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Ein wissbegieriger kleiner Igel macht sich auf die Suche nach den Rätseln des Lebens. Mit Hilfe eines weisen Eremiten und ungewöhnlichen Abenteuern in einem Zauberwald werden ihm einige wesentliche Hintergründe seiner Existenz bewusst. Dann begreift er das eigentliche Ziel seiner Reise. Er sucht seine wahre Heimat. Mit Hilfe einer Elfe und eines geheimnisvollen Gartens wird seine Sehnsucht erfüllt. Die gewonnenen Erfahrungen verändern sein Leben fundamental.
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2023
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für
Luisa und Jakob
Vorwort
Die Suche beginnt
Das gläserne Haus
Eine Reise in die Vergangenheit
Ein Apfel verschwindet
Das Puppentheater
Dem kleinen Igel geht ein Licht auf
Die Elfenkönigin
Der geheimnisvolle Garten
Die sieben Räume
Wiedersehen mit Freunden
Vor vielen Jahren schrieb ich die Fabel „Der kleine Igel und das Geheimnis des Lebens“. Seither ist viel geschehen. Bei mir persönlich, aber auch in der mich umgebenden Welt. Die Aussagen des Buches sind zwar immer noch richtig. Aber aus heutiger Sicht fehlen einige Zusammenhänge, welche sehr gut in den Rahmen der Geschichte passen.
Das ist der Lauf der Dinge. So dachte ich lange Zeit. Aber dann meldete sich meine innere Stimme. Sie machte mir meine Intension bewusst, die mich beim Verfassen der Geschichten des kleinen Igels geleitet hat. Es geht mir darum, wichtige Hintergründe des Lebens auf eine ungewöhnliche und verständliche Weise zu Papier zu bringen. Diese Zielsetzung ist beim ursprünglichen Werk nicht mehr ausreichend erfüllt. Ich kann es inzwischen besser.
Deshalb überarbeitete ich die Geschichte des kleinen Igels und erweiterte sie um einige neue Erkenntnisse. Dabei veränderte sich auch die Storyline des Buches und sein Titel.
Ich wünsche allen Lesern viel Spaß beim Lesen und neue Einsichten in das Leben.
Hans-Jürgen Krieg Im Frühjahr 2023
Der kleine Igel lebt mit seiner Familie in einem großen, dichten Wald. Eines Tages fällt der Igelmutter auf, dass der kleine Igel sich sehr merkwürdig benimmt. Während seine Igelgeschwister wild herumbalgen, schnüffelt er neugierig an jeder Pflanze herum.
„Was ist los mit dir?“ nervt ihn die Mutter. „Fehlt dir etwas? Willst du nicht mit den anderen spielen?“
„Nein!“ entgegnet der kleine Igel trotzig. „Mir geht es gut. Mir sind heute Nacht nur einige Fragen durch den Kopf gegangen, auf die ich keine Antwort weiß.“
„Was denn für Fragen?“ erkundigt sich die Igelmutter besorgt.
„Ich habe beispielsweise darüber nachgedacht, warum Pflanzen so aussehen, wie sie aussehen? Woher wissen sie, wie sie sein müssen? Kannst du mir das erklären?“
„Nein, da muss ich passen.“
„Aber vielleicht ist dir ja bekannt, warum Igel und Pflanzen überhaupt existieren? Was ist der Sinn ihres Lebens?“
Verblüfft hört die Igelmutter zu. Sie schaut ihren Sprössling entgeistert an.
„Das sind die seltsamsten Fragen, die ich je gehört habe. Warum interessiert dich das? Was nützt dir dieses Wissen? Igel und Pflanzen leben. Das ist einfach so. Das war schon so, als ich selbst noch ein kleiner Igel war. Und das wird auch noch so sein, wenn ich einmal nicht mehr da bin. Mehr braucht ein kleiner Igel nicht zu wissen. Für dich sind andere Dinge wichtig.“
„So? Welche denn?“
„Beispielsweise zu lernen, wie du immer genug Nahrung findest. Oder wie du dich vor deinen Feinden schützen kannst. Wenn du das nicht begreifst, wirst du schnell verhungern oder im Maul eines hungrigen Fuchses landen.“
„Essen finde ich überall. Und wenn ein Fuchs kommt, wird mir schon etwas einfallen. Das beunruhigt mich nicht. Aber das Aussehen der Pflanzen, das lässt mir keine Ruhe. Ich muss herausfinden, was es damit auf sich hat“, erwidert der Angesprochene daraufhin.
