Der Glückskompass - Michael Kunze - E-Book

Der Glückskompass E-Book

Michael Kunze

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Beschreibung

Die Antworten auf eine der wichtigsten Fragen im Leben bleiben oft unbefriedigend: Wie werde ich glücklich? Der Arzt Prof. Dr. Michael Kunze und die Journalistin und Bloggerin Silvia Jelincic zeigen in diesem Buch leicht lesbar, was die Wissenschaft darüber weiß. Sie haben alle wichtigen Studien zum Thema Glück analysiert und das Fazit daraus gezogen. Entstanden sind empirisch belegte Strategien, aus denen alle Glücks-Pragmatiker die richtige für sich wählen können.

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Seitenzahl: 241

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Dr. Michael Kunze &Dr. Silvia Jelincic:Der Glückskompass – Das ganze Wissender Welt über Glück in einem Buch

Mitarbeit:Raphaela Lang &Michaela Koffler

Lektorat:Andreas Görg

Alle Rechte vorbehalten

© 2021 edition a, Wienwww.edition-a.at

Cover: Isabella Starowicz

ISBN gedruckte Ausgabe 978-3-99001-479-0

ISBN E-Book 978-3-99001-480-6

E-Book-Herstellung und Auslieferung:Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

INHALT

WAS SIE ERWARTETEINLEITUNG VON DR. SILVIA JELINCIC

WAS IST GLÜCK?

GRUNDEINSTELLUNG

WIEVIEL KOSTET DAS GLÜCK?

SELBSTFÜRSORGE

SICH WEITERENTWICKELN

GLÜCK MIT ANDEREN

STRATEGIEN DES GLÜCKS

NACHWORT VON PROF. DR. MICHAEL KUNZE

EIN GLÜCKLICHER ZUFALL

Sie wollte mich zum Thema Glück interviewen. Sie, Silvia Jelincic, die Journalistin, die Glück gehabt hatte. Beim Flug über den Atlantik. Bei dem schrecklichen Gewitter. Nicht in dem Flugzeug zu sitzen, das abgestürzt war, sondern in einer anderen Maschine, unweit dahinter, das war schon großes Glück. Auch wenn es sich anfühlte wie ein Schock. Der Schock war ihr auf dem Foto im Internet anzusehen. Weit aufgerissene Augen, als sie vom Absturz erfuhr. Ich hatte ein wenig zu ihrer Person recherchiert. Schließlich wollte ich ja wissen, mit wem ich gleich die Ehre haben würde.

Das moderne Kaffeebistro, das sie als Ort für unsere erste Begegnung vorgeschlagen hatte, verströmte kecke Behaglichkeit. Die hellen Holztische vor den großen Fensterflächen hielten das herbstliche Grau draußen. An diesem frühen Nachmittag war es angenehm ruhig hier. Die Kellnerin trug etwas vorbei, das sehr liebevoll angerichtet aussah, aber ich hatte schon zu Mittag gegessen. Also bestellte ich nur einen Kaffee.

Wie üblich war ich zu früh dran. So blieb mir Zeit, mich für das Interview zu sammeln. Eigentlich absurd. Ich sollte mich sammeln, obwohl gerade das Sammeln in diesem Fall mein Problem war. Gesammelt hatte ich zur Glücksforschung über die Jahre viel zu viel. Wo sollte ich anfangen? Noch nie hatte mich jemand zum Thema Glück interviewen wollen. Wie sie wohl auf mich gekommen war? Konnte sie einen Hinweis aus der Presseabteilung bekommen haben? Das wäre typisch. Wenn die Pressestelle der Medizinischen Universität eine ungewöhnliche Anfrage bekam, war die erste Ansprechstation immer der Professor Kunze. Als Sozialmediziner war ich quasi für alles zuständig, wofür es keine Spezialisten gab.

Wie auch immer. Jedenfalls hatte Silvia Jelincic mit mir genau den Richtigen erwischt. Seit sechs Jahrzehnten befasste ich mich mit der Glücksforschung. In diesen Jahrzehnten hatte ich stapelweise Studien zum Thema Glück gelesen. Aber aufgearbeitet hatte ich das ganze Material nie. Das hatte ich immer vor mir hergeschoben, zumal andere Aufgaben stets drängender und näher an dem waren, was von einem Professor für Sozialmedizin erwartet wurde.

Ich hatte mich mit Blickrichtung U-Bahn-Station ans Fenster gesetzt, da ich annahm, dass meine Gesprächspartnerin aus dieser Richtung kommen würde. Hätte ich dieses Interview ablehnen sollen? Eine Stunde hatten wir dafür anberaumt. Für eines der riesigsten Themen überhaupt. Kein Tag verging, ohne dass in irgendeinem Magazin irgendjemand irgendeine neue Glücksstudie verwurstete. Meist ohne die Studie gelesen zu haben. Welches Essen und welche Diät machen glücklich? Wie werden Beziehungen und Singles glücklich? Welcher Extremsport und welche Schweigemeditation führen zum Glück? Lauter sensationelle Eintagsfliegen.

