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1920er Jahre in Berlin: eine wilde Zeit in einer lebendigen, aber auch gefahrvollen Stadt. Ein Anwalt vertauscht nach einem Unfall seine Aktentasche mit der eines Fremden - und findet darin Merkwürdiges ... Es ergeben sich Verwicklungen, in denen ein seltsames Haus die Hauptrolle spielt - die Anwohner nennen es nicht ohne Grund das Katzenpalais ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Der Palast der Katzen
1920er-Berlin-Krimi
D.S. Becker
idb, 2016
ISBN 978-3-96150-173-1
Coverph. Marco
Rechtsanwalt Heiling erreichte den Stadtbahnzug auf dem Bahnhof Börse noch im letzten Augenblick. Jetzt, wo die Millionenstadt Berlin nach dem abendlichen Geschäftsschluß das unzählige Heer der Angestellten ausspie wie ein übersättigter, müder Moloch, waren die Züge nach den westlichen Vororten mehr als überfüllt. Aber Ernst Heiling hatte Glück. Wie er sich noch mit knapper Not in ein Abteil zweiter Klasse hineinschwang, winkte ihm zwischen einer älteren Dame und einem fast überelegant gekleideten Herrn ein freies Plätzchen.
Er setzte sich, rückte den von dem eiligen Lauf etwas nach vorn gerutschten Klemmer auf seiner schmalen, feingebauten Nase an die richtige Stelle und entfaltete die Abendzeitung. Seine Aktenmappe, in der sich dringende Papiere befanden, die er daheim erledigen wollte, stellte er neben sich.
Aber zum ungestörten Genuß der Blätter sollte er sobald nicht kommen. Sein Nachbar, in dessen fahlem Gesicht das Einglas wie festgemauert saß, duftete derart aufdringlich nach einem süßlichen Parfüm, daß der Rechtsanwalt sich schleunigst eine Zigarette anzündete, obwohl die Luft in dem Abteil bereits von Rauchschwaden erfüllt war und Heiling sonst schon aus Rücksicht auf die anwesenden Damen auf seine geliebte Manoli verzichtet hätte. Doch dieser widerlich süße Duft, der seine Nase fortgesetzt belästigte, war anders nicht zu ertragen.
Als die Zigarette brannte, lehnte er sich weit in die Polster zurück und betrachtete nun erst einmal genauer diesen Herrn, der seine Mitmenschen mit diesem unausstehlichen Parfüm derart zu peinigen wagte. Das Gesicht des Betreffenden ließ mit seiner ungesunden Farbe und den feinen Fältchen um Mund und Augen keinen sicheren Schluß auf das Alter zu. Anfang der dreißiger, schätzte Heiling, dem das scharfe Beobachten anderer bei seinem Beruf zur zweiten Natur geworden war. Kleidung zu gigerlhaft, überlegte der Anwalt weiter. Der Kragen könnte getrost ein paar Zentimeter niedriger sein, und der Stein in der Nadel der lose geschlungenen Krawatte dürfte auch nicht ganz echt sein – also Talmi-Eleganz, wie man sie in Berlin in gewissen Kreisen, die Heiling durch seine Tätigkeit mehr als gut kannte, nur zu häufig antrifft.
Bei alledem schien den in so unfeiner Weise parfümierten Menschen eine fast krankhafte Unrast zu peinigen. Er klebte nur gerade noch auf dem vordersten Rande des Polsters und saß auch nicht einen Augenblick ruhig. Bald fuhr sein von einem spiegelblanken Zylinderhut gekrönter Kopf nach dieser Seite hin, bald nach der anderen, indem er durch sein Monokel die vorbeihuschenden Häuser und Straßenzüge aufmerksam betrachtete. Offenbar hatte er es sehr eilig und erwartete mit höchster Ungeduld das endliche Eintreffen am Ziele seiner Fahrt. Eine Ledermappe, die in Größe und Farbe der des Anwalts vollkommen glich, hielt er ängstlich an den Körper geklemmt unter dem linken Arm.
Auf dem Bahnhof Friedrichstraße füllte sich das Abteil noch mehr. Auch der Mittelgang war jetzt von Leuten, die keinen Sitzplatz mehr gefunden hatten, völlig gefüllt. Nur mit Mühe gelang es Heiling, der sich inzwischen schon ein wenig an den aufdringlichen Geruch gewöhnt und dem der Stutzer bereits wieder herzlich gleichgültig war, seine Zeitung zu entfalten.
