Der Reaktor - Elisabeth Filhol - E-Book

Der Reaktor E-Book

Elisabeth Filhol

3,8

Beschreibung

Drei Selbstmorde hat es gegeben unter den Arbeitern im Atomkraftwerk. Einer der Toten ist Loïc, Yanns bester Freund, mit dem zusammen er schon seit Jahren als Zeitarbeiter im Rhythmus der jährlichen Wartungen von Reaktor zu Reaktor zieht. "Neutronenfutter" nennen sich diese Leute selbst, denn für jeden, der wegen zu hoher Strahlenbelastung ausfällt, gibt es sofort willigen Ersatz. Die Arbeiter leben im Wohnwagen oder im Hotel, vereint durch eine gewisse Solidarität, die sich aber bei der fehlenden Arbeitsplatzsicherheit und dem Stress unter der nuklearen Bedrohung schnell verbraucht. Dieser Roman macht die Bedrohung ebenso fühlbar wie die Faszination für das Kraftwerk und die Angst davor. Filhol schreibt in einem nüchternen, lakonischen Stil, der die Atmosphäre unter den Beschäftigten, die physikalischen Prozesse sowie die Arbeitsabläufe kunstvoll verdichtet. Der Reaktor ist auch ein Symbol für die Gesellschaft. Der Roman ist in Frankreich von einem großen Medienecho begleitet und mit dem Prix France Culture Télérama ausgezeichnet worden und war zeitweise auf Platz 6 der französischen Bestsellerlisten.

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ELISABETH FILHOL

DER REAKTOR

ROMAN

Aus dem Französischenvon Cornelia Wend

EDITION NAUTILUS

Dieses Werk wurde

mit Unterstützung des

französischen

Kulturministeriums,

Centre national du livre,

publiziert.

Ouvrage publié avec

le soutien du

Centre national du livre –

ministère français

chargé de la culture.

Die Originalausgabe

des vorliegenden Buches

erschien unter dem Titel

La Centrale

© Editions POL, Paris 2010

Edition Nautilus

Verlag Lutz Schulenburg

Schützenstraße 49 a

D-22761 Hamburg

www.edition-nautilus.de

Alle Rechte vorbehalten

© Edition Nautilus 2011

Deutsche Erstausgabe

Mai 2011

Umschlaggestaltung:

Maja Bechert, Hamburg

www.majabechert.de

Druck und Bindung:

Friedrich Pustet, Regensburg

2. Auflage Juli 2011

Print · ISBN 978-3-89401-740-8

eBook · ISBN 978-3-86438-053-2 (ePub)

ISBN 978-3-86438-054-9 (PDF)

Chinon

1

Drei Beschäftigte sind in den letzten sechs Monaten gestorben, drei Stammkräfte, die alle in einer leitenden Position tätig oder mit Kontrollaufgaben betraut waren, deren Taten man also ernst nehmen musste, und von denen, obwohl sie sich doch kaum kannten, von nun an wie von drei Waffenbrüdern gesprochen wurde, oder auch drei Opfern des Kraftwerks, die an derselben Front gefallen waren. Eine ruhige Front. Seit Beginn der sechziger Jahre, als der erste Reaktor ans Netz ging, wurde das Kraftwerk um immer neue Blöcke erweitert, wie die extensive Landwirtschaft verleibte es sich immer mehr Fläche ein, bis es auf sieben Blöcke angewachsen war, die drei ältesten, mit Graphitgastechnik betriebenen, werden nach und nach demontiert, hier und da kommt der nackte Boden wieder zum Vorschein und wird nun als Zwischenlager genutzt. Ein Elektrozaun umschließt das Gelände. Jenseits davon herrscht Stille. Das fällt einem als Erstes auf. Abgesehen vom Verkehrslärm und dem andauernden Geräusch der Luftkühlung nimmt man trotzdem eine Stille wahr, die über dem ganzen Gelände liegt, wenn man es umrundet.

