Der italienische Charakter Argentiniens - Jasmin Deufel - E-Book

Der italienische Charakter Argentiniens E-Book

Jasmin Deufel

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Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Romanistik - Lateinamerikanische Philologie, Note: 1,3, Universität Passau (Romanische Sprachwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Argentinien wurde durch die Masseneinwanderung, ab ungefähr der Mitte des 19. Jahrhunderts,sehr stark durch die größtenteils europäischen Immigranten geprägt. Lange Zeit wurden die Einwandererströme von Italienern dominiert, weshalb es besonders interessant ist, deren Auswirkungen auf die heutige argentinische Gesellschaft zu untersuchen. Zu Beginn der Arbeit wird auf die drei großen Einwanderungswellen aus Italien eingegangen,um die Geschichte Argentiniens als Einwanderungsland zu verdeutlichen. Außerdem werden die Beweggründe der Italiener zur Emigration näher betrachtet, ebenso wie deren Eingliederung in die Gesellschaft ihrer neuen Wahlheimat. Des Weiteren werden die italienischen Charakterzüge Argentiniens dargelegt. Das Erbe der italienischen Immigranten wird in zahlreichen Bereichen des argentinischen Alltags sichtbar. Der Versuch der italienischstämmigen Argentinier, die italianidad zu bewahren, wird vor allem in den zahllosen italienischen Vereinen und verschiedenen Bildungseinrichtungen offenkundig. Überdies spielt in den Medien die Publikation in italienischer Sprache eine Rolle. Unter anderem soll auch auf die enge politische Freundschaft, die Argentinien mit Italien verbindet, eingegangen werden. Die Spuren der italienischen Einwanderer sind sicherlich auch in Gebieten wie dem ausgeprägten katholischen Glauben und der Mentalität, aber auch der Mafia zu finden, welche in dieser Arbeit aber nicht vertieft werden sollen. In dieser Arbeit wird desgleichen die soziolinguistische Situation der italienischen Sprache in Buenos Aires betrachtet. Es wird gezeigt, inwiefern drei aufeinanderfolgende Generationen italienischstämmiger Argentinier dem Italienischen mächtig sind oder von ihm Gebrauch machen und welche Tendenzen dabei für die Zukunft zu erwarten sind. Darüber hinaus werden die bedeutenden Auswirkungen der Muttersprache der italienischen Immigranten auf das argentinische Spanisch aufgezeigt. Auch im Lunfardo hinterließen die europäischen Einwanderer ihre Spuren. Bislang gibt es unterschiedliche Aussagen über die Rolle, welche die italienische Sprache bei der Entstehung des Lunfardo spielte. Durch die Prüfung des Diccionario etimológico de lunfardo von Oscar Conde auf den italienischen Einfluss auf den Lunfardo ist eine Antwort auf diese Frage möglich. Diese Arbeit soll einen Einblick in die weitreichenden Folgen der italienischen Massenimmigration für Argentinien bieten und ihre Auswirkungen für die argentinische Gesellschaft aufzeigen.

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1    Einleitung

2    Begriffsbestimmungen

2.1        Immigranten

2.2        Argentinier und Italiener

3    Geschichte der italienischen Migration nach Argentinien

3.1        Einwanderungswellen

3.1.1               1820 - 1913

3.1.2               1914 - 1946

3.1.3               1947 - 1960

3.2        Herkunft

3.3        Motive der Emigration

3.4        Integration und soziale Entwicklung

4    Der italienische Charakter Argentiniens

4.1        Institutionen

4.1.1               Italienische Organisationen

4.1.2               Hospital Italiano in Buenos Aires

4.2        Bildungseinrichtungen

4.3        Italienischsprachige Medien

4.4        Beziehungen zu Italien

4.5        Essgewohnheiten

4.6        Feste und Feiertage

4.7        Italienischstämmige Persönlichkeiten

5    Sprache

5.1        Soziolinguistische Situation des Italienischen im Großraum Buenos Aires

5.1.1               Sprachkompetenz der verschiedenen Generationen

5.1.2               Sprachgebrauch in den verschiedenen Generationen

5.1.3               Künftige Entwicklung des Italienischen

5.2          Argentinisches Spanisch

5.2.1              Einfluss des Italienischen auf das Spanische

5.2.2              Untersuchung des Diccionario etimologico del lunfardo auf die Einflussnahme des Italienischen auf den Lunfardo

