Der letzte Kuss - Shahi Rocoski - E-Book

Der letzte Kuss E-Book

Shahi Rocoski

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Beschreibung

Die siebzehnjährige Elif verbringt mit ihrer Familie den Sommerurlaub in Durres, Albanien. Dort lernt sie den gleichaltrigen Luan kennen. Beide genießen den Sommer ihres Lebens und verlieben sich unsterblich ineinander. Nach fünf Wochen verlässt die Familie Albanien wieder und Luan verspricht Elif, sie in Deutschland zu besuchen und zu heiraten. Doch ihr geschmiedetes Glück nimmt eine unerwartete Wendung. Jahrelang hören beide nichts mehr voneinander. Dann erhält Elif, die sich mittlerweile in einer Ehe befindet, plötzlich eine Nachricht von Luan. Er ist nach Deutschland gereist, um das Mädchen wiederzusehen, das er immer noch so sehr liebt. Aber Luan führt ein schreckliches Geheimnis mit sich.

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Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Eine private Nachricht aus LinkedIn

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Luan und Elif

Am nächsten Tag

Kapitel 2

Originalnachricht seines Vaters, gesendet per SMS (14.September.2014)

Ein unveröffentlichter Brief von Luan an seine Mutter ( 27.April 2015)

Kapitel 3

Ein Brief an Elif

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Luan und Elif

Kapitel 4

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Luan und Elif

Kapitel 5

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Luan und Elif

Am nächsten Tag

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Luan und Elif

22:14 UHR, ANRUF VON ELIF

Kapitel 6

Private Nachrichten aus LinkedIn

Ein Brief an Elif

Kapitel 7

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Luan und Elif

Eine nie abgesendete WhatsApp-Nachricht von Luan an Elif

Kapitel 8

Ein Brief an Elif

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachricht von Luan an Elif

Kapitel 9

Ein Liebesbrief an Elif (Originaltext)

Ein Brief an Elif

Kapitel 10

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten von Mehmet an Elif

Ein Brief an Elif

Kapitel 11

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Elif und Mehmet

Ein Brief an Elif

Kapitel 12

Ein Brief an Elif

Kapitel 13

Ein Brief an Elif

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Mein letzter Brief an dich (16.Mai.2021)

Nachwort

VORWORT

Juli 2022

Was bedeutet wahre Liebe wirklich?

Eine Zeit lang dachte ich, ich hätte die Antwort auf diese Frage.

Denn als ich ein kleines Mädchen war, schaute ich mir unheimlich gerne Liebesfilme an, am liebsten Bollywood. Ich erinnere mich, wie ich mit meiner Mutter und meiner Schwester im Wohnzimmer saß, mit der selbstgemachten Baklava und ebensolchem Eistee auf dem Tisch. Ich schaltete den Fernseher an, wir waren alle bereit für einen neuen Shah-Rukh-Khan-Film. Und jedes Mal, wenn der Film endete, träumte ich davon, irgendwann auch so eine Liebesgeschichte erleben zu dürfen. Eine Story, in der ein Mann wie Shah Rukh Khan um mich kämpft, mir sagt, dass er ohne mich nicht leben kann. Dass wir uns unter prasselndem Regen umarmen, unsere Lippen sich berühren und wir uns die Treue schwören. Ja, ich wollte wie im Film begehrt und über alles geliebt werden. Das war meine Antwort auf die Frage, was wahre Liebe bedeutet.

Als ich 17 Jahre alt war, lernte ich Luan kennen.

Er war ein anziehender, respektvoller und anständiger Junge. Er liebte Bücher und jedes Mal, wenn wir uns sahen, erzählte er mir von den neuesten Werken, die ihn bewegten. Am liebsten schwärmte er von Lektüren, die ihn zu einem besseren Menschen machten. Einmal sagte er zu mir: „Bücher müssen meine Seele berühren, Elif. Sonst sind es für mich tote Werke. Ich brauche Geschichten, die in mir etwas bewirken, die mich zum Weinen und zum Lachen bringen und mich nachdenklich zurücklassen, verstehst du?“ Ich nickte ihm zu, ohne zu wissen, dass wir dabei waren, unsere eigene zu schreiben.

