Der Himmel so rot - Marion Feldhausen - E-Book

Der Himmel so rot E-Book

Marion Feldhausen

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Beschreibung

1944 wurden in Norditalien ganze Dörfer von der Wehrmacht ausgelöscht. Knapp sechzig Jahre später findet in Duisburg ein Mann vergrabene Lire-Münzen, ein Amulett und – die Knochen einer Frau. Hauptkommissarin Sofia Barucchi, Deutschitalienerin, übernimmt, aber ihre Ermittlungen werden behindert. Doch Sofia findet eine Spur – die in die 1940er Jahre zurückführt und von dort wieder zurück in die BRD: ins Milieu rechter Motorradclubs, von Drogen und Prostitution. Was verbindet einen Altnazi mit der Toten? Und warum interessiert das den BND?

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Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

Nachwort

 

Marion Feldhausen

Der Himmel so rot

Kriminalroman

CRiMiNA

 

 

ISBN (eBook) 978-3-89741-939-1ISBN (Print) 978-3-89741-443-3

© 2020 eBook nach der Originalausgabe

Originalausgabe in CRiMiNA.

CRiMiNA ist ein Imprint des UIrike Helmer Verlags, Roßdorf bei Darmstadt.© 2020 Copyright Ulrike Helmer Verlag, Roßdorf bei DarmstadtAlle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Atelier KatarinaS / NLunter Verwendung des Fotos »Lerato« © Emoji_photocase.de

Ulrike Helmer VerlagBlütenweg 29, 64380 Roßdorf b. DarmstadtE-Mail: [email protected]

www.ulrike-helmer-verlag.de

 

 

Obwohlsich »DerHimmelsorot« mitrealenVerbrechenbeschäftigt:

DiesesBuchisteinRoman, eineFiktion.

 

1

Duisburg

»Duhastdawas.«

SofialächeltunfreundlichunddeutetmitdemFingeraufdasHemdvonStaatsanwaltRolandHecht. Erschauthoch, dannansichherunter.

»Mist«, sagterundrenntinsBad. Hecht, einerderdreiStaatsanwältefürKapitalsacheninDuisburg, hatheuteeinenlangenVerhandlungstagbeimLandgerichtundturntdabeigernemitoffenemTalarvorseinemPublikumherum.

Alserwiederkommt, istderSchadenbehoben.

BevorersichwiederindieSüddeutschevertieft, fragter: »Magstwasab?«, dochalssienickt, guckterschonwiederindieZeitungundsiehtesnicht. »Na?«

»Ja, ichwill, Menschenskind!«, sagtsieaufgebracht.

ErhältihrdiePanoramaseitehin. IhrreichteinkurzerBlick.

»Ichwillnichtwissen, wasderTruthahnüberdickeFrauengesagthat.«

»Truthahn?«, fragtHecht.

»DieseralteZopfträgermitderHalskrause.«

»Hm«, sagtHecht, blättertvor, winktkurzdaraufmitderSeitedreiundvertieftsichwiederindieTagespolitik.

»Nichtnur, dasssichunsereDialogeaufsAllernötigstebeschränkenunddudichständigmitirgendwasbekleckerst – deinInteresseanmiristoffensichtlichaufdemNullpunktangekommen. Hecht! Hörstdumirzu?«

Stille.

SofiagreiftnachderSeiteundfeuertsiemitSchwungüberdieTischplatte. SiesegeltbiszumEndedesZwei-Meter-vierzig-TischesundlandetaufdendreiKerzen, dievoreinerStundeinderHoffnungaufmorgendlichenFriedenvonihrangezündetwordenwaren. FassungslosstarrenbeideaufdasFeuerchen, dasimNuhochzüngelt. Hechtspringtauf, wirftseineKaffeetasseum. EinViertelvomWeißbrötchenstecktihmnochimMund, derGrundfürseinunverständlichesRöcheln. Esriechtbrenzlig, nachPfadfinderundLagerfeuer. SiehastenzumWasserhahn, stoßenzusammen, reißenKüchenhandtüchervomHaken, haltensieunterdenStrahlundrennenzurück. DienassenTüchererstickendenBrand. Esistsogutwienichtspassiert, derTischhatnureinenwinzigenBrandflecken. DieSeitedreiistAsche.

WährendsiedieSauereientfernt, nörgeltsieüberMänner, dieniezuhören, undüberFrauen, diebeimFrühstückbeachtetwerdenwollen, selbstwennsiesichineinemhöchstunattraktivenStadiumdesOvarialzyklusbefinden.