Ich trete hinaus, da liegt es vor mir. Und von denen, die dort rauskommen, die von der Frühschicht, überquert eine Handvoll Männer die Landstraße und geht in Richtung Bar. Dem Ersten halte ich die Tür auf. Ich sollte eigentlich jetzt bei ihnen sein, bei denen, die nach Feierabend etwas trinken gehen, um auf diese Weise eine zusätzliche Schleuse zu haben, so als müssten sie das System der Luftschleusen und Sicherheitskontrollen, das im Inneren herrscht, zwanghaft fortführen, weil man, bevor man heimkehrt, das Bedürfnis nach einer Pufferzone verspürt, außerhalb des umzäunten Areals und dennoch innerhalb seiner Einflusssphäre, zwischen Kollegen, die darüber reden, und es ist dabei immer in Blickweite, und gleichzeitig befindet man sich unter den anderen, die nie darüber reden, Lastwagenfahrer, Lieferanten, Arbeiter der Autobahngesellschaft, Handwerker, von denen manche es gar nicht mehr sehen, außer wenn es auf der ersten Seite einer Regionalzeitung auftaucht. Vorgestern war es Thema in den 20-Uhr-Nachrichten, wir versammelten uns, alle warteten. Auf die, die interviewt worden waren und die man kennt, zwanzig Uhr siebzehn. Von dem ganzen Interview blieben im Schneideraum nur drei Sätze übrig, das ist ziemlich mager, aber man sieht das Kraftwerk, und es dort auf dem Bildschirm vor sich zu haben wie ein ganz normaler Fernsehzuschauer, für den das alles nicht real ist, und es zugleich wiederzuerkennen, manchmal sogar sich oder einen Kollegen, versöhnt einen zeitweilig mit ihm, und dabei bricht es einem das Herz, weil man merkt, wie weit es schon mit einem gekommen ist.

Vor dem Zaun, wenn es mal hart auf hart kommt, hat man die Solidarität der Gewerkschaften, die jeden, der das Gelände betritt, darauf überprüfen, ob er schon ein Flugblatt hat, jeden der zweitausend Beschäftigten, von denen jedoch nur die Hälfte bei der EDF* angestellt ist. Die anderen, so wie ich, sind nur drei bis fünf Wochen da, so lange, wie der Block abgeschaltet ist, der Reaktor gewartet und mit neuem Kernbrennstoff bestückt wird, von März bis Oktober folgt ein Einsatz auf den anderen, in ganz Frankreich, und die Männer ziehen von einem Ort zum nächsten, alle beschäftigt bei Zeitarbeitsfirmen. Alle halten zusammen, da man unter diesen Umständen gar keine andere Wahl hat. Und die Anwohner? Die, die nicht in der Anlage arbeiten, sich aber aus gutem Grund von dem, was dort passiert, betroffen fühlen? Was man in den Zeitungen liest und was die Leute darüber denken, ist, dass es drei Todesfälle durch Selbstmord innerhalb weniger Monate gab, drei Techniker, die im Kraftwerk beschäftigt waren, was auch immer die Leitung über die Belastungen des Lebens sagt, und dass man diese Belastungen nun wirklich nicht dem Kraftwerk aufbürden könne, da es keine Beweise dafür gebe, ob nicht der eine oder andere, Ehemann und Familienvater, Probleme in seinem Privatleben gehabt habe, so wirft das zumindest Fragen auf, und damit ist schon der Zweifel gesät, und von diesem Zweifel bleibt immer etwas hängen, was die Leute über dieses Gesetz der Serie denken, ist, dass es sich dabei kaum um Zufall handeln kann, sondern dass es einfach zu viele Missstände gibt, permanent überforderte Männer und vergeblich betätigte Alarmknöpfe.

