Der Geist der Hexe - Sandra Teffner - E-Book

Der Geist der Hexe E-Book

Sandra Teffner

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Beschreibung

Düstere Geheimnisse. Ein Geist, der deinen Körper übernehmen will. Drei außergewöhnliche Männer, die dein Schicksal verändern könnten. Dein friedliches Leben bei deinen Adoptiveltern wird jäh unterbrochen, als eines Nachts ein Geist auftaucht. Er ist dein exaktes Ebenbild und will nur eins: deinen Körper übernehmen! Um ihn aufzuhalten, begibst du dich auf eine gefährliche Reise, die dich in die geheimnisvolle Welt der Hexen, Elementare und Werwölfe führt. Jede Entscheidung, die du triffst, bringt dich deiner Rettung oder deinem eigenen Untergang näher. Kannst du den Geist besiegen? Wirst du die große Liebe finden und ihr Herz gewinnen? Oder wirst du alles verlieren? Was dieses Abenteuerspielbuch so einzigartig macht: • Perfekt für Leserinnen ab 15 Jahren, die Abenteuer, magische Wesen und Romantik lieben. • Eine viktorianisch inspirierte Welt: Erlebe ein England, in dem Hexen, Vampire und andere Wesen real sind – und gefürchtet. • Drei mögliche Romanzen: Wem willst du dein Herz schenken? · Einem geheimnisvollen Werwolf: Lässt du dich von seiner ablehnenden Art abschrecken oder kannst du sein Vertrauen gewinnen? · Einem liebenswürdigen Elementar: Wird dieses übernatürliche Wesen dein Herz erobern? · Einem mächtigen Exorzisten: Wird seine Macht jedoch ausreichen, um euch beide zu retten? • Mehrere Enden: Wirst du dieses Abenteuer überleben und das bestmögliche Ende mit deinem gewählten Partner finden? Bist du bereit, dich deinem Schicksal zu stellen? Deine Entscheidungen bestimmen den Verlauf der Geschichte – und dein Ende.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Hexengeist
Anleitung
Liebe Leserinnen und Leser,

 

Sandra Teffner

Hexengeist

 

 

 

 

Sandra Teffner

 

Hexengeist

Romance-Fantasy-Spielbuch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2025

© Sandra Grzywatz (Pseudonym Sandra Teffner) Alle Rechte vorbehalten.

Richard-Wagner-Str. 4b

23556 Lübeck

[email protected]

www.sandrateffner.de

 

Korrektorat: Sandra Pastell

 

 

Anleitung

Dies ist ein Abenteuerspielbuch, in dem du die Rolle der Hauptperson übernimmst. Der Verlauf der Geschichte hängt von deinen Entscheidungen ab. Du liest sie nicht seitenweise, sondern triffst eine Wahl und fährst dann bei dem genannten Abschnitt fort. Beginne bei Abschnitt 1.

 

Beziehungspunkte

Du benötigst keinen Würfel, um dieses Abenteuerspielbuch zu spielen, doch durch manche Entscheidungen gewinnst du Beziehungspunkte. Trage diese in folgender Spieltabelle bei der betreffenden Person ein.

Die Anzahl der Beziehungspunkte entscheidet, ob du ein romantisches Ende mit einem Charakter erhalten kannst.

1

Nachdem du die letzte Zeile des Manuskriptes gelesen hast, legst du es in den weißen Ablagekasten, damit die Sonderausgabe über Vampire morgen in Druck gehen kann. Du kreist einige Male mit dem Kopf, um deine Nackenmuskeln zu entspannen, dann stehst du auf und verlässt das Büro deines Vaters. In der Druckerei, in der es immer nach Tinte riecht, ist kein anderer Mensch mehr und durch die großen Fenster siehst du, dass die Straße dunkel und leer ist. Nur von der linken Seite kommt etwas Licht von einer Straßenlaterne. Zum Glück hast du es nicht weit nach Hause. Du nimmst den Schlüssel und schließt die Tür zum Nachbarhaus auf, in dem deine Familie lebt. Statt Tinte riechst du nun die Kräuter, die auf der Fensterbank stehen. Du gehst die Treppe hinauf. Ein Gähnen unterdrückend betrittst du dein Schlafzimmer und schlüpfst in dein Nachtkleid. Nachdem du unter die Decke gekrochen bist, schläfst du nach wenigen Momenten ein.

Wieder diese seltsamen Träume, denkst du, als weicher Stoff deine Haut umschmeichelt. Ob sich Seide wirklich so anfühlt? Deine Sachen bestehen nur aus Baumwolle, Leinen und Wolle. Der Traum wird klarer. Du trägst ein rotes Kleid und an deiner Seite ist ein gutaussehender Mann mit blondem Haar und gepflegtem Bart. Du windest dich innerlich. Wieder ein anderer Mann. Die Tür vor euch hat ein rundes Messingschild mit der Nummer sieben. Nachdem dein Begleiter sie geöffnet hat, betrittst du das Hotelzimmer. Von hinten legt er die Arme um dich und flüstert dir ins Ohr, wie schön du bist, dann haucht er dir einen Kuss auf den Hals. Plötzlich spürst du einen scharfen Schmerz an derselben Stelle. Blitzschnell legt sich seine Hand über deinen Mund und deine Nase, während sein anderer Arm dich so fest an sich presst, als ob er deine Wirbelsäule durchbrechen will. Du kannst nicht atmen. Verzweifelt versuchst du, dich zu befreien, aber vergeblich. Der Vampir trinkt dein Blut und du verlierst das Bewusstsein.

Schwer atmend wachst du auf. Mit zitternden Fingern berührst du deinen Hals. Die Stelle, in die der Vampir seine Zähne geschlagen hat. Die Haut ist feucht und du spürst deinen rasenden Puls. Das war nur ein Alptraum, sagst du dir. Kein Wunder bei den ganzen Vampirfällen, von denen du heute Abend gelesen hast. Trotzdem stehst du auf und gehst zum Fenster, um die Vorhänge wegzuziehen, damit mehr Licht in den Raum fällt. Dichte Wolken bedecken den Himmel und die Straßenlaterne vor deinem Fenster ist entweder kaputt oder das Gas ist leer. Noch immer bist du aufgewühlt. So enden die Träume normalerweise nicht. Du gehst einige Mal hin und her, um dich zu beruhigen.

Auf einmal hast du das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein, und schaust dich um. Wenige Zentimeter von dir entfernt scheint sich die Dunkelheit zu bewegen und Formen anzunehmen, bis dich dein eigenes Gesicht hasserfüllt anstarrt. Erschrocken stolperst du zurück und fällst auf den Boden.

„Du solltest nicht existieren“, sagt dein Ebenbild.

Ihre halbdurchsichtigen Hände bewegen sich auf dich zu und du hebst die Arme, um sie abzuwehren, doch bevor sie dich berühren, wird der schwarze Stein, den du um den Hals an einer Lederschnur trägst, glühend heiß.

„Nein!“, schreit dein anderes Ich frustriert auf. „Diese Verräterin!“

Die Umrisse des Geistes werden schwächer, doch der Stein bleibt warm, daher stehst du auf und schaust dich im Raum um. Kann es sein, dass du noch immer träumst? Aber der Sturz hat wehgetan und dein Zimmer sieht, soweit du erkennen kannst, genauso aus wie sonst.

Du berührst den noch warmen Stein, der die einzige Verbindung zu deiner leiblichen Mutter ist. Auch wenn du weißt, dass Licht nicht gegen Geister hilft, zündest du eine Kerze an und sprichst laut ein Gebet. Diese Träume sind keine normalen Träume, sondern du hast Ereignisse aus dem Leben einer wirklichen Person miterlebt, die nun durch einen Vampir gestorben ist und deren Geist dich heimsucht. Klingt verrückt, aber du bist gleich nach deiner Geburt adoptiert worden, also ist es möglich, dass du eine Schwester hast – hattest.

Als du am nächsten Morgen in den Spiegel schaust, sind die dunklen Augenringe nicht zu übersehen, doch etwas anderes versetzt dich in Angst. Der Stein hat feine Risse, die gestern Abend noch nicht da waren. Du gießt Wasser in die Schüssel, um dich zu waschen. Als du einen Lappen nimmst, ertönt eine Stimme: „Deine Haut, besonders an deinen Händen, ist ungepflegt und deine Haare glänzen nicht so schön wie meine, aber ich schätze, ich kann nicht wählerisch sein.“

Erschrocken fährst du herum, doch du siehst niemanden.

„Wer bist du?“

Die Stimme schweigt und du wendest dich wieder der Waschkommode zu.

„Ich bin Alice und die Einzige von uns, die am Leben sein sollte. Dein Körper wird mein sein und du wirst deinen verdienten Platz im Jenseits erhalten.“ Die Stimme glüht vor Hochmut, aber das überrascht nicht, wenn deine Träume Ausschnitte aus ihrem Leben gewesen sind.

Nachdem du dich gewaschen und angezogen hast, gehst du in die Küche, in der deine Eltern schon mit dem Frühstück auf dich warten.

„Guten Morgen, tut mir leid, dass ich so spät aufstehe.“

„Oh, mein Liebes“, sagt deine Mutter, „wir wissen, dass du lange gearbeitet hast.“ Sie wendet sich deinem Vater zu. „Du hättest ihr nicht die Berichte über Vampire zum Korrekturlesen geben sollen. Schau, wie schlecht sie geschlafen hat.“

„Nein“, sagst du leise, „das ist nicht der Grund. Seht euch meinen Stein an.“

Deine Mutter beugt sich vor und ihr Mund öffnet sich kurz, dann wechselt sie einen Blick mit deinem Vater.

