Der Magische Chip - Andrea Celik - E-Book

Der Magische Chip E-Book

Andrea Celik

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Beschreibung

Die Diplomatenkinder Fabi, Jessy und Conny sind auf der Spur von dem geheimnisvollen magischen Chip. Eigentlich ist dieser Chip nur dazu da, sich in bestimmte Internet Seiten reinhacken zu können.. IntOCuss, der verstorbene Wissenschaftler erfand diesen Chip. Sein Geist wählte die Kinder aus, um die Internet Welt zu retten. Hacker auf der ganzen Welt sind hinter dem magischen Chip her. Nach einer aufregenden Jagd in Istanbul, schnappen sich die Kinder den Chip gerade rechtzeitig, den international bekannten Hackern, Sauerbohne und Knüppeldicke, vor der Nase weg. Die recht magische Anwendung des Chips funktioniert nach mehreren Anläufen, doch plötzlich sind die Kinder in einer für sie völlig unbekannten Welt. Eine Satellitenschüssel im All, die bislang unentdeckt blieb. Dort sind sie völlig auf sich alleine gestellt. Kippe und Doris sind ebenfalls in der Internet Welt. Sie manipulieren Konten und transferieren Gelder in Millionenhöhe. Jeder Geldtransfer sorgt für globale Internet-abstürze. Die Kinder wurden auserwählt, Kippe und Doris das Handwerk zu legen. Doch dies erwies sich viel schwieriger, als anfangs angenommen. Während die Kinder in der Internet Welt um eine Ausreisegenehmigung zurück zur Erde kämpfen, werden Sauerbohne und Knüppeldicke in Istanbul wegen Dokumentenfälschung festgenommen. Klunis, Herrscher der Unterwelt, sucht überall nach den beiden Hackern. Sie sollen herausfinden, weshalb das Internet ständig zusammenbricht. Niemand weiß, dass Klunis eigentlich ein Unsichtbarer aus der Internet Welt war, der für immer von dort verbannt wurde. In der Internet Welt erleben die 3 Freunde und das Kaninchen Rambo viele Abenteuer.

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IMPRESSUM

Der Magische Chip - Teil 1
Andrea Çelik
Copyright: © 2013 Andrea Çelik
Copyriht Bild: © Chorazin - Fotolia.com
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-7179-9

INHALTSVERZEICHNIS

Das Gerücht vom Magischen Chip

Eine Freundschaft beginnt

Die Suche nach dem Magischen Chip

Die Rätselhafte Anwendung

Verborgene Internet - Welt

OCusse

Die Rettungsaktion

Eine unglaubliche Entdeckung

Klunis und das Krisenkomitee

Hügel Data

Tab der Löwe

Rad des Schicksals

Ein Hauch Steinzeit

Glück im Unglück

Epilog

Fabian Schuhmann

Alter: 13 Jahre

Haarfarbe: Blond

Zahnspangenträger - (sieht trotzdem super aus!)

Spitzname: Fabi

Fabian ist Sohn der Diplomatenfamilie Schuhmann. Herr Schuhmann wurde gerade von Berlin nach Istanbul versetzt.

Fabians größtes Hobby: Im Internet surfen.

Rambo ist Fabis Kaninchen und ist ein Jahr alt. Sein Fell ist  weiß-schwarz gefleckt. Seinen Namen hat er seinen Taten zu verdanken. Nichts und niemand, sind vor Rambo sicher.

Jessy Kessel

Alter: 11 Jahre

Haarfarbe: Braun

Jessy ist die Tochter der Diplomatenfamilie Kessel. Herr Kessel wurde gerade von London nach Istanbul versetzt.

Jessys größtes Hobby: Hacken im Internet.

Jessy ist sehr sportlich und eine leidenschaftliche Schwimmerin.

Lisa ist ihre jüngere und manchmal sehr nervige Schwester.

Cornelia Bug

Alter: 12 Jahre

Haarfarbe: Dunkelblond

Spitzname: Conny

Cornelia ist die Tochter der Diplomatenfamilie Bug. Herr und Frau Bug wurden gerade von Riga nach Istanbul versetzt.

Connys größtes Hobby: Chatten im Internet.

Conny ist eine Sprachgenie -  sie spricht bereits 4 Sprachen perfekt. Als Muttersprache Deutsch. Weitere Sprachen sind Englisch, Russisch und Spanisch.

DAS GERÜCHT VOM MAGISCHEN CHIP

Fabian klickte www.hacker.com und schon war er im Netz der Hacker.

In den vergangenen Wochen hielt er sich hier ständig auf. Er hatte bereits Freundschaften geschlossen, mit denen er im Chat Profi-Hacker-Tipps austauschen konnte. Durch einen Zufall erfuhr Fabi neulich von der Existenz einer magischen Chipkarte. Nun eigentlich ist die magische Chipkarte nur ein Gerücht unter Hackern. Dieser kleine rote Chip soll doch angeblich dazu dienen weltweiten Zugriff auf Rechner erhalten. Unter anderem: Banken, FBI, öffentliche Behörden sowie Privatadressen. Der Clou an der Sache war, dass mit diesem Chip Kennwörter der Vergangenheit angehörten. Fabian war gleich Feuer und Flamme von der Idee und dachte sich, dass es grandios sein müsste diese Karte zu besitzen! Er könnte sich in den zentralen Computer seiner Schule einloggen und sich dort die notwendigen Prüfunterlagen herunterladen.