Hechthörtwiedernichtzu, eristzuerschüttert. FasthätteSofiaseinenherrlichenTischabgefackelt (vonTeam9ausHamburg, dasinseinenProspektentunlichstkeinePreisangabenmacht)! IhreArgumentation, fastseiebennurfast, rauschtebenfallsanihmvorbei, weilergleichweiterherumschnauzenmuss, wasnochalleshättepassierenkönnen. Istesaberdochnicht, denktsiegenervtundsagteesdannlaut, richtiglaut, woraufhinHechtnurverächtlichschnaubt.

»DuhastesbilligendinKaufgenommen!«

»Wennüberhaupt«, sagtsie, »wareshöchstensfahrlässig.«

MitteninseineneuenTiradenhineinklingeltihrHandyunddasBilddesKollegenPaulScholtenerscheintaufdemDisplay.

»Hallo, wasgibtes?«

»Anrufvonunbekannt, sechsUhrzwoundzwanzigausöffentlicherTelefonzelleTonhallenstraße, SkelettaufdemKaiserberg, NäheDenkmalwiese.«

»Und?«

»Bestätigt. DieUniformiertensindvorOrtundkümmernsich.«

»Bingleichda, meldemichunterwegs.«

PaulbeendetdasTelefonat.

»Ichfreuemich!«, ruftSofiaindietoteLeitung.

»Werwardas?«, fragtHecht, dieAugenleichtzusammengekniffen.

»Das?«, fragtsiescheinheiligzurück, »daswarmeinKollegePaul. Ichmusslos, LeichenfundamKaiserberg.«

WährendsieihreSachenzusammenpackt, feststellt, dassesregnet – undwoistderSchirm, verdammt! –, bautsichHechtvorderWohnungstürauf.

»DaläuftdochwasmitdieserPappnase, dasistjawohlnichtzuüberhören. Ichfragemichernsthaft, was …«

»Undfragdichdannnoch, obdudasWortVeränderungsresistenzschonmalgehörthast!«

SofiaöffnetdieTürundschließtsieleise.

WaswillichmitdiesemCretino, überlegtsieaufdemWegzumAuto. EinbayrischerStieselohneHumor. UndeinKindmitdemkannichauchvergessen. BeimeinemPechwird’seinblassesBürschchen, dasniemandenanseineSpielsachenlässtundCSUwählt.

AlssieimTrockenensitztunddenWagenanlässt, betrachtetsiesichimRückspiegel.

Garnichtschlecht. BisaufdiebraunenKorkenzieherlocken, diebeiRegenaussehenwieHundeköttelaufderFlucht. VollerWehmutdenktsieandasFoto, dasaufihremNachttischstehtundPapaBarucchizeigt, zwischenGroßvaterundUrgroßvater, undalledreihabendiesePutzwolleaufdemKopf. SiewandertmitihrenGedankentausendKilometernachSüden. PapalebtmitseinemSohnausersterEhe, dergeistigzurückgebliebenist, inderNähevonVolterraundbautGemüsean. Tiamo, babbo!

Hallo?!, ruftsiesichzurOrdnung, dadraußenliegenKnochen, dieaufdichwarten. SiefährtlosundwähltScholtensTelefonnummer, umzuerfahren, wogenausiehinmuss.

 

2

NachvierStundenblickenSofiaundPauleinletztesMalaufdieFundstelle, überderinzwischeneinZeltdacherrichtetwordenist. DasSkelettistweitgehendausgegraben, einpaarStofffetzenhängennochandenArmknochenundbedeckeneinenTeildesBrustkorbes.

DieWolkendeckeistaufgerissen, SonnenstrahlenflirrendurchdasBlätterdachderBuchenundwerfendurchsZeltLichtfleckenaufdieKnochen.

»WasfüreinAnblick. VonwegengoldenerHerbst!«, sagtPaul.

»Surreal. GleichkommtBarnabyinsBildundsagtuns, wereswar.«

»Alsoehrlich, Chefin. VerscharrtzuwerdenunddannsoerbärmlichwiederansTageslichtzukommen …«

»Istjagut, Paul!«

DerLeiterderSpusihatteinformiert, dassdieGrabungenvondieserNachtstammten, weitereGrabungsversucheinderNäheebenfalls.

»Nichtsgefunden, wasaufOrtungdurcheinenDetektorhinweisenkönnte?«, hatteSofiasicherkundigtundeineabschlägigeAntworterhalten.

DoktorLeonieBanasch, dieRechtsmedizinerin, hattesichnichtfestlegenwollen, derSchädelweisezwarseitlicheineFrakturauf, möglicherweisedieTodesursache, aberwieüblichmüsseerstdieObduktionabgewartetwerden. DieBestimmungderLiegezeitseikompliziert – denkbar, einenforensischenAnthropologenhinzuzuziehen. EshandelesichaufjedenFallumeinweiblichesSkelett, dasseiaufgrundderBeckenknocheneindeutig.

PaulhattedenFehlergemacht, zufragen.