Ich war damals noch sehr jung und die Leichtigkeit und gleichzeitige Kompliziertheit von wahrer Liebe waren mir ebenso fremd wie das Verlangen nach einem Jungen, das ich in jenem Sommer verspürte. Die Umarmungen, die er mir gab, als wir uns sahen und verabschiedeten. Der Geruch seines Parfüms, der an meinen Klamotten haftete, die ich mir vor dem Schlafen nochmals an meine Nase hielt, um den Duft zu inhalierten. Und dann fing ich an, ihn zu vermissen.

Unsere Liebe ist nicht leicht zu erklären. Als Türkin und Albaner, aus zwei verschiedenen Ländern stammend, mussten wir sie geheim halten. Heute, neun Jahre später, sitze ich in der Küche und habe dieses Buch in meiner Hand. Es ist das gleiche, das du auch gerade in deiner Hand hältst, und mir kullern jede Menge Tränen über meine Wangen, denn es ist am Ende etwas ganz Schreckliches passiert. Dieses Buch hat Luan geschrieben. Sein letztes Geschenk an mich. Eine Erklärung, warum er das tun musste, was er tat. Beim Lesen hatte ich mich wiederholt gefragt, weshalb er unsere Geschichte so offenlegte. Nachdem ich fertig war, hatte ich es begriffen. Natürlich wusste Luan Bescheid. Er wusste, was passieren würde, wenn wir uns füreinander entscheiden würden. Er wusste um die Gefahr dieser Bindung und deshalb schrieb er dieses Buch, damit unsere Lovestory für immer in Erinnerung bliebe, sollte uns etwas passieren. Mit diesem Werk wird unsere Liebe für immer weiterleben.

Ich habe dir am Anfang gesagt, dass ich von einer Liebesgeschichte wie in einem Film geträumt habe, aber du und ich wissen, dass das wahre Leben kein Bollywood-Film ist.

KAPITEL 1

Juli 2019 – Elif

Elif Yilmaz stand frühmorgens in der Küche, noch in ihren Pyjama gekleidet und mit einer Tasse Tee in der Hand, und beobachtete den Straßenverkehr. Sie stand gerne morgens dort, vor allem nach einem unruhigen Schlaf, denn das half ihr, sich zu sammeln, die Gedanken und Gefühle neu zu sortieren – wie auch an diesem heutigen Morgen.

Besonders gern betrachtete sie die Kinder, die an den Händen ihrer Mütter zu dem Kindergarten oder der Grundschule gebracht wurden. Es gab Kleinkinder, die dabei lachten und mit ihren Mamas eine fröhliche Konversation führten. Manche hatten verweinte Gesichter, als hätte der Morgen schon mit einem Drama begonnen. Und Elif fragte sich jedes Mal, ob es an dem Charakter der Kinder oder an der Erziehung lag, dass manche so ruhig und gelassen und andere wiederum so überaktiv wirkten. Sie war wohnhaft in Frankfurt am Main, in Sachsenhausen, um genau zu sein. Man sagte über Sachsenhausen, dass hier die Schönen und Reichen wohnen würden. Sie wusste nicht genau, ob sie das auch von sich behaupten konnten. Sicherlich, ihnen ging es gut. Sie waren nicht reich, aber brauchten sich über Geld zumindest keine Sorgen mehr zu machen. Sie wohnten in einem Apartment auf der Schweizerstraße, einer beliebten Straße in Frankfurt, in der man schöne Cafés und Restaurants vorfinden konnte.

Der Vorteil an der Wohnung war, dass sie von hier aus schnell zur Arbeit kam. Es waren gerade einmal vier Stationen bis zum Krankenhaus, wo sie seit zwei Jahren als Krankenpflegerin arbeitete – ein Beruf, bei dem sich irgendwann herausstellte, dass er wie für sie geschaffen war, auch wenn sie eigentlich etwas anderes werden wollte. Als sie mit 19 Jahren ihr Fachabitur in Richtung Gesundheitswesen absolvierte und anschließend ein einjähriges Praktikum in einer neurochirurgischen Station ihres jetzigen Krankenhauses durchführte, stand für sie der Entschluss bereits nach wenigen Monaten fest: Sie wollte eines Tages Krankenschwester sein und hilfsbedürftigen Menschen unter die Arme greifen. Sie wusste, dass sie mit der Entscheidung für diesen Beruf in das Leben der Schichtarbeit einsteigen würde. Doch das nahm sie gerne in Kauf.

