Der neue Landdoktor 70 – Arztroman - Tessa Hofreiter - E-Book

Der neue Landdoktor 70 – Arztroman E-Book

Tessa Hofreiter

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Beschreibung

"Der neue Landdoktor" zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt. Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt... Tessa Hofreiter ist in vielen Romangenres mit großem Erfolg aktiv. Einen ihrer zahlreichen Höhepunkte bildete fraglos die Serie um "Das Chateau", die sich um ein französisches Weingut dreht. Immer populärer ist in jüngster Zeit "Der neue Landdoktor" geworden, der den Nerv einer wachsenden Lesergemeinde trifft. Der Stil dieser Schriftstellerin ist unverwechselbar. Der Marktplatz von Bergmoosbach war der Mittelpunkt des Dorfes. Hübsch restaurierte Häuser mit kleinen Geschäften in den Erdgeschossen rahmten den Platz mit seinem schönen alten Kopfsteinpflaster ein.Die Sonne war gerade hinter dem Rathausturm mit dem vergoldeten Wetterhahn auf seiner Spitze versunken, als Traudel auf dem Weg zum Treffen der Landfrauen auf den Marktplatz einbog und Therese Kornhuber begegnete."Grüß dich, Traudel, wie geht's denn so?", fragte Therese, eine stattliche Frau im grünen Dirndl."Danke der Nachfrage, mir geht es gut", antwortete Traudel, die gute Seele aus dem Hause Seefeld. "Und wie geht es dir?", wollte sie von der ersten Vorsitzenden des Landfrauenvereins wissen."Mei, ich bin grad nicht so zufrieden."Und warum nicht?"Die Fanny Kruse feiert in vier Wochen Silberhochzeit, und die Elvira und ich sind eingeladen."Geh, und das gefällt dir nicht? Du und die Elvira, ihr wart doch in der Schule immer eng mit der Fanny befreundet."Schon, die Fanny war auch früher ganz normal und umgänglich. Aber seitdem ihr Mann vor zehn Jahren in den Landtag in München gewählt wurde, haben wir uns ein bissel aus den Augen verloren, und inzwischen gehört sie zur Münchner Prominenz. Diese Feier, die soll etwas ganz Großes werden. Sie haben ein ganz ein vornehmes Restaurant an der Isar gemietet und zweihundert Gäste eingeladen."Da werdet ihr sicher einige wichtige Leute treffen."Davon geh ich aus, und da kommen wir schon zu meinem Problem. Ich möcht natürlich auch ein bissel schick aussehen, deshalb würd ich gern ein paar Kilo abnehmen.

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Der neue Landdoktor – 70–

Die süßen Seiten des Lebens

Als Valerie sich selbst befreite

Tessa Hofreiter

Der Marktplatz von Bergmoosbach war der Mittelpunkt des Dorfes. Hübsch restaurierte Häuser mit kleinen Geschäften in den Erdgeschossen rahmten den Platz mit seinem schönen alten Kopfsteinpflaster ein.

Die Sonne war gerade hinter dem Rathausturm mit dem vergoldeten Wetterhahn auf seiner Spitze versunken, als Traudel auf dem Weg zum Treffen der Landfrauen auf den Marktplatz einbog und Therese Kornhuber begegnete.

»Grüß dich, Traudel, wie geht’s denn so?«, fragte Therese, eine stattliche Frau im grünen Dirndl.

»Danke der Nachfrage, mir geht es gut«, antwortete Traudel, die gute Seele aus dem Hause Seefeld. »Und wie geht es dir?«, wollte sie von der ersten Vorsitzenden des Landfrauenvereins wissen.

»Mei, ich bin grad nicht so zufrieden.«

»Und warum nicht?«

»Die Fanny Kruse feiert in vier Wochen Silberhochzeit, und die Elvira und ich sind eingeladen.«

»Geh, und das gefällt dir nicht? Du und die Elvira, ihr wart doch in der Schule immer eng mit der Fanny befreundet.«

»Schon, die Fanny war auch früher ganz normal und umgänglich. Aber seitdem ihr Mann vor zehn Jahren in den Landtag in München gewählt wurde, haben wir uns ein bissel aus den Augen verloren, und inzwischen gehört sie zur Münchner Prominenz. Diese Feier, die soll etwas ganz Großes werden. Sie haben ein ganz ein vornehmes Restaurant an der Isar gemietet und zweihundert Gäste eingeladen.«

