Der neue Landdoktor 49 – Arztroman - Tessa Hofreiter - E-Book

Der neue Landdoktor 49 – Arztroman E-Book

Tessa Hofreiter

0,0

Beschreibung

"Der neue Landdoktor" zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt. Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt... Hoffentlich bekomme ich das hin, dachte Patrizia. Sie hatte eine Decke am Seeufer ausgebreitet und genoss die morgendliche Stille. Die Sonne war erst vor ein paar Minuten aufgegangen. Sie hatte den See noch ganz für sich. Im Laufe des Vormittags würde sich entscheiden, ob sie diesen Auftrag, den sie vor ein paar Tagen angenommen hatte, auch wirklich beenden konnte. Sie musste diese Angst, die sie seit zwei Monaten daran hinderte, einen Teil ihrer Arbeit zu erfüllen, endlich in den Griff bekommen. Sie hielt noch einen Augenblick inne und schaute auf die Berge mit ihren dunklen Tannenwäldern und den See mit seinem Ufer aus feinkörnigem weißem Sand. Es war ein malerischer Anblick, wie sich das Morgenrot im Wasser spiegelte. Der Duft der wilden Blumen und des frischen Klees zog über sie hinweg, und sie wünschte sich, sie wäre nur hergekommen, um ein paar freie Tage zu genießen. Aber leider war ihr das nicht vergönnt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 119

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der neue Landdoktor – 49–

Verheimlichte Ängste

Patrizia wird sich überwinden müssen

Tessa Hofreiter

Hoffentlich bekomme ich das hin, dachte Patrizia. Sie hatte eine Decke am Seeufer ausgebreitet und genoss die morgendliche Stille. Die Sonne war erst vor ein paar Minuten aufgegangen. Sie hatte den See noch ganz für sich. Im Laufe des Vormittags würde sich entscheiden, ob sie diesen Auftrag, den sie vor ein paar Tagen angenommen hatte, auch wirklich beenden konnte. Sie musste diese Angst, die sie seit zwei Monaten daran hinderte, einen Teil ihrer Arbeit zu erfüllen, endlich in den Griff bekommen.

Sie hielt noch einen Augenblick inne und schaute auf die Berge mit ihren dunklen Tannenwäldern und den See mit seinem Ufer aus feinkörnigem weißem Sand. Es war ein malerischer Anblick, wie sich das Morgenrot im Wasser spiegelte. Der Duft der wilden Blumen und des frischen Klees zog über sie hinweg, und sie wünschte sich, sie wäre nur hergekommen, um ein paar freie Tage zu genießen. Aber leider war ihr das nicht vergönnt.

Sie drehte sich um und schaute auf den Laborwagen, den sie auf dem Parkplatz vor der kleinen Schiffswerft abgestellt hatte. Er sah aus wie ein großer Campingwagen, war aber wie ein Labor eingerichtet. Nachdem sie einige Jahre in verschiedenen Forschungseinrichtungen gearbeitet hatte, war der Laborwagen ihr Schritt in die Selbstständigkeit. Sie hatte sich auf die Erforschung der Wasserwelt spezialisiert, untersuchte seltene Pflanzen und Tiere vor Ort.

Es war eine Arbeit, die ihr Spaß machte und von der sie hätte leben können, wäre sie nicht vor drei Monaten in diese missliche Lage geraten, die ihren Plan, mit dem Laborwagen eines Tages um die Welt zu reisen, vermutlich zunichtemachte.

Sie war mit einem Kanu auf dem Ammersee unterwegs gewesen und gekentert. Im Wasser hatte sie sich in Schlingpflanzen verfangen, und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sich befreien konnte. Seitdem litt sie unter Albträumen und wagte sich nicht mehr in offene Gewässer. Sie hatte schon mehrere Aufträge abgesagt, angeblich, weil sie bereits ausgebucht sei.