„Stärken wir uns zunächst mit einem Frühstück,“ sagt er, „anschließend müssen wir etwas mit dir besprechen.“

Ohne großen Appetit isst du ein Brot mit Marmelade und hilfst beim Abräumen des Tisches. Nachdem ihr euch wieder gesetzt habt, nimmt deine Mutter deine Hände in ihre.

„Wir wissen, wie unglücklich du sein musst, dass das einzige Andenken an deine Mutter beschädigt ist, aber sie hat auch eine Anweisung hinterlassen. Wenn der Stein auch nur einen winzigen Riss bekommt, sollst du sofort zu Herrn Keating gehen.“

„Herr Keating?“ Du kennst niemanden mit diesem Namen.

„Herr Keating ist ein Anwalt hier in der Stadt und er war es, der im Krankenhaus auf uns zukam und dich uns anvertraute.“

„Ich werde sofort zu ihm gehen.“

„Nur keine Eile“, sagt dein Vater sanft, „aber wenn du wirklich gehen willst, geh nur. Ich hätte dir sowieso freigegeben. So müde, wie du scheinst, hättest du die Buchstaben falsch gesetzt.“

Nachdem du die Adresse erhalten hast, verlässt du das Haus. Es ist ein wunderschöner Morgen im Spätjuni. Vom Meer her weht ein kräftiger Wind und Möwen fliegen über dich hinweg. Als du den Marktplatz überquerst, fällt dein Blick auf die kleine Kirche. Vielleicht kann der Priester dir helfen. Wenn du die Kirche besuchen willst, lies weiter bei 101. Willst du lieber deinen Weg fortsetzen, geht es weiter bei 53.

 

2

Um ein Haar hättest du Nicolas vor Dankbarkeit umarmt, doch du besinnst dich rechtzeitig.

„Ich danke Ihnen, Nicolas.“

„Es ist mir eine Freude gewesen, Ihnen zu helfen. Sie können sich jetzt vollkommen Ihrer Ausbildung widmen.“

Lies weiter bei 59.

 

3

Gerade rechtzeitig stoppst du die Bewegung und ballst die Hand kurz zu Faust, bevor du sie senkst.

Verwundert sieht Tyler dich an. „Warum … nicht?“

„Vermutlich bist du oft genug geschlagen worden, aber damit du es weißt, so ein Verhalten ist ehrverletzend für jede Frau.“

Beschämt wendet er den Blick ab, dann steht er auf.

„Ich bin eher entsetzt, dass er mich durch dich ersetzen will.“

„Halt den Mund, Alice“, sagst du.

„Ich kehre in die Dienstbotenkammer zurück. Soll ich Ethan wecken?“

„Nein, das ist nicht nötig.“

Trage in der Spieltabelle einen Beziehungspunkt bei Tyler ein und lies weiter bei 66.

 

4

„Lass sie in Ruhe!“, rufst du und stürmst nach vorne. Nach zwei Schritten fasst dich Virgil am Handgelenk, um dich aufzuhalten.

Godric schaut euch mit schmalen Augen an, während Samantha den Kopf hebt und ihn beschwörend schüttelt. Ihre Unterlippe blutet.

„Du wirst scheinbar alt, Virgil. Nicht nur hast du die Spur des Vampirs verloren, der Alice getötet hat, du kannst nicht einmal mehr ein Mädchen in Schach halten.“ Er ballt die Hand zur Faust und Virgil geht stöhnend in die Knie. Lies weiter bei 84.

 

5

Du reichst deiner Mutter die Hand, um ihr auf die Füße zu helfen. Sie schwankt etwas und du stützt sie am Oberarm.

„Was machst du hier, Alice?“, ruft eine Stimme von rechts.

Du drehst den Kopf und siehst eine blonde Frau, die dich misstrauisch anschaut.

„Das ist nicht Alice, sondern ihre Zwillingsschwester Kate“, erklärt deine Mutter.

Lies weiter bei 26.

 

6

Die Bahn schaukelt zwar nicht so sehr wie eine Kutsche, aber die hölzernen Sitzbänke in der dritten Klasse haben keine Rückenlehne und du sitzt zusammengequetscht zwischen anderen Passagieren. Trotz der offenen Fenster ist es stickig im Waggon und es riecht nach Schweiß. Auch scheint der Zug nie leerer zu werden.

Am späten Abend steigst du mit schmerzendem Rücken und Po aus. Du bist froh, dass der Anschlusszug erst am nächsten Morgen fährt und du ein Hotelzimmer nehmen kannst. Alice hast du die ganze Fahrt über weder gesehen noch gehört.

Nachdem du auf der Tafel die Abfahrtszeit überprüft hast, verlässt du den Bahnhof und findest ein kleines Hotel auf der Hauptstraße. Das Zimmer ist sauber und das Bett erscheint dir so gemütlich, dass du gleich einschläfst. Entsetzt siehst du am nächsten Morgen, dass der schwarze Stein mehr Risse bekommen hat. Du hast nicht einmal bemerkt, dass Alice dich angegriffen hat! Am Bahnschalter überlegst du kurz, ob du eine Karte für die zweite Klasse kaufst, aber du willst das Geld nicht verschwenden. Diese Nacht würde der Zug durchfahren. Dein Sitzplatz ist in der Ecke und würde dir die Peinlichkeit ersparen, dass dein Kopf auf die Schulter eines Fremden sinkt, wenn du einnickst.

„Wach auf,“ reißt dich Alices Stimme aus dem Schlaf. „Steig am nächsten Bahnhof mit den Arbeitern aus.“

„Wieso sollte ich das tun?“, fragst du müde.

„Weil ich deinen Körper will und nicht seinen Tod. Siehst du den Mann da hinten? Das ist ein Vampir, und sobald du mit ihm alleine im Abteil bist, wird er dich angreifen. Wenn du also noch einige Tage in deinem Körper genießen möchtest, steig aus!“

Der Mann, von dem Alice behauptet, er wäre ein Vampir, ist alt und seine Gestalt hager, fast ausgemergelt. Das vollkommene Gegenteil von dem Vampir, der Alice getötet hat. Will sie dir helfen oder nur deine Reise verzögern?

Wenn du am nächstem Bahnhof aussteigen willst, lies bei 51 weiter. Setzt du die Zugfahrt fort, geht es weiter bei 92.

 

7

„Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Sie sehen müde aus. Lassen Sie uns morgen in der Kutsche weitersprechen. Heute Nacht können Sie beruhigt schlafen. Ich werde mich um den Geist kümmern.“

„Wirklich? Normalerweise kümmern sich Männer um mich, indem sie mich zum Essen einladen oder mir Geschenke bringen. Problem hat mich bislang keiner genannt. Mein Name ist Alice.“

„Ich bin Kate Paxton“, sagst du.

Ihr wünscht einander eine gute Nacht und kehrt zu euren Schlafstätten zurück. Obwohl du Nicolas Overton erst gerade kennengelernt hast, hast du das Gefühl in Sicherheit zu sein. Lächelnd schläfst du ein. Ein lautes „Frühstück ist fertig!“ weckt dich am nächsten Morgen und euch erwarten frisch gebackenes Brot, Käse und gekochte Eier. Du verabschiedest dich von dem Ehepaar und wünscht ihnen eine gute Weiterreise.

„Das wünschen wir Ihnen auch“, sagt Frau Barton. „Passen Sie auf sich auf.“

Ihr Gatte warnt dich: „Vergessen Sie nicht, dass Priester auch nur Männer sind.“

„Beleidige die Diener Gottes nicht, Charles!“

Du hoffst, dass Nicolas Overton und seine Begleiter am Nebentisch das nicht gehört haben. Nachdem die Bartons aufgestanden sind, kommen die Ordensmitglieder zu dir.

„Guten Morgen, haben Sie Ihr Frühstück beendet?“, fragt Nicolas Overton.

Als du das bejahst, deutet er auf seinen braunhaarigen Begleiter, dessen Schläfen bereits ergrauen. Sein aufmerksamer Blick erinnert dich an den eines Falken.

„Das ist mein Freund Travis Gould und dies ist unser Kutscher Edgar Barlow. Unsere –“

„Sein Elementar, nicht Freund“, korrigiert Alice.

„Beides. Meine Herren, unsere Begleiterin ist Kate Paxton.“

„Sehr erfreut“, sagt Herr Gould und Edgar neigt zustimmend den Kopf. Er ist ebenfalls braunhaarig, hat aber etwas Melancholisches an sich.

„Sind Sie bereit, abzureisen?“, fragt Herr Overton.

„Können Sie mir noch einige Minuten geben?“

„Natürlich, wir machen inzwischen die Kutsche fertig und erwarten Sie draußen.“

Du kaufst bei der Bäuerin zu einem etwas erhöhtem Preis Proviant für den Tag, dann gehst du hinaus. Nicolas Overton hält dir die Kutschentür auf.

„Die Kutsche trägt nicht das Wappen des Ordens“, bemerkt Alice. „Du bist auf Betrüger hereingefallen!“

Herr Overton schüttelt den Kopf. „Wenn wir unterwegs sind, um Aufträge zu erfüllen, nutzen wir wappenlose Kutschen. Kein Jäger würde schreiend in einen Wald gehen, und wir Exorzisten wollen auch nicht die Aufmerksamkeit von Vampiren erregen.“

Nachdem du eingestiegen bist, setzen sich Herr Overton und Herr Gould dir gegenüber. Als Kind hast du ein Buch über Feen und Naturgeister besessen, in dem behauptet wurde, dass der Saum von Wassergeistern immer nass ist. Feuergeistern soll der Geruch von Verbranntem anhaften, während Windgeister immer einige Zentimeter über den Boden schweben – und Erdgeister sind alte Gnome. Herr Gould dagegen wirkt wie ein gewöhnlicher Mensch.

„Was genau sind Elementare?“, fragst du.