»Da werdet ihr sicher einige wichtige Leute treffen.«

»Davon geh ich aus, und da kommen wir schon zu meinem Problem. Ich möcht natürlich auch ein bissel schick aussehen, deshalb würd ich gern ein paar Kilo abnehmen. Die Fanny ist doch recht schlank, und die Elvira hat ohnehin kein Problem mit dem Gewicht. Ich wär dann der dicke Mops.«

»Geh, ein dicker Mops bist du nicht«, widersprach ihr Traudel. »Kauf dir einfach ein schönes Kleid, in dem du dich wohlfühlst, dann machst du mit Sicherheit eine gute Figur.«

»Ich möcht aber unbedingt ein paar Kilo verlieren. Hast du vielleicht einen Tipp, was ich nehmen könnt, damit das mit dem Abnehmen klappt?«

»Der einzige wirklich kluge Rat ist der, weniger zu essen. Alles andere funktioniert nicht.«

»Aber es gibt doch so viele Spezialdiäten. Kannst mir nicht eine empfehlen, die die Sache ein bissel beschleunigt?«

»Seh ich denn so aus, als wäre ich Expertin für Diäten?«, fragte Traudel lächelnd und fuhr mit den Händen über ihre kräftigen Hüften, die sie unter dem Rock des dunkelblauen Dirndls verbarg.

»Was empfehlen deine beiden Doktoren, wenn sie einem Patienten zum Abnehmen raten?«

»Sie empfehlen, weniger zu essen. Das ist weitaus einfacher, als sich an eine strenge Diät zu halten. In unserem Alter funktioniert sie ohnehin nur bedingt. Wir sind halt inzwischen ein bissel fülliger. So geht es den meisten, wenn sie älter werden.«

»Ich nehme mich da aus«, sagte die hagere Frau in dem mausgrauen Dirndl, die aus dem Haus mit der Schusterei Draxler im Erdgeschoss kam.

»Nicht ein jeder hat so gute Gene wie du, Draxlerin«, erwiderte Therese.

»Bist wohl neidisch«, entgegnete Elvira schmunzelnd.

»Das bin ich«, gab Therese zu.

»Nach neusten medizinischen Erkenntnissen sind ein paar Kilo mehr im Alter durchaus von Vorteil«, erklärte Traudel.

»Dann sollt mir die Therese halt ein bissel was von sich abgeben, dann passt es für uns beide.«

»Wenn’s nur ginge«, seufzte Therese.

»Du warst bei meinem Edgar, um dir neue Schuhe machen zu lassen, habe ich gehört.«

»Ich komm doch öfter, um mir Schuhe anfertigen zu lassen. Ich mein, wir haben wenigstens noch einen Schuster, der sein Handwerk versteht.«

»Du hast dir recht auffällige Schuhe bestellt.«

»Freilich, sie sollen auch auffallen. Du solltest dir auch ein neues Paar anfertigen lassen. Mit unseren Schuhen werden wir die feine Münchner Gesellschaft beeindrucken.«

»Diese Feier macht dir aber schwer zu schaffen«, stellte Elvira fest.

»Ich war halt früher immer die Hübscheste von uns, daran würd ich gern festhalten«, erklärte Therese.

»Aha, du hältst die Fanny und mich also für hässliche Hühner«, entgegnete Elvira beleidigt.

»Dass ich die Hübscheste von uns war, heißt doch nicht, dass ihr hässlich wart. Ich war eben nur das hübscheste von drei hübschen Mädchen.«

»Nichts hält ewig«, erklärte Elvira und legte den Arm tröstend um Thereses Schultern.

»Ich denk, ich werde das Thema Diäten heute Abend ansprechen. Ich bin sicher, dass die eine oder andere von uns schon mit einer Schnelldiät abgenommen hat.«

»So eine Diät mag kurzfristigen Erfolg bringen, aber danach hast du die Pfunde schneller wieder auf den Hüften, als du dir vorstellen kannst«, sagte Traudel.

»Du kennst dich also doch aus.«

»Ich weiß, dass diese Diäten sinnlos sind, deshalb muss ich mich auch nicht mit ihnen befassen.«

»Aber mir geht es doch nur um den kurzfristigen Erfolg. Ich möcht einfach nur ein bissel flotter ausschauen, wenn ich die Fanny wiederseh.«

»Ehrlich gesagt, ich glaub, dass es der Fanny vollkommen egal ist, welche Kleidergröße du trägst«, mischte sich Elvira wieder ein.

»Mir aber nicht.« Therese überprüfte den Sitz ihres grauen Haares, das sie zu einem Knoten am Hinterkopf festgesteckt hatte, und schaute nachdenklich geradeaus.

