Der Kaktusmann Treibgut - Oliver Schindler - E-Book

Der Kaktusmann Treibgut E-Book

Oliver Schindler

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Beschreibung

Getrieben von schmerzhafter innerer Leere, versuchst du zu einem Kaktus eine funktionierende Fernbeziehung aufzubauen. Dazu verlässt du, das erste Mal in deinem Leben, die vertraute, Sinne abstumpfende Großstadt (Tetrapolis), um in der Provinz von einer Katastrophe in die nächste zu schlittern. Erst wird dir der Kaktus entführt, dann wirst du krankenhausreif geschlagen und da du die Arztkosten nicht bezahlen kannst, musst du die Klinikzeche auf eine Art berappen, gegen die Tellerwaschen wie ein Partyspiel anmutet. Als du endlich mal so etwas wie Mitgefühl und Interesse an deinen Mitmenschen entwickelst, hat das ein schreckliches Massaker zur Folge. Du fliehst und begibst dich in ein bürgerliches Leben. Dort beginnst du auf eine sehr eigentümliche Art und Weise um die Liebe zu kämpfen. Da du eigentlich gar keine Ahnung von LIebe hast, ist das nächste Unheil schon vorprogrammiert. Du erwartest ja wohl nicht, dass man auf diese Weise durchs Leben rennt, ohne sich Feinde zu machen. Und die können richtig fies werden. Selber schuld. Sieh mal zu wie du da wieder raus kommst.

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Seitenzahl: 257

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Oliver Schindler ist 1967 in Detmold geboren. Nach einer turbulenten Kinder- und Jugendzeit in Norddeutschland lebte er unter anderem in der Türkei, Ägypten und auf den Kanarischen Inseln, wanderte ein halbes Jahr durch Lateinamerika und ist in zahlreichen Feldern aktiv: Neben seiner Tätigkeit als Film- und Bühnenschauspieler sowie Auftritten als Sänger verfasste und inszenierte er über die Jahre in Deutschland zehn Theaterstücke für junge Spieler. Seit 2022 ist er in Berlin zudem als Radiomoderator sowie Redakteur tätig.

Inhaltsverzeichnis

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Jetzt hast du dieses Buch aufgeschlagen und erwartest möglicherweise eine Geschichte vorzufinden, die einen Anfang, einen Handlungsbogen und ein Ende hat. Im wahren Leben da draußen, außerhalb der Bücher und Filme und Theaterstücke, beginnt das Leben mit der Geburt und endet mit dem Tode. Ein Handlungsbogen, der dem Ganzen einen Sinn gibt, ist nicht existent. Der wird erst im Nachhinein dazu gedichtet. Kein Mensch kann demnach seinen eigenen Handlungsbogen erleben. Also hat immer nur das Leben der Anderen einen Sinn.

Willst du trotzdem jetzt eine sinnvolle Geschichte über jemand anderes lesen, damit du das Gefühl bekommst, auch über dein Leben könnte sich ein sinnvoller Bogen spannen, der es zusammenhält? Vergiss es! Ich unterstütze keinen Selbstbeschiss. Wenn du auf Selbstbeschiss heiß bist, werfe dieses Buch weg und hole dir den Herrn der Ringe. Da regnet es „Sinn und Schicksal.“

Und noch etwas: Der Ritt auf dem Handlungsbogen vermeidet das Lesen im „Jetzt“. Hör auf, beim Lesen immer nach dem zu lechzen, was als nächstes kommt. Hör auf, mit dem Hoffen und Bangen, dass alles gut ausgeht. Lass dich nicht verarschen! Die meisten Bücher sind extra so geschrieben, dass man sie nach Erlösung jagend durchliest, sich nach der letzten Seite leer und verlassen fühlt und sich sofort den nächsten Roman kauft.

Ich mache dir einen Vorschlag: Lebe einfach im Jetzt während du dieses Buch liest! Steige jetzt in das ganz normale Ego eines entwurzelten Großstadtmenschen ein und werde zu dem selbstzentrierten „Ich“, das du eh schon immer warst. Erlebe in vollen Zügen deinen Schmerz, deine Sehnsucht, deine Leere, deine Selbstbesessenheit, aber auch deine vitale Kraft, die von einer unbewussten Liebe gesteuert wird, welche dein Leben vorantreibt und geduldig jeden Scheiß mitträgt, den du verzapfst. OHNE nach dem Sinn zu fragen!

