Der Hutz - Schlamassel in der Schule - Walko - E-Book

Der Hutz - Schlamassel in der Schule E-Book

Walko

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Beschreibung

Der Hutz ist seinem neuen Freund in die große Stadt gefolgt, doch der zwölfjährige Elvis ist alles andere als begeistert. Ihm macht ohnehin gerade sein Klassenlehrer Dr. Pippel die Hölle heiß, da kann er einen peinlichen Auftritt des Hutz’ am Einstein-Gymnasium nicht auch noch gebrauchen. Doch es kommt noch schlimmer: Ein verschlagener Fernsehproduzent hat es auf den Hutz abgesehen und lädt ihn mit miesen Hintergedanken zur großen »Guido-Schmalz-Show« ein. Der Schurke will das Geheimnis um den Hutz lüften und damit reich und berühmt werden. Und der Hutz, geblendet vom versprochenen Ruhm, tappt in die Falle. Schon haben Elvis und seine beste Freundin Lena wieder alle Hände voll zu tun, ihren unglückseligen Freund zu retten.

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Seitenzahl: 154

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Mit Illustrationen des Autors

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© 2016 by cbt Verlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

Umschlag- und Innenillustrationen: Walko

mi ∙ Herstellung: wei

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-15766-1V003www.cbt-buecher.de

1. Eine Versammlung der besonderen Art

Ooooooooooooh!! Schwöh schoooo Huuuutz!!!«, schimpfte das eigentümliche zottelige Wesen mit seiner heiseren Fistelstimme und raufte sich wütend die Haare. Dabei hüpfte es wie von einer wilden Hummel gebissen im Kreis herum.

Der komische Kauz war größer als die anderen rund um ihn herum, aber viel kleiner als ein erwachsener Mensch. Und trotzdem konnte einem seine Erscheinung das Fürchten lehren.

Er hatte merkwürdig durchdringende Augen, die er schrecklich hin und her rollte. Und wenn er beim Schimpfen sein großes Mundwerk aufriss, waren zwei Reihen langer gelber und weit auseinanderstehender Zähne zu sehen. Sein ganzer Körper und fast sein ganzes Gesicht waren behaart mit langen dunklen Zotteln, die wirr in alle Richtungen standen. Am längsten und am wirrsten durcheinander waren die Zotteln oben auf dem Kopf und in diesem wilden Schopf steckten zwei zerfledderte Vogelfedern.

Dieser Bursche hieß Tschiwauwi und er war kein anderer als der Häuptling der zotteligen Arboori-Baumhelden.

»Sch’üh schübisühh höbäsch Schnüüxx«, kreischte er und hüpfte noch wilder herum als vorher, fuchtelte mit seinen Armen und stampfte wütend auf den Boden.

In unserer Sprache hätte er es so gesagt: »Ooooooooh, dieserrrr Huuutz!!! Sooo ein eleeendiglicherrr nixnutzixter Tauuugenixxx!!«

Die vielen Arboori rings um ihn in der fantastischen Höhle unter der Buschinsel waren von ebenso zotteliger Erscheinung wie ihr Häuptling. Nur boten sie einen eher merkwürdigen als furchterregenden Anblick. Um sie genauer zu beschreiben, könnte man ihr Aussehen wohl am ehesten mit dem von Hunden vergleichen. Ihre Gesichter erinnerten irgendwie an Hundegesichter, wenngleich auch Hunde niemals so große Köpfe und schon gar nicht so riesige Mäuler besaßen. Noch dazu saßen die Arboori aufrecht wie Menschen mit verschränkten Armen da.

Sie schauten alle sehr betroffen drein und nickten die ganze Zeit mit ihren zotteligen Köpfen, während ihr Häuptling Tschiwauwi darüber herzog, was dieser verflixte, nichtsnutzige Hutz wieder einmal angestellt hatte.