Ich konnte nur hoffen, dass mich Silvia Jelincic nicht zum Erzeuger einer solchen Eintagsfliege machen wollte. Professor Kunze enthüllt das wahre Geheimnis des Glücks. Ein Graus. Für einen solchen Artikel wollte ich meinen Namen jedenfalls nicht hergeben.

Da sah ich sie schon in einem langen Herbstmantel heraneilen. Sie war pünktlich.

Zum Glück hatte ich die U-Bahn gerade noch erwischt. Professor Kunze sei alte Schule und doch unorthodox, hatte mir ein gemeinsamer Bekannter erzählt. Alte Schule bedeutete jedenfalls, dass Pünktlichkeit bei dieser ersten Begegnung wichtig war.

Als ich dem Professor am Telefon gesagt hatte, dass ich zum Thema Glück recherchiere, hatte er sich etwas reserviert angehört. Vielleicht hatte er zu diesem Thema wenig zu sagen. Schließlich war er Mediziner. Er erwähnte eine berufliche Erfahrung, die er Mitte der 1960er-Jahre gemacht hatte. Das verwirrte mich. »Wie alt sind Sie denn?«, fragte ich ihn unumwunden.

In zwei Jahren würde er achtzig sein, lautete seine Antwort, die mich weiter verwirrte. Erst nach dem Telefonat sah ich mir seine Vita an. Ich war schon sehr gespannt auf diesen Professor, Jahrgang 1942, der immer noch an der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin der Medizinischen Universität Wien tätig war.

Eigentlich hätte ich erwartet, bei meinen Recherchen zunächst an einen Psychologen zu geraten. Die Studien zur Glücksforschung, die mir bis jetzt untergekommen waren, stammten alle von Psychologen. Allerdings nicht von heimischen. Vielleicht war das der Grund dafür, dass ich bei einem Sozialmediziner gelandet war. Auch gut. Dann konnte ich zunächst die körperlichen Aspekte des Glücks abklären. Aber inhaltlich erwartete ich von diesem Interview nicht allzu viel. Mich interessierte mehr die Person, die ich gleich treffen würde.

Da sah ich ihn auch schon am Fenster sitzen. Breites sympathisches Lächeln, das war ein guter Anfang. Und doch bemerkte ich in seinem Blick auch die Skepsis, die mir schon am Telefon aufgefallen war. Für so etwas hatte ich als Journalistin einen sechsten Sinn. Innerlich musste ich seufzen. Wenn ich die Katze aus dem Sack ließ, würde seine Skepsis bestimmt noch wachsen. Dass aus meinen Recherchen ein Buch werden sollte und dass ich eigentlich auf der Suche nach einem wissenschaftlichen Supervisor war, hatte ich ihm wohlweislich nicht verraten. Denn das verhieß Arbeit. Davor scheuten die Herren Professoren, die ich bisher kennengelernt hatte, zurück. Ganz zu Recht, denn über zu wenig Arbeit konnte sich in höchsten akademischen Kreisen niemand beschweren. Aber wahrscheinlich kam ein Sozialmediziner ohnehin nicht für meine Zwecke infrage.

Ich ließ meinen Mantel an der Garderobe hängen, wo ich ihn im Blick haben würde.

Der Professor erhob sich und deutete eine leichte Verbeugung an. »Guten Tag, Frau Jelincic, freut mich sehr. Sie haben mir noch gar nicht verraten, warum Sie eigentlich zum Thema Glück recherchieren.«

Autsch! Der Mediziner kam gleich zum wunden Punkt. »Guten Tag, Herr Professor.« Ich spürte seinen bohrenden Blick. »Vielleicht wird es etwas Größeres«, versuchte ich auszuweichen.

Er zog seine Stirn in tiefe Falten. Sein Blick wurde noch bohrender. »Sie meinen eine Artikelserie?«

Ich schüttelte den Kopf. »Noch größer«, sagte ich ein wenig verschämt, denn ich fühlte mich ertappt. »Aber von Ihnen brauche ich nur diese eine Stunde, Ehrenwort!«, schob ich nach, damit er nicht gleich dichtmachte.

»Noch größer als eine Artikelserie? … Sie meinen ein Buch. Ein Buch über Glück!«

Ich seufzte und nickte. Was dann geschah, überraschte mich.