Um es dir leichter zu machen, dich zu identifizieren, setzt du bei den Dialogen auf der linken Seite immer „Ich:“ ein. Damit bist „Du“ gemeint. Mag sein, dass dein Nickname im Internet nicht Tsimbo ist oder dass du nie was mit einer Lisa zu tun hattest, aber wenn du ehrlich bist, hattest du schon mal einen Nickname und du hattest auch schon mal was mit einer Frau oder einem Mann oder was weiß ich. Also nutze diese feinen Unterschiede jetzt bitte nicht als Ausrede um dich von „Ich“ zu distanzieren. Bleib drinnen, es lohnt sich! Und benutze KEINE ANGLIZISMEN wie zum Beispiel „Nickname“, „Currywurst“ oder „Internet“. Anglizismen verniedlichen alles und unterstützen deine distanzierte Haltung. Bestelle lieber eine „Bratwurst“ und gehe “namenlos“ in die „künstliche Elektronenwelt.“

Du wirst bitte auch nicht wie ein Vögelchen auf dem Dach sitzen und gemütlich auf verzweifelt hin und her wirbelnde Menschenwesen herab glotzen, während du ganz nebenbei deren Gedanken liest und weißt, was sie als nächstes vorhaben. Nein! Fairerweise hast du, wie jeder andere in dieser Geschichte, zwei Augen um zu sehen und einen Kopf um zu denken und zu träumen. In deinen Träumen und Gedanken kannst du ausnahmsweise abheben und von oben auf die Welt gucken. Das findet aber zwischen den Dialogen statt und hat keinen Einfluss auf dein Leben als „Ich“. Es wird dir auch nicht erklärt, warum gerade jemand „Aua“ oder „Danke“ zu dir sagt oder was deine Freunde oder Feinde tun, während sie „Hui“ oder „Zieh Leine“ rufen. Du hast ja selber Augen zum Sehen und Nerven zum Fühlen. Benutze sie!

Aus paritätischen Gründen wählen wir einen männlichen Protagonisten. Du kannst dich natürlich auch gern als Frau identifizieren. Der Unterschied ist ja eh nicht so groß. Und jetzt leg los. Steige ein in das Leben von „Ich“ … Hallo! Da redet gerade jemand mit dir!

Ich: Wie bitte?

Er: Hast du mir zugehört?

Ich: Was hast du gesagt?

Er: Ich hole dich morgen ab von hier.

Ich: Und woran werde ich dich erkennen?

Er: An meiner Stimme. Merke sie dir genau.

Ich: Ich finde sie klingt nicht so besonders.

Er: Du versuchst witzig zu sein, oder?

Und weg ist er. Was soll ich jetzt in der Zwischenzeit tun? Was erwartet mich hier morgen? Ich muss was gegen das Grübeln tun oder mich irgendwie vorbereiten. Aber wie? Und worauf? Ich werde morgen herkommen. Das weiß ich. Ich muss nicht. Man hat immer die Wahl. Aber ich will nicht wieder zurück. Ich bin jetzt im Niemandsland und sehe mir mein Leben von außen an. Es sieht leer und verbraucht aus. Ich weiß nicht, ob das, was mich erwartet, schlimmer ist oder besser. Aber es ist auf jeden Fall anders. Mein bisheriges Leben kenne ich. Auswendig … jedenfalls das woran ich mich noch erinnere … das ist nicht viel. Weil so vieles gleich ist. Es sieht verschieden aus, aber es fühlt sich gleich an. Ich hatte immer versucht etwas zu ändern, etwas Neues zu tun, doch in Wirklichkeit malte ich nur Bilder aus, die auch andere vor mir schon ausgemalt hatten. Dann schreibt man seinen Namen darunter und schenkt das Bild seiner Mutter. Sie sagt dann wie hübsch das ist und hängt es an die Wand oder legt es in eine Schublade … Aber war das wirklich meine Mutter? Manchmal vermischt sich ihr Bild mit dem von dieser … Frau aus diesem Familienfilm. Der lief so ungefähr zu der Zeit als ich ein Kind war und immer ausgelacht wurde, wenn ich … das war eigentlich nicht ich, sondern ein Mitschüler. Ich hatte aber nie verstanden warum er ausgelacht wurde.

Ich hatte schon viele Kinofilme gesehen und dadurch alle Gefühle, die es zu fühlen gibt, gefühlt. Wenn es sich gut oder erhaben anfühlte, hatte ich mir den Film nach einiger Zeit nochmals angesehen. Um mich wieder so gut oder erhaben zu fühlen wie beim ersten Mal … Ich will mich immer irgendwie gut fühlen. Rache fühlt sich besonders gut an. Wenn der Gegner tot ist. Wenn die Ehre wiederhergestellt ist. Man weiß, dass man etwas Schlimmes beendet hat. Die Menschen, die der Gegner getötet hat, sind gerächt. Und man ist frei. Man muss sich nicht mal mehr um die Ehefrau, die getötet wurde kümmern und seinen langweiligen Alltag mit ihr fortsetzen und man hat keinen Gegner mehr, der auf der Welt herumläuft und mächtiger als man selbst ist. Der ist beseitigt. Natürlich fühle ich mich auch gut, wenn ich unter Einsatz meines Lebens endlich die Frau gefunden habe, die mir etwas bedeutet. Ach was … die ich liebe, mit jeder Faser meines Herzens. Unser Leben endet mit einem leidenschaftlichen Kuss und wenn es keine Fortsetzung gibt, müssen wir uns im Alltag auch nicht miteinander herumplagen. Aber ich kenne die guten Gefühle ja nun alle. Es sind Wiederholungen. Und sie werden mit jedem Male matter, matter, matter … Immerhin, Wiederholungen schützen einen vor bösen Überraschungen.

