Der Junge und die Buchstaben - Sabine Kroth - E-Book

Der Junge und die Buchstaben E-Book

Sabine Kroth

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Beschreibung

Michael genießt seine Freundschaft mit dem Buchstabenkaiser, der in der kleinen Bibliothek neben den Kinderzimmern ein Zuhause gefunden hat. Ohne Absicht stellt der Junge ein Buch mit ins Regal, in dem mehrere Seiten fehlen. Der Kaiser ist entsetzt und wird daraufhin schwer krank. Michael möchte seinen kleinen Freunden so gerne helfen, aber wie? Wo soll er anfangen zu suchen? Kann Michael die Blätter wiederbeschaffen? Gerade am Tag zuvor war die Müllabfuhr da. Eine Jagd quer durch das Dorf auf der verzweifelten Suche nach den fehlenden Seiten beginnt. Eine Familiengeschichte als Kinderroman mit einem Spritzer Fantasy. Mit den Geschichten möchte die Autorin Kindern, Jugendlichen und Jung-Gebliebenen etwas Wichtiges vermitteln - Bücher sind etwas Wunderbares und man sollte sie IMMER gut behandeln! Basierend auf der Grundgeschichte (zunächst nur für die Familie als Gag) gibt es mittlerweile sechs Bände und weitere sind in Planung.

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Seitenzahl: 74

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Über die Autorin:

Sabine Kroth (Baujahr 1965) lebt mit ihrer Familie in einem winzigen Dorf in Rheinland-Pfalz. Geboren in einer Großstadt, aufgewachsen in einer Kleinstadt, hat es sie letztlich aufs Land verschlagen, um eine Familie zu gründen und Kinder heranwachsen zu sehen, einen älteren Sohn und eine jüngere Tochter. Ihr Hobby, alles was mit Technik und Computern zu tun hat, machte sie nach dem Abitur zu ihrem Beruf. Seither arbeitet sie als Programmierer und beschäftigt sich überwiegend mit Qualitätssicherung von Software.

Über die Intention der Geschichte:

Ihr Sohn war es, der sie zu der folgenden Geschichte inspiriert hatte. Er hat als Kind nicht nur gerne für sich selbst gelesen oder wollte abends immer eine Gute-Nacht-Geschichte hören, genauso gerne hat er seiner Mutter etwas im Gegenzug vorgelesen. An einem dieser Abende hat er wohl ein wenig mit dem Lesen übertrieben, jedenfalls verschwammen ihm die Buchstaben vor den Augen. Er sagte damals wörtlich: „Mama, die Buchstaben tanzen und hüpfen herum …“ Diese lustige Ausdrucksweise wurde glücklicherweise sofort aufgeschrieben und mit der Zeit ergab sich daraus eine Idee für eine Buchreihe. Während einer längeren Krankheits-Phase verspürte sie Tatendrang und der erste Text entstand. Einmal angefangen, konnte sie gar nicht mehr aufhören. Basierend auf der Grundgeschichte (zunächst nur für die Familie als Gag) gibt es mittlerweile sechs Bände und weitere sind in Planung.

Mit den Geschichten möchte sie Kindern, Jugendlichen und Jung-Gebliebenen etwas Wichtiges vermitteln -> Bücher sind etwas Wunderbares und man sollte sie IMMER gut behandeln!

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Luise Zwick

Party-Stimmung

Altpapier

Im Bus

Die Müllabfuhr

Der Fund

Eine Katastrophe!

Der kranke Kaiser

Die Suche

Das Krankenlager

Neue Ideen

Das kaputte Auto

Wieder vollständig

Die Genesung

Ein Wiedersehen

Samstag wird gebaut

Danke, DANKE, Danke

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Ausblick

Vorwort

Am ganzen Körper zitternd begann der König zu flüstern, immer wieder unterbrochen von kraftlosen Hustenanfällen. Der rote Buchstabenkaiser musste sein Ohr ganz nah an den Mund des Königs legen und hörte angespannt zu. Man konnte den blanken Schrecken in seinen weit aufgerissenen Augen sehen.

„Bei den heiligen Walzen unseres Druckers!“, sagte der Kaiser entsetzt.