Fabian hätte nie wieder schlechte Noten. Doch leider ist dieser Kleine Chip nur ein Gerücht - oder existiert er vielleicht wirklich? In der dreißigminütigen Pause nutzte Fabi die Zeit, in die Schulbücherei zu gehen. Während der Schulzeit ist die Bücherei stets geöffnet. Fabi kam in das reichlich geschmückte Vorzimmer. Wertvolle Gemälde von berühmten Künstlern hingen an den Wänden. Kleine Sofas und runde Tische gaben eine Gemütlichkeit her, damit sich die Schüler wie zu Hause fühlen konnten. Dieser Raum bestand mehr dazu Informationen und Neuigkeiten unter Schülern auszutauschen, als in Büchern zu stöbern. Die Bücherei

selbst war schön hell und mit Parkettboden ausgestattet. Der Boden knackte ziemlich laut unter den Füßen. Deshalb war den Schülern. unklar, weshalb überall Schilder aufgestellt worden sind, mit der Aufforderung, leise zu sein!

Somit gehörte dieser knarrende Fußboden in jedem Fall in die Kategorie: [Besonderes] in Erdkunde unterrichtete der Lehrer das Thema Afrika. Um die nächste Klassenarbeit nicht wieder daneben zu hauen, lieh sich Fabian ein schönes großes Buch über Geografie aus. In der hintersten Ecke auf dem obersten Regal zog er dieses leicht verstaubte Buch von seinem Platz. Während er gerade die Seiten für Afrika aufschlug, fiel ihm ein kleiner weißer Zettel in die Hände. Fabis Herz begann, schneller zu schlagen. Ja seine Hände zitterten bereits vor Aufregung.

»Das gibt es doch gar nicht!«, dachte sich Fabi.

»Mein Wunsch gute Noten zu bekommen, wird vielleicht

schon bald Wirklichkeit. Der magische Chip ist in Wirklichkeit

kein Gerücht - er existiert tatsächlich.«

In dunkelbrauner Schrift stand auf einem kleinen Stückchen Papier:

Magische Chipkarte befindet sich in einer grünen Dose auf der

Genau an dieser Stelle war der Zettel abgerissen. Aufgeregt blätterte Fabi im Erdkundebuch weiter. Jede Seite untersuchte er akribisch,um vielleicht doch noch den abgerissenen Teil in irgendeiner Ecke des Buches finden zu können. Nach genauem Durchsuchen des Buches war er sich sicher, dass der andere Teil der Notiz nicht da war.

»Bloß nicht die Nerven verlieren, was kann ich tun?«, dachte er.

Obwohl niemand bei ihm war, hatte Fabi die ganze Zeit über das Gefühl, beobachtet zu werden. Er packte das Buch unter seinen Arm und verließ die Bücherei, um am restlichen Schulunterricht teilzunehmen. Der Unterricht verlief langweilig, denn Fabis Gedanken waren ganz woanders.

Nachdem er endlich am Nachmittag zu Hause war, überlegte er sich eine Strategie, wie er schnell an den anderen Teil des Zettels kam. Im strategischen Denken war Fabian spitzenmäßig. Bereits im letzten Jahr gewann er den ersten Platz für Schüler mit außergewöhnlichen Denkstrukturen.

»Die Erdkundearbeit kann ich jetzt erst mal an den Nagel hängen,

schließlich hängt meine gesamte Schulzukunft von diesem Chip ab und dieser hat nun den Vorrang«, sagte sich Fabi.

»Doch wie mache ich nun weiter? Vielleicht war das Ganze nur ein

Scherz eines Mitschülers, der auch ab und zu beim Hacker Chat Treff dabei ist? Nehmen wir mal an, den Chip gäbe es tatsächlich, warum befinden sich die Hinweise dann ausgerechnet in dieser Schule? Wissen die Lehrer davon?«, durchdachte er die Angelegenheit. Deshalb entschloss er sich, eine Liste sämtlicher Lehrer anzufertigen. Durch einige Nachforschungen würde er sicherlich herausfinden, ob einer der Lehrer vielleicht wohlhabender sei als andere. Fabi konnte sich vorstellen, dass der magische Chip eine große Hilfe sein dürfte, um an unehrliches Geld zu kommen. Aus welchem Grund sollte ein Lehrer so eine Karte besitzen

wollen? Er könnte mit dem Chip ohne Kennwort auf die Webseite einer Bank und die dort vorhandenen Konten leer plündern. Das Geld bräuchte er lediglich auf sein eigenes Konto überweisen. Eine Liste über die Einkünfte der Lehrer zu erstellen kostete viel Zeit. Die Suche konnte lediglich übers Internet erfolgen, indem man sich in die Bankkonten der Lehrer einhakte. Ohne den magischen Chip wäre dies wiederum fast unmöglich. Hilfreich könnte sich ein Komplize erweisen, doch einen Mitwisser wollte Fabi auf alle Fälle nicht haben.

Um den Chip alleine zu besitzen, wäre es besser, dass keine anderen Personen von der Angelegenheit Wind bekamen.

»Jessy, jetzt komm endlich, du kannst doch nicht den ganzen Tag

 vor dem Computer hocken. Könntest du bei Gelegenheit, vielleicht

 mal am Familienleben teilhaben?«, rief Frau Kessel ihrer Tochter zu.Jessy antwortete nicht, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihrer Freundin Sarah in London, eine E-Mail zu schreiben.

Meine liebe Freundin Sarah, vielen Dank für Deine E-Mail. In den

letzten drei Wochen habe ich mich ein bisschen an Istanbul

gewöhnt. Die Stadt ist sehr groß und hier fahren viele Autos.

Hier leben rund 20 Millionen Menschen. Egal wo ich

hinschaue, sind Menschenmassen. Trotzdem hat diese Stadt viel

Schönes. Meine Eltern und ich haben schon verschiedene

Ausflüge unternommen.

Liebe Sarah, später berichte ich dir mehr darüber.

Kannst du dich noch erinnern, als wir im Internet Café in der Nähe

von Big Ben waren, und Zeugen einer interessanten Unterhaltung

von zwei Typen wurden? Die beiden flüsterten, und

tuschelten geheimnisvoll. Das Wort „magische Chipkarte“ fiel immer wieder. Langsam glaube ich nicht mehr, dass dies ein Gerücht ist. Erst vor einigen Tagen besuchte ich die Internetseite: www.super-chat.tr.

