Der Herrscher von Burg Adlerhorst - Katerina Dunne - E-Book

Der Herrscher von Burg Adlerhorst E-Book

Katerina Dunne

0,0
6,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ungarn im Jahr 1440: Erbitterte Kämpfe gegen die grausamen Krieger der osmanischen Invasoren fordern den ungarischen Adel und dessen beste Ritter. Das Blut beider Völker tränkt die Erde Ungarns. Sándor Szilágyi ist ein siegreicher Held, aber ein noch tückischerer Kampf erwartet ihn jenseits des Schlachtfelds …

Loyalität gegenüber dem König und Hochadel von Ungarn zwingen Sándor wiederholt zu Feldzügen weit entfernt der Heimatfestung. Bei seiner Rückkehr erwarten ihn Verrat, Versuchung und ständige Überfälle. Menschen aus seinem nächsten Umfeld werden zu erbitterten Feinden. Dennoch stellt sich Sándor den grausamen Schicksalsschlägen und zieht abermals in eine scheinbar aussichtslose Schlacht gegen das riesige osmanische Heer. Das Einzige, das er fürchtet, ist der endgültige Verlust dessen, was ihm das Liebste im Leben ist. Und genau das ist der dunkle Plan seiner Feinde … Die Literaturwissenschaftlerin und Ungarn-Kennerin nutzt ihre Kenntnisse als Historikerin und fesselt den Leser mit einem epischen Bild einer stolzen Nation und ihrer spannenden Vergangenheit. Originale ungarische Begriffe tragen noch zur Authentizität dieses faszinierenden Romans bei.

Ziehen Sie jetzt mit Sándor in die folgenschwerste Schlacht Ungarns und finden Sie heraus, ob der furchtlose Ritter seine Heimat und das Erbe seiner Vorfahren retten kann …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Katerina Dunne

 

Der Herrscher von Burg Adlerhorst

Band 1

Krieg, Loyalität und Verrat im mittelalterlichen Ungarn

 

 

EK-2 Militär

 

 

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

 

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

 

zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

 

Mit unserem Label EK-2 Militär möchten wir militärische und militärgeschichtliche Themen sichtbarer machen und Leserinnen und Leser begeistern.

 

Vor allem aber möchten wir, dass jedes unserer Bücher Ihnen ein einzigartiges und erfreuliches Leseerlebnis bietet. Daher liegt uns Ihre Meinung ganz besonders am Herzen!

 

Wir freuen uns über Ihr Feedback zu unserem Buch. Haben Sie Anmerkungen? Kritik? Bitte lassen Sie es uns wissen. Ihre Rückmeldung ist wertvoll für uns, damit wir in Zukunft noch bessere Bücher für Sie machen können.

 

Schreiben Sie uns: [email protected]

 

Nun wünschen wir Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis!

 

Jill & Moni

von

EK-2 Publishing

 

ANERKENNUNGEN UND DANK

 

Ich möchte mich bei den folgenden Personen bedanken, die mir auf meinem Weg zum Schreiben geholfen haben:

 

Meinem Partner, Stephen Dunne, für seine Liebe und ständige Unterstützung.

Meinem Bruder, George Vavoulidis, dafür, dass er der erste war, der den ersten Entwurf meines Romans gelesen hat.

Emily McGregor-Allan, Sherry Vernick Ostroff, James Conroyd Martin, Adela Shockome und Lisa Caywood für ihr Feedback zu den ersten Kapiteln.

Meinen Beta-Lesern für ihre wertvollen Kommentare und Ratschläge: Maria Avramidou, Yvonne Albericci, Elysée Yhuel, Richard Bradburn, Sigrid Whelan, Luke Captain, Jane Rogers, Kathryn Helstrom, Kerry Brunson, Gábor Szántai und Mark Andrew.

Sigrid Whelan für die Illustration des Familienwappens meines Protagonisten.

 

GLOSSAR

 

Im Ungarischen werden alle Buchstaben eines Wortes ausgesprochen. Sie werden immer gleich ausgesprochen, egal an welcher Stelle sie im Wort stehen. Zum Beispiel wird das i immer wie in sit ausgesprochen, das e immer wie in get und das g immer wie im Englischen give.

 

TEIL 1

Kapitel 1: Die Rückkehr

 

August 1440

Kreis Hunyad, Südwest-Transsylvanien,

Königreich Ungarn

 

Sándor wischte sich den Schweiß von seinem sonnenverbrannten Gesicht. Die Mittagshitze ließ die Pferde schnaufen und die Ritter fluchen. Aber sie waren beinahe zu Hause. Er drückte seine Beine gegen die Flanken des Pferdes und trieb es an, schneller zu laufen.

Auf halber Strecke des Bergpasses scheute der Hengst. „Was ist los, Junge?“ sagte Sándor und streichelte den Hals des Tieres. Da stieg ihm der eiserne Geruch von Blut in die Nase. Er spähte voraus. Etwa zwanzig Schritte entfernt in der Mitte des Weges lag eine Leiche mit ausgestreckten Gliedmaßen auf dem felsigen Boden. Fliegen schwirrten um den Körper und ihr Summen wurde durch die bleierne Stille noch verstärkt.

Seine Ritter näherten sich von hinten. „Herr!“, rief einer.

Sándor hielt die Gruppe mit einem erhobenen Arm an. „Pst!“

War es eine Falle? Er hob den Blick. Die abfallenden Böschungen des Passes waren mit großen Felsen und dichten Büschen bedeckt und boten den perfekten Ort für einen Hinterhalt.

Er gab den Männern ein Zeichen, sich zu verteilen und die Gegend abzusuchen, während er sein Schlachtross vorsichtig vorantrieb. Er beugte sich vor, um die Leiche zu begutachten.

Die bunte Kleidung des Toten und die Jacke aus Leopardenfell waren blutgetränkt. Ein Akinji, ein osmanischer Grenzräuber. Sein Pferd war nirgends zu sehen, aber seine Bande könnte sich noch in der Gegend aufhalten.

Sándor lehnte sich im Sattel zurück und wartete. Er zuckte bei den kleinsten Geräuschen zusammen – ein Vogel, der mit den Flügeln schlug und davonflog, ein Eichhörnchen, das im Gebüsch herumkrabbelte, ein losgelöster Kieselstein, der den Hang hinunterrollte. Hätte er doch nur nicht seine Rüstung bei dem Ausrüstungswagen zurückgelassen, denn dieser lag weit hinter ihm zurück. Die Akinjis waren gefährliche Bogenschützen. Sein leichter Mantel würde ihn nicht vor ihren Pfeilen schützen. Wenigstens hatte er seine gewohnte Reiteraxt in der Hand. Die gebogene, scharfe Klinge und der lange Dorn auf der anderen Seite hatten schon so manchen Feind Leid zugefügt. Seine Finger krampften sich um den Griff. Nach Jahren des Kampfes und einer beschwerlichen Reise im Hochsommer war ein weiteres Scharmützel mit den Osmanen das Letzte, was er sich wünschte. Aber wenn er sein Land schützen müsste, wäre er bereit für diese Herausforderung.

Die Ritter kehrten zurück. „Keine Spur von den Feinden.“

„Sie müssen die Gegend schon geplündert haben“, flüsterte Sándor. Sein Gesicht wurde blass, als ob es blutleer wäre. War er zu spät gekommen? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er steckte die Axt wieder in das Futteral und nahm die Zügel in die Hand. „Los!“ Er spornte sein Pferd so stark an, dass das Tier in einen wilden Galopp verfiel und dabei kleine Steine und Erdklumpen in die Luft schleuderte.

Als er den Pass hinter sich ließ, tauchte in der Ferne die Festung seiner Vorfahren, Sasfészek, in seiner ganzen Pracht auf. Wie ein Adlerhorst beherrschte die stolze Bergfestung mit ihrer hohen Ringmauer und den rotgeziegelten Spitzdächern, die in den milchig-blauen Himmel ragten. Es war das Familienanwesen Szentimre. Oft wurden die Besitzer dieser Festung auch Lord von Eyrie, Herrscher über den Adlerhorst, genannt.

Als er weiter hinunterlief und auf das weite Plateau unterhalb des Burgbergs ritt, stockte ihm der Atem. Die Landschaft war übersät mit umgestürzten Karren, verbrannten Heuhaufen, zerrissenen Getreidesäcken, auf dem Boden verstreuten Habseligkeiten, zerbrochenen Waffen, Pfeile und Rüstungsteilen. Aasfressende Vögel labten sich an dem Fleisch toter Schafe, Pferde und Hunde. Obwohl kein Feuer zu sehen war, lag der Geruch von Rauch in der Luft. Auf einem der Felder gruben fünf Männer in der Nähe eines Haufens mit osmanischen Leichen. Als sich die Reiter näherten, hielten die Arbeiter inne, hielten ihre Schaufeln in einer Hand und schirmten mit der anderen ihre Augen gegen die grelle Sonne ab. Der Anblick der Fahne von Szentimre, die einer der Ritter trug, beruhigte sie wohl, denn sie winkten und nahmen dann ihre Arbeit wieder auf.

Sándor hatte unzählige Male schlimmere Zerstörungen durch Kriege und Raubzüge gesehen. Aber dies war sein Land und sein Volk. Als er das erste Dorf auf dem Weg zur Burg passierte, verlangsamte er das Tempo seines Pferdes zum Schritt. Sein Herz schmerzte beim Anblick der verängstigten Gestalten von Männern, Frauen und Kindern, die wie verlorene Seelen umherirrten oder sich vor Bauernhäusern und Scheunen mit geschwärzten Wänden und schwelenden Dächern gegenseitig in den Armen lagen und weinten.