»BreiteundflacheDarmbeinschaufeln, einfastrunderBeckeneingangsowieeinstumpferSchambeinwinkelmit …«

Herrgott, Paul!, denktsichSofiaundhörtnichtmehrzu.

SieverlassendenFundort. AlsPaulüberdasAbsperrbandsteigenwill, verfängtersich, stürztundlässtsichungeheuerelegantabrollen. Sofiahilftihmauf, klopftihmErdevonJackeundHose.

»TollerStunt, Kollege«, sagtsieandächtig, dannlachtsielosundPaulstrecktsichundlachtmit. DieMännervonderSpusischauenrüber, schüttelnnurdieKöpfe.

DerOberkommissargehtvorSofiaherundfindetdenWegzumAutonicht, fluchtleise, bleibtstehen, blicktsichum. »Verdammt, hierwarichnochnie. WoistübrigensdeinWagen?«

»KeineAhnung, umdenkümmereichmichspäter!«

SofiasStiefelversinktineinertiefenPfütze.

»ScheißgoldenerHerbst!«

»Sagichdoch«, meintPaul.

IrgendwannlandensieaufdemKiefernweg. VonhierausfindetPauldieDenkmalstraße, aufderergeparkthat. ErwischtmitseinemÄrmeldenRegenvonderMotorhaubeundbreiteteineKarteaus.

»Da«, sagterunddeutetmitdemFingeraufeinegrüneFläche, »dernördlicheStadtwaldmitdemKaiserberg. HieretwadürftesichderFundortbefinden.«

BeideKöpfebeugensichübereineWaldlandschaft, begrenztvonStraßen, demBotanischenGarten, demZoo.

»VerdammtvieleMöglichkeiten, daranzufahren. SovielGlück, dassjemandunserenMaulwurfheuteNachtbeobachtethat, werdenwirvermutlichnichthaben.«

»FalscheZeitunddazunochdasScheißwetter. UndvermutlichwirdauchniemanddenAnrufergesehenhaben«, sagtSofiaundbewegtdienassenFüßeinihrenStiefeln.

»BetenwirmalzumheiligenSeverusvonRavenna, dassirgendwerirgendwasgesehenhat.«

»Denhastdugeradeerfunden, denSeverus!«

»Nee, istderSchutzheiligederPolizei! NeulichnochaufeinerderKirchenseitengefunden.«

»Interessant, wodudichimNetzsorumtreibst, Paul. Abergefälltmir, denBurschenmerkichmir.«

»DieseFrakturamKopf, Totschlagwäreverjährt.«

»InbesondersschwerenFällenaberaucherstnachdreißigJahren. Aberwieauchimmer, wirwissenzuwenig.«

»Wasmeinstdu, SondengängerundZufallsfund?«

»Mussnicht«, sagtSofia, ziehtdieSchulternhochundlässtsiewiederfallen. »Kannauchjemandsein, dergezieltgesuchthatundwill, dassdieTotegefundenwird, warumauchimmer!«

»DerAnruferwirdunsdazuwassagenkönnen.«

»Erstmalauftreiben.«

SiesteigenindenWagen, überlegeneineWeile, diskutieren, streitenüberdenAnrufer, wobeiSofiasschöneAltstimmelautundschrillwird.

»Täter, Mitwisser, Beobachter, Erpresser, Sondengängeroderalleszusammen – sonstnochwas? UndwenneseinSondlerwar, dannmusserwasmitgenommenhaben, sonsthättesichseinDetektorjanichtgemeldet.«

PaulsStreitkulturistunterentwickelt, ersorgtdafür, dassRuheeinkehrt. »Einsnachdemanderen, Chefin. JetzterstmalAbflugundFrühstück.«

»DerhättesichruhignochzweiWochenZeitlassenkönnenmitseinerBuddelei, hattemichgeradeaufeinpaarruhigereTageeingestellt!«

Paulnickt, ihmgehtesnichtanders.

DieErmittlungenimEntführungsfallAyinwarenkräftezehrendgewesen, täglichmehralszwölfArbeitsstunden. DenKleinenhabensiegefunden, aberzuspät, undeinerderdreiTäteristimmernochaufderFlucht.

»Odernochbesser, anstattdieTotenruhezustören, hätteereinfachdasGrabwiederzuschaufelnkönnen!«

DieWitzeleienändernnichtsanderTrostlosigkeitihrerArbeit, abersiehelfen, sichvonihrnichtzusehrvereinnahmenzulassen.

DerRegenhatwiedereingesetzt. StarkerWindtreibtihnwaagerechtvordieScheiben. PaulparktdenWageninderMülheimerStraße. ErsteigtausundhastetzumDönerladen. DergrauhaarigeMannmitdemmächtigenSchnurrbart, dessenEndensichnachobenrollen, gucktgiftig, stellteinenSchrubberwegundverschränktdieArmevorderBrust.