Der Professor setzte sich an den Tisch, sichtlich entspannt, breit grinsend. Auch die tiefen Falten auf seiner Stirn waren verschwunden. »Glück ist ein großes Thema«, hob er an. »Vielleicht neben der Liebe das größte überhaupt. Dafür ist mir eine Stunde Interview zu wenig. Wenn Sie die Sache seriös angehen wollen, …«

WAS SIE ERWARTET

Einleitung von Dr. Silvia Jelincic

Sind Sie glücklich? Haben Sie sich diese Frage schon einmal gestellt? Was bedeutet Glück für Sie und was tun Sie für Ihr Glück?

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor etwa fünf Jahren mit meinem kleinen Sohn auf einem Spielplatz stand und eine zierliche ältere Dame beobachtete. Sie hatte ein Lachen, das sich schwer mit Worten beschreiben lässt, das ansteckend war, stark und ehrlich. So fühlt sich Glück an, dachte ich mir.

Wir kamen rasch ins Gespräch. Sie erzählte mir, sie passe mittwochs immer auf ihre Enkelin auf und genieße die Zeit mit der Kleinen. Seit sie als Single lebe, sei alles, ihr ganzes Leben, viel besser. Sie habe sich von ihrem Mann getrennt und wolle sich nie wieder binden.

Hatte ich richtig gehört? Nie wieder? Sie wollte alleine bleiben? Ist es nicht gerade eine innige Partnerschaft, die sich so viele Menschen wünschen und die wahres Glück bedeutet?

Diese Frau zu beobachten und wenige Minuten mit ihr zu sprechen, öffneten mir in so mancher Hinsicht die Augen. Das sollte ich allerdings erst Jahre später merken. Erst meine intensive Auseinandersetzung mit der Glücksforschung lehrte mich, wie recht diese Frau mit ihrer Einstellung hatte und wie recht auch jeder Mensch mit genau der gegenteiligen Einstellung haben konnte.

Dass ich mich mit der Glücksforschung auseinandersetzte, hatte einen Grund.

Noch Anfang 2020 hätten die wenigsten von uns für möglich gehalten, was alles passieren kann, schnell und ohne Vorboten. Als wir damals von Corona hörten, interessierte es uns nicht sonderlich. Wir dachten, China sei so weit weg. Heute wissen wir es besser. Wir leben alle auf demselben Planeten und sind stärker miteinander verbunden, als uns bewusst ist.

Viele Menschen hat die Situation vor nie dagewesene Schwierigkeiten gestellt. Sie verloren ihre Arbeit, waren mit Kindern und Lebenspartnern überfordert und stießen an ihre gesundheitlichen Grenzen. Bekannte und Freunde, die immer stark und optimistisch durchs Leben gingen, fühlten sich hilflos und klagten über Depressionen.

Das Ausmaß dieses glücklosen Zustandes fiel mir zum ersten Mal auf meinem Internetportal auf. Ich bin Journalistin und betreibe eine Bloggingplattform. Dort gebe ich Menschen die Möglichkeit, über all das zu schreiben, was sie bewegt, über ihr Leben und ihre Lieben, über ihre Sorgen und Nöte. So finden sich Gleichgesinnte und interessierte Menschen, die teils sehr persönliche Themen diskutieren.

Ich erinnere mich an den Beitrag einer Mutter, die offen schrieb, sie könne ihre Kinder daheim kaum noch ertragen. Wir Eltern sollten uns nichts vormachen. Das Gezanke, Geplärre und Herumgezapple den ganzen Tag und dieser Druck, den Kindern entgegen den eigenen Überzeugungen Spielkonsolen und Handyspiele geben zu »müssen«, all das war an manchen Tagen tatsächlich unerträglich. Ein Leben ohne Schule und die Kinder fast immer daheim – für viele Eltern war das ein Alptraum, über den sie erst nach einer Weile offen und ohne Angst vor Maßregelung sprechen konnten.

Corona war und ist für viele von uns ein Härtetest, aber auch eine Art Ventil. Ich habe manchmal das Gefühl, als wäre vieles ohne das Virus gar nicht an die Oberfläche gedrungen. Nicht alles, was das Virus gebracht hat, ist schlecht. Menschen öffneten ihre Seelen und erzählten von Ängsten, die sie plagten. Von Ängsten, Freunde und Verwandte zu verlieren, vor Krankheit, Ausgrenzung, sozialem Abstieg und Überwachung oder schlicht davor, dass die guten alten Zeiten nie wiederkommen würden. Reisefreiheit, Bewegungsfreiheit, alles vorbei. Corona hat Millionen Menschen unglücklich gemacht.

Corona war auch die Zeit der Gurus, die uns einfache Glücksformeln servierten, nach dem Muster: »Tu dir Gutes und sei glücklich – es ist doch ganz einfach«, oder: »Denk positiv, dann wird es besser!«

Diese platten Sprüche braucht in Krisenzeiten wirklich niemand. Sie nerven. Wenn ich selbst unglücklich war und jemand so etwas zu mir sagte, empfand ich es als empathielos, manchmal geradezu als aggressiv. Auch deshalb fing ich an, darüber nachzudenken, was Glück eigentlich ist und wie wir es wieder in unser Leben bringen können, wenn wir es einmal verloren haben.