5.2.2.1         Theorie

5.2.2.2         Wortbildungen im Lunfardo

5.2.2.3         Korpusanalyse

6   Schlussbemerkung

Anhang

Anhang I: Abb. 2: Republica Argentina (1960)

Anhang II: Abb. 3: Zonas, regiones y provincias de Italia

Anhang III: Untersuchung des Diccionario etimologico del lunfardo - Buchstabe B

Anhang III: Untersuchung des Diccionario etimológico del lunfardo – Buchstabe B

Bibliographie

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

 

Abb. 1: Italienische Einwanderer und Rückkehrer (1875 - 1973)

aus: Nascimbene 1988: 107 (zitiert nach base a datos del Commissariato Generale dell'Emigrazione - “Annuario Statistico dell'emigrazione...”, Roma, 1926).

aus: Nascimbene 1988: 112 (zitiert nach base a datos del Commissariato Generale dell'Emigrazione - “AnnuarioStati'sticodell'emigrazione...”, Roma, 1926).

aus: Veith (2008: 83).

1 Einleitung

Argentinien wurde durch die Masseneinwanderung, ab ungefähr der Mitte des 19. Jahrhunderts, sehr stark durch die größtenteils europäischen Immigranten geprägt. Lange Zeit wurden die Einwandererströme von Italienern dominiert, weshalb es besonders interessant ist, deren Auswirkungen auf die heutige argentinische Gesellschaft zu untersuchen.

Zu Beginn der Arbeit wird auf die drei großen Einwanderungswellen aus Italien eingegangen, um die Geschichte Argentiniens als Einwanderungsland zu verdeutlichen. Außerdem werden die Beweggründe der Italiener zur Emigration näher betrachtet, ebenso wie deren Eingliederung in die Gesellschaft ihrer neuen Wahlheimat.

Des Weiteren werden die italienischen Charakterzüge Argentiniens dargelegt. Das Erbe der italienischen Immigranten wird in zahlreichen Bereichen des argentinischen Alltags sichtbar. Der Versuch der italienischstämmigen Argentinier, die italianidad zu bewahren, wird vor allem in den zahllosen italienischen Vereinen und verschiedenen Bildungseinrichtungen offenkundig. Überdies spielt in den Medien die Publikation in italienischer Sprache eine Rolle. Unter anderem soll auch auf die enge politische Freundschaft, die Argentinien mit Italien verbindet, eingegangen werden. Die Spuren der italienischen Einwanderer sind sicherlich auch in Gebieten wie dem ausgeprägten katholischen Glauben und der Mentalität, aber auch der Mafia zu finden, welche in dieser Arbeit aber nicht vertieft werden sollen. Ebenso wenig wird die italienisch-spanische Mischsprache des Cocoliche der frühen Immigranten behandelt, die zwar mit den Italienern in enger Verbindung steht, aber heute nicht mehr gesprochen wird und somit nichts über den italienischen Charakter des heutigen Argentinien verrät.

In dieser Arbeit wird desgleichen die soziolinguistische Situation der italienischen Sprache in Buenos Aires betrachtet. Es wird gezeigt, inwiefern drei aufeinanderfolgende Generationen italienischstämmiger Argentinier dem Italienischen mächtig sind oder von ihm Gebrauch machen und welche Tendenzen dabei für die Zukunft zu erwarten sind. Darüber hinaus werden die bedeutenden Auswirkungen der Muttersprache der italienischen Immigranten auf das argentinische Spanisch aufgezeigt. Auch im Lunfardo hinterließen die europäischen Einwanderer ihre Spuren. Bislang gibt es unterschiedliche Aussagen über die Rolle, welche die italienische Sprache bei der Entstehung des Lunfardo spielte. Durch die Prüfung des Diccionario etimolögico de lunfardo von Oscar Conde auf den italienischen Einfluss auf den Lunfardo ist eine Antwort auf diese Frage möglich.

2                   Begriffsbestimmungen

 

2.1             Immigranten

 

Wenn über die italienische Migration nach Argentinien[1] geschrieben wird, muss geklärt werden, wer als Immigrant anzusehen ist. Dies ist unter anderem notwendig, um die verwendeten Zahlen der Statistiken besser einordnen zu können. Die Vorstellungen über Immigration veränderten sich im Laufe der Zeit erheblich. Vor der Entstehung der Nationalstaaten war die Zugehörigkeit von Personen zu Gebieten schwer festzulegen, denn je nach gewonnenem oder verlorenem Krieg wurden diese neu eingeteilt und zugleich die darauf lebenden Menschen jenen zugewiesen. Das Identitätsempfinden beschränkte sich hauptsächlich auf lokale oder regionale Ebene.