Eine Reihe von Menschen mit düsteren Gesichtern – viele von ihnen mit ihrem Vieh im Schlepptau – strömte aus dem Eingangstor der ummauerten Stadt. Sie lag am Fuße des Hügels. Sándor und seine Ritter quetschten sich durch das enge Tor hinein, doch hinter den Mauern sahen sie sich mit noch mehr Leid, Verzweiflung und völliger Verwirrung konfrontiert. Dutzende von Bauernfamilien aus den Dörfern des Gutes hatten in der Festung Zuflucht gefunden. Der allgegenwärtige Rauchgeruch vermischte sich mit dem Gestank von zu vielen Menschen und Tieren, die auf engem Raum zusammengepfercht waren. Der Hauptplatz war in eine Krankenstation für die Opfer des Angriffs verwandelt worden. Tote lagen auf Karren, bedeckt mit blutigen Laken aus grobem Stoff. Männer und Frauen weinten neben ihren verwundeten Angehörigen. Einige behandelten die Verletzten, andere schrien auf Ungarisch, Walachisch oder Sächsisch. Hunde bellten, Kinder liefen kreischend umher, und entmutigte Priester legten mit gefalteten Händen Fürbitte für die Toten ab und flehten für die Lebenden. Eine Handvoll Soldaten versuchte ohne Erfolg, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Dorf- und Stadtbewohner, die Sándor entweder an seinem Aussehen oder an seinem Banner erkannten, hielten inne und verneigten sich.

Er eilte den Rittern voraus, bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sein Pferd stolperte dabei beinahe über gackernde Hühner, die ihm über den Weg liefen. Sándor folgte der steilen, schmalen Straße aus grauen, rippenartigen Steinen in Richtung der Festung. Er durchquerte das Tor unter dem hochgezogenen Fallgitter, betrat den kopfsteingepflasterten Hof und stieg im Schatten des imposanten Gebäudes des Burgfrieds ab. Sein Pferd überließ er einem mageren, jugendlichen Pfleger, dessen Gesicht mit Pickel übersäht war.

Ein stämmiger Mann in Rüstung mit einem großen Schnurrbart und langem, schwarzen Haar, das bereits ergraute, begrüßte ihn auf den Stufen des Bergfrieds. „Willkommen zu Hause, Herr Szilágyi. Ich bin László Balog, der neue Kastellan.“

Sándor begrüßte ihn mit einem Nicken. „Was ist passiert?“

„Die Türken haben im Morgengrauen angegriffen, Herr. Es waren nicht viele, und wir haben sie Gott sei Dank zurückgeschlagen. Aber Euer Herr wurde bei dem Kampf schwer verwundet.“ Er senkte den Kopf und fuhr fort: „Der Priester hat ihm die letzte Ölung erteilt.“

Sándor sah Balog ungläubig an. Warum um alles in der Welt hatte sich sein alter und kränkelnder Vater an dem Kampf beteiligt? Trotz seiner vom tagelangen Reiten steifen Beine eilte er in die Festung der Familie und stieg die steinerne Treppe hinauf. Die vergoldeten Sporen klirrten dabei bei jedem Schritt.

 

Kapitel 2: Trauer und Schuldgefühle

 

In der Kammer stank es nach Blut, Schweiß, Weihrauch und Abendmahlswein. Zwei Männer standen schweigend am Bett von István Szilágyi: der Arzt und eine dunkle Gestalt, die im Schatten lauerte, teilweise verborgen hinter dem halb zugezogenen grünen Vorhang des Betthimmels.

Sándor nahm seinen Federhut ab und näherte sich zögernd. Sein Vater lag mit geschlossenen Augen da, das Gesicht aschfahl. Sein Hemd und sein Kettenhemd waren hochgekrempelt, die Hosenträger und die Strumpfhose heruntergezogen, so dass eine große Fläche dunkelblauer Haut rund um eine tiefe Wunde herum zum Vorschein kam. Aus seinem Unterleib ragte der abgebrochene Schaft eines Speers, dessen Metallende tief in seinem Bauch steckte.

Sándors Hut fiel ihm aus der Hand. Der Boden bewegte sich unter seinen Füßen. Er hielt sich am Bettpfosten fest, denn er wusste alles über diese Art von Kampfverletzungen. Niemand konnte sie überleben. Der Speer hatte seinen tödlichen Stich erfüllt. Wenn man ihn herauszog, würden die Eingeweide seines Vaters zerreißen, was zu starken Blutungen und zum sofortigen Tod führen würde. Ihn drinzulassen, würde zu einem langsameren Tod durch innere Blutungen und das Versagen lebenswichtiger Organe führen. Und dem Zustand seines Vaters nach zu urteilen, schien dieser tödliche Moment nicht mehr allzu weit entfernt zu sein.

Der Arzt warf Sándor einen niedergeschlagenen Blick zu. „Mein Herr, es gibt nichts mehr, was ich für ihn tun kann. Ich verlasse Euch jetzt, um mich von Euch zu verabschieden.“

Die dunkle Gestalt trat in das Licht des gewölbten Fensters: ein finster dreinblickender Jüngling, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst und die Nasenflügel gebläht. Er trug einen Mischmasch aus Kettenhemd und Plattenpanzer, der mit Blut und Schmutz verschmiert war und so schlecht zusammengeschnürt war, dass ein Berufssoldat die Augenbraue hochziehen würde. „Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt“, spuckte er aus.

„Miklós“, grüßte Sándor ihn kühl. Sein jüngerer Bruder war erwachsen geworden, aber er war immer noch ein siebzehnjähriger Junge, der verzweifelt versuchte, wie ein Mann auszusehen und sich wie einer zu verhalten.

„Du bist nur zurückgekommen, um dein Erbe zu fordern.“

Sándor zuckte bei den Worten seines Bruders zusammen, entschied sich aber dagegen, zu antworten. Er war sofort nach Hause geeilt, als er die Nachricht von der plötzlichen Krankheit seines Vaters erhalten hatte, in der Hoffnung, etwas Zeit mit ihm verbringen und ihn vielleicht pflegen zu können. Er wollte ihm bei der Genesung helfen, wenn dies möglich gewesen wäre. Aber jetzt…

Er kniete am Bett und nahm die Hand des alten Mannes in seine und küsste sie. Die Haut war kalt wie Eis und trocken wie Leder.

„Ich bitte dich um Vergebung, Vater. Es tut mir leid, dass ich nicht hier war. Es tut mir so leid.“

Istváns Arm zuckte. Seine Augen öffneten sich langsam, Tränen zitterten in den Augenwinkeln. Er keuchte und versuchte, etwas zu sagen, aber kein Laut kam aus seinem Mund. Sein Körper krampfte. Dann neigte sich sein Kopf leblos nach links und blieb dort für immer wie eingefroren.

Sándor bedeckte sein Gesicht mit der Hand. Ein scharfer, brennender Schmerz durchfuhr ihn, während sein Herzschlag in seinen Ohren pochte. Wäre er doch nur einen Tag früher gekommen!

Er blieb noch eine Weile auf den Knien, bis das Geräusch einer sich öffnenden Tür ihn dazu brachte, sich umzudrehen.

Als sie eintrat, brachte sie den Sonnenschein mit. „Margit?“ Er blinzelte einige Male. Nein, er träumte nicht. Es war in der Tat Margit. Sie konnte nicht unterschiedlicher sein als die zerbrechliche und mickrige vierzehnjährige Braut, die er zurückgelassen hatte. Sie stand aufrecht und stolz in ihrem bodenlangen, dunkelblauen Samtkleid. Selbst der Schlüsselbund und die Segeltuchtasche, die an ihrem mit Messing beschlagenen Ledergürtel hingen, verliehen ihr einen Hauch von Eleganz und Autorität. Ihr Gesicht strahlte und war makellos; ihr strohfarbenes Haar war teilweise unter einem juwelenbesetzten Haarnetz zusammengerollt, der Rest hing lose über ihren Schultern. Man konnte sie leicht mit dem prächtigsten Engel des Himmels verwechseln. In ihren Händen hielt sie ein kleines Gebetsbuch.

Sándor erhob sich sofort. Er ging ein paar Schritte auf sie zu, angezogen von einer unwiderstehlichen, hypnotisierenden Kraft. Er neigte den Kopf. „Mylady.“

Sie erwiderte den Gruß mit einem Knicks. Und als sie den Kopf hob, traf ihr strahlend blauer Blick seine Augen. „Willkommen zu Hause, Mylord. Es war eine lange Zeit.“

Ihre Stimme floss wie das reine Wasser einer Bergquelle. Sándors Herz blieb für einen kurzen Moment stehen, doch dann schüttelte er den Kopf. Wie konnte er sich dazu hinreißen lassen, an seine eigene Befriedigung zu denken, während sein Vater tot im selben Raum lag?

Anmutig glitt Margit von ihm weg und näherte sich dem Bett. Sie betrachtete den leblosen Körper ihres Schwiegervaters. „Jetzt ist er von uns gegangen“, flüsterte sie und bekreuzigte sich. Mit einer sanften und respektvollen Bewegung schloss sie die Augen des Toten.