»Das mit dem Abnehmen ist eine vertrackte Angelegenheit. Es gibt einfach zu viele Versuchungen«, seufzte Traudel und sah auf das Schaufenster des Cafés Höfner. Die köstlichen Torten aus der hauseigenen Konditorei, die von Henning Höfner, dem Sohn der Familie, geführt wurde, waren jede Sünde wert.

»Ich hab gehört, der Henning hat gerade Besuch von einem Kollegen. Sie versuchen sich an neuen Pralinenrezepten«, erzählte Elvira.

»Die werden sicher köstlich werden«, sagte Traudel.

»Freilich, genau wie die anderen, die Henning bisher hergestellt hat. Wisst ihr was, jetzt hab ich direkt Appetit auf was Süßes bekommen. Ich werd mir gleich ein Tütchen von den Champagnertrüffeln holen. Ich komm dann nach.«

»Wer es sich leisten kann«, murmelte Therese, während Elvira im Café Höfner verschwand und sie und Traudel sich auf den Weg zum Dorfgemeindehaus machten.

Das Dorfgemeindehaus war ein renovierter Fachwerkbau, der ein wenig schüchtern hinter dem Rathaus hervorlugte. Vor dem Eingang standen drei alte Kastanien mit prächtigen Laubkronen, und hinter dem Haus gab es einen großen Garten mit Apfelbäumen und Beerensträuchern.

Die Landfrauen trafen sich wie immer im großen Saal mit der breiten Flügeltür zum Garten. Die Tische waren in einem Quadrat angeordnet und die Stühle nur an den Außenseiten aufgestellt, damit keine der Damen einer anderen den Rücken zuwenden musste.

An diesem Abend waren allerdings nur die älteren Damen gekommen. Die jungen Landfrauen nahmen an einer Pilateswoche in der Sporthalle teil.

»Guten Abend, Talhuberin«, begrüßte Traudel die Frau des Bürgermeisters, eine hübsche Frau im hellen Trachtenkostüm, die neben den Lohmeier Zwillingen, zwei rundlichen Damen in orangefarbenen Dirndln und Lodenhütchen auf den kurzen Locken, bereits an den Tischen Platz genommen hatte.

Auch Margot Wendelstein, die die Jugendherberge leitete, war gekommen und Irmi, die ältere Bedienung aus dem Biergarten. Die beiden saßen zusammen mit Gerti Fechner, der Sprechstundenhilfe der Praxis Seefeld, ihrer Schwester Sieglinde und Carola Holzer, der Frau des Sägewerkbesitzers, in einer Tischreihe.

Auch für das leibliche Wohl der Anwesenden war gesorgt. Auf jedem Tisch standen Tee, Kaffee und Kekse. Therese beschloss, sofort mit ihrer Diät zu beginnen. Sie würde die Kekse, die sie so gern mochte, ignorieren. Als Elvira kurz darauf genüsslich kauend den Saal betrat, lief ihr das Wasser im Mund zusammen, aber sie ließ sich nichts anmerken.

»Meine Damen, Henning hat mir einige Pralinen mitgegeben. Wir sollen sie probieren«, verkündete Elvira und reichte die große Tüte mit gemischten Pralinen herum.

»Nein, danke«, sagte Therese, als Simone Windfang, die Kosmetikerin vom Hotel Sonnenblick, ihr die Tüte reichte.

»Geh, du verschmähst diese Köstlichkeiten?«, wunderte sich Simone, eine kleine dralle Blondine im roten Kostüm.

»Das tue ich, weil ich gern ein paar Kilo verlieren möchte. Was so manch einer anderen hier sicher auch nicht schaden könnt.«

»Hältst du mich für zu dick?«, fühlte sich Simone gleich angesprochen.

»Mei, ein bissel zu viel hast du schon auch auf den Rippen.«

»Naja, das stimmt schon«, gab Simone zu und reichte die Pralinen an Traudel weiter.

»Ich sollte auch besser verzichten«, sagte Traudel und gab die Tüte an Elvira zurück.

»Vielleicht sollten wir gemeinsam eine Diät machen. Ich meine alle, die ein bisschen abspecken wollen«, schlug Simone vor.

»Ich bin dabei«, sagte Therese, die die Chance sofort nutzte, dieses Thema nicht selbst ansprechen zu müssen.

»Wir sind auch dabei«, schlossen sich die Lohmeier Zwillinge an.

»Ja, ich mache auch mit«, erklärte Helga Talhuber.