»Frühheute! Wissen, wannichaufmachen!«

»IchPolizist, duarmerMannausAnatolien, derbeiSteuerbetrügt.«

»DeutschPolizeierpresstTürkmann, ichdichanzeigen.«

»Gut, abererstzweimalDönerParadiso, dannAnzeige.«

SielachenundSchnurrbartklopftPaulaufdieSchulter.

»ImmernochzweiFrauen, du?«

PaulwarschonhäufigmitSofiahier, aberauchmitseinerFreundinHanna.

»Ehrensache!«

»KlugMann.«

PaulschütteltsichwieeinHund, bevorerinsAutosteigt. TütenundBechersindtropfnassgeworden.

»DönerParadiso«, sagter, alsverkündeerdasEvangelium.

DieFensterscheibenbeschlagenschnell, üblerMiefverbreitetsich. EinpaarTropfendeskostbarenPurePoison, einGeschenkvonHecht, machenesnichtbesser.

»WieimorientalischenMännerpuff«, moniertPaulundSofialässtdieScheiberunter.

»DerhatkeineMühegescheut, dieFrauverschwindenzulassen. Malsehen, waspassiert, wennwirihnüberdiePresseaufscheuchen«, sagtderOberkommissarmitvollemMundundeinStückFleischfälltihmaufdieHose.

 

3

Hermasiehtsiekommen, winktihnenzu.

»Na?«, fragtPaulundbleibtanihremSchreibtischstehen, währendSofiainihrZimmergeht, umdienassenStiefelloszuwerden.

»DieBefragungaufderTonhallenstraßehatnochnichtsgebracht«, ruftsielautgenug, damitSofiaesauchhörenkann. DiePerledesKK11erhebtsichstöhnend. HundertachtundzwanzigKilo, ohneKnochen, hatneulicheineKollegininderKantineangemerktundsichdamitkeineFreundegemacht. Herma, ihreFüllestetsinedleStoffegehüllt, siehtauswiedieSchwestervonHelenMirreninXL-Ausgabe. SieistdieMutterderAbteilung, fürsorglichundfastliebevoll, besonders, wennesumPaulgeht.

»DusiehstauswieeinOtter«, sagtsieundreichtihmeinHandtuch. ErfährtsichdamitdurchdieverbliebenenHaare, ziehtseineJackeaus. HermagreiftnacheinemBügelundhängtsieandieHeizung.

DieHauptkommissarinstreiftsichimBüroinzwischendieLederstiefelabundlegtdieFüßeaufdieHeizung. SienutztdieZeitfürersteSchreibarbeiten, wasgarnichtsoeinfachist, weilsieschrägvorihremComputersitztundsichständigvertippt. AberihreFüßewerdenlangsamwarm.

AlsPaulvonuntenausderLeitstelleanruft, schrecktsieauf.

»Wielangebrauchstdunoch?«

»Ja, Herrgott!«, murrtsieundschautaufdenBildschirm. SechsodersiebenReihendsindzusehen, nachdemsiezuletztdasWortLeichenfundgeschriebenhat. Sekundenschlaf. SofiaentferntdieReihen, speichertdenBerichtundsteigtinihrefeuchtenStiefel.

InderLeitstellelassensiesichmehrmalsdenMitschnittdesTelefonatsvorspielen:

»DaliegenmenschlicheKnochenamKaiserberg. Denkmalstraßehoch, nochöstlichanderDenkmalwiesevorbeibiszumEnde. DanndirektdreißigSchrittinnördlicherRichtung« –Räuspern, Husten –, »daistdasSkelett, nichtzuverfehlen.«

Daswares. DerAnruferhatseineStimmeverstellt, ziemlichdilettantisch, istzudemerkältet, dasindsichdieZuhörereinig.

»LautGoogleMapssindesdreieinhalbKilometervonderFundstelledesSkelettsbiszurTelefonzelleaufderTonhallenstraße. WenneskeineZeugengibt, stellenwirdenAnrufinsNetz! IrgendwiekriegenwirunserenAnonymus!«, sagtPaul.

DieramponierteTelefonzelle, einederletzten, machtnichtdenEindruck, alskönnemannochtelefonieren. SofiarufteineKolleginzusich, diegeradeauseinemderHäuserkommtundsichNotizenmacht.

»Na, wiesieht’saus?«

»Bescheiden. HabendieNummernsiebenunddreißigbisneunundvierzigabgeklappert, nichts, garnichts. Müssenabendswiederkommen, dannsindhoffentlichallevonderArbeitzurück.«

Paulschautsichum. »DreistöckigeHäuser, solideWohngegend, funktionierendeSozialkontrolle. Wohntderdaoderwusstedernur, dasshiersoeinDingsteht?«

SofiasMagenrumort, siehättedenKaffeevorhinnichttrinkensollen.