Irgendwie musste sie diesen aktuellen Auftrag abschließen, ohne dass jemand herausfand, was mit ihr los war. Eine Biologin, die die Wasserwelt erforschte und sich nicht in diese Welt hineinwagte, würde niemand mehr beauftragen. Wenn die Wahrheit über sie herauskäme, wäre das das Ende ihrer Selbstständigkeit. Und was fast noch schlimmer wäre, sie würde das Haus verlieren, das sie nach dem Tod ihrer Eltern vor einem halben Jahr geerbt hatte. Das Haus, in dem sie aufgewachsen war und in dem sie immer glücklich war. Für ihren großen Traum hatte sie es mit einer Hypothek belastet. Wenn sie ihre Raten nicht fristgerecht bezahlte, würde es bald der Bank gehören.

Also gut, ich werde es versuchen, dachte sie. Sie zog das gelbe T-Shirt aus, das sie über ihrem hellgrünen Badeanzug trug, und ging zum See. Sie blinzelte gegen die Sonne, die hinter den Berggipfeln hervorschien, und tauchte die Füße ins Wasser. Es reichte ihr gerade bis zu den Knien, als ihr Herz zu rasen begann und sie auf der Stelle kehrtmachte, zurück zu ihrer Decke lief und sich wieder hinsetzte. Es funktionierte nicht, sie konnte sich einfach nicht überwinden. Die Therapiestunden bei der Psychologin, die sie in ihrer Verzweiflung aufgesucht hatte, schienen bisher nichts gebracht zu haben.

»Guten Morgen, alles in Ordnung?«, erkundigte sich Achim Baumeister, der aus seiner Werft kam.

»Ja, alles bestens«, schwindelte sie den jungen Mann an, der ihr den Parkplatz für ihren Laborwagen zur Verfügung stellte.

»Dann ist Ihnen das Wasser um diese Uhrzeit wohl noch zu kalt«, entgegnete er lächelnd.

»Ja, das ist es«, sagte sie und war ihm dankbar, dass er ihr die Ausrede für ihr Verhalten gleich mitgeliefert hatte.

»Meine Frau und ich haben gerade Kaffee gekocht. Wollen Sie eine Tasse mit uns trinken? Frische Semmeln gibt es auch.«

»Das klingt nach einer Einladung zum Frühstück.«

»Es ist eine Einladung.«

»Danke, ich nehme sie an.«

»Ich sage Wanda Bescheid, gehen Sie schon vor, ich muss noch schnell etwas im Büro des Bootsverleihs erledigen.« Achim zückte sein Handy, während er im Blockhaus verschwand, das gleich neben dem Steg mit den vertäuten Ruderbooten am Seeufer stand.

Patrizia freute sich über die Einladung. In ihrem Laborwagen hatte sie zwar einen Platz zum Schlafen abgetrennt, und es gab auch ein winziges Bad, aber eine Küche mit Sitzgelegenheit gab es nicht. Nur eine Kaffeemaschine, die auf einer Ablage im Labor stand. Das Frühstück mit Achim und seiner Frau Wanda würde sie eine Weile von ihren Sorgen ablenken. Die beiden wohnten in dem Loft, das sie sich über der Werft, einem hellen Steingebäude mit hohen Fenstern, eingerichtet hatten.

Bevor sie zu Wanda ging, stieg sie in ihren Laborwagen, zog eine Jeans an und tauschte das gelbe Strand­shirt gegen eine weiße Bluse mit kurzen Ärmeln.

»Die Tür ist offen!«, rief Wanda, als Patrizia gleich darauf zum Eingang der Werft ging. Sie stand auf der Terrasse des Lofts und winkte gut gelaunt.

Patrizia hatte die zierliche junge Frau, die an der Bergmoosbacher Grundschule Musik unterrichtete, schon am Abend zuvor bei ihrer Ankunft kennengelernt und hatte sich gleich gut mit ihr verstanden. Sie freute sich darauf, sie wiederzusehen, als sie die breite Holztreppe in den ersten Stock hinauflief. »Frühstücken Sie immer so?«, fragte sie erstaunt, als sie die Terrasse betrat und auf den liebevoll gedeckten Tisch schaute.