Das war ja noch schlimmer, als er erwartet hatte. Wie sollten sie diese Katastrophe meistern? Verzweifelt und ratlos sackten beide Herrscher in sich zusammen.

…………..

Was war geschehen?

Welches Ereignis hatte die armen Buchstaben so durcheinander gebracht?

Kann ihnen überhaupt jemand helfen?

…………..

Wir werden sehen …

1. Luise Zwick

„Fiuiiiiiittt“ heulte der Teekessel mit einem jämmerlichen Pfeifton durch die ganze Wohnung. Trotz seines Alters platzte er fast vor Energie und schnaufte wie eine 100jährige Dampflok. Der rappelige Herd und auch alle anderen Geräte hatten schon bessere Tage gesehen, um ehrlich zu sein. Luise Zwick schlurfte so schnell sie konnte (also ziemlich langsam …) in die Küche, um sich einen Tee aufzusetzen, wie jeden Tag zu dieser Uhrzeit. „Jaaaa, ja, mein Guter, ich komm´ schon, nur die Ruhe!“ Damit sie sich nicht die Finger verbrannte, nahm sie einen selbstgehäkelten gelben Topflappen, und wuchtete den schweren dampfenden Kessel von der Herdplatte auf die danebenliegende Spüle.

Von so neumodischem Zeug wie Wasserkocher, Tee- oder Kaffeemaschinen hielt sie nicht sehr viel. Da bleib sie doch lieber ihren alten Sachen treu, die seit einigen Jahrzehnten unermüdlich ihren Dienst taten, ohne kaputt zu gehen. „Auf was für Tee hättest du denn heute Lust, Luise?“, plapperte die alte Dame zu sich selbst, während ihre alten Finger durch die vielfarbigen Teebeutel fummelten. „Ein Früchtetee oder lieber etwas mit Kräutern? …. Nein danke, keine Früchte, die hatten wir erst heute Morgen. Ein Rotbusch-Tee mit Vanille wäre mir recht … Mache ich gerne, einen Moment.“

Luise Zwick war eine wirklich süße alte Dame. Ein wenig kauzig und sonderbar vielleicht, aber du liebe Zeit – Hand aufs Herz: wissen wir genau, wie wir im Alter einmal sein werden?

Luise fühlte sich jedenfalls schrecklich allein. Ihr Sohn und ihre Tochter waren schon vor vielen Jahren in weit entfernte Städte gezogen, deren Namen sie sich nicht einmal merken konnte. Beide Kinder hatten mittlerweile eigene Kinder, eigene Häuser und vor allem eigene Sorgen. Zu Besuch kamen sie leider nur selten und so kochte Luise ihren Tee Tag für Tag gedankenverloren nur für sich selbst. Um der Einsamkeit zu entgehen, hatte sie sich mit der Zeit angewöhnt, Selbstgespräche zu führen.

„Möchtest du die rote Teekanne oder die weiße mit den blauen Blümchen? … Ach, weißt du, meine Liebe, das ist mir ziemlich egal. Nimm einfach, was vorne als erstes im Regal steht.“ Mit diesen Worten zog Luise die geblümte Variante aus dem Schränkchen und stellte sie vorsichtig auf die Arbeitsplatte. Drei Beutel eingehängt, heißes Wasser hinein und schon zog der Tee vor sich hin. Um sich die Wartezeit etwas zu versüßen, ließ sie sich in den riesigen plüschigen Sessel mit dem grauen Muster im Wohnzimmer sinken und fing an, ein Kreuzworträtsel zu lösen.

Die alte Dame war so noch ganz gut dabei, nur die Sehkraft ließ langsam nach, aber sie war ja auch schon fast 90 Jahre alt! Ihr großes Hobby mit den Rätseln war eigentlich eine richtige Leidenschaft. Sie hatte nur leider immer mehr Probleme mit den winzigen Beschriftungen. Gott sei Dank fand sie einen Verlag, der besonders große Kästchen und Buchstaben benutzte. Schön, dass dort jemand ein Herz für Senioren hatte!