»Oooooooooooh sch, sch, sch …« murmelten sie durcheinander und schauten ganz empört dabei. Es war schon ein starkes Stück, was sich der Hutz da wieder geleistet hatte.

Allem Anschein nach war er wieder einmal einfach abgehauen und hatte damit seinen Posten, den ihm anvertrauten Hutzbaum, verlassen, um seinem eigenen Vergnügen nachzugehen. Und zwar ohne Häuptling Tschiwauwi um Erlaubnis zu bitten!!! Selbstverständlich wussten alle, warum. Der Häuptling hätte wahrscheinlich Nein gesagt – deshalb hatte der Hutz erst gar nicht gefragt.

»Daaas wirst dem Huuutz noooch leiiidtuun!«, versprach der Häuptling fuchsteufelswild. Dabei schaute er so finster, dass nicht ein einziger der Anwesenden einen Zweifel daran hatte …

2. Der Hutz auf Reisen

Es roch ziemlich übel in dem finsteren, zugigen Laderaum. Ganz hinten in der Ecke hockte auf einer wackeligen Holzkiste der Hutz und hielt sich so gut wie möglich an einem gespannten Ladegurt fest. Auf und ab und hin und her wurde er geschüttelt. Der Laster, in dem der Hutz als blinder Passagier reiste, war alt und klapprig, und sein Motor ratterte und knatterte entsetzlich laut. Aber der Lärm, das Schütteln und auch der üble Geruch machten ihm nichts aus – er bemerkte das alles fast gar nicht.

»Oooo…ooooh…uuu…uuu…wiiiiwiiiiiiiiiiiiii…waaaa…waaaaaaahhh«, krähte er. Er versuchte es in verschiedenen Tonlagen, und wenn seine Stimme durch die Vibrationen des Lasters besonders zittrig klang, lachte er sich fast kaputt.

Hätte ihn jemand so gesehen, hätte derjenige bestimmt mitgelacht und sich gleichzeitig sehr über ihn gewundert.

Der Hutz war auch ein Arboori – mit langen wirren Zotteln und einem riesigen Maul und langen verfärbten Zähnen. Doch obwohl er kleiner als die meisten seiner Artgenossen war, wirkte er viel frecher und verwegener als sie. Dies lag erstens daran, dass er noch zerzauster und schmuddeliger aussah. Vor allem aber waren es seine grünen Augen, die immer grimmig schauten und gleichzeitig vor Schalk funkelten.

Er war eben der Hutz, der besonderste, abenteuerlichste und eigensinnigste von allen Zotteligen, ausgenommen vielleicht Häuptling Tschiwauwi. So gut wie jedes Kind und jeder Erwachsene kannte das berühmte Hutzbuch mit seinen lustigen Geschichten über den Hutz, der als Hund getarnt mitten unter den Menschen lebte und mit ihnen seine Scherze trieb. Dass es ihn aber wirklich gab, das wussten nur wenige Menschen. Wie zum Beispiel Elvis und Lena, mit denen der Hutz in den Sommerferien viel Spaß gehabt hatte.

Und genau diese zwei waren der Grund für seine gute Laune. Er freute sich schon wie verrückt auf das Wiedersehen mit den beiden. Elvis hatte viel zu tun, hatte Lena dem Hutz erzählt. Darum hatte er sich schon seit Wochen nicht mehr bei Oma Michel blicken lassen. Das wäre noch nicht so schlimm gewesen, doch seit über einer Woche war nun auch noch Lena nicht mehr in Maienfeld, sondern ebenso wie Elvis in der großen Stadt.

Und deshalb war der Hutz jetzt unterwegs dorthin, um die beiden zu besuchen. Er war einfach los, ohne um Erlaubnis zu bitten. Häuptling Tschiwauwi hätte bestimmt etwas dagegen gehabt, so wie er ihn kannte. Da war es doch weit besser, man vergaß einfach zu fragen, als nicht auf ein Nein zu hören. Es war ihm völlig klar, dass es bestimmt irgendwann Schwierigkeiten wegen der Sache geben würde. Doch im Moment wollte er nicht daran denken. Jetzt freute er sich erst mal auf seine Freunde.