»Tja, beidesmöglich. GegenhalbsiebenkönntenBerufstätigedochschonaufseinodersogaraufderStraße?«

»Hm, alsoichrenn’ morgensmitgeschlossenenAugendurchmeineHütteundaufdieStraßeguck’ ichschongarnicht«, merktPauldazuan.

»Sehrhilfreich. WirnehmenunsdieHäuserabNummerzwoundfünfzigvor. DannweiterfrohesSchaffen, Kollegin.«

ZweiStundenundeinigefrustrierendeErlebnissespäterwissensienichtmehralsvorherundsinddurch, bisaufdiedreioberenWohnungenvonNummersiebenundfünfzig. DasHausstehtetwazehnMetervonderTelefonzelleentfernt.

»Dubistdran!« SofiaschiebtPaullustlosvordieTürunddenktaneineheißeDusche, anganzvielTiramisuunddieletztenFolgenvonDowntonAbbey.

AlsPaulschellt, wirdsofortgeöffnet. EinkleinerJunge, kaumälteralsdrei, stehtvorihnen, nuckeltanirgendetwasUndefinierbaremundgucktsiemitgroßenAugeninteressiertan.

»IstdeineMamazuHause?«, fragtSofiaundbeugtsichzudemKnirpshinunter. Dernicktundnuckeltweiter.

»Woistsiedenn?«, willsiewissen.

»Sollichnichtsagen.«

»Hm. Kannstdusiemalrufen?«

»Nee!«

Paulversucht, einLachenzuunterdrücken. EineStimmeausdemInnerenderWohnungmeldetsich.

Siewarten. LautNamensschildmussdasAnneKleefischsein, diejetztdurchdenFlurgehastetkommt. EineSchönheit, grazilerKörperbau, dasGesichteinesEngels.

»Flynn, wieofthabeichdirschongesagt, dusollstnichtandieTürgehen, wenn … ichnichtkann.«

PaulistsoindenerfreulichenAnblickvertieft, dassSofiaihnindieSeitestoßenmuss. Erstelltsiebeidevor. DiejungeFrauhörtzu, alserseinSprüchleinaufsagt, undschütteltdenKopf.

»UmdieZeithabenwirgeschlafen. Flynnhatmichzwargegenfünfgeweckt, weilerDursthatte, aberwirsinddanngleichwiedereingeschlafen.«

»GlaubstduanBöse?«, willFlynnvonSofiawissenundgucktsiesoernsthaftan, dassihrkeineschnelleAntworteinfällt.

»UnteninderErdgeschosswohnungwohnteineErikaNösser. SeitdemihrManntotist, gehtsiekaumnochvordieTür, sitztoftstundenlangamFenster. WennSieGlückhaben, hatsiewasgesehen.«

Paulkannesnichtlassen: »Tutunsleid, wennwirSiebeiwichtigenVerrichtungengestörthaben.«

FrauKleefischmustertihnundlachtplötzlichlos. FlynnhebtseinenkleinenZeigefingerundflüstertverschwörerisch: »DieOmiErikaisteineBöse. Diestinktnämlichundsiehtauswie ’neKröte!«

SeineMutterschimpftundschließtschnelldieTür.

PaulschellterneutuntenbeiFrauNösserundklopftzusätzlichandieTür. Erstnichts, dannSchritte. EinealteFrau, einerKrötenichtunähnlich, öffnetundstütztsichmühsamaufihrenStock. UmdenKopfträgtsieeinenblutigenVerband, einAugeistblauunterlaufen. Siescheintnichtgutzuhören. Sofiamusslautwerden, bissieversteht, umwasesgeht. Sienicktundsagt: »Ja, daskann!«

»Wie, waskann?«, fragtSofia, schongenervt, willdasGanzeabkürzen, aberPaulzeigtbravseinenPolizeiausweisunddannsitzensieauchschonindergutenStube, zusammenmitetlichenKatzen. FrauNösserwillunbedingt, dassdiebeidenKaffeemitihrtrinken. SofiasagtneinundPaulsagtja, gerne.

»HattenSieeinenUnfall?«, fragterteilnahmsvoll.

FrauNössergucktaufdenBoden, nesteltangrauenHaaren, dieunterderBindezusehensind.

»DaswarderGevatter«, flüstertsieundbekreuzigtsich, »derhatmichgerufen. Aberichgehnicht, kanndochdiearmenDingelchennichtalleinlassen.«

Paulnicktmildeundwillnochwissen, obsiemitihrerKopfverletzungbeimArztgewesenist.

»Daskann!«, antwortetFrauNösserundhumpeltRichtungFlur.

»Komm, wirverschwindenhier. Dasbringtdochnichts. UndaußerdemstinktesübelnachKatzenpisse.«

PaulbringtesnichtübersHerz. ErhatsoeinenVater, deralleinlebtundauchnichtganzbeiTrostist. SofiaöffneteinFensterundhältdieNaseindiefrischeLuft.