Ich war als Grundschüler gut in Aufsätzen. Immer wenn wir einen zurückbekamen, gab es ein paar lobende Worte für mich. Dieser Vorgang war so sicher wie das Ende eines Filmes, den ich vorher schon einmal gesehen hatte. Die Lehrerin öffnet die Aktentasche und holt unsere Aufsätze raus. Ich öffne meine Seele ganz weit für das gewohnte „glückliche Ende“. Keine Zweifel, keine Verteidigungsmauer. Und dann hatte jemand das Ende plötzlich neu geschrieben.

Ich: „Warum habe ich nur eine vier?“

Sie: „Weil die Geschichte sinnlos ist, sie hat keinen Zusammenhang!“

Ich: „Aber sie ist phantasievoll!“

Sie: „Ein riesiges Loch, in dem alles nur immer verschwindet, ist keine richtige Geschichte. Das muss einen Grund haben.“

Wäre ich damals so klug gewesen wie heute, hätte ich sicher gesagt: „Wenn das Loch einen Grund hätte, würde da nicht alles drinnen verschwinden können. Dann wäre die Geschichte sinnlos.“ Aber ich war nicht klug. Ich war einfach nur ein Kind und ich dachte, wenn sie die Lehrerin ist, dann wird sie schon Recht haben. Vielleicht war sie aber auch nur eine Vertretungslehrerin und ich hatte es einfach nicht mitbekommen. Ich war schon immer etwas verpeilt. Manchmal schaute ich nicht richtig hin. Wenn ich es mitbekommen hätte, dann hätte ich mich deswegen vielleicht nicht so unfähig gefühlt und mir dafür einfach nur gedacht: „Die ist ja nur Vertretungslehrerin und weiß es nicht besser.“ Stattdessen hatte ich dieses Stechen im Bauch. Wenn man nicht aufpasst, passiert einem das immer wieder. Man öffnet sich ganz weit für ein schönes Gefühl und dann kommt die kalte Dusche … und dann dieses Stechen. Jetzt habe ich doch noch angefangen zu grübeln. Mein Nacken ist steif und mein Mund zusammengekniffen. Ich spüre, dass meine Stirn in Falten liegt.

Sie: Tsimbo?“

So nennen mich nicht viele Frauen. Nur die, die ich in KEW (künstliche Elektronenwelt) Treffpunkten kennengelernt habe.

Ich: Lisa! He, wie geht´s?

Sie: Bin gerade auf dem Weg nach Hause. Was machst du hier?

Ich: Ich komme gerade von einem Freund.

Sie: Du siehst ziemlich angespannt aus, Tsimbo.

Ich: Reiner Kopfstress. Bin gerade geistig woanders gewesen.

Und das bin ich immer noch. Ich will sofort mit ihr schlafen. Nicht weil sie besonders toll aussieht. Sie ist so Lala. Aber wir hatten schon mal Sex miteinander und dann ist es meistens leichter. Es ist lang her, dass ich das letzte Mal Sex hatte … glaube ich … Eigentlich habe ich auch die Schnauze voll von KEW Bekanntschaften und Frauen, an die ich mich nur heranmache, weil sie nicht derartig attraktiv sind, dass es für mich unmöglich ist, sie zu kriegen, aber auch nicht so hässlich, dass es mir unmöglich ist sie beim Sex anzuschauen. Ich schaue gerne beim Sex in die Augen. Oft gucken sie so, als ob sie mich wirklich lieben. Ich bilde mir dann ein, dass ich sie auch liebe. Nach kurzer Zeit zeigen sich dann die versteckten Mängel. Bei Lisa hatte ich damals fortgeschrittenes Ausgebrannt Sein vermutet. Sie ackerte immer viel, um ihre Mutter zufrieden zu stellen und hatte so ein Zucken im Gesicht. Zuerst dachte ich, es sei eine exotische Form sexueller Erregung und fand es interessant. Dann stellte sich heraus, dass sie das auch in normalen Alltagssituationen hatte und es fing an mich nervös zu machen. Ich riet ihr damals mehr an sich selbst zu denken und sich besser zu schonen, weil sich das sonst irgendwann mal rächt und sie sich vielleicht kaputt arbeitet. Nicht weil ich mir wirklich Sorgen um sie machte. Sie war nur manchmal zu müde, um richtig ausführlich Sex zu machen. Und wenn sie entspannter ist, geht vielleicht dieses verdammte Zucken weg, dachte ich. Ich sah in ihr ein gewisses Potential. Sie war leidenschaftlich, intelligent, ein bisschen verrückt und abenteuerlustig im Bett. Na ja, ihr lautes Lachen nervte mich zunehmend. Ich mache manchmal Scherze, um die Stimmung etwas aufzulockern und bin mir durchaus bewusst, dass die nicht immer gut sind. Meist merke ich das, kurz nachdem ich einen Spruch abgelassen habe. Wenn Lisa dann aber trotzdem lachte, fand ich das sehr peinlich. Sie redete auch viel über ihre Probleme. Das war sehr anstrengend. Ich nahm das halt hin, weil ich dachte dann haben wir mehr Sex. Und Reden gehört ja dazu, auch wenn es nur eine Affäre ist … Na ja, wenn ich jung, attraktiv und toll gebaut wäre, dann ist so etwas egal. Aber ich bin das nicht. Also muss ich das immer mit Witz, Bildung und Einfühlsamkeit ausgleichen … und der vagen Möglichkeit einer Frau vielleicht mal eine feste Beziehung bieten zu können. Eigentlich glaube ich das mit der festen Beziehung selber nicht, bei keiner Frau, aber um mein Gewissen zu beruhigen sagte ich mir, es könnte ja wirklich was mit uns werden ... wenn sie einiges in ihrem Leben ändert … Irgendwann hatte Lisa dann mal einen Termin mit mir abgesagt und sich nicht wieder gemeldet. Das hatte mich sofort verunsichert. Vielleicht war ich beim Sex nicht gut genug oder sie hatte inzwischen einen anderen Kerl gefunden. Ich war zu stolz, um nachzuhaken. Als ob ich es nötig gehabt hätte einer Frau hinterherzulaufen, die eigentlich eher ein Kompromiss für mich war. Jetzt steht sie wieder vor mir. Und das Erste woran ich denke, ist dieser prachtvolle, überdimensionale, straffe Hintern. Groß genug um die leere Zeit bis morgen Abend auszufüllen.