Da – kurz vor dem Einlaufen in den Lehrter Bahnhof wurden die Bremsen plötzlich mit aller Gewalt angezogen. Es gab einen so starken Ruck, daß die Insassen des Abteils, in dem der Rechtsanwalt sich befand, gründlich durcheinandergeworfen wurden. Erst nach einer Weile gelang es Heiling, seine Aktentasche, die vom Sitz heruntergefallen war, wieder an sich zu nehmen.
In demselben Augenblick riß auch schon ein Schaffner die Tür auf und rief den bestürzten Fahrgästen zu, daß die Maschine entgleist sei und alles sich zu Fuß nach dem nahen Lehrter Bahnhof den Gleisen entlang begeben müsse.
Mit einem halb unterdrückten Fluch sprang als erster Heilings Nachbar auf und drängte sich rücksichtslos nach der offen gebliebenen Tür durch.
»Nette Wirtschaft – verdammter Aufenthalt!« hörte der Anwalt den Fremden murmeln. Dann verlor er ihn aus den Augen.
Eine Viertelstunde später befand sich Heiling, der eine elektrische Straßenbahn zur Weiterfahrt benutzt hatte, in seiner in Charlottenburg gelegenen Privatwohnung. Schon unterwegs hatte er bemerkt, daß der geringfügige Eisenbahnunfall ihm doch in einer Beziehung verhängnisvoll geworden war. Fraglos hatte er nämlich seine Aktentasche mit der des parfümierten Herrn, die gleichfalls ihrem Besitzer entglitten war, vertauscht. Denn deutlich fühlte er durch das Leder – leider zu spät, woran nur die allgemeine Aufregung Schuld trug – in der Mappe mehrere harte, längliche Gegenstände, während seine eigene nur ein paar dünne Aktenhefte enthalten hatte.
In seinem aus zwei vornehm möblierten Zimmern bestehenden Junggesellenheim beschaute er sich dann die vertauschte Aktentasche genauer. Die Sache war ihm insofern recht ärgerlich, als er nicht wissen konnte, wann der Fremde ihm sein Eigentum wieder zustellen würde, und weil sich unter den Aktenstücken zwei Exemplare befanden, die er morgen vormittag notwendig brauchte. Vielleicht entdeckte er jedoch in der ihm vorliegenden Mappe irgend etwas, was ihm die Adresse des Besitzers verriet. Und so versuchte er denn, die Tasche zu öffnen. Das Schloß widerstand zunächst allen seinen Bemühungen, bis er, ungeduldig geworden und nur von dem Wunsche beseelte, seine Papiere schleunigst zurückzuerhalten, einige kleine Schlüssel herbeiholte und diese probierte. Einer paßte wirklich. –
Mit einer gewissen Neugier breitete Heiling jetzt den Inhalt der Aktentasche auf seiner Schreibtischplatte aus.
Zu seiner Enttäuschung enthielt sie jedoch nur ein flaches, in ein schwarzes Tuch eingehülltes Paket und ein zerknittertes Blatt Papier, auf dem einige Reihen von deutschen, offenbar in verstellter Schrift geschriebenen Wörtern standen, die aber nicht den geringsten Sinn ergaben.
Ziemlich mutlos wickelte Heiling nun das Tuch auseinander, um sich auch die darin befindlichen Gegenstände anzusehen. Ein leises Klirren belehrte ihn – worauf er schon aus dem Gewicht des Bündels geschlossen hatte – daß es sich um Metallsachen handeln müsse.
Dann lagen diese vor ihm, glitzernd im Lichte des elektrischen Kronleuchters …
Der Anwalt stand einen Augenblick ganz regungslos vor Überraschung da. Unwillkürlich drängte sich ein leiser Ausruf höchsten Staunens über seine Lippen …
Denn seine Augen ruhten wie gebannt auf dem fein gearbeitetsten Einbrecherwerkzeug, das ihm je in seiner Praxis vorgekommen war. Da fehlte nichts; – von einer haarscharfen, dünnen Stahlsäge bis zu einem aufklappbaren Brecheisen war alles vertreten, womit der moderne Dieb sich ihm bietende Hindernisse zu bezwingen weiß.