„Naturgeister des Feuers, Wassers, Windes und der Erde, die durch eine Hexe einen Körper erhalten. Alleine können sie keine menschliche Form annehmen.“

„Dann haben sich die Menschen alles über sie ausgedacht?“

Lachend erscheint auf dem leeren Platz neben dir Alice. „Mit deiner Einfältigkeit bist du wirklich erheiternd. Ich dachte, Dorftrottel sind immer Männer.“

Herr Overton fragt: „Soll ich mit meinen Kräften ihre Stimme für Sie unterdrücken?“

„Für mich? Sie werden sie weiterhin hören?“

„Ja, meine Fähigkeiten sind immer aktiv.“

„Dann lassen Sie uns das gemeinsam überstehen.“

Ihr lächelt euch an und Alices Augen funkeln empört.

„Redet nicht von mir, als wäre ich eine Krankheit!“

„Wie lange wird der Exorzismus dauern?“, willst du wissen.

„Das ist schwierig zu sagen, aber ich rechne mit mehreren Tagen.“

„Ist er sehr schmerzhaft?“

„Es wird unangenehm für Sie werden, denn Alice will sie nicht verlassen. Ich habe gestern Nacht vergeblich versucht, sie zu überzeugen, ins Jenseits zu gehen.“

„Warum sollte ich das? Kate müsste seit 18 Jahren dort sein!“

„Warum sagt sie das?“, fragst du Herrn Overton.

„Hexen glauben, dass sich Zwillinge ihre Macht teilen müssen. In manchen Familien wird eins der Kinder sofort nach der Geburt getötet.“

„Meine Mutter hat mir das Leben gerettet, indem sie mich zur Adoption freigab.“ Du berührst den Talisman. Das bedeutet aber auch, dass dein Vater oder jemand anderes, der das Sagen hat, dich töten wollte.

„Was wäre passiert, wenn ich zu meiner Familie gegangen wäre?“, fragst du und verrätst ihm, falls du es noch nicht getan hast, den Namen deiner Mutter.

„Ihr Vater Godric Remington hat keinen Grund mehr, Sie zu töten, aber die meisten Remingtons sind sehr stolz. Vielleicht wird er Ihrer Mutter nicht verzeihen, dass sie ihn belogen hat.“

Du schaust aus dem Fenster. Wenn du jemals deine Mutter treffen willst, musst du es also heimlich tun, was nicht einfach wäre, weil Alice und du genau gleich aussehen.

Nachmittags fahrt ihr durch eine kleine Stadt und Nicolas Overton sagt: „Lassen Sie uns einen kleinen Halt machen. Sie scheinen keine Zeit zum Packen gehabt zu haben und benötigen sicher ein paar Dinge. Ich werde für die Kosten aufkommen.“

„Das ist nicht nötig. Meine mangelnde Ausstattung liegt an meiner überstürzten Abreise.“

Der Kutscher hält vor einem Krämerladen und du kaufst einige Dinge des täglichen Bedarfs sowie Papier, Tinte und Feder, damit du deinen Eltern einen Brief schreiben kannst.

„Am Ende der Straße ist ein Bekleidungsgeschäft.“ Alice lacht. „Kauf ein verwegenes Kleid, damit den Exorzisten die Augen aus dem Kopf fallen.“

Du wählst ein Kleid und ein Nachtgewand aus dem Sortiment aus. Beide von einfachem Schnitt. Alice verdreht die Augen.

„Wie langweilig.“

Am Abend kehrt ihr in ein normales Gasthaus ein. Während ihr auf euer Essen wartet, fragt Nicolas Overton: „Was ist Ihr Beruf?“

„Ich arbeite in der Druckerei meiner Eltern.“

„Haben Sie sich jemals etwas anderes gewünscht? Könnten Sie sich vorstellen, eine ausgebildete Hexe zu sein? Sie brauchen sich nicht sofort zu entscheiden, aber Ihr Wunsch ist wichtig für unsere Vorgehensweise. Wenn Sie akzeptieren, dass Sie eine Hexe sind, werden wir Ihnen beibringen, sich selbst zu verteidigen. Sie brauchen sich danach nicht unserem Orden anzuschließen. Es gibt Hexenfamilien und einige Hexenzirkel.“

„Was ist, wenn ich ein einfacher Mensch sein will?“

„In diesem Fall sollten Sie selbst keine Magie anwenden, aber ich weiß nicht, ob dieser Weg Ihnen noch offensteht. Haben Sie jemals ein Element beeinflusst? Denken Sie auch an Ihre Kindheit zurück und ob Sie seltsame Geschichten von Ihren Eltern gehört haben.“

„Nein, doch ich habe miterlebt, wie Alice von einem Vampir getötet wurde, als wäre ich sie. Es war auch nicht das erste Mal, aber ich habe das für Träume gehalten.“

„Wann hatten Sie zuerst diese Träume?“

„Ich glaube, mit 14 Jahren.“

Nicolas Overton reibt sich eine Schläfe. „Darum fühlt ihr euch so verwoben an, aber wer weiß, vielleicht besitzen alle Zwillinge seit Geburt so eine Verbindung.“

„Warum kann ich nicht in mein normales Leben zurückkehren, wenn ich Magie angewendet habe?“

„Vampire können Hexen erkennen und je stärker eine ist, desto leichter fällt es ihnen. Es gibt Hexen, die alleine leben, aber sie wählen abgeschiedene Dörfer dafür aus und ein kleines Risiko bleibt bestehen.“

Auch Ryeford ist eine kleine Küstenstadt und noch kein Tod wurde einem Vampir zugeschrieben.

„Sie müssen sich noch nicht entscheiden. Geben Sie mir Ihre Antwort im Orden.“

Alice erscheint und dreht sich im Kreis. Scheinbar können Geister ihr Aussehen beeinflussen, denn sie trägt nicht länger das Kleid, das sie anhatte, als sie starb. Sie setzt sich auf Herrn Overtons Schoß.

„Warum stellst du mir keine Fragen? Ich bin viel interessanter als sie und ich weiß, dass Männer …“

Sie flüstert ihm etwas ins Ohr.

Angewidert dreht Nicolas Overton den Kopf weg. „Such dir einen anderen Sitzplatz.“

„Sei nicht so schüchtern. Wenn du mich lässt, kann ich einige Dinge machen, die dir sehr gefallen werden. Wie wäre es mit einem Kuss?“

„Auch eine Frau kann sich nicht alles erlauben. Meine letzte Warnung: runter.“

„Ich hasse dich!“ Ihre Kleider raffend steht Alice auf und versucht zu verschwinden.

„Bleib, ich lass dich hier nicht dein Unwesen treiben.“

Verärgert lässt sie sich auf einem Stuhl am anderen Tisch nieder und verschränkt die Arme.

„Ihr werdet eure Worte und euer Benehmen noch sehr bereuen. Das gilt für euch beide.“

Bevor du schlafen gehst, schreibst du einen Brief an deine Eltern, damit du ihm am nächsten Morgen verschicken kannst. Trotz Alices Drohung vergehen die nächsten zwei Tage ereignislos. Du schaust aus dem Fenster. Ihr fahrt gerade durch einen dichten Wald und biegt um eine Kurve. Die Kutsche stoppt und im nächsten Moment werden die Türen aufgerissen. Ihr blickt in die Läufe von Revolvern, gehalten von zwei maskierten Männern.

„Hände nach oben, Gentlemen, und du steckst alles Wertvolle in diesen Beutel.“ Er wirft dir einen schmutzigen Lederbeutel auf den Schoß. Plötzlich löst sich auf der anderen Seite ein Schuss und Nicolas Overton zuckt zusammen.

„Was machst du da?“

„Ich habe nichts gemacht.“ Der Räuber wird zurückgeschleudert und der andere ebenfalls. Draußen ertönt noch ein Schuss.

„Bist du in Ordnung?“, ruft Nicolas Overton dem Kutscher zu.

„Ja, mir geht es gut. Die Halunken sind geflüchtet, aber der Baumstamm liegt immer noch im Weg.“

„Kümmern wir uns darum.“

„Warte,“ sagt Herr Gould, „du wurdest getroffen, Nicolas. Lass mich die Wunde sehen.“

Die Männer steigen aus und Alice erscheint neben dir.

„Ich hätte den Räuber ersticken lassen, bevor er abdrückt, obwohl ein Fortlenken der Kugel auch eindrucksvoll gewesen wäre.“ Sie lächelt dich an. „Vielleicht hat er es nicht getan, weil die Kugel dann unkontrolliert durch die Kabine geschossen wäre.“

Du steigst aus. Nicolas Overton reicht Herrn Barlow seinen Mantel und Gehrock und setzt sich auf einen Stein, während Herr Gould ein kleines Kästchen öffnet.

„Es ist Alices Schuld gewesen.“

Nicolas Overton krempelt seinen Ärmel hoch. „Ja, sie hat den Bann zu einer ungünstigen Zeit gebrochen, aber es ist nur ein harmloser Streifschuss.“

„Der trotzdem desinfiziert wird.“ Herr Gould tränkt ein kleines Tuch in Alkohol.

„Wie kann man seinen Elementar nicht im Griff haben?“, fragt Alice erstaunt. „Er kommandiert dich herum, als wäre er dein Vater.“

Du kommst näher. Zum Glück blutet die Schramme an seinem Unterarm kaum. Nachdem Herr Gould sie mit Alkohol abgetupft und verbunden hat, zieht sich Nicolas Overton wieder an und die Männer wenden sich dem Baum zu, der den Weg blockiert.

„Um diesen Baumstamm auf normalem Weg fortzuräumen, brauchen wir einen halben Tag.“ Nicolas Overton schaut sich um. „Keiner zu sehen, schieben wir ihn zur Seite.“

Verblüfft siehst du, wie Wind den Baum hebt und in den Wald schiebt.