»Ich…«

»Nein, du nicht«, unterbrach Sieglinde Fechner ihre Schwester Gerti. Die pensionierte Studienrätin war gertenschlank, ihre jüngere Schwester dagegen war ein wenig pummelig, was die Plisseeröcke, die sie am liebsten trug, noch betonten.

»Schon gut«, murrte Gerti. Ihr war bewusst, dass eine Diät nicht das Mittel der Wahl war, um erfolgreich abzunehmen. Aber manchmal war die Sehnsucht, schlanker zu sein, groß genug, um es doch noch einmal zu versuchen.

Die anderen Damen stimmten Simones Vorschlag geschlossen zu. Auch Traudel, die sich einredete, dass sie nur mitmachte, um zu beweisen, dass eine Diät nichts brachte. Insgeheim aber hoffte sie, dass dieses gemeinsame Vorhaben vielleicht doch Erfolg hatte.

»Ich denke, wir sollten diese Sache nicht allein durchziehen. Wir sollten uns Hilfe holen«, ergriff Simone erneut das Wort.

»Welche Art Hilfe?«, fragte Therese.

»Nun, ich dachte an Eckmar Windscheck«, antwortete Simone und genoss die erstaunten Blicke der anderen Damen.

»Eckmar Windscheck, dieser Ernährungsberater, der hin und wieder im Fernsehen auftritt und schon einige Bücher über erfolgreiches Abnehmen geschrieben hat? Wie willst du diesen Mann denn für unsere Sache gewinnen?«, wollte Helga Talhuber wissen.

»Ich habe gelesen, dass er zur Zeit in Garmisch Vorträge über gesunde Ernährung hält. Wir könnten ihn bitten, einen Vortrag bei uns zu halten. Ich meine, wenn ihr alle einverstanden seid.«

»Du liebe Güte, ihr wollt jemanden dafür bezahlen, dass er euch sagt, ihr sollt weniger essen, wenn ihr abnehmen wollt?« Sieglinde Fechner schüttelte ungläubig den Kopf, als die anderen sich mit Simones Vorschlag einverstanden erklärten.

»Wenn es so einfach wäre, dann würden wir jetzt nicht über dieses Thema sprechen. Dann wären wir nämlich alle rank und schlank«, entgegnete Simone.

»Ich kann mich erinnern, dass du dir vor einigen Monaten die Bücher von diesem Windscheck gekauft hast. Hast du sie gelesen?«, wollte Sieglinde von Simone wissen.

»Ja, alle«, erklärte Simone stolz.

»Das beweist, dass sie nichts taugen, denn sie haben dir ganz offensichtlich nicht geholfen«, stellte Sieglinde mit dem Blick auf Simones runde Hüften fest.

»Das liegt aber nicht an den Büchern, sondern an mir. Ich war nicht so konsequent, wie ich es hätte sein müssen. Windscheck rät übrigens dazu, mit anderen gemeinsam abzunehmen, weil man sich dann gegenseitig anspornt.«

»Und kontrolliert«, fügte Traudel hinzu, was ihr als besonders wichtig erschien.

»Wie auch immer, dieser Mann verdient sein Geld mit der Dummheit der anderen.«

»Siggi, bitte, jetzt lass sie doch. Du weißt ja nicht, wie es ist, wenn man sich danach sehnt, endlich einmal ein paar Kilo zu verlieren«, mischte sich Gerti ein.

»Papperlapapp, wenn diese Sehnsucht wirklich so groß ist, dann isst man einfach nur die Hälfte. Dabei spart man nicht nur das Geld für einen selbst ernannten Diätexperten, man spart auch noch jede Menge Geld durch einen reduzierten Einkauf.«

»Ich erkläre mich bereit, Herrn Windscheck zu kontaktieren«, erklärte Simone und kümmerte sich nicht weiter um Sieglindes Einwände.

»Ja, tu das, Simone«, erhielt sie auch sofort die Zustimmung der anderen.

»Wunderbar, ich starte einen Rundruf, sobald ich mit ihm gesprochen habe.«

»Nachdem wir das geklärt haben, kommen wir zur Tagesordnung. Die Planung unseres Herbstausfluges und die Modenschau der Strickpullover im Oktober. Konntet ihr eure Nichte für die Jury gewinnen?«, wandte sich Therese an die Lohmeier Zwillinge.

»Frida ist dabei«, sagte Hedwig Lohmeier, die drei Minuten älter als ihre Schwester war und stets so tat, als müsste sie auf ihre jüngere Schwester aufpassen.