Eine weiße Tischdecke, Porzellan mit einem hübschen Blümchenmuster, frisches Obst, Pfannkuchen, Brötchen, Käse und Marmelade, Orangensaft und Kaffee. Es war alles da, was zu einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück gehörte. Aber es war nicht Sonntag, sondern ein ganz gewöhnlicher Wochentag.

»Könnte es sein, dass Sie etwas zu feiern haben? Ich meine, dann möchte ich ungern stören.« Patrizia konnte sich nicht vorstellen, dass die Baumeisters jeden Morgen auf diese Weise frühstückten.

»Wenn wir morgens ein bisschen Zeit haben, dann gönnen wir uns diesen Luxus. Heute haben wir Zeit. Mein Unterricht beginnt erst zur dritten Stunde, und der Bootsverleih hat für ein paar Tage geschlossen. Die Boote müssen überholt werden. Sie müssen sich also absolut keine Sorgen machen, wir freuen uns über Ihren Besuch. Für mich ist ein ausgiebiges Frühstück wie ein kleiner Urlaub. Ich hoffe, Sie gönnen sich hin und wieder auch diesen Luxus.«

»Nur wenn ich Besuch habe. Für mich allein lohnt sich der Aufwand nicht. Und zur Zeit lebe ich leider allein.«

»Es ist aber in Ordnung, wenn man sich selbst hin und wieder verwöhnt.« Wanda betrachtete die schlanke sportliche Frau mit dem schulterlangen hellblonden Haar, die sich ein wenig verunsichert umschaute.

»Ja, vermutlich haben Sie recht, aber allein zu frühstücken macht einfach keinen Spaß«, entgegnete Patrizia und setzte sich auf einen der bequemen Holzstühle mit den hohen Lehnen. »Sie wohnen hier wirklich sehr schön«, sagte sie und schaute auf den glitzernden See.

»Ja, ich weiß. Ich bin auch sehr froh, dass Achim dieses Loft beim Wiederaufbau der Werft gleich miteingeplant hat.«

»Ich habe über den Brand in der Zeitung gelesen. Dieser Sänger Ottfried Schönbrunn, der hier gastierte, hatte sich als Feuerteufel entpuppt.«

»Ja, allerdings, das war ziemlich dramatisch. Emilia Seefeld und ihr Freund Markus waren in der Werft, als der Brand ausbrach. Glücklicherweise ist es gut ausgegangen.«

»Es hieß, das Motiv dieser Tat war Eifersucht.«

»Wohl eher Besitzanspruch. Ich denke, Eifersucht hat nichts mit Liebe zu tun, obwohl Menschen das gern behaupten. Verletzter Stolz und Verlustangst, das sind die Motive für Eifersucht.«

»Tut mir leid, ich wollte keine alten Wunden aufreißen«, entschuldigte sich Patrizia, als Wanda plötzlich nachdenklich zu Boden schaute. Schließlich war sie die Frau, die Ottfried Schönbrunn unbedingt hatte zurückgewinnen wollen, obwohl sie ihm absolut keine Hoffnungen gemacht hatte, wie er selbst in einem Zeitungsinterview zugegeben hatte. »Emilia und Markus gehören doch zu den Entdeckern des Höhlenfisches, den Herr Marent und ich aufspüren sollen«, sprach sie möglichst unbefangen weiter.

»Das ist richtig. Alle in Bergmoosbach sind schon ganz aufgeregt, ob es sich bei diesem Fisch tatsächlich um den ersten Fund eines Höhlenfisches in Europa handelt.«

»Sobald sich mir einer präsentiert, werden wir es wissen. Für mich ist es das erste Mal, dass ich für ein wissenschaftliches Magazin arbeite. Von Herrn Marent habe ich allerdings schon einige Fotoartikel gesehen. Er ist sicher ein herausragender Unterwasserfotograf«, lobte Patrizia den Mann, der mit ihr zusammenarbeiten würde und von dem sie sich erhoffte, dass er ihr den Teil der Arbeit abnahm, den sie im Moment nicht leisten konnte.