Es gibt Dinge im Leben, die passieren einfach. Darauf haben wir wenig oder gar keinen Einfluss. Ist es also Schicksal, ob wir glücklich sind oder nicht? Schließlich gibt es Menschen, denen fällt das Glück anscheinend ständig in den Schoß. Sie bekommen die besseren Partner, die besseren Jobs, die braveren Kinder. Und nebenbei gewinnen sie auch noch im Lotto oder zumindest eine dieser sündhaft teuren Reisen.

Sie mögen diese Leute nicht? Fein, ich auch nicht. Aber vielleicht haben sie es ja auch verdient. Glück ist ja angeblich oft auch ein Begleiter der Tüchtigen und Mutigen. Auch ein Lottogewinner ist in gewisser Weise tüchtig und mutig. Er kauft immerhin einen Lottoschein. Er traut sich. Er macht es und geht das Risiko ein, zu verlieren, vielleicht sogar Woche für Woche, er gibt in Summe viel Geld aus und irgendwann hat er dann eben auch Glück. Wohlverdient, oder etwa nicht?

Aber ist es wirklich so, dass wir Glück erreichen können, wenn wir uns darum bemühen, genauso wie um eine schlanke Linie, eine gute Note in der Schule oder ein Lob vom Chef?

Als ich mich damit zu befassen begann, stieß ich zunächst auf noch mehr Gurus und Esoteriker, die ihre Rezepte über YouTube-Kanäle oder Webinare verkauften. Allesamt machen sie einen meiner Meinung nach unverzeihlichen Fehler: Sie präsentieren ihre Rezepte als allgemeingültig und tun so, als würde alle Menschen das Gleiche glücklich machen. Ich brauche nur meine Kinder zu beobachten, um zu wissen, dass das nicht stimmen kann.

Also fragte ich mich als nächstes, ob es in Sachen Glück auch so etwas wie eine objektive Wahrheit gibt. Idealerweise eine, aus der jeder Mensch für sich seine eigenen Rezepte ableiten konnte. Eine wissenschaftlich fundierte Wahrheit, die frei von spirituellem Firlefanz ist und die einfach funktioniert. Für Pragmatiker des Glücks sozusagen, für Menschen, die ihr Leben gerne selbst in die Hand nehmen.

Ich begann zu recherchieren und geriet durch einen glücklichen Zufall an Prof. Dr. Michael Kunze. Bei der ersten Begegnung wurde mir klar: Mit diesem Menschen möchte ich zusammenarbeiten. Er strahlte Optimismus aus. Corona dominierte nach wie vor die Welt. Da war diese Begegnung ein kleiner Segen.

Kunze beschäftigte sich sein bisheriges Berufsleben lang mit Sozial- und Präventivmedizin. Dass er all jene Fragen, die sich um Glück, Zufriedenheit und Wohlbefinden drehen, auch als Teil seines Aufgabenbereiches sah, war mir anfangs gar nicht bewusst.

Zum ersten Gespräch hatte ich natürlich auch seine Vita als Teil meiner Rechercheunterlagen mitgebracht. Ich deutete auf die lange Liste der anspruchsvollen Funktionen, die er neben seiner ärztlichen Tätigkeit im österreichischen Gesundheitswesen innehatte. »Wie schaffen Sie das eigentlich alles?«, fragte ich ihn.

»Ach wissen Sie…«, antwortete er, »Ich bin glücklich.«

Er meinte, dass er vor allem deshalb glücklich sei, weil er keinen Grund habe, unglücklich zu sein. Er sei gesund. Das Leben gebe ihm alles, was er brauche, um glücklich zu sein. Eine Familie und Arbeit, beides erfülle ihn.

Vielleicht denken Sie sich jetzt, dass Kunze zu den Gesegneten gehört, die auf die »Butterseite« des Lebens gefallen sind. Aber so ist es nicht. Auch in seinem Leben gibt es das Unglück. Nur kommt er damit offensichtlich gut zurecht.

Als ich mehr über das Glück von ihm erfahren wollte, nannte er Forschungsergebnisse zum Thema. Teilweise klangen sie wie etwas, das wir alle auch selbst entdecken können, aber er mahnte mich, genau hinzuschauen und die Konsequenzen scheinbar banaler Erkenntnisse zu bedenken. Teilweise handelte es sich um umfangreiche, jahrelang oder sogar jahrzehntelang durchgeführte Studien, die zu überraschenden Ergebnissen kamen.

Kunze und ich beschlossen, aus dem verfügbaren, wissenschaftlich belegten Wissen der Welt über Glück ein Buch zu machen, aus dem Glücks-Pragmatiker ihre eigenen Rezepte ableiten können.