Nach diesen Worten läuft der kleine Igel davon. Er rennt ohne Unterbrechung zur nächsten Waldlichtung. Dort atmet er erst einmal tief durch. Dann betrachtet er die neue Umgebung. Überrascht stellt er fest, dass hier Sträucher wachsen, die er nicht kennt. Ohne zu zögern, beginnt er diese genauer zu untersuchen.
Plötzlich spricht ihn eine Stimme von hinten an. „He, du Rumschnüffler. Was treibst du da?“
Der kleine Igel blickt erschrocken auf. Er schaut direkt in die Augen eines Hasen.
„Ich versuche das Aussehen der Pflanzen zu verstehen“, entgegnet er offen. „Weißt du, woher Pflanzen wissen, wie sie wachsen müssen?“
Der Hase streckt seine Nase in die Höhe und erwidert: „Natürlich weiß ich das.“
Die Antwort entzückt den kleinen Igel.
„Wirklich? Großartig. Was hat es mit dem Aussehen der Pflanzen auf sich?“
„Es ist ganz einfach. In unserer Sippe lebt ein uralter Hase. Dieser erklärt uns immer wieder, dass ein Gott über alle Hasen und Pflanzen wacht. Dieser verfügt über ein riesiges Wissen. Er hat den Pflanzen alles beigebracht, damit wir Hasen immer genug zu futtern haben.“
Der kleine Igel hört aufmerksam zu.
Nach einer kurzen Pause fährt der Hase fort: „Da hast du die Antwort auf deine Fragen: Es ist der Gott der Hasen, der für das Wissen der Pflanzen verantwortlich ist.“
Mit jedem Wort des Hasen steigt das Interesse des kleinen Igels.
„So ist das also. Weißt du auch, wie der Hasengott aussieht und wie er ihnen das Wissen vermittelt?“
„Nein, das kann ich dir nicht sagen. Das interessiert mich nicht. Für mich sind zwei Dinge wichtig. Zum einen, dass der Gott der Hasen uns beschützt. Und zum anderen, dass er all die vielen schönen Pflanzen gedeihen lässt, die hier stehen“, erwidert der Hase stolz.
„Schade. Aber müsste der Gott der Hasen und Pflanzen nicht auch der Gott der Igel sein?“ entgegnet der kleine Igel nachdenklich. „Wir Igel fressen ja schließlich auch Pflanzen.“
Der Hase rümpft die Nase.
„Der alte Hase spricht immer nur von einem Hasengott. Einen Igelgott hat er noch nie erwähnt. Was quatsche ich hier herum? Ich muss weiter. Mach's gut, komischer Kerl“, ruft der Hase dem neugierigen Frager zu und hoppelt davon.
„Danke, Langohr. Jetzt bin ich schon ein bisschen schlauer. Aber eines kaufe ich dir nicht ab. Entweder gibt es einen Gott der Hasen und Igel oder gar keinen. So groß ist der Unterschied zwischen euch Hasen und uns Igel nämlich nicht“, plappert der kleine Igel dem Hasen hinterher.
Kaum ist der Hase außer Sichtweite, setzt der kleine Igel seine Untersuchungen fort. Dabei stößt er mit der Nase fast mit einer Hummel zusammen, die gierig an einer Blüte saugt.
„He, du fliegender Brummer. Du kennst dich doch aus bei Pflanzen. Kannst du mir etwas über ihr Aussehen erzählen?“
Die Hummel schaut ihr Gegenüber verdutzt an. „Was willst du denn wissen?“
„Ich will zum Beispiel mehr darüber erfahren, wie der Hasengott den Pflanzen beibringt, wie sie den Nektar erzeugen, den du so gerne magst?“
„Tut mir leid. Das weiß ich nicht. Ich schlürfe das Zeugs, weil ich hungrig bin und weil es gut schmeckt. Hauptsache, es sind immer genug Blumen da. Warum das so ist, kann ich kleines Wesen sowieso nicht verstehen“, brummt ihm die Hummel zu und fliegt davon.
Der kleine Igel schaut ihr nachdenklich hinterher. Was ist, wenn die Hummel recht hat, fragt er sich. Kann er das Rätsel des Aussehens der Pflanzen überhaupt lösen?
Die Zweifel verfliegen. Der Wissensdurst siegt. Er setzt seine Suche fort. Kurz darauf wird er erneut in seinen Untersuchungen gestört.
„Hat man so etwas schon einmal gesehen. Da schnüffelt tatsächlich ein kleiner Igel an einer Pflanze herum. Wozu soll das denn gut sein?“
Der Angesprochene dreht sich überrascht um. Vier lange Beine bauen sich vor ihm auf. Die gehören einem Reh, das kopfschüttelnd vor ihm steht.
