Der kleine Waldgeist erweckt die Quelle des Lebens - Corinna Thaler - E-Book

Der kleine Waldgeist erweckt die Quelle des Lebens E-Book

Corinna Thaler

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Beschreibung

Immer schon hat der kleine Waldgeist gewusst, dass etwas Grosses in ihm schlummert. Einmal möchte er ein Held sein und die übermächtigen Riesen im Gespensterwald bezwingen.  Als er eines Tages die Gemeinschaft der Naturgeister verlässt und den verbotenen Wald betritt, wird sein Heldenmut gehörig auf die Probe gestellt. Gelingt es ihm, Mia, eine hilfesuchende Maus, zu befreien und sich seiner Angst und den Riesen zu stellen? Kann er die verlorengegangene Verbundenheit im Wald wiederherstellen und das Geheimnis der Quelle lüften? Eine Geschichte über Freundschaft, Heldenmut und Versöhnung, die dazu einlädt, hoch über sich selbst hinauszuwachsen.

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Seitenzahl: 81

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

1: Ein wundersamer Wald

2: Die goldene Regel einer magischen Gemeinschaft

3: Eine eigene Melodie

4: Geschichten vom Gespensterwald

5: Spinnenalarm

6: Wutausbruch in den Wald

7: Die Wunschpusteblumen

8: Was ist ein Held?

9: Geräusche im Gespensterwald

10: Eine unerwartete Begegnung

11: Die Stärke in dir

12: Ein genialer Plan

13: Unheimliche Schatten

14: Eine folgenreiche Versöhnung

15: Ein Held lüftet sein Geheimnis

»Einmal ein Held sein reicht,

wenn es im richtigen Moment ist.«

Der kleine Waldgeist

Für alle Waldgeister, damit sie nie aufhören, über den Tellerrand hinauszuschauen und immer wieder ihre eigenen Grenzen überschreiten.

Für alle verletzten Mäuse, damit sie heilen und wieder lachen und tanzen.

Für alle Kinder und Erwachsenen, als Ermutigung, mit offenem Herzen in die Welt zu sehen.

Für alle Freundschaften, die die Kraft haben, zu verbinden. Insbesondere für meine beiden Kinder Luisa und Julian, mit dem Wünsch, dass ihr immer eurem Weg des Herzens folgen mögt.

Elfen tanzen um den Baum

Füllen mit Güte jeden Raum

Leben lassen jeden Strauch

Leben fühlen mit dem Bauch

Tanzen, jubiliern und singen

Freude ganz zum Ausdruck bringen

Kobold kichert in der Eck

Strahlt mit seinen Augen keck

Will mich leiten, will mir sagen

Andre Sprache mal zu wagen

Worte sind vom Mensch gemacht

Nicht für jede Seele gedacht

Neue Wege zum Verstehn

Soll mehr mit dem Herzen sehn

Ab und zu Verstand ausschalten

Mich lieber an die Sinne halten

Riechen, hören, sehen, schmecken

Und das Fühlen zu erwecken

Welche Sinne wohl noch warten

Unter allen diesen Arten

Quelle sprudelt im grünen Wald

Tief in jedem und schon bald

Kann ein jeder sie entdecken

Mit dem Herzen sie erwecken

Lässt die Liebe munter fließen

Sich in jeden Raum ergießen

Sich in jeden Winkel winden

Alles Leben zu verbinden

Prolog

Vor gar nicht allzu langer Zeit ereignete sich eine wunderbare Geschichte. Sie trug sich in einem tiefen, weit abgelegenen Wald zu. Man muss einen sehr langen Weg zurücklegen, um diesen Wald zu erreichen. Kommst du mit auf diese wundersame Reise?

Der abenteuerliche Weg führt dich über weite Felder, durch tiefe Schluchten, vorbei an reißenden Flüssen. Er schlängelt sich wieder und immer wieder unter dem blauen Himmel entlang. Bei manch einem knirscht der Sand unter den Sohlen. Bei anderen wird der Weg steinig und steil, oder der Boden rutscht unter den Füßen weg. Er ist nicht immer einfach. Doch es lohnt sich, ihn weiterzuverfolgen. An einigen Stellen musst du dich überwinden und ins kristallklare und eiskalte Wasser springen, um auf dem richtigen Pfad zu bleiben. Spürst du, wie es auf der Haut prickelt und die Lebensgeister von Neuem erweckt?

