Der Fürst - Niccolò Machiavelli - E-Book

Der Fürst E-Book

Niccolò Machiavelli

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Beschreibung

Das Buch Der Fürst (italienisch Il Principe) wurde, um 1513 von Niccolò Machiavelli verfasst, postum 1532 publiziert. Es gilt neben den Discorsi als sein Hauptwerk. Teilweise in der Tradition der mittelalterlichen Fürstenspiegel geschrieben, gilt es ebenfalls als eines der ersten - wenn nicht als das erste - Werk der modernen politischen Philosophie. Eine eigene Interpretation entstand im Machiavellismus bzw. Antimachiavellismus. Das Buch ist in 26 Kapitel aufgeteilt, wobei Machiavelli zunächst von den verschiedenen Fürstentümern spricht und wie man sie erlangen kann, anschließend über die richtige Führung eines Heeres und abschließend über das richtige Verhalten eines Fürsten und welche Eigenschaften er aufweisen sollte. Hier liegt der Schwerpunkt des Buches. Letztlich haben fast alle Ratschläge Machiavellis mit dem Schluss-Kapitel zu tun, mit der Befreiung Italiens von den "Barbaren". Anhand vieler Beispiele listet er auf, was in der jüngeren Vergangenheit in Italien alles falsch gelaufen und das Land deshalb zerfallen war. Er stellt Vergleiche mit Situationen in der Antike an und beleuchtet unterschiedliche Kriegs- und Eroberungs-Szenarien, denn für den erfahrenen Diplomaten stand außer Frage, dass die Kriegskunst das Wichtigste sei, womit sich ein Fürst zu beschäftigen habe, und warnt: "Die Verachtung dieser Kunst ist die erste Ursache für den Verlust der Herrschaft; die Erfahrenheit in ihr ist das Mittel, sie zu erwerben." Einer der bekanntesten und umstrittensten Abschnitte des Buches behandelt die Frage, ob ein Herrscher lieber als grausam oder als barmherzig gelten solle. (aus wikipedia.de)

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Der Fürst

Niccoló Machiavelli

Inhalt:

Niccolo Machiavelli – Biografie und Bibliografie

Widmung

Erstes Kapitel. Wie viele Gattungen von Fürstenthümern es giebt, und auf welche Arten sie erworben werden.

Zweytes Kapitel. Von den erblichen Fürstenthümern.

Drittes Kapitel. Von den gemischten Fürstenthümern.

Viertes Kapitel. Warum das durch Alexander eroberte Reich des Darius nicht Alexanders Nachfolgern nach seinem Tode abtrünnig ward.

Fünftes Kapitel. Wie Städte und Staaten regiert werden müssen, welche von ihrer Occupation nach ihren eigenen Gesetzen gelebt haben.

Sechstes Kapitel. Von denen neuen Fürstenthümern, die man durch eigene Waffen und Tugend erwirbt.

Siebentes Kapitel. Von denen neuen Fürstenthümern, die man durch fremde Gewalt und durch Glück erwirbt.

Achtes Kapitel. Von Solchen, die durch Frevelthaten zum Fürstenthum gekommen sind.

Neuntes Kapitel. Vom bürgerlichen Fürstenthum.

Zehntes Kapitel. Nach welchem Maasstab die Kräfte aller Fürstenthümer zu messen sind.

Eilftes Kapitel. Von der kirchlichen Fürstenthümern.

Zwölftes Kapitel. Wie viele Arten der Miliz es giebt, und von den Miethsoldaten.

Dreizehntes Kapitel. Von den Hülfssoldaten, den gemischten, und den eignen.

Vierzehntes Kapitel. Was dem Fürsten in Hinsicht auf Kriegswesen obliegt.

Fünfzehntes Kapitel. Von denen Dingen, die den Menschen, und namentlich den Fürsten, Lob oder Tadel zuziehen.

Sechszehntes Kapitel. Von der Freigebigkeit und Kargheit.

Siebzehntes Kapitel. Von der Grausamkeit und Milde, und ob es besser ist, geliebt, oder gefürchtet zu werden.

Achtzehntes Kapitel. Auf welche Weise die Fürsten Treu' und Glauben halten müssen.

Neunzehntes Kapitel. Daß man vermeiden muß, geringgeschätzt und gehaßt zu werden.

