Coortext -Vertag, Altheim

Buchcover: Germencreative

Illustrationen: Mareike Hillenbrand

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

1. Was mir wichtig ist

Ich danke meiner Kindergärtnerin Schwester Fides, Ordens-schwester des Maria-Ward-Ordens in Bensheim. Sie hat in mir die Freude am Singen, an Singspielen und dem darstellenden Spiel geweckt.

Dank geht auch an meinen Grundschullehrer Wilhelm Ganßmann. Wir haben mit großer Freude mit ihm gesungen. Wenn er vorlas, hörten 50 Schüler gespannt zu. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Durch ihn fand ich Freude am Geschichten erzählen und Geschichten erfinden.

Von Herzen danke ich meinen Eltern. Mit ihrer Hilfe hat mir das Christkind in meinem 6. Lebensjahr an Weihnachten ein Märchen-buch geschenkt. Dieses Buch war und ist mir ein großer Schatz. Leider hat ein Teil des Buches die Lesefreudigkeit einer Dogge nicht überlebt.

Diese für mich wertvollen Menschen sind zwar schon lange ver-storben, aber in meiner Erinnerung immer noch sehr lebendig.

Ich danke allen Menschen, die in Kindern Begeisterung, Freude und Kreativität zum Leben erwecken und am Leben erhalten. Meine Gedichte und Märchen in diesem Buch können durch Vorle-sen, Erzählen, Zuhören und Spielen dazu beitragen.

In „4. Spielanleitungen“ gebe ich spielfreudigen Erwachsenen (z.B. Pädagogen, Therapeuten, „Theaterleuten“) Anregungen zur Spiel-gestaltung an die Hand. Dabei habe ich mich vorwiegend auf mei-ne Texte und Märchen bezogen. Durch den „Erfahrungsbericht zu ‚Die Wichtelmänner“, einem Märchen der Brüder Grimm, gelingt hoffentlich ein leichterer Einstieg in die so wertvolle Methode der Jeux Dramatiques (Ausdrucksspiel aus dem Erleben).

Ein kurzer theoretischer Teil zu Beginn des Buches vermittelt Wissenswertes über Märchen.

Die schönen Aquarellbilder, von meiner Nichte Mareike gemalt, machen die Texte reicher, bunter und anschaulicher.

Möge dieses Buch allen, die es in Händen halten, zur Lese- und Spielfreude gereichen.

Hildegard Hillenbrand

Neutsch / Odenwald, im September 2021

2. Wissenswertes über Märchen

Kurze Anmerkungen zu Märchen, Sagen,

Fabeln, Mythen und Legenden

Märchen

Märchen reden in der Sprache der Symbole. Sie sind frei erfunden und spielen zu einer unbekannten Zeit an einem unbekannten Ort. Das Märchen erzählt von jedermann, von dir und mir. Die darge-stellten Probleme sind ganz gewöhnlich, jedoch geformt vom Be-wusstsein vieler Menschen. Das Märchen ist optimistisch. Es bie-tet Wege und Problemlösungen an. Im Märchen herrscht eine in-nere Ordnung, in dem das Gute siegt und das Böse unterliegt.

Max Lüthi beschreibt, dass im Märchen diesseitige und jenseitige Gestalten nebeneinanderstehen und unbefangen miteinander ver-kehren. Grenzen zwischen den Welten sind von vornherein ausge-schaltet.

Sagen

Die Sagen sind ursprünglich mündlich überliefert. Im Gegensatz zum Märchen enden die Sagen immer tragisch. Sie vermitteln den Eindruck, dass das Erzählte völlig einmalig und in der Realität wirklich geschehen ist. Zeiten und Schauplätze werden konkret benannt. „Wenn ich es selber nicht erlebt hätte“, so scheint der Erzähler immer wieder zu sagen, „würde ich es nicht für möglich halten!“ Es gibt eine scharf abgegrenzte diesseitige Welt, in wel-che Über- und Unterirdische einbrechen.

Fabeln

In den Fabeln wird mit Hilfe der Tiere (manchmal auch Pflanzen) dem Menschen ein Spiegelbild vor Augen gehalten. Die Tiere treten als Repräsentanten bestimmter Eigenschaften auf. Es kommt den Fabeln auf Veranschaulichung menschlicher Wahrheiten an. Zur Schlusspointe hin enthalten sie meist eine moralische Lehre.

Mythen

„Mythen erzählen von der Entstehung der Welt und des Men-schen, von seinem Verhältnis zu den Göttern, von Schuld und Strafe, vom Leben nach dem Tod“ (Thomas Fuhlbrügge).

„Der Mythos verknüpft das Dasein der Menschen mit der Geis-terwelt. Kosmologische Mythen schildern am Anfang wie die Welt entstand, zerstört und erneuert wurde, danach das Wirken der übernatürlichen Wesen und der Menschen“ (Marc Mandel).

„Der Mythos ist für die Religionen der Vorzeit eine bildhafte Weltauslegung und Lebensdeutung versehen mit Symbolen, Visio-nen und fabulierenden Darstellungen, die jedoch eine allgemeine Wahrheit enthalten“ (Thomas Fuhlbrügge).

Legenden

„Der Kern einer Legende ist meistens ein historisches Geschehen – wobei das Ereignis im Mittelpunkt frei erfunden sein kann“ (Marc Mandel).