»Wie geht es Frida denn? Fühlt sie sich wohl in München?«, erkundigte sich Traudel nach der jungen Frau, die als Designerin für Strickwaren angefangen hatte und nun ein Modehaus in München leitete.

»Unsere Kleine ist glücklich, privat und beruflich«, antwortete Heidi, die jüngere Schwester.

»Frida ist eine erwachsene Frau, Heidi, nicht unsere Kleine«, wies Hedwig sie gleich zurecht.

»Ich nenne sie meine Kleine«, erklärte Heidi trotzig.

»Zurück zu unserer Tagesordnung«, bat Therese und beendete damit die kleine Auseinandersetzung der Zwillinge.

Zwei Stunden später verabschiedeten sich die Damen voneinander, und alle außer Sieglinde und Elvira waren gespannt darauf, ob Simone Eckmar Windscheck für einen Vortrag in Bergmoosbach gewinnen konnte.

*

Das Haus der Seefelds stand auf einem sanft ansteigenden Hügel am Ortsrand von Bergmoosbach. Es hatte grüne Fensterläden und einen verglasten Wintergarten. Eine Treppe führte durch einen blühenden Steingarten zur Terrasse hinauf. Die Landarztpraxis war in einem Flachbau im Hof untergebracht. Eine prächtige alte Ulme mit einer weißen Holzbank um ihren Stamm beschattete den Eingang des Wohnhauses und der Praxis.

Traudel kam am nächsten Vormittag gerade vom Einkaufen aus dem Dorf zurück, als Simone am Haus der Seefelds vorbeiradelte. Sie trug tomatenrote Leggins und ein rotweiß gestreiftes T-Shirt.

»Ich habe gute Nachrichten!«, rief Simone und trat auf die Bremse ihres Rades. Da die Straße leicht abschüssig war, stieg sie ab und schob ihr Rad auf den Bürgersteig.

»Ich nehme an, es geht um dein Telefonat mit Herrn Windscheck«, mutmaßte Traudel.

»Richtig, stell dir vor, er hat zugesagt. Er wird in drei Tagen hier sein. Ich habe für ihn und seine Schwester bereits Zimmer im Hotel Sonnenblick gebucht«, erzählte Simone freudestrahlend.

»Seine Schwester?«

»Sie begleitet ihn auf seinen Vortragsreisen. Er wird zwei Vorträge für uns halten. Einen, bevor wir mit unserer Diät starten und einen sieben Tage später, um die ersten Erfolge mit uns zu feiern.«

»Zu feiern, aha. Er scheint offensichtlich davon überzeugt zu sein, dass wir diese Herausforderung meistern.«

»So ist es.«

»Hast du mit ihm auch über die Kosten für die beiden Vorträge gesprochen?«

»Selbstverständlich. Für beide Vorträge zusammen nimmt er 50 Euro pro Teilnehmerin. Einmal schön essen gehen kostet genauso viel.«

»Richtig, aber dieses Mal bezahlen wir dafür, nicht essen zu gehen«, entgegnete Traudel lächelnd.

»Dafür lernen wir hoffentlich, uns in Zukunft ein wenig besser zu beherrschen. Ich habe auch schon mit Therese gesprochen. Sie kümmert sich darum, dass uns an den entsprechenden Abenden der Saal im Dorfgemeindehaus zur Verfügung steht. Hallo, Doktor Seefeld!«, rief Simone, als sie den jungen Mann in der Jeans und dem weißen Poloshirt sah, der mit einer Arzttasche aus dunkelbraunem Leder die Praxis verließ.

»Hallo, Frau Windfang!«, antwortete Sebastian Seefeld freundlich, bevor er in den dunkelblauen Geländewagen stieg, der im Hof parkte.

»Simone, ich habe eine Bitte«, sagte Traudel leise.

»Die wäre?«

»Ich möchte nicht, dass jemand in der Familie mitbekommt, dass ich an diesem Vorhaben teilnehme.«

»Verstehe, du willst sie mit deinem neuen Aussehen überraschen«, flüsterte Simone, als sie und Traudel zur Seite traten, um dem Geländewagen Platz zu machen.

»Nein, das ist nicht der Grund. Gibt es einen Notfall?«, fragte Traudel, als Sebastian noch einmal kurz anhielt.

»Anna möchte, dass ich bei einer Geburt drüben in Mainingberg dabei bin. Mein Vater übernimmt die Sprechstunde. Gerti hat ihm schon Bescheid gesagt.«

»Viel Glück«, sagte Traudel.

»Danke.«