Sie wandte sich an Sándor. „Hat er Euch überhaupt gesehen?“

Er nickte.

„Es tut mir leid. Möge Gott seiner Seele gnädig sein.“ Sie schlug ihr Buch auf und las ein Gebet für den Toten.

Mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen hörte Sándor schweigend zu, bis das wütende Schnauben seines Bruders zu laut wurde, um es zu ertragen.

Miklós zeigte auf seinen Vater. „Das ist deine Schuld. Er musste da rausgehen und kämpfen, trotz seiner Krankheit und seines fortgeschrittenen Alters. Er musste das Anwesen verteidigen, weil du nicht da warst.“

„Warum hast du ihn nicht aufgehalten? Er war krank und gebrechlich. Du hättest ihn in Sicherheit bringen müssen.“ Sándor musterte seinen Bruder von Kopf bis Fuß. „Aber was sage ich da? Du kannst nicht einmal deine Rüstung richtig anziehen.“

„Schämt euch, ihr beiden!“ warf Margit ein, die Förmlichkeit vergessend. „Ihr zankt euch wie dumme, kleine Jungs, während der Leichnam eures Vaters noch warm hier liegt.“

Sándor wich überrascht zurück, aber Miklós ignorierte sie und fuhr mit seinem verbalen Angriff fort. „Du hast uns alle der Gnade der Türken überlassen - deinen Vater, deine Frau, mich. Du warst weit weg als Soldat, während deine Familie dich hier gebraucht hätte.“

„Wie kannst du es wagen? Du weißt genau, dass es Vaters Wunsch gewesen war, dass ich der Heiligen Krone diene, wie er und unsere Vorfahren es vor ihm getan haben.“ Sándor straffte die Schultern. Er hatte seine Pflicht getan, und er war stolz darauf. Er wollte nicht zulassen, dass ihn jemand in Frage stellte. „Unser Familienbanner hat auf dem Schlachtfeld nichts als Ruhm errungen. Ich habe unserem Namen erneut große Ehre gemacht, als mich der königliche Rat bei der Krönung unseres neuen Königs, Władysław von Polen, im letzten Monat zu einem der ritterlichen Begleiter auswählte.“

Miklós schnaubte. „Ja! Der Held der Familie. Immer mit wichtigen Dingen beschäftigt, und Vater betete dich an, verehrte seinen kriegerischen Sohn wie den Mars. Seit dem Moment, als er heute verwundet wurde, rief er nur noch deinen Namen. Er hielt so lange durch, wie er konnte, in der Hoffnung, dich zu sehen.“

Sándor hob die Hand. „Es reicht!“

„Lass uns gehen, Miklós“, sagte Margit ruhig und führte ihn am Arm aus dem Zimmer.

 

***

 

Den Rest des Tages verbrachte Sándor wie benommen, losgelöst von der Realität, wie der Zuschauer eines herzzerreißenden Dramas, in dem er selbst der Hauptdarsteller war. Ein einziger Gedanke quälte ihn: Vielleicht hatte sein Bruder Recht, vielleicht war es seine Schuld. Er hatte sich von den Sirenen des Ruhmes und des Abenteuers weglocken lassen, weg von seiner Heimat, seinem Land und den Menschen, die ihm am meisten bedeuteten. Wie würde er jetzt mit dem dunklen Gespenst der Schuld, das über ihm schwebte, leben können? Selbst als er endlich in dieser Nacht schlief, waren seine Träume düster und beängstigend.

Nach der Beerdigungsmesse seines Vaters am nächsten Tag lehnte er sich an den Arm seiner Frau und ließ sich von ihr wegführen. Eine große Gruppe von Menschen hatte sich vor der Kapelle versammelt und wartete darauf, mit ihm sprechen zu können. Ihre verworrenen Stimmen fühlten sich an, als hämmerten sie in seinem Kopf. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre zurück in die Kapelle gelaufen, aber Margit hielt ihn fest an der Hand und sprach mit lauter und entschlossener Stimme: „Der Herr braucht Zeit zum Trauern. Er wird eine öffentliche Audienz anberaumen, wenn er dazu bereit ist.“

Die Menge verstummte und ging auseinander, um sie passieren zu lassen. Sie hielt immer noch seine Hand und führte ihn über den Hof und dann in die Festung.

Sándor stand in der Eingangshalle und atmete tief ein. Endlich etwas Ruhe und Frieden.

„Mein Herr, Ihr müsst Euch ein wenig ausruhen“, bat Margit. „Die Berater werden nach der Vesper hier sein. Ich werde Euch rufen lassen, wenn…“

Er brachte sie mit einer abrupten Bewegung seines Arms zum Schweigen. Er sehnte sich nur noch danach, sich vor allen zu verstecken und seinen Kummer und seine Schuldgefühle zu ertränken, indem er sich in die Vergessenheit trank. „Bring mir Wein“, befahl er einem vorübergehenden Diener.

Müde stieg er die Treppe hinauf und schloss sich im Arbeitszimmer ein. Die vorangegangenen Jahre des ständigen Trainings und der Kämpfe lasteten nun auf ihm wie eine Rüstung aus Blei.

Er setzte sich an den Schreibtisch aus Nussbaumholz und atmete den alten, vertrauten Geruch von Büchern, Papier und Tinte ein. Dieses kleine Zimmer war der Zufluchtsort seines Vaters gewesen, und Sándor hatte sich so privilegiert gefühlt, wenn er hineingelassen wurde. Unzählige Stunden hatte er hier verbracht, selbst auf Kosten des Erlernens seiner Pflichten als zukünftiger Gutsherr. Im Alter von sechzehn Jahren hatte er jedes Buch in den Regalen gelesen und beherrschte Latein und die Kunst des offiziellen Briefeschreibens ebenso gut wie den Schwertkampf. Er hätte dem König als Soldat genauso wie als Gelehrter dienen können. Sein Vater hatte ihm diese Entscheidung aber vor zwei Jahren abgenommen.

 

Ein Klopfen an der Tür weckte ihn auf. Langsam öffnete er seine Augen. Die Welt sah durch den leeren Glaskelch vor seinem Gesicht verzerrt aus. Das letzte Licht des Tages schien durch das Fenster und verbreitete ein warmes Licht im Raum.

„Mein Herr!“ rief Margit von der anderen Seite der Tür. „Die Berater sind eingetroffen. Ihr müsst Euch um Eure Pflichten kümmern.“

„Lass mich in Ruhe“, murmelte er.

Er griff nach der Weinflasche, aber sein Arm fiel schlaff auf den Schreibtisch. Er fluchte, legte den Kopf nieder und schloss die Augen.

Als er wieder erwachte, war es dunkel. Er rief die Diener herbei, um mehr Wein holen zu lassen, und taumelte dann zum Fenster. Er schwitzte stark und war kaum in der Lage zu atmen, als er das Fenster aufriss. Die kühle, frische Bergbrise blies ihm ins Gesicht. Er stand da und atmete so tief ein, wie er nur konnte, bis alles um ihn herum aufhörte zu verschwimmen. Was in aller Welt tat er da? Falls sein Vater ihn jetzt von oben beobachtete, würde er sehr unzufrieden sein. Er stöhnte auf, drehte sich um, packte den Krug und schleuderte ihn gegen die Wand.

Wenig später befand er sich in seinem Schlafgemach und tauchte in eine mit kaltem Wasser gefüllte Holzwanne, während ein Diener mit einem sauberen Handtuch in der Hand in der Nähe stand.

Die Eiseskälte kribbelte auf seiner Haut und brachte sein Blut in Wallung. Müdigkeit und Benommenheit verflüchtigten sich. Er schöpfte sich mehr Wasser ins Gesicht und rieb sich Schläfen, Wangen und Kiefer. Das Kribbeln der Stoppeln erinnerte ihn daran, dass er sich seit Tagen nicht rasiert hatte. Er schloss die Augen, lehnte sich zurück und überließ es dem Diener, das zu erledigen.

 

Kapitel 3: Ein neues Leben

 

Margit war noch wach, saß auf einem gepolsterten Klapphocker und fuhr sich im flackernden Licht der Kerzen abwesend mit einem Kamm durch die Haare. Das bisherige Verhalten ihres Mannes hatte weder den Trost noch die Beruhigung gebracht, die die Bewohner des Anwesens dringend bräuchten. Wenn er nur aus seiner düsteren Stimmung herauskommen und seine Pflicht erfüllen würde. Szentimre brauchte einen kompetenten neuen Herrn. Miklós war zu jung und ungeeignet für diese Aufgabe; er zeigte auch kein großes Interesse daran. Sie war es gewesen, die ihrem Schwiegervater bislang bei der Verwaltung der Gutsgeschäfte geholfen hatte.

Und dann war da noch die Bedrohung durch die Osmanen.

Die Tür knarrte und sie sprang auf und ließ den Kamm auf den Boden fallen. Niemand betrat jemals ihr privates Schlafgemach, außer natürlich ihrer jungen Magd Erzsi, die immer zuerst anklopfte und sich ankündigte.