Sie: Was denkst du gerade, Tsimbo?

Ich: Äh, ich hatte meinen Profilnamen lang nicht mehr gehört.

Sie: Hast du etwa auch einen richtigen Namen?

Ich: Ich weiß nicht.

Sie: Du bist seltsam … und was hast du jetzt wirklich gedacht?

Ich: Ich kann gerade nicht so richtig nachdenken, Lisa.

Sie: Woran liegt´s?

Ich: Weiß nicht genau. Es ist Frühling und die Hormone spielen verrückt, da ist gut sortiertes Denken schwierig.

Sie: Hast du denn auf was anderes als Denken Lust?

Ich: Na ja, ich hätte da schon so eine Idee.

Sie: Ja?

Ich: Wie sieht es denn bei dir aus? Hast du Lust?

Sie: Ich weiß irgendwie nicht so recht.

Ich: Ja, schon klar. Hast ein ausgefülltes Leben.

Sie: Ich weiß auch nicht, ob es richtig wäre. Nachher machst du dir Hoffnung auf mehr und ich will dich nicht wieder enttäuschen, Tsimbo.

Ich: Aber ich war damals nicht enttäuscht, Lisa. Du hattest halt viel zu tun. Geht mir doch auch oft so.

Sie: Ich hatte ziemlich wenig Zeit für dich und du wurdest manchmal ungeduldig.

Ich: Na ja, ich war heiß auf dich, da kommt es auch mal zu nervösen Reaktionen. Inzwischen bin ich viel geduldiger, sogar richtiggehend abgebrüht.

Sie: Glückwunsch! War jedenfalls schön dich mal wiederzusehen, aber ich bin jetzt müde.

Ich: Ach ja, schon spät. Herrje Lisa, ich muss ja längst schon los.

Sie: Tschüss denn.

Ich: Vielleicht sieht man sich mal.

Habe ich jetzt irgendwas verkehrt gemacht? Scheiße, wenn noch nicht mal die mehr auf mich abfährt … So ein Dreck. Mir ist schlecht. Ich hatte natürlich nicht voll aufgemacht, sonst hätte mich das jetzt umgehauen. So wie damals bei der … Vertretungslehrerin … aber vielleicht hätte Lisa mich mit nach Hause genommen, wenn ich aufgemacht hätte. Hätte, hätte, hätte … Idiot. Unfähiger Idiot. Versuchs doch mal bei der Frau da mit dem Rollator. Vielleicht steht die ja auf dich. Aber die will dann was Platonisches …

Er: Hast du mal etwas Geld für ne Mahlzeit?

Ich: Nein! Habe ich nicht. Ich bin genervt. Frag doch mal die Alte mit dem Rollator.

Er: Arschloch!

Ich: Penner!

Ich: Eine Bratwurst mit Pommes bitte!

Er: Mayo oder Ketchup?

Ich: Nein danke.

Er: Sie sehen traurig aus, alles in Ordnung?

Ich: Traurig?

Er: Ja.

Ich: Ich bin sauer!

Er: Auf wen?

Ich: Auf mich.

Er: Das ist traurig.

Ich: Manchmal hasse ich mich.

Er: Noch ein Bier dazu?

Ich: Nee, aber was soll´s. Ich gönne mir heut mal ne Brause.

Er: Macht 5 zwanzig.

Ich: Moment mal, machen sie die Wurst in der Fritteuse?

Er: Ja, oder wollen sie 10 Minuten warten?

Ich: Nee.