Zwanzigstes Kapitel. Ob die Festungen und viele andere Dinge, die Fürsten öfters unternehmen, nützlich, oder schädlich sind.

Einundzwanzigstes Kapitel. Wie sich ein Fürst benehmen muß, um sich Ansehen zu verschaffen.

Zweyundzwanzigstes Kapitel. Von den Secretarien der Fürsten.

Dreyundzwanzigstes Kapitel. Wie man die Schmeichler fliehen müsse.

Vierundzwanzigstes Kapitel. Warum die Fürsten Italien's ihre Staaten verloren haben.

Fünfundzwanzigstes Kapitel. Wie viel in menschlichen Dingen das Glück vermag, und auf welche Weise man ihm begegnen könne.

Sechsundzwanzigstes Kapitel. Ermahnung, Italien von den Barbaren zu befreien.

Der Fürst, N. Macchiavelli

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN:

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Niccolo Machiavelli – Biografie und Bibliografie

Einer der größten Staatsmänner und Geschichtschreiber Italiens, geb. 3. Mai 1469 in Florenz aus einer verarmten Patrizierfamilie, gest. 22. Juni 1527, ward 1498 an die Spitze der zweiten Kanzlei der florentinischen Republik gestellt, die dem Rate der Zehn beigegeben war, und mehrmals mit Missionen an den König von Frankreich, den Papst und den Kaiser betraut, über die er ausgezeichnete Staatsschriften an seine Behörde sandte. Als die Mediceer 1512 nach Florenz zurückkehrten, wurde M. abgesetzt und aus Florenz verbannt, ja sogar der Teilnahme an einer Verschwörung beschuldigt, eingekerkert und gefoltert, aber als unschuldig wieder freigelassen. Er lebte nun meist auf einer Besitzung zu San Casciano unweit Florenz und beschäftigte sich mit literarischen Arbeiten. Leo X. erforderte seit 1519 gelegentlich wieder sein Gutachten und verwendete ihn auch zu unbedeutenden Sendungen; auch der Kardinal Giulio de' Medici (Papst Clemens VII.) schenkte ihm Vertrauen; die Gunst seiner Mitbürger vermochte er jedoch nicht wiederzugewinnen. Seine Komödien (»Clizia«, »Mandragola«; letztere deutsch von A. Stern, Leipz. 1881; von Seliger, das. 1904), Nachahmungen des Plautus, zeichnen sich durch scharfe Charakteristik und witzigen Dialog aus, sind aber äußerst anstößig. Die »Istorie fiorentine« (Flor. 1532; deutsch von Neumann, Berl. 1809, 2 Bde., und von Reumont, Leipz. 1846, 2 Bde.) von 1215–1492 sind eins der vorzüglichsten Werke der italienischen Prosa, lebendig, anschaulich, in edlem Stil. Machiavellis berühmteste Werke sind seine »Discorsi sopra la prima decade di Tito Livio« (Wien 1532 und 1630; deutsch von Grüzmacher, Berl. 1871), worin er die Verfassung des alten Rom als die vorzüglichste preist, »Dell' arte della guerra sette libri« und »Il Principe« (Rom 1535 u. ö.; lat., Leiden 1643; deutsch zuletzt von Eberhard, 2. Aufl., Berl. 1873; von Grüzmacher, das. 1870), 1514 abgefaßt und an Lorenzo de' Medici gerichtet, worin M. einen Fürsten schildert, der, wie Cesare Borgia, ohne Rücksicht auf Moral und Religion, durch Klugheit und konsequentes Handeln in dem von ihm unterjochten Staat seine Alleinherrschaft zu begründen weiß. Man hat daher eine Staatskunst, der alle sittliche Grundlage fehlt, und welche die Klugheit zur einzigen Richtschnur ihres Handelns macht, Machiavellismus oder machiavellistische Politik genannt; und gegen sie schrieb Friedrich II. seinen »Antimachiavell«. Demgegenüber haben Neuere, namentlich Herder, Macaulay und Ranke (»Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber«), im »Principe« mit Recht ein aus den Verhältnissen der Zeit und den damaligen Zuständen Italiens zu erklärendes politisches Werk erkannt, bestimmt, den italienischen Fürsten Anleitung zur Gewinnung und Erhaltung politischer Macht zu geben, damit auf der Grundlage dieser Macht die Wiedergeburt des von Fremdherrschaft und Bürgerkriegen befreiten Italiens erfolgen könne. »M. suchte die Heilung Italiens, doch der Zustand desselben schien ihm so verzweifelt, daß er kühn genug war, ihm Gift zu verschreiben« (Ranke). Gesamtausgaben von seinen Werken erschienen seit 1531 öfter, so zu Florenz 1813, 8 Bde.; 1826, 10 Bde., und in 1 Band 1833; hrsg. von Parenti, das. 1843; von Polidori, das. 1857; von Passerini u. Milanesi, das. 1873–79, 6 Bde. (nicht vollendet). Eine deutsche Übersetzung lieferte Ziegler (Karlsr. 1832–41, 8 Bde.). Eine Sammlung von Machiavellis Briefen veranstaltete Leo (Berl 1826). Ein Band Gesandtschaftsberichte erschien in Florenz 1858. Vgl. Villari, Niccolò M. ei suoi tempi (Mail. 1877, 3 Bde.; 2. vermehrte Aufl., das. 1894–96; deutsch, Bd. 1 von B. Mangold, Rudolst. 1877, neue Ausg. 1882; Bd. 2 u. 3 von Hensler, das. 1882–83); Amico, La vita di Niccolò M. (Flor. 1877); Tommasini, La vita e gli scritti di N. M. (Rom 1883, nur Bd. 1); Triantafillis, Nic. M. e gli scrittori greci (Vened. 1875) und Nuovi studii su N. M. (das. 1878); Ellinger, Die antiken Quellen der Staatslehre Machiavellis (Tübing. 1888); Thudichum, Promachiavell (Stuttg. 1897); Fester, Machiavelli (das. 1900); Kemmerich, Die Charakteristik bei M. (Leipz. 1902); L. Dyer, M. and the modern State (Boston 1905).