„Erledigt. Fahren wir weiter.“ Nicolas Overton bleibt stehen. „Einer der Räuber hat seine Waffe verloren. Nehmen wir sie mit, bevor er sie sich wiederholt.“

Herr Gould schüttelt den Kopf. „Lass sie liegen.“

Nicolas Overton bückt sich und hält den Lauf in die Erde, während er die Patronen rausholt, dann drückt er ab. Bis auf die drehende Trommel gibt der Revolver keinen Ton von sich.

Lächelnd steht er auf. „Jetzt ist sie vollkommen ungefährlich.“

„Ich hasse die Teile.“

„Ich dachte, ihr tragt geweihte Revolver“, sagst du.

„Die meisten, die Vampire jagen, tun das auch. Beim Umgang mit Geistern sind sie eher vom Nachteil.“

Am Abend des nächsten Tages erreicht ihr das Kloster der Ritter des Heiligen Geistes. Nicolas Overton reicht dir die Hand zum Aussteigen und du erblickst eine wunderschöne Kirche, an deren rechte Seite sich das restliche Klostergebäude schmiegt. Umgeben ist das Gelände von einer hohen Mauer.

„Ich hoffe, dass Sie sich hier wohlfühlen werden. Obwohl dieses Kloster unserem Orden vor zwei Jahrhunderten vom Papst übergeben wurde und normalerweise keine gewöhnlichen Menschen Zugang haben, führen wir wie Mönche ein einfaches Leben.“

„Wusste er, was ihr wirklich seid?“

„Nein, Hexen haben es immer mit ihrem Leben bezahlt, wenn sie sich offenbart haben, doch die Menschen haben keine Probleme mit übernatürlichen Fähigkeiten, wenn sie glauben, dass diese ein Geschenk Gottes sind.“

„Vergesst nicht, dass Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde“, sagt Alice.

„Folgen Sie mir bitte, Fräulein Paxton, denn ich muss Sie zuerst dem Großmeister vorstellen.“

Anscheinend habt ihr ihn bei der Arbeit gestört, denn die Tinte auf dem Papier vor ihm schimmert noch feucht und er sitzt zwischen zwei Stapeln von Papieren. Trotzdem lächelt er euch freundlich an.

„Willkommen im Orden der Ritter des Heiligen Geistes, junge Frau.“

„Großmeister, dies ist Kate Paxton, Tochter von Godric Remington und Samantha Ainsworth. Sie wird von dem Geist ihrer Zwillingsschwester Alice heimgesucht. Ich bitte darum, dass sie für die Dauer des Exorzismus im Kloster bleiben darf.“

„Natürlich.“ Er reicht dir eine Eulenbrosche aus Messing. „Tragen Sie bitte diese. So erkennen die anderen, dass Sie eine Hexe sind, auch wenn Sie nicht dem Orden angehören.“

Du steckst das Erkennungszeichen an dein Kleid und ihr verabschiedet euch.

„Ich hole unsere Sachen“, sagt Herr Gould, „sowie ein Armband aus gesegneten Turmalinen.“

„Danke, Travis.“

Ihr verlasst das Hauptgebäude des Klosters und geht auf einen Bereich auf der linken Seite zu, der von einer hohen Mauer umgeben ist. Nachdem ihr durch eine abschließbare Metallpforte gegangen seid, steht ihr vor einem langen Haus.

„Das wirkt wie ein Gefängnis“, meint Alice und innerlich stimmst du zu. Zwar hat man vor dem Haus Blumen gepflanzt, aber die Mauern sind viel zu hoch für das schmale Stück Land und es liegt dadurch immer im Schatten.

„Hier bringen wir Menschen unter, die von Geistern verfolgt werden, wenn wir befürchten, dass der Exorzismus länger dauert. Die hohen Mauern dienen als Sichtschutz zum Kloster.“

„Ich wusste, dass ihr Angst vor dem Scheiterhaufen habt!“, sagt Alice. „Die Geister dort werden mich zu schätzen wissen.“

„Geister, die Menschen heimsuchen, sind nicht für ihre Freundlichkeit bekannt und sie können einander wehtun.“

Deine Schwester lacht, aber es klingt etwas schrill. „Als ob ein normaler Mensch es mit einer Hexe aufnehmen könnte.“

Er öffnet die Tür des Hauses und ihr betretet einen großen Eingangsbereich mit einer gemütlichen Sofaecke und einem Bücherregal. Herr Barlow ist vor euch da gewesen und hat die Tüten mit deinen Sachen auf den Tisch gestellt. Nicolas Overton blickt nach links, wo ein Schlüsselbrett aufgehängt ist.

„Scheint, als wären wir momentan die einzigen Gäste.“

Er nimmt zwei Schlüssel vom Brett, an dem bislang kein einziger fehlte. Nachdem er deine Tüten aufgehoben hat, führt er dich zur ersten Tür auf der linken Seite.

„Das ist Ihr Raum. Travis und ich schlafen im Zimmer nebenan.“

Er öffnet die Tür und tritt zurück, damit du hineingehen kannst. Die Einrichtung ist bescheiden, doch du hast alles, was du brauchst. In dem Zimmer stehen zwei Betten, ein großer Kleiderschrank, Schreibtisch und Stuhl sowie eine Waschkommode. Nicolas Overton stellt die beiden Tüten mit deinen Sachen auf den Schreibtisch.

„Sie haben den Raum für sich alleine. Hier ist der Schlüssel. Im Kleiderschrank sollten Sie zwei Leinenbeutel finden, in die Sie Ihre Schmutzwäsche geben können. Wenn Sie sie in den Korb neben der Haustür legen, werden die Ordensmitglieder sie waschen. Wir können uns vollkommen auf den Exorzismus konzentrieren, der auf dem Dachboden stattfinden wird. Vielleicht entdecken Sie im Buchregal auch etwas, das Sie lesen möchten. Morgen werde ich Ihnen das Kloster zeigen.“

Herr Gould kommt mit zwei Koffern zurück und Nicolas Overton nimmt sie ihm ab, damit er dir ein Armband aus schwarzen Turmalinen reichen kann.

„Dies wird Sie schützen, auch wenn ich nicht an Ihrer Seite bin“, sagt Nicolas Overton. „Dieses Armband ist nicht so aufwändig geweiht wie Ihr jetziger Turmalin, darum überprüfen Sie seinen Zustand jeden Morgen und Abend.“

„Jemand wird uns gleich etwas zu essen bringen.“ Herr Gould nimmt Nicolas Overton einen Koffer wieder ab. „Wir können uns inzwischen einrichten.“

Die beiden Männer gehen in den Raum nebenan und du packst aus. Innerhalb weniger Minuten bist du fertig. Draußen hast du einen Brunnen gesehen und es würde noch eine Weile hell sein. Vielleicht gibt es auch eine Waschküche, in der du deine Kleidung selbst reinigen kannst.

„Kommst du dir nicht schäbig mit deinen wenigen Habseligkeiten vor?“, fragt Alice.

Du antwortest nicht, sondern verlässt dein Zimmer und klopfst an der Tür nebenan. Nicolas Overton öffnet dir, doch bevor du etwas sagen kannst, ruft eine Stimme vom Eingang: „Guten Abend! Ich bringe etwas zu essen für die Unzeitigen.“

Nicolas Overton eilt ihm entgegen, um ihm die Tüte abzunehmen.

„Vielen Dank.“

Ihr geht in die Küche am Ende des Flures und deckt den Tisch.

Herr Gould sagt: „Es mag Sie wundern, aber hier im Orden essen wir bereits um 18 Uhr.“

„Was bedeutet, dass es keine Teezeit gibt.“ Alice seufzt. „Ich wurde in das Mittelalter zurückgeworfen.“

Nachdem ihr Brot mit Käse sowie als Nachtisch eine Birne gegessen und den Abwasch erledigt habt, fragst du: „Gibt es hier auch eine Waschküche, die ich nutzen darf?“

Nicolas Overton antwortet: „Ja, gleich gegenüber. Ich verstehe, dass man etwas Normales tun möchte, wenn das Leben durcheinandergerät. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo die Seife ist, und dann helfen wir Ihnen beim Füllen des Waschbottichs. Wir haben leider keine Wasserpumpe im Haus, sondern müssen das Wasser aus dem Brunnen holen.“

„Vielen Dank.“

In der Waschküche gibt es einen mittelalterlich wirkenden Herd, neben dem ein großer Stapel Holzscheite liegt. Nachdem Nicolas Overton dir alles gezeigt hat, füllen er und Travis Gould den Waschzuber auf und wünschen dir eine gute Nacht. Normalerweise weicht man die Wäsche eine Nacht ein und nutzt am nächsten Tag heißes Wasser zum Waschen, aber du löst ein Stückchen Seife im kalten Wasser und holst die Sachen, die du reinigen möchtest. Du lässt sie kurz einweichen und reibst sie dann auf dem Waschbrett.

„Jetzt weiß ich, warum deine Hände so gewöhnlich aussehen. Keine Hautpflege der Welt wird die Haut so schön wie meine machen. Die Blicke anderer Damen am Tisch möchte ich mir nicht vorstellen.“

„Oh, ich verstehe, sie werden über dich lästern, weil sie denken, dass dein Vater nicht genug Geld hatte, um ein Hausmädchen zu beschäftigen.“

„Genau.“

Wenn mein Körper deinen hohen Ansprüchen nicht genügt, lass mich doch in Ruhe und geh ins Jenseits, denkst du und beginnst, deine Kleidung auszuspülen, danach wringst du sie aus und hängst sie vor dem offenen Fenster auf. So warm, wie die Nächte momentan sind, sind die Sachen vielleicht morgen früh schon trocken. Erschöpft, aber irgendwie auch zufrieden, gehst du in dein Zimmer und machst dich für die Nacht fertig. Währenddessen geht Alice auf und ab.