Früher las Luise auch mal ganz gerne ein gutes Buch, aber die kleine Schrift war ihr einfach zu anstrengend, selbst mit ihrer praktischen Lesebrille. Außerdem bekam sie die Zusammenhänge in einer umfangreichen Geschichte nicht mehr so ganz auf die Reihe. Bücher hatten daher nach und nach für sie an Wert und Wichtigkeit verloren.

„´Kleine Brücke´ mit vier Buchstaben, der zweite ein ´T´, hmm, was könnte das sein? Brücke … Brücke … Ahh Ja, natürlich, ein ´Steg´, ganz klar!“, und sie kritzelte das Wort etwas zittrig in die Kästchen. „Aber was ist das hier für eine Abkürzung … ´Kzw´ … hmm, also die Abkürzung ´Abk´ für Abkürzung ist klar, aber ´Kzw´, was soll das sein? ´Kuzzelwuzzel´? Oder ´Kauzwurz´? … Ach, Luise, du bist doch dumm. Das heißt natürlich ´Kurzwort´. Es wird eine kurze Form des Wortes gesucht, das man im täglichen Umgang nutzt …“

Piep-Piep-Piep-Piiiiiieeeep Piep-Piep-Piep-Piiiiiieeeep In diesem Moment tönte die nervige elektrische Eieruhr und riss damit die alte Dame aus ihren Gedanken. Der fertige Tee lockte Luise Zwick mit ihren knapp 1,60 Meter Größe schlappte auf ihren rosafarbenen Plüsch-Pantoffeln Richtung Küche. Typisch für ältere Damen trug sie einen braunen langen Wollrock, eine dicke schwarze wollene Strumpfhose und einen selbstgestrickten Pullover mit Rollkragen in Dunkelgrün.

An der Arbeitsplatte angelangt, stellte sie zunächst einmal das Piepen ab, indem sie auf den großen Knopf drückte. Dann holte sie vorsichtig die Teebeutel aus der Kanne und drückte noch die letzten verbliebenen Tropfen aus den Beutelchen. Die Küche erstrahlte im typischen Aussehen der 1960er Jahre, dunkelbraune Fliesen, helle gelbe Schranktüren und eine stabile grüne Arbeitsplatte. Luise passte sich den Farben wunderbar an und war in der Küche in etwa so gut getarnt, wie ein Tiger im Dschungel.

Wie oft hatten ihre Kinder schon versucht, die alte Dame davon zu überzeugen, sich etwas Neueres zu leisten. Aber die Diskussion war von vorneherein sinnlos. „Warum sollte ich mir etwas kaufen für viel Geld, wenn das Alte noch gut ist und funktioniert, heh?“ Und so behielt sie die Wohnung seit vielen Jahrzehnten im Originalzustand.

„So, Luise, du machst es dir jetzt schön gemütlich im Wohnzimmer, mit dem Tee und dem Kreuzworträtsel. Welche Tasse hättest du denn gerne? …

Ach, die hübsche mit dem goldenen Rand und dem Rosen-Motiv, geht das? … Aber selbstverständlich, ich hole sie dir sofort.“ Und so setzte sich die alte Frau wieder in ihren Lieblingssessel; Teekanne, Tasse und Rätsel standen direkt neben ihr auf dem Esstisch.

Das Wohn- und Esszimmer war mit seinen Möbeln genauso altmodisch eingerichtet wie die Küche und die ganze restliche Wohnung. Dunkle Holzmöbel, eine grüne Samt-Couch und ein brauner Teppichboden. Hier und da lagen weiße selbst gehäkelte Deckchen als Staubschutz. Alles wirkte etwas düster, aber auch wohnlich und gemütlich.

Luise jedenfalls gefiel es. Es war genauso, wie sie es zusammen mit ihrem vor über zwei Jahrzehnten verstorbenen Ehemann eingerichtet hatte und sie wollte es gar nicht anders haben.

Nur eine Sache war nicht mehr so schön – das alte Wandregal, das ursprünglich mal für Bücher gedacht war und auf dem früher viele alten Klassiker standen. Irgendwann war es aus seiner Verankerung herausgebrochen, und daher für die schweren Bücher nicht mehr zu gebrauchen. Mittlerweile versammelten sich dort ein paar ganz leichte Dinge, kleine Figuren und Familienfotos.