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Unsere Erde braucht dringend Zuhörer, Lebenskünstler, Mutmacher, Geschichtenerzähler, Mitfühlende und Menschen, die sich mitfreuen können. Bunte Lichter, die unsere Welt erhellen und erwärmen mit ihrer Lebendigkeit und Empathie. In diesem zauberhaften Märchen ist eine goldene Botschaft versteckt, die einen Weg voller Wagemut, Esprit und Glück aufzeigen möchte.
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Seitenzahl: 119
Veröffentlichungsjahr: 2023
© 2023 Nici Drexler
Umschlag, Illustration: Nadine Drexler
Lektorat, Korrektorat: „Die drei Kommas“
ISBN
Hardcover
978-3-9821174-6-1
Paperback
978-3-9821174-8-5
e-Book
978-3-9821174-5-4
Druck und Distribution im Auftrag des Verlags:
Edition Sternsaphir, Sauterweg 1, 94163 Saldenburg
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Verlag verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Verlags, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
„Mit diesem Buch habe ich das ganze Jahr ein wärmendes Weihnachtsgefühl in meinem Herzen.“
(Zitat einer Testleserin)
Cover
Urheberrechte
Bunt vs Grau
Hunde, Hexen und Farbkleckse
Magische Entdeckung
Der zweite Name
Süßes auf dem Weihnachtsmarkt
Weihnachtszauber am Heiligen Abend
Das letzte Rätsel
Der Verlag Sternsaphir
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Urheberrechte
Bunt vs Grau
Der Verlag Sternsaphir
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Bunt vs Grau
„Genial – wie immer!“, grinste Mia ihrem Spiegelbild frech entgegen. Die langen lockigen Haare waren zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre wild zusammengemixten farbenfrohen Klamotten strahlten mit ihrem Grinsen um die Wette; veredelt wurde der chaotische Look mit jeder Menge Glitzersteinchen und Funkelaccessoires.
Sie war ein hübsches Mädchen mit himmelblauen Augen und einer blonden Mähne, die einfach nicht zu bändigen war. Egal, was Mia auch versuchte, sie sah meistens so zerzaust aus, als hätte sie sich durch einen Wirbelsturm gekämpft. Sie trug stets knallbunte Kleidung, die nie zusammenpasste, denn sie zog an, was ihr gefiel und richtete sich nicht nach irgendwelchen Modetrends oder nach dem, was an ihrer Schule gerade so angesagt war. An ihren Handgelenken glitzerte und funkelte es wie Hunderte kleine Diamanten von den unzähligen Armbändern, und sogar ihre indigoblauen Turnschuhe waren mit Glitzersteinen übersät. Sie wirkte wie ein schillernder Farbklecks und stach schon von Weitem aus der Menge heraus. Mia fiel aber nicht nur wegen ihres ungewöhnlichen Kleidungsstils auf – da war noch etwas anderes, was manche Menschen genauer hinsehen ließ, wobei aber niemand sagen konnte, woraus Mias Zauber denn nun wirklich bestand.
Es schien vielmehr so zu sein, als müsste man erst ein Rätsel lösen, um herauszufinden, was ihre Einzigartigkeit ausmachte. Die Erwachsenen waren ein wenig irritiert von ihr, und auch die Gleichaltrigen konnten sich nicht wirklich einen Reim auf sie machen. Mia gehörte zwar zu ihnen und hatte viele Freunde, aber immer wieder wurde sie auf ihr auffallendes Äußeres und ihre eigentümliche Wesensart angesprochen.
So wie auch an diesem warmen Spätsommernachmittag, an dem sich Mia mit ihren drei Freundinnen in der Eisdiele verabredet hatte. Kaum hatte sie sich an den Tisch gesetzt, musterte ihre beste Freundin Leonie sie von oben bis unten und grinste provozierend:
„Du siehst mal wieder wie ein Alien aus! Also, du kommst echt von einem ganz anderen Stern als wir. Du ziehst nie normale Sachen an, immer kommst du daher, als wärest du in einen Farbeimer gefallen und hättest dich in Strasssteinen gewälzt!“ Sie nippte kurz an ihrer Eisschokolade und fuhr mit spitzer Zunge fort: „Wundert mich, dass du heute überhaupt mitgekommen bist. Normalerweise treibst du dich doch allein im Wald herum, anstatt mit uns abzuhängen. Ist dir das nicht viel zu langweilig? Nie hast du Zeit für uns oder schreibst uns mal!“
Die beiden anderen Mädchen, Jenny und Susi, nickten verhalten.