„Ich kann es nicht akzeptieren, dass er mich ignoriert, und ich hasse es, dass Spiegel keine Geister zeigen, und ich nicht sehe, wie mein Haar aussieht.“ Sie mustert dich. „Vielleicht bevorzugt er Mädchen ohne Stil wie dich. Das würde einiges erklären. Also gut, wenn er die Unschuld vom Lande möchte, kann er sie bekommen.“

Sie schließt die Augen und ihr Gesicht verzieht sich schmerzerfüllt. „Unglaublich, dass er mit einem Bann einer Dame die geringsten Bedürfnisse verweigert, aber wir werden ja sehen ...“

Du beobachtest eine Weile, wie sie vergeblich gegen den Bann kämpft, dann legst du dich hin und schläfst ein, bis ein „Aufwachen“ dich weckt. Entsetzt schnappst du nach Luft, als sie das Kleid trägt, das du diesen Tag anhattest. Auch ihre Frisur ähnelt deiner.

„Was sagst du?“, fragt sie.

„Lass es bleiben. Du verärgerst ihn nur.“

„Auf keinen Fall. Bald wird er mich ansehen, als wäre ich das Wichtigste auf der Welt.“

Sie will durch die Wand verschwinden, doch weicht mit einem Schmerzenslaut zurück.

„Siegel gegen Geister in Wänden? So etwas haben wir nicht einmal zu Hause, dann nehme ich halt die Tür.“

Nachdem sie versucht hat, diese zu durchdringen, schwebt sie an die Decke, wo sie ebenfalls zurückgeworfen wird.

„Dies ist wirklich ein Gefängnis.“

Sie fällt in beleidigtes Schweigen und du schläfst wieder ein. Am nächsten Morgen weckt dich ein Vöglein, das vor deinem Fenster singt, und du machst dich für den Tag fertig. Bevor du das Zimmer verlässt, wirfst du einen Blick auf das Armband, das unbeschädigt ist. Auch dein Turmalin hat keine weiteren Risse bekommen. Als du nach deiner Wäsche siehst, ist sie trocken, allerdings ist sie etwas steif. Sie hätte noch ein oder zwei Mal gespült werden müssen, aber sie ist frisch und das ist wichtiger als ein unangenehmes Gefühl auf der Haut. Du bringst sie in dein Zimmer zurück und ziehst dich erneut um, danach packst du deine anderen Sachen in den Leinenbeutel und steckst diesen in den Wäschekorb im Eingangsbereich.

„Weißt du, wie ermüdend es ist, dich zu beobachten?“, fragt Alice.

„Vielleicht wird der Exorzismus spannender für dich.“ Du gehst zum Buchregal, um dir die Bücher anzusehen.

„Wohl kaum. Ich werde euch besiegen und dann mein Leben genießen.“

Du hörst ein Klopfen und rufst: „Ich bin bei den Büchern!“

Die Exorzisten betreten den Raum.

„Guten Morgen,“ sagt Nicolas Overton, „ich hoffe –“

Alice vertritt ihm den Weg. „Wir müssen miteinander reden.“

Er seufzt. „Nachdem ich den Bann erneuert habe.“

„Um ihn geht es! Ich kann mit ihm nicht einmal meine Kleidung wechseln.“

„Ich werde keine Ausnahme machen, aber ich warte eine Weile, wenn du in ein anderes Kleid wechseln möchtest. Verzeihe meine Offenheit, dieses steht dir nicht.“

Alice wirkt erschüttert und trägt einige Momente später ein dunkelblaues Kleid mit vielen Rüschen.

„Wie ist das?“

„Viel besser.“

„Oh, Nicolas, du musst wirklich lernen, wie man mit Frauen umgeht, sonst gehen sie nie mit dir aus. Sag, was du wirklich denkst. Wie sehe ich aus?“

„Du bist wunderschön.“

„So ist es.“ Sie strahlt glücklich.

„Kommen Sie, Fräulein Paxton“, sagt Nicolas Overton. „Wir werden von nun an mit den anderen essen.“

Ihr geht zum Hauptgebäude und die beiden Männer führen dich zum Speisesaal. Du bist überrascht, wie viele Frauen es im Orden gibt. An der langen Tafel in der Mitte nehmen die beiden Geschlechter sogar gemeinsam ihr Mahl ein. Das Frühstück besteht aus Haferbrei und es stehen verschiedene Früchte und Honig bereit, um ihn zu verfeinern.

„Ist das deine neue Partnerin?“, fragt ein junger Mann, als ihr euch setzt.

„Nein, mein Schützling Kate Paxton.“

Das Ordensmitglied trommelt mit den Fingern auf die Tischplatte. „Ich hoffe, der Großmeister setzt sich über deinen Wunsch, alleine zu arbeiten, hinweg, ansonsten binde ich dich irgendwann im Kloster fest.“

„Ich bin dabei“, sagt die Frau neben ihm. „Die Arbeit ist bereits gefährlich genug, wenn man zu viert unterwegs ist.“

Nachdem ihr gegessen und den Speisesaal verlassen habt, bleibt Nicolas Overton stehen. „Ich hoffe, Sie hatten in den letzten Tagen genug Zeit, darüber nachzudenken, ob Sie als Hexe ausgebildet werden wollen. Wie ist Ihre Entscheidung?“

Bevor du ihn getroffen hast, hast du Alice nur standgehalten, weil du den Stein deiner Mutter hattest. Wenn sich wider Erwarten ein Vampir nach Ryeford verirrt, willst du dich nicht darauf verlassen, dass deine Magie zu schwach ist, um von ihm erkannt zu werden. Außerdem möchtest du kein zweites Mal so hilflos einem übernatürlichen Wesen gegenüberstehen.

„Zeigt mir bitte, wie ich mich selbst verteidigen kann.“

Nicolas Overton lächelt. „Als nächstes müssen wir Ihren Elementar rufen. Nicht nur wird er Ihr ganzes Potential entfalten, er wird Ihnen überallhin folgen und Sie Ihr ganzes Leben beschützen.“

Zweifelnd schaust du ihn an. „Ich weiß noch nicht, was ich tun werde, wenn die Ausbildung abgeschlossen ist. Vielleicht kehre ich zu meinen Eltern zurück. Es erscheint mir nicht richtig, einen Elementar zu haben, wenn ich ein möglichst normales Leben führen möchte.“

„Wir Elementare wünschen uns nichts sehnlicher als einmal in einem Körper zu leben“, sagt Herr Gould.

„Ordensmitglieder, die an Gott glauben, sehen in Elementaren so etwas wie Schutzengel,“ fügt Nicolas Overton hinzu, „aber auch andere halten Hexen und Elementare für eine Einheit, die zusammengehört. Vermutlich wartet Ihr Elementar bereits auf Ihren Ruf.“

„Vermutlich? Können Sie ihn nicht fragen?“

Nicolas Overton lächelt. „Elementare haben feinere Seelen als Menschen, so dass auch wir Overtons nicht mit ihnen in ihrem natürlichen Zustand sprechen können.“

„Ich kann Ihnen versichern, dass ich mein Leben genieße, auch wenn es gefährlich ist. Oder wünschen sich Menschen, nie geboren zu sein?“

„Manche tun das“, wirft Alice ein.

„Bitte vertrauen Sie uns in dieser Sache“, sagt Nicolas Overton. „Wenn Hexen ihre Elementare respektieren, haben beide Seiten von der Verbindung Vorteile.“

Überzeugt nickst du. Ihr steigt die Treppen hinauf und erreicht eine Tür, neben der eine Truhe steht. Nachdem ihr durch die Tür getreten seid, befindet ihr euch auf einer Dachterrasse. Vier große flache Steinschalen stehen hier auf niedrigen Podesten und bilden ein Quadrat. Die beiden Männer holen aus einem Unterstand Holz und legen es in eine der Schalen. Während Nicolas Overton es anzündet, geht Herr Gould zur Truhe und nimmt ein einfaches Gewand und Schuhe heraus.

„Eine Hexe gibt einem Elementar einen Körper, aber keine Kleidung“, erklärt er.

Als das Feuer gut brennt, bittet Nicolas Overton dich, dich in die Mitte zu stellen.

Du gehorchst und fragst: „Was muss ich tun?“

„Traditionell wird in der Reihenfolge Wind, Feuer, Wasser und Erde getestet, um daran zu erinnern, dass die Seele vor dem Körper existierte.“ Er deutet auf die jeweiligen Steinschalen.

„Wir Remingtons testen in der Reihenfolge Feuer, Wind, Wasser und Erde“, mischt Alice sich ein, „und ich beherrsche den Wind.“

„Komm an meine Seite und sei bitte während der Anrufung still“, sagt Nicolas.

Sie sehen einander in die Augen, dann lächelt deine Schwester. „Gib zu, dass du mir nahe sein willst.“

Nicolas Overton erwidert nichts und ihr Lächeln wird breiter. Als sie neben ihm steht, fährt er fort: „Steigen Sie auf das Podest, Fräulein Paxton, und nähern Sie Ihre Hände dem Element, wie es für Sie angenehm ist. Stellen Sie sich vor, wie sich Ihre Kraft zwischen Ihren Händen sammelt und einen Körper bildet. Das Element wird reagieren, wenn es zu Ihnen passt.“

Du steigst die drei Stufen zum leeren Gefäß hoch und schließt die Augen, bevor du der Anweisung folgst. Hoffentlich habe ich nicht das gleiche Element wie meine Schwester, denkst du. Es wäre schön, wenn ihr euch in einer weiteren Sache unterscheiden würdet, aber nein, du musst dich jetzt konzentrieren. Nach einer Weile öffnest du die Augen und bist erleichtert, dass du nichts siehst. Du gehst zum Podest mit der Feuerschale weiter und hältst die Hände so nahe, dass du die Wärme der Flammen fühlst. Auch das Feuer reagiert nicht auf dich und du wendest dich der Schale mit Wasser zu. Seine Oberfläche spiegelt dich und den Himmel und eine tiefe Ruhe überkommt dich. Du kniest vor der Schale, um deine Finger in das Wasser zu tauchen. Sofort fangen sie an zu kribbeln und etwas streift dein Bewusstsein, das dir halb vertraut, halb fremd vorkommt. Du lässt deine Kraft in das Wasser fließen und dir wird warm. Das Wasser erhebt sich aus der Schale und bildet eine Blase, deren Oberfläche in allen Farben des Regenbogens schillert, aber einen Blick ins Innere verhindert. Immer noch Kraft in die Blase leitend, trittst du zurück und sie zerplatzt. Zum Glück hat dich Herr Gould vorgewarnt, dass dein Elementar unbekleidet erscheinen würde, sodass du dich rechtzeitig abwenden kannst.