Okay, diese Seite ist in Türkisch. Doch selbst mit wenig Türkisch

Kenntnissen erkannte ich schnell, dass dies ein geheimer Treff von Hackern ist. Dort wird ausführlich über diesen Chip berichtet. Kannst du dir vorstellen, dass daran was Wahres ist?

»Jessy jetzt komm endlich, wir wollen in die Stadt und dir eine

 neue Hose kaufen«, ertönte nochmals die Stimme von Jessys Mama.

»Ja Mama! Ich habe genügend Hosen, ich bleibe lieber

zu Hause!«, rief die Tochter zurück.

Sie fügte ihrer E-Mail noch folgende Zeilen hinzu:

Sarah, wir bleiben in Verbindung, ich halte dich auf dem Laufenden.

Bis bald Deine Freundin Jessy.

Rumps, mit einem wütenden Schwung riss Frau Kessel die

Tür zu Jessy ihrem Zimmer auf.

»Wenn ich sage, wir gehen Kleidung kaufen, dann meine ich

 das auch so! Noch ein Widerwort glaube mir, eine Woche

Computerverbot wird dir gut tun!«

»Ja, Mama, ich komme ja schon!«

Frau Kessler, Jessy und Lisa fuhren in ein gut besuchtes Einkaufscenter in Levent. Das Center bot verschiedene Boutiquen, Supermärkte, Kinos und Restaurants. Lisa gefiel das Stöbern im Spielzeugladen, besonders gut. Sie war jetzt 5 Jahre alt, Barbiepuppen in glitzernden und schillernden Kleidern fand sie besonders anziehend.

»Mama, lass uns ein Eis essen!«, nörgelte Jessy.

Zum Einkaufen mit geschleppt zu werden hasste sie über alles.

Bekleidung zu kaufen fand sie noch schlimmer. Es war wieder mal katastrophal. Die miese Laune wirkte sich in kurzer Zeit auch auf Mama und Lisa Kessler aus. Vor einem Jeansladen hielten sie an.

»Hier finden wir bestimmt die richtige Hose für dich, mein Schatz.«,

und während sie das sagte, zog Mutter Kessler energisch am Ärmel von Jessy und schleifte sie direkt vor die Füße des Verkäufers. Die Tatsache einer solchen Blöße ausgesetzt zu sein, verschlimmerte Jessys Laune extrem. Sie jammerte unaufhörlich weiter und probierte schweren Herzens in der Umkleidekabine verschiedene Hosen an. Die eine war zu lang, die andere zu weit.

»Mama, lass uns gehen, für mich gibt es eben keine

passenden Kleidungsstücke.«

»Möchtest du lieber eine Hose beim Schneider nähen lassen?«

»Hilfe, nein!«,

Jessy erinnerte sich noch zu gut daran, als der Schneider eine Hose für sie angefertigte. Sie musste unentwegt stehen, dabei durfte sie sich nicht bewegen. Mindestens fünfmal musste sie zum Anprobieren kommen und dann fehlte wieder etwas. Das noch mal zu erleben, wäre für sie die Hölle gewesen. Daher erlaubte sie, ihrer Mama weiter nach einer passenden Hose zu suchen. Jessy probierte noch andere Modelle an. Familie Kessler entschloss sich schließlich für eine blaue Jeans-Stretchhose. Der inzwischen genervte Verkäufer sagte:

»Die Hose sitzt perfekt.«

Nachdem sie gezahlt hatten, kauften sie noch einige T-Shirts in den

umliegenden Geschäften und aßen hinterher zusammen ein leckeres Eis.Bereits am nächsten Tag wollte sich Jessy die neue Hose in der Schule anzuziehen. Ein Besuch in der Hayga Sofia Moschee war geplant, deshalb durften die Schüler der 5. Klasse der deutschen Gemeinschaftsschule, Freizeitkleidung tragen. An den normalen Unterrichtstagen herrschte jedoch Uniform-Pflicht. Bevor Jessy aus dem Haus ging, steckte ihre Mama ihr noch etwas Kleingeld zu. Die fünfte Klasse traf sich auf dem Schulhof und wurde kurze Zeit später vom Bus abgeholt. Die Busfahrt verlief kurz und fröhlich. Neben Jessy saß ihre Klassenfreundin Derya. Die beiden unterhielten sich angeregt, als die Lehrerin Frau Ute Müller die beiden aufforderte aus zu steigen. Die Hayga Sofia Moschee sah beeindruckend aus und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Schülern. Der Vorgarten war wunderschön. Gepflegte Grünpflanzen und Bänke luden zu einem Päuschen ein. Im Hintergrund schipperten die Schiffe auf dem Bosphoros entlang. Frau Müller gab Anweisungen in der Moschee keine lauten Gespräche zu führen, die Gruppe nicht zu verlassen und dem Reiseführer gut zuzuhören.

Der Reiseführer gab sich viel Mühe und beantwortete die verschiedensten Fragen. Da Hayga Sofia früher eine Kirche war, stellte der Ausflug eine wichtige Informationsquelle für den Religionsunterricht dar. Bis auf zwei Schüler hörten alle aufmerksam zu. Nach einer Stunde Führung waren die Schüler froh das Gebäude wieder verlassen zu können. Das Besichtigen der Moschee machte durstig, darum stellte sich Jessy mit an die Reihe der wartenden Schüler, um von einem nahestehenden Kiosk eine kühle Limo zu besorgen.

Bereits während sie wartete, entnahm sie ihr Geld aus der rechten Hosentasche, in die sie am Morgen das Geld ihrer Mutter hineingesteckt hatte. Aber was war das? Jessy wurde es ganz heiß ums Herz. Ein abgerissener Zettel kam zum Vorschein. Jessy versuchte, die Schrift zu entziffern. In dunkelbrauner Farbe stand:

Großen Insel. Mach dort ein Picknick!