Ich komme aus der Bar, es liegt vor mir, auf der anderen Seite der Landstraße, Nordeingang, Südeingang. Das Kraftwerk, die Felder, das Gewerbegebiet. Die Leute aus der Branche sagen, das CNPE. Gefolgt von Ortsnamen, Fessenheim, Flamanville, Tricastin, wenn man nur die Anlagen nennt, die noch in Betrieb sind, neunzehn Namen, und für jeden der achtundfünfzig Reaktoren den Namen des Ortes gefolgt von der Nummer des Blocks, Nogent 1, Chinon 4. CNPE für Centre nucléaire de production d’électricité, Kernkraftwerk. Der Betreiber, die Subunternehmer und die Sicherheitsdienste, insgesamt fünfunddreißig- bis vierzigtausend Menschen, verteilt über das ganze Land, alle teilen ein Risiko und eine Art zu denken. Hinter dem Kraftwerk der Fluss. Die Brücke über den Fluss, von hier aus sieht man nur die Brücke. Die Autobahnausfahrt ist fünf Kilometer entfernt.

Bei Schichtwechsel gibt es einen stetig anwachsenden Strom von Autos und von Menschen, die sich zu Fuß zur Bushaltestelle aufmachen oder etwas trinken gehen, bevor sie sich trennen. Ich halte ihnen die Tür auf, und sie kommen rein, man begrüßt sich. Sie wissen auf Anhieb, was los ist. In meinem entrückten Blick und meiner offensichtlich fehlenden Dynamik und vielleicht auch durch die Art, wie ich es, wenn auch unbeabsichtigt, vermeide, ihnen ins Gesicht zu sehen, können sie das Entscheidende erkennen, nämlich dass ich die Dosis abbekommen habe und freigesetzt wurde.

Ich laufe gegen den Strom am Zaun entlang bis zum Wachposten. Zugang nur für befugte Personen. Die Information erscheint auf dem Bildschirm. Der Wachmann ist durch nichts zu erschüttern, egal ob es einen Revisionsstillstand gibt oder nicht, man merkt, er hat sich in einem Ablauf eingerichtet, der über das Jahr hin immer gleich ist, wir vor ihm, er hinter der Scheibe. Leute kommen und gehen, hunderte Gesichter am Tag. Die einen Nomaden, die anderen sesshaft, und er sitzt da wie festgeschraubt, tut immer genau das Gleiche und redet dabei nicht mehr als nötig, und wie soll man auch nicht eine Unmenge von Handgriffen ausführen, wenn man da sitzt? Er nimmt meine Karte, erfasst meinen Namen. Er vergleicht uns, mich und mich selbst anhand meiner biometrischen Daten, hinter mir unterhalten sich welche, als er den Blick hebt, geht der über unsere Köpfe hinweg in die Ferne, keine Ahnung, warum er das braucht, er sitzt schon erhöht und ist dann noch von oben herab, dabei hat er doch sowieso die Zügel in der Hand, er entscheidet durch die Art und Weise, wie er einen Handgriff auf den nächsten folgen lässt, ob sich für uns, die wir an ihm vorbeidefilieren, die Wartezeit verkürzt; unter denen, die er kennt oder wiedererkennt, fühlen sich manche sicher genug, auch mal ein Wort zu sagen, er verfügt über ein ganzes Arsenal von Antworten, sie spiegeln den unterschiedlichen Status der Arbeiter wider, die dort draußen stehen, das geht vom kurzen Blick, begleitet von einem angedeuteten Lächeln, über ein komplizenhaftes Lächeln und ein Kopfnicken oder einer zum Gruß erhobenen Hand bis hin zur deutlich vernehmbaren Stimme; aber für ein Lachen, ein richtiges offenes, wuchtiges Lachen, muss schon jemand einen guten Scherz machen, der in der Arbeitshierarchie des Kraftwerks weit oben steht, ich meine jetzt nicht die offizielle Hierarchie, sondern die andere, die unter uns gilt, und von der man schnell eine Vorstellung bekommt, und er, der Wachmann, der deinen Kopf kennt, der weiß, wie lange du schon von einem Kraftwerk zum nächsten wanderst, der deinen Lebenslauf vor sich auf dem Bildschirm hat, er weiß mehr über dich als jeder andere und verfügt über die Mittel, dich zu adeln, einfach durch die Art und Weise, wie er dich vor deinen Kollegen begrüßt.