„Vielen Dank, dass du mich beschworen hast“, sagt eine männliche, jung wirkende Stimme.

„Ich danke dir, dass du gekommen bist.“

„Zieh das bitte an“, sagt Herr Gould und tritt an dir vorbei, um deinem Elementar die Kleidung zu reichen. Hinter dir raschelt es.

„Ich bin fertig“, sagt die Stimme und du drehst dich um. Dein Elementar ist in deinem Alter, vielleicht ein Jahr jünger. Die Sonne schimmert auf seinem blonden Haar und seine grauen Augen schauen dich aufmerksam an. Kein Wunder, dass die gläubigen Hexen Elementare für Schutzengel halten. Das Wesen vor dir besitzt die Schönheit eines Engels.

„Ich bin Kate,“ sagst du. „Wie ist dein Name?“

„Bitte gib mir einen.“

Du überlegst eine Weile. „Wie gefällt dir Ethan?“

„Ethan?“, wiederholt dein Elementar und strahlt dann. „Der Klang gefällt mir.“ Auf einmal erschaudert er und wendet den Kopf.

„Was ist?“

„Ich spüre, dass da etwas ist, und es fühlt sich nicht gut an.“

„Nenn mich nicht es!“ Alice stemmt die Hände in die Hüften.

„Du kannst sie sehen und hören?“, fragt Nicolas Overton verblüfft.

„Nein, tut mir leid. Ich … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.“

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Ethan. Das ist die verstorbene Alice und sie versucht, Kates Körper zu übernehmen.“

„Warum geht sie nicht ins Jenseits?“, fragt Ethan.

Alice lacht. „Das ist eine ziemlich eigenartige Frage von einem Wesen, das hier ist, weil es sich selbst einen Körper gewünscht hat.“

„Menschen können sich manchmal nicht mit ihrem Tod abfinden“, sagt Nicolas.

„Einen Körper stehlen zu wollen, ist trotzdem falsch.“

„Da stimme ich dir zu. Ethan, ich bin Nicolas Overton und dies ist Travis Gould. Nenn uns Nicolas und Travis. Unsere Aufgabe ist es, Kate und Alice voneinander zu trennen, aber das kann unangenehm für sie werden. Wirst du uns vertrauen und dabei helfen?“

Ethan schaut dich fragend an.

„Ich habe darum gebeten“, sagst du.

„Dann helfe ich auch.“

Herr Gould zieht ein Turmalin-Armband aus der Tasche. „Dieses Armband ist für dich, Ethan. Es wird dich vor Alice schützen.“

„Danke.“

„Gut, wir werden euch das Kloster zeigen und dann beginnen wir den Exorzismus.“

Während der Führung sagt Ethan plötzlich: „Die Anredeweisen verwirren mich. Warum siezen Nicolas und Kate sich?“

„Menschen sind sehr auf Umgangsformen bedacht“, antwortet Herr Gould. „Im Orden reden sich die Mitglieder mit Vornamen und Sie an, auch wenn sie sich kaum kennen, aber zwischen uns und Fräulein Paxton gelten die normalen Regeln der Gesellschaft. Uns Elementaren kommt die höfliche Ansprache unnatürlich vor und wir bevorzugen ein Du, aber wir können Sie auch gerne mit Sie ansprechen, wenn Sie möchten.“

Ethan verzieht das Gesicht. „Bitte nicht.“

Irgendwie fühlst du dich ausgeschlossen. „Ich hätte auch nichts dagegen, wie andere Hexen behandelt zu werden“, sagst du leise.

Die beiden Exorzisten schauen dich verblüfft an, dann gehen sie auf deinen Wunsch ein. Am Ende der Führung bringen sie euch zum Hospital, um euch dem Arzt vorzustellen. Leise geht ihr den Flur entlang und Nicolas klopft an die Tür.

„Herein!“

Ihr tretet ein und ein schwarzhaariger Mann im mittleren Alter wendet sich von einem Mikroskop ab.

„Kate, das ist Dr. Arthur Seymoir“, stellt Nicolas den Arzt vor. „Arthur, dies ist Kate Paxton und ihr Wasserelementar Ethan.“

„Paxton? Bedeutet das, in einer normalen Familie haben sich plötzlich Hexenkräfte gezeigt?“ Neugierig mustert er dich.

„Nein, ihre leiblichen Eltern sind Samantha und Godric Remington.“

„Und sie hat einen Wasserelementar.“ Beschwörend nimmt Dr. Seymoir deine Hände. „Bitte werden Sie meine Assistentin.“ Dann schüttelt er den Kopf. „Nein, das Beste wäre, wenn Sie Nicolas‘ Partnerin werden und mir in Ihrer Freizeit aushelfen.“

„Beruhige dich, Arthur. Du weißt noch nicht, ob sie die Gabe der Remingtons hat.“

„Warum sind Sie so aufgeregt?“, fragt Ethan.

„Die Gabe der Remingtons ist Blutmagie. Schauen Sie nicht so entsetzt, Fräulein Paxton. Als Arzt glaube ich, dass man mit dieser Gabe Menschen retten kann. Denken Sie an unheilbare Krankheiten. Also, was sagen Sie?“

Du bist sprachlos und Nicolas sagt: „Das geht ihr vermutlich zu schnell und sie hat noch ihren ersten Exorzismus vor sich.“

„Ich verstehe, aber ich biete Ihnen an, Sie auszubilden. Kommen Sie morgen nach dem Mittagessen vorbei.“

Nachdem ihr das Zimmer verlassen habt, sagt Nicolas: „Wie Sie sehen, ist Arthur ein leidenschaftlicher Arzt, aber er ist auch eine sehr gute Wasserhexe. Einen besseren Lehrer hätten wir nicht finden können.“

Ihr verlasst das Hauptgebäude durch einen anderen Ausgang und steht in einem weitläufigen Garten, in dem es nach Kräuter und Blumen duftet.

„Aufgrund unserer Aufgaben, die uns oft außerhalb des Klosters führen, sind wir keine Selbstversorger und unser Garten dient eher der Entspannung“, erklärt Nicolas.

Wie ein Kind lächelnd kniet Ethan neben den Blumen nieder, um an ihnen zu riechen und ihre Blätter zu berühren.

Ein breiter Weg führt zu einer Mauer am Ende des Grundstückes, in der ein schweres Metalltor eingelassen ist, das zusätzlich verriegelt ist. Wachen stehen daneben.

„Befindet sich dahinter der berühmte Friedhof der Vampire?“, fragst du.

„Ja, dort versiegeln wir Vampire.“

„Versiegeln? Sie sind nicht tot?“

„Man kann scheinbar Vampire töten, aber nach einer Weile regenerieren sie sich. Solange es einen Leichnam gibt und die Verbindung zur Seele nicht gerissen ist, kann man die Seele an ihn binden. Das ist es, was wir tun. Andere Methoden aus dem Volksglauben, wie den Leichnam zu köpfen, bewirken leider nichts auf Dauer.“

„Ich habe von zwei Fällen gelesen, in denen Dorfbewohner glaubten, wieder von denselben Vampiren heimgesucht zu werden, und die Gräber auch leer waren.“

„Das ist leider die Regel und nicht die Ausnahme.“

„Habt ihr keine Angst, dass eine Schar von Vampiren ausbrechen könnte?“

„Du brauchst dich nicht zu fürchten, Ethan“, sagt Travis. „Alle Vampire sind unterirdisch versiegelt und die Krypta ist mit einer schweren Metalltür geschützt. Patrouillen, die die Siegel und Steinsärge kontrollieren, finden zwei Mal täglich statt.“

„Das muss ein unbeliebter Job sein.“

Nicolas lacht. „Wir hatten noch nie ausgebrochene Vampire, aber ich gebe zu, die ersten Male ist es etwas unheimlich, durch die Räume zu gehen. Bitte richtet eure Aufmerksamkeit auf die Schönheit des Gartens.“

Ihr wendet euch nach links und geht um das Klostergebäude herum, bis ihr eure Unterkunft seht. Ihr steigt auf den ausgebauten Dachboden, um mit dem Exorzismus zu beginnen. Der Raum ist leer bis auf eine Matratze und einige Kissen, die direkt auf dem Boden liegen.

„Legen Sie sich bitte entspannt hin“, fordert Nicolas dich auf.

Nachdem du dich auf der Matratze ausgestreckt hast, deckt er dich mit einer dünnen Decke zu und kniet zu deiner Rechten, während sich Travis zu deiner Linken niederlässt.

„Kate, Alice befindet sich zwar nicht in Ihrem Körper, aber es gibt eine Verbindung in Ihnen, die ich entfernen muss, bevor ich sie bannen kann. Ethan, geh bitte an das Fußende.“

Du fühlst eine Art Berührung wenige Zentimeter vor deiner Brust.

„Können Sie das spüren?“

Du nickst.