Widmung

Es pflegten meist Die, so sich bei einem Fürsten um Gunst bewerben, mit solchen Dingen ihm zu nahen, die ihnen selbst am theuersten sind, oder an denen sie sehen, daß er das meiste Wohlgefallen findet. Daher man ihnen denn öfters Pferde, Waffen, Goldstoff, edle Steine und ähnlichen Schmuck überreichen sieht, der ihrer Hoheit würdig sey. Indem nun ich auch irgend ein Zeugniß meiner Ergebenheit Eurer Erlaucht zu widmen mich gedrungen fühle, finde ich unter meinem Besitze nichts, was mir lieber und schätzbarer wäre, als die Erkenntniß der Handlungen wichtiger Menschen, wie ich dieselbe durch eine lange Erfahrung der neuen, und stete Betrachtung der alten Zeit mir erworben habe: welche ich lange mit großem Fleiße bedacht und erwogen, und jetzt zusammen in einen kleinen Band gebracht, Eurer Erlaucht überantworte. Und obschon ich dieses Werk für unwerth einer solcher Person erkenne, vertraue ich doch zur Genüge darauf, es werde Denselben, nach Ihrer Milde, willkommen seyn, in dem Verdacht, daß Ihnen von mir kein größeres Geschenk zukommen kann, als die Gelegenheit, alles was ich in so viel Jahren und unter so viel eignen Gefahr und Beschwer erkannt und beherzigt habe, in kürzester Zeit überblicken zu können. Ich habe dieses Werk nicht geschmückt mit einer Fülle weitläufiger Reden, hochtrabender und prächtiger Worte, noch sonst mit einem andern Prunk auswendiger Verzierungen, womit so Manche ihre Sachen zu schreiben und zu schminken pflegen; weil ich gewollt, daß es entweder durch gar nichts sich empfehlen soll, oder die Wahrheit der Sachen allein und die Würde des Vorwurfs es angenehm mache. Auch möge es nicht als Anmaßung gelten, wenn sich ein untergeordneter Mann von niedrigstem Stande dazu aufwirft, der Fürsten Regierungen durchzugehen und ihnen Regeln geben zu wollen. Denn, wie Die, welche die Landschaft zeichnen, sich niedrig in die Ebene stellen, um die Natur der Berge und Höhen gewahr zu werden, hingegen den Standpunkt auf Bergen in der Höhe nehmen, wenn sie die Ebnen betrachten wollen, so muß man auch, um die Natur der Völker wohl zu erkennen, Fürst seyn; und ein Gemeiner muß man seyn, um die der Fürsten wohl zu erkennen. Nehme Ew. Erlaucht demnach dies kleine Geschenk in dem Sinne an, in welchem ich es Denselben biete. Wenn Sie es fleißig bedenken und lesen, wird Ihnen mein eifrigster Wunsch darin sichtbar, daß Sie die Größe erreichen mögen, die Ihnen sowohl das Glück verheißt, als Ihre übrigen Eigenschaften. Und wenn die Blicke Ew. Erlaucht vom Gipfel Ihrer Hoheit bisweilen nach diesen niedern Orten sich wenden, werden sie finden, wie unverschuldet ich eine große und dauernde Anbilligkeit des Geschicks ertrage.