»Oh, was ist das?«, fragte sich Jessy,

und steckte den Zettel wieder in die Hosentasche.

»Eins, zwei, drei uuund los!«

Auf Kommando fing die Leichtathletikgruppe an zu sprinten. Conny hasste

diesen Lauf unsagbar. In ihren Augen war Sport Mord. Ihre Leidenschaft galt eindeutig dem Internet. Es begann vor drei Jahren, erinnerte sich Conny zurück. Damals waren sie noch in Riga. Ihr Onkel mütterlicherseits schenkte ihr zum 9. Geburtstag einen Computer. Die Eltern waren strikt dagegen und verfluchten den Onkel wer weiß, wohin, aber Conny liebte, den Computer über alles. Die Winter in Riga waren kalt und lang. Wenn man sich selbst eine Beschäftigung außer dem Fernsehen fand, konnte man sich glücklich sein schätzen. Conny übertrieb allerdings gerne und hielt ununterbrochen und stundenlang im Internet auf. Ihre Eltern ermahnten sie immer und immer wieder, dass das Leben außerhalb des Netzes auch noch existierte. Leider kam Conny von ihrer Sucht nach dem Internet nicht los, sodass ihr die Eltern ein Ultimatum stellten. Ab sofort musste sie in die Leichtathletik Jugendgruppe oder ihr Computer würde der Vergangenheit angehören. Seit dem musste sie zweimal in der Woche

für jeweils vier Stunden, das Schwitzen über sich ergehen lassen. Das lag jetzt 2,5 Jahre zurück. In Istanbul gehörte sie den Fortgeschrittenen an und das Programm war viel intensiver als in Riga. Obwohl die Leichtathletik im neuen Verein anstrengender war, waren die Zeiten wesentlich kürzer. Das Team traf sich ebenfalls zwei Tage die Woche, allerdings nur für zwei Stunden. Trotzdem hechelte Conny vor sich hin, die Istanbuler Sommerhitze machte sie während des 10-Km-Laufs doch recht fertig. Am liebsten würde sie abbrechen und an einem schattigen Plätzchen Wasser trinken. Doch wenn sie an ihren strengen Trainer Cem Durmaz dachte, der ihr bereits im Nacken saß, raffte sie sich automatisch wieder auf. Cem Durmaz war bekannt für seine strenge Art und Weise.

Seine Schützlinge hatten es nicht leicht bei ihm. Conny erfuhr von dem Trainer erst, nachdem sie sich in die Gruppe eingeschrieben hatte. Es wurde erzählt, dass Cem zur Strafe schon mal 150 Liegestütze austeilte und das am liebsten, unter der Sonne. Das wollte Conny sich bei aller Liebe nicht zumuten. Sie beschloss, ruhiger zu atmen und die Geschwindigkeit etwas runter zu kurbeln. Nachdem Training verteilte der sonst so strenge Lehrer, leicht gekühlte Wassermelonen. Die Teilnehmer

freuten sich über diese leckere Abwechslung. Nachdem Gemeinschaftsduschen stieg Conny schlapp und müde in den Stadtbus und fuhr nach Hause. Die Eltern kamen immer erst gegen 18.30 Uhr nach Hause. Sie arbeiteten beide im Konsulat. Zum Glück gab es noch Ulli, die eigentlich Ulrike hieß und das Kindermädchen von Conny ist. Ulrike fing damals als Au-pair Mädchen für die Familie Bug an.

Damals lebten sie noch in Largos. Largos war der erste Dienstposten der Eltern, den Conny erlebte. Seitdem war Ulli das Kindermädchen. Doch mit der Zeit wurde sie eher wie eine große Schwester. Sie teilten viele Interessen und Ulli petzte vor allem nicht alles, auch wenn Conny mal wieder etwas ausgeheckte.

Die Liebe zum Internet teilten sich beide. Darum hatte Conny viel von Ulli gelernt. Nun ist Conny allerdings fixer im Internet als Ulli.

Connys größter Traum wäre es, auf die geheime Seite von Ihrem Lieblingsstar zu surfen. Dafür benötigt man aber eine Zugriffsberechtigung, und die besitzen ausschließlich der Manager und Familienangehörige. Warum Conny sich dafür interessiert? Auf den Seiten gäbe es angeblich Neuigkeiten mit den neuesten Fotos, die der Öffentlichkeit verborgen blieben. Einmal ungehindert auf dieser Seite surfen zu können, wird wohl für immer ein Traum bleiben. Obwohl es bald Abendessen gab, ging Conny vorher noch mal ins Internet. Sie öffnete den PC, stellte die Verbindung zum Internet her und „Dong" ein Ton,

»Sie haben eine E-Mail erhalten.«

Conny überlegte kurz, denn eigentlich erwartete sie keine E-Mail!

Sie öffnete den Brief durch einen Mausklick und las:

Es dauert nicht mehr lange,

das Gute und das Böse liegen so nah beieinander, die Zeit

 ist jetzt gekommen, ein großer Hügel wird erklommen,

ein goldener Schlüssel liegt verborgen.

»Was soll das bedeuten?«, fragte sich Conny

und versuchte den Absender heraus zu bekommen.

EINEFREUNDSCHAFT BEGANN

Obwohl es erst zehn Uhr morgens war, brannte die Sonne bereits am Himmel. Es war Anfang Oktober und vom Herbst noch nichts zu spüren. Ein salzig, würziger Wind kam vom Bosphoros gezogen und gab der kleinen Parkanlage vom deutschen Konsulat eine angenehme Atmosphäre. Der Konsul eröffnete das Sommerfest. Dabei hielt er eine kurze Rede.

»Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Familienangehörige. Heute ist für mich ein besonderer Tag. Seit ca. 4 Wochen sind unsere neuen Entsandten und deren Familien in Istanbul. Es ist schön, sie gesund und munter begrüßen zu dürfen. Unser jährliches Sommerfest dient besonders dem Zweck, sich untereinander kennenzulernen. Wir leben hier in einem fremden Land und unsere Zeit hier sollten wir uns so schön wie möglich gestalten. Es wäre vor allem für unsere Kinder schön, wenn wir uns außerhalb der Dienstzeit Treffen. Heute können sie im Pool schwimmen und an unserer Grillparty teilnehmen. Ich wünsche ihnen einen schönen Tag«.

»Der Pool ist nicht besonders groß, aber einige Runden Wettschwimmen können wir trotzdem, was meinst du Jessy?«, fragte ihr Vater, bevor er ins Wasser sprang.

»Papa, Wettschwimmen mag ich nicht, du bist immer so lahm wie eine Schnecke, willst du dich denn vor Deinen Kollegen blamieren?«, erwiderte Jessy mit gelangweiltem Blick.

Plumps!

»Ah, Hilfe, so eine Gemeinheit«, prustete Jessy und schaute dem Übeltäter direkt in die Augen.

»Na warte, dir werde ich es zeigen«, nahm Jessy die Verfolgung von dem Jungen auf. Obwohl Jessy schnell schwamm, hatte sie anfangs Probleme die Verfolgungsjagd aufzunehmen. Der Junge schwamm von einer Ecke in

die Nächste und machte es Jessy nicht leicht.

»Fabian! Hör sofort auf damit!«, rief Frau Schuhmann empört.

Fabian hatte bereits die Ohren voll mit Wasser und konnte seine

Mutter nicht hören. Ein Moment der Unachtsamkeit verschaffte der Verfolgerin einen großen Vorsprung. Nur wenige Sekunden später krallte sie ihre Hände in den Rücken von Fabi. Fabi wusste, dass er verloren hatte, und gab sich nach einer kleinen Auseinandersetzung geschlagen. Freundlich aber noch etwas aus der Puste fragte Fabi:

»Wie heißt du eigentlich?«

Jessy war immer noch, stinke sauer fand Fabi aber eigentlich ganz nett und antwortete:

»Ich bin Jessy Kessler und wie heißt du?«

»Ich heiße Fabian Schuhmann, du kannst Fabi zu mir sagen.«

»Deine grobe Art war nicht nett, darum fordere ich dich zum

Wettschwimmen heraus.«

»Ehrlich gestanden bin ich ein guter Schwimmer, ich gebe dir einen Vorsprung«, bluffte Fabi.

»Deine Arroganz kannst du dir sparen, wir kämpfen ehrenhaft und gleichberechtigt«, gab Jessy zurück.

Inzwischen verteilten sich viele Personen, um den Pool und hörten nun aufmerksam den Streithähnen zu. Ein Mädchen im gleichen Alter stand ganz vorne und rief den beiden unmissverständlich zu:

»Macht das Wettrennen, ich bin Schiedsrichterin.«

Dieser Aufforderung kamen die beiden Schwimmer nach und begaben sich auf die Startposition. Nachdem die Länge der Kampfstrecke festgelegt wurde, gab die Schiedsrichterin das Startzeichen:

»Auf die Plätze, fertig, los!«

Jessy hatte durch die vielen Jahre Schwimmunterricht genau gelernt, wie sie am günstigsten Starten muss. Fabian sein Auftritt war weniger professionell, bereits nach kurzer Zeit war abzusehen, dass Jessy gewinnen würde. Während sie ins Ziel schwamm und Fabi noch soweit zurücklag, tat er ihr fast schon Leid. Fabi gab dennoch nicht auf, bis auch er die Ziellinie erreichte. Große Erleichterung machte sich auf den Gesichtern der Zuschauer breit. Sie verließen das Pool-Gelände und setzten sich auf die umliegenden Sonnenstühle. Jessy und Fabian kamen aus dem Wasser und bedankten sich bei der Schiedsrichterin.

»Wie heißt du?«, fragte Jessy ohne Umschweife.

»Ich bin Conny, heiße eigentlich Cornelia.«

Sie schüttelten die Hände und sprangen danach zusammen, fröhlich ins Wasser. Der Plansch-Spaß war so schön, dass die Jugendlichen völlig die Zeit vergaßen. Irgendwann kam der Geruch von gegrillten Würstchen verführerisch in ihre Nähe. Erst jetzt wurde ihnen ihr großer Hunger bewusst. Sie liefen zu den Umkleidekabinen und machten sich für die Grillparty fertig. Die Erwachsenen unterhielten sich angeregt versammelt an den großen Biertischen. Kleiner Kinder wurden von Betreuern mit Spielen, Essen und Tanz beschäftigt. Die Jugendlichen setzten sich zum Essen an den Tisch der Eltern dazu. Es standen üppig gefüllte Behälter mit verschiedenen Salaten verteilt auf den Tischen. Bier und Würstchen waren in großen Mengen vorhanden. Alkoholfreie Getränke wurden ebenfalls reichlich ausgeschenkt. Übermäßig satt und müde kehrten die Familien, am Abend nach Hause. Jessy, Conny und Fabi lernten sich während des Festes näher kennen, sie tauschten Adressen und Telefonnummern aus. Außerdem stellten sie fest, dass sie dieselbe Schule besuchten. Das war nicht unbedingt verwunderlich, weil diese Schule unter den Diplomaten beliebt war. Montag früh, als eine neue Schulwoche begann, brach bei Conny fast wie jeden Morgen die Panik aus. Sie schaffte es einfach nicht, pünktlich aufzustehen. Verspätung wäre für sie äußerst ungünstig, weil sie sonst ihren Schulbus verpassen würde. Die Fahrt mit dem Schulbus dauerte ungefähr eine Stunde. Sollte sie den Bus jedoch verpassen, müsste sie die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Dann wäre sie vermutlich, dass doppelte an Zeit unterwegs.