»Also«, sagtFrauNösserfünfMinutenspäter, nachdemerstenSchlückchenKaffee, dereindeutignurausWasserbesteht, »daistheutefrühderjungeMannrein.«

»Ja?« Sofiaistplötzlichhellwach. »UmwelcheUhrzeit, wissenSiedas?«

»Nochvorsieben, weildarenntdieübermirimmerinsBad. ErwarhöchstenszweiMinutendrin, derSchmickler, hattelefoniertundistdanninseineWohnung.«

DiebeidenBeamtenstarrendiealteFrauan.

»Undwo«, fragtPaul, »istdieWohnung?«

»Nanebenan, dalinks«, siezeigtnachrechts, »dieErdgeschosswohnung. Aberdermachtnieauf, derSchmickler.«

Siestehenauf, Paulbedanktsich.

»SiehabendenKaffeedochnochnichtausgetrunken!«

Dasklingtempört. Paulsagtihr, dassihreAussagenochprotokolliertwerdenmüsse, diePolizeimeldesichbeiihr.

AlsdieWohnungstürhinterihnenzufällt, öffnetSofiaeinFlurfensterundatmeteinpaarmaltiefdurch.

»GibdenNamenweiter, diekannnichtmehralleinewohnen.«

»Wieso, gehtdochnoch, besseralsimHeim. UndimmerhinhabenwirjetzteinenNamen.«

»Genau, wirhattenjaauchKaffee. Aberlos, werweiß.«

Dannhabensieesdocheilig, verlassendasHausundwendensichnachrechts. DasNachbarhausistkleiner, vollgeschmiertmitAufforderungen, sichzuvermehren. LautKlingelschildwohntPeterSchmicklerimErdgeschossrechts. PauldrücktmehrmalsaufdenKlingelknopfundalssichnichtsrührt, schellterbeidenoberenWohnungen. JemandbetätigtdenDrückerundPaulruftnachoben: »Hermes, danke! Hatsichschonerledigt. DerAdressatistdochzuHause.«

EineStimmeschnauztvonobenirgendetwaszurück, jemandkommtnachuntengepoltert. EineFrauimBademantelbautsichvorihnenauf.

»WosinddiePakete, was, wodenn? Verarschenkannichmichselber. IchrufejetztsofortdiePolizei, wennSienicht …«

Sofiaerledigtdaselegant, zücktihreMarkeunddanktfürdieMithilfe. SieschicktdieFrauzurück, bittetsieumVerschwiegenheit. DieNachbarinnickteifrigundverschwindetnachoben. Sofiahörtnicht, dasseineTürgeschlossenwird.

»Hallo! BittegehenSieinIhreWohnungundschließenSiehintersichab, zuIhrereigenenSicherheit.«

JetztfällteineTürmitlautemKnallinsSchloss.

TrotzdesRadaus, densieveranstalten – sieschellen, rufen, klopfenandieWohnungstür –, lässtSchmicklernichtsvonsichhörenundsehen. SofiaundPaulguckensichan.

»Reinodernichtrein, isthierdieFrage«, sagtPaulundgähnt.

»WirnehmenmalGefahrimVerzugan. AußerdemistumachtzehnUhreinrichterlicherBeschlussehnichtmehrzuerwirken.«

»AchtzehnUhr? Wirhabennochkeinevier!«

»Jaeben. UndaufdenSchlüsseldienstkönnenwirauchverzichten.«

SofiaholtihrLockpicking-SetausderTasche. InSekundenistdieTürgeöffnet. Paul, deutlichwachergeworden, reibtsichunternehmungslustigdieHände.

»Daskann«, sagterzufrieden. SietretenrufendindieWohnungeinundschließendieTürhintersich. Niemandantwortet, alssiedurchdenFlurindieKüchegehen. PaulsichertdasSchlafzimmer, SofiadenWohnraum. Überraschtblicktsiesichum. Wobinichhier, denktsie.

»Paul, kommher, dasmusstdudirangucken!«

 

4

15 Stunden zuvor

DieAltenebenanhatnochLicht, alsPeterSchmicklergegenhalbeinsdieHaustürhintersichzuzieht. IhrSchattenisthinterderGardinedeutlichzuerkennen. Erbücktsich, schleichtzuihremFensterundschnelltplötzlichhoch, fuchteltlautschreiendmitdenArmen. DerSchattenverschwindet, esfolgtdumpfesGepolter. Schmickleristzufrieden, inZukunftwirdsichdiealteSchachtelüberlegen, nachtsdieStraßezukontrollieren. UndwennsiesichandieBullenwendet, wirdihrniemandglauben, dafürsindbeiderzuvieleSchraubenlocker.