Erstes Kapitel. Wie viele Gattungen von Fürstenthümern es giebt, und auf welche Arten sie erworben werden.

Alle Staaten, alle Gewalten, die über die Menschen Herrschaft geübt oder noch üben, waren und sind entweder Republiken oder Fürstenthümer. Die Fürstenthümer sind entweder erbliche, in denen ihres Herren Geschlecht seit langen Zeiten Fürsten gewesen, oder sind neue. Die neuen sind entweder durchaus neu, wie Mailand unter Francesco Sforza, oder sie werden als Glieder dem Erbstaat des Fürsten, der sie erwirbt, verbunden; so wie dem Könige von Spanien das Neapolitanische Königreich. Die so erworbenen Herrschaften sind entweder schon daran gewöhnt, unter einem Fürsten zu leben, oder in Freiheit hergekommen; und man erwirbt sie entweder mit fremder, oder mit eigener Waffengewalt, entweder durch Glück, oder durch Tugend.

Zweytes Kapitel. Von den erblichen Fürstenthümern.

Ich will die Betrachtung der Republiken bei Seite lassen, weil ich davon schon anderswo ausführlicher gehandelt habe. Ich wende mich einzig zum Fürstenthum, und will, mit Wiederanknüpfung der obigen Fäden, zu zeigen suchen, wie man gedachte Fürstenthümer verwalten und behaupten kann. Also sage ich: daß in den erblichen, an den Stamm ihres Fürsten gewöhnten Staaten weit wenigere Schwierigkeiten sie zu behaupten sind, als in den neuen: weil schon genug ist, daß man nicht seiner Vorgänger Ordnung überschreite, und dann Schritt mit den Umständen halte. Dergestalt wird sich ein solcher Fürst, wenn er nur mäßiges Geschick hat, immer in seinem Staate behaupten, wenn nicht eine außerordentliche und übergewaltige Macht ihn darum bringt; und, wär er auch schon darum gebracht, wird er ihn durch das geringste Unglück des Occupanten wieder erlangen. Wir haben in Italien das Beispiel am Herzog von Ferrara, welcher den Einfällen der Venezianer i. J. 84, und denen Papst Julius X. aus keinem anderen Grunde widerstand, als weil er alter Landesherr war. Denn es hat der natürliche Fürst geringeren Anlaß und weniger nöthig, den Unterthanen Anstoß zu geben; daher er mehr geliebt seyn muß: und wenn er durch ungewöhnliche Laster sich nicht verhaßt macht, so ist es der Vernunft gemäß, daß von Natur ihm die Seinen geneigt sind: und im Alterthum und der Dauer der Herrschaft erlischt das Gedächtniß der Neuerungen, sowie die Gründe zu denselben. Weil immer Eine Veränderung zum Anbau der nächstfolgenden gleichsam von selbst die Bezahlung nachläßt.

Drittes Kapitel. Von den gemischten Fürstenthümern.