Mittlerweile haben sich die Dinge jedoch geändert. Die Schichtarbeit machte ihr allmählich zu schaffen. Vor allem wegen der Vielzahl an Wechselschichten kam sie in den letzten Monaten erschöpfter nach Hause als sonst. Auch ihr psychischer Stress hatte im Vergleich zu ihrer Ausbildungszeit deutlich zugenommen. Immer mehr hilfsbedürftige und multimorbide Patienten besuchten ihre Station, wodurch sich der Arbeitsaufwand bei der pflegerischen Versorgung um ein Vielfaches erhöhte. Die Verantwortung wuchs. Zusätzlich erlebte sie in kurzer Zeit mehrere Todesfälle hintereinander und nahm traurige Familienangehörige wahr, die ihre Eltern, Großeltern, aber auch ihre eigenen Kinder zum letzten Mal in ihre Armen schlossen. Für Elif, die von klein auf ein sehr mitfühlender Mensch gewesen ist, war dies nicht immer einfach zu ertragen. Manchmal kam sie nach dem Feierabend zu Hause an und dachte noch zwei weitere Tage über den Tod eines Patienten, zu dem sie eine emotionale Bindung aufgebaut hatte, nach. Als wäre das nicht schon genug gewesen, nahm die Anzahl an Personalausfällen durch Krankheit und Co. ebenfalls zu. Einige ihrer Kolleginnen wechselten den Job und stiegen als Quereinsteiger in diverse andere Berufszweige ein. Allmählich entwickelte sich ihre große Leidenschaft zu einer Art „Hassliebe“. Aus diesem Grund spielte sie seit einigen Tagen mit dem Gedanken, ein Studium in Richtung Gesundheitsmanagement zu absolvieren, um sich nicht nur von dem stressigen Alltag der Krankenpflegerin abzukapseln, sondern sich auch fachlich weiterzuentwickeln. Doch nun war sie erst einmal froh darüber, ihren dreiwöchigen Urlaub zu beginnen.

Elif trank ihren Tee aus und lief ins Badezimmer, um sich frisch zu machen. Sie befreite ihren Körper von ihrem Pyjama. Nachdem sie sich unter den Duschkopf begeben hatte, glitt das Wasser über ihre Stirn, Schultern, Hüften und schließlich die Beine hinunter. Es tat ihr gut, befreite sie etwas von der Anspannung, die sie seit heute Morgen verspürte. Sie schäumte ihre Achseln und Beine ein und begann, sich zu rasieren.

Als sie fertig war, trocknete sie sich ab und kleidete ihren Körper in einen Bademantel. Beim Zähneputzen blickte sie in den Spiegel, inspizierte ihre Gesichtszüge und ihren Körperbau. Ihre Freundinnen behaupteten, dass sie eine sehr schöne Frau sei. Mit ihren braunen, leicht lockigen Haaren, die ihr bis unter die Schulterblätter reichten, den hellbraunen Augen, gerahmt von dichten, perfekt gezupften Augenbrauen, den hohen Wangenknochen, vollen Lippen und der – wie sie fand – normalen Figur beurteilte sie sich selbst als durchschnittlich hübsch. Als sie fertig war, cremte sie sich ein, band ihr Haar zu einem Zopf und legte etwas Schminke auf, aber nicht zu viel, nur ein bisschen. Roter Lippenstift und etwas Rouge, das reichte ihr völlig aus. Nun verließ sie das Bad und begab sich ins Ankleidezimmer. Sie wählte ihre Lieblingsjeans aus, eine weit geschnittene mit hohem Bund, die ihre Figur umschmeichelte, und eine weiße Bluse, die sie in die Hose steckte, darüber einen braunen, leichten Mantel. Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Es war gut, nicht zu aufdringlich, nicht zu sexy, aber auch nicht zu normal. Sie zog ihre weißen Sneakers von New Balance heraus, darin fühlte sie sich am wohlsten. Elif griff jetzt nach ihrem schwarzen Rucksack und blickte hinein, um sicherzugehen, alles mitgenommen zu haben. Während sie in die Tasche sah, fragte sie sich, ob das, was sie nun tun würde, wirklich das Richtige war. Sollte eine verheiratete Frau so etwas tun? Sie hatte sich tagelang über diese Frage den Kopf zerbrochen, so auch heute Morgen. Aber sie kam zu dem Entschluss, dass diese Entscheidung, wenn sie kneifen würde, sie ihr Leben lang verfolgen würde.