»Elvisss wirst Auuugen machen!«, murmelte er und gluckste vor Vergnügen. Wie die meisten seiner Stammesgenossen redete und dachte er oft in der Sprache der Nackigen, der Menschen, denn er war sie gewohnt, und sie klang für ihn viel lustiger als seine eigene.

Das Rütteln und Schütteln hörte plötzlich auf. Der Laster wurde langsamer. Er schien abzubiegen … dann wurde er ganz langsam und hielt. Der Hutz lauschte. Er hörte die Wagentür zuschlagen und Schritte, die sich entfernten.

Der blinde Passagier sprang auf seine kurzen Beine und spähte durch einen Spalt, dort, wo die Plane zusammengeschnürt war.

»Dieee Luuuuft bist reiiiin«, murmelte er, riss seine Arme in die Höhe, hielt die Luft an und schmiss sich wild auf den Boden. Und im nächsten Moment war er der Hund Hutz! Er schlüpfte unter der Plane hinaus und hüpfte auf den Asphalt.

Er befand sich auf einem großen Firmengelände. In einiger Entfernung vor einer Halle standen ein paar Leute und unterhielten sich mit dem Lkw-Fahrer.

Hutz zottelte von allen unbeachtet über den Platz und zur Einfahrt hinaus.

Jetzt sah er, dass er sich schon im Stadtgebiet befand. Da, wo die hohen Bauten emporragten, wollte er hin! Das war bestimmt die Stadtmitte. Elvis hatte einmal erzählt, dass er dort wohnte.

Eben hielt ein Linienbus auf der anderen Seite der Schnell-straße an einem Wartehäuschen.

»Eiiin Laaangstinkeer!«, murmelte der Hutz. So nannten die Arboori die Busse, mit denen die Nackigen fuhren, wenn sie keinen Stinker, keine dieser rasenden Blechkisten, besaßen. »Zentrum« stand auf dem Anzeigeschild.

In einem fort donnerten die Blechkisten an ihm vorbei und es schien kein Ende zu nehmen. Hutz schloss die Augen und rannte los. Ein wildes Gehupe begann, und sie hatten alle Mühe, ihn nicht zu überfahren. Ein paarmal war es eng, doch abgesehen von ein paar verlorenen Schwanzhaaren kam er wohlbehalten auf der anderen Seite an.

Gerade bevor sich die Türen schlossen, sprang der Hutz noch in den Bus.

Die Passagiere schauten ihn alle ein bisschen schief an, denn er kam ihnen für einen Hund ziemlich eigenartig vor. Seine wirren, zotteligen Haare und seine Schnauze und die Augen hatten etwas Merkwürdiges … doch dann kümmerten sie sich wieder um ihre Zeitungen und Smartphones und womit sich die Nackigen eben so beschäftigen.

Je mehr sich der Bus dem Zentrum näherte, umso lauter und quirliger wurde die Stadt, und immer mehr Leute stiegen ein. Wieder einmal fand der Hutz, dass viele Menschen zusammen auf einem Haufen äußerst unangenehm riechen. Er hielt die Luft an und hoffte, dass sie bald da waren. Endlich, nach einigen weiteren Stationen, hielt der Bus und die Lautsprecherstimme quäkte: »Endstation! Alle aussteigen!«

Alle setzten sich gleichzeitig in Bewegung und drängten nach draußen. Es war ganz schön eng, und der Hutz bekam Angst, zerquetscht zu werden.

