1,99 €
Ziemlich spät wurden an der Nordseeküste Deutschlands Rettungsanstalten ins Leben gerufen. Es bedurfte eines Unfalls, wie des Schiffbruchs der 'Alliance', um zu energischer Tätigkeit anzuspornen. Navigationslehrer Bermpohl aus Vegesack erließ gemeinsam mit Dr. Kuhlmay einen Aufruf an die deutsche Nation, der vom besten Erfolg begleitet war, und im folgenden Jahre bildete sich in Emden der erste Verein zur Rettung Schiffbrüchiger. Ähnliche Vereine bildeten sich in Hamburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Danzig und im Jahre 1866 vereinigten sich alle zu einer allgemeinen 'Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger'.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2022
Herausgegeben von Ronald Hoppeedition.epilog.de
Für diese Ausgabe wurden die Originaltexte in die aktuelle Rechtschreibung umgesetzt und behutsam redigiert. Längenangaben und andere Maße wurden gegebenenfalls in das metrische System umgerechnet.
Groß sind die Gefahren, welche die hohe See birgt, wenn der Schiffer, vom Sturm überfallen, im Kampf der tobenden Elemente Meer und Himmel ineinander verschwimmen sieht; aber sie können sich nicht messen mit den Schrecknissen der Küste! Weiß der Seefahrer, dass er auf 500 Meilen rings herum kein Land neben sich und 1000 Meter Wassertiefe unter dem Kiele hat, so fürchtet er auf seinem gut gebauten Schiffe bei fest verstauter Ladung den Sturm nicht sehr; wenn aber Land in der Nähe ist, dann ergreift beim Heraufziehen des Orkans auch den herzhaftesten Seefahrer das Grausen. Denn das Land ist der Feind dessen, was auf dem Salzwasser schwimmt, und wenn vor Wind und Wellen Bergung möglich ist, so ist doch die Küste erbarmungslos! Und wie der Strand so waren Jahrhunderte lang dessen Anwohner. Um einen ›gesegneten‹ Strand, wurde von ihnen in den Kirchen gebetet, man flehte zum Himmel, dass recht zahlreiche Schiffbrüche in der Nachbarschaft der Küste stattfänden, um des von den Wogen angeschwemmten Gutes teilhaftig zu werden. Um die Schiffbrüchigen kümmerte man sich nicht, sie mochten, kamen sie mit dem Leben davon, froh sein, unbehelligt fortziehen zu können. Mag man über die Humanität der Neuzeit denken, wie man will, und mag man noch so sehr und mit Recht von manchmal übertünchter Höflichkeit reden, so kann niemand bestreiten, dass wenigstens auf dem Gebiet des Rettungswesens zur See die Gegenwart Mustergültiges leistet, dass man diesen Einrichtungen und Anstrengungen gegenüber wahrhaft stolz darauf sein kann, dem 19. Jahrhunderte anzugehören!
Das Rettungsboot in der Brandung.