Sándor kam herein. Er trug nur sein Nachthemd. Sein feuchtes, schulterlanges Haar glänzte im Kerzenlicht kupferrot. „Du hast recht. Ich habe Pflichten zu erfüllen. Ich werde mich morgen mit meinen Beratern treffen. Und jetzt werde ich erst einmal meine Pflicht als Ehemann erfüllen.“

Er kam so nah an sie heran, dass sein Atem ihre Stirn wärmte. Er berührte ihr Gesicht mit dem Handrücken. Seine dunkelgrünen Augen funkelten. „Zieh dein Nachthemd aus“, sagte er sanft, aber immer noch mit gebieterischer Stimme. „Endlich bist du eine richtige Frau geworden. Ich möchte dich sehen.“

Ein Kribbeln lief ihr über den Rücken. Ihr Herz raste, ihre Wangen brannten.

„Nun gut. Ich verstehe, dass du vielleicht etwas schüchtern bist, also werde ich mich zuerst ausziehen.“ Mit einer schnellen Bewegung warf er sein Hemd ab und stand nackt vor ihr.

Margit zuckte zusammen. Sein langes, kantiges Gesicht voller Sommersprossen wirkte alles andere als charmant. Aber seine Größe und sein gut gebauter und durchtrainierter Körper, der hier und da ein paar Kampfnarben aufwies, entschädigten dafür. Sie war kein Kind mehr, und doch reichte ihr Kopf kaum bis zum Ansatz seines Halses. Sie starrte auf seine Schultern und dann auf seine Brust, wagte aber nicht, tiefer zu schauen.

Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Sein Kuss war so fest und fordernd wie sein Griff, die Muskeln seiner Brust und seines Bauches so fest wie die Burgmauern.

Als er sie losließ, war sie völlig außer Atem. Ihr ganzer Körper zitterte, ergriffen von einem seltsamen und unbekannten Gefühl.

Ihre Gedanken schweiften zurück zur Hochzeitsnacht. Sie war wegen des schlechten Wetters eine Woche zu spät in Szentimre angekommen. Die Zeremonie war überstürzt worden. Als kleines, zierliches Waisenkind, das völlig allein, erschöpft und verängstigt gewesen war, hatte sie sich an den Rand des Bettes gekauert und gezittert wie ein Blatt im Wind. Sándor hatte Mitleid mit ihr gehabt und sie nicht angerührt. Am nächsten Morgen war er zum Hof des Königs aufgebrochen.

Diesmal konnte sie ihm nicht ausweichen. Sie war jetzt älter, stärker und mutiger, und sie verstand ihre Pflichten. Er war ihr Ehemann. Sie musste sich ihm unterwerfen. Immerhin war er jung und gesund, und der Geruch seiner frisch gewaschenen Haut gefiel ihr. Aber er war viel größer und schwerer als sie. Er könnte ihr immer noch wehtun.

„Wie lange muss ich noch warten, um das zu bekommen, was mir gehört?“, scherzte er und riss sie aus ihren Gedanken.

Langsam hob sie ihre Hand und öffnete die Schnürung an der Vorderseite ihres Hemdes. Dann schob sie das Kleidungsstück über ihre Schultern und ließ es heruntergleiten.

 

Genau wie ihr Gesicht war auch Margits Körper so perfekt, dass er all die griechischen und römischen Statuen, die Sándor in Italien gesehen hatte, in den Schatten stellte. Er war bereit, sie in diesem Moment zu nehmen, aber er wollte nicht, dass ihr erstes Mal ein schnelles und leicht zu vergessendes Erlebnis sein würde.

Mit leicht geöffnetem Mund nahm er sich Zeit, jeden Aspekt ihrer seltenen Schönheit zu bewundern: ihre Haut, so rein und makellos wie frischer Schnee; der blassgoldene Haarschopf, der über ihre Schultern und ihren Rücken floss; ihre Brüste, ihre Taille und ihre Hüften, die wie von einem Meisterhandwerker geformt waren…

Sie hielt sich die Hände vor ihre weiblichen Körperteile.

„Was ist denn los? Hast du Angst?“, fragte er.

Sie nickte.

„Das musst du nicht. Du musst mir vertrauen und alles andere vergessen.“

Rasch hob er sie von den Füßen und trug sie zum Bett. Er legte sich neben sie, stützte sich auf seinen Ellbogen und küsste sie erneut. Diesmal dauerte der Kuss etwas länger. Er wollte so viel von ihrem Geschmack aufsaugen, wie er konnte. Aber sie reagierte nicht. Sie lag einfach da, starr wie ein Brett und mit fest geschlossenen Augen.

„Lass deine Angst los. Ich verspreche, dass ich dir nicht wehtun werde“, flüsterte er ihr ins Ohr, während sein Daumen die Konturen ihrer Lippen nachzeichnete.

Margit hielt für einen Moment den Atem an. Ihre Augenlider zitterten, und ihr Gesicht rötete sich. Das muss ihr gefallen haben, dachte er und lächelte.

Ermutigt durch ihre Reaktion, ließ er seine Hand an ihrem Körper hinuntergleiten und erkundete jeden Zentimeter – angefangen von ihrem Gesicht über ihren Nacken, ihre Schultern, ihre Brüste, ihren Bauch und dann weiter nach unten. Nach und nach erwärmte sich ihre Haut, und sie wurde weicher.

Sanft schob er ihre Beine auseinander und schob sich über sie. Langsam und beharrlich legte er eine Spur von Küssen auf jedes Körperteil von ihr und bewegte sich tiefer und tiefer. Sie stöhnte, anfangs leise, dann etwas lauter, während sie seinen Kopf zwischen ihren Beinen festhielt.

Sándor blieb dort, bis er ihre Bereitschaft schmecken konnte. Er hatte schon viele Frauen befriedigt, aber keine von ihnen bedeutete ihm so viel wie Margit. Keine von ihnen war so perfekt gewesen, keine von ihnen gehörte ihm oder sollte ihm einen Erben schenken.

Nachdem er einen langen Atemzug tat, um das heftige Pochen seines rasenden Herzens zu dämpfen, drang er in ihren Körper ein. Zuerst zitterte sie, aber ihr anfängliches Wimmern des Unbehagens verwandelte sich bald in tiefe und keuchende Atemzüge. Ihre Beine drückten sich fest an seine Hüften, ihre Finger gruben sich in die Haut seiner Schultern.

Sobald sie ihren Rücken krümmte und ihren Körper mit seinem vereinte, kam auch seine Erleichterung. Er stieß ein intensives Stöhnen aus. Es fühlte sich so gut an, beinahe wie ein Sieg auf dem Schlachtfeld.

Erschöpft zog er sich aus ihr zurück und legte sich auf den Rücken. Er starrte auf die komplizierten und farbenfrohen Muster, die auf den Betthimmel gestickt waren, und kam langsam wieder zu Atem. Er drehte sich zu ihr um.

Sie schaute auf den Kamin auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, still, aber mit einem Lächeln, das immer noch schwach um ihre Mundwinkel zuckte.

Sándor stützte sich auf seinen Ellbogen. „Ich bin froh, dass es dir so gut gefallen hat wie mir.“

Margit saugte an ihrer Unterlippe.

„Ich muss dich warnen“, fuhr er fort. „Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, bis ich zehn Söhne habe.“

Sie sah ihn mit großen Augen und offenem Mund an. „Zehn?“

Er gluckste. „Ich scherze. Drei wären genug.“

Sobald er seinen Kopf zurück auf das Kissen legte, überkam ihn eine Welle süßer Lethargie. Er schloss die Augen und schlief ein.

 

***

 

Sándor lehnte sich an die steinerne Brüstung am Ende der kleinen Terrasse und atmete tief ein, um die Schönheit der Natur, die ihn umgab, auf sich wirken zu lassen. Es war die Zeit zwischen Dunkelheit und Licht, ein magischer Moment, in dem Nacht und Tag zusammen existierten. Jenseits der Felder erschien am Horizont die bronzene Farbe der Morgendämmerung, während sich hinter ihm und den hohen Türmen der Burg allmählich der dunkle Mantel der Nacht verzog.

Margit stand an seiner Seite, eingewickelt in eine Decke, aber immer noch fröstelnd in der kühlen Morgenbrise.

„Dies ist mein Land. Ich bin zu Hause“, sagte er.

Wie konnte dieser ruhige und friedliche Ort nur zwei Tage zuvor der Schauplatz von so viel Zerstörung und Tod sein?

Am Fuße des Hügels, unterhalb der Festung und ihrer Mauern, lag die kleine Stadt Szentimre, noch immer ruhig in einem grauen Dunst. Nur hier und da brannte ein schwaches Licht in den Häusern. In der Mitte der Stadt überragte der Turm der Kirche des Heiligen Imre die umliegenden Gebäude. Und jenseits der Stadtmauern lagen die sieben Dörfer und Weiler der Pächter des Gutes über das weite Ackerland verstreut.

Die dunkle Masse eines Gebirges schützte Sasfészek von hinten wie ein riesiges Schild. Kiefern und Tannen klammerten sich an seine steilen Hänge, die sich so hoch erstreckten, wie das Auge nur sehen konnte. Im Herzen dieses Gebirges lagen wahre Schätze verborgen: Gold und Silber. Etwa fünfzig Männer arbeiteten in der Mine. Ihr Dorf lag am Rande eines engen Tals und entlang eines felsigen, rauschenden Baches.

Innerhalb ihrer Mauern umfasste die Festung mehrere Gebäude: den vierstöckigen alten Bergfried aus Stein, der heute als Wohnsitz der Familie diente; der rechteckige, große Saal, der an der Seite des Bergfrieds angebaut war; das Lager und die Waffenkammer, die Fachwerkkapelle, die Schmiede, die Ställe und die Kaserne.