Bisher hatte sie mit ihm nur E-Mails ausgetauscht, um sich auf diesen gemeinsamen Auftrag vorzubereiten. Er hatte ihr auch den Stellplatz an der Werft besorgt. Achim Baumeister, der zum Tauchteam der Bergwacht gehörte, hatte Ingo vor einigen Jahren während eines Tauchlehrgangs kennengelernt, und die beiden waren seitdem befreundet. Ingo würde in den nächsten Tagen bei den Baumeisters wohnen. Sie hatten also beide einen kurzen Weg zu ihrem Arbeitsplatz.

»Sie werden ihm bei ihren gemeinsamen Tauchgängen über die Schulter sehen können«, sagte Wanda.

»Die meiste Zeit werde ich wohl vor meinem Mikroskop verbringen.«

»Aber erst, nachdem sie den Höhlenfisch gefunden haben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie sich die Suche nach einem derart seltenen Exemplar entgehen lassen.«

»Nein, sicher nicht«, antwortete Patrizia, auch wenn sie im Moment keine Ahnung hatte, wie sie sich zu dieser Suche überwinden sollte. Sie suchte seit Tagen nach einer Ausrede, die Ingo davon überzeugen würde, dass er ohne sie nach dem Höhlenfisch suchen musste und sie nur für die Analyse im Labor zuständig war. Leider war ihr bisher noch nichts eingefallen, was wirklich überzeugend wäre.

»Sie können gleich alles persönlich mit ihm besprechen. Er wird auch mit uns frühstücken.«

»Ich dachte, er kommt erst gegen Mittag«, wunderte sich Patrizia über diese Ankündigung.

»Er war wohl mit seinem Fotoauftrag am Wolfgangsee früher fertig und hat deshalb beschlossen, den Tag heute schon in Bergmoosbach zu verbringen. Es ist doch sicher ganz gut, wenn Sie sich schon vor ihren gemeinsamen Tauchgängen ein wenig kennenlernen. Was natürlich nicht heißt, dass Sie Ihre Pläne ändern müssen, falls Sie bereits etwas vorhaben«, fügte Wanda schnell hinzu, als Patrizia sie überrascht anschaute.

»Nein, schon in Ordnung. Je früher wir anfangen, umso eher werden wir der Fachwelt hoffentlich die gute Nachricht verkünden können.« Sie konnte dieser Begegnung mit Ingo ohnehin nicht ausweichen. Bei einem ungezwungenen Frühstück mit seinen Freunden konnte sie vielleicht sogar besser einschätzen, inwieweit sie sich ihm anvertrauen konnte, was ihr Problem mit dem Tauchen betraf.

»Da ist er schon«, sagte Wanda.

Patrizia schaute über die kleine Mauer hinweg, die die Terrasse einfasste. Sie schaute zu, wie der silberfarbene Mercedeskombi von der Uferstraße abbog und auf dem Parkplatz vor der Werft anhielt. Er sieht sympathisch aus, dachte sie, als sie den großen sportlichen Mann aus dem Auto steigen sah. Er trug einen hellen leichten Pulli zu seiner Jeans und hatte sein blondes stufig geschnittenes Haar aus der Stirn gekämmt. Sie spürte einen Stich in der Magengegend, als er plötzlich hochschaute und sie den Blick aus seinen blauen Augen auffing. Sie war froh, dass Achim in diesem Moment aus dem Blockhaus kam und Ingo begrüßte.

Wenn er sie noch länger angesehen hätte, dann wäre sie vielleicht noch rot geworden.

Das hätte ihm verraten, dass er sie beeindruckt hatte, ein Eindruck, der sich aber auf den zweiten Blick vielleicht nicht bestätigen würde. Möglicherweise hatte er eine unsympathische Stimme oder einen laschen Händedruck oder irgendetwas anderes, was ihr nicht gefiel. Wie sie gleich darauf feststellte, traf nichts davon zu.

