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Der Hunnenstein ist ein Gedenkstein im Kurpark von Bad Dürrenberg, der an die berühmte Riadeschlacht im Jahr 933 erinnert. König Heinrich I. kämpfte damals gegen die verwegenen Hunnen. Oder waren es Ungarn? Herr Engel mag diesen Riesenstein ganz besonders, weil er so gern auf ihm ein Päuschen macht, um dort Muckefuck zu trinken. Denn sein Kaffeepott passt haargenau in eine eigenartige Vertiefung, wie extra dafür gemacht. Nur von wem? Auch hat er gehört, dass König Heinrich einst seine Hand in diesen Stein gedrückt haben soll und sie deshalb bis heute immer noch zu sehen ist. Allerdings will es ihm einfach nicht gelingen, den geheimnisvollen Handabdruck zu finden. Gern möchte er mehr über diesen König erfahren und so liest er alles, was er über ihn gesammelt hat. Darüber schläft er ein, wird schließlich selbst zum König und erlebt das Wunder des Steins. Er muss mit in die Schlacht ziehen und kämpft tapfer, bis ... ja bis ein ungarischer Bogenschütze genau auf ihn zielt ...
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Seitenzahl: 63
Veröffentlichungsjahr: 2020
Diese Geschichte beginnt mit einer Tasse Muckefuck
Kleine blaue Blume
Sage kommt von sagen
Mein Hunnenstein
Ein Wunder
Schlaucht bei Riade
Auf nach Merseburg!
Wo finde ich Heinrich
Jó-istenem
Hand, Huf und Hundepfote
Stimmen im März
Und es gibt sie doch
Was für ein Engelchen
Wenn ich könig wäre
Zeittafel zu Heinrich
Zum Nachschauen
Gegen das Vergessen
Auf Heinrichs Spuren war ich:
Das hin ich als Heinrich
das war ein Brunnenfest, was? Habt Ihr auch so viel erlebt wie ich? Meine Begegnung mit Vater Borlach kann ich immer noch nicht richtig begreifen. Deshalb will ich das Ganze in aller Ruhe auseinanderklamüsern. Und genau dafür ist heute der richtige Tag. Die Zeit nehme ich mir. An einem ruhigen Ort, dazu einen Pott Kaffee ...
Aber wo? Bei herrlichem Sommerwetter will ich natürlich nicht zu Hause sitzen. Auf meinem Lieblingsplatz im Kurpark könnte ich nachdenken und träumen. Na klar! Wo mein Lieblingsplatz ist? Verrate ich Euch.
Kennt Ihr den riesigen Stein im hinteren Kurpark? Manch einer besucht wohl nur den vorderen Kurpark und weiß gar nicht, dass wir so einen ganz besonderen Stein haben? Wir Dürrenberger nennen ihn den Hunnenstein. Dieser liegende Steinriese ist ein Gedenkstein und erinnert an die berühmte Schlacht vom 15. März im Jahr 933 bei Riade. Unser König Heinrich führte damals seinen siegreichen Kampf gegen die Ungarn. Unser König? Welcher König? Na, Heinrich aus dem Adelsgeschlecht der Sachsen. Heinrich, der erste Sachse auf dem Königsthron!
Vielleicht könnten wir einen Wegweiser zu ihm aufstellen. Oder, wenn man den Stein wieder aufrichten würde? Mit seinen 2,23 m Länge wäre er der größte Dürrenberger, den ich kenne. Sogar länger als der Lange, Bergmann Heisch! Man würde ihn dann schon von Weitem sehen und so mehr Besucher in den hinteren Kurpark locken.
Allerdings könnte ich dann nicht mehr auf ihm sitzen. Das ist schlecht. Denn ich bin dort sehr oft, um schön gemütlich eine Tasse Muckefuck zu trinken und meine Bemme zu essen.
Warum ich ausgerechnet auf meinem Hunnenstein so gern sitze? Auch das verrate ich Euch. Der Stein hat nämlich eine eigenartige Vertiefung, in die ganz genau mein Kaffeepott passt. Wie eigens für ihn gemacht. Ehrlich!
Wer sich das wohl ausgedacht hat, so einen merkwürdigen Platz für einen Kaffeepott ausgerechnet in einen Stein zu hauen? Muss ein Kaffeetrinker gewesen sein.
Bei uns in Dürrenberg erzählt man sich, dass sogar etwas ganz besonderes auf dem Hunnenstein zu sehen ist. Und zwar ein Abdruck von Heinrichs Hand. Ich habe ihn aber noch nicht entdecken können.
Na ja, ich schlürfe erst einmal in Ruhe mein Käffchen...
Am Baum mein Fahrrad abgestellt und an den gewohnten Platz meinen Kaffeepott. Passt. Gemütlich habe ich es hier. Und ich muss nicht auf dem Boden sitzen. Höre ich da etwa einen Specht im Takt trommeln? Wie schööön! Da schließe ich doch gleich meine Augen und träume etwas vor mich hin. Ach, habe ich es gut...
„Guten Tag, Engelchen!“
Das wird Kräuterfrau Heike sein. Nur sie nennt mich Engelchen. Ich blinzle mit einem Auge und richtig, das ist Heike. In den Händen hält sie einen großen Korb voller blauer Blumen.