Obwohl fünf Jahre vergangen waren, hatte sich oberflächlich betrachtet nichts verändert – alles war genauso, wie er es in Erinnerung hatte. Aber gleichzeitig war auch alles anders. Die Zukunft war ungewiss, und er war darauf völlig unvorbereitet. Hätte er doch in all den Jahren nur mehr auf die weisen Ratschläge und Anweisungen seines Vaters gehört…

Margit zog ihre Hand aus der Decke und legte sie auf seine Schulter. „Freust du dich, wieder zu Hause zu sein, mein Herr?“

Sándor stand aufrecht und blickte weit in die Ferne. „Ich weiß es nicht. Ich bin so lange abwesend gewesen, dass ich mich mittlerweile wie ein Fremder fühle.“

„Du bist der neue Herr des Anwesens. Du musst diese Leute regieren und beschützen.“

„Ja, aber ich weiß nicht, wie. Ich bin Soldat, kein Gutsherr.“

Sie fuhr mit ihrer Hand tröstend über seinen Arm. „Es wird nicht leicht sein. Aber wenn du auf dein Volk hörst und es respektierst, wird es auch dich respektieren. Du musst ihnen zeigen, dass du kein hochmütiger Adler bist, der auf dieser Burg hockt wie in einem Horst und die Früchte ihrer Arbeit ausbeutet, sondern dass du ein gerechter und mitfühlender Herr bist, der sich um sie kümmert und sie schätzt. Ich verspreche, dass ich immer an deiner Seite stehen werde. Ich bin bereit, dir jede Hilfe, die du brauchst, zukommen zu lassen.“

Er drehte sich überrascht zu ihr um. „Du?“

„Ja. Ich habe alles von deinem Vater gelernt. Er wollte mich unbedingt unterrichten, da er wusste, dass ich eines Tages die Herrin des Anwesens sein würde.“

„Nein, Angyalom, du brauchst dich nicht darum zu kümmern. Ich werde mich von nun an darum kümmern. Du führst nur den Haushalt und die Dienerschaft und überlässt den Rest mir.“

Er sprach beruhigend, aber sein Herz bebte bei dem Gedanken. Obwohl ihm Berater zur Verfügung stehen würden, würde er immer noch die wichtigen Entscheidungen selbst treffen – Entscheidungen, die sogar den Unterschied zwischen Leben und Tod, über Überleben und Zerstörung ausmachen würden.

Er stand schweigend da und fuhr abwesend mit der Hand über die harte Oberfläche der Brüstungsmauer. Auf dem Torhaus und den Wachtürmen flatterten die Banner mit dem Wappen seiner Familie im Wind: ein schwarzer Bergziegenbock, der vor dem Hintergrund der drei schneebedeckten Gipfel, die Szentimre symbolisierten, aus den Flammen auftauchte, verziert mit Sonne und Mond, die für die Székely-Seite der Familie standen. Es war das Emblem, das er im Kampf getragen hatte – das Einzige, das ihn an die Heimat erinnert hatte, als er weit weg gewesen war.

„Es ist noch früh“, sagte er. „Lass uns wieder ins Bett gehen.“

Bis dahin waren die beiden sich völlig fremd gewesen und ihre erste intime Begegnung ein wenig unbeholfen. Aber als sie nun wieder miteinander schliefen, war es anders. Margit gab sich ihm so bereitwillig hin, dass all die anderen Frauen, mit denen er vor ihr zusammen gewesen war, schnell in Vergessenheit gerieten.

 

Kapitel 4: Vom Soldaten zur Führungskraft

 

Sándor betrat zusammen mit seinem Bruder den großen Saal, um seine Berater zu empfangen. Er trug seine beste und teuerste Kleidung, um einen guten Eindruck zu erwecken: eine locker sitzende Leinenhose zu braunen Reitstiefeln und über seinem Hemd eine kurzärmelige, knielange Tunika aus blauer Seide, die vorne und am Saum mit goldenen Stickereien verziert war. Er hatte sich eine rote Schärpe um die Taille geschlungen und trug einen Dolch in seinem Ledergürtel. Am königlichen Hof wäre seine Kleidung verpönt gewesen, aber er zog ihre Bequemlichkeit den modischeren, enganliegenden Hosen und einem Wams vor. Und er musste sich wohlfühlen.

Sein Herz raste in Erwartung dieses Treffens. Würde er mit seinen knapp etwas mehr als dreiundzwanzig Jahren in der Lage sein, den Respekt und den Gehorsam dieser erfahrenen, älteren Männer zu erlangen, die seinen Vater über viele Jahre hinweg beraten hatten?

Zumindest war die Anwesenheit seines Bruders eine gewisse Ermutigung. Trotz ihres Streits vor einigen Tagen brauchte Sándor ein Familienmitglied an seiner Seite, wenn er sich den vor ihm liegenden Herausforderungen stellen wollte.

Die Berater trafen ein und setzten sich an den langen Eichentisch. Obwohl er sich an die meisten von ihnen erinnerte, erlaubte er ihnen, sich erneut vorzustellen und ihn an ihre Positionen zu erinnern.

László Balog war nicht nur Kastellan, sondern auch Kommandant der Burggarnison. Obwohl er neu auf seinem Posten war, hatte er zwanzig Jahre lang im Gefolge anderer adliger Grundbesitzer gedient.

Péter Havasi war der kleingewachsene, hagere und ältere Herr, der als Verwalter fungierte. Er verwaltete die finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten des Anwesens. Außerdem war er verantwortlich für die Vorräte und die Erhebung von Steuern und Abgaben.

Gábor Sipos, ein großer, bärenstarker Mann mit einem dichten braunen Bart, war der Waldhüter, der auch in Fragen der Landwirtschaft und Viehzucht beriet.

Der elegant gekleidete, korpulente Ratsherr neben ihm war Josef Roth, ein blonder Sachse. Er vertrat die Handwerker der Stadt: Schmiede, Goldschmiede, Schneider, Juweliere, aber auch Baumeister, Steinmetze und dergleichen.

Der nächste Beamte, der sich vorstellte, war Lajos Kendi, ein weiterer kräftiger und grimmig aussehender Mann mit einem von Pocken vernarbten Gesicht. Er war für das Bergwerk zuständig.

Zu der kleinen Versammlung gehörten auch der ungarische, katholische Priester und der walachische Preot des griechischen Ritus, der sich um die geistlichen Bedürfnisse der Bevölkerung kümmerte.

Mehr als zwei Stunden lang hörte sich Sándor die zahlreichen Fragen an, die ihm seine Berater stellten. Jeder lenkte seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Problem, aber eine Sorge schien allen gemeinsam zu sein: Die Zerstörung, die Szentimre und die benachbarten Ländereien durch die osmanischen Angriffe erlitten hatten. Diese hatten in den letzten zwei Jahren stark zugenommen. Die Täter des jüngsten Überfalls waren eine kleine Einheit von Akinjis gewesen – Reiter einer Gruppe von Freischärlern aus Anatolien, die in den südlichen Grenzgebieten Ungarns Schrecken verbreitete. Obwohl sie zurückgeschlagen wurden, war es ihnen gelungen, einen Teil der landwirtschaftlichen Flächen zu zerstören und Tiere und Vorräte zu stehlen. Der Angriff hatte sechs Menschenleben gekostet, darunter auch das von Sándors Vater, der das Pech gehabt hatte, vom Pferd gefallen und vom Speer eines fliehenden Osmanen tödlich getroffen worden zu sein. Er war hilflos am Boden gelegen, bevor Hilfe eintraf.

Manchmal ertappte sich Sándor dabei, wie er gedanklich abschweifte und die meisterhaft geschnitzte Gewölbedecke, die farbenprächtigen Wandteppiche an den Wänden oder die große Marmorplatte mit dem Familienwappen über dem Kamin betrachtete.

Viele der bei dem Treffen angesprochenen finanziellen und landwirtschaftlichen, aber auch die handelspolitischen und religiösen Fragen waren für ihn unverständlich. Er verschob wichtige Entscheidungen in diesen Bereichen, bis er von seinen Beratern mehr Informationen erhalten würde. Die Notwendigkeit, die Verteidigung des Anwesens zu stärken, konnte er jedoch sofort in Angriff nehmen.

„Wir müssen vor allem in der Lage sein, uns selbst zu schützen. Ich schlage vor, dass wir unsere Baumeister damit beauftragen, die Befestigungen zu verstärken und weitere Verteidigungsanlagen im Tal in der Nähe der Mine und vielleicht auch um die exponierteren Dörfer herum zu errichten. Außerdem müssen alle Männer, die älter als sechzehn Jahre sind, eine Kampfausbildung erhalten, damit sie im Bedarfsfall zu zusätzlichen Soldaten werden können. Erst wenn wir uns mit dieser Angelegenheit befasst haben, können wir uns um alles andere kümmern.“

„Mein Herr, Ihr dürft nicht vergessen, dass all diese Arbeiten sehr kostspielig sind. Die Kassen sind so gut wie leer“, bemerkte der Verwalter. „Der Bauernaufstand von '37 hat uns vor dem Schlimmsten bewahrt, aber die häufigen Überfälle der Osmanen haben für Unruhe gesorgt. Bei dem großen Angriff von '38 wurde der größte Teil der Ernte vernichtet. Das Gut hat sich bis heute nicht davon erholt.“

Sándor rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Sein Vater hatte ihm von den Überfällen geschrieben. Aber warum in aller Welt hatte er ihn nicht über das wahre Ausmaß des Schadens informiert? Dennoch war die osmanische Bedrohung im Moment seine größte Sorge.