Sie wunderten sich aber augenscheinlich, dass Leonie heute so auf Krawall gebürstet war, wie man an ihren verunsicherten Blicken sehen konnte, die sie untereinander austauschten.
„Du hast wie immer recht mit dem anderen Stern und so, liebste Leonie, aber ich weiß ja, dass du mich trotzdem liebst“, erwiderte Mia lächelnd und sah für einen Moment über den Rand ihrer violetten Sonnenbrille, um ihr zuzuzwinkern. Zwar wunderte sie sich ebenfalls, dass Leonie heute derart austeilte, aber mehr sagte sie erst einmal nicht dazu. Wieso auch? Sie wusste ja, dass Leonie es nicht böse meinte. Wahrscheinlich hatte sie wieder Zoff mit ihren Eltern und dieses Mal wohl etwas heftiger als sonst.
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Mia kannte das schon, und es betraf nicht nur sie, wenn Leonie die Hutschnur riss, auch andere bekamen dann ihr Fett weg. Da konnte sie einfach nicht aus ihrer Haut. Meistens dauerten diese Attacken nur ein paar Minuten, und am besten gab man ihr erst einmal freundlich recht. Schließlich war sie sonst die liebste Freundin unter der Sonne, denn sie war ehrlich, geradlinig, loyal und ganz wichtig: Mia konnte ihr alles anvertrauen! Noch nie hatte sie Mias Vertrauen verspielt, egal, was sie ihr erzählt hatte, es lag sicher verschlossen in Leonies Herzenstresor. Zwar hatte sie eine sehr direkte Art, mit der nicht alle umgehen konnten, aber so wusste man immer, woran man bei ihr war. Auch wenn ab und zu die Pferde mit ihr durchgingen, konnte man sich sicher sein, dass sie nie über andere hinter deren Rücken lästerte, sondern es denjenigen ins Gesicht sagte, wenn ihr etwas nicht passte.
Für Mia war Leonie auch deshalb ein ganz besonderer Mensch, da sie die seltene Gabe auszeichnete, Kritik von anderen annehmen zu können und gegensätzliche Meinungen gelten zu lassen – zumindest von Gleichaltrigen.
Ihr Leitsatz war: „Wer austeilt, muss auch einstecken können!“. Leonie war sehr temperamentvoll und trug ihr Herz auf der Zunge, womit aber gerade ihre Eltern und Lehrer nicht so recht klarkamen. Mit ihrer offensiven Art eckte sie bei ihnen ständig an, denn deren Meinung wollte sie in den seltensten Fällen gelten oder einfach nur mal so stehen lassen …
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„Sorry, da ist eben mal wieder der Zornesgaul mit mir durchgegangen“, sagte sie nun zerknirscht zu Mia. Na also, schon war der Spuk auch wieder vorbei. „Mein Vater ist so ein Spießer! Mann, echt voll nervig! Der hat doch tatsächlich gesagt, dass …“ wollte sie gerade loslegen, aber Mia unterbrach sie lächelnd:
„Ja, wir wissen es alle, dass deine Eltern nicht gerade fortschrittlich sind in ihren Ansichten.“ Jenny und Susi kicherten und nickten zustimmend.
Leonie seufzte tief: „Ich beneide dich total, Mia, ich würde mich nie trauen, so auffallend rumzulaufen. Auch wenn ich ’ne große Klappe habe und mir nichts gefallen lasse, aber … du machst einfach, was dir gefällt, egal, was die anderen sagen. Du hast so eine mega Sunshine Energy. Meine Eltern würden mir nie erlauben, so flippig zu sein wie du. ‚So unangenehm unangepasst‘, wie sie dich immer bezeichnen, wenn sie von dir reden. Als wärest du eine, die man mit Mistgabeln vom Hof jagen muss.“ Mia lachte laut auf und Leonie machte ein säuerliches Gesicht: „Ätzend, die sind so … ach, ist ja auch egal.“
Die Mädchen nickten betreten und Jenny meinte mitfühlend:
„Du hast es echt nicht leicht, deine Eltern sind schon besonders …“ Sie stockte.