ErschultertseinenRucksackmitdemDetektorundläuftandenMietshäusernentlang, derendunklesGraumitebensoeinfallslosenwiehässlichenFassadenschmierereienverunstaltetist. AufderTonhallenstraßesindumdieseZeitdieBürgersteigehochgeklappt. DurcheineToreinfahrtzwischenzweiHäusernamEndederStraßegelangteraufdenHinterhofmitdenMietgaragen. SchmicklerholtseinMotorradheraus, eineBMWF650GS. DiegebrauchteMaschinehatersichzugelegt, nachdemseinGroßvatergestorbenwar. ErhattedessenOpelgünstigandenMannbringenkönnen, nacheinerSpritzfahrtineineWerkstattinVenlo. DahattesichnämlichderKilometerstanddramatischverringert, vonüberhundertfünfzigtausendaufdreiundachtzigtausendKilometer.

DerGroßvaterwarseinLehrmeistergewesen, hatteihnmitseinemvorsintflutlichenInduktions-Balance-SystemindieGrundlagendesSondengehenseingeführt. UmGenehmigungenhattederAltesichniegekümmert, geschweigedenninteressanteArtefaktebeimLandesamtfürDenkmalpflegeabgegeben. SeineumfangreicheSammlungkonntesichsehenlassen. SchmicklerhateinigesdavonzuGeldgemacht, aberdieschönstenStückefürsichbehalten.

ErbrauchtnichtlangevonderTonhallenstraßebiszumKaiserberg. AlserdieMülheimerStraßeverlässt, schalteterdasLichtausundfährtlangsamaufdenBotanischenGartenzu, parktimSchutzüberhängenderBüsche. SeinHustenistschlimmergeworden. ÄrgerlichsuchternachseinenTablettenundnimmtgleichdreiaufeinmal. BevorersichaufdenWegmacht, sondierterdasTerrain. IndenHäuserngegenüberzeigtsichnurhierunddadasbläulicheLichtvonFernsehern. GuteVoraussetzung, ungesehenzumZielzukommen. DochkaumhaterdieerstenSchrittegemacht, ertönteinwütendesBellen.

»Herrgott, Titus, jetztscheißhaltundhöraufzukläffen.«

EineFrautauchtaufderanderenStraßenseiteuntereinerBogenlampeaufundversuchtihregeflecktePromenadenmischungzubändigen, diewieverrücktinSchmicklersRichtungstrebt. SieziehtsoheftiganderLeine, dassnurnocheinRöchelnzuhörenist. KaumlässtsiedieLeinelocker, gelingtesdemHund, sichloszureißen. MitwehendenOhrenstürzteraufSchmicklerlos, dernachihmtritt. TituskommtrichtiginFahrtundverbeißtsichineinHosenbein, trotzMotorradkluftäußerstschmerzhaft. DasFrauchenkommtnichtnäher, beschränktsichaufsLärmen.

»Tituuus, verdammt!«

SchmicklernimmtseinenRucksackundschlägtmitallerKraftnachdemHund. AmKopfgetroffen, lässtdasTierseineBeutelosundverschwindetjaulend. Scheißtöle, denktSchmicklerundatmeteinpaarmaltiefdurch. ErbewegtdasBein, dieSchmerzenhaltensichinGrenzen.

AufseineStirnlampekannerverzichten, derVollmondlegteinweichesLichtüberdieLandschaft. ErgehtdieDenkmalstraßehochundschlägtsichnachrechtsindenWald, RichtungDenkmalwiese. HierhoffteraufGräberzustoßen, dievondenStadtarchäologennochnichtentdecktwordensind.

SeinDeusistschnellzusammengesetzt, erstelltdasProgrammG-MAXXein, umgrößereOrtungstiefezuerzielen. UndlosgehtdieSuche. AuchhierzunächstnurColadosenundandererMist. Verdammt, erkönntemalwiedereinwenigGlückbrauchen! DieStromrechnungistnochnichtbezahltunddieMietefällig. VielleichtsollteersichindennächstenTagenmalindenFreilichtmuseendernäherenUmgebungumsehen. DahatervorZeitenschoneinigesvonWertmitgehenlassen. Ermussgrinsen, alserdarandenkt, wieeraufderMuseumsinselzweiVasenorganisierthat. BevordasTheaterlosging, hatteersieschonlängstübereinenZaunverschwindenlassen. Vielgebrachthabensienicht, aberPlanungundAusführungwarennachseinemGeschmackgewesen.