Aber beim neuen Fürstenthum treten die Schwierigkeiten ein. Und erstens, wenn es nicht gänzlich neu ist, sondern nur wie ein Glied, und das Ganze gewissermaßen gemischt zu nennen, entspringt die Wandelbarkeit desselben zuvörderst aus reiner natürlichen Schwierigkeit, die alle neue Regierungen theilen. Wiefern die Menschen, in Meinung sich zu verbessern, gern ihre Herren wechseln mögen, und diese Meinung sie bewegt, gegen den Herrscher die Waffen zu kehren; worin sie sich aber gleichwohl täuschen, weil ihnen darauf die Erfahrung lehrt, daß sie sich nur verschlimmert haben. Was wieder die Folge einer andern gemeinen Natur-Nothwendigkeit ist, nach welcher man niemals umhin kann, Die, über welche man neuer Fürst wird, zu kränken, sowohl durch bewaffnetes Kriegsvolk als durch unzählige andre Unbill, die einer neuen Erwerbung anhängt. So findest du nun als deine Feinde alle Die vor, die du gekränkt hast durch Occupirung jenes Staates, und kannst dir auch Die nicht zu Freunden erhalten, die dich hineinbefördert haben, weil du sie nicht befriedigen kannst in der Art, wie sie sich vorgestellt, und weil du keine starken Arzeneyen gegen dieselben brauchen kannst, indem du ihnen verpflichtet bist: denn immer, sey Einer auch noch so stark durch Truppenzahl und Heeresmacht, muß er zum Einschritt in eine Provinz die Gunst der Provinzialen haben. Aus diesen Gründen occupirte der König von Frankreich Ludwig XII. Mailand schnell, und verlor es auch schnell; und das erste Mal es ihm abzunehmen, waren die eigenen Streitmittel der Lodovico hinreichend; weil jene Völker, die ihm die Thore geöffnet hatten, als sie in ihrer Vorstellung, und um dieß künftige Wohlergehen, so sie gehofft, sich betrogen sahen, des neuen Gebieters Ueberlast nicht zu ertragen im Stande waren. Nun ist es allerdings gegründet, daß, wenn man nachher die empörten Länder von neuem erwirbt, sie schwieriger wieder eingebüßt werden, wiefern der Fürst, die Gelegenheit der Empörung sich zu nutze machend, weit weniger bedenklich ist über die Mittel, sich sicher zu stellen durch Aufspürung der Verdächtigen, Bestrafung derer, die schuldig sind, Verstärkung aller schwachen Punkte. So daß, wenn es das erste Mal, um Mailand Frankreich zu entreißen, nur eines Herzogs Ludwig bedurfte, der auf der Grenze Lärm erhub, es ihm zum zweyten Mal zu entreißen, die ganze Welt ihm zu Leibe gehn mußte, und sein Heere aufgerieben und aus Italien verjagt seyn mußten: was sich aus obigen Gründen ergab. Und dennoch war es ihm abgenommen, das erste wie das andre Mal. Die Gründe des ersten im allgemeinen wurden erwogen; es blieben nun noch die für das andre zu bedenken, sowie die Mittel anzugeben, welcher er hatte, und welche Einer in seiner Lage haben kann, sich besser als der König von Frankreich bei dem Erworbenen zu behaupten. So sag' ich denn also: daß diese erworbenen Staaten, die der Erwerber mit seinem alten Staate vereinigt, entweder mit diesem von Einer Provinz und Einer Sprache sind, oder nicht sind, so ist es gar leicht, sie zu behaupten, besonders im fall sie nicht an freies Leben gewöhnt sind: und um sie sicher zu besitzen ist schon genug, wenn man den Stamm des Fürsten, der sie regierte, vertilgt hat; wenn man ihnen in übrigen die alten Bedingungen aufrecht hält, und keine Sittenverschiedenheit ist, die Menschen ruhig weiter leben, wie man es in Burgund, Bretagne, Gascogne und der Normandie sah, welche so lange bei Frankreich Geblieben. Denn wenn auch die Sprache in etwas abweicht, so sind doch ihre Sitten ähnlich; so daß sie sich leicht einander schicken: und wer sie erwirbt und behaupten will, muß zweyerlei vor Augen haben: erstens ihres alten Fürsten Geschlecht zu vertilgen, und zweytens, nichts in ihren Gesetzen und Steuern zu ändern: so wird er in kürzester Zeit Ein Leib mit ihrem alten Staate werden. Hingegen, wenn man Staaten erwirbt in einer Provinz, die an Sprache, Sitten und Ordnungen ungleichartig ist, da finden sich die Schwierigkeiten, und da bedarf es großen