Draußen brachte er sich schnell unter einem parkenden Stinker in Sicherheit, um ein wenig zu verschnaufen. Dann riss er sich zusammen, kam unter dem Auto hervor und trabte los …

Das Wetter spiele verrückt in diesem Jahr, sagten die Leute. Es war Anfang Oktober und trotzdem waren die Temperaturen sommerlich. Dieser Tag war keine Ausnahme und dem Hutz war jetzt schon heiß. Er war noch nie in der Großstadt gewesen und jetzt war er gleich mitten in die Fußgängerzone geraten. Hier war es hektisch und laut – einfach furchtbar. Hatten ihn vorher fast die Autos überfahren, so wurde er jetzt beinahe überrannt. Keiner achtete auf den anderen, alle starrten stur vor sich hin oder auf ihre Smartphones und Tablets, drängten sich an Entgegenkommenden vorbei und schubsten sich gegenseitig.

Wenn sich Menschentrauben um einen der Straßenkünstler bildeten, wurde es noch enger, und man kam kaum durch. Mal stand da ein Sänger mit Gitarre, mal ein schreiender Prediger, dann wieder ein Zauberer.

In einer kleinen Passage saß ein alter Mann mit einem bläulichen Gesicht, der ließ einen Hund aufrecht im Kreis laufen. Der Hutz schaute ein wenig zu und überlegte, ob das vielleicht gar kein Hund, sondern ein Arboori war.

Doch es war nur ein stinknormaler Hund. Denn plötzlich machte er es sich bequem und machte einen Haufen auf das Pflaster. Alle lachten, doch dem Hutz wurde beinahe übel.

Schnell machte er sich davon.

Plötzlich hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Für einen Augenblick war ihm, als hätte er ein Gesicht in der Menge erkannt. Der Hutz erschrak. Denn das Gesicht erinnerte ihn an jemanden! An Jo SMart, den üblen Journalisten, der ihm so lange auf den Fersen gewesen war! Doch als er jetzt ganz genau hinsah, waren da nur unbekannte Menschen.

»Haaast sich getäuuuscht«, murmelte der Hutz leise – so an-gestrengt er auch schaute, das Gesicht blieb verschwunden.

Er war so aufgeregt, dass er mitten durch das riesige Bild eines Straßenmalers zottelte. Die Farbe blieb an seinen Pfoten und der Hutz hinterließ bunte Spuren.

»Dummer Köter!«, schimpfte der Maler ihm nach, und der Hutz knurrte zurück.

»Dummeeee Naaackigeeer!«, brummte er zu sich selbst und kicherte in sich hinein. Dieser ganze Wirbel hier war einfach verrückt! Kein Wunder, dass er schon Gespenster sah …

»Huuutzassa!!«, stöhnte der Hutz erleichtert, als die Fußgängerzone zu Ende war und es endlich ruhiger wurde.

Vor sich sah er eine breite Straße. Und auf der anderen Seite stand ein Gebäude, das sah aus wie die Schule in Maienfeld!

»Bisst daaas die Schuuule hiiiiier, Kaaacka-Hunde?«, fragte er zwei Hunde, die vor einem Kaufhaus standen und abwechselnd winselten und bellten. Sie hörten damit auf und folgten seinem Blick. Dann fingen sie an grollend zu lachen, denn der Hutz hörte sich auch in der Hundesprache ziemlich verdreht an.

»Du redest vielleicht komisch!«, lachte der eine. »Die Schule hier? Hier gibt es Hunderte von Schuuulen!!«

»Du biiiist wohl eineee Laaandpommeraaaanze?«, fragte der andere, worauf sich beide bogen vor Lachen. Doch der Hutz hörte gar nicht zu. Er sah plötzlich einen Jungen aus dem Gebäude kommen und die Treppe herunterstiefeln. Da stieß er einen freudigen Quietscher aus: »Elvissss!« Der Junge war Elvis!!!

»Duumme Kaaaacka-Hunde«, knurrte er den Hunden zu und war schon weg. Kein Zweifel, der Junge, der dort drüben gerade um die Ecke verschwand, war sein Freund Elvis!