AlsendlichdasakustischeSignalertönt, dasaufFundebeieinerTiefevonübereinemhalbenMeterschließenlässt, isterbereitszweiStundenunterwegsundwirdmüde. ErhebtmitseinerHackedieobereErdschichtabundgehtzurVorsichtmitseinemPinpointerüberdieGrassoden – nichts, wiezuerwarten. ÜberdemzweitenunddrittenAushubmeldetsichderPunktorterebenfallsnicht. Aberdannbeimvierten, beimAushubauszirkasechzigZentimeternTiefeistessoweit! SchmicklersFingerdurchsuchenvorsichtigdieErdeundstoßenaufzweirundeMetallstücke. ErsäubertsiemiteinerBürsteundstelltseineKopflampewiederan. ImScheindesLichteserkennteridentischeMünzen – fünfzigitalienischeLireausdemJahr1952!

WutentbranntstehteraufundtrittmitdemFußvordenGrashaufen, denerebenabgetragenhat. EinweißlichesEtwasfliegtdurchdieLuft, landetunsanftaufdemBoden, zerbrichtinmehrereTeile. NeugieriggehterwiederindieHockeundhebteinenderhellenGegenständeauf. EinKnochen? Tatsächlich, erhälteinenFingerknocheninderHand, aufdemBodenliegendierestlichen. Aufwasisterdagestoßen? SkeletteausaltenGrabhügeln? DielägenmitSicherheittiefer, oderwurdensiedurchErdbewegungennachobenverschoben? VielleichthabendieKnochenetwasmitdenMünzenzutun? SchmicklerüberlegtfüreinenMoment, sichausdemStaubzumachen. Aberwerweiß, vielleichtisthieraufdieeineoderandereWeisewaszuholen. ErbleibtundarbeitetvorsichtigmitderHackeweiter, schwitzt, legteinekurzePauseein. MiteinerkleinenSchaufelmachtersichandieFeinarbeit, stößtaufgrößereKnochen. ZentimeterfürZentimetergräbtereinenBrustkorbfrei, andemStofffetzenhängen. SchmickleristeinharterBursche, aberjetztwirdihmmulmig, eristsicher, dassergeradedasOpfereinesVerbrechensentdeckthat. MiteinemAsthebtereinenderFetzenan. Etwaslöstsich, fälltvomAstherunterundlandetmiteinemdumpfenGeräuschaufdenRippenknochen. Erschautnach, dieEntscheidungdauerteinenMoment, danngreifterzu. WenigstensistdieSchuftereidieseNachtnichtganzumsonstgewesen, denkterundlässteineKetteinseinemFundbeutelverschwinden.

AufderRückfahrthatSchmicklerdasGefühl, sicheinehandfesteErkältungeingefangenzuhaben.

 

5

Fastehrfürchtigschauensiesichum. EinKleinstmuseumaufderTonhallenstraße. AndreiWändenRegalebisunterdieDecke, angefülltmitMunition, militärischenKleinteilen, Münzen, Schmuck, TongefäßenoderauchnurScherben. KleineSchildermitunverständlichenAbkürzungenweisenvermutlichaufFundorteundFunddatenhin.

»Menschenskind, alsodocheinSondler, unddazueinverdammtfleißiger«, meintPaulundgehtmitgroßenAugenandenRegalenentlang.

»WennerwasvomKaiserbergmitgenommenundhierirgendwodeponierthat, findenwirdasnie.«

SofianimmteinefastvollständigerhalteneTonvasevonvollendeterSchönheitausdemRegalundbetrachtetsievonallenSeiten. »Schaumal, soetwasstehthierindieserBude.«

Paulpfeiftundkommtnäher.

»FrüheMing- oderspäteQing-Zeit«, verkündetSofia.

»HastduAhnung, Chefin, echt?«

»Nee, garnicht, aberdieseVaseistnichtgefunden, dieistgeklaut. SowasfindenLaiennichteinfachirgendwoinderBotanik.«

»Jetztwissenwirdas. Wirkönntensagen, dassdieTüroffenwarundwireinen …«

DasGeräuscheinesSchlüsselsinderTür. Sofiasiehtsichhektischum. HörteineMännerstimmevorsichhinfluchen. RaschziehtsiePaulaufdenBalkonundschließtdieTür. DieVasehatsienochinderHand. InderWohnunggehtdasLichtan. Schritte, diehinundhereilen, einheftigesHusten, undschonistdasLichtwiederaus. WenigspäterfällteineTürzu. SofiawillnurnochruntervomBalkon, dieVasewiederinsRegalstellenundverschwinden. PaullegtjedocheineHandaufihrenArmundhältsiezurück. NochdreiSekunden, dannschütteltsieseineHandabundversucht, dieBalkontürmitderSchulteraufzudrücken. DieTürlässtsichnichtöffnen. Auchnicht, alsPaulmitallerKraftgegendenHolzrahmendrückt.

»Scheiße – Scheiße!«, zischtPaul. Sofiakannihmnurrechtgeben, siehockenwieRatteninderFalle. VorsichtiggucktsieüberdasGeländer