Magnetkarte und persönlicher Zugangscode. Zwei Ziffern, begrenzter Zutritt. Vier Ziffern, Zutritt zum Überwachungsbereich. Ein anderer als ich erschien heute früh vor dem Wachposten, passierte die Kontrollen, die Umkleide und ging zu meinen Kollegen, um die Arbeit zu beenden. Im Moment ruht er sich aus und versucht, nicht daran zu denken oder zu denken, dass das nur den anderen passiert, eine Regel, die für alle gilt, das permanente Risiko, statistisch, verstrahlt zu werden, und für ihn selbst ist es nur die Ausnahme, die die Regel bestätigt, oder die feste Überzeugung, dass es nicht passieren wird. Er ist jung, stelle ich mir vor, in guter physischer Verfassung, und sein Körper gehorcht ihm. Solange er nicht die gegenteilige Erfahrung gemacht hat, denkt er nicht weiter nach. Die Ablösung. Wie in der ersten Reihe am Schützengraben, wer fällt, wird sofort ersetzt. Ein geregelter Ablauf, was dann zu tun ist, wurde schon oft wiederholt, das geht automatisch. Es gibt eine Abkürzung dafür. DSEA, direkte Strahlenexposition am Arbeitsplatz. Es gibt eine gesetzliche Höchstgrenze für die jährliche Strahlenbelastung, die für alle gleich ist, nur dass manche mehr Glück haben als andere, und die schöpfen bis zum Jahresende nicht mal ihre maximal zulässige Dosis aus und können nahtlos ins nächste Jahr überwechseln, während andere schon im Mai im roten Bereich sind, dann müssen sie noch Juli, August, September durchhalten, die heißen Monate, da stehen sie unter höchster Anspannung, denn von Einsatz zu Einsatz steigt die Müdigkeit und damit das Risiko, nicht effizient zu arbeiten oder nicht wachsam genug zu sein und damit genau die Dosis zu viel abzubekommen, durch die man bis zur nächsten Saison aus dem Spiel ist, das geringe Kapital an Millisievert sieht man dahinschmelzen wie Schnee in der Sonne, das wird zu einer Obsession, man denkt nur noch daran, beim Aufwachen, am Spind, bei der Arbeit lässt man das Dosimeter nicht aus den Augen, das geht so weit, dass man es der Verordnung übel nimmt, in der die zulässige Quote um die Hälfte herabgesetzt wurde, und dabei vergisst man, was es langfristig bedeutet. Neutronenfutter. Remfleisch. Man setzt in diesen drei Wochen, die der Block abgeschaltet ist, doppelt so viele Leute ein. Das Rem ist die alte Einheit, aus dem alten System. Heute Sievert. Das ist das Kapital, über das jeder verfügt, zwanzig Millisievert, die maximal erlaubte Strahlendosis über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Und wenn noch so viele an vorderster Front umfallen, die Reserve ist scheinbar unerschöpflich. Ich hatte meine Chance. Ich gehörte zu denen, die man weit hinter die Front bringt, Theoriekurs, dann zehn Tage Praxis in der schuleigenen Anlage, zehn, die auf acht Tage verkürzt wurden, wie zu Höchstzeiten der Offensive, wenn man die Unterweisung der Rekruten beschleunigt, um sie schnellstmöglich zur Verfügung zu haben, und was bringt es auch, noch mehr Zeit und Geld in die zu investieren, deren Karriere ja doch nur von kurzer Dauer sein wird?

