Der Rabe - Edgar Allan Poe - E-Book

Der Rabe E-Book

Edgar Allan Poe

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Beschreibung

Dieses eBook: "Der Rabe" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Der Rabe ist ein erzählendes Gedicht des US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe. Es ist eines der bekanntesten US-amerikanischen Gedichte. Es schildert den mysteriösen, mitternächtlichen Besuch eines Raben bei einem Verzweifelten, dessen Geliebte verstorben ist. Der lyrische Erzähler des Gedichtes hört, als er eines Nachts beim Lesen dem Schlaf schon nahe ist, ein sanftes Klopfen an der Tür. Vom Tod seiner Geliebten Lenore tief betroffen, hat er Trost in der Lektüre seltsamer, möglicherweise okkulter Bücher gesucht, welche seine ohnehin gereizten Nerven weiter angespannt haben. So beschleunigen das Verglimmen des Kaminfeuers und das Rascheln der Gardinen seinen Herzschlag; um sich zu beruhigen, sagt er sich selbst, dass das Klopfen nur von einem späten Besucher stammte. Doch als er die Tür öffnet und dort niemand ist, wecken der Verlust seiner Geliebten sowie die seltsamen Lektüren die irrationale Hoffnung in ihm, dass das Klopfen von Lenore sein könnte. Als er ins Zimmer zurückkehrt, klopft es erneut, diesmal am Fenster. Er öffnet dies und ein stattlicher Rabe fliegt durchs Fenster in den Raum und setzt sich auf die Büste von Pallas Athene.

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Seitenzahl: 48

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Edgar Allan Poe

Der Rabe

Mit einer Biografie von Edgar Allan Poe

Übersetzer: Carl Theodor Eben

Illustrator: David Scattergood

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-2221-9

Inhaltsverzeichnis

Der Rabe
Edgar Allan Poe. Biographische Skizze
The Raven (Originaltext)

Der Rabe

Inhaltsverzeichnis

itternacht umgab mich schaurig, als ich einsam, trüb und traurig, Sinnend saß und las von mancher längstverklung’nen Mähr’ und Lehr’ – Als ich schon mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken, Hörte plötzlich ich ein Ticken an die Zimmerthüre her; „Ein Besuch wohl noch,“ so dacht’ ich, „den der Zufall führet her –Ein Besuch und sonst Nichts mehr.“

Wohl hab’ ich’s im Sinn behalten, im Dezember war’s, im kalten, Und gespenstige Gestalten warf des Feuers Schein umher. Sehnlich wünscht’ ich mir den Morgen, keine Lind’rung war zu borgen Aus den Büchern für die Sorgen – für die Sorgen tief und schwer Um die Sel’ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer –Hier, ach, nennt sie Niemand mehr!

Jedes Rauschen der Gardinen, die mir wie Gespenster schienen, Füllte nun mein Herz mit Schrecken – Schrecken nie gefühlt vorher; Wie es bebte, wie es zagte, bis ich endlich wieder sagte: „Ein Besuch wohl, der es wagte, in der Nacht zu kommen her – Ein Besuch, der spät es wagte, in der Nacht zu kommen her;Dies allein und sonst Nichts mehr.“

Und ermannt nach diesen Worten öffnete ich stracks die Pforten: „Dame oder Herr,“ so sprach ich, „bitte um Verzeihung sehr! Doch ich war mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken, Und so leis scholl Euer Ticken an die Zimmerthüre her, Daß ich kaum es recht vernommen; doch nun seid willkommen sehr!“ –Dunkel da und sonst Nichts mehr.