Die Fülle der vorhandenen Forschungsergebnisse überraschte mich, während ich mich durch zahlreiche, nicht immer besonders spannend zu lesende und dann auch noch in trockenem Wissenschafts-Englisch gehaltene Studien arbeitete. Und noch etwas überraschte mich: Schon allein die Beschäftigung mit dem Glück machte mich glücklich. Dieser Effekt motivierte mich zusätzlich bei der Arbeit. Ich hoffe, diesen Effekt an alle Leserinnen und Leser weitergeben zu können, selbst an jene, die nur mal eben in diesem Buch blättern.

Wie immer Sie dieses Buch benutzen – denn zum Benutzen ist es gemacht –, ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, viele Inspirationen und dass es Ihnen hilft, als Pragmatiker oder Pragmatikerin des Glücks den Grundton Ihres Lebens aufzuhellen.

Mag. Dr. Silvia Jelincic, MA, Februar 2021

WAS IST GLÜCK?

Was uns Driss und Philippe, zwei Menschen, die aufgrund ihres Schicksals auf keinen Fall glücklich sein dürften, über das Glück lehren, welchen Missverständnissen über das Glück wir aufsitzen und was Sie in diesem Buch erwartet.

Driss und Philippe könnten kaum unterschiedlicher sein. Driss ist in der Pariser Vorstadt aufgewachsen. Seine Vorfahren kommen aus dem Senegal. Wie viele andere junge Männer aus seinem Viertel hat auch er bereits ein paar Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht. Auf dem Arbeitsmarkt hat er mit diesem Hintergrund kaum eine Chance. Nur die Arbeitslosenversicherung bewahrt ihn davor, gleich wieder in die Kriminalität abzurutschen. Allerdings reicht die staatliche Unterstützung nicht einmal für eine eigene Wohnung. Driss muss bei seiner alten Mutter Unterschlupf suchen. Wie soll er die Träume eines jungen Mannes verwirklichen? Bleibt ihm nur die Tristesse zwischen Drogen und Kleinkriminalität? Wie kann er jemals ein wirklich glückliches Leben führen?

Philippe hingegen hat alles, was sich ein Mensch wünschen kann. Er ist Multimillionär, wohnt in einem Palais im Zentrum von Paris, besitzt einen Privatjet und fährt sportliche Luxusautos. Er genießt das Leben in vollen Zügen. Bis ihn zwei Schicksalsschläge treffen: Seine Frau stirbt an Krebs. Als er sich von diesem Unglück halbwegs erholt hat, stürzt er beim Paragliding ab. Er überlebt, allerdings ist er fortan vom dritten Halswirbel abwärts gelähmt.

Der Unfall ändert für Philippe alles. Er, der reiche, erfolgreiche und intelligente Geschäftsmann, kann ohne die Hilfe anderer nicht einmal aufs WC. Zu allem Übel überfällt ihn auch noch eine lebensgefährliche Atemnot, immer wieder ohne Vorwarnung. Was nützt ihm sein ganzer Reichtum, wenn er sich nicht einmal selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen kann? Rund um die Uhr benötigt Philippe jemanden an seiner Seite und ist dennoch ständig in Lebensgefahr. Die Menschen um ihn herum sind voller Mitleid für dieses schreckliche Schicksal. Kann er jemals wieder glücklich werden?

DIE GROSSEN GLÜCKS-IRRTÜMER

Für viele ist Glück die große Liebe. Andere träumen von einem Lottogewinn, vom Traumjob, von einem Haus mit Garten. Diese Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen. Bis hin zu den kleinen Dingen, die uns glücklich machen: ein Spaziergang im Wald, auf den wir uns schon die ganze Woche freuen, die neueste Staffel unserer Lieblingsserie oder einfach ein heißes Bad. All diese Dinge können uns glücklich machen. Wohlgemerkt können.

Es gibt auch Menschen, die sich durch eine große Liebe beengt fühlen würden, denen ein Lottogewinn nichts bringen würde, was sie schon haben, die am liebsten gar keinen Job haben, und die mit einem Garten vor allem mühselige Arbeit verbinden.

Was Glück ist, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Je nach Ausgangslage, Persönlichkeit und Einstellung zum Leben weicht das persönliche Glück von dem ab, was die Mehrheit als Glück betrachten würde. Wobei die Dinge, die gemeinhin als Quellen des Glücks gelten, nicht unbedingt tatsächlich glücklich machen. Auch die Mehrheit kann sich irren.

So denkt die Mehrheit, es mache glücklich, ein paar Millionen Euro auf dem Konto zu haben. Dies, weil die Mehrheit aus Mittel- und Kleinverdienern besteht. Für sie ist es natürlich, von Reichtum zu träumen. Ihre sozioökonomische Ausgangslage erzeugt ihren Traum. Im Lotto zu gewinnen, steht für einen der größten Glücksmomente überhaupt. Aber entspricht das der Realität? Sind Lottogewinner wirklich glücklichere Menschen?