„Die Seele bildet häufig eine Art Feld um den Körper. Auch Menschen, die keine Hexen sind, können ein erweitertes Feld haben und darüber Dinge wahrnehmen. Ein Beispiel dafür wäre, wenn man einen Raum betritt und spürt, ob sich die Leute darin kurz zuvor gestritten haben. Für uns Hexen ist es wichtig, dass wir dieses Feld mit einem Schild schützen, denn Geister, Vampire und andere Hexen können uns mental angreifen. Dr. Seymoir wird Ihnen zeigen, wie man einen Schild aufbaut, aber ich muss jetzt durch Ihren natürlichen Schutz hindurch. Am einfachsten ist, wenn Sie mich durchlassen. Alice hat Sie schon einige Male angegriffen. Spüren Sie einen Unterschied zwischen ihr und mir?“

„Abgesehen von der Stärke nein.“

„Stellen Sie sich vor, wie Ihr Schild an dieser Stelle dünner wird. So ist es gut.“

Es fühlt sich an, als ob er etwas an deinen Herzen operiert, und du bist überzeugt davon, wenn er einen Fehler macht, bist du tot. Dein Herz beginnt zu rasen und du bekommst Panik.

„Beruhigen Sie sich“, flüstert Travis.

Du versuchst es, während Nicolas mit seinen geistigen Berührungen innehält. Die Panik lässt nach, doch sie lodert wieder auf, als er mit der Untersuchung fortfahren will.

„Hören wir für heute auf“, entscheidet Nicolas nach drei weiteren Versuchen. „Ich ziehe mich zurück und Sie schließen wieder Ihren Schutzschild.“

Du richtest dich auf und berührst deinen Turmalin. Noch immer hämmert dein Herz und du bist völlig durchgeschwitzt.

„Es tut mir leid.“

„Nein, diese Verbindung gibt es vermutlich seit Ihrer Geburt, darum ist Ihre Seele überzeugt, in Lebensgefahr zu sein, obwohl ich sie mir nur angesehen und etwas verschoben habe.“

„Wie sieht sie aus?“

„Wie der berühmte Gordische Knoten.“

Am Abend schreibst du einen zweiten Brief an deine Eltern, als es plötzlich klopft. Nicolas und Travis tragen einen Paravent herein und stellen ihn zwischen den beiden Betten auf.

„Ich weiß, dass dies Ihr Gefühl für Anstand verletzt, aber Sie werden sich sicherer fühlen, wenn Ethan auch nachts an Ihrer Seite ist.“

Du nickst nur. Auch wenn es dir etwas unangenehm ist, mit einem Mann in einem Zimmer zu schlafen, bist du froh, dass du nicht wieder mit Alice alleine bist. Der Gedanke, dass sie auf dein schlafendes Gesicht starrt, macht dir eine Gänsehaut.

„Gib zu, Nicolas, dass du innerlich blass vor Neid bist“, sagt Alice. „Ethan wird mit zwei wunderschönen Frauen alleine sein.“

Nicolas reibt sich die Schläfe. „Ethan, das Armband schützt dich vor Geistern. Bitte gib Bescheid, wenn die Kugeln Risse bekommen.“

Nachdem Ethan und du euch in die Betten gelegt habt, fragst du leise: „Schläfst du eigentlich nie, Alice?“

„Nein, Geister brauchen wohl keinen Schlaf. Du glaubst nicht, wie langweilig die Nächte sind. Du schnarchst vor dich hin und ich sitze hier herum.“

„Ich schnarche nicht!“

„Nicolas ist ein grausamer Mann“, fährt Alice fort, ohne deinen Einwurf zu beachten. Während sie sich selbst bemitleidet, schläfst du ein. Ein Plätschern weckt dich und du bist hellwach.

„Ethan, bist du in Ordnung?“

„Ja, tut mir leid. Ich hätte nicht gedacht, dass du wach wirst, wenn ich mich wasche.“

Die Dämmerung hat kaum begonnen, das Zimmer zu erhellen.

„Wir müssen noch nicht aufstehen.“

„Ich freu mich so auf den Tag, dass ich nicht mehr schlafen möchte.“

Du lächelst. „Weck mich in einer halben Stunde.“

Bevor du Nicolas begrüßen kannst, flötet Alice: „Guten Morgen, konntest du diese Nacht überhaupt schlafen?“

„Guten Morgen“, sagt Nicolas und schaut Ethan und dich an.

„Wie war deine erste Nacht?“, fragt Travis Ethan.

„Es ist irgendwie komisch einzuschlafen.“

„Nicolas! Ein Gentleman ignoriert eine Dame nicht.“

„Wenn du dich wie eine verhalten würdest, wäre vieles anders.“

Bevor ihr in den Speisesaal geht, gibst du deinen Brief beim Postmeister des Klosters ab. Nach dem Frühstück setzt ihr den Exorzismus fort, doch du reagierst ebenso schlimm wie am Tag zuvor.

„Könnt ihr mich nicht mit Kräutern betäuben oder den Exorzismus machen, wenn ich schlafe?“

„Sie hätten Alpträume, die viel schlimmer sind als das, was Sie nun empfinden. Ich verändere etwas, das Ihre Seele beeinflusst. Haben Sie Geduld mit sich.“

Während des Mittagessens fragst du dich, ob es nicht besser wäre, wenn Nicolas dich unterrichtet. Je mehr Zeit ihr miteinander verbringt, desto schneller würdest du ihm vertrauen, aber er hat dich während der Reise Tag und Nacht vor Alice geschützt und etwas Erholung tut ihm sicher gut. Nach dem Essen bringen er und Travis euch zum Hospital. Du klopfst an.

Dr. Seymoir öffnet die Tür und sagt lächelnd: „Wunderbar, ihr seid da.“

Nachdem ihr euch gesetzt habt, fragt der Arzt dich, was Nicolas dir bislang beigebracht hat. Du wiederholst, was du heute über den Schutzschild erfahren hast.

„Das ist eine gute Erklärung. Lassen Sie mich überprüfen, wie stark Ihr Feld ist, dann bringe ich Ihnen bei, wie man einen Schutzschild aufbaut.“

Du erschauderst, denn es fühlt sich an, als ob du von unsichtbaren Händen von oben nach unten abgetastet wirst. Erleichtert atmest du aus, als die Untersuchung vorbei ist.

„Entspannen Sie sich und konzentrieren sich darauf, wie sich Ihre Brust bei jedem Einatmen weitet“, sagt Dr. Seymoir. „Sammeln Sie Ihre Kraft in Ihrer Herzgegend und mit jedem Ausatmen breitet sich Ihre Macht in Ihrem Körper aus. Zuerst in Magen, Arme und Hals, dann in Kopf und Oberschenkeln, bis Sie vom Scheitel bis zu den Füßen von ihr erfüllt sind.“ Er schweigt, während du dir das vorstellst. Deine Fingerspitzen beginnen zu kribbeln, und er fährt vor: „Spüren Sie, wie Ihre Kraft aus Sie heraustritt und Sie umhüllt. Unsichtbar, aber so stark wie eine Rüstung. Ich werde Sie nun ein weiteres Mal überprüfen.“

Vorhin glich seine Berührungen einem sanften Tasten, nun übt er stärkeren Druck aus und du hältst unwillkürlich dagegen.

„Öffnen Sie die Augen. Das haben Sie sehr gut gemacht. Gewöhnen Sie sich an, diese Übung so oft wie möglich zu wiederholen. Irgendwann werden Sie auch die Stellen spüren, an denen Ihr Schild schwächer geworden ist, und können sie gezielt ausbessern. Krankheit und starke Emotionen schwächen Ihren Schild, aber es gibt auch Situationen, in denen unsere Seele ihn unbewusst herunternimmt. Sie tut das zum Beispiel, wenn wir jemanden lieben.“

Er lässt seine Worte eine Weile wirken, dann stellt er zwei Glasschalen auf den Tisch und gießt Wasser hinein. Von seiner wunderschön weiß blühenden Begonie zupft er zwei Laubblätter, die er in die Schalen hineinfallen lässt.

„Um unsere Magie richtig nutzen zu können, müssen wir Konzentration und Willenskraft trainieren. Beginnen wir mit einfachen Dingen. Beachten Sie, dass Sie das Wasser unter dem Blatt beeinflussen, nicht das Blatt selbst. Warum versuchst du nicht als erstes, das Blatt zu bewegen, Ethan?“

Wie ein Boot fährt das Blatt durch das Wasser und Dr. Seymoir lächelt.

„Sehr gut, für einen Elementar ist diese Übung zu leicht. Gibt es Dinge, die du besonders schön findest?“

„Ich mag Blumen. Sie riechen gut und ihre Blütenblätter sind weich.“

Der Arzt stellt die Begonie auf den Tisch, dann erhebt sich das Abbild einer Blüte aus dem Wasser. Damit hat Ethan schon eher Probleme. Seine Blume sieht wie ein verknülltes Papier aus.

„Übe weiter“, muntert Dr. Seymoir ihn auf. „Und Sie, Fräulein Paxton, versuchen Ihr Glück mit dem Blatt.“

Am Ende der Stunde bewegt sich das Blatt, aber es trudelt eher durch das Wasser.

„Man könnte denken, dass du betrunken bist“, lacht Alice. „Soll ich dir zeigen, wie man das elegant macht?“

Das Blatt gleitet auf die Mitte zu und von dort beginnt es immer größere Kreise zu ziehen.

„Hat Nicolas den Bann nicht erneuert?“, fragt Dr. Seymoir.

„Heute Morgen.“

„Ihm scheint die Puste auszugehen“, meint Alice.

„Hexen sind die schlimmsten Geister, die man sich vorstellen kann, aber unsere Zeit ist eh gleich um. Ich hoffe, Sie kommen morgen wieder. Selbe Zeit?“

„Gerne.“

Es klopft an der Tür. Als Dr. Seymoir öffnet, richtet sich Nicolas‘ Blick auf eine Stelle neben dir.