Ingo Marent sah nicht nur gut aus, er hatte außerdem eine angenehme dunkle Stimme und einen festen Händedruck. »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Frau Saring«, sagte er, als er mit Achim auf die Terrasse kam und Wanda sie einander vorstellte.

»Ich freue mich auch«, antwortete sie und war froh, dass sich ihr erster Eindruck von ihm bestätigt hatte.

»Ich bin schon gespannt auf unseren unbekannten Höhlenbewohner. Was denken Sie, um welche Tageszeit wird er höchstwahrscheinlich munter sein? Wann wollen wir nach ihm tauchen?«

Das geht ja schon gleich ganz wunderbar los, seufzte sie innerlich. Sie hatte doch noch immer keine Ahnung, welche Ausrede sie ihm präsentieren sollte, damit sie ihn nicht zum Tauchen begleiten musste.

»Ich denke, in der Dämmerung bestehen die besten Chancen, ihn zu entdecken«, sagte sie, weil sie doch irgendetwas antworten musste.

»Dann könnten wir morgen früh mit der Suche beginnen. Heute Abend sind wir ja mit Tobias Meier vom Bergmoosbacher Tagblatt verabredet.«

»Die Verabredung sollten wir auch unbedingt wahrnehmen. Schließlich haben wir Herrn Meier diesen Forschungsauftrag zu verdanken.« Sie wusste, dass der leitende Redakteur des Bergmoosbacher Tagblatts dafür gesorgt hatte, dass das Magazin sie beauftragt hatte, mit ihrem Laborwagen nach Bergmoosbach zu kommen.

»Tobias erwartet uns gegen sechs im Biergarten. Wir sollten den Tag nutzen, um noch einmal über den Ablauf unserer Arbeit zu sprechen und uns ein wenig kennenlernen. Schließlich wollen wir zusammen tauchen gehen, da sollten wir wissen, mit wem wir unterwegs sind«, fügte Ingo lächelnd hinzu.

»Ja, das wäre gut«, antwortete Patrizia und wich seinem Blick aus, weil sie befürchtete, er würde sie durchschauen.

»Noch einen Kaffee, Frau Saring?«, fragte Wanda.

»Ja, gern, und nennen Sie mich bitte Patrizia«, bat sie ihre Gastgeberin und sah auch Achim und Ingo an. Alle am Tisch waren ungefähr in ihrem Alter. Es erschien ihr passend, ihnen das Du anzubieten.

»Wunderbar, dass das bereits geklärt ist. Vor unserem ersten Tauchgang hätte ich dich ohnehin darum gebeten, dass wir auf das förmliche Sie verzichten«, sagte Ingo und sah ihr direkt in die Augen.

»Diese Schranke haben wir ja nun schon hochgeklappt«, entgegnete sie. »Wie alt sind denn die Kinder, die du unterrichtest?«, fragte sie Wanda, um das Thema Tauchen erst einmal zu beenden.

»Ich unterrichte die ersten vier Klassen.«

»Ist das nicht eher ungewöhnlich, dass schon die Erstklässler Musikunterricht haben?«

»In Bergmoosbach nicht. Die musischen Fächer besitzen hier bei uns einen hohen Stellenwert.«

»In München ist das leider nicht der Fall. Da muss man schon lange suchen, bis man eine Schule findet, die schon in den ersten Klassen Wert auf Musikunterricht legt«, beteiligte sich auch Ingo gleich an dem Gespräch.

»Du hast Kinder im Grundschulalter?«

Patrizia hoffte, dass ihre Frage nicht allzu interessiert klang, obwohl sie die Antwort mit ein bisschen Herzklopfen erwartete.

»Nein, bisher nicht. Das liegt wohl daran, dass ich die Mutter meiner Kinder noch nicht kennengelernt habe.«

»Aber du kümmerst dich bereits um die passende Schule«, entgegnete Patrizia, als er sie wieder anschaute und sie ihre Verunsicherung nur in den Griff bekam, indem sie einfach weitersprach.