„Spiiießig! Sprich es nur aus!“, fiel ihr Leonie ins Wort.
„Stimmt, das wollte ich sagen“, antwortete Jenny und streichelte ihrer Freundin tröstend über den Arm, „aber du hast zum Glück uns! Wir lieben dich so, wie du bist, auch wenn du ein echter Drachen sein kannst.“
„Oh Mann, wenn ich euch nicht hätte! Bei solchen kleinkarierten Herrschaften wie meinen Eltern muss man zum Drachen werden“, gab sie zurück.
„Was willst du eigentlich mal beruflich machen? Du als unsere Klassenbeste“, wandte sich Susi an Leonie.
„Staranwältin natürlich!“, kam es von ihr wie aus der Pistole geschossen.
Die Mädchen lachten vergnügt auf und redeten wild durcheinander:
„Wer, wenn nicht du!?“
„Die beste Anwältin, die es je geben wird!“
„Bei deinem Mundwerk ist das die einzig richtige Berufswahl!“
„Leonie in den berühmtesten Gerichtssälen dieser Welt, Chapeau!“ …
„Dachte ich mir, dass ihr mir da zu Einhundertfünfzigprozent zustimmen würdet“, grinste sie und schlürfte den letzten Rest Eis durch den Strohhalm.
„Zweihundertfünfzigprozent!“ „Mindestens!“
„Und du? Welche Karriere strebst du an als unser Sprachgenie“, wollte Leonie von Susi wissen.
„Keine Ahnung, kommt Zeit, kommt Rat. Ich habe so viele Ideen, aber noch keinen Plan. Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass ich die ganze Welt bereisen will“, erwiderte sie mit strahlendem Blick.
„Cool!“ Aber dann war für Leonie das Thema auch schon wieder erledigt und sie wandte sich mit blitzenden Augen an Jenny und Mia. „Habt ihr schon das Neueste gehört von Patrizia? Die gibt ’ne mega Silvesterparty in dieser Wahnsinnsvilla, die …“
Mias Gedanken schweiften ab, während sich die anderen über den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Schule unterhielten. Sie dachte über Leonies kleine Attacke nach. Klar, es war wie immer nicht böse gemeint von ihr, aber ein wenig verunsicherten sie die Worte ihrer Freundin schon. Je nach Tagesform reagierte sie unterschiedlich auf Aussagen über ihr Outfit oder ihre Art und Weise zu leben. Sie wurde oft auf ihre Klamotten oder ihre Hobbys angesprochen, meistens gab sie dann einen lockeren Spruch zur Antwort, aber manchmal zweifelte sie doch an sich. Und heute war anscheinend so ein Tag, an dem sie sich wieder einmal Gedanken darüber machte, ob das alles so in Ordnung war, wie sie aussah und wie sie sich verhielt. Es war halt sonst niemand weit und breit da, der ihr ähnelte …
Vielleicht komme ich echt von einem anderen Stern, zumindest fühle ich mich oft so. Alles, was mir wichtig ist, finden die anderen komisch, langweilig und befremdlich. Ich steh’ nun mal nicht so auf Partys oder aufs Abhängen. Aber trotzdem bin ich total gerne mit meinen Freundinnen zusammen, nur halt nicht so oft, dachte Mia ein bisschen unglücklich.
Sie hatte andere Interessen. Zeichnen oder lesen, Musik hören, träumen, stundenlang in den Himmel schauen und ihren Hund im Tierheim, um den sie sich kümmerte.
Während sie sich nun ihren Eisbecher mit extra viel Sahne schmecken ließ, beobachtete sie die Passanten, die wie gehetzt durch die Gassen liefen. Mit den Blicken auf die Straße geheftet oder in ihre Handys, eilten sie wortlos aneinander vorbei.
Warum hatten sie es bloß alle so eilig?
Nur manchmal blieb einer kurz stehen, um mit einem anderen ein paar Worte zu wechseln.
„Hey“, rief Leonie plötzlich und riss sie aus ihren Gedanken, „ist das nicht dein Alex?“ Mia zuckte erschrocken zusammen. Sie folgte dem ausgestreckten Zeigefinger ihrer Freundin und tatsächlich, da war er! Lässig in ausgewaschenen Jeans und dem dunklen Shirt mit der Aufschrift ’Raven’ und den wie immer strubbeligen Haaren stand er etwas weiter weg und unterhielt sich mit seinen Freunden Marcel und Kai.
„Wollen wir ihn nicht zu uns rufen? Du stehst doch so auf ihn! Das ist d i e Gelegenheit, dass du endlich mit ihm redest!“
Mia schüttelte vehement den Kopf:
„Nein! Bist du irre? Was soll ich ihm denn sagen?“
„Ach, komm schon, so was ergibt sich doch dann einfach so!“ Und bevor Mia irgendetwas dagegen tun konnte, rief Leonie lauthals Alex’ Namen über den ganzen Platz. Er drehte sich zu ihnen um und Mias Herz fing augenblicklich an zu rasen. Ihr wurde ganz heiß im Gesicht. Wahrscheinlich war sie rot wie eine Tomate.
Alex machte sich mit seinen Freunden sogleich auf den Weg zu den Mädchen und begrüßte ihre Freundinnen überschwänglich, aber als sein Blick auf Mia fiel, schwieg er für einen Moment. Er musterte sie von oben bis unten und grinste augenzwinkernd:
„Interessante Farbkombi.“
Mia sah ihn mit großen Augen an, bekam aber kein Wort heraus.
Wie peinlich!
Alex wollte gerade weiterreden, aber Marcel kam ihm zuvor:
„Na, du Knallbonbon, heute mal wieder im Kleiderschrank voll danebengegriffen? Vielleicht solltest du auch mal über eine Brille nachdenken, könnte eventuell helfen bei deinen generellen Geschmacksverirrungen!“ Er deutete bekräftigend auf seine eigene Brille und verzog seinen Mund zu einem ironischen Grinsen.
„Nee, danke, so was steht mir nicht … außer, sie hat bunte Gläser, damit würde jede daherkommende graue Staubwolke nämlich gleich wie eine wahre Farbexplosion aussehen!“, konterte sie charmant lächelnd und musterte ihn ebenfalls von oben bis unten. Er trug ein graues Shirt, eine graue Jeans und braungraue Schuhe. Marcel sah irritiert aus, aber offensichtlich fiel ihm nichts mehr darauf ein. Alex prustete vor Lachen, die anderen Mädchen kicherten und Kai stichelte:
„Voll erwischt, Mann!“
Marcel gab einen Unmutslaut: „Pfff“ von sich und lief rot an. Dann packte er Alex und Kai an den Armen und zog sie mit sich davon.
„Ciao, Mädels! Man sieht sich!“, lachte Alex und schon waren sie hinter der nächsten Ecke verschwunden.
Leonie wandte sich aufgeregt an Mia:
„Okay, der Anfang ist gemacht – dank mir! Jetzt müsst ihr nur noch richtig miteinander quatschen und dann wird das schon!“
Mia lächelte schwach, denn so ganz glaubte sie ihrer Freundin nicht. Wenn das nur so einfach wäre … bei den anderen gab es überhaupt keine Probleme, dass ihr schlagfertige Antworten in Sekundenschnelle einfielen, aber ausgerechnet bei Alex war ihr Kopf wie leer gefegt und ihr Mund wie zubetoniert.
„Bist doch sonst auch nicht so schüchtern, aber gemeinsam kriegen wir das schon hin. Vertrau mir!“ Leonie legte den Arm um sie und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange. Mia lächelte sie dankbar an:
„Ich bin so froh, dass ich dich habe, auch wenn du manchmal unausstehlich bist.“
„Ich weiß doch, dass du ohne mich nicht leben kannst! Aber wisst ihr eigentlich schon das Allerneueste …“ Und schon war sie wieder in ihrem Element. Mia dagegen machte sich Gedanken über die missglückte Begegnung mit Alex.