„Hat sie den Unterricht gestört?“

„Nein, nur etwas angegeben.“ Dr. Seymoir mustert Nicolas, doch er spricht die Frage, die in seinen Augen liegt, nicht aus, sondern sagt nur: „Entspannt euch diesen Abend.“

Nach dem Abendessen fragt Nicolas dich, ob du sehr erschöpft vom Lernen bist.

„Nein.“

„Möchten Sie mich in die Stadt begleiten? Ich muss einen freundlichen Geist besuchen. Vermutlich wird es für Sie und Ethan eher langweilig sein, aber vielleicht gefällt euch unsere Stadt.“

Wenn du mitkommen willst, lies bei 50 weiter, ansonsten geht es bei 99 weiter.

 

8

„In Ordnung.“

Nachdem du ihm gezeigt hast, wo er seine Hände hinlegen soll, führst du ihm die Schrittfolge vor. Zu deiner Überraschung beherrscht er sie nach kurzer Zeit und strahlt dich an.

„Das macht wirklich Spaß!“

Seine Freude ist ansteckend und du lässt dich von ihm durch den Raum führen. Trage in der Spieltabelle einen Beziehungspunkt bei Ethan ein. Ein Klopfen unterbricht euch. Lies weiter bei 79.

 

9

Erstaunt schaut er dich an. „Sie vertrauen mir noch, nachdem was heute passiert ist?“

„Natürlich, mir ist nichts geschehen, und ich finde, dass Sie es sein sollen, der Alice in die jenseitige Welt zwingt.“

„Ich danke Ihnen.“

Lies weiter bei 32.

 

10

„Haben Sie Bauchschmerzen?“, fragt er.

Du nickst und er deutet mit dem Kopf in Richtung Tür.

„Ich habe etwas da, das Ihnen helfen wird.“

Ihr geht in das Gebäude und du bittest Ethan, vor Dr. Seymoirs Büro zu warten. Er stellt dir ein paar Fragen über die Art der Schmerzen, dann legt er einige Pastillen in ein Döschen und gießt dir ein Glas Wasser ein.

„Dieses Medikament ist sehr wirkungsvoll. Nehmen Sie zuerst zwei Pastillen mit einem Glas Wasser. In acht Stunden dürfen Sie, falls immer noch Schmerzen bestehen, noch eine nehmen. Auf keinen Fall mehr als vier pro Tag.“

„Vielen Dank, Dr. Seymoir.“ Du nimmst zwei Pastillen aus der Dose und steckst sie in den Mund. Einen Moment hast du einen sehr bitteren Geschmack auf der Zunge und trinkst schnell das Wasser. Dich bedankend verabschiedest du dich von Dr. Seymoir und kehrst mit Ethan in dein Zimmer zurück. Er hat nicht zu viel versprochen. Nach einer Viertelstunde lassen die Schmerzen nach und verschwinden wenig später ganz.

Wenn du das Taschentuch noch hast und es ein zweites Mal untersuchen willst, lies weiter bei 36. Ansonsten geht es bei 58 weiter.

 

11

Sowohl die Bahn als auch die Postkutsche sind bereits abgefahren. Die anderen Kutscher würden dich nur zu den Dörfern in der Nähe bringen, was dir nicht weiterhilft, weil diese nicht einmal einen Bahnhof besitzen. In den nächsten Zug kannst du erst um 12:26 Uhr steigen, daher beschließt du, nach Hause zurückzukehren. Deine Eltern versuchen nicht, dir die Reise auszureden. Als du einen kleinen Koffer gepackt hast, klopft es an der Tür und zwei Polizisten stehen vor dir.

„Guten Tag, sind Sie Fräulein Kate Paxton?“

„Ja, wie kann ich Ihnen helfen?“

„Bitte kommen Sie mit uns.“

„Was ist passiert?“

„Sie stehen unter Verdacht, Herrn Keating ermordet zu haben.“

Entsetzt folgst du ihnen und erzählst auf der Wache, dass es Herrn Keating gutging, als du ihn verlassen hast. Als sie deine Handtasche durchsuchen, finden sie das Geld, das er dir für die Reise gegeben hat, und werten das als Mordmotiv. Bevor sie dich in eine Zelle sperren, musst du alle persönlichen Gegenstände ablegen, sogar den Turmalin deiner Mutter. Verwirrt setzt du dich auf die harte Pritsche. Als die Sekretärin Herrn Keating kurze Zeit nach deinem Besuch einen Tee bringen wollte, lag er tot mit einem Brieföffner im Rücken auf dem Boden. Hoffentlich finden die Polizisten bald die Anweisung deiner Mutter, damit du das Gefängnis verlassen kannst. Plötzlich bekommst du Kopfschmerzen, die immer stärker werden. Es fühlt sich an, als würde jemand mit großen Nadeln in dein Gehirn stechen. Jemand? Du willst um Hilfe rufen, doch der Schmerz ist so stark, dass du das Bewusstsein verlierst. Deine Sinne kehren nicht mehr zurück. Dein Abenteuer endet hier.

 

12

„Warum hast du keinen Laut von dir gegeben?“, fragt Tyler den anderen Werwolf.

Virgil lächelt entschuldigend. „Ich wollte Herrn Remington dadurch nicht verraten, dass etwas nicht stimmt.“

„Verdammt, Virgil, denk an dich. Herr Remington hält dich schon für zu alt.“

„Mit diesem Werwolf wird er noch eine Weile leben müssen, außerdem ist meine Nase immer noch besser als deine.“

Tyler schnaubt. „In Ordnung, ich begleite die beiden zurück, während du die Patrouille wieder aufnimmst. Danach werden wir diese Angelegenheit vergessen.“

Als er das Tor aufgeschlossen hat, sagt Tyler: „Aus welchem Fenster ihr auch immer geklettert seid, ihr werdet dort auch wieder hineinkommen, oder?“

„Ja.“

„Natürlich könnt ihr noch einen weiteren Versuch später in der Nacht unternehmen, in der Hoffnung, dass wir es diesmal nicht mitbekommen, aber glaubt mir: Einem Remington könnt ihr nicht entfliehen. Die einzige Chance, um wieder frei zu sein, ist, Godric zu töten.“

„Wie bitte?“ Erschrocken schaust du ihn an.

„Das ist die Wahrheit. Wenn du das nicht kannst, wirst du seine Gefangene bleiben, bis Alice dich übernimmt. Allerdings sehe ich nicht, wie du Godric besiegen kannst. Falls dir doch ein Erfolg versprechender Plan einfällt, verrate ihn uns nicht. Wir können nichts zulassen, was ihm schadet. Gebt mir jetzt euren Schlüssel.“

Nachdem Tyler das Tor abgeschlossen und die Schlüssel versteckt hat, nimmt er Wolfsgestalt an und verschwindet. Zum Glück ist es nicht schwierig, durch das Fenster wieder in das Haus zu kommen. Leise schließt du es, dann schleicht ihr auf dein Zimmer zurück, das totenstill ist. Ein mulmiges Gefühl macht sich in dir breit. Hat Alice heute Nacht früher aufgehört? Aber ihr habt kein Licht gesehen.

Ethan fragt: „Was sollen wir tun?“

„Legen wir uns schlafen. Wer weiß, wie lange die Stille anhält.“

Als du wieder im Bett liegst, flüsterst du: „Es tut mir leid, dass du mit mir in diesem Schlamassel bist. So hast du dir dein Leben bei einer Hexe sicher nicht vorgestellt.“

„Trotzdem bin ich froh, dass ich hier bin.“

Ein Teil von dir erwartet, dass die Tür von einem zornigen Godric aufgerissen wird, aber nichts geschieht. Du schläfst ein. Als du am nächsten Morgen in den Speiseraum gehst, starrt Godric dich kalt an.

„Ich habe erfahren, dass du heute Nacht das Anwesen verlassen hast. Schade, dass dir deine Pflegefamilie kein Benehmen beigebracht hat.“

„Ich habe großem Respekt vor meinem Vater und ich liebe meine Mütter, aber dich erkenne ich nicht an.“ Du erwiderst seinen starren Blick und seine Augen werden schmal.

„Kate, du verstehst nicht die Lage, in der du dich befindest. Wenn du mein Missfallen erregst, wird nicht nur deine Mutter leiden, sondern auch die Paxtons. Willst du das?“

Du atmest scharf ein, als du den Namen deiner Adoptiveltern hörst, aber natürlich, Alice hat sie gesehen und kann sie verraten.

„Du würdest jemanden verletzen, um deinen Willen zu bekommen?“

„Zweifelst du daran? Vielleicht ist es an der Zeit, dass du etwas über deine wahre Familie erfährst. Seit Jahrhunderten arbeiten wir für Adel und reiche Leute, indem wir ihre Widersacher aus dem Weg räumen. Wärst du bei uns aufgewachsen, hättest du wie Alice mit 18 Jahren dein erstes Ziel getötet.“

Ein Klappern lässt dich zusammenfahren. Deine Mutter ist aufgesprungen und Tränen laufen ihr über die Wangen.

„Du hast unsere Tochter zu einer Mörderin gemacht?!“

„Oh, Samantha, hast du gerade wirklich versucht, mich mental anzugreifen? Mein sanftes Weib zeigt sich kämpferisch.“ Er bricht in Gelächter aus und ihr starrt ihn an. Nach einer Weile beruhigt er sich und wischt sich die Tränen aus den Augen. „Es ist lange her, dass mich etwas so erheitert hat, dennoch lasse ich so ein Verhalten nicht durchgehen. Ihr werdet euch von nun an nicht mehr sehen.“

Lies weiter bei 41.

 

13

„Keiner erwartet von Ihnen, dass Sie Ihr Leben riskieren“, sagt Nicolas verwundert.

„Wenn ich jetzt gehe, werde ich bis zu meinem Tode meine Feigheit bereuen.“