Nachdenklich starrte Heiling noch immer auf diese aus feinstem Stahl gefertigten Instrumente, deren verbrecherischer Zweck gerade ihm als Strafverteidiger sofort klar geworden war. Blitzschnell überlegte er sich sein ferneres Verhalten. Auf keinen Fall durfte der Fremde ahnen, daß er durchschaut war. Und so legte der Rechtsanwalt schleunigst die Diebeswerkzeuge wieder in die Tasche zurück. Schon wollte er diese verschließen, als ein anderer Gedanke in ihm aufblitzte. Im Nu hatte er das Papier mit dem rätselhaften Inhalt wörtlich abgeschrieben. Jetzt erst ließ er die Feder des Schlosses einschnappen und warf dann die Ledermappe achtlos auf den nächsten Sessel.
Damit noch nicht genug, stellte er sein Tischtelephon für die Portierloge ein und rief den Hausmeister an:
»Tomsen, sind Sie dort?«
»Jawohl, Herr Rechtsanwalt. – Sie wünschen?«
»Ist Werner zu Hause?«
»Freilich. Er sitzt gerade beim Abendbrot. Soll er etwas für Sie besorgen?«
»Allerdings. Er mag sofort heraufkommen. Die Sache ist dringend.«
»Gut.« Eine Pause. Dann: »Er ist schon unterwegs, Herr Rechtsanwalt.«
»Danke!«
Befriedigt legte Heiling den Hörer auf die Stützen zurück und ging dann hinaus, um selbst die Flurtür zu öffnen.
Werner Tomsen hastete in großen Sprüngen die läuferbelegte Treppe empor. Ganz atemlos stand er jetzt vor seinem Gönner und Brotherrn.
»Herr Rechtsanwalt wünschen …?«
»Nicht hier. Komm in mein Zimmer.«
Es war ein hochaufgeschossener Junge von etwa fünfzehn Jahren, der abwartend vor Heiling sich aufpflanzte.
»Du weißt, wozu ich dich verpflichtete, als ich dich als Schreiber in mein Bureau aufnahm«, begann der Rechtsanwalt hastig.
»Jawohl – zur Ehrlichkeit und Verschwiegenheit!« erwiderte Werner Tomsen prompt.
Heiling nickte.
»Von dem Auftrag, den ich dir jetzt geben werde, zu niemandem ein Wort! – Es wird wahrscheinlich heute abend noch ein Herr zu mir kommen, um seine Aktentasche, die er mit der meinen in der Bahn vertauscht hat, abzuholen. Diesem Herrn folgst du unauffällig, verstanden! Hier hast du für etwaige Auslagen sechs Mark. Sollte es nötig sein, so benutzte zur Beobachtung des Betreffenden jede sich dir bietende Möglichkeit. Auto, Taxameter, Elektrische – von allem mache Gebrauch, um ihm auf der Fährte bleiben zu können. Ich möchte herausbekommen, mit wem der Herr verkehrt, in welchem Hause er verschwindet bzw. welches Restaurant er aufsucht. Du verstehst mich …?«
Der junge Mensch, dessen gesundes, offenes Gesicht mit den schlauen, gar nicht mehr kindlichen Augen jetzt förmlich strahlte, entgegnete eifrig:
»Ob ich verstehe, Herr Rechtsanwalt! Natürlich! Ich werd’ die Sache schon machen, verlassen Sie sich ganz auf mich. Wenn ich auch nicht gerade geborener Berliner bin – helle sind wir doch!«
»Schon gut. – Erledigst du den Auftrag zu meiner Zufriedenheit, so erhältst du drei Mark. Außerdem weißt du ja, daß ähnliche Angelegenheiten bei uns im Bureau häufig vorkommen. Stellst du dich geschickt an, so werde ich dich in Zukunft des öfteren zu verwenden wissen. – So, und nun verschwinde. Halte dich vor der Haustüre auf der anderen Straßenseite auf und gib genau acht, ob ein Herr mit einer Aktentasche wie dieser da den Flur betritt und bald wieder erscheint. Das ist dann der richtige.«
Werner Tompsen verließ mit einer höflichen Verbeugung das Zimmer.