 

Für die Personen, die in Argentinien ankamen, fanden sich je nach deren Kontext verschiedene Kategorien wie beispielweise “extranjero, viajero, inmigrante, exiliado, pasa- jero” (Devoto 2003: 21), auf welche jedoch nicht allesamt im Detail eingegangen werden soll.

 

Während der ersten großen Einwanderungswelle zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des Ersten Weltkrieges wurden die europäischen Ankömmlinge inmigrantes genannt. Zu diesen gehörten hauptsächlich wenig gebildete Männer aus armen, ländlichen

 

2

 

Verhältnissen. Das Immigrations- und Kolonisationsgesetz Ley Avellaneda[2] aus dem Jahr 1876 definiert den inmigrante folgendermaßen:

 

[...] aquel extranjero que siendo menos de 60 anos y acreditada su moralidad y sus aptitudes, llegase a la Repüblica para establecerse en buques pagando pasaje de segunda o tercera clase o teniendo el viaje pagado por cuenta de la Nacion, de las Provincias o de las empresas particulares, protectoras de la inmigracion y la colonizacion. (Ivanich in Insausti 1998: 32).

 

Jene, die per Schiff in der Ersten Klasse nach Argentinien einreisten, wurden folglich statistisch nicht als inmigrantes erfasst.

 

Ebenso im Jahr 1876 legte Italien eine Unterscheidung in emigrantes und viajeros fest.

 

3

 

Diejenigen, welche die billige nulla osta[3] für 2,40 Lira beantragten, fielen unter die Bezeichnung der emigrantes und jene, welche die nulla osta für 12,40 Lira erwarben, liefen unter dem Titel der viajeros. Im Jahr 1901 wurde diese Differenzierung aufgehoben und nun galt, ähnlich wie in Argentinien, derjenige als emigrante, der Langstreckenschiffsreisen in der Dritten Klasse absolvierte (Devoto 2003: 22).

 

Der ausschlaggebende Punkt in der unterschiedlichen Wahrnehmung zwischen inmigran- te und extranjero in Argentinien lag in den sozialen Hintergründen der Person. Wohlhabende Kaufmänner wurden beispielsweise als extranjeros bezeichnet, im Gegensatz zu den inmigrantes, die sich ihren Wohlstand in Argentinien erst noch erarbeiten mussten. Selbst jene, die schon mit einem bescheidenen Reichtum einreisten, erhielten letztere Bezeichnung (Devoto 2003: 31).

 

Im Laufe des 20. Jahrhunderts verlor sich die Vorstellung des inmigrante als mittellosem Europäer. Die Conferencia Internacional de Emigracion de Roma im Jahre 1924 definierte als emigrante jene Person, die sich im Ausland dauerhaft mit zuvor ausgewanderten Familienangehörigen vereinte. Eine vorübergehende Emigration jedoch, die aufgrund einer Arbeitsstelle im Ausland erfolgte, kennzeichnete die Person als trabajador (Devoto 2003: 35).

 

2.2             Argentinier und Italiener

 

Die Emigration der Italiener nach Argentinien setzte schon früher ein, als diese Einheiten überhaupt bestanden. Italien vereinte sich erst im Jahr 1870 mit dem Ende der Zeit des Risorgimento[4]. Zuvor wurden die Menschen hauptsächlich nach der Herkunft ihrer Region oder Provinz abgrenzt - also beispielsweise nach Piemontesen oder Genuesen. In dieser Arbeit wird dennoch auch schon vor der offiziellen Staatsgründung die Bezeichnung Italiener zu lesen sein, wie dies auch in der Literatur üblich ist, es sei denn, es ist speziell von Personen einer bestimmten Region die Rede.

 

Desgleichen besteht die Schwierigkeit von Argentiniern zu reden. Einerseits weil das Argentinien, so wie es heute besteht, erst im Jahr 1880 entstand, und andererseits durch dessen einzigartige Bevölkerungszusammensetzung. Die indigene Bevölkerung, als die ersten Einwohner Argentiniens, wurden nicht als Argentinier bezeichnet. Dafür trugen die spanischen Kolonialherren und die frühen (europäischen) Einwanderer, die sich dort niederließen, diesen Namen - im Gegensatz zu jenen, die später mit den umfangreichen Einwanderungswellen dorthin kamen.