Da Conny es nicht schaffte rechtzeitig aufzustehen, ging sie meistens, ohne vorher zu frühstücken, aus dem Haus. Heute früh stieg sie so früh aus den Federn, dass sogar dem Wecker langweilig wurde. Familie Bug, fand es besonders angenehm, ausnahmsweise mit der Tochter zu frühstücken.

»Was hat dich denn aus dem Bett geholt?«, fragte der Vater erstaunt.

»Heute bin ich richtig glücklich, ich habe mich für die große Pause mit Jessy und Fabi verabredet.«, während sie das sagte, lief aus ihrem rechten Mundwinkel die Marmelade und tropfte langsam über ihre Bluse. Die Mutter schüttelte nur den Kopf und sagte:

»Kind so kannst du nicht zum Unterricht gehen. In Deinem Schrank hängt noch ein sauberes Schulhemd.«

In Windeseile begab sich Conny in ihr Zimmer und zog sich gerade das neue Hemd an, als es draußen: Tüt, tüt, tüt, machte.

»Oje, das ist der Schulbus«, dachte sie.

Das Hemd noch nicht ganz im Rock gesteckt, den Mund noch voller Marmelade verschmiert, in einer Hand die Schultasche, stürmte Conny gerade noch rechtzeitig aus dem Haus und stolperte direkt in den Bus. Hechelnd außer Atem, band sie die Schnürsenkel ihrer Schuhe zu. Sie nahm die Serviette, die sie sich in der Eile noch vom Frühstückstisch mitgenommen hatte, putzte sich den Rest von dem klebrigen Zeug aus dem Gesicht und ordnete ihr Schulhemd. Obwohl sie so früh aufgestanden war, kam sie trotzdem mal wieder zu spät. Bisher war sie nicht einen Tag zur verabredeten Zeit am Bus.

Der Busfahrer war zum Glück die Ruhe in Person. Er hieß Denim und hatte immer die neueste Popmusik auf Lager. Mit guter Laune verging die Fahrt ziemlich schnell. Bei Fabian und Jessy sah es morgens fast ähnlich aus. Fabi war ein absolutes Murmeltier. Seine

Mama musste ihn morgens mindestens viermal rufen, um ihn beim fünften Mal aus dem Bett zu ziehen. Er schaute sie dann immer mit schläfrigen Augen an. Fabi merkte nicht, dass er seine Mutter damit bis zur Weißglut wütend machte. Den Wecker fand Fabi nicht sonderlich toll. Das schrille Läuten weckte sogar die Nachbarn auf. Da Fabi also nicht rechtzeitig aufstand, weckte ihn seine Mutter neuerdings eine Stunde früher als gewohnt. Anfangs bekam das Fabi nicht so richtig mit. Mit der Zeit wunderte er sich allerdings, dass er nach dem Frühstück noch massig Zeit hatte, um sein Bett zu machen. Jessy hingegen liebte es, früh aufzustehen. Bevor jeder aus dem Bett war, hatte sie schon das Frühstück zubereitet und ihr Zimmer aufgeräumt. Danach machte sie sich "schön", das jedenfalls, behauptete sie. Gesicht waschen und Zähne putzen reichte nicht aus. Jeden Morgen nachdem duschen frisierte sie sich ordentlich die Haare, dann hockte sie mindestens eine gute Stunde vor dem Spiegel, um irgendwelche Schönheitsprodukte auf ihre zarte Haut zu schmieren. Das allmorgendliche Eincremen der Füße sowie das Auftragen von durchsichtigem Nagellack gab ihrer Schönheitspflege, nach dem Feilen, der Finger und Fußnägel, den perfekten Abschluss. Da Jessys Eltern den Stau morgens im Badezimmer, nicht länger ertragen konnten, bekam sie in Istanbul ihr eigenes Bad. Die Schüler der deutschen Schule stürmten zur großen Pause aus allen Türen hinaus auf den Hof. Obwohl es draußen heiß war, wehte doch ein kühler Wind. Der Schulhof war sehr groß und in mehrere Plätze unterteilt.

Vor dem Haupteingang stand in der Mitte eine große Palme, ringsherum waren Holzbänke in der Erde verankert. Ein Großteil der Fläche wurde von den Schülern für sportliche Aktivitäten genutzt. Fußball, Basketball und Tischtennis spielten die Schüler während der Pausen. Direkt vor dem Hintereingang befand sich ein großer Kiosk, an dem es vom Butterbrot, über Cola, bis hin zur Seife alles gab. Vor dem Kiosk versammelten sich immer viele Schüler. Im Hauptgebäude gab es auch eine Kantine. Die Schüler konnten aus verschiedenen Gerichten,

wie beispielsweise Hamburger, Spaghetti und Würstchen wählen. Fabi traf bereits, als Erstes in der Kantine ein. Sein Klassenzimmer befand sich schräg gegenüber. Anfangs fand Fabi das total gut, inzwischen hätte er lieber einen weiteren Weg. Die Nähe der Kantine hat ihn innerhalb eines Monats mehr als 3 Kilo zulegen lassen. In den kleinen Pausen holte er sich dort entweder Süßigkeiten oder leckeres Eis, von den kalorienreichen Hauptmahlzeiten mal ganz abgesehen. Mutter Schuhmann kochte neuerdings Diätkost für ihren Sohn. Fabis geliebte Limo wurde vom Essplan gestrichen, der hohe Zuckergehalt würde laut Mama Schuhmann, schon alle Grenzen sprengen. Fabi fand das nicht witzig und kaufte sich trotzdem heimlich immer mal wieder eine Limonade, obwohl es ihm seine Mama ausdrücklich verboten hatte. Nachdem sich Fabian sein Essen geholt hatte, setzte er sich an einen Tisch in der Mitte der Kantine. Auf seinem persönlichen Speiseplan standen Salat, Köfte (kleine Hackfleisch Frikadellen) mit Gemüse, Weißbrot und einen Apfel. Von seinem Platz hatte er einen guten Überblick und konnte genau sehen, wer die Kantine betrat. Kurze Zeit später betraten Conny und Jessy die Kantine.