Vielleicht schwimmst du aber auch durch ein großes Meer. Tief und geheimnisvoll liegt es vor dir. Die Wellen kräuseln sich sanft. Manchmal ist es stürmisch und das Wasser türmt sich zu riesigen Wellenbergen auf. In der Ferne lockt bereits ein Glitzern. Dort, wo die Wolken aufbrechen und sich das Sonnenlicht im Wasser spiegelt.

Manch einer darf sich treiben lassen. Ein anderer muss rudern, um ans sichere Ufer zu gelangen.

Bleibe dir treu und gehe immer der Nase nach. Vertraue deinem Weg und folge deinem Herzen. Dann kommst du an diesen herrlichen Ort.

1. Kapitel

Ein wundersamer Wald

Gelangst du endlich in diesen riesigen Wald, musst du ihn tagelang durchwandern. Große starke Bäume sind sein Dach. Mit ihren dichten Blättern formen sie einen schützenden Schild, wie gemacht, um jedes Unheil abzuwenden. Manchmal raschelt es im Laub und es scheint, als würde ein Schatten vorbeihuschen. In der Erde, am Wegrand, stecken Stöcke, auf denen sind bunte Blätter aufgespießt. Eicheln, auf Schnüre gezogen, sind quer über die Pfade gespannt. Klitzekleine Fußspuren schlängeln sich durch den Sand. Es sieht aus, als ob ein vorwitziger Kobold den Weg geschmückt und markiert hat.

Der Wald besteht aus sanften Ebenen, bedeckt mit weichem Moos, das in den verschiedensten Grüntönen leuchtet. Die Schattierungen reichen von einem hellen Grün, wie bei einem unreifen Apfel, werden tiefer und funkelnder, wie bei einem Smaragd, und gehen über in den dunklen Farbton der Tannennadeln. Sogar das Gras scheint hier grüner zu sein, als man es jemals gesehen hat.

Ein Teppich aus Waldblumen, duftenden Kräutern und Blaubeersträuchern schafft ein undurchdringliches Dickicht. Vom wilden Holunder sind Zweige abgeknickt. Ein berauschender Duft weht um die Nase. Könnte es sein, dass jemand von den honigsüßen Blüten genascht hat?

Das Buschwerk wird durchbrochen von hellen Lichtungen mit satten Wiesen. Auf ihnen wetteifern roter Mohn, weiße Margeriten und gelber Löwenzahn um die kräftigsten Farben. Eine besonders schöne und knallrote Mohnblüte weckt die Aufmerksamkeit. Kannst du sie auch entdecken? Ihre Form erinnert an eine Mütze.

Ein Kuckuck ruft. Es scheint, als würde sich die Mützenblüte in seinem Takt hin- und herwiegen. Doch was ist das? Als eine Eule laut aufheult, kommt heftige Bewegung in sie. Sie löst sich aus dem Blumenfeld und verschwindet, wie von Beinen getragen, im Gesträuch.

Ein leises »Hilfe!« ist zu hören. »Der Löwenzahn beißt!« Ist es möglich, dass auf dem grünen Stiel, zwischen den gelben Löwenmähnenblättern wirklich Zähne gewachsen sind? Und wem gehört die rote Mütze? Schnell! Lass uns ihr folgen!

Es ist Frühling und die Luft ist getränkt vom Duft der Blüten. Vögel flattern herum und singen in den schönsten Tönen.

In der Ferne biegt gerade noch ein roter Zipfel um die Ecke. Der Mützengestalt zu folgen, ist nicht leicht. Sie kriecht, gut versteckt, unter Blättern hindurch und erreicht schließlich ein winzig kleines Dorf.

Hier beginnt ein magisches Reich. Wahrscheinlich können es nur wenige Menschen mit den Augen erblicken. Es ist eine kleine Welt, voller winziger, zauberhafter Wesen. Lass dich nicht täuschen. Oftmals findest du im Kleinsten das Größte.

2. Kapitel

Die goldene Regel einer magischen Gemeinschaft

Es ist das Zuhause der Naturgeister, die in einem friedlichen Miteinander leben und dafür sorgen, dass es allen Lebewesen gut geht. Elfen, Feen, Kobolde, Zwerge, Waldgeister und viele mehr besiedeln diesen Teil der Erde. Die Gestalt mit der roten Mütze ist wie vom Erdboden verschluckt.

Auf einer sonnigen Lichtung hat die zauberhafte Gemeinschaft ihren Hauptplatz. Sie ist umgeben von mächtigen Eichen mit tiefen Wurzeln, in denen sich die Naturgeister ihre gemütlichen Höhlen eingerichtet haben.