Er: Na also!

Ich brauche nicht zu schlafen. Ich bin müde, aber ich trinke einfach noch ne zweite Brause. Die Brause macht munter und aufgekratzt. Die Bratwurst ist Sex - Ersatz.

Was passiert morgen? Dieser Mann sagte, dass er viel über mich weiß. Mehr als ich selbst. Wenn ich denn hier auftauche, holt er mich ab und … dann? Er sagte, er könne mir helfen mich zu ändern, wenn ich bereit dazu bin. Tue ich es nicht, wird es schlimmer. Was meinte er mit schlimmer? Aber was soll ich jetzt machen? In diesem Augenblick? Ich könnte erst mal ins Kino, allein … oder jemanden anrufen. Eine gute Freundin vielleicht oder einen Kumpel. Ich könnte nach Hause ins Bett. Aber ich will da überall nicht hin. Ich kenne das schon alles. Ich bleibe einfach hier stehen … Obwohl es mich ankotzt. Ich bin wie gelähmt. Ich will nicht irgendwo hin und ich will auch nicht hierbleiben. Früher wollte ich zumindest immer irgendwo hin. Wenn ich dort dann ankam, war es allerdings enttäuschend. Und das, was nicht enttäuschend gewesen wäre, war unerreichbar. Weil ich einfach unfähig bin. Undiszipliniert! Geboren um zu versagen. Der ewige Zweite. Stopp jetzt diese Gedanken!!! Nicht denken! Werde eins mit der Bratwurst. Iss einfach nur die Bratwurst. Iss sie auf … auch wenn es dir danach nicht besser geht. Und dann beweg deine Beine. Bewege sie einfach irgendwo hin. Unterwegs sein ist manchmal zumindest noch erträglich … Keiner liebt mich. Und Lisa ist … auch nur ein Profilname. Ich habe vergessen wie ihr Gesicht aussieht. Ich kriege das gerade nicht zusammen. Ihren Hintern sehe ich vor mir, aber ist das ihrer? Es gibt sie tatsächlich, denn eben hatte ich mit ihr geredet. Da sollte ich mich jetzt nicht mit irgendwelchen Zweifeln verrückt machen, aber … sie will keinen Sex mit mir … hatte sie gar nicht gesagt! Woher willst du das wissen? Vielleicht wollte sie, dass du sie überredest … Stooooopp! Halt die Klappe Gehirn!!!

Summ Summ Summ, Bienchen summ herum, dein Vater ist recht dumm, die Mutti ist ein Herdentier und wartet vor der Eingangstür, Summ Summ Summ, flieg lieber Außen rum … besser? Besser!

Ich: Autsch! Aaaaaaaauuuuuutsch! Verdammt. Auuutsch!

Er: Aaaaah, Auauauauauaau. Scheiße, Scheiße, Scheiße!

Ich: Idiot!

Er: Das ist ein Radweg! Bist du blind? Auauauaua, das ist gebrochen.

Anderer Er: Was hat der Typ mit dir gemacht?

Ich: Iiich? Ich habe gar nichts gemacht. ich war in Gedanken. Au Scheiße, Auauau!

Anderer Er: Bleib stehen!

Ich: Hol mich lieber nicht ein. Ich will dich nicht schlagen müssen.

Er: Mach ihn platt!

Ich: Hör auf, mir hat das doch auch wehgetan.

Anderer Er: Warum hast du meinen Kumpel hingeschmissen und angebrüllt?

Ich: Ich habe ihn nicht angebrüllt, ich habe Aua geschrien. Lass mich, sonst muss ich dich töten!

Er: Ich schneid ihm den Weg ab!

Ich: Ich kauf dir den Schneid ab.

Er: Aua!

Anderer Er: Was ist passiert?

Er: Der hat mir was vor die Füße geworfen und ich bin hinge-fallen.

Anderer Er: Komm hoch … Wo ist er?

Er: Ach lass mal. Komm ich geb dir ein Bier aus.

Anderer Er: Dem ham wir´s gegeben!

Er: Har, Har! Genau. Der hat sich in die Hosen gemacht… Aua!!!

Anderer Er: Aua!!! Wo kam das her? Diese Sau!

Sie: Was machen sie da?

Ich: Pscht!

Sie: Das sind meine Kakteen!

Ich: Die sind doch nur klein.

Sie: Warum haben sie damit geworfen?

Ich: Bitte, sein sie ruhig. Die wollen mich umbringen.

Anderer Er: Ich höre Stimmen, … da vom Balkon!

Sie: Junger Mann!

Ich: Pscht, Pschscht!

Anderer Er: Was ist?

Sie: Wenn sie einen besonders hässlichen Kerl mit altmodischem Armeeparka suchen … der ist da hinten in die Schwulenbar gelaufen. Wäre schön, wenn sie ihn dort suchen und aufhören würden vor meinem Balkon herumzuschreien. Ich möchte gern schlafen.

Er: Tschuldigung!

Anderer Er: Komm, den holen wir uns!