Fabian stand schnell auf und rief:

»Jessy, Conny hier bin ich!«

Die beiden Mädchen erblickten ihn und kamen an seinen Tisch. Nach einer kurzen Begrüßung holten sich Jessy und Conny ebenfalls etwas zum Essen. Jessy nahm sich das gleiche Essen wie Fabi. Conny hingegen nahm sich einen großen Salat und Hamburger. Nachdem sich die Jugendlichen wieder am Tisch versammelten, begann Fabi zu erzählen:

»Wir wohnen in einem Haus mit einem schönen Garten, mein Kaninchen, Rambo läuft überall herum. Seinen Käfig benutzt er widerwillig und nur wenn wir mit ihm zum Doktor müssen. Immer wenn ich aus der Schule komme, erwartet mich Rambo bereits am Eingang. Tagsüber scheint er sich ohne mich zu langweilen. Er lässt mich nicht eher in mein Zimmer, bevor ich mit ihm gespielt habe. Ich lasse ihn ungern in meinem Zimmer,

weil da immer Unordnung herrscht und er dann immer alles anknabbert, was ihm in die Schnute kommt.«

»Das ist ja niedlich, können wir dich mal besuchen kommen?«,

fragte Conny interessiert.

»Ja sehr gerne sogar«, antwortete Fabi.

»Das würde mir, auch Spaß machen«, betonte Jessy,

»Als ich noch klein war, besaßen wir einen Hamster, er sah so

süß aus, und obwohl ich nicht viel Ahnung von Tierpflege hatte, wurden wir die besten Freunde. Vor einem Jahr starb mein Süßer und wir beerdigten ihn. Er bekam ein schönes Grab. Danach wollte ich kein neues Haustier haben. Meinen Hamster könnte kein anderes Tier ersetzen.«

Fabi und Conny blickten zu Jenny und ihre Augen drückten Mitgefühl aus.

Dong-Dong! Die Schulglocken läuteten zum Unterricht. Sie verabredeten sich für den nächsten Nachmittag bei Fabi.

München – Flughafen,

Fritz Sauerbohne kam vor einer Dreiviertelstunde aus London an. Er war ca. 1.90 m groß und sehr schlank. Seine Haare sahen immer zerzaust aus, selbst wenn er sie sich frisch frisierte. Regentropfen preschten ihm direkt ins Gesicht. Nervös und klitschnass forderte er ein kommendes Taxi zum Halten auf:

»Fahren sie mich bitte in die Taunusstraße 87.«, während er das sagte, machte er es sich auf dem Rücksitz des Wagens bequem. Seine nassen Kleidungsstücke befeuchteten die Ledersitze. Aus dem Zeitungsständer vor ihm entnahm er sich die erstbeste Zeitschrift und begann darin herumzublättern. Draußen schüttete es aus allen Kübeln. Es schien, als würde der Regen nie mehr aufhören wollen. In der Zeitschrift entdeckte Sauerbohne eine kleine Anzeige:

Internet Freunde aufgepasst! Rot und weiß,

zwischen Europa und Asien! Ha, ha, ha.......

»Da wären wir mein Herr, macht bitte 23,50 Euro.«

Fritz holte seinen Geldbeutel aus der Tasche und reichte dem Taxifahrer 50, - Euro. Er sagte:

»Stimmt so Kumpel, dafür nehme ich mir diese Zeitschrift mit!«

»Okay, schönen Abend der Herr, danke für das Großzügige

Trinkgeld!«, während der Taxifahrer das aussprach, dachte er:

»Für 'ne alte Zeitschrift so viel Geld zu zahlen, der spinnt doch!«,

und fuhr wieder los, auf der Suche nach neuen Kunden. An der Taunusstraße 87 drehte sich langsam das Schloss zum Innenhof auf. Die Türen knarrten und der Regen sorgte dafür, dass die Gummisohlen unter den Schuhen anfingen zu quietschen. Eigentlich wollte sich Sauerbohne unbemerkt ins Hinterhaus schleichen. Innerlich hoffte er, von niemandem

bemerkt zu werden. Ein modriger feuchter Geruch stieg Fritz beim Betreten des Hinterhauses in die Nase. Eine Ratte kam ihm entgegen gelaufen. Nachdem er dieses lästige Tier abgewimmelt hatte, stieg er die Treppen bis zum Dachgeschoss hoch. Er klopfte an die Tür und wartete, bis ihm geöffnet wurde. Ein großer, fetter Mann mit einer Glatze und einer Lesebrille auf der Nase öffnete ihm die Tür.

»Komm rein Fritz«, flüsterte er und machte dabei eine einladende Handbewegung nach innen.

»Hallo Kai, war ne anstrengende Woche! Ich geh mich

mal Duschen«, räusperte sich Fritz, und ging schnurstracks

auf das Badezimmer zu. Der nächste Tag war wesentlich schöner, die Sonne schien und nur vereinzelt, zogen Wolken am Himmel vorbei. Die Farbenpracht der Bäume war leuchtend und schillernd. Der Regen vom Vortag war vergessen und scheinbar nie da gewesen. Fritz Sauerbohne und Kai Knüppeldicke, waren wohl die besten Hacker international. Sie wohnten in München seit mehr als 10 Jahren und waren beruflich viel unterwegs. Die Nachbarn wussten natürlich nichts über die beiden Schurken. Jeder nahm an, dass die Zwei Lagerhallenarbeiter sind und gerne mal einen über den Durst tranken.