Am anderen Ende der verbreiteten Glücksskala stehen traumatische Erfahrungen: der Tod von geliebten Menschen, ein schwerer Unfall oder eine schwere Krankheit mit bleibenden körperlichen Schäden, Behinderung. Beim Gedanken an solches Unglück kommen Zweifel auf, ob wir je wieder glücklich sein könnten. Doch auch hier stellt sich die Frage: Wie ist es wirklich um die Glücksgefühle von Menschen bestellt, denen so etwas wiederfährt?

Der Psychologe Philip Brickman und seine Kollegen von der Northwestern University in Illinois verglichen diese beiden extremen Lebenssituationen. Für ihre Studie interviewten die Wissenschaftler einerseits Lottogewinner. Nur einer von ihnen hatte erst vor weniger als einem Monat gewonnen. Bei den anderen lag der Gewinn länger zurück, aber nicht mehr als eineinhalb Jahre. Außerdem interviewten die Forscher bleibend schwer beeinträchtigte Unfallopfer. Als Kontrollgruppe interviewten sie auch Menschen, die weder im Lotto gewonnen, noch einen Unfall oder andere traumatische Erlebnisse gehabt hatten.

Das Ergebnis dieses Vergleichs relativiert die allgemeinen Annahmen über Glück. Die Lottogewinner berichteten zwar von positiven Veränderungen – dazu gehörten finanzielle Sicherheit, mehr Freizeit und ein höherer sozialer Status – allerdings ergab die Auswertung aller ihrer Antworten, dass sie insgesamt nicht glücklicher waren als die Kontrollgruppe. Auch für die Zukunft sagten sie sich kein gesteigertes Wohlbefinden voraus.

Die Forscher benannten auch die Gründe dafür. Die Lottogewinner empfanden verschiedene alltägliche Aktivitäten als weniger beglückend als die Kontrollgruppe. Ein liebevoll angerichtetes Frühstück, mit Freunden zu plaudern, ein gemütlicher Fernsehabend, das alles war den Lottogewinnern weniger wert.

Wenn wir unversehens zu viel Geld kommen, hat das nicht nur positive Auswirkungen. Andere positive Ereignisse in unserem Leben können dadurch bedeutungsloser werden. Am Ende sind wir nach dem Geldsegen womöglich sogar unglücklicher als zuvor.

Bei den Unfallopfern zeigte sich ein ähnliches Bild, nur andersherum. Sie waren im Durchschnitt recht glücklich, wenn auch nicht ganz so glücklich wie die Lottogewinner und die Kontrollgruppe. Besonders an die Zeit vor ihrem Unfall zurückzudenken, löste bei ihnen vor allem Wehmut aus.

Die Mühen ihrer Behinderung hätten nahegelegt, dass sie auch in der Gegenwart eher unglücklich waren. Diese Annahme erwies sich jedoch als falsch. Die Unfallopfer freuten sich zwar weniger als die Kontrollgruppe an kleinen Dingen des Alltags, aber dramatisch war der Unterschied nicht. Die Unfallopfer lagen mit ihren Antworten im Schnitt immer noch deutlich auf der glücklichen Seite. Ihre Zukunftsaussichten bewerteten sie ähnlich positiv wie die anderen beiden Gruppen.

Das Fazit des Vergleichs lässt sich in zwei einfachen Erkenntnissen zusammenfassen.

Erstens. Glück ist relativ. Je nach Ausgangslage steigern unterschiedliche Dinge unser Glücks- und Unglücksempfinden.

Zweitens. Wir gewöhnen uns mit der Zeit an neue Lebenssituationen, egal ob sie eine Veränderung zum Besseren oder zum Schlechteren gebracht haben, egal wie extrem die Veränderung war. Auf Dauer sind wir trotz Veränderung weder wesentlich glücklicher noch wesentlich unglücklicher. Das Glück pendelt sich immer wieder ein. Ein Grund mehr, immer zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.

GLÜCK IST IMMER MÖGLICH

Kehren wir damit zurück zu Philippe und Driss. In unserer Geschichte mit diesen beiden Helden hat sich Phillippes Glücksgefühl nach den beiden Katastrophen in seinem Leben noch nicht wieder eingependelt. Es ist davon sogar noch weit entfernt, als er eines Tages einen neuen persönlichen Assistenten braucht. Mit den Bewerbern ist er jedoch unzufrieden. Am meisten stoßen ihn jene ab, die Lebenssinn für sich selbst suchen, indem sie behinderten Menschen helfen.