„Ich versuche zu verstehen, wie der Gott der Hasen den Pflanzen ihr Aussehen beibringt. Kannst du mir etwas darüber sagen?“ beantwortet der kleine Igel die Frage seines Gegenübers freundlich.
„Den Unsinn mit dem Hasengott hat dir sicher der einfältige Hase erzählt, der hier herumhoppelt. Da hast du dir einen gewaltigen Bären aufbinden lassen“, entgegnet das Reh arrogant.
„Mag ja sein. Aber kennst du eine bessere Erklärung dafür?“ fragt der kleine Igel neugierig nach.
„Ja, die kenne ich. Aber die wirst du von mir nicht erfahren, du kleiner Nichtsnutz.“
„Warum nicht?“
„Weil dieses Wissen allein uns Rehen vorbehalten ist. Es darf nur von Reh zu Reh weitergegeben werden.“
So leicht gibt der kleine Igel nicht auf: „Vielleicht weißt du es ja gar nicht und tust nur so.“
Entrüstet hebt das Reh seinen Kopf.
„Du Wicht. Was glaubst du, wen du vor dir hast? Schleich dich, bevor ich dir einen Tritt versetze, den du nicht so schnell vergessen wirst.“
„Ich gehe ja schon. Aber eines will ich dir noch sagen. Ich glaube nicht, dass du weißt, woher die Pflanzen ihr Wissen haben.“
Nach diesen Worten rennt der kleine Igel schnell davon. Wenig später fliegt eine große Eule über seinen Kopf hinweg. Er duckt sich und versteckt sich unter einem nahen Strauch. Er gibt keinen Laut von sich. Aber es nützt ihm nichts. Kurz darauf steht der Vogel vor ihm und schaut ihn sich lange an.
„Was es nicht alles gibt. Ein kleiner Igel, der sich von einem eitlen Reh nicht für dumm verkaufen lässt. Erstaunlich. Was treibst du in diesem Teil des Waldes, du unvorsichtiger kleiner Kerl?“
„Ich untersuche Pflanzen, weil ich verstehen will, woher sie wissen, wie sie wachsen müssen“, sprudelt es aus dem Angesprochenen heraus.
„So, und was hast du bisher dazu herausgefunden?“
„Wenn ich ehrlich bin, noch nicht so viel. Meine Mutter meint, dass das mit den Pflanzen einfach so ist, wie es ist. Der Hase sagt, dass ein Gott der Hasen für alles verantwortlich ist. Und das Reh will mir nicht helfen, obwohl es behauptet, es zu wissen. Weißt du etwas darüber? Kannst du mir beispielsweise erklären, wie Pflanzen das Wissen über ihr Aussehen gelernt haben?“
„Nein, das weiß ich nicht. Ich vermute, dass das Wissen darüber in den Pflanzen selbst verborgen ist. Vielleicht steckt in ihnen ja eine geheimnisvolle Kraft, die sie zu allem befähigt.“
Erregt hakt der kleine Igel nach: „Wo befindet sich diese Kraft? Wie sieht sie aus? Wo haben die Pflanzen sie her?“
„Da muss ich passen. Das übersteigt meine Kenntnisse“, erwidert die Eule aufrichtig.
„Schade. Trotzdem vielen Dank. Ist nun der Hasengott oder eine magische Kraft für das Wissen der Pflanzen verantwortlich? Was meinst du?“
Die Eule lächelt und sagt: „Wieso gehst du davon aus, dass nur das eine oder das andere richtig ist? Vielleicht steckt ja der Gott der Hasen hinter der geheimnisvollen Magie der Pflanzen. Solange du die wahren Hintergründe nicht kennst, darfst du keine Möglichkeit ausschließen. Auch wenn sie noch so verrückt klingt.“
Der kleine Igel wiegt seinen Kopf nachdenklich hin und her.
„Du kannst mir wirklich nicht mehr dazu sagen?“
„Ich habe dir alles erzählt, was ich weiß.“
Die Aussage der Eule stimmt den kleinen Igel traurig. Wenn nicht einmal die weise Eule erklären kann, was es mit den Pflanzen auf sich hat, wer kann ihm dann noch helfen? Behält die Hummel am Ende recht? Ist mit dem Aussehen der Pflanzen ein unlösbares Rätsel verbunden?
„Danke nochmals, liebe Eule“, ruft der kleine Igel dem Vogel zu und wendet sich enttäuscht ab.