„Oh, du schläfst? Tut mir leid, ich wollte nicht stören.“
„Nein, nein. Ich schlafe nicht, ich genieße einfach nur den herrlichen Tag.“
„Verstehe. Du genießt den Tag. Und dazu sitzt du auf dem Hunnenstein. Ich habe dich schon oft hier gesehen und mich immer wieder gefragt, warum du auf diesem Stein sitzt. Mancher findet sein Sofa vielleicht gemütlicher. Auf jeden Fall wäre es weicher.“
„Sicher viel weicher. Diese schöne Umgebung gibt es aber nur im Kurpark. Und mein Sofa kann ich hier ja leider nicht aufstellen. Das wäre lustig, ein Sofa im Kurpark!“
„Ein schönes Bild! Engelchen sitzt im Kurpark auf seinem Sofa. Der Stein passt wirklich besser hierher!“
Dabei richtet sie liebevoll und behutsam ihre Blumen.
„Möchtest du einen Schluck Muckefuck mit mir trinken? Ich schenke dir gern welchen in den Deckelbecher meiner Thermosflasche ein. Er ist allerdings süß.“
„Oh, fein. Dankeschön. Mit einem Kaffee plaudert es sich viel angenehmer. Hhhhmmm, ich schnuppere Zimt. Wie lecker! Mit Milch, Zucker und einer Prise Zimt! Gute Idee, Engelchen! Habe ich schon ewig nicht mehr getrunken.
Ja, dieses Genießen könnte mir auch gefallen. Allein dieser köstliche Duft ist es wert, eine kleine Pause zu machen.“ Sie hat den Korb abgestellt und hält mit beiden Händen ihren Becher und atmet den Kaffeeduft ganz tief ein. Irgendwie scheint sie jetzt gaaaaaanz weit weg.
„Heike, was sind das für Blumen?“ frage ich sie und reiße sie damit aus ihren Gedanken.
Sie sieht mich mit großen Augen an. „Was das für Blumen sind? Du hast sie sicher schon oft gesehen, denn sie wachsen überall. Im Kurpark, in den Gärten, auf den Wiesen, an Wegesrändern. Gefallen sie dir?“
„Gefallen? Na ja, ist eben Unkraut. Nichts Besonderes. Die Blüten sind klein und unscheinbar. Sind schließlich keine Rosen.“
„Nein, Rosen sind sie nicht. Aber bestimmt genauso wertvoll und beileibe kein Unkraut.“
„Häh, diese kleinen Dinger?“
„Ja, diese kleinen Dinger. Diese Blumen existieren schon seit hunderten von Jahren und die Menschen, früher wie heute, wissen sie als Heilpflanze sehr zu schätzen. Ihr Name ist Gemeine Wegwarte oder auch Zichorie.“
„Ach, eine Heilpflanze ist das? Was kann sie denn heilen?“
„Sie kann helfen, wenn man ein schlechter Esser ist und keinen Appetit hat oder auch dann, wenn man unter Verstopfung leidet und nicht auf das Klo gehen kann. Bei Magen-, Darm- und Lebererkrankungen, Problemen mit Milz und Galle. Zur Reinigung bei verschiedenen Hautkrankheiten und Ekzemen kann man sie ebenfalls verwenden. Deshalb mach ich auch Salben daraus.“
Gemeine Wegwarte
Schau einer an, so eine kleine Blume. Wer hätte das gedacht. Ich nehme mir eine Pflanze aus ihrem Korb und drehe sie zwischen den Fingern, um sie mir genauer anzusehen.
„Sie wird auch als Chicorée gezüchtet. Und aus der gerösteten und gemahlenen Wurzel wird Zichorienkaffee gemacht, den wir beide gerade trinken.“
„Neee, das glaube ich doch jetzt nicht!“
„Kannst du aber glauben. Du kannst auch glauben, wenn ich dir sage, dass vielleicht schon König Heinrich solchen Kaffee getrunken haben könnte, denn bekannt war die Wegwarte damals schon. Wer weiß?“
Dabei schaut sie mich ziemlich überzeugend an.
Ich lege daraufhin den Blütenstengel voller Ehrfurcht und fast mit einer Verbeugung in den Korb zu den Blüten und Wurzeln zurück.
„Unser König Heinrich? Vielleicht auch noch mit Zucker und Zimt?“ frage ich ziemlich verwundert.
„Oder mit Honig. Probieren wir das nächste Mal. Auf jeden Fall ist Muckefuck gesund, weil er frei von Koffein ist. Man nennt ihn auch Kinderkaffee, weil er sogar von Kindern unbedenklich getrunken werden kann.“
Sie gibt mir den leeren Becher zurück und nimmt ihren Korb wieder auf, um weiterzuziehen.
Was Heike alles weiß! Vor allem das mit König Heinrich interessiert mich nun sehr. Vielleicht liegt ja deswegen der Stein hier im Park? Von wegen Handabdruck! Muckefuck hat er hier getrunken, ist doch klar!
Während ich so ins Grübeln komme und mir vorstelle, wie König Heinrich hier neben mir sitzt, um seinen heißen Muckefuck zu schlürfen, höre ich die erste Hälfte eines Sprichworts:
„Der eine sieht nur Bäume,
Probleme dicht an dicht.“
Ich vollende darauf prompt:
„Der andere Zwischenräume
und das Licht!“
Dieses Sprichwort von E. Matani bedeutet, man kann einerseits zulassen, dass Probleme das Leben bestimmen. Andererseits kann man auch nach Lösungen suchen. Es kommt immer darauf an, welche Einstellung der Mensch