Eine Viertelstunde später klingelte es an der Flurtür der zweiten Etage, deren linke Hälfte die Frau verwitwete Hauptmann v. Gersten bewohnte, bei der als Untermieter wieder der Rechtsanwalt Dr. jur. Ernst Heiling zwei Vorderzimmer innehatte.
Gleich darauf klopfte Frau v. Gersters Stubenmädchen bei dem Rechtsanwalt an.
»Herr Doktor«, – für Minna war ein ›Doktor‹ mehr als ein Rechtsanwalt – »ein Herr wünscht Sie zu sprechen.«
»Ich lasse bitten.«
Heiling erhob sich aus seinem Schreibtischsessel und ging dem Eintretenden entgegen.
Es war tatsächlich der Fremde aus dem Stadtbahnzug.
»Schmidt, Ingenieur der Firma Siemens und Halske«, stellte er sich mit leicht näselnder Stimme vor.
Heiling machte eine einladende Handbewegung nach einem der Sessel hin, die um den großen Mitteltisch gruppiert waren.
»Wollen Sie bitte Platz nehmen, Herr Schmidt – womit kann ich Ihnen dienen?«
»Danke verbindlichst«, lehnte der angebliche Ingenieur ab. »Ich habe Eile. – Der Zweck meines Besuches ist der, Ihnen diese Aktentasche wieder auszuhändigen. Wir haben unsere Mappen vertauscht, als sie bei dem plötzlichen Bremsen des Zuges zu Boden fielen.«
Heiling lächelte liebenswürdig.
»Ich ahnte, daß Sie kommen würden, Herr Schmidt. Meinen Namen nebst Adresse mußten Sie ja auf den Akten in meiner Ledertasche finden. – Darauf rechnete ich und war daher über die Verwechslung nicht weiter in Sorge. – Vielen Dank. So bitte – hier ist Ihre Mappe. Ich will ehrlich sein: Ich versuchte dieselbe zu öffnen, um vielleicht aus dem Inhalt Ihren Namen zu erfahren. Da sie jedoch verschlossen war, gab ich mich in dem Gedanken zufrieden, daß Sie mich fraglos bald aufsuchen würden.«
Einen Moment ruhten die Augen des Fremden fast durchdringend auf Heilings Gesicht. Offenbar war irgend eine mißtrauische Regung in ihm wach geworden. Aber da des Rechtsanwalts Mienen unverändert den harmlos zuvorkommenden Ausdruck beibehielten, schien er sich wieder zu beruhigen. Und mit einem Versuch zu scherzen meinte er:
»Die Verwechslung ist Ihnen wohl sehr schnell infolge des nicht gerade geringen Gewichtsunterschiedes der beiden Taschen aufgefallen? Tut mir leid, daß Sie sich mit meinen Modellteilen für einen neuen Flugzeugmotor haben schleppen müssen, Herr Rechtsanwalt.«
›Nette Modellteile!‹ dachte Heiling. Laut aber sagte er:
»Ah, da habe ich wohl gar kurze Zeit die Vorarbeiten für ein demnächst neues Patent in meiner Obhut gehabt, Herr Schmidt? – Nur gut, daß gerade ich Ihre Mappe mitnahm. Wer weiß, ob Ihr Modell bei einem Ingenieur z. B. nicht doch die Neugier geweckt hätte. Denn daß Metallgegenstände sich in der Ledertasche befinden, ist ja deutlich genug durchzufühlen.«
Das klang alles so harmlos freundlich, daß bei dem Fremden auch der letzte Rest von Mißtrauen schwand.