„Halt! Einen Hinweis kann ich dir noch geben. Nicht weit von hier wohnt ein alter Eremit. Der kennt alle Geheimnisse. Auch die des Lebens der Pflanzen. Gehe hin und stelle ihm deine Fragen.“
Sofort hellt sich die Miene des kleinen Igels wieder auf.
„Danke für den Hinweis. Das mache ich. Nur, wie finde ich den Einsiedler?“
„Folge mir. Ich zeige dir den Weg“, ruft ihm die Eule zu, während sie langsam in die Lüfte steigt.
Der kleine Igel läuft der Eule hinterher, so schnell er kann. Diese führt ihn sicher an allen Gefahren vorbei, die unterwegs auf ihn lauern. Gegen Abend erreichen sie die Hütte des Eremiten. Die Eule fliegt voraus und kündigt den Besucher an. Nach einer kurzen Begrüßung tritt der Eremit ins Freie und erwartet seinen Gast.
„Hallo, kleiner Igel. Sei mir willkommen. Die Eule berichtet erstaunliche Dinge von dir. Du willst also das Wissen der Pflanzen besser verstehen? Das ist wahrlich ein außergewöhnlicher Wunsch für einen kleinen Igel.“
„Hallo, Eremit. Ja, das will ich. Ich kann an nichts anderes mehr denken“, entgegnet der kleine Igel aufrichtig.
Der Eremit hebt den kleinen Kerl auf und trägt ihn zu seiner Hütte.
„Ruh dich erst einmal aus. Morgen reden wir dann ausführlich über das, was dich bewegt.“
Der Gastgeber legt den Besucher auf einen nahen Strohhaufen. Dieser kriecht darunter und schläft sofort ein. Am nächsten Morgen wacht der kleine Igel früh auf. Erstaunt stellt er fest, dass der Eremit bereits auf den Beinen ist.
„Guten Morgen, Eremit“, begrüßt er den Hausherrn.
„Guten Morgen. Willst du etwas von meinem Essen probieren?“
„Nein, lieber nicht. Ich werde mir draußen den Bauch vollschlagen. Ich habe gestern im Vorbeigehen einige Köstlichkeiten gesehen, die ich unbedingt probieren will.“
Mit diesen Worten verschwindet der kleine Igel in einem nahen Unterholz. Nach einer Weile kehrt er satt zurück.
„So, du willst also das Rätsel des Aussehens der Pflanzen lüften?“ eröffnet der Eremit das Gespräch.
„Ja, aber nicht nur das. Mich beschäftigen darüber hinaus noch weitere Fragen. Aber die müssen warten. Zuerst will ich wissen, was es mit dem Wissen und dem Aussehen der Pflanzen auf sich hat.“
„Warum willst du das alles wissen? Ich kenne viele Menschen, die sich nicht die Bohne dafür interessieren“, merkt der Eremit erstaunt an.
„Ich kann an nichts anderes mehr denken. Es ist, als ob in mir ein Feuer entzündet wurde.“
Bewundernd betrachtet der Eremit seinen Gast.
„Tatsächlich, die Eule hat nicht übertrieben. Du bist ein erstaunlicher kleiner Kerl. Weißt du denn, wie eine Pflanze aufgebaut ist? Hast du eine Ahnung, wie sie funktioniert?“
„Nein. Vielleicht kannst du es mir in einfachen Worten erklären.“
Der Eremit antwortet: „Natürlich kann das.“
„Dann schieß los. Wie entsteht beispielsweise eine Blume? Wie wächst sie? Wie bildet sie ihre Blüten und Blätter aus?“
Ruhig erklärt der Eremit dem kleinen Igel einige wesentliche Zusammenhänge rund um den Aufbau einer Blume. Er erläutert ihm, dass sie aus Zellen besteht, die sich ihrerseits aus Makromolekülen, Molekülen und Atomen zusammensetzen. Er führt aus, dass in den Kernen jeder Zelle sich die sogenannte DNA befindet, die einem langen Faden gleicht. Er zeigt auf, dass in der DNA gespeichert ist, wie die Blume aufgebaut ist und wie sie funktioniert. Er schildert, wie Zellen sich unter dem Einfluss der DNA teilen und dabei spezialisieren. Er macht seinem Zuhörer bewusst, wie Blumen sich vermehren. Zum Schluss erklärt er, wie aus winzigen Samenzellen große Blumen entstehen.
Die ganze Zeit steht der Mund des kleinen Igels weit offen. Still hört er zu. Ein paar Mal rutschen ihm einige „oh“ oder „ah“ heraus.