Düster in das Dunkel schauend stand ich lange starr und grauend, Träume träumend, die hienieden nie ein Mensch geträumt vorher; Zweifel schwarz den Sinn bethörte, Nichts die Stille draußen störte, Nur das eine Wort man hörte, nur „Lenore?“ klang es her;

Als ich nun mit tiefem Bangen wieder in’s Gemach gegangen, Hört’ ich bald ein neues Pochen, etwas lauter als vorher. „Sicher,“ sprach ich da mit Beben, „an das Fenster pocht’ es eben, Nun wohlan, so laß mich streben, daß ich mir das Ding erklär’ – Still, mein Herz, daß ich mit Ruhe dies Geheimniß mir erklär’Wohl der Wind und sonst Nichts mehr.“

Riß das Fenster auf jetzunder, und herein stolzirt’ – o Wunder! Ein gewalt’ger, hochbejahrter Rabe schwirrend zu mir her; Flog mit mächt’gen Flügelstreichen, ohne Gruß und Dankeszeichen, Stolz und stattlich sonder Gleichen, nach der Thüre hoch und hehr – Flog nach einer Pallasbüste ob der Thüre hoch und hehr –Setzte sich und sonst Nichts mehr.

Und trotz meiner Trauer brachte er dahin mich, daß ich lachte, So gesetzt und gravitätisch herrscht’ auf meiner Büste er. „Ob auch alt und nah dem Grabe,“ sprach ich, „bist kein feiger Knabe, Grimmer, glattgeschor’ner Rabe, der Du kamst vom Schattenheer – Sprich, welch’ stolzen Namen führst Du in der Nacht pluton’schem Heer?“Sprach der Rabe: „Nimmermehr.“

Ganz erstaunt war ich, zu hören dies Geschöpf mich so belehren, Schien auch wenig Sinn zu liegen in dem Wort bedeutungsleer; Denn wohl Keiner könnte sagen, daß ihm je in seinen Tagen Sonder Zier und sonder Zügen so ein Thier erschienen wär’, Das auf seiner Marmorbüste ob der Thür gesessen wär’Mit dem Namen „Nimmermehr.“

Dieses Wort nur sprach der Rabe dumpf und hohl, wie aus dem Grabe, Als ob seine ganze Seele in dem einen Worte wär’. Weiter Nichts ward dann gesprochen, nur mein Herz noch hört’ ich pochen, Bis das Schweigen ich gebrochen: „Andre Freunde floh’n seither – Morgen wird auch er mich fliehen, wie die Hoffnung floh seither.“Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

Immer höher stieg mein Staunen bei des Raben dunklem Raunen, Doch ich dachte: „Ohne Zweifel weiß er dies und sonst Nichts mehr; Hat’s von seinem armen Meister, dem des Unglücks finstre Geister Drohten dreist und drohten dreister, bis er trüb und trauerschwer –

Trotz der Trauer wieder brachte er dahin mich, daß ich lachte; Einen Armstuhl endlich rollte ich zu Thür und Vogel her. In den sammt’nen Kissen liegend, in die Hand die Wange schmiegend, Sann ich, hin und her mich wiegend, was des Wortes Deutung wär’ – Was der grimme, finst’re Vogel aus dem nächt’gen SchattenheerWollt’ mit seinem „Nimmermehr.“

Dieses saß ich still ermessend, doch des Vogels nicht vergessend, Dessen Feueraugen jetzo mir das Herz beklemmten sehr; Und mit schmerzlichen Gefühlen ließ mein Haupt ich lange wühlen In den veilchenfarb’nen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr – Ach, in diesen sammtnen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr –Ruhet sie jetzt nimmermehr!

Und ich wähnte, durch die Lüfte wallten süße Weihrauchdüfte, Ausgestreut durch unsichtbare Seraphshände um mich her. „Lethe,“ rief ich, „süße Spende schickt Dir Gott durch Engelshände, Daß sich von Lenoren wende Deine Trauer tief und schwer! Nimm, o nimm die süße Spende und vergiß der Trauer schwer!“Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

„Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel! Ob die Hölle Dich mir sandte, ob der Sturm Dich wehte her! Du, der von des Orkus Strande – Du, der von dem Schreckenlande Sich zu mir, dem Trüben, wandte – künde mir mein heiß Begehr: Find’ ich Balsam noch in Gilead! ist noch Trost im Gnadenmeer?“Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

„Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel! Bei dem ew’gen Himmel droben, bei dem Gott, den ich verehr’ – Künde mir, ob ich Lenoren, die hienieden ich verloren,