»Ja, ich bin auch sehr froh darüber«, entgegnete er mit einer gezierten Verbeugung. »Es handelt sich in der Tat um eine wichtige Erfindung, deren Kenntnis für einen Fachkollegen höchst wertvoll gewesen wäre …«
»Na – jetzt können Sie jedenfalls ganz beruhigt sein«, sagte Heiling gutgelaunt. »Ebenso wie ich mich freue, daß ich meine Akten wiederhabe.«
Sodann fügte er in ernsterem Tone hinzu: »Pardon – ich vergaß mich bei Ihnen zu entschuldigen, daß ich Sie in Morgenschuhen und in der Hausjoppe empfangen habe. Ich war so in meine Arbeit vertieft –«
2. Kapitel
In der Dresdenerstraße im Süden Berlins steht ein älteres, etwas verräuchertes Gebäude, neben dessen schwerer, massiver Eingangstür aus geschnitztem Eichenholz ein Porzellanschild mit der Aufschrift:
Detektivinstitut Argus, Inhaber Fritz Schaper
hängt. Noch vor einem Jahr hatte der Aufdruck dieses Schildes, der besseren Reklame wegen, anders gelautet. Aber Fritz Schaper war jetzt eine Berühmtheit geworden und hatte es nicht mehr nötig, die Klienten durch marktschreierische Ankündigungen herbeizulocken. Die Aufdeckung der Geheimnisse des ›Bildes mit den Glasaugen‹, wobei es sich um eines der eigenartigsten Verbrechen handelte, die in der Kriminalgeschichte aller Länder je vorgekommen sind, hatte den Namen Fritz Schaper weit über die Grenze Deutschlands hinaus bekannt gemacht. Das Detektivinstitut beschäftigte jetzt nicht weniger als sechs Angestellte außer dem Bureaupersonal, alles erprobte Leute, auf die der Chef sich unbedingt verlassen konnte.
Zu der festen Kundschaft Fritz Schapers, der früher Apotheker und eine Weile auch Schauspieler gewesen war, gehörte eine große Anzahl Berliner Rechtsanwälte, die dem Institut die notwendigen Ermittlungen zur Überprüfung von zweifelhaften Aussagen für die Prozeßführung regelmäßig übertrugen.
Fritz Schaper, ein noch recht jugendlich aussehender Herr mit glattrasiertem Gesicht, saß am Schreibtisch in seinem Sprechzimmer und schrieb soeben einem auswärtigen Kunden, der sich nach der Kreditfähigkeit einer Charlottenburger Firma erkundigt hatte, eine ausführliche Antwort.
Gerade schob er den Brief in den Umschlag, als das auf dem Tisch stehende Telephon zu schrillen begann. Folgende Unterredung, die von seiten des Detektives mit wachsendem Interesse geführt wurde, entspann sich nun.
»Herr Schaper persönlich?«
»Jawohl. – Mit wem habe ich die Ehre?«
»Das tut nichts zur Sache. – Ich will zunächst nur anfragen, ob Sie auch einen Auftrag übernehmen würden, bei dem der Auftraggeber unbekannt zu bleiben wünscht.«
»Hm … Es käme ganz darauf an, worum es sich handelt«, entgegnete Schaper zögernd.
»Um einen Mord«, klang es durch den Apparat zurück.
Der Detektiv war gewiß an Überraschungen aller Art gewöhnt. Dieser Bescheid brachte ihn aber doch etwas aus der Fassung.
»… Mord? – Habe ich richtig gehört?« fragte er dann nochmals zur Sicherheit.
»Ja, leider. Vor kurzer Zeit ist in dem sogenannten Katzen-Palais in Charlottenburg in der Schloßstraße der Rentier Gottfried Marschall durch mehrere Stiche in die Brust ermordet worden. – Sie sollen nun sofort die Nachforschungen nach dem Täter aufnehmen. Erklären Sie sich hierzu bereit, so wird Ihnen umgehend als Anzahlung auf Ihr Honorar die Summe von fünfhundert Mark per Postanweisung zugehen.«
Schaper schwirrte förmlich der Kopf. So etwas war ihm noch nicht vorgekommen. Die Sache schien ja mehr als geheimnisvoll zu sein.
»Wollen Sie mir nicht doch lieber Ihren Namen nennen, mein Herr?« suchte er den mit ihm durch das Telephon Verbundenen zu überreden. »Ich verspreche Ihnen, daß niemand von mir erfahren soll, wer …«
»Nein – dann verzichte ich lieber auf Ihre Tätigkeit.« Diese Unterbrechung klang schon recht ungeduldig. Und der Detektiv, der hier einen neuen Sensationsfall witterte, beeilte sich daher zu erwidern:
»Schon gut, mein Herr. Ich nehme an. – Wann ist denn der Mord verübt worden, und – ist die Polizei bereits im Hause?«