* EDF, Électricité de France, staatlicher Energieversorger

2

»Setzen Sie sich.« Er wirkt sympathisch, ist um die fünfzig, nicht er hatte mich nach dem Störfall untersucht. Grauer, kurz gestutzter Bart, kahler Schädel. Seine Haut ist durch eine Tätigkeit an der frischen Luft offenbar ganzjährig der Sonne ausgesetzt, vielleicht Segeln, Pornic ist nicht weit oder Les Sables d’Olonne. Er hat meine Akte geöffnet und liest den Bericht, den sein Kollege gestern verfasst hat, ohne mich anzublicken, während ich ihm antworte. Die Personen wechseln. Die Szenerie bleibt die gleiche, ein Untersuchungszimmer, das am Ende des Ganges bereitsteht, Metallmöbel, und an der Wand Strukturtapete, die man gelb überstrichen hat, wie im Krankenhaus, damit es nicht weiß ist, nackt, unpersönlich, es gibt drei Betriebsärzte im Kraftwerk, die sich abwechseln, und keiner hinterlässt einen bleibenden Eindruck, man kommt mit seinen Sachen und nimmt sie wieder mit, Angestellte und Ärzte, wir sind alle vom gleichen Schlag, die Jacke hängt man über die Stuhllehne, und die Tasche – wenn man denn eine hat – stellt man auf den Boden, ans Fenster, damit sie nicht stört.

Er sitzt da hemdsärmelig, einen Stift in der linken Hand, das Fenster zu seiner Rechten, vor ihm der A4-Hefter aus Pappe mit der Patientenakte, auf der mein Name mit schwarzem Filzer geschrieben steht. Es lagen etwa zehn solcher Akten auf dem Schreibtisch der Sekretärin, er hat die oberste vom Stapel genommen und sich versichert, dass Name und Vorname stimmen, vor allem, wie der Name richtig ausgesprochen wird, bevor er mich hineinbat. »Setzen Sie sich.« Das Zimmer ist kürzlich renoviert worden. Leute reden hinter der Wand. Hin und wieder versteht man ein Wort, mehr nicht, nicht genug, um zu wissen, worum es in dem Gespräch geht, aber der Rhythmus, der Klang, die Anzahl der Sprecher, ja – sobald persönlichere Fragen kommen, spricht man automatisch leiser. Vorerst wird auf dieser Seite nichts gesagt, und das Stimmengemurmel von der anderen Seite ist unsere Geräuschkulisse. Er nimmt sich Zeit beim Lesen. Man spürt, er lässt sich nicht aus dem Takt bringen, hat sein eigenes Tempo, das er in seinen Untersuchungen durchzieht, so vermute ich, egal mit wem er es zu tun hat, vom ganz Schüchternen bis zum Supergestressten, von einem, für den Zeit keine Rolle spielt, bis zu dem, der keine Zeit hat und das auch deutlich zum Ausdruck bringt. Ein Tempo, das auch längere Pausen zulässt, die ausgefüllt werden vom geräuschvollen Tun der Männer und Frauen hinter der Wand, die in der Verwaltung arbeiten, vor allem Frauen, da trifft man sonst nicht viele in den Kraftwerken, Stimmen, das Klappern der Absätze, Telefonklingeln.

»Wie fühlen Sie sich heute?«

»Heute geht es schon wieder.« Der lässt sich nichts vormachen. Keiner lässt sich etwas vormachen, aber jeder spielt seine Rolle, nimmt seinen Platz ein und ist sich dessen bewusst. Mein Job ist, alles zu tun, um meine Arbeit zu behalten. Ob ich mich gut fühle? Ja. Gestern Abend habe ich die Wirkung vielleicht schon gespürt, hatte einen kleinen Durchhänger, aber jetzt geht es mir besser. Die Wahrheit ist, dass ich mich, als ich nach Hause kam, am liebsten sofort hingelegt hätte, es aber mit Rücksicht auf Jean-Yves nicht getan habe. Dazu muss man wissen, dass wir uns einen Wohnwagen teilen, er arbeitet nachts, ich in der Regel vormittags, so arrangieren wir uns.