Seit ca. fünf Jahren befassten sich Fritz und Kai intensiv mit der magischen Chipkarte. Anfangs dachten sie, dass es sich dabei um ein Symbol der Hacker handeln würde. Die Hinweise der letzten Jahre haben allerdings ergeben, dass die Karte tatsächlich existiert. Fritz glaubte fest daran, den Chip zu finden. Er schwelgte jetzt bereits in Gedanken und träumte von der Südsee und einem reichen Leben. Um das zu erreichen, müssten Kai und er diese Karte besitzen. Den letzten Hinweis zu dem Verbleib der Karte erhielt Kai in der Unterwelt von London. Er war gerade dabei, eine neue Software für den Kasino-Besitzer Klunis zu installieren, als er auf dessen Festplatte, eine Fotografie des roten Chips sah. Wie er wirklich heißt, weiß natürlich niemand, das wäre ja schließlich zu gefährlich! Kai überlegte und kam zu dem Entschluss, dass der Chip wirklich existieren müsste, denn wie sonst sollte ein Bild von ihm existieren? Klunis wusste angeblich nichts über den Chip. Kai speicherte die Daten auf seiner Diskette und löschte alle Angaben auf der Festplatte. Er wollte verhindern, dass andere Personen davon erfuhren. Später zu Hause in München vergrößerte er das Bild des magischen Chips. Die Farbe war Rotgold und hatte die Größe einer SIM-Karte. Kai betrachtete das Bild einige Minuten, danach fühlte er sich wie hypnotisiert. Seitdem waren Fritz und Kai oft in London und immer mit dem Gedanken, den Chip zu finden, um die Unterwelt regieren zu können.

Tuut, tuut!

»Steinhauser Verlag, Witzke am Apparat, was kann ich für Sie tun?«

»Tag meine Schöne! Mein Name ist Fritz Schmitt mit doppelt TT am Ende. Der Grund meines Anrufes ist eine Annonce, die vor einer Woche in ihrer Zeitschrift Int-OCus erschienen ist. Die Anzeige hatte folgenden Inhalt:

Internet Freunde aufgepasst! Rot und weiß,

zwischen Europa und Asien!

Ha, ha, ha............

Können sie mir bitte sagen, wer diese Anzeige aufgegeben hat?«

»Ja, ehm Momentchen bitte«,

meinte Frau Witzke, legte dabei den Hörer auf den Tisch und begann in die Tasten ihres Computers zu drücken. Kurze Zeit später meldete sie sich wieder und sagte:

»Hören Sie junger Mann, die Anzeige gab eine Frau Isolde

Kunz auf, möchten sie die Telefonnummer?«

»Oh, das wäre sehr reizend von ihnen.«

»3500000 lautet die Rufnummer, kann ich sonst noch etwas

für sie tun?«

Doch es rauschte nur noch, die Verbindung war bereits abgebrochen. Fritz Sauerbohne wählte die Nummer 3500 000 und wartete auf einen Ton.

»Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Isolde Kunz,

bitte rufen sie später noch mal an. Hinterlassen sie bitte keine Nachrichten! Beep -.«

Und schon war die Verbindung unterbrochen. Übers Internet fand Fritz schnell heraus, dass es in Wirklichkeit keine Isolde Kunz gab. Er erfuhr allerdings, zu welcher Adresse der Telefonanschluss mit der Nummer 3500 000 gehörte. Er druckte sich die Adresse aus, um kurze Zeit später mit

seinem Wagen dorthin zu fahren.

Brumm, brumm!------- stille, bruuum bruuuum!---------- stille,

dicker schwarzer Rauch kam aus dem lockeren Auspuff, der so aussah, als ob er jeden Moment abbrechen würde. Der alte VW-Käfer sah nicht wirklich aus, wie ein Käfer, sondern wie ein aus verschiedenen Teilen zusammengesetztes Gefährt auf vier Rädern. Rost und verschiedene Farblackierungen gaben dem alten klapprigen Auto, eine besondere Marke. Nach mehreren Startversuchen sprang die alte Rostbeule,

müde und röchelnd an. Fritz Sauerbohne schaffte es, Kai Knüppeldicke davon zu überzeugen, mit ihm mitzufahren. Es war jedes Mal ein Chaos, wenn Kai ins Auto Einstieg. Seine vielen Kilos ließen das Auto regelrecht absacken. Es berührte dann fast den Boden und fing an zu krächzen.

»Guck mal auf dem Zettel, wie heißt doch gleich noch mal die Straße?«, fragte Fritz, während er langsam das Auto auf die Hauptstraße lenkte.

»Quellwasserstraße, autsch! Mensch Sauerfritze, pass doch auf!«, denn genau in dem Augenblick, als Kai den Straßennamen nannte, bremste Fritz so stark ab, dass sich Kai die Stirn an der Windschutzscheibe polierte. Sie fuhren die Straße an dem alten Stadtpark entlang, als Kai plötzlich sagte:

»Die nächste Seitenstraße rechts einbiegen, dann sind wir in der Quellwasserstraße.«

»Irgendwie ist mir das nicht so geheuer, denn die Quellwasserstraße

Liegt am alten Kriegsfriedhof.«

Im Schritttempo fuhr der Käfer die Straße entlang.

»Nummer 5, Nummer 6, ja wo ist denn die Nummer 7?

Siehst du etwas Fritz?«

»Oh ich glaub' s ja nicht, schau mal auf die andere Seite,

das Friedhofstor hat die Nummer 7!«

»Typisch Fritz Sauerbohne! Bekommst du überhaupt irgendetwas auf die Reihe?«

»Hör endlich auf mich Sauerbohne oder Sauerfritze zu nennen! Du weißt genau, dass ich diesen Namen nicht ausstehen kann«, räusperte sich Fritz. Draußen fing es bereits an zu dämmern, und die Tatsache, dass sich Fritz und Kai vor einem Friedhof befanden, ließ ihnen das Adrenalin ansteigen wie beim Bungee Jumping.

»Mensch Kai, lass uns 'ne Fliege machen. Das Ganze ist bestimmt nur ein übler Scherz.«