Er: Da geh ich nicht rein. Mann! Scheiße, ich lass mir erst mal die Stacheln rausholen.

Ich: Das heißt Homosexuellen - Treff und ich bin nicht besonders hässlich, sondern nur hässlich.

Sie: Die wussten aber sofort, wer gemeint war.

Ich: Ja, wegen des Parkas!

Sie: Schulden sie denen Geld?

Ich: Nee, haben sie was zum kühlen?

Sie: Na ja, sieht nicht so schlimm aus.

Ich: Tut aber weh.

Sie: Ich mochte diese Kakteen sowieso nicht mehr. Hatte mein Exfreund hiergelassen.

Ich: Exfreund? In ihrem Alter hat man keinen Exfreund, sondern einen verstorbenen Ehemann.

Sie: Unterschätzen sie mich nicht. Der Bursche war in ihrem Alter.

Ich: Ich muss denn mal los.

Sie: Keine Panik, ich hatte nur Spaß gemacht. Hier. Was Anderes habe ich nicht.

Ich: Gekühlte Preiselbeeren? Na gut. Wollen wir sie nach dem Auftauen verspeisen?

Sie: Gute Idee, ich habe noch etwas Camembert im Kühlschrank.

Ich: Natürlich bezahle ich für die Unannehmlichkeiten und das Essen.

Sie: Sie sehen nicht gerade reich aus. Da müssen sie sich schon was anderes einfallen lassen.

Ich: Hören sie auf damit, ich glaube sonst noch, Sie meinen das ernst.

Sie: Schon gut, ich vergesse manchmal wie alt ich schon bin.

Ich: Wie alt denn?

Sie: 72 Jahre. Wollen sie meine Dritten sehen? Ich kann sie raus holen.

Ich: Nee. Ich glaub ihnen auch so.

Sie: Ich fühle mich noch gar nicht so alt. Wenn man so selten vor die Tür geht hat man ja auch keinen Vergleich. Außerdem gucke ich nicht in den Spiegel. So etwas tun nur sehr eitle Menschen … für einen Augenblick dachte ich wirklich, wir wären gleichaltrig.

Ich: Ja, aber selbst wenn. Ich stehe nur auf Jüngere.

Sie: Jetzt missverstehen sie mich. Ich hätte es aus Mitleid getan. Sie sehen so aus als ob sie es nötig hätten. Ein bisschen erinnern Sie mich auch an meinen Ex Freund. Er hatte zwei gebrochene Arme als wir uns kennenlernten. Er sah aus wie ein Vögelchen das aus dem Nest gestürzt war. Ich musste ihn sofort an mich drücken und herzen. Als er dann ohnmächtig wurde, rief ich die Ambulanz. Er war mit dem Fahrrad gestürzt, als irgendein Idiot ohne zu schauen über den Radweg spazierte. Ich war die Erste, die ihn fand. Wir blieben bis zur großen Orientkrise zusammen.

Ich: Und dann?

Sie: Er hatte Depressionen. Am Anfang fand ich es irgendwie erregend, wenn er so nachdenklich dreinschaute und über den Weltfrieden sprach. Aber dann merkte ich, wie leer seine Augen wurden. Ich hätte besser auf ihn achten sollen, ihn mal fragen sollen wie es ihm geht … Eigentlich hatte ich ihn ja auch gefragt und er sagte immer, es ginge ihm toll und das wird schon wieder. Und ich ließ mich beruhigen, obwohl meine Instinkte mich warnten, dass da etwas nicht stimmte. Ich wollte es im Grunde gar nicht wissen. Ich lud Leute ein und gab Feste, damit der Lärm die Dunkelheit übertönt. Ich stimmte mit ein in seine makabren Scherze und alle fanden ihn so originell … Ich war stolz darauf, einen so interessanten Freund zu haben.

Ich: Depressionen sind teuflisch.

Sie: Allerdings. Mir war nie klar wie viel Wut dahintersteckte. Ich dachte es wäre Traurigkeit. Unheilbare Traurigkeit oder so. Bis er dann den Schulterklopfer niederstreckte.

Ich: Schulterklopfer? … niederstreckte? Meinen sie Teppichklopfer? Ich meine … was ist ein Schulterklopfer?

Sie: Mein Freund nannte ihn so, weil der immer jedem auf die Schulter klopfte und dabei anerkennend lachte … also … er nannte ihn so nachdem er ihn niedergestreckt hatte. Vorher dachte ich sogar, er bewundert den Schulterklopfer und freut sich über sein Lob. Ich persönlich fand den Kerl sehr schleimig und ehrlich gesagt, war es befriedigend zu sehen wie er in der Ecke verblutete. Das hatte mich meinem Freund dann auch sehr nahegebracht. Wir hatten mehr gemeinsam, als ich bis dahin dachte.

Ich: Ach das meinen sie mit niedergestreckt.