Sie hatte Mehmet, ihrem Ehemann, nichts davon erzählt. Stattdessen sagte sie ihm, sie würde zu ihrer Schwester fahren. Sie würden gemeinsam einkaufen, etwas essen gehen, all das, was Geschwister eben so trieben, und auch bei ihr übernachten. Elif war mit ihm seit zwei Jahren verheiratet. Sie und Mehmet kannten sich schon, seit sie ein kleines Mädchen war. Ihre Familien verstanden sich sehr gut. Mehmets Familie war hochangesehen, da sie nur aus Medizinern bestand. Irgendwann zog er aus, um zu studieren – natürlich Medizin wie sein Vater. Zum ersten Mal begegneten sie sich zufällig wieder im selben Krankenhaus. Er war inzwischen Doktor und Leiter der Kinderchirurgie. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, das wusste Elif, aber er war nett und charmant, redete respektvoll und schien ein sehr intelligenter Mann zu sein. Er verkörperte genau das, wonach sie lange gesucht hatte: eine Person mit einem vernünftigen Job und einem anständigen Charakter. Mehmet hatte sich verändert, war groß, attraktiv und besaß Manieren. Ein Partner, den man seiner Mutter vorstellen und mit dem man eine Familie gründen konnte. Und er war Türke und somit genau das, was ihre Eltern akzeptierten.

Sie hatte eine Zeit lang gegen dieses Ideal ihres Vaters rebelliert, hatte Mehmet auf Distanz gehalten, nur, um ihren Eltern nicht recht geben zu müssen. Aber gegen Mehmets faszinierende Art war sie irgendwann machtlos. Obwohl er viel arbeiten musste, versuchte er, sich immer Zeit für sie zu nehmen. In den Pausen gingen sie gemeinsam essen. Abends schrieb er ihr und sie telefonierten stundenlang, obwohl er Frühschicht hatte. Er war ein guter Mann, ein gestandener. Und sie wusste, dass es solche Männer heutzutage nicht mehr so oft gab. So fing sie an, ihn zu lieben. Deshalb nahm sie seinen Antrag an und ein Jahr später segelten sie Hand in Hand in den Hafen der Ehe ein.

Nachdem sie ihren Rucksack über ihre Schultern geworfen hatte, begab sie sich in Richtung Schlafzimmer und öffnete langsam die Tür. Ihre Augen erfassten das Ehebett, in dem sich Mehmet befand. Er schlief fest. Als sie im Begriff war, die Tür wieder zu schließen, entwich ein leises „Scheiße“ ihrem Mund. Was tat sie da nur? Und wieder fing ihr Herz an, schneller zu schlagen. Denn vor drei Tagen hatte ihr Luan geschrieben.

Eine private Nachricht aus LinkedIn

Absender: Luan Kurti

Empfänger: Elif Yilmaz

Hi Elif,

ich habe lange überlegt, was, wie und vor allem wann ich dir am besten schreiben sollte.

Du wirst sicherlich sehr überrascht sein, nach 6 Jahren eine Nachricht von mir zu bekommen. Naja, ich wäre es wahrscheinlich auch. Ich habe dich niemals vergessen. Ich meine damit unseren Weg und all das, was wir gemeinsam erlebt haben.