Begleitet von wütenden Autohupen und kreischenden Bremsen düste der Hutz über die Straße. Und um die Ecke! Er schaute keuchend um sich. Dort!! Der Junge überquerte eine Straße, spazierte auf ein blaues Schild zu und war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt! Als er schnaufend zu der Stelle kam, sah er die Rolltreppen. Sie gingen hinunter zur U-Bahn. Der Hutz kannte keine Rolltreppen. Mit einem großen Satz landete er auf der, die aufwärtsfuhr. Während er sich wild abstrampelte, um nach unten zu kommen, wunderte er sich wieder einmal über diese komischen Erfindungen der Nackigen.

Endlich unten angekommen, war Elvis natürlich nicht mehr zu sehen. Wo in diesem Labyrinth war er? Es gab wenig Hoffnung, ihn wiederzufinden. Auf gut Glück raste er zu einem Bahnsteig, wo gerade ein Zug einfuhr. Und da! Ganz hinten stieg Elvis ein!

Mit einem Satz war der Hutz im Zug. Er verschnaufte kurz, dann trottete er langsam und erwartungsfroh von einem Wagen zum anderen. Die Leute schauten erstaunt und machten ihm Platz. Dann erreichte er, noch immer hechelnd, den letzten Wagen. Da stand der Junge, mit dem Rücken zu ihm! Als Hutz ihn leicht an den Beinen stupste, schaute er herunter. Hutz erstarrte! Dieser Junge war nicht Elvis! Nein, aus der Nähe sah er ihm nicht einmal mehr ähnlich …

Er hatte sich noch nicht von dem Schrecken erholt, da sagte eine strenge Stimme: »Fahrkartenkontrolle! Bitte zeigen Sie Ihre Fahrscheine vor!« Peinlich berührt und enttäuscht wegen der Verwechslung starrte Hutz ins Schwarz des U-Bahn-Tunnels hinaus, als ein Kontrolleur näher kam.

»Gehört dieser Hund dir?«, fragte der Mann den Jungen, wohl weil dieser Hund ihm am nächsten stand.

»Nein!«, sagte der Junge empört. Es klang, als ob er das für etwas Schlimmes hielt.

»Wem gehört der Hund?«, wurden nun alle gefragt. Alle schüttelten den Kopf. Und wie man das mit Schwarzfahrern so macht, wurde der Hutz an der nächsten Haltestelle aus der U-Bahn geworfen.

»Nun komm schon! Guter Hund! Los, los! Raus mit dir!«, sagten die Kontrolleure ungeduldig und machten Schnalzlaute mit der Zunge.

Böse knurrend machte er sich davon. So enttäuscht er war, dass er sich geirrt hatte, so sehr ärgerte er sich darüber, wie ein dummer Kaaacka-Hund behandelt zu werden. »Guuuter Huund, guteer Huuuund!«, knurrte er grimmig, als er mit der Rolltreppe nach oben fuhr. Auf einmal fühlte er sich hilflos und allein. Er hatte es sich viel leichter vorgestellt, Elvis zu finden.

Nicht weit von der U-Bahn entfernt kamen gerade einige Männer und Frauen lärmend aus einer umzäunten Gaststätte.

»Biiiergaaaarten aam Paaark«, las der Hutz. Er wusste, dass die Nackigen an solchen Plätzen aßen und ihren Durst stillten. Hunger hatte er nicht, aber Durst! Außerdem gab es hier schöne alte Bäume, die ihn vielleicht ein wenig zu trösten vermochten.

Er brauchte nicht lange zu suchen, da fand er einen fast vollen Bierkrug, der auf einem verlassenen Tisch stand. Der Hutz hatte noch nie Bier getrunken, aber jetzt wollte er es probieren. Durstig wie er war, hüpfte er auf die Bank, auf den Tisch und schlabberte gierig aus dem Krug. Das Zeug stillte den Durst und schmeckte gar nicht übel. Und gleichzeitig fühlte er sich plötzlich erstaunlich wohl und gar nicht mehr so traurig.