„Unser Schutz hat Priorität. Seht zu, was Ihr tun könnt, Meister Havasi“, sagte er ungeduldig. Er erhob sich, um anzuzeigen, dass die Sitzung beendet war. „Vielen Dank, meine Herren. Lassen Sie uns nächste Woche am gleichen Tag und zur gleichen Zeit wieder zusammenkommen.“

Die folgenden Tage waren schwierig. Sándor musste nicht nur die Arbeiten zur Neuorganisation der Verteidigung der Siedlung und die Ausbildung der Zivilbevölkerung beaufsichtigen, sondern sich auch mit einer Vielzahl anderer Probleme befassen, von denen die meisten aus der Öffentlichkeit stammten. Die Leute beschwerten sich über dies und das; einige hatten Streit mit ihren Nachbarn; andere schuldeten Geld und konnten es nicht bezahlen; die Priester, besorgt über die Ausbreitung der Unmoral unter der Bevölkerung, wollten das einzige Bordell schließen lassen; der Verwalter jammerte immer wieder, dass das Geld knapp war, und es mussten Handelsverträge unterzeichnet werden, damit Gold und Silber aus der Mine verkauft werden konnten und etwas Einkommen brachten. All diese Aufgaben beschäftigten ihn vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung.

 

***

 

Margits Schlüssel und ihr vergoldetes Gürtelgebetbuch klirrten, als sie von der Kirche durch den Säulengang der großen Halle zurückkehrte. Die Morgenmesse kam ihr immer zu lang vor, und sie freute sich darauf, ihr Fasten zu brechen. Aber das würde noch warten müssen. Lajos Kendi stand am Eingang des Bergfrieds. Sein errötetes und verschwitztes Gesicht, seine zerzausten Augenbrauen und sein röchelnder Atem zeigten, dass etwas nicht stimmte.

Er nahm seinen Hut ab und verbeugte sich vor ihr. „Ich habe schlechte Nachrichten, Mylady. Ich muss mit Eurem Mann sprechen, aber ich kann ihn nirgends finden. War er mit Euch in der Kirche? Ist er noch in der Kapelle?“

„Nein. Ich habe ihn nicht gesehen.“ Margit grübelte. „Vielleicht ist er im Waffenkammergebäude und übt mit den Soldaten. Lasst uns gehen und ihn suchen.“

Sie schickte ihre Magd ins Haus, um die Vorbereitung des Frühstückstisches zu überwachen, und folgte Kendi in die Übungshalle. Ihre Ankunft wurde von den Soldaten und Rittern nicht bemerkt, denn die dicke Heuschicht auf dem Boden dämpfte ihre Schritte.

In der Mitte der Halle kämpfte Sándor nicht gegen einen, sondern gegen drei Gegner, denn er wollte seinem Bruder beibringen, wie man sich mit Schwert und Schild gegen mehrere Angreifer verteidigt.

Er trug nur seine gebundene Hose und ein Hemd, das vorne offen war und dessen Ärmel hochgekrempelt waren. Trotz seiner Größe bewegte er sich mit der Geschicklichkeit eines Luchses, rief seinen Trainingspartnern Anweisungen zu und zeigte seine Kampfkünste und Körperkraft.

Margits Kinnlade fiel herunter. Ihr Puls beschleunigte sich, und ihr Atem wurde kurz und flach. Wie konnte sie nur vergessen, dass Frauen in der Trainingshalle nicht erlaubt waren? Da es ein warmer Tag war, war ihr Mann nicht der Einzige, der sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte. Obwohl die Männer sich nicht an ihrer Anwesenheit zu stören schienen, errötete sie und senkte ihren Blick.

„Mein Herr!“ rief Lajos.

Sándor blieb stehen, ebenso wie die Soldaten. Er warf das Holzschwert und den Schild weg und ging auf Kendi und Margit zu. „Was ist denn los?“

Kendi schaute sich um, um sicherzugehen, dass niemand anderes zuhörte. Er sprach im Flüsterton. „Wir haben ein Problem in der Mine.“

Sándor lehnte sich näher heran. „Was für ein Problem?“

„Die Bergleute weigern sich zu arbeiten. Sie haben seit über drei Monaten keinen Lohn mehr erhalten.

„Drei Monate?“ Sándors erhobene Stimme verursachte eine plötzliche Stille in der Halle.

Kendis Gesicht wurde scharlachrot. „Aye, mein Herr. Das ist die Art und Weise, wie die Mine funktioniert. Die Männer machen die Arbeit, die Metalle werden verkauft oder getauscht, und die Männer erhalten ihren Lohn. Dieser Prozess dauert höchstens zwei Monate. Aber durch die Krankheit Eures Herrn, sein Tod und durch die osmanischen Überfälle in den südlichen Teilen der Provinz hat sich alles verzögert.“

„Das wusste ich nicht. Warum habt Ihr es mir nicht schon früher gesagt?“

„Ich glaubte, alles unter Kontrolle zu haben, und wollte Euch nicht belästigen. Ich habe das Geld von Meister Havasi angefordert. Die Männer waren einverstanden, noch zwei Wochen zu warten, aber die sind jetzt vorbei. Sie können nicht länger warten. Der Verwalter sagte, er habe Eure Anweisungen befolgt und das Geld stattdessen für die Befestigung von zwei Dörfern ausgegeben. Solange wir nicht die Zahlung für das letzte Handelsabkommen haben, kann er mir nichts geben. Aber das Abkommen wird nicht erfüllt, wenn die Bergleute ihre Arbeit einstellen.“

Sándor blickte in die Ferne und schwieg eine Weile.

„Mein Herr, du musst mit den Arbeitern sprechen“, mischte sich Margit ein.

„Die Dame hat recht“, stimmte Lajos zu. „Ihr seid der Einzige, der das Problem lösen kann, bevor es zu einem Aufstand kommt.“

„Nun gut. Sag ihnen, dass ich sie in Nones treffen werde… Was Euch betrifft, Meister Kendi, so haltet mir nie wieder so wichtige Informationen vor.“

 

***

 

Die Bewohner des Bergarbeiterdorfs hatten sich um den steinernen Brunnen auf dem Platz versammelt, als Sándor in Begleitung von Margit, Miklós, Kendi und zehn Soldaten eintraf. Die Atmosphäre war angespannt, aber die meisten der Arbeiter und ihrer Familien blieben ruhig und machten keine bedrohlichen Anstalten. Selbst die Kinder schwiegen und starrten mit offenem Mund auf ihren neuen Herrn auf seinem großen Pferd.

Ein Mann mittleren Alters mit einem strengen, schmutzverschmierten Gesicht trat einen Schritt vor. Er nahm seinen Strohhut ab, unter dem eine schmutzige Leinenhaube zum Vorschein kam, und neigte sein Haupt.

„Herr Szilágyi, ich vertrete die Arbeiter. Wir sind schon seit Wochen verärgert“, sagte er in gutem Ungarisch, aber mit schwerem sächsischem Akzent.

Eine Gruppe jüngerer Bergleute, die sich an der Spitze der Menge aufgestellt hatte, verschränkte gleichzeitig die Arme, als ob sie ein Signal erhalten hätten. Sie sorgten dafür, dass die Hämmer, Spitzhacken und Meißel, die sie in ihren Gürteln trugen, gut zu sehen waren.

Sándor hielt einen Moment lang den Atem an und griff instinktiv nach dem Griff seines Schwertes. Wenn sie einen Kampf wollten, würde er ihnen einen liefern.

Margit lehnte sich aus dem Sattel zu ihm rüber, berührte seinen Arm und sagte mit leiser Stimme: „Entschuldige dich und sag ihnen, dass sie in drei Tagen bezahlt werden.“

„Wie? Wir wissen nicht, ob…“

„Tu es!“

Wie konnte sie es wagen, ihm vor allen Leuten Befehle zu erteilen? Nach ihrer Intervention starrten ihn einige der Bergleute mit hochgezogenen Augenbrauen an, während andere den Kopf senkten und vor sich hinlächelten.

Aber es war nicht die Zeit zum Streiten. Er löste seinen Griff um das Schwert und räusperte sich. „Ich wurde soeben erst über die Situation informiert. Ich verstehe Eure Verzweiflung und Euren Zorn. Und ich bedaure, dass Ihr Euren Lohn so lange nicht erhalten habt.“

Der ältere Bergmann drückte den Hut in seinen Händen und sprach langsam, aber bestimmt: „Bei allem Respekt, Herr, wir können nicht mit leeren Bäuchen arbeiten. Unsere Familien müssen auch ernährt werden. Und die Geschäfte verkaufen uns nichts mehr auf Kredit.“

„Ich verspreche Euch, dass Ihr innerhalb von drei Tagen bezahlt werdet. Ich werde die Geschäfte anweisen, den Kredit bis dahin weiterzuführen. Geht jetzt wieder an die Arbeit.“

„Drei Tage“, sagte der Bergmann und hob kühn den Blick, um Sándor direkt anzusehen. „Und wir wollen, wie die anderen Männer des Gutes im Kampf ausgebildet werden, um unsere Heimat zu schützen.“

„Ihr werdet ausgebildet werden. Dafür werde ich persönlich sorgen.“

Der Bergmann verbeugte sich kurz und trat zurück. Er wandte sich an seine Kollegen und sagte ein paar Worte auf Sächsisch und dann auf Walachisch. Die Menge löste sich langsam auf.