Ich habe es so oft versucht, mir eingeredet, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, aber die Erinnerungen sind niemals verblasst. Und auch, wenn wir getrennt waren und heute wahrscheinlich nicht mehr so sind wie früher, ist die Sehnsucht, mit dir zu sprechen, über die Jahre so stark gewachsen, dass ich kaum noch schlafen kann. Ich finde es nach wie vor sehr traurig, dass unser Weg so verlaufen ist. Ich weiß, du hattest keine Kraft mehr weiterzumachen, und das war für mich ein harter Schlag. Aber ich habe es im Nachhinein verstanden, Elif. Wer kann es schon ertragen, seine Familie und seine Lieben in Streit und Tränen zu sehen? Wer?

Du warst trotzdem mutig. Dafür bewundere ich dich, denn ich kann mir den Schmerz und den Ärger, den du erlebt haben musst, nicht einmal vorstellen. Ich bitte dich nur um eine Sache: um eine Aussprache. Wir haben nie richtig abgeschlossen, das weißt du. Und mein Herz hat großes Verlangen danach, dieses Kapitel endlich zu schließen.

Liebe Elif, ich bin am 7. Juli in Frankfurt, im Hotel „Der Traumsammler“. Ich werde gegen 14:00 Uhr vor Ort ankommen und würde mich sehr freuen, dich dort zu treffen.

Liebe Grüße

Luan

Diese unerwartete Mitteilung traf sie direkt ins Herz, brachte sie ins Schwanken und bescherte ihr drei schlaflose Nächte.

Sie atmete tief durch, dann zog sie leise die Schlafzimmertür zu und lief zögernden Schrittes zum Flur. Dort griff sie nach dem Wohnungsschlüssel und ihrem Portemonnaie. Als sie zur Tür ging und die Klinke herunterdrückte, wusste sie, dass ihre Entscheidung irgendwo doch richtig war. Sie brauchte eine Erklärung, so viele Antworten auf so viele Fragen. Und dieses Treffen war ihre Chance dafür. Danach würde sie sofort wieder nach Hause fahren. Das war der Plan. Und so trat sie über die Schwelle und schloss langsam die Wohnungstür hinter sich.

Unveröffentlichte WhatsApp-Nachrichten zwischen Luan und Elif

Von: Luan Kurti

Datum: 8. Juli 2013 / 21:32 Uhr

An: Elif Yilmaz

Hi Elif,

es war schön mit dir heute und ich hoffe, du bist gut angekommen.

Ich musste den ganzen Tag an dich denken und, na ja, klingt zwar etwas komisch, aber du bist so ziemlich das erste Mädchen, mit dem ich irgendwie über alles reden kann. Mich zeigen kann, wie ich wirklich bin. Sorry, dass ich so viel geredet habe. Ich habe dich kaum zu Wort kommen lassen. Manchmal, wenn ich im Flow bin, vergesse ich das.

Ich möchte dir einfach nur sagen, dass ich dich gerne besser kennenlernen würde. Wahrscheinlich bekommst du jeden Tag viele solcher Angebote. Oder noch schlimmer: Du hältst mich für verrückt. Dennoch sitze ich hier im Bett und hoffe, von dir eine Antwort zu erhalten.

Jedenfalls fände ich es sehr schön, wenn wir uns wiedersehen würden. Muss nicht wieder im türkischen Restaurant sein. Ich meine, wenn du willst, gerne. Aber wir könnten auch spazieren gehen.

Ich respektiere natürlich auch, wenn du sagst, dass du dich lieber nicht mehr mit mir treffen möchtest.

Liebe Grüße

Luan

Von: Elif Yilmaz

Datum: 8. Juli 2013 / 21:40 Uhr

An: Luan Kurti

Hi Luan,

danke für deine Nachricht

Fand es auch schön mit dir. Und mach dir keinen Kopf. Ich höre dir ja gerne zu, deshalb passt das. Ja, meine Eltern sind bei sowas etwas strenger, das stimmt. Aber wir können gerne zusammen ans Meer spazieren und uns dort unterhalten, wenn du willst. Dagegen haben sie nichts, wenn ich sage, ich will mal für mich alleine sein. Falls du Zeit hast, gerne morgen um 16:00 Uhr.

Und du hast etwas vergessen

Von: Luan Kurti

Datum: 8. Juli 2013 / 21:43 Uhr

An: Elif Yilmaz

Liebend gerne

Was habe ich vergessen?