Sie: Es ging ihm danach auch erst einmal besser. Er strahlte so eine Gelassenheit aus. Seine Depressionen waren wie weggeblasen. Aber noch bevor die Polizei eintraf, bekam er einen Herzinfarkt. Er war auf der Stelle tot. Nur wenige Minuten nachdem ein Mensch sein Glück findet, schmeißt das Leben ihn raus. Am nächsten Tag war die Sache mit dem Putschversuch in der Rattenbucht.

Ich: Ist schon länger her. Da müssten die Kakteen viel größer sein.

Sie: Das mit den Kakteen war ein anderer Exfreund. Der hatte mir die Anschläge auf die blauen Finanzzentralen einen Tag vorher angekündigt, nachdem wir aus einem Kaktus das Meskalin verwertet hatten. Kurz darauf war er verschwunden. Das hatte aber eine ziemlich lange Vorgeschichte. Wir lernten uns nämlich kennen, als …

Ich: Stopp! Meine Ex hielt erst den Mund, wenn wir anfingen zu vögeln. Läuft es darauf hinaus?

Sie: Ich glaube, es wäre besser, wenn sie jetzt gehen.

Ich: Ich wollte nicht respektlos sein.

Sie: Gehen sie! Sie sind wertlos!

Ich kenne deine Exfreunde nicht. Du bist verrückt. Du nimmst dich viel zu wichtig. Ich habe ohnehin schon gegessen und meine Wunde ist gekühlt. Keinen Ton sage ich mehr, du alte gequälte Frau. Bleibe doch hier und verwese. Für einen Augenblick dachte ich, du wärst interessant oder du hättest so eine Art Botschaft vom Universum für mich. Aber du erzählst nur Lügen und bist humorlos in deinem Selbstmitleid gefangen. So! … Da liegt einer der Kakteen. Vielleicht braucht sie ihn doch noch. Wegen der Einsamkeit … Nein, ich lasse ihn liegen. Der liegt gut da. Luft! Da drinnen war es stickig. … Wo war ich stehengeblieben? Genau! Nicht denken! Nicht grübeln … Was ist los mit den Menschen, denen ich begegne? Alle jagen mich davon. Ich tue doch niemandem was … die Luft fühlt sich breiig an. Ich komme hier nicht raus, selbst wenn ich fliegen könnte. Aber ich bin nicht bereit in dem Brei zu ersaufen. Oder doch? Vielleicht bin ich frei, wenn ich versinke … Ich mache ja eh die ganze Zeit nichts Anderes als zu versinken. Gibt es denn nichts anderes, als zu kämpfen oder zu versinken? Das ist ermüdend.

Bitte schaut mich an! Schau mich doch bitte irgendjemand an. Ich bin es leid irgendeinen Unfug zu machen, um angeschaut zu werden. Ich will, dass mich jemand anschaut und etwas in mir sieht. Was sieht der Bettler in mir? Ich bettle um ein Lächeln und er um Geld. Wir könnten uns zusammentun.

Ich: Was siehst du in mir?

Er: Bist du bekloppt?

Ich: Hab ich das wirklich laut gefragt? Ich dachte, ich hätte es nur gedacht.

Er: Hau ab, du Irrer. Du vertreibst mir die Sponsoren.

Ich: Gibt Wichtigeres als Geld. Würdest du mir ein Lächeln schenken?

Er: Nee!

Ich: Ich könnte was für dich tanzen oder dir ein Gedicht aufsagen.

Er: Komm schon, lass mich in Ruhe. Ich habe echt nen stressigen Scheiß Tag gehabt. Lass mich einfach in Ruhe.

Ich hab es kapiert. Es ist peinlich.

Vielleicht fahre ich doch nach Hause. Vielleicht fange ich doch kein neues Leben an. Ich gehe da morgen einfach nicht hin. Ich mache weiter wie bisher. Ist doch amüsant. Sinnlos, aber amüsant. Ich ziehe mir jetzt in meiner Bude einen Film rein. Morgen gehe ich arbeiten. Egal was. Vielleicht geh ich auch zum Zuweisungsbüro für Arbeitssuchende oder betteln. Hauptsache weitermachen. So lange bis ich sterbe. Jeder stirbt mal und dann ist sowieso alles vorbei … Er sagte aber, dass alles schlimmer wird, wenn ich mich nicht ändere… oder etwas nicht ändere ... ich sollte also zumindest eine Kleinigkeit ändern! Ganz vorsichtig und unverbindlich … Moment! Dieses Mädchen mit den verdrehten Zöpfen und dem Grasfaserkleid sagte mal: „Bevor du es das nächste Mal mit einer Beziehung versuchst, übe vorher erst einmal, dich um ein Haustier zu kümmern … oder in deinem Falle lieber eine Pflanze, sonst kriegst du Ärger mit dem Tierschutzverein. Denn das Tier würde bei dir wahrscheinlich verhungern.“ Ein Kaktus ist doch eine Art Pflanze … und ist relativ anspruchslos. Mal sehen, ob der Kaktus noch da ist. Wo ist der Kaktus? Komm schon Kaktus, der kann doch nicht weg sein. Scheiße, wo ist der Dreckskaktus? Da liegt er! Ein Glück. Ich pflanze dich ein und dann komme ich jeden Tag vorbei, um dich zu gießen. Oder einmal im Monat. Du bist ein Kaktus du brauchst nicht viel. Im Winter überlegen wir uns was Anderes. Mit nach Hause nehme ich dich noch nicht. Ich komme mit so viel Nähe nicht klar. Erst mal pflanze ich dich hier im Park ein und nach einiger Zeit, wenn ich dich besser kenne, hole ich dich vielleicht in den kleinen Garten vor meiner Wohnung … oder ich pflanze dich in einer anderen Stadt ein und wir versuchen es mit einer Fernbeziehung. Es wäre ein Anfang. Und dann fahre ich immer, extra für dich, in die andere Stadt. Fühlt sich viel besser an. Alles andere wäre mir zu nah. Wirklich. Und du wirst gedeihen dort, da bin ich ganz sicher. Klingt ungefährlich. Kann nicht viel passieren.