Trotz seiner Frustration über die Einmischung seiner Frau war Sándor froh, etwas Zeit gewonnen zu haben. Aber würde er sein Versprechen auch halten können?

Als sie nach Sasfészek zurückkehrten, zog er Margit in sein Schlafgemach. „Ich habe dir gesagt, du sollst dich nicht in die Verwaltung des Anwesens einmischen.“

„Ich habe nur versucht, zu helfen. Du warst bereit, sie anzugreifen, statt mit ihnen zu reden.“

„Mach das nicht noch einmal! Du lässt mich vor meinen Leuten schwach aussehen.“

„Du musst anfangen, dich mit diesen Problemen zu befassen, mein Herr. Und ich bin hier, um dich zu unterstützen. Wenn du die Hilfe einer Frau annimmst, macht dich das nicht zu einem schwächeren Mann. Das Wichtigste ist, die richtige Entscheidung zu treffen. Ob es dir gefällt oder nicht, du bist jetzt der Anführer dieser Menschen und musst dich auch wie einer verhalten. Ich verstehe, dass du viele Jahre unter Soldaten verbracht hast und dich mit einem Schwert in der Hand wohler fühlst. Aber nicht jedes Problem im Leben lässt sich mit dem Schwert lösen.“

Sándor atmete heftig aus. Sie hatte Recht. Er hatte eine Schwäche, und er musste hart daran arbeiten, sie zu überwinden. Margit hatte sich viel klüger verhalten als er, selbst als sie da draußen von Dutzenden verärgerter Bergleute umgeben war.

Schließlich lächelte er. „Nicht nur schön, sondern auch stolz, willensstark und furchtlos. Wie eine feurige Stute.“

Margit schnappte nach Luft. „Du vergleichst deine Frau mit einem Pferd?“

„Ich liebe meine Frau und meine Pferde. Reiten ist mein Lieblingssport … Komm!“ Er nahm sie an der Hand und führte sie zum Bett.

Kurze Zeit später lagen sie nebeneinander und waren völlig außer Atem.

Er stützte sich auf den Ellbogen und streichelte ihre Wange mit dem Handrücken. „Es war mutig von dir, die Trainingshalle zu betreten, als sie voller halbbekleideter Männer war.“

Ihr Mund klappte weit auf, aber sie fasste sich schnell wieder. „Oh, habt keine Angst, mein Herr. Meine Augen waren nur auf dich gerichtet.“

„Habe ich so gut ausgesehen?“

„Gibt es ein schöneres Schauspiel als einen halbnackten Krieger im Kampf?“

Er brach in Gelächter aus. „Nun gut, Mylady. Wenn du das nächste Mal in der Halle bist, führe ich dich in einen dunklen Lagerraum und nehme dich gleich dort. Würde dir das gefallen?“

„Mein Herr!“ Margits Gesicht verfärbte sich wie rote Beete, während sie ihren Mund mit der Hand bedeckte und versuchte, einen Lachanfall zu unterdrücken. Sie stand auf und strich ihre Röcke glatt.

„Ich muss mich zuerst um die Bergleute kümmern“, sagte Sándor. Er stand aus dem Bett auf und zog seine Hose hoch. „Ich habe nur drei Tage Zeit, um das Geld aufzutreiben und sie zu bezahlen. Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“

Margit kniete vor ihm nieder und band mit geschickten Händen den Bund seiner Hose an das Wams. „Mach dir keine Sorgen, mein Herr. Wir können sie bezahlen.“

„Wie?“

Sie erhob sich und sah ihm in die Augen. „Wir können einige meiner Juwelen verkaufen oder verpfänden. Ich weiß, dass es keinen Geldverleiher in der Siedlung gibt, der einen so hohen Preis zahlen könnte, aber wir können sie frühmorgens nach Déva bringen und vor Sonnenuntergang zurückkehren.“

Sándors Muskeln spannten sich an. „Nein! Ich werde deinen Besitz nicht benutzen, um meine eigenen Schulden zu bezahlen.“

„Warum nicht? Du bist mein Mann, und ich möchte dir helfen.“

Er wies sie mit einer abrupten Handbewegung ab. „Das will ich nicht hören! Ich werde einen anderen Weg finden.“

 

***

 

Die Berater trafen pünktlich zu der dringenden Abendversammlung ein.

Sándor wandte sich an den Verwalter. „Wie sieht es mit den Pachtpreisen der Bauern aus?“

„Im Moment ist alles bezahlt, aber wir könnten in Zukunft Probleme bekommen, weil ein Teil ihres Landes zerstört und einige ihrer Tiere bei dem Angriff getötet wurden.“

„Steuern?“

„Bereits eingesammelt und an den König geschickt.“

„Was ist mit dem Vertrag mit den Zünften von Segesvár über Gold und Silber, den ich vor ein paar Tagen unterzeichnet habe? Wann werden sie uns bezahlen?“

„Am Ende des Monats, wenn sie die Ware abholen.“

„Die Frage ist also: Haben wir genug Geld, um die Löhne der Bergleute jetzt zu zahlen?“

Havasi prüfte seine Papiere. „Wir haben bereits viel Geld ausgegeben, um die durch den osmanischen Überfall verursachten Schäden zu beheben. Ich schätze, wir können sie für einen Monat bezahlen, aber nicht für die drei, die sie verlangen, zumindest nicht, bis wir von der Gilde bezahlt werden.“

„Wir müssen das Geld jetzt auftreiben“, sagte Sándor. „Wenn sie nicht zufrieden sind, wird unsere Vereinbarung mit der Gilde scheitern. Wir sind auf die Bergleute angewiesen.“

Eine Antwort blieb aus.

„Meine Herren! Ich bin sicher, dass wir alle einen kleinen Beitrag leisten können, um uns aus dieser Krise zu helfen. Er wird Ihnen am Ende des Monats zurückerstattet.“

„Äh… wir haben unsere eigenen Ausgaben“, sagte Josef Roth, und die anderen nickten zustimmend.

Sándor atmete heftig aus. Er konnte nicht zögern. Vielleicht erforderte das Problem einen anderen Ansatz. Er stand auf und sprach mit klarer und entschlossener Stimme. „Dies ist seit mehreren Generationen das Land meiner Familie. Aber es ist auch der Ort, an dem Ihr Euren Lebensunterhalt verdient und Eure Familien ernährt. Alle können ein angenehmes Leben führen, weil ich Arbeit und Schutz biete. Wenn Ihr wollt, dass das so bleibt, müsst Ihr tun, was ich verlange. Ich möchte keine extremen Maßnahmen ergreifen, wie z. B. alles Wertvolle, das Eure Familien besitzen, zu konfiszieren. Habt Ihr mich verstanden?“

Eine bedrückende Stille erfüllte den Raum. Die Berater sahen sich erstaunt an.

„Natürlich, mein Herr. Ich werde Eurer Bitte nachkommen“, sprach Kendi als erster.

Die anderen murmelten ähnliche Versprechen.

Zwei Mitglieder der kleinen Versammlung hatten jedoch noch kein Wort gesagt: die beiden Priester, welche die beiden Religionen des Anwesens vertraten. Sándor wandte sich ihnen zu und wartete, aber sie sprachen noch immer nicht.

„Was ist mit der Kirche?“, fragte er.

„Nein“, flüsterte Miklós. „Lasst die Kirche in Ruhe.“

„Warum?“

„Ihr dürft die Bischöfe nicht verärgern.“

Sándor bedachte ihn mit einem wütenden Blick. Er wandte sich an die Priester. „Priester, Ihr sammelt den Zehnten, den Ihr Euren Bischöfen übergebt von diesen Ländereien ein. Ein Teil des Zehnten ist in barer Münze. Ich bin sicher, dass Eure Vorgesetzte Verständnis dafür haben, wenn Ihr den Zehnten dieses eine Mal nicht bezahlt.“

„Das ist nicht unser Geld“, protestierte der walachische Priester.

„Wir haben nicht die Befugnis, das Geld zweckentfremdet zu verwenden“, so der Ungar weiter.

„Dann sagt Euren Bischöfen, dass Ihr eine wohltätige Spende durchführen müsst. Die Bergleute sind auch Eure Herde, und sie sind in eine schwere Zeit geraten.

„Es ist die Pflicht des Verpächters und nicht der Kirche, diese Menschen zu bezahlen“, entgegnete der ungarische Priester.

„Ich wünsche lediglich einen Kredit, den ich am Ende des Monats zurückzahlen werde.“

Sándor wartete, bis sie versprachen, ihren Beitrag zu leisten.

Er lächelte in sich hinein, denn er hatte einen Kampf gewonnen. „Ich danke allen, meine Herren. Ihr habt Eure Pflicht gegenüber Eurem Herrn und Eurem Volk erfüllt. Ich werde das nicht vergessen. Lassen Sie uns morgen um sechs Uhr wieder hier zusammenkommen, um die nötigen Summen zusammenzustellen.“

Die Räte und Miklós verließen schweigend den großen Saal.

Doch Balog folgte den anderen nicht, sondern drehte sich zu Sándor um. „Darf ich Euch einen freundlichen Rat geben, Herr?“

„Ihr dürft.“

„Seid bitte nicht beleidigt durch das, was ich sagen werde, denn es ist wichtig, dass ich es sage. Was heute hier passiert ist, darf sich nicht wiederholen.“

Das Blut stieg Sándor in den Kopf. „Was meint Ihr?“

„Bei allem Respekt, mein Herr, Ihr könnt Eure Berater nicht einschüchtern oder bedrohen, weil Ihr die militärische Macht habt und die Berater nicht. Sie sind weder Eure Diener noch Eure Pächter. Sie mögen einen niedrigeren Stand haben als Ihr, aber sie sind immer noch Adlige, und sie dienen Euch aus freiem Willen. Ihre Söhne, Brüder und Cousins sind die Ritter und Soldaten, die im Kriegsfall unter Eurer Flagge kämpfen werden. Wenn Ihr weiterhin versucht, auf diese Weise Geld von ihnen zu erpressen, werden sie dieses Gut verlassen und für jemand anderen arbeiten.“

Sándor zeigte auf die Tür. „Geh!“

Sein scharfer Ton erschreckte Balog, der sich verbeugte und eilig davon ging.

Sándor sah zu Boden. Seine Hände zitterten stark. Sein Herz schlug wie wild.

„Nicht jedes Problem im Leben kann mit dem Schwert gelöst werden“, hatte Margit ihm nur wenige Stunden zuvor gesagt. Vielleicht wäre es klug, öfter ihren Rat einzuholen. Aber nein, das war keine gute Idee. Er war ein starker Mann und ein mächtiger Grundbesitzer. Er würde sich nicht von einer Frau herumkommandieren lassen. Es fehlte ihm zwar an Erfahrung, aber er musste es eben auf die harte Tour lernen.

 

Kapitel 5: Die Attacke

 

Sándor schüttelte dem sächsischen Kaufmann, der die Juwelierzunft von Segesvár vertrat, die Hand. „Gute Heimreise.“

Endlich konnte er frei aufatmen. Nachdem er seine Zahlung erhalten hatte, konnte er seine Berater entschädigen. Er setzte sich an den Schreibtisch, um die Aufzeichnung der Transaktion abzuschließen.

Doch sein Auftraggeber blieb stehen. „Herr Szilágyi?“

„Ja?“ Sándor antwortete, ohne ihn anzuschauen.

„Eure Familie ist schon seit vielen Jahren unser Lieferant. Aus Höflichkeit möchte ich Euch vor etwas warnen.“

Sándor hob den Kopf und blickte in Richtung des Mannes. „Was ist los?“

„Die Osmanen haben ihre Raubzüge vor kurzem wieder aufgenommen. Meine Wachen und ich sind auf unserem Weg hierher nur knapp einer großen Gruppe von ihnen entkommen. Ihr müsst vorbereitet sein. Wir werden noch in der Nacht aufbrechen, um unangenehme Begegnungen zu vermeiden.“

 

Sándor stand vor dem ersten Tageslicht auf. Früher oder später würden die Osmanen kommen. Selbst wenn sie nicht mit ihrer gesamten Streitmacht das Gut überfallen würden, wären sie dennoch in der Lage, großen Schaden anzurichten. Die Verteidigungsanlagen waren noch nicht fertiggestellt und die männliche Bevölkerung war nicht vollständig ausgebildet. Ihm standen nur dreißig Fußsoldaten, zwanzig Bogenschützen, drei Feldwebel, zehn Burgwächter, sieben gepanzerte Ritter, der Garnisonskommandant und er selbst zur Verfügung – insgesamt zweiundsiebzig Mann.

Es war Zeit zu handeln. Er setzte das gesamte Anwesen auf Wache und schickte Späher aus, um die Bewegungen des Feindes aufzuspüren. Die Späher kehrten zurück und sahen beunruhigt aus. Die Osmanen waren gefährlich nahe. Und da der Winter nahte, würden sie wahrscheinlich einen Überfall durchführen wollen, bevor die strenge Kälte einsetzen würde. Sie konnten jeden Moment angreifen.

Trotz des Widerwillens der Bauern, ihre Häuser zu verlassen, befahl Sándor ihnen, ihre Familien, ihre wertvollsten Besitztümer und so viele Tiere wie möglich innerhalb der Stadtmauern oder der Holzpalisaden der beiden bereits befestigten Dörfer zu bringen. Das Ackerland war riesig und die Siedlungen so weit verstreut, dass es unmöglich war, jeden Teil des Anwesens zu schützen. Die einzige Verteidigung bestand darin, die Osmanen aufzuhalten, bevor sie über den Gebirgspass in sein Land eindringen konnten. Hier musste er den Großteil seiner Streitkräfte konzentrieren.

Der Pass war breiter, als ihm lieb war. Er wies die Soldaten und Bergleute an, an der engsten Stelle Gräben auszuheben und sie mit Stroh und Gras zu bedecken. In dem harten Gebirgsboden würden sie nicht tief graben können, aber zumindest würden die flachen Gräben das Vorrücken der feindlichen Pferde behindern.

Er musste alle Ritter und den größten Teil der Soldaten zur Verteidigung des Passes einsetzen. Er ließ nur die Turmwächter in der Burg und fünf weitere Männer sowie den Garnisonskommandeur in der Stadt zurück, falls die Osmanen bis dorthin vordringen konnten. Die stärksten und am besten ausgebildeten Männer des Anwesens schlossen sich Balogs Team an, während die Bergleute sich bereit machten, ihr Dorf zu verteidigen.

Aber selbst wenn sein Volk in der Lage wäre, zu kämpfen, würde das denn ausreichen? Sándor musste anderswo nach Hilfe suchen.

Er rief Miklós und Margit in sein Arbeitszimmer. „Ich wünschte, ich könnte Herrn Jankó um Hilfe bitten, aber ich weiß nicht, wo er sich gerade aufhält. Unser Bote würde zu lange brauchen, um ihn zu finden.“

Margit sah ihm aufmerksam ins Gesicht. „Wer ist das?“

„János Hunyadi, Befehlshaber der Armeen des Südens. Meine Männer und ich haben in der Schlacht unter ihm gedient. Seine Frau, Erzsébet Szilágyi von Horogszeg, ist meine Cousine dritten Grades.“

„Ich verstehe“, sagte sie. „Und was ist mit unseren Nachbarn?“

Sándor grübelte. Es gab da jemanden, aber allein der Gedanke daran, ihn um Hilfe zu bitten, drehte ihm den Magen um. „Rudolf Holman.“

Miklós' Gesicht errötete. „Nein! Bitte nicht diese Schlange!“

Erschrocken über seinen Ausbruch drehte sich Margit zu ihm um. „Warum nicht?“

„Dieser verfluchte Sachse ist der hinterlistigste und intriganteste Mensch.“

Sie wandte sich an Sándor. „Du musst es tun, mein Herr. Er ist der Einzige, der uns jetzt noch helfen kann, und -“

„Höre nicht auf sie!“ Miklós unterbrach ihn. „Vater hat immer gesagt, dass er lieber sterben würde, als Holman um Hilfe zu bitten.“

„Und das tat er dann auch“, erwiderte Margit und blickte ihren Schwager an. „Er ist gestorben und mit ihm einige unserer Leute. Wir können dieser Macht nicht allein entgegentreten. Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Menschenleben zu verlieren.“

Sándor schlug mit der Faust auf den Tisch. „Genug!“ Die beiden stritten über das Schicksal des Anwesens, als ob er nicht anwesend wäre. Er war derjenige, der die Entscheidung zu treffen hatte. „Ich werde es tun. Wenn die Türken unser Land plündern, ist Holman der Nächste. Es ist also auch in seinem Interesse, uns zu helfen.“

„Das wirst du bereuen“, sagte Miklós mit Nachdruck.

„Vielleicht. Aber in diesem Moment habe ich keine andere Wahl. Und ich werde dich zu ihm schicken, um ihn davon zu überzeugen, dass es zu seinem Besten ist und dass er uns helfen muss. Wenn er eine Bezahlung verlangt, versprich ihm nichts. Ich werde mit ihm sprechen, wenn die Gefahr vorüber ist.“

Miklós verschränkte die Arme und sah zur Seite. „Nein. Ich weigere mich.“

„Ich würde das selbst tun, aber ich muss hierbleiben und mein Land verteidigen“, sagte Sándor streng. „Deshalb gebe ich dir die Chance, deinen Wert zu beweisen. Es ist an der Zeit, dass du etwas Nützliches für unsere Familie tust.“

„Nun gut“, räumte Miklós schließlich ein, „aber gib mir nicht die Schuld, wenn der Versuch scheitert.“

Sándor ignorierte diese Bemerkung. „Nimm Meister Roth mit. Holman hört eher auf einen Landsmann aus Sachsen. Geh jetzt. Wir haben nicht viel Zeit.“

Als Miklós aus dem Zimmer stapfte, wandte sich Sándor an Margit. „Ich möchte, dass du auch gehst. Es wird hier gefährlich sein.“

„Nein. Mein Platz ist hier bei meinem Mann.“ Sie trat näher an ihn heran und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Ich habe schon viele Überfälle erlebt.“

Warum widersprachen alle seinen Anordnungen? Es hatte keinen Sinn, zu versuchen, sie zu überzeugen. „Da du es vorziehst zu bleiben, muss ich dir etwas Wichtiges zeigen.“