„Ursprünglich bestanden Legenden aus Lebensbeschreibungen der Heiligen. Man unterscheidet Märtyrerlegenden, die nach dem Tod des Märtyrers zu wuchern begannen, sowie Heiligenviten, bei de-nen zu Lebzeiten der Stoff für eine künftige Legende gesammelt wurde. Im Gegensatz zur Sage, die mündlich tradierte Geschichten von Göttern und Helden aus der Vorzeit überliefert, will die Le-gende einen tatsächliche Ereignisse erfassenden Bericht zur from-men Erbauung des Lesers schildern“ (Marc Mandel).

Allgemein

„Die Kategorisierung von Texten geschieht willkürlich und die Grenzen sind verschwommen“ (Marc Mandel). Dies bedeutet, dass man Texte manchmal nicht klar zuordnen kann.

Märchen

Volksmärchen

Wenn wir von Märchen sprechen, so denken wir zuerst an die Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm.

Jacob Grimm (1785-1863) war Sprach- und Literaturwissenschaft-ler, sein Bruder Wilhelm (1786-1859) Sprachwissenschaftler. Sie haben als Erste im deutschen Sprachraum mündlich überliefertes Märchengut gesammelt und aufgeschrieben. Ursprünglich dienten die Märchen als Erwachsenenunterhaltung in ländlichen Erzähl-runden in Spinnstuben.

„Es war ihrer Meinung nach vielleicht gerade Zeit, diese Märchen festzuhalten, da diejenigen, welche sie bewahren sollen, immer seltener werden.“

„Sie wollten die Märchen dem Volke in die Hände geben, damit es sie wie in früheren Zeiten lebhaft gebrauche und sich daran er-freue. Mit Nachdruck wandten sie sich gegen subjektive Änderun-gen, die den ursprünglichen Charakter wandeln und verfälschen.“

Ihre Absicht war es, „dass die Poesie selbst, die darin lebendig ist, wirke und erfreue, wenn sie erfreuen kann.“

„Die Verzauberung, die wir erleben, wenn wir es uns gestatten, auf ein Märchen zu reagieren, entstammt nicht seiner psychologischen Bedeutung (obwohl dies auch dazu beiträgt), sondern seinen litera-rischen Qualitäten ̶ wir erleben das Märchen als Kunstwerk. Sei-ne psychologische Wirkung auf das Kind könnte es nicht ausüben, wenn es nicht in erster Linie ein Kunstwerk wäre.“

Die Brüder Grimm schlossen sich der Hypothese an, wonach in den deutschen Volksmärchen vorwiegend die alten Götter- und Heldenmythen weiterleben.

„Mit dem genaueren Bekanntwerden des großen Märchenreich-tums Indiens, um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts, wurde die Ansicht von der bodenständig-völkischen Herkunft erschüt-tert.“

Eine andere Richtung besagte, dass der Ursprungsort der Märchen in der Seele des Menschen zu suchen sei, Urbilder deshalb in allen Völkern gleichermaßen lebendig sind. 1948 wurde von C. G. Jung seine Lehre vom kollektiven Unbewussten und von den Archety-pen entwickelt. Das kollektive Unbewusste wird nicht nur in der bildhaften Sprache des Traumes lebendig, sondern hat auch seinen Niederschlag in Mythen und Märchen der Völker gefunden.

„Weil jedes Kind das kollektive Unbewusste in sich trägt, bringt jedes auch die Empfänglichkeit für die Märchengehalte mit.“

„So erfährt durch die Tiefenpsychologie die anthropologische Mär-chentheorie eine Begründung.“

Die Theorie, dass der Ursprung der Märchen in der Seele des Men-schen zu finden ist, ist eine Erklärung für die weltweite Überein-stimmung gleicher Bilder.

Kunstmärchen

Das Kunstmärchen übernimmt viele Elemente des Volksmärchens. Bei diesen Märchen ist der Autor bekannt, so zum Beispiel von: Clemens von Brentano, Wilhelm Hauff, Eduard Mörike, Theodor Storm, Hans Christian Andersen. Ein Märchenerzähler der Ge-genwart ist Wilhelm Matthießen (Das alte Haus). Zu den Märchen gehören außerdem die Geschichten von Tausendundeiner Nacht.

Brauchen Kinder Märchen? Brauchen

Erwachsene Märchen?

„Das Kind ist seiner Umwelt durch Ängste, Überforderung, hohe Erwartungshaltung der Bezugspersonen und Leistungsdruck nicht mehr gewachsen. Verpflichtende, überbehütende Liebe hindert das Kind am selbständig werden. Dazu kommen: Fehlende Bezugsper-sonen, fehlende Geborgenheit, Inkonsequenz, fehlende Leitbilder. [Nicht zu vergessen: der Einfluss der Medien, H. H.] Märchen sind Wegweiser in der Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit. Das Kind kann im Märchen Antworten auf die Sinnfragen des Lebens finden.

• Wer bin ich?

• Wie soll ich die Probleme des Lebens anpacken?

• Wie ist die Welt wirklich?

• Wie kann ich darin leben?

• Was wird aus mir werden?“ (Sieglinde Mühlum)

„Gerade weil ihm [dem Kind, H. H.] sein Leben oft verwirrend erscheint, muss man dem Kind Möglichkeiten geben, sich selbst in dieser komplizierten Welt zu verstehen und dem Chaos seiner Ge-fühle einen Sinn abzugewinnen. Es braucht Anregungen, wie es in seinem Inneren und danach auch in seinem Leben Ordnung schaf-fen kann ... Diesen Sinn findet das Kind im Märchen.“

Märchen können ihm helfen, sich im Leben zurechtzufinden.

„Die Seele spricht durch Bilder, zum Beispiel durch unsere Träu-me. So wie unsere Träume sprechen auch die Märchen in Bildern zu uns. Was haben sie uns zu sagen?“ (Eugen Drewermann).