Glückes und großen Fleißes, sie zu behaupten. Und eines der besten und wirksamsten Mittel würde es seyn, wenn die Person des Erwerbers selbst hinging, und dort wohnte. Dieß würde einen solchen Besitz weit sicherer und dauerhafter machen: wie es der Türke in Griechenland hielt, der mit allen Anstalten, die er traf, um dieses Staates gewiß zu bleiben, wenn er nicht selbst dort Wohnung nahm, unmöglich ihn behaupten konnte. Denn wenn man da ist, sieht man die Unordnungen keimen, und kann dawider schleunig helfen; ist man nicht da, so hört man davon, nachdem sie schon erwachsen sind, und weiter keine Hülfe frommt. Zudem, so ist die Provinz gesichert vor der Beraubung deiner Beamten. Die Unterthanen schaffen sich Recht, da ihnen die Zuflucht des Fürsten nahe ist, wodurch sie, wenn sie gut seyn wollen, mehr Grund ihn zu lieben, und, wollen sie's nicht seyn, mehr Ursach ihn zu fürchten ihn zu erhalten. Auch hegt vor einem solchen Staate mehr Scheu, wer ihn von außen etwa zu überfallen gesonnen wär; so daß der Fürst, wenn er drinn wohnt, ihn mit einer äußerster Schwierigkeit einbüßen wird. – Das zweyte bessere Mittel ist, Colonieen in ein paar Orte zu legen, welche gleichsam als Fußeisen dienen für jenen Staat: denn entweder muß man dieses thun, oder viel Pferd- und Fußvolk drinn halten. Zu den Colonieen braucht der Fürst nichts herzugeben; und ohne Kosten, oder doch wenig, schickt er sie hin und unterhält sie, und kränkt allein die, denen er Felder und Häuser nimmt, um sie den neuen Bewohnern zu geben, welche von jenem Staate nur ein sehr geringer Bestandtheil sind. Es könnte aber die er kränkt, weil sie versprengt und arm geworden, ihm niemals schaden; und alle die Andern bleiben theils ungekränkt zurück, und ruhen mithin um so leichter, theils furchtsam, einen Fehler zu machen, damit es ihnen nicht so ergehe wie denen, welche man beraubt hat. Schließlich sind diese Colonieen, die ihm nichts kosten, teurer; sie kränken die Landeskinder weniger, und die gekränkten, weil arm und versprengt, können nicht schaden, wie vorgedacht. Denn es ist wohl zu merken: daß man den Menschen entweder liebzukosen, oder sie aufzureiben hat: weil sie siech wegen leichter Kränkung rächen, wegen der schweren aber nicht rächen können: drum muß die Kränkung, die man dem Menschen erweist, von der Art seyn, daß sie die Rache nicht fürchten darf. Hält er aber, statt Colonieen, ein stehendes Heer darin, so giebt er ungleich mehr aus, weil auf die Bewachung des Staates alle Revenuen desselben zu verwenden sind, wodurch der Erwerb ihm zu Verlust wird, und er die Kränkung um Vieles vermehrt; denn er schadet nun diesem ganzen Staate, in dem er die Truppen quartierweis herumlegt; dieß Ungemach bedrückt einen Jeden, ein Jeder wird sein Feind, und bleiben die Feinde, die ihm schaden können, gepeinigt in ihren Häusern zurück. Auf alle Weise ist also diese Bewachung unnütz, wie die durch Colonieen nützlich. Ferner muß, wer (wie oben gedacht) eine ungleichartige Landschaft einnimmt, sich zum Oberhaupt und Verteidiger der kleineren Nachbarfürsten machen, und dahin streben, die Mächtigeren zu schwächen, und es abzuwenden, daß unter keinerlei Verbindung ein Fremder in die Provinz gerate, der um nichts schwächer als Er selbst ist: und es wird jeder Zeit geschehen, daß ein solcher von den Unzufriedenen des Landes entweder aus großem Ehrgeiz, oder aus Furcht hineingebracht wird. So wie dann ehemals gesehen, daß die Atelier die Römer in Griechenland einforderten; und so in alle Länder, die sie gewannen, wurden sie durch Landeskinder eingebracht. Es ist der Lauf der Dinge der, daß gleich, so wie ein mächtiger Fremder in eine Landschaft nur den Fuß setzt, ihm alle minder Mächtige darin zufallen, hierzu angetrieben durch ein Mißgunst gegen Einen, der über sie bisher geherrscht hat; so daß er, in Absicht auf diese Kleinen, nicht die geringste Mühe hat, sie zu gewinnen, weil sie sämtlich die Macht, die er darin erworben, begierig zu verstärken sind. Blos darauf