Auch Driss bewirbt sich bei Philippe, allerdings mit einem ganz anderen Motiv. Driss rechnet sich gar keine Chancen auf den Job aus. Er will damit nur die Streichung seiner Arbeitslosenunterstützung durch das Sozialamt verhindern. Von Philippe braucht er nur eine Unterschrift. Mitleid hat er nicht mit ihm. Er begegnet Philippes Behinderung vielmehr mit Humor und klaut ihm nebenbei ein paar Wertsachen.

Philippe stellt ihn genau deshalb ein, obwohl Driss keine Ahnung vom Job eines persönlichen Assistenten hat. Er empfindet den Mangel an Mitleid als Voraussetzung dafür, dass sich sein Leben einmal mehr und diesmal wieder zum Positiven verändern kann. Durch Driss’ direkte und offene Art lernt Philippe, dass er seine Situation akzeptieren muss, um wieder ein glücklicher Mensch zu werden.

Umgekehrt genießt Driss das Leben im Luxus an der Seite des reichen Philippe, bis ihn seine Vergangenheit einzuholen droht. Die beiden trennen sich. Einmal mehr ist Philippe wieder umgeben von Menschen, die ihn bemitleiden und als hilflosen Patienten betrachten. Es ist diese Behandlung, nicht seine Behinderung, die Philippe die Lebenslust nimmt.

Als Driss vom schlechten Zustand Philippes erfährt, kommt er zurück. Um Philippe aufzumuntern, setzt Driss ihn kurzerhand in einen Sportwagen und rast los. Es dauert nicht lange, da liefern sie sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Pariser Polizei. Einer Bestrafung entgehen sie, indem Philippe einen Anfall vortäuscht.

Zuletzt fahren die beiden an den Ärmelkanal, wo Philippe endlich den entscheidenden Schritt in ein neues Leben setzt. Er trifft seine Brieffreundin Éléonore, die von seiner Behinderung nichts weiß. Lange ist er ihr aus dem Weg gegangen, aus Furcht, seine Behinderung könnte sie abschrecken.

Am Ende der Geschichte erkennt Philippe, dass es nicht seine Behinderung ist, die ihn davon abhält, glücklich zu sein. Es ist die damit verbundene Überzeugung, nicht mehr glücklich sein zu können. Die Menschen um ihn herum, die nicht wissen, wie sie mit ihm umgehen sollen, verstärkten lange diese Überzeugung. Erst Driss behandelte ihn ganz normal. Das machte die beiden zu mehr als zu Assistent und Kunde. Sie wurden ziemlich beste Freunde.

»Ziemlich beste Freunde« wurde in Frankreich zu einem der erfolgreichsten Filme überhaupt und erlangte auch international große Bekanntheit. Das Drehbuch beruht auf der Lebensgeschichte des Millionärs Philippe Pozzo di Borgo, der nach einem Paragliding-Unfall querschnittsgelähmt war, und seinem Assistenten, dem Algerier Abdel Sellou.

Was zeigt diese wahre Geschichte?

Glück ist immer möglich. Es wartet in jeder Lebenslage. Das bestätigen die unter dem Titel »Ziemlich beste Freunde« verfilmte Autobiografie von Philippe Pozzo di Borgo und die genannte Studie des Psychologen Philip Brickman und seiner Kollegen gleichermaßen.

DAS PRINZIP DER DREI MONATE

Wie positiv oder negativ sich bedeutende Lebensereignisse auf unser Glücksempfinden auswirken, das fragten sich auch der südkoreanische Psychologe Eunkook Suh von der Yonsei Universität in Seoul und die beiden amerikanischen Psychologen Ed Diener und Frank Fujita. Sie beforschten einen Zeitraum von vier Jahren.

Ihre Ergebnisse bestätigten das bisher Gesagte. Tatsächlich haben einschneidende Lebensereignisse nur vorübergehend Einfluss darauf, wie glücklich oder unglücklich wir sind. Danach verblasst ihre Wirkung. Wie lange das dauert, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein, doch nach drei Monaten hatten die meisten Ereignisse ihre Wirkung auf das Glücksempfinden der Studienteilnehmer verloren. Länger wirkten sich nur besonders tragische Ereignisse, wie der Tod eines Familienmitglieds, aus. Das gilt auch für besonders positive Ereignisse wie Lottogewinne oder Hochzeiten. Unser weiteres Glücksempfinden hängt davon ab, wie sich unser Leben nach einem Lottogewinn oder einer Hochzeit weiter gestaltet und in welche Richtung wir es selbst beeinflussen.

Egal welches Unglück oder welches Glück uns zustößt, nach etwa drei Monaten hat sich unser Glücksempfinden wieder eingependelt. Womit wissenschaftlich belegt ist, dass alles Schlimme vorübergeht und dass es kein Happy End für immer gibt. Daran sollten wir immer denken, in den schlimmen genau wie in den schönen Momenten. Denn es macht uns widerstandsfähiger und dankbarer. Es hilft uns, im Moment zu leben und das macht unser Leben intensiver.