Von: Elif Yilmaz

Datum: 8. Juli 2013 / 21:45 Uhr

An: Luan Kurti

Du wolltest mir einen schönen Text schreiben und schicken, dass ich ihn bewerten kann

Von: Luan Kurti

Datum: 8. Juli 2013 / 21:52 Uhr

An: Elif Yilmaz

Stimmt! Ich habe spontan einen für dich geschrieben. Ich hoffe, er gefällt dir.

Du hinterlässt ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen und füllst mein Herz mit Freude, wenn wir uns begegnen. Du hast meine Seele mit den schönsten Farben geschmückt. Ich danke Gott, dass ich dich kennenlernen durfte. Du bist das Wunder, das mich erblühen ließ, und für immer wird mein Herz mit dem Licht deiner Seele erstrahlen.

Vom ersten Moment an, als ich dich sah, wusste ich, dass ich dich will, dass ich dich brauche, dass du die eine bist. Alle Blumen, die unter der Sonne blühen, flüstern deinen Namen. Mein Herz hat lange geschwiegen, doch jetzt singt es von der Liebe, vom Glück und einer Zukunft mit dir. Ich mochte deinen Duft, als wir eng beieinander liefen.

Heute mache ich ein Dua für uns. Möge Allah dich zu meiner Frau machen. Amin.

Von: Elif Yilmaz

Datum: 8. Juli 2013 / 22:03 Uhr

An: Luan Kurti

Wow! Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe es mir dreimal durchgelesen. Es ist wunderschön. Wirklich sehr schön geschrieben, Luan.

Von: Luan Kurti

Datum: 8. Juli 2013 / 22:04 Uhr

An: Elif Yilmaz

Schön, dass es dir gefallen hat

Wie lange wirst du in Durres Urlaub mit deiner Familie machen?

Von: Elif Yilmaz

Datum: 8. Juli 2013 / 22:06 Uhr

An: Luan Kurti

Wir werden für drei Wochen hier sein, also noch zwei.

Von: Luan Kurti

Datum: 8. Juli 2013 / 22:08 Uhr

An: Elif Yilmaz

Freut mich. Dir eine gute Nacht, Elif.

Von: Elif Yilmaz

Datum: 8. Juli 2013 / 22:10 Uhr

An: Luan Kurti

Gute Nacht, Luan

Am nächsten Tag

Von: Luan Kurti

Datum: 9. Juli 2013 / 21:18 Uhr

An: Elif Yilmaz

Ich hoffe, du hast dieses traumatisierende Erlebnis mit dem Hund überlebt

Von: Elif Yilmaz

Datum: 9. Juli 2013 / 21:20 Uhr

An: Luan Kurti

Der Scheißhund wollte mich einfach zerfleischen! Meinen Schrei hat man bestimmt bis nach Indien gehört. Danke nochmal, dass du dich dazwischen gestellt hast. Echt süß von dir. Und es war ein sehr schöner Tag heute.

Ach ja, du warst heute so distanziert. Ist alles in Ordnung?

Von: Luan Kurti

Datum: 9. Juli 2013 / 21:23 Uhr

An: Elif Yilmaz

Gerne doch. Sorry, ich dachte, vielleicht könntest du Probleme bekommen, wenn ich zu aufdringlich bin oder so. Du weißt doch, wie die Leute reden und Gerüchte in die Welt setzen.

Von: Elif Yilmaz

Datum: 9. Juli 2013 / 21:27 Uhr

An: Luan Kurti

Die Leute reden so oder so. Und außerdem kennt mich oder unsere Familie doch niemand in Albanien

Ach ja, wenn du morgen Zeit hättest, wäre das super, denn ich hätte sie, jedenfalls für eine Stunde. Ich muss nur vorher meiner Mutter beim Kochen helfen, danach können wir gerne zu diesem Theaterstück gehen, das du vorgeschlagen hattest.

Von: Luan Kurti

Datum: 9. Juli 2013 / 21:29 Uhr

An: Elif Yilmaz

Sehr gerne

Und ich werde ab jetzt offener sein

KAPITEL 2

Juli 2019 – Luan

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