Das gäbe meinem Leben auch einen Sinn. Ich hätte endlich Struktur und eine Existenz. Dann ist mein Auftreten morgen auch ganz anders, wenn ich dem begegne, den ich an der Stimme erkenne. Dafür müsste ich aber erst einmal eine geeignete Stadt in der Nähe finden. So nah, dass ich morgen zurück bin, um abgeholt zu werden. Also los. Wohin? … einen Zug, der in die Richtung fährt, wo der Sonnenuntergang ist.

Ich: Ich möchte ein Ticket für einen Zug, der Richtung Sonnenuntergang fährt.

Er: Das grenzt es erheblich ein. Sie wollen also Richtung Westen.

Ich: Mir egal, Hauptsache da geht die Sonne unter. Ich möchte gerne in den Sonnenuntergang fahren.

Er: Sonnenuntergang „Hin und Zurück?“

Ich: Natürlich, ich will da doch nicht wohnen.

Er hinter mir: Jetzt machen Sie mal weiter und hören Sie auf den Mann zu verarschen. Mein Zug fährt gleich.

Ich: Ich bin doch fast fertig.

Er: Alles in Ordnung. Geht gleich weiter, Herrschaften.

Ich: Verdammt, hätte ich bloß in KEW gebucht. Mann! Rücken Sie mir nicht auf den Pelz!

Er hinter mir: Ich hab´s nun mal eilig!

Sie dahinter: Geht das gleich mal weiter?

Er: Bitteschön! Ihr Ticket Richtung Sonnenuntergang und zurück. Fährt in 10 Minuten von Gleis drei.

Er hinter mir: Na endlich!

Ich: Igitt, ich rieche ihren Atem.

Er hinter mir: Was?

Sie dahinter: Ich rieche es auch.

Er hinter mir: Das ist grauenvoll, aber das ist nicht mein Atem!

Ich: Oh nein, was denn dann? Sagen Sie es nicht, ich will´s nicht wissen.

Sie dahinter: Ich kotze gleich. Ich muss hier raus.

Sie hinter Sie dahinter: Ihr seid lustig.

Er hinter mir: Ich war das nicht.

Ich: Sie sind ein Lügner, lassen Sie mich durch.

Er: Bewahren sie die Ruhe und begeben sie sich rasch und ohne zu drängeln zum Ausgang … nun machen sie schon! … lassen sie mich durch!

Fast alle: Hilfe!!!

Als es mir das erste Mal passierte, ist deswegen eine Schulklasse evakuiert worden. Es war Winter, zu kalt, um zu lüften. Sie schickten mich deswegen zum Arzt. Der nuschelte irgendetwas von Methan - Syndrom und bestand darauf, mich trotz Tiefsttemperaturen im Freien zu untersuchen. Aber alle Versuche das Ereignis künstlich zu provozieren, um sich ein Urteil bilden zu können, verursachten nur unnötige Schmerzen und Frostbeulen. Ich gab es irgendwann auf, eine Logik oder ein System hinter dem Geschehen zu entdecken. Es passierte einfach. Manchmal bei Vollmond, manchmal bei Halbmond, mal nach Fleisch, mal nach Gemüse, mal bei Erregung, mal bei Langeweile, 2-mal pro Jahr und dann wieder 3 Jahre gar nicht. Seit der Evakuierung hatte ich verschiedene Strategien entwickelt, um die Aufmerksamkeit auf andere zu lenken, sobald es irgendwie verdächtig riecht. Dafür musste ich allerdings erst einmal die Schule wechseln.

Sie hinter Sie dahinter (Siesie): Warten Sie!

Ach Scheiße, erwischt!

Ich: Keine Zeit!

Siesie: Ist das Ihrer?

Ich: Nein, das war nicht meiner. Keine Ahnung wer das war.

Siesie: Der ist hübsch.

Ich: Was? Wer?

Siesie: Der Kaktus.

Ich: Ach der, das ist meiner.

Siesie: Schöne Blüten hat der.

Ich: Na ja, etwas zerfleddert vielleicht.

Siesie: Trotzdem. Ein Geschenk?

Ich: