Der neue Landdoktor 27 – Arztroman - Tessa Hofreiter - E-Book

Der neue Landdoktor 27 – Arztroman E-Book

Tessa Hofreiter

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Beschreibung

"Der neue Landdoktor" zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt. Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt... Fünf Tage war Loren nun schon im Hotel Sonnenblick, aber Alex war ihr noch nicht begegnet. Dabei war sie nur wegen ihm nach Bergmoosbach gekommen. Sie wollte ihm sagen, dass er Vater Wurde, ihm erzählen, dass es eine Lüge war, mit der sie sich im letzten Winter von ihm verabschiedet hatte. Wie an jedem Abend nach dem Essen im Restaurant machte sie einen Spaziergang durch den Park des Hotels. Farbenprächtige Blumenbeete, die wie blühende Inseln auf dem kurzgeschnittenen Gras lagen, dichtgewachsene Hecken, Laubengänge, die zu versteckten Bänken führten, eine Teichanlage mit einem Wasserfall, der in der Dunkelheit beleuchtet wurde, und ein Springbrunnen, der mit einer hohen Fontäne imponierte. Die Hotelleitung hatte sich etwas einfallen lassen, um ihre Gäste zu beeindrucken.

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Der neue Landdoktor –27–

Lügen führen nicht ins Glück

Doch die Wahrheit kommt ans Licht

Roman von Tessa Hofreiter

Fünf Tage war Loren nun schon im Hotel Sonnenblick, aber Alex war ihr noch nicht begegnet. Dabei war sie nur wegen ihm nach Bergmoosbach gekommen. Sie wollte ihm sagen, dass er Vater Wurde, ihm erzählen, dass es eine Lüge war, mit der sie sich im letzten Winter von ihm verabschiedet hatte.

Wie an jedem Abend nach dem Essen im Restaurant machte sie einen Spaziergang durch den Park des Hotels. Farbenprächtige Blumenbeete, die wie blühende Inseln auf dem kurzgeschnittenen Gras lagen, dichtgewachsene Hecken, Laubengänge, die zu versteckten Bänken führten, eine Teichanlage mit einem Wasserfall, der in der Dunkelheit beleuchtet wurde, und ein Springbrunnen, der mit einer hohen Fontäne imponierte. Die Hotelleitung hatte sich etwas einfallen lassen, um ihre Gäste zu beeindrucken.

Loren setzte sich auf den Rand des Brunnens und schaute auf das Hotel, ein im alpenländischen Stil erbautes dreistöckiges Gebäude. Alle Zimmer hatten gelb-weiße Markisen an den Balkons, und die Blumenkästen waren mit gelben Geranien bepflanzt. Einige Hotelgäste nutzten die angenehm warmen Abendstunden und machten es sich auf den Liegestühlen bequem, die auf der Sonnenterrasse für sie bereit standen.

Loren war im letzten Herbst durch einen Zeitungsartikel auf das Hotel Sonnenblick aufmerksam geworden. Sie hatte nach einem Ort für ihren Winterurlaub gesucht, an dem sie ausspannen konnte, der ihr aber eine weite Anreise ersparte. Was das Hotel betraf, war es die richtige Wahl gewesen. In der Liebe hatte sie allerdings weniger Glück gehabt.

Wehmütig schaute sie auf die Tür, die von der Sonnenterrasse aus in die Hotelbar führte. Auch sie war damals durch diese Tür gegangen. Es war Anfang Dezember gewesen, und in den Mittagsstunden schien die Sonne so warm, dass sie nach einer Wanderung am Morgen eine Weile auf der Terrasse verbrachte. Danach wollte sie einen der alkoholfreien Cocktails versuchen, die in dem Artikel über das Hotel erwähnt wurden.

»Alex«, flüsterte sie, als sie sich an den Moment erinnerte, als sie ihn zum ersten Mal sah.

Er hatte hinter dem Tresen gestanden, hielt einen silberfarbenen Eisshaker in der Hand und schaute direkt in ihre Richtung. Zuerst nahm sie nur seine wundervollen blauen Augen wahr, wenig später dann das aufregende Lächeln, diese Mischung aus Neugierde und Eroberungswünschen. Es war dieses Lächeln, das sie hätte warnen sollen, aber sie dachte nicht nach. Sie bestellte sich einen Cocktail, ließ sich von Alex in ein Gespräch verwickeln und verliebte sich in ihn.

Nach ein paar Tagen war sie davon überzeugt, dass auch er sich ernsthaft in sie verliebt hatte, bis Bianka Wissmuth, die Assistentin des Hotelmanagers, sie beiseite nahm. Die gut aussehende selbstsichere junge Frau, die immer eine Weile mit ihr plauderte, wenn sie sich im Hotel begegneten, erzählte ihr, dass Alex als Student der Theaterwissenschaften die besten Voraussetzungen für den Job als Barkeeper mitbrachte.

»Er weiß genau, wem er was sagen muss, wie er lächeln muss, um möglichst viel Trinkgeld zu bekommen. Und natürlich nutzt er diese Kunst auch für seine Eroberungen. In jeder Saison verspricht er gleich mehreren Damen die ewige Liebe, und sie fallen alle darauf herein. Einen Tag vor Ihrer Ankunft ist seine letzte Eroberung abgereist, und ich versichere Ihnen, sobald Sie fort sind, ist die nächste an der Reihe. Ich meine, Sie müssen nicht darauf hören, was ich gerade gesagt habe, aber mir ist aufgefallen, wie Sie ihn ansehen. Ihnen scheint es ernst mit ihm zu sein, aber glauben Sie mir, er wird Sie enttäuschen«, hatte Bianka gesagt. Bianka war immer ausgesprochen freundlich zu ihr gewesen. Sie wusste es zu schätzen, dass sie sich Sorgen um sie machte, aber sie wollte ihr nicht wirklich glauben.

Trotzdem beobachtete sie Alex nun etwas genauer, während er an der Bar stand. Schon bald war ihr klar, dass Bianka recht hatte. Er flirtete mit seinen weiblichen Gästen. Mit manchen mehr, mit manchen weniger, aber sein Lächeln schien allen zu versprechen, dass er in ihnen die Frau und nicht nur einen Gast an der Bar sah. Sie hatte dieses Versprechen ernst genommen, aber was war es wert, wenn er es allen gab? Plötzlich kam sie sich wie ein Spielzeug vor, das er vergessen würde, sobald er es nicht mehr sah.

Am Tag ihrer Abreise erklärte sie ihm, dass sie verlobt sei, bald heiraten würde und er nur eine nette Abwechslung für sie gewesen sei. Er sollte davon ausgehen, dass nicht er sie ausgewählt hatte, sondern sie ihn.

Seine Antwort, dass er sich wohl immer in die falschen Frauen verlieben würde und dass sie nicht die erste sei, die in ihm nur eine Abwechslung gesehen hätte, deutete sie damit, dass diese Frauen ihm wohl genau wie sie diesen Triumph der schnellen Eroberung nicht gönnen wollten. Aber so sehr sie sich in den Monaten danach auch anstrengte, sie konnte Alex nicht vergessen. Als ihr bewusst wurde, dass sie ein Kind von ihm erwartete, spielte sie mit dem Gedanken, es ihm zu sagen, unterließ es aber, weil ihr Stolz ihr etwas anderes riet. Jetzt, zwei Monate vor der Geburt, hatte sie ihren Stolz besiegt.

Sie hatte sich vorgestellt, er würde in der Hotelbar hinter dem Tresen stehen und sie würde sich einen dieser alkoholfreien Cocktails bestellen, ein bisschen mit ihm plaudern und im richtigen Moment würde sie ihm gestehen, dass er Vater wurde.

Den alkoholfreien Cocktail Johannisbeerensaft mit Vanilleeis hatte sie gleich am ersten Abend an der Bar getrunken und sie hatte den jungen Mann, der hinter dem Tresen stand, nach Alex gefragt. Sie hatte erfahren, dass er ein paar Tage frei hatte. Wann genau er zurück sein würde, dass wusste seine Vertretung aber nicht. Mit Bianka konnte sie auch nicht reden, sie arbeitete schon eine Weile nicht mehr im Hotel.

Loren fragte sich, ob es ein Wink des Schicksals war, dass Alex nicht da war. Vielleicht sollte sie ihr Geheimnis einfach für sich behalten. Sie würde auch ohne ihn mit dem Baby zurechtkommen. Für die erste Zeit hatte sie schon alles geregelt. In der Dachgeschosswohnung, die sie im Haus ihrer Eltern in München bewohnte, war genug Platz für sie und das Kind. Mit dem Theater, in dem sie als Maskenbildnerin arbeitete, hatte sie vereinbart, in den nächsten Monaten zu Hause zu arbeiten. Sie hatte sich in ihrer Wohnung ein kleines Atelier eingerichtet, in dem alles vorhanden war, was sie brauchte. Sie musste sich also keine Sorgen machen, abgesehen von der Tatsache, dass sie ihrem Kind möglicherweise keinen Vater präsentieren konnte. Bisher hatte sie weder ihrer Familie noch ihren Freunden von Alex erzählt.

»Er war eine Urlaubsbekanntschaft, danach trennten sich unsere Wege«, antwortete sie, wenn sie jemand fragte.

Was sie allerdings ihrem Kind sagen würde, wenn es eines Tages nach seinem Vater fragte, das hatte sie noch nicht entschieden. Als es zu dämmern begann, ging sie zurück ins Hotel. Sie würde noch eine Weile auf dem Balkon lesen und dann schlafen gehen. Wie wundervoll die Rosen heute duften, dachte sie, als sie an den Rosenstöcken vorbeiging, die den Weg vom Park zum Eingang des Hotels säumten.

Wenig später betrat sie die Lobby. Heller Teppichboden, Wandverkleidungen aus edlem Holz, ein offener Kamin, Sessel und Sofas mit goldfarbenem Stoff bezogen. Das Hotel besaß seinen guten Ruf zurecht. Es besaß Stil und bot seinen Gästen ein luxuriöses Ambiente, ohne die Übernachtungspreise zu sehr in die Höhe zu treiben.

»Frau Erding, Sie haben doch nach Alex Bechtner gefragt«, sprach sie die junge Frau in dem blauen Kostüm an, die hinter dem Empfangstresen stand.

»Wissen Sie inzwischen, wann er zurückkommt?«

»Er ist schon zurück. Sie finden ihn in der Bar.«

»Danke.« Was mache ich jetzt? Gehe ich gleich zu ihm oder warte ich bis morgen? Loren spürte, dass die Frau an der Rezeption ihr nachschaute, als sie erst einmal in Richtung Lift ging. Vermutlich hatte sie erwartet, dass sie nun die Bar aufsuchen würde, um den Mann zu treffen, nach dem sie gefragt hatte. Nachdenklich blickte sie auf die Stockwerksanzeige, nachdem sie auf den Knopf gedrückt hatte, um den Aufzug ins Erdgeschoss zu holen. Bevor sich die Tür öffnete, machte sie auf dem Absatz kehrt und lief zur Bar. Im Vorbeigehen schaute sie in den großen Spiegel, der neben dem Eingang des Kosmetiksalons hing.

Die beste Werbung für den Salon, dachte sie lächelnd. Die meisten Menschen entdeckten bei einem Blick in den Spiegel doch immer etwas an sich, was ihnen nicht gefiel. Ein Besuch im Kosmetiksalon, der nur einen Schritt entfernt war, versprach schnellstmögliche Hilfe.

Loren betrachtete ihr Gesicht, das durch die langen Spaziergänge in den letzten Tagen nicht mehr so blass wie sonst war. Ihre hellen braunen Augen hatten im Verlauf der Schwangerschaft einen außergewöhnlichen Glanz bekommen, und auch ihr langes dunkles Haar war seidiger als früher. Unter dem schwarzweiß gestreiften Leinenkleid mit den kurzen Ärmeln wölbte sich ihr Babybauch. Er ließ sich unter keinem Kleid mehr verbergen. Vermutlich wird er mich gleich auf das Baby ansprechen, dachte sie. Vielleicht sollte sie dann auch gar nicht lange überlegen und ihm sofort die Wahrheit sagen.

»Du liebe Güte, wie mein Herz pocht«, sagte sie leise, als sie die Lobby durchquerte und die schwere Kiefernholztür mit der goldfarbenen Aufschrift »Hotelbar« aufzog.

Der Raum war in blaues Licht getaucht, aus den Lautsprecherboxen, die an der Decke befestigt waren, klang sanfte Caféhausmusik. Auf der einen Seite des Raumes stand der Tresen aus dunklem glänzendem Holz, davor die Barhocker, die mit blauem Leder bezogen waren. An der gegenüberliegenden Wand saßen die Gäste an runden Tischen mit u-förmigen blauen Ledersofas. Die Bar war gut besucht, und es herrschte ein munteres Stimmengewirr.

Auf den ersten Blick konnte sie Alex nirgendwo entdecken. Sie ging zum Tresen, setzte sich auf einen Hocker und sah auf die Gläser in dem verspiegelten Regal.

»Loren, das ist aber eine Überraschung.« Alex war hinter dem Tresen in die Hocke gegangen, um einen Shaker aus einem der Unterschränke herauszunehmen. Als er hochschaute, hatte er Loren in dem verspiegelten Regal gesehen.

»Hallo, Alex.« Er sieht noch genauso aus wie damals, abgesehen von seinem Haar. Es erschien ihr ein bisschen heller, was aber auch an der Beleuchtung der Bar liegen konnte.

»Du machst wieder Urlaub bei uns?«, fragte er sie und füllte den Cocktailshaker, den er gerade aus dem Schrank geholt hatte, mit verschiedenen Säften.

»Ich bin schon fünf Tage hier und werde noch zwei Wochen bleiben«, sagte sie und schaute zu, wie er den Shaker verschloss und ihn schüttelte. Das sah so leicht aus, als hätte er nur eine Feder zu bewegen. Ich glaube, ich bin noch immer in ihn verliebt, dachte sie, als sie dieses verräterische Kribbeln in der Magengegend verspürte.

»Ich nehme an, du bist inzwischen verheiratet.«

»Nein, noch nicht. Alex, ich …«

»Alex, zwei Mandarinen Maracuja Cocktails für Tisch vier«, wurden sie von der hübschen Kellnerin unterbrochen, die in einem silberfarbenen Dirndl die Gäste bediente.

»Geht klar, Elli«, sagte Alex und wandte sich wieder Loren zu. »Okay, du bist also noch nicht verheiratet, das heißt, dass ich dich mit meiner Hochzeit möglicherweise noch überhole.«

»Du willst heiraten?«, fragte sie verblüfft.

»Ich habe mir immer eine Familie gewünscht. Da du mich nicht wolltest, habe ich mich für eine andere entschieden. Wir werden in zehn Tagen nach Sydney gehen. Ich habe mein Studium inzwischen abgeschlossen und werde als Dramaturg an einem Theater dort arbeiten. Du siehst, die Wunde, die du hinterlassen hast, ist geheilt«, erzählte er lächelnd. »Obwohl ich zugeben muss, ganz vergessen konnte ich dich nicht«, fügte er mit einem wehmütigen Blick hinzu.

Er wird heiraten. Er wünscht sich eine Familie. Das heißt, er hat inzwischen die Frau seiner Träume getroffen und sich von seinem lockeren Leben verabschiedet. Ich hätte mit so etwas rechnen müssen. Wie konnte ich diese Möglichkeit nur ausblenden? Loren kam sich auf einmal unglaublich naiv vor. Was hatte sie denn nur erwartet? Dass er hier in Bergmoosbach wartete, bis sie zurückkam, ihm von dem Kind erzählte und er ihr dann einen Heiratsantrag machte und aus ihnen eine glückliche Familie wurde?

»Du bist doch noch mit deinem Verlobten zusammen?«, fragte Alex, nachdem er den Inhalt des Shakers auf zwei Gläser verteilt hatte.

»Er ist gerade geschäftlich in der Schweiz. Die Hochzeit ist aber bereits geplant«, hörte sie sich sagen. Wie sollte sie ihm denn jetzt noch die Wahrheit sagen? Er stand kurz vor seiner Hochzeit, und sie wollte ihm eröffnen, dass sie ein Kind von ihm erwartete? Und diese Tatsache mit dem Geständnis krönen, dass sie diesen Verlobten nur erfunden hatte? In seinen Ohren würde es wohl eher so klingen, als hätte dieser Verlobte sie verlassen und sie war nun auf der Suche nach einem Ersatzvater für ihr Kind. Ja, die Vaterschaft ließe sich beweisen, aber sie hatte keine Ahnung, wie er auf diese Neuigkeiten überhaupt reagierte. Vermutlich würde sie seine Zukunftspläne durcheinander bringen. Ganz abgesehen davon, was seine Verlobte wohl dazu sagen würde.

»Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Alex, weil sie auf einmal so nachdenklich wirkte.

»Ja, es ist alles in Ordnung«, versicherte sie ihm.

»Möchtest du einen Schokoladenbananencocktail mit Mandellikör? Den mochtest du doch damals so gern.«

»Danke, nichts mit Alkohol. Ich nehme einen Johannisbeerencocktail.«

»Keinen Schlaftrunk?«

»Geh, Alex, doch nicht in ihrem Zustand«, sagte Elli, die die Cocktails, die Alex bereitgestellt hatte, auf ein Tablett lud.

»Welchen Zustand?«, fragte er verwundert.

»Mei, die Männer, da schaun sie einen an und sehn doch nichts«, entgegnete Elli und ging kichernd davon.

»Herzlichen Glückwunsch«, sagte Alex, der sich kurz über den Tresen beugte, weil ihm plötzlich klar wurde, was seine Kollegin meinte. »Wann ist es denn soweit?«

»In sieben Wochen.«

»Dann hast du es ja bald geschafft. Bitte sehr, mit extra vielen Johannisbeeren für die werdenden, Mama«, sagte er, als er ihr gleich darauf den Furchtcocktail reichte.

»Vielen Dank.« Ich muss mich zusammennehmen, er darf nichts von meiner Enttäuschung merken, dachte sie. Alex’ Eröffnung hatte sie getroffen. Aber unter diesen Umständen war es wohl besser, ihm das Kind zu verschweigen.

»Morgen bin ich für die Nachmittagsschicht eingeteilt. Hättest du Lust, mit mir am Abend essen zu gehen?«, fragte Alex, der einen Cocktail nach dem anderen zubereitete und kaum Zeit fand, sich ihr länger als ein paar Sekunden zuzuwenden.

»Was sagt deine Verlobte dazu, wenn du den Abend mit einer anderen Frau verbringst?«

»Sie ist zurzeit mit ihren Eltern auf Gran Canaria. Aber ich würde mich auch mit dir treffen, wenn sie hier wäre. Was sollte sie dagegen haben, wenn ich mich mit einer guten Bekannten treffe, die bald heiraten wird und ein Kind erwartet?«

»Du hast recht, das klingt nicht danach, als müsste sie sich Sorgen machen.« Sie dachte daran, ihn zu fragen, mit wem er verlobt war, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Sie wollte gar nicht wissen, wer diese Frau war, für die er bereit war, sein Leben zu ändern.

»Sind wir für morgen verabredet?«, fragte er.

»Gut, gehen wir essen«, erklärte sie sich einverstanden. Warum sollte sie sich dieses kleine Glück, ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen, verwehren. »Es war ein langer Tag für mich, Alex. Ich bin müde, wir sehen uns dann morgen«, verabschiedete sie sich bald darauf, weil das Sitzen auf dem Barhocker allmählich zu anstrengend für sie wurde.

»Ich reserviere für sieben Uhr einen Tisch im Restaurant. Warte, ich helfe dir.« Alex kam hinter dem Tresen hervor, als sie sich an der Kante abstützte, um von dem Hocker herunterzusteigen. »Ich glaube, es bewegt sich gerade«, flüsterte er, als er ihr von dem Stuhl herunterhalf und unwillkürlich auf ihren Bauch schaute.

»Er tritt kräftig zu«, entgegnete sie lächelnd, während sie die kleinen Dellen auf ihrer Bauchdecke beobachtete, die die Bewegungen ihres Kindes verursachten.