Die Erholung von negativen Ereignissen gelingt uns umso besser, je weniger wir uns negative Dinge aus unserer Vergangenheit ständig vergegenwärtigen. Verdrängung ist allerdings auch keine gute Lösung.

Um glücklicher zu werden, müssen wir das Negative zunächst an uns heranlassen, es eingehend betrachten, daraus lernen, ihm damit die Kraft nehmen und es dann loslassen, damit es uns loslässt.

Wir sollten uns weniger auf die Dinge konzentrieren, die waren. Vielmehr sollten wir Kraft aus dem schöpfen, was jetzt ist und was uns Freude bereitet. Konzentrieren wir uns vor allem darauf, dann finden wir auch etwas, das uns glücklich macht.

WELLENBEWEGUNG DES GLÜCKS

Interessanterweise hat die Langzeitstudie von Eunkook Suh auch ergeben, dass positive und negative Phasen unseres Glücksempfindens meist erstaunlich stabil sind. Eine Zeit lang war das Glück der Teilnehmer höher, dann wieder eine Zeit lang niedriger. Es scheint in Wellen von mehreren Monaten bis zu eineinhalb Jahren zu verlaufen. Je nach Persönlichkeit der Teilnehmer bewegten sich diese Wellen in den vier Jahren rund um einen Mittelwert eher im positiven, im mittleren oder im negativen Bereich des Glücksempfindens.

Persönlichkeit ist ein wichtiger Faktor für unser Glücksempfinden. Einen Teil unserer Persönlichkeit, etwa unsere Grundeinstellung zu uns selbst und unserer Umwelt, können wir nicht einfach so ändern, aber wir können sie mit der Zeit beeinflussen. Diese Fähigkeit versetzt uns am ehesten in die Lage, ein glücklicherer Mensch zu werden. Denn vor Unglück von außen sind wir zwar niemals sicher, doch wir können darauf hinwirken, dass der Mittelwert unseres Glücksempfindens sich tendenziell im positiven Bereich bewegt.

DAS RÄTSEL DER PHASEN

Noch etwas Bemerkenswertes zeigte sich in Eunkook Suhs Langzeitstudie. Einschneidende positive wie negative Lebensereignisse waren bei den Teilnehmern nicht etwa willkürlich über die vier Jahre verstreut. Stärkere positive und negative Lebensereignisse lagen vielmehr meist nahe aneinander. Wenn besonders schlimme Dinge passierten, passierten bald auch besonders gute, und umgekehrt. Dazwischen gab es längere Phasen, in denen den Teilnehmern weder besonders positive noch besonders negative Dinge wiederfuhren.

Warum das so ist, dafür gibt es noch keine rationale Erklärung. Die Forscher wissen es einfach nicht. Sie haben allerdings festgestellt, dass wir solche Verdichtungen normalerweise nicht wahrnehmen. Wir würden die Phasen nur wahrnehmen, wenn wir die Ereignisse, die uns prägen, über Jahre hinweg als Punkte auf einer Zeitachse eintragen. Da wir das nicht tun, glauben wir fälschlich, dass sich positive und negative Ereignisse ohne Plan und Muster über unsere ganze Lebenszeit verteilen.

Das Rätsel der Phasen sollten wir uns immer dann in Erinnerung rufen, wenn uns gerade etwas besonders Schlechtes oder etwas besonders Gutes widerfahren ist. War es etwas besonders Schlechtes, haben wir gute Chancen, dass bald etwas Gutes eintritt. War es etwas besonders Gutes, sollten wir eher bescheiden bleiben.

DIE GEOGRAFIE DES GLÜCKS

Die Frage, was Glück eigentlich ist, ist damit allerdings noch immer nicht beantwortet. Einstweilen wissen wir, dass jeder Mensch Glück und Unglück in jeder Lebenslage empfinden kann, egal ob Lottogewinner oder Unfallopfer. Deshalb scheint das Glück ein Phänomen der Gegenwart, des Moments zu sein. Wir fühlen Glück immer in der Situation, in der wir uns gerade befinden. Auch wenn wir von einer schönen Zukunft träumen, fühlen wir Glück nur im Hier und Jetzt. Ob die Zukunft wirklich so schön wie in unserem Traum wird, wird sich dann erst zeigen.

Dennoch scheint Glück mehr als nur ein flüchtiger Stoff zu sein, der von einem Moment zum anderen vergehen kann. Glück kann andauern, denn es vollzieht sich in Wellen, die mehrere Monate bis eineinhalb Jahre andauern können. Darüber hinaus kann Glück sogar ein anhaltendes Lebensgefühl sein, wenn wir lernen, unser Leben trotz Aufs und Abs als prinzipiell glücklich anzusehen.