3. Nichts als Schwierigkeiten

Ich hatte null Ahnung von alledem. Ich, Elvis Miller, hatte meine eigenen Sorgen. Und die hatten wieder einmal mit der Schule zu tun.

Ich hatte ja beschlossen, dieses Jahr fleißig zu sein und am Ende elegant ohne Nachprüfung in die nächste Klasse aufzusteigen. Aber gerade mal zwei Wochen nach den Ferien in der siebten Klasse war ich schon wieder am Trudeln.

Es hatte diesmal jedoch weniger mit fehlendem Wissen zu tun – nein, dieses Mal war ich ein Opfer von Sabotage!!!

Ich weiß, es klingt nach billiger Ausrede, und ich hätte es ja selbst nicht geglaubt, wenn nicht ausgerechnet ich selbst davon betroffen gewesen wäre.

Man sieht so etwas in Filmen, wenn es aber im richtigen Leben passiert, glaubt es einem keiner. Schon gar nicht Doktor Pippel, mein Klassenvorstand. Er lachte nur über meine Verschwörungsgeschichten, die sich leider wirklich ziemlich fragwürdig anhörten:

Es hatte damit angefangen, dass in der ersten Schulwoche eine Stinkbombe in der Klasse losging und die Spur genau zu meiner Schultasche führte, in der sich sogar noch mehr von diesen Dingern befanden. Dabei besaß ich so etwas gar nicht! Deshalb wusste ICH sofort, dass es Sabotage war. Aber außer Lena glaubte mir niemand.

Dann der erste Mathetest: Ich hatte gut gelernt und alles souverän gemeistert. Doch nachher musste ich ins Direktorat, weil ich anscheinend leere Blätter abgegeben hatte. Ich durfte die Arbeit zwar wiederholen, aber sie gelang mir bei Weitem nicht mehr so gut. Außerdem benotete mich Doktor Pippel ohnehin immer schlechter als seine Lieblinge.

Doktor Pippels Lieblinge waren Klassenstreber wie Dennis Diebel und Minki Brauer. Oder Sportskanonen wie Marko Remmel. Ich war leider keins von beidem, und ich gehörte deshalb für meinen Lehrer zu den hoffnungslosen Fällen, denen er einfach jede Dummheit zutraute. Für ihn stand fest, dass ich der Schuldige war. Ich wusste es natürlich besser, und umso frustrierender war es, dass ich keine Ahnung hatte, wer hinter den Anschlägen auf mein Ansehen bei den Lehrern steckte …

»Wie lange muss deine Mama noch bleiben?«, fragte ich.

»Sie wissen es noch nicht genau. Aber die Ärzte sind zufrieden«, sagte Lena, ein wenig außer Atem. Wir waren unterwegs zum Nachmittagsunterricht und schon ein bisschen spät dran.

Lena wohnte seit einer Woche hier in der Stadt bei ihrer Tante, gar nicht weit von mir. Ihre Mutter war nämlich wegen einer »Frauenkrankheit« in einer städtischen Klinik, wo Lena sie jeden Tag besuchte. Heute hatte sie es in der Mittagspause getan und ich hatte sie begleitet.

Als wir über den Schulhof eilten, läutete es zum Unterricht. Wir legten einen Zahn zu und stiefelten mit vielen anderen eiligst durch den Gang zu unserer Klasse.

Kaum waren wir auf unseren Plätzen, kam auch schon Doktor Pippel zur Tür herein.

»Mahlzeit, die Herrschaften«, brummte er, feuerte seine Tasche unter den Lehrertisch und zog seine Jacke aus.

»Ich sehe, ihr platzt schon alle fast vor Wissensdurst!«, knurrte er sarkastisch. »Also gehen wir’s gleich an!« Er nahm den Zeigestock und schloss die rechte Seite der Tafel, damit man die Landkarte dahinter sehen konnte.

Raunen und unterdrücktes Lachen ringsum! Denn da auf dieser Seite der schwarzen Schultafel prangte, mit weißer Kreide gemalt, eine Zeichnung.