Aus dem Eingang einer Höhle strömt ein unwiderstehlicher Duft. Es riecht nach gebackenen Holunderblüten. Schon rennt ein kleiner Wicht mit schnellen Schritten durch die Tür der Höhle.

Um zu sehen, wer hier zu Hause ist, muss man sich ganz klein machen, tief hinab beugen und auf die weiche Erde knien. Vielleicht schafft man es, den Kopf ein wenig in den Höhleneingang zu schieben, um einen Blick zu erhaschen.

Bereits am Eingang stehen viele kleine Stiefel. Eine erstaunlich helle Stube lädt zum Verweilen ein. Asche glimmt im Ofen und eine winzige, getigerte Wildkatze macht es sich auf der Bank bequem. Es wirkt gemütlich und warm. An der Baumwand, neben dem Kamin, steht in bunter Farbe »Familie Waldgeist« geschrieben. Darunter sind hunderte Bilder kleiner und kleinster, liebenswerter Gestalten am Holz befestigt. In Form eines Stammbaums hängen hier die Gesichter aller Generationen dieser Familie. Tanten, Onkel, Omas und Opas, selbst Ururgroßeltern und viele Kinder reihen sich in die Ahnengalerie. Knubbelige Nasen und neugierige Augen schauen dem Betrachter entgegen. Ein farbenfrohes Bild mit einem gewieften Waldgeistkind mit roter Mütze sticht hervor.

Der Blick geht weiter zu einer Nische unter einem knorrigen Wurzelbogen. Dort türmen sich Hammer und Sägen. Papier und Kohlestifte liegen kreuz und quer und zerknüllte Skizzen machen das riesige Durcheinander perfekt.

Eine Leiter führt zu einem Bett voll zerknautschter Kissen. Mittendrin sitzt eine winzig kleine Gestalt. Sie ist nur etwa so groß, wie eine Hand lang. So gehört es sich für einen echten Waldgeist. Ein liebenswerter Kerl mit einem großen Herz. Seine strubbeligen Haare leuchten hell. Neben ihm liegt die rote Mütze. Auf dem Schoss balanciert er einen Teller. Er schiebt sich genüsslich ein großes Stück Holunderkuchen in den Mund. Es ist noch warm und zerschmilzt im Mund. Plötzlich springt der Schlingel auf und saust aus seinem Wurzelhaus heraus. In seinen Händen hält er eine Nadel und Faden und ein schelmisches Lächeln sitzt ihm im Gesicht. Was hat er damit vor?

Er läuft über die Lichtung, vorbei an den Höhlen, zwischen denen eine alte Tafel aus Eichenholz hängt. Sie ist weithin sichtbar für jedermann. Darauf steht in riesigen Buchstaben geschrieben: Jeder achtet den anderen. Niemand darf sich über die schwächeren Lebewesen hinwegsetzen!

Das ist ihre goldene Regel, an die sich alle halten müssen.

Bereits die Urahnen haben danach gehandelt und die Tafel geschnitzt.

Um den Platz stehen riesige Bäume mit dicken Stämmen. Unzählige Treppenstufen sind in das Holz gemeißelt und führen steil, endlos im Kreis drehend nach oben. Wer von den Naturgeistern schwindelfrei ist, hat ein Baumhaus in den höchsten Wipfeln bezogen.

Zwischen den Ästen baumeln Hängematten und laden zum Entspannen ein. Auf ihnen schaukeln kleine Kobolde so heftig hin und her, dass sie sich in einem Salto überschlagen.

Runde Häuser aus dunklem Holz stecken in den Astgabeln. Gut verschnürt, damit kein Sturm sie hinunterblasen kann. Sie haben weder Ecken noch Kanten, sodass sich niemand die Knie daran aufschlagen kann. Ob sie das Zuhause der schaukelnden Kobolde sind?

Eine Meise landet auf dem Balkon eines dieser Häuser. Sie streckt ihren Schnabel einer kleinen Fee entgegen. Diese sitzt in ihrem Schaukelstuhl und scheint den Vogel zu erwarten. Vielleicht hat er Nachrichten im Gepäck? Und tatsächlich nimmt sie einen Brief entgegen. Sie lächelt, während sie ihn liest.

Hier oben ist man dem blauen Himmel ein Stück näher. Die Sonne leuchtet am Morgen direkt durch die Fenster in die Stuben.

Man sieht über den ganzen Wald auf das bunte Leben der Dorfbewohner.

Da ist doch wieder der kleine Schelm. Immer noch Nadel und Faden in der Hand haltend, flitzt er suchend herum.